Mozart! Nicht von dieser Welt?

  • Schon seit einiger Zeit, stelle ich mir die Frage, was das besondere an Mozarts Musik ist?

    Auch seine Zeitgenossen haben Sinfonien und Konzerte geschrieben, aber nie in so einer Meisterschaft wie Mozart.


    Um zu dieser Frage zu gelangen brauchte es bei mir ein Aha- Erlebnis:

    Ich leide seit einigen Jahren an Migräne und nehme auch Tabletten dagegen.

    Neulich war es wieder besonders schlimm, aber diesmal habe ich nicht zur Tablettenschachtel gegriffen, sondern zu meiner Mozart- Gesamtausgabe. Ich habe mir einige der frühen Sinfonien angehört und tatsächlich waren die Kopfschmerzen nach etwa 20 Minuten verschwunden. Nun ja, das kann natürlich Zufall sein, aber ich habe auch von anderen Leuten ähnliche Geschichten gehört...


    Aufgrund meiner bisherigen Erfahrung, muss ich die Frage stellen (und ich hoffe niemand hält mich deswegen für verrückt): War Mozart ein normaler sterblicher Mensch?

    Wenn man sein Leben betrachtet könnte man sagen ja, aber seine Musik...


    Woher nahm Mozart seine Anregungen für so wunderbare Werke wie z.B. das Klarinettenkonzert KV 622?


    Der Schriftsteller Maarten T'hart ging in seinem Mozartbuch sogar so weit zu behaupten, Mozarts Musik wäre bedeutender als die Musik Bachs.

    Mit Sicherheit muss man diese Aussage vorsichtig betrachten, da jeder Mensch eine andere Auffassung hat.


    Für mich steht fest: Mozarts Musik steht einzigartig da, genau wie die Bachs.

    Aber Mozarts Musik hat im Gegensatz zu der Bachs etwas... was ich nicht in Worte fassen kann. Vielleicht kann man sagen, dass Mozarts Musik, so leicht sie manchmal auch klingt eine Art doppelten Boden hat, den wir als Zuhörer nur gar nicht zur Kenntnis nehmen.

    Vielleicht liegt ja darin die Einzigartigkeit Mozarts, dass wir nicht genau wissen, was er uns mit seiner Musik sagen wollte?


    So, nun bin sehr gespannt auf eure Erfahrungen und eure Meinung.😉


    Liebe Grüße


    W.A.Mozart

    W.A.Mozart:)

  • Lieber W.A.Mozart


    Kaum ist das Beethoven-Jahr vorbei :)!


    Ich bin sicher kein Berufener in dieser Hinsicht, da meine Liebe zu Mozart deutlicher später erwachte, als zum Beispiel die zu Beethoven oder Bach und ich finde auch eine Diskussion, ob Mozart von dieser Welt war nur symbolisch durchführbar ;).


    Nur ein paar sehr einfache Gedanken oder Gefühle, mit denen ich die drei Großen hier für mich unterscheide, denn unterschiedlich sind sie allemal. Das kann man auch problemlos als Gelaber empfinden und ich wäre da auch gar nicht böse.


    Bach ist für mich Rückbesinnung auf den Ursprung von Musik. Die Elemente, die Atome, der Blues im Rock! Er ist dadurch in gewisser Weise sehr modern (eventuell zeitlos) und man kann ihn häufig problemlos mit sehr moderner Musik, auch Jazz gut zusammenhören.


    Beethoven ist die menschliche Stimme, der ewige Versuch, Neues zu finden und aufzubauen, der Elan, die Energie, die Architektur (auch die Bauruinen ;)) aber eben auch die Zuneigung. Die Größe dieser Architekturen machen ihn zu seiner Zeit absolut einzigartig.


    Mozart nun ist weder ein Schaffer musikalischer Strukturen noch ein Architekt des Neuen. Immer, wenn ich ihn höre, und da höre ich wirklich gerne auch seine Klavierkonzerte, besonders aber seine Streichquartette und -quintette, zeigt er mir, was hinter aller Musik steckt, mit einer Sparsamkeit und Sicherheit in der Instrumentierung und Konstruktion, die ihn wiederum nun hier einzigartig erscheinen lässt.


    Ich halte es für albern, Bedeutung in einer eindimensionalen Skala abzubilden, A sei bedeutender als B. Das kommt aus dem Sport und hat mit Kunst wenig zu tun. Alle diese Komponisten können uns Einblicke und Erlebnisse geben, die den einen so unersetzbar machen wie den anderen. Ja, und ohne Mozart wäre die Welt deutlich ärmer.


    Soweit also meine bestreitbare Meinung.:)


    Beste Grüße.

  • Auch seine Zeitgenossen haben Sinfonien und Konzerte geschrieben, aber nie in so einer Meisterschaft wie Mozart.

    Das klingt mir ein wenig sehr nach dem im 19. Jahrhundert aufgekommenen Mythos vom Übermenschen Mozart. Es soll da einen gewissen Joseph Haydn gegeben haben, der für die Entwicklung der Symphonik angeblich bedeutender war, zumindest aber ebenbürtig.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich sehe mich durchaus als Liebhaber mozartscher Musik.

    Einiges ist aber durchaus Legendenbildung.

    Mozarts Musik gegen Kopfschmerz ?

    Vermutlich hätte Vivaldi hier ebenfalls gewirkt.

    Ob Mozart oder Bach das größere Genie waren - darüber wird vermutlich noch lange gestritten werden.

