Hoffnungsträger der Tonträgerbranche - die letzten 30-35 Jahre

  • Es gibt ein krasses Problem bei der neuen Download/ Streaming GENERATION:

    Ihr Musikverständnis ist total eingerostet und nur auf Hits ausgelegt, eine traurige Entwicklung. Alles was etwas komplexer, sprich, nicht nach einfältigen Ohrwürmer klingt, hat keine Change. Sie sind schnell überfordert, lassen sich nicht mehr auf neue Experimente ein, ein kleiner Rückschritt in der Entwicklung, entsprechend sieht ihr Download-Archiv aus, langweiliger Einheitsbrei.

    Ich bin mit CDs groß geworden und bleibe bei der CD, denn die Qualität war mir immer wichtig. Ich bin heute immer noch ein fleißiger CD Käufer. Alben verarbeiteten ganze Themen und waren selten auf simple Hits ausgelegt.

    Liebe Grüße

    Patrik

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Kein Wunder - deren Ansprüche ans Leben sind ja auch wirklich gering -

    Das scheint mir nicht zu stimmen. Gerade zeigt uns ja auch die aktuelle politische Situation, dass die Ansprüche der Jugend ans Leben eventuell höher liegen, als die der Generation davor :).



    MIR geht es vor allem darum eine Aufnahme zu BESITZEN.

    Man stelle sich vor irgendjemand käme auf die Idee alle Aufnahmen die nur vone wenigen genutzt werden zu entfernen

    ODER Ellie Neys Aufnahmen aus dem Programm zunehmen - wegen politischer Verstrickungen

    Diese Angst kann ich leider zu gut nachvollziehen. Das Internet ist ein Platz, wo Informationen leicht verschwinden und manipuliert werden können. Dem kann man aber durch "Downloads" entgegenwirken. Jedesmal, wenn ich eine Information für interessant halte, hole ich sie mir in meinen privaten Notizblock. Mag später im Internet passieren, was wolle. Auch Musik kann man downloaden und dann ist sie auf Deiner eigenen privaten Festplatte und damit vor Zugriffen von außen geschützt.

  • Ja, den Punkt mit dem "Besitzen" verstehe ich durchaus. Aufnahmen, die mir zusagen, füge ich auch gern der Sammlung zu. Ich wollte das Streaming ja nicht zum allein Seligmachenden verklären. Es ist indes eben eine sehr gute Möglichkeit, diese und jene Aufnahme anzutesten. Nun kann man das zwar auch via YouTube in vielen Fällen, aber eben nicht in CD-Qualität. Ein HiFi-Abo kostet bei Deezer übrigens gerade einmal EUR 14,99/Monat. Ohne dafür offensiv Werbung machen zu wollen, muss ich dann schon sagen, dass ich für dasselbe Geld allenfalls zwei, drei CDs bekomme, eventuell gar nur eine bei Neuerscheinungen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ohne dafür offensiv Werbung machen zu wollen, muss ich dann schon sagen, dass ich für dasselbe Geld allenfalls zwei, drei CDs bekomme, eventuell gar nur eine bei Neuerscheinungen.

    Da sehe ich genauso. Man kann für einen geringen Betrag sich viele Aufnahmen anhören und dann immer noch entscheiden, ob man sie nun (in welcher Form auch immer) besitzen möchte. Das von einem Ü60!

  • Ich glaube nicht das es eine Altersfrage ist. Das Thema ist sehr komplex

    Es ist beispielsweise nicht berechenbar, wieviele CDs jemand kaufen würde - wäre ihm das Streaming verwehrt

    Und es ist ferner nicht vorhersehbar wie die Branche reagiert, wenn Techniken entwickelt würden, die es den Usern ermöglichten die Files herunterzuladen ohne bezahlen zu mössen und ohne erwischt zu werden.....

    Das könnte dann alles ein jähes ende Finden.

    Die heutige Jugend macht sie in die Hosen, wenn jemand ihre Identität ausspieoniert, dabei ist solch ein Abonnement das wohl beste Mittel dazu - ebenso wie die zahlreichen kostenlosen "Clouds" die immer wieder angeboten werden, oder die Gratis-Hostings für Bilder - die sich dann irgendwann ins Nichts auflösen.

