LESSING, Gotthold Ephraim: NATHAN DER WEISE

  • Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781):


    NATHAN DER WEISE

    Ein dramatisches Gedicht in fünf Akten


    Uraufführung am 14. April 1783 in Berlin, Döbbelinsches Theater



    DIE PERSONEN DER HANDLUNG


    Sultan Saladin

    Sittah, dessen Schwester

    Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem

    Recha, dessen angenommene Tochter

    Daja, eine Christin, aber in dem Hause des Juden, als Gesellschafterin der Recha

    Ein junger Tempelherr

    Ein Derwisch

    Der Patriarch von Jerusalem

    Ein Klosterbruder

    Ein Emir

    nebst verschiedenen Mamelucken des Saladin


    Das Geschehen ereignet sich in Jerusalem zu Zeit des dritten Kreuzzuges.



    INHALTSANGABE



    ERSTER AKT


    Als der jüdische Schuldeneintreiber Nathan von einer Reise nach Babylon ins heimatliche Jerusalem zurückkehrt, erfährt er von seiner christlichen Haushälterin und Gesellschafterin seiner Tochter Recha, dass es in seinem Haus gebrannt hat. Dabei ist Recha nur durch die Hilfe eines Tempelherrn, den Sultan Saladin begnadigt hatte, knapp dem Tode entronnen. Für diese Tat habe der Retter keinen Dank haben wollen und sei verschwunden. Seitdem halte Recha den Mann für einen Engel Gottes. Nathan ist über den Ausgang des Geschehens natürlich hocherfreut und beschließt, den Tempelherren selbst zu suchen, um ihm zu danken. In diesem Moment sieht Nathan einen Mann auf sein Haus zukommen und die Haushälterin Daja erkennt den Derwisch Al-Hafi, der mit Nathan hin und wieder Schach spielt. Nathan bittet seinen Freund ins Haus.


    Al-Hafi trägt ein prächtiges Gewand, das ihn als Schatzmeister des Sultans ausweist. Er sagt, dass er heute nicht Schachspielen will, sondern seinen Freund um eine Geldspritze für den Sultan bitten möchte. Nathan lehnt sofort Al-Hafis Bitte ab. Der Derwisch ist enttäuscht, und informiert Nathan, dass er sein Amt aufgeben werde, weil er befürchtet, in seinem Amt das Menschsein zu vergessen. Er will am Ganges mit den Lehrern seines Glaubens leben und sich damit einen Traum erfüllen. Ehe Nathan das Gespräch auf den Tempelherrn bringen kann, ist Al-Hafi verschwunden.


    Daja kommt und berichtet, dass Recha den Tempelherrn aus dem Fenster gesehen hat. Nathan will Daja zu ihm schicken um ihn in seinem Namen ins Haus zu bitten, doch sie sagt, dass die Tempelherren niemals das Haus eines Juden betreten. Daraufhin beschließt er, selbst die Einladung aussprechen. Erst aber muss er die Reisekleidung wechseln, darum soll Daja die Straße beobachten.


    Dem Tempelherrn, der unter den Palmen spazieren geht, folgt mit Abstand ein Klosterbruder, der stehen bleibt, wenn er innehält, der aber weitergeht, wenn er weitergeht. Der Tempelherr geht auf ihn zu und fragt, was er von ihm will. Der Klosterbruder stottert, dass der Patriarch ihn beauftragt habe, über ihn, den Tempelherren, etwas in Erfahrung zu bringen und dann ihm, dem Patriarchen, zu berichten. Der Tempelherr schweigt zunächst, sagt dann aber, dass der Sultan ihn aus einem ihm unbekannten Grund frei ließ. Das möge er, der Mönch, an den Patriarchen weitergeben und damit wisse der genug.


    Der Klosterbruder lässt nicht locker, weiß vom Patriarchen, dass er, der Tempelherr, von Gott für besondere Taten auserwählt sein muss. Und er, der Kosterbruder, soll den Tempelherrn im Auftrag des Patriarchen für verschiedene Aufträge, bis hin zum Sultansmord, der sogar von Gott gewünscht sei, wie der Patriarch behauptet, gewinnen. Doch der Tempelherr will weder Spion noch Mörder sein und lehnt ab. Der Klosterbruder erklärt ihm, dass der Patriarch weiß, warum der Sultan ihn in Freiheit ließ: weil er, der Tempelherr, seinem verstorbenen Bruder ähnelt. Abschließend sagt der Klosterbruder, dass er nur den Befehl des Patriarchen gehorcht hat.


    Daja hat das Gespräch beobachtet und tritt auf den übel gelaunten Tempelherrn zu, um ihn im Namen ihres Brotherrn ins Haus einzuladen. Sie stellt Nathans Weisheit heraus und ergänzt, dass sie als Christin auch deshalb bei ihm bleibe und seine Tochter Recha erziehe. Doch ihre Worte nerven den Tempelherrn und er sagt, dass er in Zukunft niemanden mehr aus Flammen retten werde, da man ihn nicht in Ruhe lasse. Er geht ab, Daja aber folgt ihm mit Abstand.



    ZWEITER AKT


    Sultan Saladin liebt das Schachspiel, ist aber heute beim Spiel mit seiner Schwester Sittah nicht bei der Sache, weil ihn der durch die Tempelritter gebrochene Waffenstillstand nervt. Sein Plan, Sittah mit Richard I. zu verheiraten und seinen Bruder Melek mit der Schwester Richards, ist obsolet geworden. Sittah ist von diesen Heiratsplänen ohnehin nicht begeistert, denn die Christen sind ihr zu hochnäsig, haben sie doch tatsächlich verlangt, dass sie vor der Hochzeit konvertieren muss. Saladin ist oft mit seiner Schwester einer Meinung, aber hier stimmt er ihr nicht zu, denn er geht davon aus, dass der Waffenstillstand gebrochen wurde, weil die Christen die Stadt Acca nicht aufgeben wollen. Damit aber kann Richards Schwester Acca nicht als Brautschatz in die Ehe einbringen, wie es eigentlich vereinbart war. Saladin lässt Al-Hafi zu sich rufen, damit Sittah ihren Spielgewinn bekommt.


    Den Sultan beunruhigt noch, dass seinem Vater das Geld für die Soldaten knapp wird und die Feldzüge nicht weitergeführt werden können. In diesem Moment kommt Al-Hafi mit der Nachricht, dass Gelder aus Ägypten erwartet werden. Saladin nimmt das zur Kenntnis, antwortet aber darauf nicht, sondern weist Al-Hafi an, seiner Schwester tausend Dinar auszuzahlen. Al-Hafi hat unterdessen das Schachbrett gesehen und sagt zu Saladin, dass er das Spiel noch nicht verloren hat. Saladin reagiert kühl und wirft das Spiel sogar um. Sittah aber stellt klar, dass sie alle bisherigen Gewinne beiseitegelegt hat, da sie von den leeren Kassen weiß. Al-Hafi ergänzt, dass sie sogar die Aufwendungen des Hofes der letzten Zeit übernommen hat. Saladin ist überrascht und dankbar zugleich. Er sieht jedoch keine weiteren Einsparmöglichkeiten, doch Al-Hafi könnte bei den Reichen der Stadt Geld eintreiben. Sittah kommt mit dem Vorschlag, dass er Schatzmeister bei seinem jüdischen Freund Nathan Geld borgen könnte; das lehnt Al-Hafi in Kenntnis von Nathans Ablehnung jedoch ab. Er macht Nathan sogar absichtlich schlecht, um ihn zu verhindern, dass er finanziell in den Ruin getrieben wird. Er erwähnt einen reichen Mohren, den er aufsuchen wird - und eilt davon.


    Sittah versteht die Welt nicht mehr: Hat Al-Hafi nicht immer seinen Freund Nathan gelobt, dessen Weisheit, Güte und Vorurteilslosigkeit in den Himmel gehoben? Sie fragt sich, was der Grund dafür ist und nimmt sich vor, Nathan selbst zu kontaktieren. Nützlich wäre es, dabei seine Schwachpunkte herauszufinden. Zu ihrem Bruder sagt sie, er soll mitgehen und sich zunächst ihre neue Sängerin anhören.


    Nathan wartet derweil mit Recha auf Daja, die herausfinden sollte, wo sich der Tempelherr aufhält. Sie kann jedoch nichts Neues berichten - der Mann hat sie erneut abgewiesen. Nathan will es nun selbst in die Hand nehmen. Er schickt Daja mit Recha ins Haus, damit der Tempelherr nicht sofort wieder umdreht, wenn er sie sieht. Als er dann kommt, bringt Nathan sofort Sympathie für ihn auf. Allerdings ist der Tempelherr auch ihm gegenüber reserviert und sagt, dass man ihm nicht Danken muss, da er nur seine Pflicht getan habe. Nathan fragt, ob er etwas für ihn tun kann. Tatsächlich hat der Tempelherr einen Wunsch: er möchte gerne den lädierten Mantel geflickt haben oder sich auch Stoff für einen neuen kaufen, doch müsste ihm Nathan das Geld dafür borgen. Nathans Antwort bringt den Tempelherrn aus dem Gleichgewicht: Er wünscht den Brandfleck des Mantels zu küssen und will, dass auch seine Tochter das tut.