    Bach selbst meinte, wer sich mit Ausdauer und Fleiß um die Musik bemühe, der werde erfolgreich sein - wie er...

    Es hängt vieles davon ab, wo man Prioritäten setzt - Mozart war indes auf alle Fälle der Vielseitigere....

    In der Tat haben zu Mozarts Zeiten viele Komponisten gewirkt - und sind heute (fast) vergessen

    Mozart hat von diesen viele als gefährliche Konkurrenten eingeschätzt - und sich vor ihnen gefürchtet.

    Salieri war da übrigens nicht darunter man respektierte einander.

    Mit Dittersdorf, Vanhal und Haydn hat er im Quartett gespielt, er sah sie als ebenbürtoig an,ebenso

    wie Johann Samuel Schröter, wo er zu eingen seiner Klavierkonzerte Kadenzen schrieb.

    Seine Wertschätzung dieses Komponisten ist ferner in einem Brief an seinen Vater Leopold dokumentiert.


    Ich habe mit oft die Frage gestellt , ob Mozart ohne seine Lebensgeschichte heute noch SOO bekannt wäre

    wie er es zeitweise war und teilweise noch ist.


    Denn den vorläufig letzten Höhepunkt hat er eigentlich zwischen 1959 und 2000 gehabt...


    Die ihn bekanntmachenden Ereignisse in seinem Leben waren


    Kindheit als Wunderkind mit Promotion durch den Vater Leopold

    Besuch am Hofe der Kaiserin Maria Theresia

    Persönliche Bekanntschaft und Wertschätzung durch Joseph II

    Persönliche Freundschaft mit Joseph Haydn

    Skandal im Konflikt mit dem Erzbischof von Salzburg, Graf Hieronymus Colloredo

    Angedichtete Feindschaft mit Salieri (der zu Lebzeiten oft berühmter war als Mozart)

    und Legende um seinen Tod und um das Requiem

    Einige sehr wirkungsvolle Libretti zu seinen Opern, die weit über ihre Zeit hinausreichten.

    So beispielsweise die "Magnetstein Episode"in "Cosi Fan tutte", welche eine ironische Anspieligun auff

    Dr. Mesmers "animalischen Magnetismus" war. Mozaert war mit Dr Mesmer persönlich bekannt.

    Einige sehr engagierte Biographen (Graf Nissen !! als erster) und eine sehr tüchtige Witwe

    die auch darauf schaute, daß Mozarts Name nicht in Vergessenheit geriet

    Das alles ist der Stoff aus dem Legenden entstehen und für den Nachruhm von Nutzen sind.

    Wir müssen uns ferner vor Augen halten, daß Mozart der heutigen breiteren Masse

    eher durch Werke bekannt ist, die eingängiger und plakativer sind, als beispielsweise die Sreichquartette etc

    Die Zauberflöte, auf dem Libretto eine s "Volksschauspielers" und zweitklassigen Libettisten basierend, der hier aus dem

    "Wiener Volksschauspiel" schöpfte und mit "Freimaurermythen" vermischte.

    Die "Kleine Nachmusik" die eigentlich einst eine Satz mehr besass, der inzwischen verloren gegangen ist.

    Das Klavierkonzert Nr 21, das erst durch den Film "Elvira Madigan" einer breiteren Öffentlichkeit ins Bewusstsein gerufen wurde, sowie

    die Nr 27, die das Thema des Liedes "Sehnsucht nach dem Frühling" ("Komm lieber Mai und mache.....")beinhaltet , etc etc.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wir müssen uns ferner vor Augen halten, daß Mozart der heutigen breiteren Masse

    eher durch Werke bekannt ist, die eingängiger und plakativer sind, als beispielsweise die Sreichquartette etc

    Nicht zu vergessen diverse Filme, von denen ich mit Miloš Formans "Amadeus" nur den besten nennen will :).

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Nicht zu vergessen diverse Filme, von denen ich mit Miloš Formans "Amadeus" nur den besten nennen will :).

    Wenn man bedenkt, dass in diesem Film mit Klischees und Emotionen ganz routiniert jongliert wird, muss ich auch sagen, dass dieser Streifen gute Unterhaltung bietet. Mehr ist er aber nicht; wenn auch die Handelnden alle einmal gelebt haben, so ist der Plot keinesfalls biografisch aufzufassen, sondern Fiktion!


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Für das dem Film zugrunde liegende Theaterstück von Peter Shaffer wirden viele Fakten und Quellen herangezogen, die man zuvor im Zuge der Ikonografie peinlichst unterdrückt hatte. Insofern steckt viel mehr Wahrheit über die Persänlichkeit Mozarts im Theaterstück und ein wenig auch noch im Film, auch wenn die ganze Salieri-Mörder-Story natürlich reine Fiktion ist.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Nicht zu vergessen diverse Filme, von denen ich mit Miloš Formans "Amadeus" nur den besten nennen will :) .


    Insofern steckt viel mehr Wahrheit über die Persänlichkeit Mozarts im Theaterstück und ein wenig auch noch im Film, auch wenn die ganze Salieri-Mörder-Story natürlich reine Fiktion ist.

    Filme über Mozart gab es jede Menge

    Zuerst einen aus dem Jahre 1935, der in London, Salzburg und Wien gedreht wurde.