    Die bekanntgegebenen Daten sind natürlich teiweise gefälscht um den Konsumenten zu manipilieren.

    Schon im Jahre 2000 !!! bezeichnet ein Vertreter der Tonträgerindustrie die DC als "Schnee von gestern" und sogar ich überlegte damals ob es sich auf Grund solcher Aussagen überhaupt noch lohne meine alten in die Jahre gekommene CD- Player zu ersetzen, Inzwischen habe ich schon die übernähchste Generation.

    Ich gebe der CD noch gut und gern 10 Jahre und ob ich das erlebe steht eher in den Sternen.....

    Hinter mir die Sintflut.....


    Ob in den USA in den nächsten Jahren überhaupt noch jemand Lust verspüren wird Musik zu hören - das ist eine weitere interessante Frage.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Zwischen folgenden Einflüssen lebe ich mit meiner Frau, die sehr vieles toleriert, in einem grossen Haus, zusammen mit ab und zu wechselnden, ruhigen jungen Untermietern seit ca. 25 Jahren . Meine jungen Verwandten ausserhalb mögen Musik, sind aber unmusisch, zu sehr mit dem Geldverdienen und der Kinderaufzucht und jetzt Home Schooling beschäftigt. Ihre Ansprüche an die technische Seite der Musik erschöpft sich in und beginnt mit z.B. SONUS-Kombis durch die Wohnungen hindurch oder für 5- Kanal- Musikanlagen für den Hauptraum. Der Verstärker ist ein weitgereiftes Teil, vor allem klein, er wird als Sound Computer betrachtet :D:D:D, auch die Boxen sind viele und winzig, sie können lang- und schmalformatig sein, heissen dann "bar". Angesichts meiner HiFi- Anlage schweigen Neffen und Nichten höflich und lächelnd, sind aber von meiner CD- Sammlung (lächerliche [nach Forumsmassstäben] ca. 700) beeindruckt.


    Man ist gut beraten, mit solch netten jungen Leuten vorsichtig und nachsichtig zugleich zu diskutieren. Es interessiert eigentlich niemand mehr, was HiFi und das dazu passende Equipment eigentlich ist und was unsereiner imgrunde damit bezweckt. Dabei kam kürzlich heraus, dass man eine hochwertige Musikanlage eigentlich dazu hat, um den Sound der interessanten Serien im Wahl- TV, also Netflix und Co., möglichst realistisch wiederzugeben. Spotify kennt fast jeder, qobuz niemand. Spotify "brauchst du also nicht" und wenn - (lächeln). CDs hat man, was halt so zusammenkommt. "Ist ja alles auf xxx und yyy, wenn nicht auf zzz". Goldig die Auswege ! ;(

    Mein Nachbar ist selbständiger Ingenieur mit zwei fertig studierten Töchtern. Er hat 350 CDs auf Festplatten gespeichert, das Archivieren beherrschte er schon vorher, er machte es einfach, sind ja nur files, oder ?... (CDs sind noch da !;) - - - Und nu ?) Auf einem Steinway Klavier (!) wird die Mondscheinsonate teilcharmant gedroschen, man übt einiges und nett ist`s mit denen allemal im Sommer auf der Terasse. Die eine Tochter hat als Vorstufe zum Bachelor eine 22 Sekunden lange audiovisuelle Sequenz elaboriert mithilfe zahlreicher durch die Fachhochschule anempfohlener Softwares und keinem einzigen angeschlagenen Klavierton. Selbstverständlich fühlt sich das hübsche Mädel gut dabei. Ich bin sogar ein klein wenig stolz auf diese junge Nachbarin.

    (Ach ja, es war für unsere örtliche, südwestdeutsche Auto- Nobelmarke.)