    Das folgende Gespräch überzeugt Nathan, in dem Tempelherrn eine Freund gefunden zu haben: der entschuldigt sich nämlich für seine geäußerten Vorurteile und Nathan antwortet, dass er, der Tempelherr, der Beweis dafür sei, dass es überall auf der Welt gute Menschen mit guten Gedanken gebe. Der Tempelherr ist nicht so optimistisch, er sieht Unterschiede: dass Juden beispielsweise an ihrem Anspruch festhalten, den wahren Gott anzubeten, was andere Religionen herabsetzt. Das hat dazu geführt, dass nun Christen und Muslime den gleichen Anspruch erheben und sogar Kriege deswegen führen, was ihn abstößt. Deshalb ist er ein Gegner der Kreuzzüge. Erstaunt sagt Nathan, dass er soeben aus fremdem Mund seine eigene Meinung vernommen habe. Daraufhin drückt der Tempelherr Nathans Hand - und Daja bringt die Nachricht, der Sultan wünsche Nathan zu sprechen.


    Dem will Nathan natürlich nachkommen, sagt aber dem Tempelherrn noch, dass der Sultan sie verbindet, denn wenn Saladin ihn nicht freigelassen hätte, dann wäre Recha gestorben. Er will deshalb Saladin aus Dankbarkeit dienen - was auch immer er verlangen wird. Mit dem Abschiedsgruß stellt sich der Tempelherr mit seinem richtigen Namen vor: Curd von Stauffen. Der Name elektrisiert Nathan, hat er doch mal einen Mann mit Namen „Wolf“ und „Filnek“ gekannt, doch fällt ihm Näheres nicht mehr ein - zunächst muss er zum Sultan.


    Doch hält ihn jetzt Al-Hafi auf und erklärt, heute nicht im Auftrag des Sultans zu kommen, sondern um sich zu verabschieden. Er wird sich seinen indischen Traum erfüllen. Er erzählt, dass er ihn bei Saladin und Sittah herabgesetzt hat, damit Nathan nicht finanziell ins Trudeln kommt. Um Saladins Sorglosigkeit in Gelddingen zu unterstreichen, berichtet er von dem absichtlich verlorenen Schachspiel mit Sittah, dass er durchaus hätte gewinnen können, aber offensichtlich nicht wollte, was ihn dann tausend Dinar kostete. Für Nathan eine wichtige Information. Bevor Al-Hafi geht, verspricht Nathan seinem Freund, dass er seine Schulden bezahlen werde.



    DRITTER AKT


    Der Tempelherr hat seinen Besuch im Hause Nathans angekündigt und Recha wartet mit Daja auf ihn. Als er dann kommt, wirft sich Recha zu seinen Füßen nieder und erklärt diese Geste damit, dass er ja keinen anderen Dank annehmen will. Es ist nur ein kurzes Gespräch, das die drei führen, denn der Tempelherr hat erfahren, dass Nathan beim Sultan ist und er ihn dort abholen will. Recha staunt nach seinem Abschied über ihre Ruhe bei seinem Besuch, obwohl sie doch vorher so aufgeregt war. Daja ist sich sicher, dass sie das Gefühl bald wieder erleben wird.


    Im Palast warten Saladin und Sittah auf Nathan; sie wollen dem reichen Juden eine Falle stellen. Sittah weist ihren Bruder darauf hin, dass diese Falle nur zuschnappen kann, wenn Nathan sich als geizig und furchtsam erweisen sollte. Saladin schickt seine Schwester mit der Bitte, nicht zu lauschen, aus dem Saal. Den eintretenden Nathan begrüßt er betont freundlich und geht direkt auf dessen Ruf als weiser Mann ein. Er fragt ihn, welcher Glaube ihn am meisten überzeugt, denn er hängt bestimmt nicht zufällig seinem Glauben an, sondern es muss dafür Gründe geben. Und die möchte er kennenlernen, um selbst darüber reflektieren zu können. Er gewährt Nathan noch Bedenkzeit, während er hinausgeht um zu prüfen, ob Sittah gelauscht hat.


    Nathan überlegt nach dem Abgang des Sultans, was er wirklich von ihm will. Die Frage nach dem Glauben empfindet er als eine Falle und in die will er nicht tappen. Er entschließt sich, die Antwort nicht direkt, sondern in der Form einer Parabel zu geben. Wenn er nämlich das Judentum als die einzig wahre Religion benennt, beleidigt er Saladin (was er nicht will), wenn er einen anderen Glauben überzeugender findet, müsste er entsprechend konvertieren. Dem zurückkehrenden Sultan eröffnet Nathan seine Gedanken dann mit folgender Parabel:


    Ein irgendwo im Osten lebender Mann besaß einen wertvollen Ring, der die Eigenschaft besaß, seinen Träger vor Gott und den Menschen angenehm erscheinen zu lassen, wenn er denn in diesem Glauben getragen wurde. Dieser Ring sollte immer vom Vater an den liebsten Sohn vererbt werden und dieser würde dann das Familienoberhaupt sein. Dann kam der Ring eines Tages an einen Vater, der seine drei Söhne liebte, weshalb er den Ring allen dreien versprach. Da er sein gegebenes Wort einhalten wollte, ließ er vor seinem Tod zwei Duplikate herstellen, die gut gelungen waren, dass er den echten Ring auch nicht mehr erkennen konnte. Er gab also jedem Sohn einen Ring und erteilte auch jedem seinen Segen. Nach seinem Tod kam es demzufolge auch zum Streit unter den Söhnen und trotz aller Bemühungen war der echte Ring nicht herauszufinden.


    Hier unterbricht sich Nathan und erläutert Saladin, dass die drei Ringe für die drei Religionen stehen, die man jedoch nicht unterscheiden kann. Saladins Einwand, dass Unterscheidungen sehr wohl möglich sind, beispielsweise in der Kleidung und den Speiseregeln, widerspricht Nathan mit der Begründung, dass alle Religionen auf Überlieferungen basieren, an die auch alle glauben, die damit aufwuchsen. Dann fährt er fort:


    Es kam die Sache vor Gericht und jeder behauptete, den echten Ring vom Vater bekommen zu haben. Der Richter meint, die Wunderkraft des Ringes bringe die die Entscheidung und fragt die Söhne, wen zwei der Söhne am meisten lieben. Als die Antwort ausbleibt entscheidet der Richter, dass der echte Ring schon dem Vater verloren gegangen sein muss, sodass er drei Duplikate anfertigen ließ. Der Richter fügt hinzu, dass jeder versuchen soll, die Macht seines Rings hervorzulocken, dann wird sich im Laufe der Zeit zeigen, welcher der echte Ring ist.


    Der Sultan ist beeindruckt und bietet Nathan im Überschwang der Gefühle seine Freundschaft an. Nathan fragt ob er eine Bitte vortragen dürfe und erklärt nach Saladins Zustimmung, dass er auf seinen Reisen viel Geld verdient hat, nun aber nicht weiß, wo er es sicher aufbewahren kann. Deshalb hat sich überlegt, ihm das Vermögen anvertrauen. Saladin staunt und Nathan erklärt, dass er zunächst einen Tempelherrn bezahlen muss, den Rest dann aber an Saladin schicken werde. Dem neugierig nachfragenden Sultan erklärt er, dass der Tempelherr seine Tochter aus dem Feuer gerettet habe. Saladin wirft ein, dass ihn diese Tat an seinen verstorbenen Bruder erinnert, der auch so gehandelt hätte. Er bittet Nathan, neugierig geworden, den Tempelherrn in den Palast zu bringen; auch Sittah soll ihn kennlernen.


    Die Szene wechselt in die Nähe eines Klosters: Der Tempelherr wartet auf Nathan und ärgert sich, dass er Nathans Haus zu schnell verlassen hat, denn er hat sich in Recha verliebt und nun immer ihr Bild vor Augen. Monologisierend stellt er fest, dass nicht mehr ohne Recha leben kann. Ein anderer Gedanke kommt ihm in den Sinn: sein Orden ist ihm fremd geworden, was auch daran liegt, dass er für tot gehalten wird. Ein anderer Gedanke sagt ihm, dass er ein anderes Verhältnis zu seinem Dasein gewonnen hat und das bedeutet Vorurteile abgelegt zu haben. Jetzt kann er seinen Vater auch besser verstehen - den Gedanken führt er allerdings nicht weiter aus, weil Nathan kommt und ihm klar wird, wie sehr er Rechas Vater schätzt. Mit Nathan im Gespräch legt er sich fest, sein Haus erst wieder zu betreten, wenn er Recha heiraten darf. Nathan reagiert darauf eher kühl, teilt ihm aber Saladins Befehl mit, in den Palast zu kommen.