    Danach 1939 eine Produktion aus Deutschland "Eine kleine Nachmusik" mit dem Grazer Schauspieler Hannes Stelzer, einem der schönsten Darsteller die je Mozart im Film dargestellt haben, noch dazu passte das Alter - er war 29 Jahre alt. Ironischweise meinte ich, einen Anflug von reichsdeutschem Akzent bei ihm zu hören.

    5 Jahre nach dieser Rolle starb er am 27. Dezember 1944 bei einem Flugzeugsbsturz.


    Hier von Wien-Film 1942

    Aufgeboten wurden alle Schauspieler. die man damals als Wiener Volksschauspieler bezeichnen konnte

    Hans Holt als Mozart. - er war 33. als er diese Rolle spielte.

    Er bot das Mozartbld jener Tage - wienerisch - und ein wenig geschönt für das Publikum dieser Zeit.


    Bereits 1955 wieder ein Film aus dem Leben Mozarts von Cosmopol Wien

    Der Regisseur (und diesmal auch Drehbuchautor) war erneut Karl Hartl, der schon im Mozart Film von 1942 Regie geführt hatte

    Die Hauptrolle spielte diesmal Oskar Werner, damals 33 Jahre alt.

    Auch der Rest der Crew war ein Staraufgebot erster Güte.

    Hier der Trailer


    Der Film von Milos Forman ist hervorragend photographiert.

    Das ist alles, was ich gutes drüber sagen kann.

    Wie gesagt, da sind einige Klischees wieder aufgewärmt, und mein geliebter Salierei wurde wieder mal als verbitterter Bösewicht dargestellt.

    Letzteres ist grundsätzlich falsch, er hatte keinen Grund verbittert zu sein, denn er war bei Hof durchaus erfolgreicher als Mozart

    und hatte großen Einfluß auf den Kaiser. (Dazu demnächst mehr im Salieri Thread - so ich es nicht schon geschrieben habe - was wahrscheinlich der Fall ist)

    Aber die Krönung ist indes Mozart als kindischen kichernden Proleten darzustellen !! Mozart mag in seinen Briefen vulgär gewesen sein - in der Öffentlichkeit indes nicht.

    Leopold Mozart war ein unbarmherziger und konsequenter Erzieher, der ihm derlei Flausen ausgetrieben hätte....

    Forman - ich habe bei Wikipedia nachgelesen, befasste sich am liebsten mit widerspenstigen Charaktären - und was da nicht passte wurde einfach hingebogen. Der Konflikt mit Fürsterzbischof Colloredo war eine Einzelerscheinung. Denn dieser bestand auf der bedingungslosen Subordination. Mit anderen Autoritäten hatte Mozart keine sichtbaren Konflikte.


    1991 folgte dann wieder ein TV Produktion "Wolfgang" der ich persönlich den Vorzug geben möchte - weitgehend sachlich - fast wie eine Fernsehdokumentation...

    Die Rolle "Mozart als Erwachsener" spielte der ÖSTERREICHISCHE Schauspieler Alexander Lutz (es gibt auch einen frz. Schauspieler gleichen Namens)

    https://www.cinema.de/film/wolfgang,1341145.html


    Aber selbstverständlich wird keiner dieser Filme der Person Mozarts gerecht.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wenn ich die Trias der drei letzten Sinfonien mir anhöre, bin ich jedes Mal von den Socken. Letztes Mal übrigens letztes Wochenende mit dem hr-Sinfonieorchester und dem Dirigenten Andrés Orozco-Estrada. Die Aufnahmen sind noch eine gewisse Zeit in der ARD Mediathek abrufbar. Wie Mozart das komponiert hat, nötigt mir grössten Respekt ab. Er ist definitiv von dieser Welt.


    https://www.ardmediathek.de/ar…vL2hyLW9ubGluZS8xMTA1MjA/


    https://www.ardmediathek.de/ar…vL2hyLW9ubGluZS8xMTA1MjI/


    https://www.ardmediathek.de/ar…vL2hyLW9ubGluZS8xMTA1MjY/


    Übrigens: Das Publikum im Corona-Abstand sitzend applaudiert nach dem ersten Satz der Sinfonie KV 551. Der Dirigent wendet sich ans Publikum mit dem Satz: "Zu Mozarts Zeit hätten wir den Satz wiederholt."


    Am vierten Januar 1792, ein Monat nach Mozarts Tod, erschien im fernen Speyer der erste gedruckte Nachruf in Musikalische Korrespondenz der teutschen Philharmonischen Gesellschaft, das mit vielen Details aus dem Leben berichtet. Wenn man bedenkt, wie lange ein Brief von A nach B benötigte, ist dies erstaunlich, denn der Artikel musste geschrieben, mit Bleilettern gesetzt und grdruckt werden. Es muss ihn ein grosser Kenner verfasst haben. Hier kann man die erste Seite im Original nachlesen: https://austria-forum.org/af/B…Wolfgang_Amadeus/00117902


    Auf der gleichen Seite findet sich in der Bildleiste ein Kuriosum: eine Skizze aus dem Jahr 1790 mit einem Vergleich von Mozarts Ohr (mit Ohrring) und einem "gewöhnlichen Ohr", wie der Maler vermerkt hat. https://austria-forum.org/af/B…Wolfgang_Amadeus/00120097


    In einem Konzert hörte ich die Haffner Sinfonie. Ein Geiger, ein Berufsmusiker, fiel mir auf, der während des Konzertes mit Verve spielte und sichtlich ergriffen war. Nach dem Konzert sprach ich ihn an, der mir von seiner Freude und Dankbarkeit berichtete, dass er diese Musik spielen durfte. Mozart habe etwas, das andere Komponisten jener Zeit nicht besitzen.