    2012 habe ich mir die endgültige Arbeitsruhe verordnet, wollte Jazz als Duo oder Trio machen/ spielen. Doch zwei Musik- und Projektfreunde starben in kurzer Zeit hintereinander ! 2016 bis 2020 wollte ich immer weniger Musik hören, habe mich mehr aufs Kochen verlegt. Wenige CDs mit afrikanischer und indischer Musik gehört. Langsam ist ansatzweise eine innere Leere fühlbar geworden. Und ich habe das Älterwerden gespürt, verflixt nochmal ! (wir waren im Unterlinden Museum im Elsass und haben Mathias Grünewald gesehen, was einstweilen eine gute Therapie war)


    Seit Corona setzt nun eine Art "Auto- Reanimation" meiner somatischen, v.a. auch psychischen Lebensäusserungen ein. Nicht nur, dass ich mir eine sündhaft teuere HiFi- Komponente geleistet und seit Anfang 2020 ca. 150 CDs angelacht habe. Ich versuche, abseits von Keith Jarrett und Bobo Stenson Themen für kleine Jazzstücke aus den vorhandenen CDs zu gewinnen. Lieferanten sind Beethoven` und Schubert`sche Kammermusik, zuletzt die B.`schen Streichquartette (die Alban Berg Kassette). Das thematische Material ist bei B. unerschöpflich. Man kann/ darf/ soll es auf kleinere Einheiten herunterbrechen, z.B. die Tonfolge c - B - A - E- F- Es - E- .... (und alles notieren, wie mir ein noch lebender Musikerfreund widerholt empfohlen hat !)


    Und meine Frau pfeift, grölt, scatted die Themen der Meister auf ihre süsse, unmusikalische Weise nebenbei. :)


    Das sieht gut aus. 8)

  • Ganz konzentriert gesagt:

    kaufe ich CDs ohne Gedanken an die Zukunft. Viele Tausende in der BRD machen es (noch) genauso. Das vorhandene Vinyl läuft so mit, solange der alte DUAL 1019 V noch passabel läuft. Ein neuer THORENS könnte sein


    Der Besitzen- wollen- Aspekt ist wohl ein Mysterium, das weiter wirkt. Ich kann gar nicht an den Verkauf dieser CDs ernsthaft denken...

  • Hallo Alfred,


    ich muss mal nachfragen.


    Bezog sich deine Überschrift auf die Künstler oder auf die Tonkonserven?


    Es grüßt


    Karl

  • Hoffnung kann auch ganz anders aussehen ...

    Als meine Nichte mit zwölf bei mir Schallplatten, "Was ist das? Das hat ja zwei Seiten? Was für ne große CD?", entdeckte, durfte sie auch auf nem Rumpeldreher mit ner ollen Platte üben eine Tonnadel aufs Vinyl auf zu setzen. Ich ließ die Guste gewähren.

    Sie wünschte sich einen Plattenspieler von mir. Also habe ich ihr einen gebaut. Den sie liebt & nicht mehr hergeben möchte.

    Mittleiweile ist sie zwanzig, hat die Vinyl Beethoven Sammlung ihrer Großvaters übernommen. Ist ganz stolz, das sie alle Schallplatten einer Schwedischen Metall Band beisammen hat. Geht mit ihren Scheiben sehr sorgsam um.

    Als die Guste sechszehn wurde, bin ich mit ihr in einen Plattenladen, dort durfte sie sich eine neue Schallplatte aussuchen. Es ist ein Metallica Doppel-Alben geworden. War die Kleene stolz, ihre erste nagelneue Schallplatte!


    Leben wir unseren Mitmenschen unsere Lebensart vor. Nicht aufstempeln.

    Nicht ohne Grund werde ich Ende diesen Monats mit einem Analog Magazin auf youtube starten.

    Analog ist eine Lebensart des bewußten Nichtstuens, um zu Genießen bei schöner Musik, einem Teechen ...

    Meine Nachbarn, um die 30, sammeln auch Schallplatten. Machen damit einen richtigen TammTamm.

    Tonträger sind sehr wichtig. Da diese künstlerische Gesammtkunstwerke sind. Daher ist es sehr wichtig, auch dieses mit Stolz & Liebe "zu verteidigen".

    Daher, sollte wir unsere Lebensart mit Stolz leben. Und anderen präsentieren. Menschen einladen, daran teil zu nehmen.

    Ihr glaubt nicht, wie viele Menschen bei mir immer wieder erstaunt sind, wie schön Musik erklingen kann.

    Eine Ex, 37, von mir, habe ich auch mit dem Vinylirutisschönus Virus angesteckt. Momentan erstelle ich ihre erste HiFi Anlage.

    Die Guste freud sich jetzt schon dadrauf, Schallplattenschätze zu entdecken.