    Bevor sie erneut zum Sultan gehen, will Nathan vom Tempelherrn näheres über seinen Vater wissen, weil er einst einen Conrad von Stauffen kannte. Es stellt sich heraus, dass der Tempelherr dessen unehelicher Sohn ist. Nathan sagt, dass er sich bisher nicht zu Stauffens Heiratsplan geäußert habe, liege am Klärungsbedarf in einigen Dingen. Aber er wird die Klärung nicht auf die lange Bank schieben. Dann geht er ins Haus und Daja tritt hinter einem Baum hervor; sie spricht den Tempelherrn an und benennt ihm zwei Geheimnisse: erstens ist Recha eine getaufte Christin ist und zweitens Nathan nur ihr Ziehvater. Das weiß Recha aber nicht, weil es Nathan ihr auch bisher nicht sagen wollte. Der Tempelherr reagiert erstaunt, bittet Daja dann, zu gehen, denn er muss nachdenken. Daja äußert noch die Bitte, dass er sich nichts anmerken lassen soll und sie doch nach einer Heirat nach Europa mitnehmen soll.



    VIERTER AKT


    Während der Klosterbruder in Kreuzgängen wandelt und mit den Befehlen des Patriarchen hadert, kommt ihm der Tempelherr entgegen. Sofort sind Befürchtungen in ihm wach, dass es sich der Tempelherr anders überlegt haben könnte und dem Patriarchen doch helfen will. Der zerstreut diese Befürchtung jedoch mit dem Hinweis, dass er den Patriarchen um eine Rat als Christ, nicht aber als kirchliche Amtsperson bitten will. Beruhigt weist der Klosterbruder ihm den Weg zum Patriarchen.


    Der kommt ihm schon in prunkvollem Gewand und mit großem Gefolge entgegen, und ist dem Tempelherrn sofort unsympathisch. Er bleibt jedoch höflich und bittet um den Rat in einem pikanten Fall, worauf der Patriarch das Gefolge wegschickt. Dann schildert er den Fall von Nathan und Recha, ohne jedoch ihre Namen zu nennen. Mit Entsetzen im Gesicht stellt der Patriarch die Gegenfrage, ob es sich eine theoretische Frage handelt oder ob es um einen realen Fall geht. Als der Tempelherr erstaunt sagt, dass das doch völlig egal sei, entgegnet der Patriarch, dass es durchaus nicht egal sei, denn bei einer realen Begebenheit müsse man den Juden als Verbrecher dem Flammentod übergeben. Außerdem müsse bedauert werden, dass jenes Kind nicht gestorben, durch den Juden aber ewiger Verdammnis ausgesetzt ist. Der Tempelherr will sich, entsetzt über das Gehörte, zurückziehen, doch der Patriarch dringt in ihn, die Namen der betreffenden Personen zu nennen, aber der Tempelherr schweigt. Dann muss er zum Sultan gehen, sagt der Patriarch, denn der hat vertraglich zugesagt, die Kirche zu schützen. Das trifft sich gut, antwortet der Tempelherr, denn er selbst wurde auch zu Saladin gerufen, und kann ihn, den Patriarchen, gern beim Sultan anmelden. Der Patriarchen stimmt zu, beschließt aber, den Klosterbruder auf den Fall anzusetzen.


    Der Sultan hat Nathans Geldschatz bekommen und Saladin hat einen Teil davon an Sittah gezahlt und den Rest in Verwahrung genommen. Sittah hat ein Bild des verstorbenen Bruders gefunden und zeigt es Saladin, der sich schmerzlich an den Verstorbenen erinnert. Aber das Bild will Sittah auch als Vergleichsmöglichkeit mit dem Aussehen des Tempelherrn nutzen. Als der in den Saal geführt wird, setzt sie sich schnell den Gesichtsschleier auf, um nicht erkannt zu werden, wohl aber genau beobachten zu können.


    Der Tempelherr betont, dass er sein Leben in den Dienst des Sultans stellen will, was der mit Freuden zur Kenntnis nimmt. Er bittet ihn, bei ihm zu bleiben und lobt ihn für die Rettung Rechas. Weil die Reaktion des Tempelherrn kühl ausfällt, hakt er nach und erfährt, dass sein Gegenüber von Nathan enttäuscht ist, weil er ihm erst seine Tochter angepriesen hat, dann aber auf sein Werben um Recha nicht eingegangen sei. Saladin fragt, ob Nathan von ihm den Übertritt zum Judentum verlangt hätte, was der Tempelherr verneint. Dann platzt er mit der Nachricht heraus, dass Recha in Wirklichkeit eine getaufte Christin ist und Nathan lediglich der Ziehvater - was doch wohl Nathans Scheinheiligkeit beweise.


    Saladin betont, dass Nathan den Tempelherrn bestimmt nicht täuschen wollte. Es muss einen anderen Grund für seine als kühl empfundene Reaktion geben. Er empfiehlt ihm, sich alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Als der Sultan dann jedoch hinzufügt, dass er die Rache des Patriarchen befürchtet, wenn der Vorfall bekannt wird, ruft diese Äußerung den Tempelherrn in die Realität zurück. Nur zu gut erinnert er sich an die fürchterlichen Worte des Patriarchen. Die Befürchtung, dass der Sultan ihm nicht mehr gewogen ist, weist Saladin zurück. Außerdem hält er es nicht für ausgemacht, dass die Heirat mit Recha endgültig abgesagt ist.


    Nach dem Abgang des Tempelherrn sprechen Sittah und Saladin miteinander. Sie findet es schade, dass er den Tempelherrn nicht nach seinen Eltern gefragt hat. Das muss Saladin leider zugeben, spricht aber die Vermutung aus, dass der Tempelherr wegen der großen Ähnlichkeit ein Sohn seines Bruders Assad sein könnte - zumal der früher auch bei Christenfrauen sehr beliebt war. Sittah hat sich inzwischen entschlossen, Recha zu sich zu nehmen, um sie dem Einfluss Nathans zu entziehen. Saladin hat dagegen keine Einwände, bittet aber, darauf zu achten, dass es nicht so aussieht, als solle sie Nathan gewaltsam genommen werden.


    In der Zwischenzeit hat sich Daja die Stoffe, die Nathan von seiner Reise mitgebracht hat, angesehen und einen ausgewählt, der sich für Rechas Brautkleid eignen würde. Sie dringt in Nathan, die Hochzeit Rechas mit dem Tempelherrn zu genehmigen. Der sagt, dass er vorher noch einiges klären muss, grundsätzlich aber zustimmt. Weil gerade der Klosterbruder auf das Haus zukommt schickt er Daja hinaus und ist gespannt, was der Kuttenträger von ihm will. Er wird nicht enttäuscht, denn er hört Interessantes aus früheren Zeiten, z.B., dass der Klosterbruder früher als Einsiedler bei Jerichos lebte. Als seine Klause zerstört wurde, ist er nach Jerusalem zum Patriarchen geflohen. Der versprach ihm, später dorthin zurückkehren zu dürfen, aber bisher ließ der Patriarch ihn nicht gehen. Im Gegenteil, ihm werden ständig neue Aufgaben gegeben, die er gar nicht erfüllen will. Beispielsweise soll er jetzt einen Juden finden, der ein Christenkind aufzieht.


    Nathan wird unruhig, wird jedoch durch eine andere Mitteilung überrascht: Der Klosterbruder war Reitknecht eines Wolf von Filnek und der hat ihm vor achtzehn Jahren ein Mädchen, nur wenige Wochen alt, überlassen, weil er in den Krieg ziehen musste und die Mutter, leider, schon verstorben war. Übrigens hat jener Wolf von Filnek sein Kind nie wiedergesehen, denn er starb in der Schlacht bei Askalon. Nathan sagt erstaunt, dass er nicht nur ein Freund dieses Wolf von Filnek war, sondern auch mit ihm gekämpft hat. Weil ihm der Klosterbruder sympathisch ist, geht Nathan aus sich heraus und erzählt seinem Gegenüber, dass er Frau und Kinder durch die Christen verloren hat, die sein Haus angezündet haben, weil sie alle Juden tot sehen wollten. Drei Tage hat er Jehova gezürnt, dann sei er, der Klosterbruder, mit jenem Kind zu ihm gekommen, dass er dankbar annahm und aufzog.