    In den Harmonie-Musiken Mozarts spiele ich die Oboen und Klarinettenstimmen. Das Klarinettenkonzert, die Flötenkonzerte blase ich als Amateur ebenfalls für mich in den eigenen vier Wänden. Die Kammermusik, die er für die Bläser geschrieben hat, tönt wie nicht von dieser Welt. Alles tönt logisch und ist klar konzipiert. Wenn ich bedenkte, dass die Musik Gelegenheitswerke waren, für den Moment geschrieben wurde, Freundschaftsdienste für befreundete Musiker waren, Gebrauchsmusik im besten Sinne war, ist dies erstaunlich. Die Musik seiner Zeitgenossen übersteigen die Wirkung der mozartschen Werke selten.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Stärker als jede andere Musik, die ich kenne, enttarnt diese Musik nicht inspiriertes Spiel. So einfach sie scheinen mag, ist jeder Ton mit einer solchen Vollendung an seiner Stelle, dass, wenn man ihn einfach nur spielt, die Musik sich verschließt.


    Die relativ frühe Klaviersonate KV 280 in F-Dur, Mozart war noch keine 20, enthält ein tiefsinniges und schönes Andante, dass ich mir nur von Clara Haskil anhören kann, aber, wenn ich es von ihr höre, bin ich mit den Worten moderato s von den Socken.

    Der Eindruck der Vollendung dieser Musik, hat Wolfgang Hildesheimer in seinem Roman formulieren lassen, er (Mozart) wäre ein Geschenk an die Menschheit.


    Dass er von dieser Welt war, kann man natürlich auch an den Autographen seiner Streichquartette für Haydn sehen, aber was für eine Leistung! In diesen Quartettsätzen ist eine ganze Welt enthalten, es gibt kaum ein Erlebnis, was einem diese Musik in konzentriertester Form nicht geben kann.


    Da kann man schon mal schwach werden :)

  • Lieber astewes


    Was müssen Orchestermusiker bei einem Vorspiel zu einer Bewerbung einer Orchesterstelle vorspielen? Mozart. Da kann nicht geschummelt werden. Man stehe nackt da, hat mir ein befreundeter Musiker einmal gesagt. Auch wenn die Töne einfach gesetzt erscheinen, wird, wie du schreibst, inspiriertes Spiel verlangt.


    Wenn ich als Amateur Mozart spiele, ist es dies, was mich jedes Mal aufs Neue phasziniert.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Für das dem Film zugrunde liegende Theaterstück von Peter Shaffer wirden viele Fakten und Quellen herangezogen, die man zuvor im Zuge der Ikonografie peinlichst unterdrückt hatte. Insofern steckt viel mehr Wahrheit über die Persänlichkeit Mozarts im Theaterstück und ein wenig auch noch im Film, auch wenn die ganze Salieri-Mörder-Story natürlich reine Fiktion ist.

    Die "Salieri-Mörder-Story" habe ich gemeint, wenn ich von "Fiktion" schrieb. Dass im Übrigen Shaffer viele Quellen benutzt hat, wiill ich gerne glauben; dass diese Quellen auch immer glaubhaft sind, entzieht sich meiner Kenntnis, kann ich mir aber nicht vorstellen. Für das Theaterstück hat er die Quellen jedenfalls kräftig unterhaltend gemischt. Und das kommt auch im Film recht gut 'rüber.

    .


    MUSIKWANDERER

  • Quellen wie die Bäsle-Briefe heranzuziehen, ergibt immer ein glaubhafteres Bild, als wenn man solche Quelleaus Pietät bewusst beiseite lässt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Und das kommt auch im Film recht gut 'rüber.

    Lieber musikliebhaber, während ich gestern den Abend beim Fußball verbrachte und zunehmend schlechte Laune bekam, hat sich meine Frau den "Amadeus" zum ...zigsten Male und mit wachsender Begeisterung zu Gemüte geführt. Ich kam nicht umhin, in den Fußballpausen und vor Beginn der Übertragung mit zu schauen. 100 %Wahrheitsgehalt ist doch bei Spielfilmen Nebensache, der Unterhaltungswert muß stimmen und natürlich die Qualität, um den eigenen Anspruch zu befriedigen. Für mich ist dieser Forman-Film einer der besten Musikerfilme mit biographischem Hintergrund. Bei passender Gelegenheit ist er auch bei mir wieder dran.

    Die von Alfred im #9 angegebenen Filme sind bei mir leider nicht alle vollständig oder nur auf englisch zu sehen. "Wen die Götter lieben" ist aber auf YT komplett und in österreichischem Deutsch zu sehen, der steht auf unserer Liste.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • während ich gestern den Abend beim Fußball verbrachte und zunehmend schlechte Laune bekam,

    Ich hatte hingegen sehr gute Laune! :D:hahahaha::P


    Ich glaube, dass man durch solche Filme den Persönlichkeiten der Komponisten trotz mancher "alternativer Fakten" näher kommen kann als ohne solche Filme, Mit "man" meine ich jetzt vielleicht nicht unbedingt Musikexperten, sondern ganz normale Leute. Solche Filme helfen auch gerade durch die dort verwendete Musik (wer könnte ich der Wirkung der "kleinen" g-Moll-Sinfonie am Beginn von "Amadeus" ernstlich entziehen?) klassische Musik populärer zu machen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Das klingt mir ein wenig sehr nach dem im 19. Jahrhundert aufgekommenen Mythos vom Übermenschen Mozart. Es soll da einen gewissen Joseph Haydn gegeben haben, der für die Entwicklung der Symphonik angeblich bedeutender war, zumindest aber ebenbürtig.