    In diesem Sinne, laßet unsere Brüste erschwillen, mit Stolz unsere Lebensart zu genießen. Andere damit an zu stecken.

  • Das sei dir alles gegönnt, aber ich könnte dann nur einen kleinen Teil meiner Sammlung hören und darauf möchte ich nie und nimmer verzichten. Dir werden somit sehr sehr viele Schätze der Musikwelt verschlossen bleiben!

    Meine LP Schätze Sammlung habe ich OXFAM vermacht, und was es noch nicht auf CD gab wurde überspielt!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Ich höre auch, nach wie vor, gerne Schallplatten, und in diesem Zusammenhang freue ich mich schon auf Vinylias youtube-Magazin, ich hoffe, dass Du entsprechend den Link hier einstellst, wenn es so weit ist!


    Ich denke, es ist auch wenig zielführend zu vergleichen, was nun besser ist, beide Medien haben ihre Vorzüge und Nachteile, aber ich kann beides genießen, ohne wenn und aber.


    Zumindest kann ich für mich sagen, dass Schallplatten -selbst wenn sie einer CD klanglich unterlegen sein sollten- immer noch so gut, klangreich und transparent klingen können, dass ich sie immer noch sehr gerne höre.


    Von dem Repertoire, dass anders gar nicht verfügbar ist, wurde ja schon gesprochen. Ich stelle auch bei mir fest, dass ich die Schallplatten weniger und weniger digitalisiere, sondern sie einfach auflege und höre und mich daran freue...

  • Ich bin ja bekanntermaßen auch ein bekennender Vinylfreund, höre aber ebenso viel CD, da ich sonst viele Sachen, die mich interessieren, gar nicht hören könnte. Da ich bei Einführung der CD schon eine recht umfangreiche Plattensammlung besaß, von der ich mich nie getrennt und die ich schon gar nicht digitalisiert habe, existieren bei mir beide Tonträger einträchtig nebeneinander. Im Prinzip: analog Aufgenommenes auf LP, Digitales auf CD. Ich kaufe nach wie vor gebraucht LPs, allerdings habe ich das meiste inzwischen auch schon (und eh viel zu viel). Neuaufnahmen kaufe ich meist nur dann als LP, wenn es sie anders nicht gibt, gerade habe ich z.B. die LP mit John Adams Klavierkonzert mit Yuya Wang bestellt. Downloads und streaming landet bei mir nur auf dem ipad für den mobilen Kopfhörer-Betrieb und zum Kennenlernen. Die Anlage bleibt für CD und LP reserviert.


    Und auch ich bin gespannt auf Vinylias online Magazin

  • Bezog sich deine Überschrift auf die Künstler oder auf die Tonkonserven?

    Ers bezog sich ursprünglich darauf, welche Künstler der letzten -zig Jahre als Hoffnungsträger der Tonträgerindustrie galten, und zwar daß sie die berühmten Zugpferde wie Herbert von Karajan, Karl Böhm und Leonard Bernstein würden ersetzen können - nicht nur in künstlerischer Hinsicht, sondern auch in Sachen Charisma und Vermarktbarkeit.

    Meiner Meinung nach ist diese Hoffnung nicht erfüllt worden, ebensowenig wie der Ersatz von Caruso, Patti, Melba und Callas.

    Ich möcht nicht unbedingt von Eintagsfliegen sprechen, aber doch von Kometen, die nach ihrem Erscheinen (relativ) rasch verglühten.

    Auch die "zweite Reihe" - meist durch das Repertoire bedingt, hatte einst solche "Lichtgestalten" - Da waren - im jeweiligen Bereich - große Namen mit bestimmten Orchestern verbunden. Sobald die "Gallionsfiguren" starben oder das Orchester verliessen versanken diese Klangkärper meist in die Bedeutungslosiigkeit oder wurden aufgelöst. Charismatische Nachfolger sind selten - und sind auch nicht so sehr gefragt. Mittelmaß ist die Signatur unserer Zeit...


    Inzwischen hat sich der Thread aber schon verselbständigt....



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sobald die "Gallionsfiguren" starben oder das Orchester verliessen versanken diese Klangkärper meist in die Bedeutungslosiigkeit oder wurden aufgelöst. Charismatische Nachfolger sind selten - und sind auch nicht so sehr gefragt. Mittelmaß ist die Signatur unserer Zeit...