    Im Folgenden stellt sich heraus, dass der Klosterbruder von dem im Krieg gefallenen Conrad von Stauffen ein Buch besitzt, in dem in arabischer Schrift alle Verwandten Rechas erwähnt sind. Aufgeregt schickt Nathan ihn den los, um das Buch zu holen; er hofft, dass damit alle offenen Fragen geklärt werden können. Daja tritt ins Zimmer und meldet, dass Sittah Boten geschickt hat, um Recha zu holen. Nathan befürchtet eine Falle des Patriarchen, weshalb er selbst mit den Boten sprechen will. Daja glaubt, dass Saladin an Recha Gefallen gefunden hat und sie seinem Harem einverleiben will. Sie beschließt, Recha über ihren wahren Glauben zu informieren und das kann sie am besten auf dem Weg zum Palast.



    FÜNFTER AKT


    Saladin ärgert sich über Al-Hafis Unauffindbarkeit. Es tritt ein Mameluck auf, der mit der lang erwarteten Geldkarawane aus Ägypten eingetroffen ist. Saladin steckt ihm dankbar Gold zu, doch der Mameluck nimmt nur einen kleinen Teil und geht. Es kommt ein zweiter Mameluck, der ebenfalls die Karawane ankündigt und Saladin gibt ihm auch Gold. Dieser Mameluck möchte jedoch etwas mehr haben, da er mit dem dritten Mamelucken, der gestürzt ist, teilen will. Saladin freut sich über seine guten Mamelucken. Überraschenderweise tritt noch ein Mameluck auf und kündigt den Führer der Karawane, Emir Mansor, an. Saladin begrüßt den Emir und beauftragt ihn, den größten Teil der Gelder gut bewacht in den Libanon zu seinem Vater zu bringen. Er nimmt die Karawane vor ihrem Aufbruch in Augenschein und begibt sich dann zu Sittah.


    In einer neuen Szene sieht man den Tempelherrn vor Nathans Haus in Gedanken versunken auf- und abgehen. Er fragt sich, warum er auf Nathan so erzürnt ist, zumal er ihm Recha nicht verweigert hat. Als er Nathan mit dem Klosterbruder aus dem Haus treten sieht, ist sein erster Gedanke, dass der Patriarch mit der Hilfe des Klosterbruders herausgefunden hat, wer der Jude in dem geschilderten Fall war. Nun fühlt er sich schuldig des Verrats. Er wartet beiseite stehend, bis der Klosterbruder gegangen ist.


    Jenes Buch in arabischer Schrift hat der Klosterbruder Nathan gerne überlassen, zumal es Rechas Erbe ist, und er bittet ihn, seine Güte gegenüber dem Mädchen nie zu bereuen. Nathan versichert, dass dies nie der Fall sein wird. Die Frage, ob es wirklich der Tempelherr war, der den Patriarchen auf ihn aufmerksam gemacht hat, bejaht der Klosterbruder. Nathan bedankt sich und sagt, dass er froh ist, dass Buch zu besitzen. Schließlich hat er jetzt nichts mehr zu verbergen und kann sich frei und gelöst fühlen.


    Nach dem Weggang des Klosterbruders geht der Tempelherr auf Nathan zu, um mit ihm zum Sultan zu gehen. Auf dem Weg erkundigt er sich bei Nathan, ob der Klosterbruder etwas über ihn gesagt hat und Nathan erwidert, dass er von ihm, dem Tempelherrn, vor dem Patriarchen angeklagt wurde. Erschrocken weist der Tempelherr darauf hin, dass er zwar dort war, die Namen aber nicht preisgegeben habe. Heute muss er eingestehen, dass er falsch gehandelt hat und bittet Nathan um Vergebung. Sein Wunsch, Recha zu heiraten, besteht aber weiter, denn dadurch wird sie vor dem Kloster bewahrt, in das sie der Patriarch bestimmt stecken würde. Und es ist ihm will egal, welcher Religion sie angehört, wichtig ist allein, dass er sie heiraten kann.


    Nathan enthüllt dem Tempelherrn, dass Recha einen Bruder hat, bei dem er nun um ihre Hand anhalten muss. Der Tempelherr reagiert erschrocken und denkt daran, dass jener Bruder einen anderen Ehemann aussuchen wird. Er möchte deshalb mit ihr sprechen und sie auffordern, die zu Familie zu vergessen und ihn zu heiraten. Nathan bereitet dem Tempelherrn einen zweiten Schock mit der Nachricht, dass Recha bei Sittah ist, dass er aber jenen Bruder auf jeden Fall in Kürze kennlernen wird.


    Sittah und Recha unterhalten sich, wobei die Prinzessin sich bemüht, Rechas Vertrauen zu gewinnen. Die Unterhaltung gipfelt in Sittahs Angebot, als Schwester Rechas betrachtet zu werden. Als Recha zu weinen beginnt, sich der Prinzessin zu Füßen wirft und klagt, dass sie ihren Vater Nathan verlieren soll, versichert ihr Sittah, dass das nicht geschehen werde. Als sich Recha beruhigt hat, berichtet sie Sittah, dass sie von Daja auf dem Weg in den Palast erfahren hat, eine getaufte Christin zu sein und Nathan nur der Ziehvater ist. Das war ein Schock für sie, doch schlimmer war, dass Daja, ihr Mutterersatz, der sie viel zu verdanken hat, verlangte, den einzigen Weg des Heils als Christin zu gehen.


    Als Saladin hinzukommt, will sie sein Versprechen, dass sie Nathan als Vater nicht verlieren wird. Saladin versichert ihr genau das, bietet ihr sogar an, die Vaterrolle zu übernehmen, falls sich andere um sie streiten sollten. Saladin wird ernst und meint, dass Väter sterben können, und es deshalb wichtig sei, sich einen Mann auszusuchen. Recha stellt es so dar, als kenne sie noch keinen Mann, doch Saladin merkt die Lüge und sagt, er habe einen Mann herbestellt. In diesem Moment kündigt ein Diener Nathan und den Tempelherrn an.


    Tatsächlich kommen die beiden dazu und Saladin heißt sie herzlich willkommen. Er wendet sich zuerst an Nathan mit der Bemerkung, dass aus Ägypten eine Karawane mit Geld eingetroffen ist, Nathan also sein Vermögen zurückhaben kann. Anscheinend sind das für Nathan im Moment jedoch Peanuts, denn er geht sofort auf Recha zu, nennt sie während einer innigen Umarmung ‚meine Tochter‘ und sie ihn ‚mein Vater‘. Der Sultan stört die beiden und führt Recha zum Tempelherrn und bittet sie, der Wahrheit die Ehre zu geben und ihm ihre Liebe zu gestehen - von Sittah unterstützt. Doch Nathan verhindert ein Liebesgeständnis, weil Rechas Bruder noch ein Wörtchen mitzureden hat. Er erklärt, dass des Tempelherrn Name nicht Curd von Stauffen ist, sondern Leu von Filnek. Als kleines Kind wurde er von seinem Onkel Konrad von Stauffen wie ein Sohn aufgezogen. Sein Vater war allerdings ein Mann, der sich Wolf von Filnek nannte und mit einer Deutschen aus dem Geschlecht der Stauffen verheiratet war - folglich ist er Rechas Bruder, denn die ist mit dem richtigen Namen Blanda von Filnek zur Welt gekommen. Der Tempelherr fällt aus allen Wolken, doch überwiegt dann schnell die Freude über die wiedergefundene Schwester, und nimmt sie innig in die Arme.


    Nathan möchte auch des Tempelherrn Vater, was der annimmt und sich mit einem herzlichen Händedruck bei Nathan bedankt. Danach umarmen sich die drei. Saladin und Sittah haben dem Geschehen erstaunt und gerührt zugesehen, doch Saladin nimmt Nathan dann beiseite (während Sittah sich zu den Geschwistern stellt) und fragt ihn, wie er alles herausgefunden hat. Nathan zeigt dem Sultan nun das Büchlein des Klosterbruders, der sofort die Handschrift seines verstorbenen Bruders Assad erkennt und anhand der Aufzeichnungen feststellt, dass Wolf von Filnek der Alias-Name Assads war und Leu und Blanda seine Kinder sind*. Damit erklärt sich auch die Ähnlichkeit zum Tempelherrn, aber es betrübt Saladin schon, dass er und auch Sittah ihren Neffe und ihre Nichte nicht sofort erkannt heben. Es kommt zu einer allgemeinen Umarmung und der Vorhang fällt.

    *Assad ist nicht gestorben, sondern zum Christentum konvertiert und nennt sich nun Wolf von Filnek. Außerdem verliebt er sich in die Schwester von Conrad von Stauffen und heiratet sie. Sie leben in Deutschland und bekommen einen Sohn namens Leu. Allerdings fühlen sie sich in Deutschland nicht wohl und ziehen zurück nach Palästina. Den kleinen Leu lassen sie beim Bruder der Mutter zurück, damit dieser ihn erzieht. In Palästina bekommen sie ein zweites Kind, eine Tochter namens Blanda. Die Mutter stirbt bei der Geburt des Mädchens und Blanda wird wenig später vom Reitknecht des Vaters zu Wolfs Freund und Waffenbruder Nathan gebracht, da Wolf/Assad in den Krieg ziehen muss. Er stirbt kurz darauf in einer Schlacht bei Askalon.