    Ich kenne die meisten Sinfonien Mozarts und alle (!) Sinfonien Haydns, bis Nr. 88 in der Hogwood-Aufnahme, danach in verschiedenen Aufnahmen mit historischen Instrumenten. Ich ziehe die Haydnschen Sinfonien vor, vor allem die "Sturm- und Drang-Sinfonien" ab Nr. 40, hier besonders 44 (Trauer), 45 (Abschied) und 49 (La Passione).


    Letzte Frage: welcher Verein würde mit Mozart als Promi werben?

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Geht's noch???? Wenn es sich hier darum handelt, daß das Runde ins Eckige muß, sollte es nur um die Cd und den Player gehen. Also bitte: Zurückhaltuing!

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Wie soll man die Frage beantworten: Mozart besser als Haydn oder umgekehrt?? Jedenfalls anders.Joseph Haydn ist wesentlich früher als Mozart geboren und deutlich später als Mozart gestorben. Demzufolge ist Mozarts Schaffen als Komponist sinfonischer Musik einschl. Instrumentalkonzerten, von Kammermusik oder Opern (über 600 Werke) beachtlicher. Aber das ist nicht das Thema des Threads. Mozart ist sehr wohl von dieser Welt, er war sehr aufgeschlossen gegenüber den irdischen Freuden des Lebens. Und zeigt das durchaus in seiner Musik. Wenn ich mal entspannen will und nichts hochdramatisches Schweres hören möchte, dann greife ich zuallerst nach einem Werk von Mozart, vorzugsweise KV 466 und 467 oder 425, 543, 550, 551. Es ist schwierig, das rational zu erklären, aber seine Musik geht mir näher als die seiner Zeitgenossen, auch von Haydn. Das Mozartsche Orchester ist nicht anders besetzt als das Haydns, strahlt aber in jedem Takt ein eigenes Klangleben aus. Haydn ist in vielen Werken für irgendeine Überraschung zu haben, dafür sehe ich die thematische Verarbeitung bei Mozart kunstvoller und wirksamer, schöner. Und irgendwie noch menschlicher. Mozarts Musik möchte ich niemals vermissen, ich nehme sie auch auf die einsame Insel mit.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Mozart nun ist weder ein Schaffer musikalischer Strukturen noch ein Architekt des Neuen. Immer, wenn ich ihn höre, und da höre ich wirklich gerne auch seine Klavierkonzerte, besonders aber seine Streichquartette und -quintette, zeigt er mir, was hinter aller Musik steckt, mit einer Sparsamkeit und Sicherheit in der Instrumentierung und Konstruktion, die ihn wiederum nun hier einzigartig erscheinen lässt.

    Warum ist Mozart kein "Schaffer musikalischer Strukturen" oder "Architekt des Neuen"? Der zweite Satz widerspricht doch dem ersten, oder? Natürlich ist Mozart beides in hohem Maße.

    Die deutsche Oper geht im wesentlichen auf sein Konto. Ohne die Erhebung des Singspiels zu "gemischten" Stücken mit hohem musikalischem Anspruch und auch, so eigenartig uns das heute vorkommen mag, das Einfließen von Ideen oder Ideologie im Falle der Zauberflöte, wären Fidelio und Freischütz und damit auch letztlich Wagner kaum denkbar gewesen. Die Oper wäre vermutlich weiterhin eine italienische und französischer Domaine geblieben. Und obendrein hat Mozart in der italienischen Oper Meisterwerke geschaffen, die anders als fast alles andere Musiktheater nicht nur seiner Zeit die Zeiten überdauert haben oder erfolgreich wiederentdeckt werden konnten (wie Idomeneo in der eigentlich schon obsoleten Gattung der Opera seria, auch hier ein bißchen mit Bach vergleichbar, der Genres, die zu seiner Zeit schon eher veraltet waren, zu abschließenden Höhepunkten geführt hat).


    Auf dem Gebiet der Instrumentalmusik hat Mozart ebenfalls Außergewöhnliches geleistet; das ist vielleicht unsichtbar geworden, weil wir es für selbstverständlich halten. Ähnlich wie Bach hat er die Gattungen normalerweise nicht erfunden, aber so perfektioniert, dass erst mal wenig nachkommen konnte, sondern die Nachfolger in vieler Hinsicht andere Wege suchten. So hat bei den Klavierkonzerten fast nur Beethoven sich an Mozart orientiert, der Hauptstrang im frühen 19. Jhd. geht in Richtung Virtuosenkonzert (tendenziell selbst bei dem Mozartschüler Hummel), was natürlich auch der raschen Entwicklung in Klavierbau und Spieltechnik zu verdanken war. Nichtsdestoweniger ist der Entwicklungschritt, den das klassische (Klavier)konzert durch Mozart vollzogen hat, so gewaltig, dass man beinahe von einer Neukonzeption sprechen kann. So ähnlich gilt das auch in anderen Gattungen der Instrumentalmusik, besonders denen, die Haydn eher vernachlässigt hat, etwa Violinsonaten oder gemischte Besetzungen (Klavierquartett und quintett, Bläserstücke etc.)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Warum ist Mozart kein "Schaffer musikalischer Strukturen" oder "Architekt des Neuen"? Der zweite Satz widerspricht doch dem ersten, oder? Natürlich ist Mozart beides in hohem Maße.