    Mittelmaß ist die Signatur fast jeder Zeit. Daher ja sogar der Name. Außerordentliches ist immer selten und lässt sich nicht bestellen und fabrizieren (auch wenn die Musikindustrie das gerne hätte) und wird, selbst, wenn vorhanden, gar nicht so selten nicht erkannt.


    Wenn man von der Musikindustrie her denkt, ist das Konzept der Superstars, wie Du an anderer Stelle ja völlig überzeugend schreibst, ideal, weil man mit ihnen, so teuer sie auch sind, im Endeffekt ziemlich günstig hohen Umsatz und große Gewinne erzeugen kann. Superstars sind allerdings eher eine Marketingerscheinung und IMHO weniger eine musikalische Größe. Mit vielen verschiedenen Aufnahmen mit verschiedenen Interpreten ist es businesstechnisch viel schwieriger, dieselben Gewinne zu erzielen. Ich denke allerdings nicht, wie Du schreibst, dass


    Und hier bin ich wieder beim Grundthema: Der Tonträgerindustrie fehlen derzeit all die Tyrannen, Ekel, Dogmatiker, Hysteriker, Esotheriker, Größenwahnsinnigen, Fanatiker, Pedanten und Sektierer, Heilsfiguren und Spinner, die in der Vergangenheit die Szene geprägt haben, wo das Aufnahmeteam vor jeder Aufnahme betete, der Maestro (Pimadonna, Startenor etc) habe eine gute Nacht gehabt und sei einigermaßen ansprechbar)


    es an Tyrannen, Ekeln und Dogmatikern fehlt. Mein Eindruck ist es eher, dass solchen Figuren in unserer jetzigen Zeit (ich sage mal ) der Vielfalt, die Zugkraft abhanden gekommen ist.


    Ob das etwas mit künstlerischer Qualität zu tun hat, wage ich zu bezweifeln. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Pianisten (m+w) und Violinisten (m+w) oder auch die Streichquartette an Qualität verloren haben. Es gibt ein interessantes Interview mit Simon Rattle (ich kenne gerade den Link nicht) wo er darauf hinweist, dass er sich einen Dirigierstil wie Karajan gar nicht leisten könnte (und wohl auch nicht will). Teodor Currentzis sagt in dem Silvesterkonzert an einer Stelle, dass er sich wünsche, dass das Orchester nicht klinge wie das SWR Sinfonieorchester, sondern je nach Komponist, wie eben dieser. Anders gesagt, er wünscht sich eine Art musikalischer Entkopplung von den Interpreten.


    Das scheint mir momentan ein wenig der Stil der Zeit zu sein und auch der Grund, warum es die von Dir besprochenen Hoffnungsträger so einfach nicht mehr geben wird. Dafür müsste man schon eine Menge Musikuninteressierter zum Kauf von Musik anstiften können. Da bleibt am Ende dann doch nur David Garrett. ;)

  • Leben wir unseren Mitmenschen unsere Lebensart vor. Nicht aufstempeln.

    Nicht ohne Grund werde ich Ende diesen Monats mit einem Analog Magazin auf youtube starten.

    auch, wenn ich kein bekennnender Vinylist bin, so sehe ich doch tatsächlich mit dem Vinyl eine gewisse Konsumkultur verbunden, die mir sympatischer ist, als das übliche Durchlauferhitzen von täglich neuen Wunderevents, die nach kurzer Zeit ihren Zündstoff auch wieder verpufft haben.


    Die Platte als Teil dieser Kultur zwingt schon durch Platz und Zeit, die ihr Konsum erfordert, zu einem wesentlich bewussteren Umgang mit der Kunst. Ich bin nebenbei fest davon überzeugt (auch, wenn ich es nicht mehr erleben werde), dass die Platte die CD überleben wird.


    Soviel von mir und alles Gute für Deinen YouTube Channel.

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  • Ich bin nebenbei fest davon überzeugt (auch, wenn ich es nicht mehr erleben werde), dass die Platte die CD überleben wird.