    Die folgende gekürzte Aufnahme, entstanden 1956 in Berlin, wurde gehört:


    Nathan der Weise: Drama mit Ernest Deutsch, Veronika Werl (Eloquence Hörbuch)


    Sultan Saladin: Franz Schafheitlin

    Sittah, dessen Schwester: Verena Wiet

    Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem: Ernst Deutsch

    Recha, dessen angenommene Tochter Luitgard Im

    Daja, Christin: Käthe Haack

    Ein junger Tempelherr: Siegmar Schneider

    Ein Derwisch: Manfred Inger

    Der Patriarch von Jerusalem: Ernst Sattler

    Ein Klosterbruder: Hans Hessling

    Regie: Karl-Heinz Stroux


    © Manfred Rückert für den Tamino-Schauspielführer 2021

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    MUSIKWANDERER

  • „Nathan der Weise“ (Gotthold Ephraim Lessing)


    Das gab es im Rundfunk:


    Sultan Saladin - Walter Richter / Sittah, dessen Schwester – Gisela von Collande / Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem – Albert Florath / Recha, dessen angenommene Tochter – Eva Katharina Schultz / Daja, ihre Gesellschafterin – Gerda Maurus / Ein junger Tempelherr – Hans Quest / Ein Derwisch – Alfred Schieske / Der Patriarch von Jerusalem – Hans Mahnke / Ein Klosterbruder – Max Mairich / Funkbearbeitung und -regie: Wilhelm Semmelroth (Westdeutscher Rundfunk Köln 1952)


    Sultan Saladin – O. E. Hasse / Sittah, dessen Schwester – Edith Heerdegen / Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem – Erich Ponto / Recha, dessen angenommene Tochter – Ina Peters / Daja, ihre Gesellschafterin – Else Wolz / Ein junger Tempelherr – Peter Arens / Ein Derwisch – Hans-Hermann Schaufuß / Der Patriarch von Jerusalem – Hans Leibelt / Ein Klosterbruder – Gustav Knuth / Der Erzähler: Peter Lühr / Funkbearbeitung: Lutz Neuhaus / Funkregie: Walter Ohm (Bayerischer Rundfunk München, Sendung am 13. 12. 1955)


    Sultan Saladin – Ernst Fritz Fürbringer / Sittah, dessen Schwester – Edith Heerdegen / Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem – Erich Ponto / Recha, dessen angenommene Tochter – Elfriede Kuzmany / Daja, ihre Gesellschafterin – Lina Carstens / Ein junger Tempelherr – Wolfgang Arps / Ein Derwisch – Hans-Helmut Dickow / Der Patriarch von Jerusalem – Hans Mahnke / Ein Klosterbruder – Max Mairich / Funkbearbeitung und -regie: Paul Hoffmann (Süddeutscher Rundfunk Stuttgart, Sendung am 7. 3. 1956)


    Sultan Saladin – Heinz Woester / Sittah, dessen Schwester – Eva Zilcher / Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem – Ernst Deutsch / Recha, dessen angenommene Tochter – Christiane Hörbiger / Daja, ihre Gesellschafterin – Adrienne Gessner / Ein junger Tempelherr – Wolfgang Stendar / Ein Derwisch – Attila Hörbiger / Der Patriarch von Jerusalem – Hans Thimig / Ein Klosterbruder – Hermann Thimig / Inszenierung: Leopold Lindtberg (Ein Mitschnitt der "Nathan"-Premiere im Wiener Burgtheater am 10. 5. 1962) (Österreichischer Rundfunk) Der 'Clou' der Aufführung war die Mitwirkung von Attila Hörbiger (der erst 1968 – auf einer Tournee durch die BRD - seinen ersten 'Nathan' spielte) und den Brüdern Hans und Hermann Thimig.


    Sultan Saladin – Claus Holm / Sittah, dessen Schwester – Eva Katharina Schultz / Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem – Ernst Deutsch / Recha, dessen angenommene Tochter – Luitgard Im / Daja, ihre Gesellschafterin – Berta Drews / Ein junger Tempelherr – Lothar Blumhagen / Ein Derwisch – Herbert Grünbaum / Der Patriarch von Jerusalem – Robert Müller / Ein Klosterbuder – Walter Bluhm / Ein Emir – Wilhelm König / Funkregie: Boleslaw Barlog (Sender Freies Berlin, Sendung am 26. 12. 1962)


    Sultan Saladin – Walter Niklaus / Sittah, dessen Schwester – Regina Jeske / Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem – Rolf Hoppe / Recha, dessen angenommene Tochter – Ellen Hellwig / Daja, ihre Gesellschafterin – Marylou Poolmann / Ein junger Tempelherr – Hanns-Jörn Weber / Ein Derwisch – Fred Arthur Geppert / Der Patriarch von Jerusalem – Günter Grabbert / Ein Klosterbruder – Fred Delmare / Funbkbearbeitung: Ulrich Griebel / Funkregie: Walter Niklaus (Der Rundfunk der DDR, Sendung am 25. 12. 1980)


    Das gab es im Fernsehen:


    Sultan Saladin – Franz Schafheitlin / Sittah, dessen Schwester – Gisela Mattishent / Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem – Ernst Deutsch / Recha, dessen angenommene Tochter – Ina Halley / Daja, ihre Gesellschafterin – Käthe Haack / Ein junger Tempelherr – Martin Benrath / Ein Derwisch – Leonard Steckel / Der Patriarch von Jerusalem – Hans Leibelt / Ein Klosterbruder – Alfred Balthoff / Inszenierung: Karl-Heinz Stroux (Aufzeichnung einer Aufführung im Theater am Besenbinderhof in Hamburg) (ARD/Norddeutscher Rundfunk Hamburg, Sendung am 30. 1. 1956). Die im Beitrag Nr. 1. genannte Aufnahme vom Juni 1956 habe ich noch auf Schallplatten ('Deutsche Grammophon Gesellschaft' 43028/29). Leider habe ich im Düsseldorfer Schauspielhaus – Intendant: Karl Heinz Stroux - Ernst Deutschs 'Nathan' 1956 (mit diesem Ensemble gastierte er 1962 als 'Nathan' sogar in New York) und auch seinen 'Shylock' im „Kaufmann von Venedig“ 1957 nicht gesehen, dafür aber - alles in Düsseldorf - 1959 den 'Gessler' im „Wilhelm Tell“ (neben Attila Hörbiger in der Titelrolle), 1961 den Geheimrat Clausen in Gerhart Hauptmanns „Vor Sonnenuntergang“ und 1963 seinen 'Philipp II.“ im „Don Carlos“. Ein faszinierender und unvergesslicher Schauspieler!


    Sultan Saladin – Heinz Woester / Sittah, dessen Schwester – Eva Zilcher / Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem – Ernst Deutsch / Recha, dessen angenommene Tochter – Christiane Hörbiger / Daja, ihre Gesellschafterin – Adrienne Gessner / Ein junger Tempelherr – Wolfgang Stendar / Ein Derwisch – Helmut Janatsch / Der Patriarch von Jerusalem – Hanns Obonya / Ein Klosterbruder – Günther Haenel / Inszenierung: Leopold Lindtberg / Fernsehregie: Hermann Lanske (Eine Aufführung des Wiener Burgtheaters) (Österreichisches Fernsehen, Sendung am 26. 3. 1964)


    Sultan Saladin – Siegfried Wischnewski / Sittah, dessen Schwester – Xenia Pörtner / Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem – Kurt Ehrhardt / Recha, dessen angenommene Tochter – Monika Peitsch / Daja, ihre Gesellschafterin – Bruni Löbel / Ein junger Tempelherr – Lothar Blumhagen / Ein Derwisch – Wolfgang Reichmann / Der Patriarch von Jerusalem – Paul Hoffmann / Ein Klosterbruder – Klaus Schwarzkopf / Fernsehbearbeitung: Paul Herbert Appel und Franz Peter Wirth / Fernsehregie: Franz Peter Wirth (Zweites Deutsches Fernsehen, Sendung am 17. 9. 1967)


    Sultan Saladin – Siegfried Wischnewski / Sittah, dessen Schwester – Judy Winter / Nathan, ein reicher Jude in Jeusalem – Werner Hinz / Recha, dessen angenommene Tochter – Katerina Jacob / Daja, ihre Gesellschafterin – Ehmi Bessel / Ein junger Tempelherr – Peter Fricke / Ein Derwisch – Dieter Hufschmidt / Der Patriarch von Jerusalem – Alf Marholm / Ein Klosterbruder – Sigfrit Steiner / Fernsehbearbeitung und -regie: Oswald Döpke (Sender Freies Berlin, Sendung am 21. 1. 1979) Ehmi Bessel war die Ehefrau von Werner Hinz. (Das Stück wurde 1978 teilweise - mit zahlreichen Außenaufnahmen – in Israel für das Fernsehen verfilmt.)