    Da bin ich wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen.:) Es gibt allerdings immer ein Problem, wenn man mit Sprache Musik erfassen will. Aber das ist wirklich etwas zu holzschnittartig.


    Die von mir schon erwähnten Streichquintette sind etwas, wo sogar der große Meister Haydn sagte (soweit ich mich erinnere, habe ich es irgendwo gelesen), er würde die zweite Bratschenstimme nicht hören. Mozart hörte sie und schrieb sie auf.


    Ich wollte mit der Beschreibung auf einen für mich wesentlichen Unterschied hier zu Beethoven hinweisen. Mozarts Kunst ist außerordentlich subtil und kann auch überhört werden (vielleicht nicht mehr bei den sechs Haydn Quartetten). Seine Klavierkonzerte weisen zumindest in der Einspielung mit Geza Anda und der Camerata jedes für sich ein eigenes Klangbild auf, was durch Andas Spiel mit dem Impulsinstrument Klavier wunderbar verwoben wird. Das habe ich zum Beispiel bei den Beethovenschen Konzerten nicht gefunden (das mag auch an Einspielungen liegen), aber Mozarts Musik gibt das her. Beethovens Musik fehlt IMHO diese Subtilität. Sein Ansatz ist nicht die subtile Verfeinerung und der emotionale Abgrund in zwei Takten. Er experimentiert durch das Zerstören dieser Formen. Seine melodischen Ideen (Man vergleiche Beethovens fünfte mit Mozarts g-moll Sinfonie) sind rudimentär, man möchte fast sagen banal. Er baut auf diesem Banalen etwas Neues auf. Mozart zeigt in seiner Musik eine immenses Gefühl für Proportionen, Beethoven sprengt alle Proportionen.


    Wenn man nochmal den Architekturgedanken hier strapazieren möchte, baut Mozart etwas unvergleichlich klassisch Schönes auf, während Beethoven uns Schiefes und Merkwürdiges liefert ;). (Bitte mit aller Vorsicht hier zu interpretieren und nur im Zusammenhang!). Das scheint mir der Grund zu sein, wieso Josef Krips gesagt haben soll (ich zitiere frei) Andere mögen auf ihrem Wege dem Himmel nahegekommen zu sein, Mozart, der kommt von dort. Bei Beethoven erkenne ich zumindest immer die menschliche Anstrengung, wenn auch in gigantischen Dimensionen.


    Ich hoffe, so kann man den Einwurf ein bisschen besser verstehen und es entstehen nicht gleich weitere Missverständnisse.

  • 1991 folgte dann wieder ein TV Produktion "Wolfgang" der ich persönlich den Vorzug geben möchte - weitgehend sachlich - fast wie eine Fernsehdokumentation...

    Die Rolle "Mozart als Erwachsener" spielte der ÖSTERREICHISCHE Schauspieler Alexander Lutz (es gibt auch einen frz. Schauspieler gleichen Namens)

    Und heute habe ich tartsächlich den Film gefunden. Er ist eine Gemeinschaftsproduktion von ORF, ZDF und dem japanischen Fernsehen

    Es sind 3 Teile mit einer Gesamtspieldauer von ca 143 Minuten - also Kino Überlänge

    Der Film strahlt österreichisches Flair aus, ist aber natürlich geschönt, der Darsteller des Mozart ist wesentlich schöner als das Original, sehr elegant, schlagfertig und "österreichisch" - Das kann man nicht näher erklären.

    Zahlreiche überlieferte Aussagen Mozarts wurden verarbeitet

    Es gibt aber auch Dinge, die man als Perfektionist beanstanden könnte, beispielesweise die Laternen in einem der Locations im Freien angebracht sind. Ich bin überzeugt, daß man das gesehen hat, denn man hat die elektrischen Lampen durch Kerzen ersetzt, aber alles abzumontieren und umzubauen wäre vermutlich zu teuer gekommen.


    Wie sehen auch eine besoffenen Mozart - aber irgendwie ist er realitätsnäher als der in Formans Film



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wie sehen auch eine besoffenen Mozart - aber irgendwie ist er realitätsnäher als der in Formans Film

    Obwohl ich schon festgestellt habe, dass ich nicht immer einer Meinung mit Alfred_Schmidt bin :), muss ich doch sagen, dass der dauernd leicht irrsinnig kichernde Mozart auch mir bei der Forman Verfilmung so auf den Geist gegangen ist, dass ich den Film nicht zuende schauen konnte.


    Also vielen Dank für das Einstellen eines weniger überdrehten Filmes.


    Wer sich im Gegensatz dazu noch einmal eine Dröhnung Irrsinn vergegenwärtigen mag, kann hier fündig werden


  • Ich habe in meiner Zeit als ( fachfremder ) Musiklehrer als Abschluss des Themas Klassik gerne den Forman Film gezeigt. Natürlich ergänzt was da historisch nicht stimmt.

    Aber es hat die Jugendlichen berührt, das war mir das wichtige. Dass Kenner das anders sehen ist klar, ich hatte andere Ziele. Und wenn die Kinder die Sonatenhauptsatzform an einer Mozart Sinfonie erhören konnten war ich glücklich. Ich war halt immer mehr Pädagoge als Musiker.