    Das glaube ich auch. Die CD ist schon heute überflüssig, weil es weitaus komfortablere Speichermedien für Daten gibt (nichts anderes ist die Musik auf CDs). Vinyl hingegen lässt sich als analoges Format nicht ersetzen und wird als Liebhaberei einer kleinen Minderheit erhalten bleiben.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Neuaufnahmen kaufe ich meist nur dann als LP, wenn es sie anders nicht gibt, gerade habe ich z.B. die LP mit John Adams Klavierkonzert mit Yuya Wang bestellt.

    ich nehme an, es geht hier um diese Aufnahme:



    Puh! Die gibt es aber für Hardcore Elektroniker ;) als Hi-Res zu Download. Damit ist ein digitaler Übergang in meinen Besitz garantiert :)

  • Ein sehr informativer Artikel. Vielen Dank für das Einstellen. Die Frage, die sich mir jetzt stellt, ist die, ob dieses ganze Management durch ein Label abgenommen werden kann und sich das für dieses noch rechnet, wenn es keine Zugpferde à la Netrebko oder Lang Lang mehr geben sollte.

  • Ich möchte keine weitere Hasstirade gegen Musik- und Filmdaten schüren - aber Daten am Computer oder am Chip sind doch wesentlich unsicherer als solche auf eine Professionell gebrannten CD. Ich war ganz verstört.aös ch erfaren musste, daß meine 4K Filme nicht auf eine Bluray passten und es "ungewisse Zeit"" dauern würde, bis man dieses Format (noch dazu mit 50 Bilder pro sekunde) auf irgendein zuverlässiges Medium unterbringen wird können. Inzwischen soll das angeblich schon möglich sein (Ich habe hier unterschiedliche Informationen) aber selbst wenn - kaum jemand verfügt derzeit noch über solch einen Player - notaben, da immer wieder geschrieben wird, 8 K sei letztlich das Endziel....


    Ich möcht mich vielmehr der Pianistin Cora Irsen und ihrem (an sich verdienstvollen) Projekt "Marie Jaell" widmen.

    War es ein Erfolg ?

    Ich würde das eher in Frage stellen, denn, wenngleich Marie Jaell hier im Forum gelegentlich erwähnt wurde - ins Beswusstsein gedrungen ist sie mir nicht.

    Ebenso ist es IMO nicht gelungen die Pianistin selbst einer breiteren Öffentlichkeit ins Bewußtsein zu rufen

    Ein Akt der persönlichen Selbstverwirklichung also - teuer und ineffizient ?

    Es scheint so - denn die Cds kamen schon 2016 auf den Markt.

    Hier wäre vermutlich ein Arrangement -mit Naxos ein erfolgversprechenderer Weg gewesen (???) - so über haupt machbar.

    Dabei - und das sei an dieser Stelle ausdrücklich betont - sind sowohl die Werke mehr als interessant - und die Pianistin - wie zu erwarten war

    - sehr engagiert und kompetent. (soweit anhand von Clips berurteilbar - aber Grundsätzliches lässt sich doch beurteilen)

    Dann kaonnt noch jene Person mit ins Spiel, die IMMER - was es auch sei - bei den Clips EINEN Punkt vergibt und somit allfällige gute Bewertungen abwertete. Im konkreten Fall. gab es nur die eine. (allerdings gab es auch einen "ECHO-KLASSIK" - keine Ahnung welchen Stellenwert der heute besitzt....

    Wir sehen an diesem Beispiel, daß es zwar mit Energie des Interpreten gelingt eine Plattenproduktion (CD) auf die Beine zu stellen, aber daß es nicht gelingt einen unbekannten Pianisten bekannt zu machen. Das gilt sogar für Weltbekannte Pianisten, die mehrheitlch "Nischenrepertoire" ausgewichen sind um ihre Karriere nicht zu beeinträchtigen. Mit einer zweitklassigen Interpretation - gegen den Strich gebürstet - und aggressiver Promotion im Hintergrund - erreicht man mehr.

    Nun könnte man hier einen Thread starten, wo man entweder die Komponistin (sie war zu Lebzeiten eine hochangesehene Pianistin und Komponistin mit Verbindungen zu Camille Saine Saens und Caesar Franck, sowie Franz Liszt.) oder die Pianistin der Serie (bislang fand ich nur diese genannte Gesamtaufnahme auf 5 CDS) thematisierte, aber das würde vermutlich daran scheitern, daß niemand diese Aufnahmen besäße und daß vermutlich niemand bereit wäre hier in Vollpreis CDs zu investieren oder aber die Komplettbox (5CDs) zu 69.99 Euro zu erwerben. (???)