    Sultan Saladin – Peter Roggisch / Sittah, dessen Schwester – Barbara Petritsch / Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem – Hans Schulze / Recha, dessen angenommene Tochter – Suzanne von Borsody / Daja, ihre Gesellschafterin – Rosemarie Fendel / Ein junger Tempelherr – Sylvester Groth / Ein Derwisch – Branko Samarovski / Der Patriarch von Jerusalem – Paul Hoffmann / Ein Klosterbruder – Hans Günter Müller / Ein Emir – Hans-Werner Pollok / Inszenierung: Johannes Schaaf / Fernsehregie: Claus Homschak (Eine Aufführung der Salzburger Festspiele 1984) (Österreichisches Fernsehen, Sendung am 28. 7. 1984) Rosemarie Fendel war die Mutter von Suzanne von Borsody und Lebensgefährtin von Johannes Schaaf. (Die Aufzeichnung ist 2008 bei 'Arthaus' auf DVD erschienen.)


    Sultan Saladin – Jörg Gudzuhn / Sittah, dessen Schwester – Katja Paryla / Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem – Otto Mellies / Recha, dessen angenommene Tochter – Ulrike Krumbiegel / Daja, ihre Gesellschafterin – Christine Schorn / Ein junger Tempelherr – Tobias Langhoff / Ein Derwisch – Dieter Mann / Der Patriarch von Jerusalem – Ulrich Mühe / Ein Tempelherr – Volkmar Kleinert / Ein Emir – Horst Manz / Inszenierung: Friedo Solter / Fernsehregie: Margot Thyrét (Eine Aufführung des Deutschen Theaters Berlin) (Das Fernsehen der DDR, Sendung am 1. 1. 1990) Enthalten in der Box „Großes Berliner Theater, Vol. 1“ aus der CD-Serie 'DDR TV-Archiv'.


    Carlo

  • Vielen Dank, lieber Carlo, für die Ergänzungen. Ich möchte noch erwähnen, dass ich vor Jahrzehnten ein aus dem Fernsehen aufezeichnetes Video-Band des "Nathan" von den Salzburger Festspielen (welches Jahr weiß ich nicht mehr) besaß, von deren Mitwirkenden mir allerdings nur ein Name noch in der Erinnerung geblieben ist: Rosemarie Fendel als Daja. Den Tempelherr spielte ein Heinz Fritsche der Frische. Unvergesslich wegen seiner famosen Darstellung ist mir auch der Klosterbruder erinnerlich, leider auch er heute namenlos...


    :(

    .


    MUSIKWANDERER

  • Lieber Musikwanderer,


    Du meinst bestimmt die Aufführung von den Salzburger Festspielen 1984 (siehe oben).



    „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing


    Auch das gab es auf Schallplatten:


    Sultan Saladin – Martin Flörchinger / Sittah, dessen Schwester – Ursula Burg / Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem – Eduard von Winterstein / Recha, dessen angenommene Tochter – Karola Ebeling / Daja, ihre Gesellschafterin – Amy Frank / Ein junger Tempelherr – Kurt Conradi / Ein Derwisch – Herwart Grosse / Der Patriarch von Jerusalem – Adolf Peter Hoffmann / Ein Klosterbruder – Fritz Hofbauer / Regie: Wolfgang Langhoff (Nach einer Inszenierung des Deutschen Theaters Berlin, 1962 für die Schallplatte aufgenommen.) 'Litera' 8 60 009/11 (3 LPs, DDR 1963)


    Sultan Saladin – Heinz Woester / Sittah, dessen Schwester – Eva Zilcher / Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem – Will Quadflieg / Recha, dessen angenommene Tochter – Christiane Hörbiger / Daja, ihre Gesellschafterin – Susi Nicoletti / Ein junger Tempelherr – Wolfgang Stendar / Ein Derwisch – Helmut Janatsch / Der Patriarch von Jerusalem – Otto Schmöle / Ein Klosterbruder – Theo Lingen / Bearbeitung und Regie: Karl Eidlitz / 'Concert Hall' M-2436 (2 LPs, BRD 1965). Diese Eigenaufnahme der 'Concert Hall GmbH' - entstanden 1964 in Wien - bringt das Stück mit einer Spieldauer von 110 Minuten; im umfangreichen Beilageheft kann der eingespielte Text mitgelesen werden. (Auf CD erschien die Aufnahme 1990 bei der schweizerischen 'Leuberg Edition GmbH' mit der Nummer 'L&M - Literatur & Musik' 38618.)


    Auch das gab es im Fernsehen:


    Sultan Saladin – Jürgen Holtz / Sittah, dessen Schwester – Johanna Clas / Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem – Wolfgang Heinz / Recha, dessen angenommene Tochter – Christine Schorn / Daja, ihre Gesellschafterin – Elsa Grube-Deister / Ein junger Tempelherr – Dieter Mann / Ein Derwisch – Rolf Ludwig / Der Patriarch von Jerusalem – Adolf-Peter Hoffmann / Ein Klosterbruder – Dietrich Körner / Ein Emir – Sadegh Shabaviz / Inszenierung: Friedo Solter / Fernsehregie: Vera Loebner (Studio-Adaption einer Inszenierung des Deutschen Theaters Berlin) (DFF Deutscher Fernsehfunk, Sendung am 1. 1. 1970)


    Carlo

  • Diese Aufnahme aus Berlin ist eine Produktion des Düsseldorfer Schauspielhauses aus dieser Zeit. Ich weiß das deshalb, weil ich diese Aufführung 2x gesehen habe, einmal privat, das andere Mal mit der Klasse, denn wir hatten den Nathan natürlich besprochen - und gelesen, wobei ich den Nathan lesen durfte (aus meiner Klasse waren drei Leute in der Theatergruppe, das wusste der Deutschlehrer, und er wusste auch, dass wir das dann auch konnten).

    Übrigens hat Lessing so etwas wie zwei "running gags" eingebaut: 1. "...sagt der Patriarch..." 2. "Tut nichts, der Jude wird verbrannt!"


    Das Düsseldorfer Schauspielhaus war zu meiner Gymnasialzeit das führende Theater in Deutschland. Jede Menge der berühmtesten Größen der damaligen Zeit traten hier auf: Ernst Deutsch, Martin Benrath, Walter Schmidinger, Maria Wimmer, Otto Rouvel, Klaus-Jürgen Wussow (das war ein toller Schauspieler, bevor er sich der "Schwarzwaldklinik" verschrieb). Diese Zeit war aber nicht die Zeit von Gustaf Gründgens, sondern die seiner Nachfolgers Karl-Heinz Stroux, der es schaffte, für jedes Stück die besten Schauspieler zu holen. Das war auch die Zeit, in der man die Klassiker, Goethe, Schiller, Shakespeare, Hauptmann usw., noch im Original kennlernen konnte. Auch wurde kaum gekürzt, das bedeutete immer drei Stunden Spielzeit; aber immer noch rechtzeitig für die Bahn. Was damals Standard war bei allen Schauspielern in Düsseldorf: sie waren alle exzellente Sprecher. Davon ist sogar bei Klaus-Jürgen Wussow als Prof. Brinkmann ziemlich viel übrig gewesen.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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  • Auch das gab es auf Schallplatten:


    Sultan Saladin – Martin Flörchinger / Sittah, dessen Schwester – Ursula Burg / Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem – Eduard von Winterstein / Recha, dessen angenommene Tochter – Karola Ebeling / Daja, ihre Gesellschafterin – Amy Frank / Ein junger Tempelherr – Kurt Conradi / Ein Derwisch – Herwart Grosse / Der Patriarch von Jerusalem – Adolf Peter Hoffmann / Ein Klosterbruder – Fritz Hofbauer / Regie: Wolfgang Langhoff (Nach einer Inszenierung des Deutschen Theaters Berlin, 1962 für die Schallplatte aufgenommen.) 'Litera' 8 60 009/11 (3 LPs, DDR 1963)

    R-13993485-1565662730-4755.jpeg.jpgMit dieser Produktion verbinden sich für mich wichtige persönliche Erinnerungen. Mein Deutschlehrer Gerhard Ost - ich nenne seinen Namen ganz bewuss, weil er auch ein Heimatforscher und Sagensammler in Thüringen gewesen ist - brachte sie uns nahe als das Stück durchgenommen wurde. Damals wurden die Grundagen für meine anhaltende Liebe zur deutschen Literatur gelegt. Deshalb findet musikwanderers Beitrag im Schauspielführer miot den Ergänzungen durch Carlo meine ganz besondere Aufmerksamkeit. Seid bedankt!

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Da gab es mal eine wunderbare TV Produktion , ich meine in Jerusalem aufgenommen......


    aber ich weiß nicht mehr dazu. Nebenbei - die Ringparabel stammt aus dem Koran ! Ob das alle Muslime intus haben ?


    Kalli

  • "Mein" Nathan war die Friedo-Solter-Inszenierung im Berliner DT.


    Christine-Schorn-Otto-_57.jpg

    Christine-Schorn-Otto.jpg

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Da gab es mal eine wunderbare TV Produktion , ich meine in Jerusalem aufgenommen...... aber ich weiß nicht mehr dazu.

    Lieber kalli,


    Du meinst doch sicher diese Inszenierung:

    Sultan Saladin – Siegfried Wischnewski / Sittah, dessen Schwester – Judy Winter / Nathan, ein reicher Jude in Jeusalem – Werner Hinz / Recha, dessen angenommene Tochter – Katerina Jacob / Daja, ihre Gesellschafterin – Ehmi Bessel / Ein junger Tempelherr – Peter Fricke / Ein Derwisch – Dieter Hufschmidt / Der Patriarch von Jerusalem – Alf Marholm / Ein Klosterbruder – Sigfrit Steiner / Fernsehbearbeitung und -regie: Oswald Döpke (Sender Freies Berlin, Sendung am 21. 1. 1979) Ehmi Bessel war die Ehefrau von Werner Hinz. (Das Stück wurde 1978 teilweise - mit zahlreichen Außenaufnahmen – in Israel für das Fernsehen verfilmt.)

    Carlo

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  • Das Düsseldorfer Schauspielhaus war zu meiner Gymnasialzeit das führende Theater in Deutschland. Jede Menge der berühmtesten Größen der damaligen Zeit traten hier auf.

    Ja, lieber Dr. Pingel,


    auch ich denke etwas wehmütig an die 'goldene' Zeit des Düsseldorfer Schauspielhauses in der Intendanz von Karl Heinz Stroux zurück (zunächst in dem äußerlich ziemlich unansehnlichen Haus an der Jahnstraße – aber welche Verzauberung, wenn sich der Vorhang öffnete) und dann im neuen, architektonisch beeindruckenden Neubau am Gustaf-Gründgens-Platz. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit (1955) holte er Käthe Dorsch, Hermine Körner, Werner Krauss und Ernst Deutsch nach Düsseldorf; leider habe ich diese Zeit nicht mitbekommen, weil ich noch in München lebte.


    Ich möchte Deine Liste der Schauspieler noch erweitern um die Namen derjenigen, die ich in Düsseldorf auf der Bühne 'erleben' durfte: Evelyn Balser, Veronika Bayer, Maria Becker, Elisabeth Bergner, Sibylle Binder, Ingrid Ernest, Elisabeth Flickenschildt, Joana Maria Gorvin, Heidemarie Hatheyer, Nicole Heesters, Marianne Hoppe, Gerda Maurus, Hilde Mikulicz, Lola Müthel, Wolfgang Arps, Ewald Balser, Klaus Maria Brandauer, Hans Caninenberg, Werner Dahms, Adolf Dell, O. E. Hasse, Attila Hörbiger, Günther König, Helmuth Lohner, Gunther Malzacher, Karl-Heinz Martell, Hannes Messemer, Bernhard Minetti, Richard Münch, Wolfgang Reichmann, Heinz Reincke, Karl Maria Schley, Wolfgang Spier, Joachim Teege, Adolf Wohlbrück und und und….


    Selbst wenn die Stücke (z. B. von Jean Anouilh, Samuel Beckett, Friedrich Dürrenmatt, Slawomir Mrozek, Eugène Ionesco) manchmal 'schwer verdaulich' waren, die Schauspieler rissen's heraus. Karl Heinz Stroux – der in jeder Saison mit seinem Ensemble auch internationale Gastspiele wie in Paris, Brüssel, London, Wien, Florenz, Venedig und sogar in New York gab - kannte sein anspruchsvolles Publikum sehr gut und sorgte für einen interessanten, abwechslungsreichen Spielplan mit vielen Ur- und Erstaufführungen, stets in 'konservativer' und ästhetischer Machart.


    Stroux's wahre Liebe gehörte aber den Klassikern, was ihm dann ab 1970 (zeitgleich mit dem Umzug in das neue Theater) zum Verhängnis wurde. Teile der 'progressiven' Presse und der linken Lokalpolitik warfen ihm vor, sich dem gesellschaftskritischen Theater zu verweigern und ekelten ihn nach 17 Jahren Intendanz weg, denn man wollte 'mit der Zeit gehen'. Seine Nachfolger Ulrich Brecht und Günther Beelitz spielten vor schlecht gefülltem Haus, vertrieben die Abonnenten und die neuen Schauspieler konnten die 'alten' nicht ersetzen, aber die 'Provokateure' waren zufrieden, auch wenn immer höhere Subventionen nötig wurden. (Karl Heinz Stroux 'tingelte' dann zehn Jahre lang als Gastregisseur über diverse deutschsprachige Bühnen und arbeitete auch wieder verstärkt als Schauspieler; 1985 ist er 77jährig in Düsseldorf gestorben.)


    Nach Stroux's 'Vertreibung' habe ich das Düsseldorfer Schauspielhaus nur noch wenige Male betreten. Ihren 'Lieblingen' hielten die Düsseldorfer aber die Treue: als die 'Duse von Düsseldorf', Maria Wimmer, später in den Kammerspielen in Peter Hacks' „Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe“ gastierte, waren alle Vorstellungen innerhalb weniger Stunden ausverkauft. (Maria Wimmer trug darin auf der Bühne den 'Louise-Dumont-Goldtopas' – die bedeutendste, auf Lebenszeit vergebene Auszeichnung für eine deutschsprachige Schauspielerin - den sie 1961 von Hermine Körner erbte und der nach ihrem Tod 1997 an Maria Becker weiter gereicht wurde; heute ist er im Besitz von Nicole Heesters.)


    Eine kleine Korrektur: Die „Nathan“-Aufnahme der 'DGG' vom Juni 1956 basiert auf der Stroux-Inszenierung am Berliner Schiller-Theater (1955), die (mit teilweise anderer Besetzung) von der 'Berliner Theatergastspiele GmbH' auf einer ausgedehnten Tournee durch Westdeutschland gezeigt und beim Gastspiel in Hamburg sogar vom Fernsehen aufgezeichnet wurde (siehe meinen Beitrag Nr. 2). Im September 1956 inszenierte Karl Heinz Stroux dann den „Nathan“ auch am Düsseldorfer Schauspielhaus – mit Ernst Deutsch sowie Luitgard Im (Recha) und Sebastian Fischer (Tempelherr).


    Carlo

  • Lieber Carlo, ich bin total begeistert von deinem Artikel, und zwar so begeistert, dass ich ihn mir ausdrucken werde. Deine tolle Liste mit den tollen Schauspielern: an jeden einzelnen habe ich mich erinnert! Auch die Stücke, die Stroux präsentierte, habe ich alle gesehen (etwa "Die Nashörner).

    Dass Stroux so ein schmähliches Ende fand, lese ich hier zum ersten Mal, damals war ich schon nicht mehr in Düsseldorf. Parallel hatte Düsseldorf ja in der Oper eine ähnliche Struktur eines funktionierenden Ensembles, das werde ich in meinem Schreibtisch noch näher ausführen (im Schreibtisch unter dem Titel "Ursula Brüll" und "Brunhilde Bremser"; das waren die Souffleusen!).

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ohne weiteren Kommentar verlinke ich den kurzen Trailer zur letzten Inszenierung des Stücks am DT, die Andreas Kriegenburg besorgt hat.


    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Werter Hans, danke für den Trailer - da flüstert halt eine Stimme in mir „Was für ein Dreck!“


    Davon abgesehen wundere ich mich aber auch, welche Begeisterung dieses dramatische Gedicht hier noch erfährt. Ja, es enthält eine humanistische Botschaft, die in der deutschen Geschichte oft hätte ernster genommen werden sollen. Aber diese vermittelt es im Sinne eines moralischen Lehrstücks, bei der man die didaktische Absicht doch überdeutlich spürt. Und im dramatischen Gebälk knarzt es vom Aufbau her auch ganz schön.


    Ich sehe es als Verlust an, dass 2021 in Nordrhein-Westfalen „Faust I“ als Abiturstoff gegen „Nathan der Weise“ getauscht wird. Das eine wunderbar vielschichtig, schillernd, dämonisch - das andere, nun ja, für mein Dafürhalten eher etwas bieder und rührstückhaft. Ich zweifle, dass mit dem „Nathan“ mehr junge Menschen für die klassische Literatur gewonnen werden als durch den Faust. Übrigens: Ich musste, nein, „durfte“ auf meinem nach Herder benannten Gymnasium noch beides lesen. Und Eichendorffs Taugenichts. Und Fontane und einiges mehr.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Werter Hans, danke für den Trailer - da flüstert halt eine Stimme in mir „Was für ein Dreck!“


    Davon abgesehen wundere ich mich aber auch, welche Begeisterung dieses dramatische Gedicht hier noch erfährt. Ja, es enthält eine humanistische Botschaft, die in der deutschen Geschichte oft hätte ernster genommen werden sollen. Aber diese vermittelt es im Sinne eines moralischen Lehrstücks, bei der man die didaktische Absicht doch überdeutlich spürt. Und im dramatischen Gebälk knarzt es vom Aufbau her auch ganz schön.


    Ich sehe es als Verlust an, dass 2021 in Nordrhein-Westfalen „Faust I“ als Abiturstoff gegen „Nathan der Weise“ getauscht wird. Das eine wunderbar vielschichtig, schillernd, dämonisch - das andere, nun ja, für mein Dafürhalten eher etwas bieder und rührstückhaft. Ich zweifle, dass mit dem „Nathan“ mehr junge Menschen für die klassische Literatur gewonnen werden als durch den Faust. Übrigens: Ich musste, nein, „durfte“ auf meinem nach Herder benannten Gymnasium noch beides lesen. Und Eichendorffs Taugenichts. Und Fontane und einiges mehr.

    Guten Morgen, Du hast Dich sehr schön und treffend ausgedrückt. Das macht meinen Tag. In dieser Begeisterung, die ich auch feststelle, bündelt sich auch sehnsuchtsvoller Bedarf nach Inhalten und Denkanstößen. Sollte dies auch der Pandemie geschuldet sein, die uns alle zu mehr Konzentration auf uns selbst zwingt? Nie habe ich soviel gelesen wie jetzt. Den "Nathan" nahm ich mir noch gestern vor. Ich sehe aber auch noch einen anderen Grund für die literarischen Bedürfnisse. Der öffentliche Debattenkanal verengt sich namentlich in Deutschland immer mehr, wie es neulich ein sehr kluger Mann ausdrückte. Wenn Menschen dadurch stärker zur Literatur finden, wäre das so schlecht nicht. TAMINO leistet da offenkundig seinen Beitrag. :) Ich hoffe, es ist keine Politik, wenn ich auf die Berliner Grünen zu sprechen komme, die ihrer neuen Spitzenkandidatin vorhielten, dass sich als Kind am liebsten "Indianerhäuptling" hätte werden wollen. Das nahm sie auf harten Druck später zurück. Nun wurde auch das Protokoll des Onlineprarteitages, auf dem diese Bemerkung fiel, laut "Tagesspiegel" zensiert. Es heißt: "An dieser Stelle wurde im Gespräch ein Begriff benutzt, der herabwürdigend gegenüber Angehörigen indigener Bevölkerungsgruppen ist. Wir haben diesen Teil daher entfernt." Eigentlich sollte ich wieder einmal Karl May lesen oder Bücher von Liselotte Welskopf-Henrich, die in der DDR auch erfolgreich verfilmt wurden.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Weiß jemand, ob es eine Aufnahme oder einen Mitschnitt der Berliner Produktion von 1945 mit Paul Wegener als Nathan und Eduard von Winterstein als Klosterbruder gibt?

  • Guten Morgen, Du hast Dich sehr schön und treffen ausgedrückt. Das macht meinen Tag. In dieser Begeisterung, die ich auch feststelle, bündelt sich auch sehnsuchtsvoller Bedarf nach Inhalten und Denkanstößen. Sollte dies auch der Pandemie geschuldet sein, die uns alle zu mehr Konzentration auf uns selbst zwingt? Nie habe ich soviel gelesen wie jetzt. Den "Nathan" nahm ich mir noch gestern vor. Ich sehe aber auch noch einen anderen Grund für die literarischen Bedürfnisse. Der öffentliche Debattenkanal verengt sich namentlich in Deutschland immer mehr, wie es neulich ein sehr kluger Mann ausdrückte. Wenn Menschen dadurch stärker zur Literatur finden, wäre das so schlecht nicht. TAMINO leistet da offenkundig seinen Beitrag. :) Ich hoffe, es ist keine Politik, wenn ich auf die Berliner Grünen zu sprechen komme, die ihrer neuen Spitzenkandidatin vorhielten, dass sich als Kind am liebsten "Indianerhäuptling" hätte werden wollen. Das nahm sie auf harten Druck später zurück. Nun wurde auch das Protokoll des Onlineprarteitages, auf dem diese Bemerkung fiel, laut "Tagesspiegel" zensiert. Es heißt: "An dieser Stelle wurde im Gespräch ein Begriff benutzt, der herabwürdigend gegenüber Angehörigen indigener Bevölkerungsgruppen ist. Wir haben diesen Teil daher entfernt." Eigentlich sollte ich wieder einmal Karl May lesen oder Bücher von Liselotte Welskopf-Henrich, die in der DDR auch erfolgreich verfilmt wurden.

    Lieber Rüdiger,

    man müsste eine klassische, preisgekrönte „Nathan der Weise“-Inszenierung mal auf eine fiktive „Kommission für Inklusion und Diversität“ treffen lassen, welche die Regierung einer bestimmten Hauptstadt ins Leben gesetzt hat, in der guten Absicht, um, wie es Hollywood beim

    Oscar ja nun auch macht, „ethische und ethnische Standards“ einzuhalten.


    Diese Kommission wohnt im Sinne eines „Audits“ der Generalprobe der Nathan-Inszenierung bei. Am Anfang gibt „man“ (Altlinker mit Hoodie, Aktivistin mit Zweifarbfrisur, ein Repräsentant einer ethnischen Minderheit sowie ein „nicht als Mann oder Frau zu lesender“ Mensch mit multiplen Personalpronomen) sich noch jovial-scherzend wie auf einer Klassenfahrt, aber mit zunehmendem Maße der Aufführung regen sich Empörung und Widerstand, man pöbelt in die Inszenierung hinein.


    So wird der Darsteller des Nathan angeschrien: „Sind Sie Jude?!“ - als er es verneint, ist die Antwort, „Was erlauben Sie sich, dann einen Juden spielen zu wollen?! Kulturelle Aneignung!“


    Als der Sultan die Szene betritt: „Blackfacing!!! Rassismus!“


    Usw.


    Am Ende wird dem Stück die Förderung entzogen, weil es fundamentale Standards für Diversität und Inklusion verletze, „Exotismus“ betreibe, Missbrauch verherrliche und die Gelegenheit verpasse, die Greuel der Kolonialgeschichte sowie die Behandlung der Palästinenser durch Israel zu thematisieren. Überhaupt sei die Quote für Stücke „alter weißer Männer“ für das aktuelle Jahrzehnt bereits übererfüllt, jetzt heiße es Platz schaffen für andere Sichtweisen.


    Botschaft am Ende: „Wir alle müssen Toleranz ganz neu denken lernen.“

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Werter Hans, danke für den Trailer - da flüstert halt eine Stimme in mir „Was für ein Dreck!“


    Davon abgesehen wundere ich mich aber auch, welche Begeisterung dieses dramatische Gedicht hier noch erfährt. Ja, es enthält eine humanistische Botschaft, die in der deutschen Geschichte oft hätte ernster genommen werden sollen. Aber diese vermittelt es im Sinne eines moralischen Lehrstücks, bei der man die didaktische Absicht doch überdeutlich spürt. Und im dramatischen Gebälk knarzt es vom Aufbau her auch ganz schön.


    Ich sehe es als Verlust an, dass 2021 in Nordrhein-Westfalen „Faust I“ als Abiturstoff gegen „Nathan der Weise“ getauscht wird. Das eine wunderbar vielschichtig, schillernd, dämonisch - das andere, nun ja, für mein Dafürhalten eher etwas bieder und rührstückhaft. Ich zweifle, dass mit dem „Nathan“ mehr junge Menschen für die klassische Literatur gewonnen werden als durch den Faust. Übrigens: Ich musste, nein, „durfte“ auf meinem nach Herder benannten Gymnasium noch beides lesen. Und Eichendorffs Taugenichts. Und Fontane und einiges mehr.

    Lieber hasiewicz, es gab in Berlin mal die (informelle) Abmachung, daß immer eine Inszenierung des Nathan in der Stadt laufen sollte. Als mein Sohn das Stück in der Schule besprach, wollten wir es auch gemeinsam auf der Bühne sehen. Damals gab es die Kriegenburg-Inszenierung, von der wir dann aber Abstand genommen und stattdessen das ZDF-Fernsehspiel von 1967 gesehen haben. Lessing macht immer großen Eindruck auf junge Leute, und auch mein erster Nathan im Fernsehen, die DDR-Verfilmung von 1970, ist mir unvergeßlich geblieben. Mich macht die Klassiker-Feindlichkeit der Berliner Intendanten etwas mißmutig, und ich empfinde sie als kulturellen Diebstahl. Es grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*