    Ich erinnere mich gerne wie ich in meiner Stuttgarter Zeit , da ging ich mal wieder zur La Traviata und eine ehemaliger Schüler ( italienischer Abstammung ) kam mir seiner Freundin. Seine Worte hatten mich sehr berührt - " Wissen sie, ich war ja nie in der Oper außer mit ihnen, aber ich möchte meiner Freundin zeigen was Musik aus Italien sein kann " Hat nichts mir Mozart zu tun, aber beleuchtet meine Ziele. Immerhin haben die Kinder auch konzentriert Musikbeispielen gelauscht. Bevorzugt Mozart. Und wenn es nur der Entspannung gedient hat, auch gut.

  • Ich habe in meiner Zeit als ( fachfremder ) Musiklehrer als Abschluss des Themas Klassik gerne den Forman Film gezeigt. Natürlich ergänzt was da historisch nicht stimmt.

    Aber es hat die Jugendlichen berührt, das war mir das wichtige.

    Lieber kalli ,


    wenn es so war, dann hat der Film mehr als seinen Zweck erfüllt. Es war von meiner Seite auch nicht besserwisserisch gemeint. Ich kann diesen Forman Mozart halt schwer ertragen und wollte das durch das Beispiel erläutern.


    Wenn ein Film es schafft, Jugendliche für diese Musik zu begeistern, dann ist es im Endeffekt egal, ob er mir gefällt. Dann gefällt er mir alleine durch diese Eigenschaft.:)

  • Danke,


    mein Ziel war immer den Kindern die Musik nahe zu bringen, deren Eltern meist nichts mit Barock, Klassik oder Romantik zu tun hatten ( Realschule ) , also gutbürgerlich aber nicht akademisch. Wenn ich mich erinnere wie 25 Jungs und Mädels in der " Katakomben" der S-Bahn lautstark die Arie der Königin der Nacht nach einem Besuch der Zauberflöte nicht schön, aber machtvoll nachgesungen haben...... es war toll, ich war mit einer Operndramaturgin befreundet und hatte immer problemlos Schülerkarten bekommen......ich musste sie am Ende sogar verlosen, da wollten so viele mit. Nebenbei, als ich mal eine Firmgruppe mit 6 Kindern betreut habe, hatte ich sie gebeten zum Thema Heilger Geist Musik mit zu bringen die sie berührt, und ich hatte ihnen dann die La Boheme kurz geschildert und den Schluss laufen lassen....alle wollten hin und waren dann auch begeistert. Naja, ich hatte ihnen immer "leichtere" Kost angeboten. Mozart, Puccini, Verdi nicht Alban Berg....

  • "Amadeus" ist sehr guter (wenn auch nicht überragender) Film. Dennoch stört mich ziemlich, dass so viele diesen Fantasie-Mozart für historisch nehmen. Der von Puschkin stammende Gegensatz Genie - solides Talent ist für die 1780er eher unhistorisch, da typisch romantisch. Dazu wird es bei Shaffer/Forman so auf die Spitze getrieben, dass Mozart wie ein "idiot savant" wirkt, der musikalisch genial, aber überall sonst ein zotiger kindischer Clown ist. Mozart war vielleicht privat oder auch auf einem Faschingsball mal ein zotiger Clown, aber normalerweise in der Öffentlichkeit natürlich nicht.


    So banal sie klingen mag, schätze ich nach wie vor Haydns Begründung: "er hat Geschmack und die höchste Compositionswissenschaft". Mozart hatte anscheinend von Kind auf eine extrem schnelle Auffassungsgabe nicht nur für Komposition und ihre Technik, sondern auch für bestimmte Moden/Stile. Und er hat sich eben oft nicht auf dieser Fähigkeit ausgeruht, sondern spätestens ab Stücken wie dem 3. Violinkonzert oder gar dem Klavierkonzert KV 271 etwas Eigenes aus den Vorgaben geschaffen und die Gattungen oft auf eine höhere Ebene gehoben. (Diese Fähigkeit dürfte auch zentral dabei gewesen sein, solch ein "Mischmasch" wie Entführung und Zauberflöte gelingen zu lassen.) Es fällt uns nach Beethoven, Romantik und Moderne, oft schwer zu verstehen, dass Mozarts reife Musik zu seiner Zeit als extrem anspruchsvoll, oft überfordernd wahrgenommen wurde. Zumal die damaligen Vorwürfe erstmal recht flach wirken (Orchesterbegleitung zu üppig für die Sänger, alles zu schwierig und zu lang etc.)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Dennoch stört mich ziemlich, dass so viele diesen Fantasie-Mozart für historisch nehmen

    Ich finde schon Biographien zweifelhaft, aber be Mozart sind so viele Briefe von ihm und an ihn erhalten, daß wir uns einrecht gutes Bild machen können.

    Verfilmungen über das Leben berühmter Personen sind schon an sich Zweifelhaft, da wir die Originalstimme (Timbre) und den Tonfall nicht kennen, auch nicht ob derjenige meist unbeteiligt, düster, heiter, gelassen oder spöttisch gewirkt hat. Aber das sind nun mal die Spielregeln und Einschränkungen von historisierenden Romanen und Biographien.

    Man hat auch Geschichten erfunden, die in vergangenen Zeiten spielen (z. B. Golon "Angelique") wo historische Persönlichkeiten - am Rande -dargesetllt wurden. Ich kann z. B. schreiben. "wie jedes Jahr wurde auch diesmal der Geburtstag des Königs, aufwändig gefeiert" Und dann schreibt man etwas über die Zeremonie, so wie sie aus zeitgenössischen Berichten bekannt ist. Ich muß hier den König gar nicht in Erscheinung treten lassen, und schon gar nicht muß ich ihm etwas in den Mund legen, das er gar nie gesagt hat...

