Romantische Klavierkonzerte - Jenseits der Hyperion Serie

  • Schon länger besitze ich diese CD, die mehrere Stücke von beträchtlicher Qualität aufweist. Wo Frau Pejacevic aufgewachsen ist, in Nasice/ Ostslawonien, hat es einen kleineren, ordentlich restaurierten Schlosskomplex und netten Park. Immerhin war ihr Vater kroatischer Vizekönig bis über den WW 1 hinaus. Gleich daneben ist auch Mohacz, wo im 16. Jahrhundert die Ungarn und einige Mitteleuropäer von den Türken nachhaltig geschlagen worden sind. Diese weite Ebene vor Novi Sad hatten wir damals gesucht und uns verfahren.


    MlG

    Damiro

  • Eine Komposition eines noch recht jungen Zeitgenossen. Klavierliebhaber werden ihn wahrscheinlich kennen. Ich poste sein Klavierkonzert hier im Thread, was sich hoffentlich durch das Hören erklärt. Man kann die Komposition aus dem Jahre 2017 ja mal mit der von Dora Pejacevic vergleichen oder mit einem Rachmaninoff-Konzert.


    Wie findet Ihr die Komposition von Daniil Trifonov?

  • Komplett angehört habe ich mir das Konzert jetzt nicht - vielleicht ein ander Mal.


    Solides Handwerk und natürlich ein superber Pianist.


    Aber man tritt Trifonow hoffentlich nicht zu nahe, wenn man eine traditionalistische Versatzstückhaftigkeit behauptet. Ein Personal-Stil ist da noch nicht vorhanden, eigentlich auch keine Struktur - vielleicht wäre dies ohnehin zu viel verlangt - und vielleicht ist auch mein Urteil wichtigmacherisch und voreilig. Das bitte im Hinterkopf behalten - aber wenn ich denn gefragt werde, so möge dies als Antwort durchgehen.


    Rachmaninoff ist - wenig überraschend - eine Art Hauptverantwortlicher.


    Man müsste die Mitwirkenden befragen.


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Natürlich sind fast alle Kommentare bei yotube begeistert - ist ja auch in Ordnung!


    Ein böserer Mensch schreibt von Musik gewordenem ADHS. Hm ... ;)

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Habe es mir vorhin angehört. Spannende Sache. Zum ersten ist die Nähe zu Rachminow natürlich sehr deutlich, Skrjabin auch. Ich höre ein ein wenig Atterberg (vergleich dessen Klavierkonzert Op. 37) und einige modernere Stellen haben auch einen Schuss Bartok. Ich bewundere ihn irgendwie dafür, in dieser Tradition heutzutage ein Klavierkonzert zu schreiben und ja erstmal eine an sich überzeugende halbe Stunde zu kreieren.


    Mir fällt, wie Wolfgang, die Versatzstückhaftigkeit auf, ohne dass wir die bisher natürlich am Notentext prüfen konnten - einfach vom einmaligen Hören. Da passiert in der Entwicklung wenig (viel weniger übrigens, als bei Rachmaninow, dessen Themen durchaus Entwicklung erfahren), lieber wird einem neuen Einfall Raum gegeben. Das mit dem ADHS stimmt schon irgendwie...


    Aber wenn man (spät-)romantische Klavierkonzerte mag, dann macht das auch irgendwie Spaß. Wenn er es in Hamburg spielt, würde ich hingehen.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Ja, Spaß machen mir solche Konzerte im spätromantischen Duktus auch. Und es gibt wirklich Entdeckenswertes darunter.


    Doch es sind halt nicht alles Genieblitze, was zum Beispiel in der Hyperion-Reihe veröffentlicht wird.


    Andererseits - das ist für mich der viel wundere Punkt und ich habe es im Forum schon mehrmals geäußert: Warum spielt man eigentlich immer die gleichen fünf oder acht Schlachtrösser der Romantik im Konzertsaal?

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Andererseits - das ist für mich der viel wundere Punkt und ich habe es im Forum schon mehrmals geäußert: Warum spielt man eigentlich immer die gleichen fünf oder acht Schlachtrösser der Romantik im Konzertsaal?

    Ja wem sagst du das. Wir hatten das ja auch im anderen Thread neulich: Ich würde mir nicht nur bei den Solokonzerten, sondern auch in der Sinfonik (und natürlich auch Kammermusik) mehr Abwechslung und mehr zweite Reihe wünschen! Aber wenn schon Gade zum angeblich unkalkulierbaren Risiko wird...

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Aber man tritt Trifonow hoffentlich nicht zu nahe, wenn man eine traditionalistische Versatzstückhaftigkeit behauptet. Ein Personal-Stil ist da noch nicht vorhanden, eigentlich auch keine Struktur

    Auch mein Eindruck stammt natürlich nur vom ersten Hören, wo sich Strukturen nicht sofort offenbaren müssen ... Aber die Versatzthematik sehe ich ähnlich. Mir scheint es so, dass er sich so die schönsten Stellen, die er immer schon mal spielen wollte, zusammengestellt habe und musikalischem Kleber zusammenfügte.


    Der Kleber ist aber nicht ungeschickt gewählt - anders als bei der wbg :P

    Rachmaninoff ist - wenig überraschend - eine Art Hauptverantwortlicher.

    Ja, das ist ganz klar. Aber in der Instrumentierung weicht er beim Bläsersatz nicht unerheblich ab. Ich höre da Moderneres wie Kurt Weill oder Strawinsky aber noch in freundlichen Dosen ... :)


    Es fällt eine Geschicklichkeit bei der Instrumentierung auf. Da klingt doch einiges sehr nett und

    Ich bewundere ihn irgendwie dafür, in dieser Tradition heutzutage ein Klavierkonzert zu schreiben und ja erstmal eine an sich überzeugende halbe Stunde zu kreieren.

    Wenn man sich das Werk genauer anhört, die Unterstützung durch das Bild ist da hilfreich, merkt man schon die Arbeit, die da hineingeflossen ist. Trifonov versucht an ein paar Stellen, die Erwartungshaltung zu untergraben. Er wagt sich zumindest in die Nähe tonaler Auflösung ...


    Das ist gefühlt kein Stück, dass die musikalische Entwicklung nach vorne bringt, aber ich denke auch, dass es eine interessante Abweichung vom musikalischen Einerlei, etwas böse gesagt, darstellt.