    Hier muß man schon sagen, daß Künstler, die solch einen Weg gehen, vermutlich mehr investieren werden als einnehmen.

    Ich will das nicht anprangern, da ich mit einem eigenen Filmprojekt einen ähnlichen Weg gehe - ich wollte mich selbst verwirklichen - und das wars dann.

    Als "Broterwerb" ist sowas zumeist ein Desaster.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Vergessen darf nicht, die kulturhistorische Komponente von Tonträgern.

    Wenn im Klassikbereich die CD & auch die Schallplatte verschwinden sollte, dann gute Nacht Marie!

    Denke ich an die vielen schönen Direktmitschnitte bei Veranstaltungen. Die sind dann auf nimmer wieder sehen verschwunden.


    Sich bewußt hinsetzen, nichts tuen, als zu genießen. Genießen wollen & können. Löcher in die Decke starten, möchten.

    Sich einen Tonträger auflegen / einlegen & nur diesen musikalischen Moment genießen.

    Nichts irgendwie aus dem Nichts heraus, "gestreamt". Sondern haptisch ins Jetzt katapultiert. Es ist dieser schöne bewußte Moment, den ich jedes mal genieße, wenn ich mir eine Schallplatte aus meiner Sammlung erwähle. Dieses Durchwühlen mit den Händen, Augen fahren spazieren, dieses "da isse ...". Die Platte auflegen, hinsetzen & Lauschen, genießen. Fernsprechapperat aus ... Die Welt ringsrum vergessen. Vergessen wollen.


    Das wollen Klassik-Freunde aufgeben? Haben sich es nicht schon längst aufgegeben?


    Es ist eine Wonne Klassik-Schellack-Platten zu belauschen.

    Monoaufnahmen zu entdecken. Wie haben die damals aufgezeichnet? in welcher Pracht!


    Tonträger sind wertvolle Seelenabdrücke der Zeiten. Des Moments des Glücks.


    Unter anderem sammle ich "Sonder- & Werbepressungen", dies ist eine der größten Sammlungen in meiner analogen Welt. Da gab es Unternehmen mit eigenen Orchestern, Chören, etc., habe junge Klassik gefördert, trugen Klassik in die Welt hinaus. Zu Firmenjubiläen, zur Jahreswende usw. erschienen aus ihrem Hause Schallplatten für "Freunde des Hauses". Das Interessante an diesen Sonder-Klassik-Pressungen ist, das diese meisten davon tüchtig runter gespielt sind. Das auf solchen Platten Aufnahmen erschienen, die sonst nirgendswo erschienen.

    Das ist auch eine Welt der Tonträger.

    Oft kaufe ich auf kleinen Veranstaltungen, in Kirchen, CDs. Da diese Spuren des Ortes, der Zeit sind. Ein Zeitspiegel dieser Menschen dort vor Ort. Schon alleine deswegen, sind für mich Tonträger sehr, sehr wichtig. Und dürfen nicht verschwinden.


    Ein Tonträger besitzt eine Seele. So ein "Aus-dem-Nichts", ist seelenlos.

    Selbst tue ich alles dafür, das diese Kultur erhalten bleibt.

    Ich nenn es auch "Recht auf Faulheiterkeit."

  • Man sollte nicht allem lange nachweinen.


    Schließlich kommt es beim Abspielen einer CD unweigerlich zu vielen Lesefehlern, die permanent - für uns allerdings unbemerkt - korrigiert werden. Das erzeugt winzige Zeitfehler, ungeachtet der Tatsache, daß bitgenau wiedergegeben wird.


    Diese Zeitfehler führen zwar nicht zu Aussetzern, machen sich aber bei den Transienten bemerkbar. Es klingt einfach nicht 100- prozentig natürlich.


    Das Problem wäre lösbar, wenn man die vom Masterband digitalisierte Aufnahme direkt auf einem Festspeicher ablegen würde und nicht den Umweg über die CD macht. Label wie Acousence bieten z.B. solche downloads an.


    Beim elektronischen Auslesen des Festspeichers gibt es dann keine Lesefehler, wie es leider bei der optischen Abtastung der Fall ist.