    Schlimmer ist es noch bei Beschreibungen wo er um eine bestimmte historische Person geht. Dier Darsteller de sMozart ist einfach UNERTRÄGLICH !!

    Über die Photographie des Filmes hab ich mich schon positiv geäussert. sie ist superb.

    Allerdings haftet ihr doch etwas typisch amerikanisches an, sehr farbenfroh - irgendwie leicht künstlich - ein Hauch von Disneyland. Dies soll allerdings keine wirkliche Kritik sein, ein bisschen Schönfärben ist beim Film durchaus erlaubt - oder zumindest üblich.

    Allerdings "Phantasiefigur Mozart" (!!??) Mozart war eben keine Phantasiefigur, sondern ein realer 'Mensch.


    Lobend erwähnen muß man die typgerechte Besetzung von Kaiser Joseph II (ganz ähnlich kann man Joseph II nicht besetzen - er war zu speziell - da versagt jede Maske - aber an sich: ausgezeichnet gespielt)

    Auch Salier - der in der Realität kein Bösewicht war - wurde zumindest überzeigend gestaltet, wobei wir heute nur wenige Bilder von ihm haben, wo er allerdings immer einen leicht säuerlichen Gesichtsausdruck zeigt. Er war weniger italienisch als man allgemein annimmt, lebte seit seinem 16 Lebensjahr in Wien uns sprach fliessend deutsch, er heiratete eine Wienerin aus der besseren Gesellschaft mit der er 8 Kinder hatte (also doch sehr italienisch...;) )

    Auch der Fürsterbischof Colloredo it typgerecht besetzt. In Wahrheit war ehr ein sparsamer, arbeitsamer und tüchtiger Verwalter, intellektuell gesteuert und deshalb teilweise wenig beliebt, andrerseits aber wieder geschätzt. Die Darstellung seiner Person gehgt auf Mozart zurück - zwischen beiden stimmte die Chemie nicht. Der Fürsterzbischof erkannte die selbstgefällige und überaus selbstbewusste Haltung Mozarts, die schon Joseph II, allerdings sehr dezent festgestell und formuliert hatte.

    ------------------------------

    Zurück zum österreichischen Film. Er ist ebenfalls recht opulent ausgestattet, allerdings mit wesentlich weniger Geld, denn all die historischen Räume waren ja im eignen Land (und in der nahen und kulturpolitisch verwandten Tschechoslowakei vorhanden)

    Irgendwie alles weniger "theatralisch" - sehr natürlich. ABER natürlich trägt auch dieser Film den Stempel der zeit wo er gemacht wurde.

    Hier wurden überlieferte Sätze Mozarts mit eingebaut, so zum Beispiel jener ob er ein bestimmtes Stück bereits komponier habe.

    Er soll darauf geantwortet haben: Komponiert hab ich es bereits - ich muß es nur noch aufschreiben. Dieser Satz wird in leicht abgeänderter Form im österreichischen Film von 1992 verwendet.

    Aber auch hier findet Verfremdung statt. Mozart wird hier als als blendend aussehender Darling für everybody dargestellt - von beispielloser Eleganz (Man vergleiche sein Kostüm zwischen dem amerikanischen und dem österreichischen Film.

    Und man vergleiche das Verhalten von Madame Weber in diesem Film und im alten Filn wo Hans Holt Mozart, und Anni Rosar die Mutter Weber spielt. Welch ein Unterschied.

    Der neue Film dürfte hier der Wahrheit näher kommen (im alten Film versucht die Mutter Mozart von ihren Töchtern fernzuhalten - in neuen betätigt sie sich als Kupplerin - wenn wir Leopold Mozarts Beschreibung vertrauen dürfen, entsprach zweiteres der Realität)


    Ich habe mir übrigens das Aussehen der Darsteller HEUTE (so sie noch leben) bei WIKIPEDIA angesehen - und war geschockt.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wenn ich mich erinnere wie 25 Jungs und Mädels in der " Katakomben" der S-Bahn lautstark die Arie der Königin der Nacht nach einem Besuch der Zauberflöte nicht schön, aber machtvoll nachgesungen haben...... es war toll,.....

    Lieber kalli , Ich stelle mir hier den Koloraturteil etwas schwierig vor :huh:. Aber wirklich eine tolle Leistung!


    Ich weiß nicht, ob mein Tipp eine Hilfe sein kann. Das amerikanische (Cross Over) Klavierduo Anderson & Roe hat ein Platte herausgegeben mit dem Titel An Amadeus Affair, die vielleicht den einen oder anderen Deiner Schüler begeistern kann (wenn sie Interesse an Klaviermusik haben sollten)



    Alles dreht sich ein wenig um die Mozart-Sonate für zwei Klaviere, wieder eines der Gattungen, wo Mozart nie übertroffen wurde, was Kompositionskunst angeht, und nebenbei ein Werk mit enormen Spannungs- und Stimmungsumfang. Es war das erste Mozart-Stück, was ich kennenlernte (damals in der Fassung mit Eschenbach und Frantz) und was mich von den Socken haute. Sonst sind noch Transkriptionen von Busoni und Liszt und nicht zuletzt auch Bearbeitungen des Duos selbst darauf. Der Ragtime alla Turca könnte gefallen...:)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose