Romantische Klavierkonzerte - Jenseits der Hyperion Serie

  • Ich hatte ja geschrieben, dass ich Feedback gegeben wollte. Also, Ivan Shekov hat leider zwei Wochen lang nicht geantwortet, ich hatte ihm auf seine bulgarische Adresse eine E-Mail geschickt.

    Vielleicht kommt ja noch etwas.

    Lieber Rainer,


    ich schaue heute Abend mal, ob ich noch seine alte Adresse finde! Der Mann ist inzwischen ja schon 79 Jahre alt! Wer weiß, wie es ihm gesundheitlich geht!

    Nach wie vor bin ich begeistert von der Entdeckung Pancho Vladigerov. In der letzten Zeit habe ich mich besonders seinem ersten Klavierkonzert gewidmet, und bin beeindruckt von der überaus farbigen Instrumentation, den eindrucksvollen Melodien, den pathetischen der und auch folkloristisch angehauchten Passagen. Dieses gilt natürlich für seine anderen Klavierkonzerte ebenso, aber diese Meisterschaft, welche er bereits mit 18 Jahren erreicht, erinnert mich etwas an das 1. Klavierkonzert von Rachmaninow, welches auch bereits mit 18 Jahren geschrieben wurde.

    Ganz genau - die Instrumentation ist sehr farbig! Sehr schön sind auch seine kammermusikalischen Sachen. Ich habe davon mal was in Bulgarien von einem Schülerorchester aufgeführt gehört. Das ist aber schon lange her!

    Ganz anderes Thema und Stil, daneben habe ich beim Stöbern auf YouTube mal in das Klavierkonzert von Ignaz brüll hinein gehört. Dieses ist, glaube ich, zwar auch auf der hyperion Serie zu finden, aber nicht auf Spotify.


    Schade, die CD mit den Klavierwerken ist bei jpc schon vergriffen! Sonst hätte ich sie mir durch Deinen Hinweis gleich bestellt! :hello:


    Liebe Grüße

    Holger

  • Hallo zusammen ,

    Ich möchte ein Klavierkonzert vorstellen, bei dem mich sehr eure Kommentare oder Meinungen interessieren würde. Ich muss immer wieder sagen ich bin überaus dankbar für die vorschlagsfunktion auf YouTube, durch die ich auf dieses, vermutlich völlig unbekannte Klavierkonzert gestoßen bin.

    Das Klavierkonzert beginnt verhalten , um sich dann schnell zu steigern. Dann folgt ein zweites Thema, welches ich in seiner Einfachheit sehr ergreifend empfinde. Dieses Thema wiederholt und steigert sich ebenfalls in verschiedenen Ausführungen. Der zweite Satz ist zweigeteilt. Ab Minute 4 beginnt das zweite Thema, welches sich, ähnlich wie ich es beim Klavierkonzert von Atterberg beschrieben hatte, in einem langen melodisch Atem entwickelt. Dass ich nun dem dritten Satz nicht die Bedeutung der beiden ersten beiden zubillige, soll meiner Bewunderung für dieses Klavierkonzert in keinster Weise Abbruch tun. Man sagt ja dem Klavierkonzert von Atterberg eine gewisse Ähnlichkeit zu Rachmaninoff nach. Nun könnte man die Schlussfolgerung ziehen, dieses Klavierkonzert von Melchers habe ebenso Ähnlichkeit mit Rachmaninoff. Aber auch nach wiederholtem Hören möchte ich sagen, es ist etwas ganz Eigenes. Es erschließt sich einem nicht gleich, und steckt musikalisch voller Überraschungen. Nun stellt sich natürlich wieder die Frage warum wird es nie...(Aber dieses Thema hatten wir zur Genüge diskutiert.. .). Zum Glück gibt es YouTube und Spotify (auf welchem man ist auch finden kann).


    Viele Grüße

    Rainer

  • Nachdem mein Beitrag zu Melcher Melchers Klavierkonzert, welches ich immer noch gerne höre, keine Resonanz hervorgerufen hatte, hier eine neue, absolut unbekannte Entdeckung:

    Mitja Nikisch war der Sohn des bekannten Dirigenten und war damals bekannt als Leiter eines Tanzorchesters. Das Klavierkonzert ist sein letztes Werk, welches er mit 37 kurz vor seinem frühen Tod vollendete.

    Zum Teil recht modern, in keinster Weise Unterhaltungsmusik, voller Leidenschaft, und stilistisch nicht in der Rachmaninoff Nachfolge stehend, wie viele hier diskutierte Komponisten wie Wiklund, Garuta, Hannikainen, etc.

    Randbemerkung: YT hat mir dieses wieder "zugeschickt", ich bin dankbar für den Tipp, auf den ich sonst nie gekommen wäre...

  • Jetzt habe ich mir die Freude bereitet, dieses in der Tat wohl völlig unbekannte Klavierkonzert von Mitja Nikisch anzuhören.


    Allenthalben interessant und reizvoll. Auf die Schnelle kann ich den sehr geschlossenen Lyrizismus des ersten Satzes - der mir von Rachmaninoff doch nicht so weit entfernt scheint - schwer in Einklang bringen mit der späteren herben akkordischen Aggressivität ... die mich aber keineswegs per se stört, sondern nur im Kontext. Im Finalsatz überwiegt ein dramatisches Element betont osteuropäischer Prägung, würde ich vermuten.


    All das ist natürlich ein Ersturteil, das vielleicht einer Prüfung unterzogen werden müsste.


    Vielen Dank an Heisenberg!


    Vielleicht nehme ich mir morgen den Melchers vor.


    Ansonsten ist eine meiner Entdeckungen der letzten Monate auch der oben benannte Vladigerov mit seinen fünf Klavierkonzerten:



    Die Box stellt eine recht frische Kompilation (2020) älterer, zuletzt nicht mehr verfügbarer Einspielungen von unmittelbarer Authentizität dar. Dirigent ist der Sohn des Komponisten.


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Auch ein freundliches Guten Morgen und Willkommen von mir.

    Zumindest was den Vladigerov angeht, bist du mir um einiges voraus.;)


    Ich habe diesen Thread vor vielen Monaten gefunden, ein bisschen geschmökert, dann wieder vergessen bzw. kryptisch oder unbewusst bearbeitet... Du hast jetzt schon mal bewirkt, dass ich mir grade zwei Atterberg- CDs bestellt habe; gelesen habe ich schon ein paarmal von ihm, aber....:rolleyes:


    Was Medtner angeht glaube ich, dass man den irgendwann mit Rachmaninow zusammen betrachten und hören sollen könnte. Die Unterschiede sind manchmal ganz gering (es heisst, die beiden seien befreundet gewesen), aber man kann sie auch als Gegenpole betrachten, die Freundschaft evtl. gesucht haben. Beide haben eine ganze Reihe von Werken für Klavier und Orchester geschrieben, die es zu betrachten und zu hören herausfordert. Überdies soll ein begonnener Thread über deren (und anderer Komponisten) Klaviersonaten weitergeführt werden :untertauch:8):)8o

    Du hast eine ganze Reihe von Komponisten genannt, die ich noch nachschlagen muss..:yes:;)

  • Was Medtner angeht glaube ich, dass man den irgendwann mit Rachmaninow zusammen betrachten und hören sollen könnte. Die Unterschiede sind manchmal ganz gering (es heisst, die beiden seien befreundet gewesen), aber man kann sie auch als Gegenpole betrachten, die Freundschaft evtl. gesucht haben.

    Ja, das glaube ich auch. Diese seltsam symbiotische Beziehung wurde mal in einer Rundfunksendung diskutiert.


    Die Nähe zu Rachmaninoff liegt auf der Hand. Mir geht es so, dass ich den Personalstil Medtners nicht wirklich hören geschweige denn beschreiben kann. Mag natürlich auch nur mein Problem sein und tut der Tatsache keinen Abbruch, dass ich ihn nicht nur genauso interessant finde wie Rachmaninoff, sondern - quasi umgekehrt - zur Zeit (im Zweifelsfall) lieber höre. Es ist nicht schwer, sich an den Klavierkonzerten 2, 3, und "Paganini" zu überhören ... Jede Einsteigerin und jeder Einsteiger ins mühsame Pianistengewerbe meint, "Rach23" spielen zu müssen - ich verstehe schon lange nicht mehr, warum eigentlich ...


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Die Nähe zu Rachmaninoff liegt auf der Hand. Mir geht es so, dass ich den Personalstil Medtners nicht wirklich hören geschweige denn beschreiben kann

    Ich halte mich ja aus den romantischen Klavierkonzerten mangels Kenntnisse ziemlich 'raus, aber hier würde ich gerne zwei Bemerkungen machen.


    1. Rachmaninoff und Medtner sind beide große Melodiker und arbeiten mit ähnlichen Harmonien. Das führt dazu, dass man bei kurzem Hineinhören immer Ähnlichkeiten wahrnimmt.

    2. Medtner ist IMO, anders als Rachmaninoff, ein großer Meister der Form, die allerdings bei ihm schon sehr komplex (er ist ein Freund der Polyphonie) ist. Viele Sonaten erschließen sich erst nach mehrmaligem Hören (nicht unähnlich Reger!) während Rachmaninoff doch ziemlich süffig ist :).


    3. (auf eine dritte kann ich dann doch nicht verzichten ;)) Das ist auch für den Unterschied im Verkauferfolg nicht unwichtig....


    just my two (three) cents.


    PS: es gibt einen Thread, der momentan bei Medtners romantischer Sonate steckengeblieben ist. .... Da könnte man Unterschiede herausarbeiten ... :P

  • Deine Cents sind schon ihr Geld wert, Axel. ;):) Ich würde diese Harmonien als russisch spätromantisch deklarieren und Rachmaninoff hat hierbei auch riesig Schule gemacht. Noch schöner wäre es freilich, ich könnte sie musiktheoretisch präziser beschreiben ... :untertauch:


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Ich will nun wirklich nicht kneifen, und auch nicht mit "Gemach, Gemach" abwiegeln. Doch ich tue mich schwer, manches in Worten so einfach an die Tafel zu schreiben (um unseren Thread zu befruchten). Da ist schon gleich mal der Komplex Melodie vs. Harmonik bei beidem Künstlern. Habe mal versucht, da und dort mitzusingen (bei den Klavierwerken). Das ist bei Rachmaninow zuweilen ganz schwierig, bei Medtner schon deutlich leichter. Die Harmonik dagegen ist bei R. schon "da" bei opus 1., während Medtners Harmonien ihre Faktur so langsam, über die Jahre hinweg "finden". Ich finde ausserdem, dass zumindest die ersten Klaviersonaten teils etwas russisch oder vaterländisch klingen (lyrisch ?), Rachmaninow`s Melodielinien klingen irgendwie mehr cool, vielleicht sogar ausdrucksarm bis elegant / glatt (irgendwie :/).


    Und, lieber astewes und WolfgangZ, der Einfluss des Musikgeschäfts auf unsere Rezeption wird bei einigen Forianern IMHO total unterschätzt, vielleicht auch weil man ihn im Einzelfall nicht recht abschätzen kann. Rachmaninow hatte von Anfang an eine international ausgerichtete Musiksprache, viele seiner Werke schwappten nicht nur schnell über den Ozean, sondern wurden auch gerne bei den Briten und von den Skandinaviern gehört. In unserem deutschsprachigen Ländern und im franz. Raum wurde sie langsamer bekannt.

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  • Habe mal versucht, da und dort mitzusingen (bei den Klavierwerken). Das ist bei Rachmaninow zuweilen ganz schwierig, bei Medtner schon deutlich leichter. Die Harmonik dagegen ist bei R. schon "da" bei opus 1., während Medtners Harmonien ihre Faktur so langsam, über die Jahre hinweg "finden". Ich finde ausserdem, dass zumindest die ersten Klaviersonaten teils etwas russisch oder vaterländisch klingen (lyrisch ?), Rachmaninow`s Melodielinien klingen irgendwie mehr cool, vielleicht sogar ausdrucksarm bis elegant / glatt (irgendwie :/ ).

    "elegant / glatt" finde ich eine gute Beschreibung. Süffig ist wahrscheinlich in der Musikkritik nicht so bekannt wie beim Weinverkosten :). Aber ja, Rachmaninoff stellt dem Hören wenig Widerstand entgegen. Wie Du sagst, hat man auch nicht den Eindruck von Entwicklung. Rachmaninoff bearbeitet seine Werke gerne (?), weil er unzufrieden ist, ob zu recht, sei dahingestellt.


    Gefühlt hat Rachmaninoff eine Nähe zu den Minimalisten wie John Adams (nicht nur weil ich ihn gerade höre ..... ;)), ohne dass ich das momentan präzisieren könnte. Medtner ist viel verschrobener. das Vaterländische in der Melodik ist IMHO nur Material für die Verarbeitung. Hier ist er wohl der Meister 8-). Das "Coole" entdeckt man erst nach dem dritten (?) Hören ...


  • Der Komponist Elie Coff ist nichtmal auf Wikipedia zu finden. Auf YT entdeckt und auch auf spotify hörbar.

    Zum Komponisten kann ich nichts sagen, s.o..

    Seine Musik pendelt nach einigem Hören meiner Meinung nach zwischen ansatzweise Chopin und gehobener Unterhaltungsmusik, komplett abseits jeder Modernität und dieses Mal wirklich (bei meinem Nikisch Beiteag weiter oben war diese Aussage nicht ganz haltbar) abseits jeder Rachmaninow Nachfolge. Seine drei KK schrieb er zwischen 1991 und 1999! Für neugierige Freunde unbekannter KK auf jeden Fall eine interessante Entdeckung.

    Auf beigefügtem Link sind alle drei Klavierkonzerte zu hören.

    7 Mal editiert, zuletzt von Heisenberg ()

  • Folgendes sind Beipiele von operettenkomponisten (ohne dieses irgendwie abwertend zu wollen), die sich auch in der sogenannten ernsten Muse umgetan haben:

    Charles Kálmán war der Sohn von Emmerich Kálmán, welcher als Operettenkomponist noch

    bekannter als sein Sohn ist, der sich mehr dem Musical zugewandt hatte.


    Zu Edurad Künneke und Oscar Straus kann ich nichts Weiteres sagen,:


    Alle drei Konzerte sind nett anzuhören, melodisch und erfüllen keine gehobenen Ansprüche, aber das wollen sie glaube ich auch gar nicht. Ich finde es sympathisch, wie sich die Komponisten in ernster Musik versuchen, aber ihre Wurzeln doch nicht verleugnen können . Auch dieses natürlich keinesfalls abwertend und mit einem Augenzwinkern gemeint.

  • Henrik Melcher Melchers: Klavierkonzert Nr 2


    Ich möchte hier dem Wunsch des Users "Heisenberg" eintsprechen und einige Zeilen über das Klavierkonzert und dessen Autor schreiben.

    Es ist einerseits nicht mehr neoromantisch, andrerseits aber auch nicht der Avantgarde zuzurechnen. Mir persönlich foel am ehesten Gershwin dazu ein. Eine sehr individuelle originelle und eingängige Tonsprache. Daß sie m ich - der als erzkonservativ gilt - sofort angesprochen hat, mag als EIN Indiz dafür gelten, daß das Werk (und alle anderen des Komponisten ebenso) in Vergessenheit geraten ist - bzw nie wirklich bekannt war. Aber die schwedische Wikipedia hat eine andere Erklärung geliefert. Hier die automatische Übersetzung, es gibt sie nur in schwedischer Sprache: (Hervorhebung von mir)


    Henrik Melcher Melchers, ursprünglich Svensson, geboren am 30. Mai 1882 in Stockholm, gestorben am 9. April 1961, war ein schwedischer Komponist. Melchers studierte in den 1910er Jahren in Paris und wurde stark von der französischen Musik beeinflusst, was sich auch in seinen eigenen Kompositionen widerspiegelt. Nach seiner Rückkehr nach Hause wurde er schließlich Lehrer für Harmonielehre und Kontrapunkt an der Königlichen Musikakademie in Stockholm. In einer Zeit, in der der deutsche Einfluss auf das schwedische Musikleben kompakt war, konnte sich ein Komponist mit seinem Schwerpunkt nur schwer durchsetzen und musste daher hauptsächlich in Stille arbeiten. In den letzten Jahren ist jedoch eine gewisse Restaurierung von Melchers Musik spürbar. Zu Melchers Werk gehören eine Sinfonie und ein Klavierkonzert sowie ein Streichquartett in G-Dur von 1922. Melcher Melchers wurde 1932 zum Mitglied Nr. 604 der Royal Academy of Music gewählt


    Der Text sebst ist eher flüchtig-desinteressiert.Hier wird nur EIN Klavierkonzert angegeben, was schon unlogisch ist - angesichts der Tatsache, daß das in Beitrag 32 verlinkte Die Nr 2 trägt.

    Romantische Klavierkonzerte - Jenseits der Hyperion Serie


    Es stammt von 1931.

    Es gibt aber noch ein Klavierkonzert Nr 1 aus dem Jahre 1923 von welchem aber scheinbar keine Aufnahme existiert.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo zusammen,

    Zunächst, Alfred, Vielen Dank zu Deinem Kommentar zu Melcher Melchers.

    Anbei ein weiterer Fund:

    Es ist in die Form eines Klavierkonzertes eingegossene Filmmusik, durchsetzt mit Jazz Passagen.

    Es hat erstaunlich wenig Klicks, wenige Kommentare, hat es auch nicht auf spotify geschafft, und dabei ist es von der ersten Note an packende Musik.

    Der erste Satz ist thematisch klar und einprägsam in der Sonatenhauptsatzform geschrieben, das erste fanfarenartige Thema findet sich auch im letzten Satz wieder. Der zweite Satz lyrisch melodiös, während der dritte, noch etwas jazziger, thematisch etwas zerfällt.

    Macht nichts, ein unterhaltsames Stück Musik, welches ein bissl an das "concerto for myself" von Friedrich Gulda erinnert (das Gulda Konzert ist 6 Jahre später geschrieben).

    Vielleicht kann ja der eine oder andere einen Kommentar zu dieser Rarität geben.

    Viele Grüße,

    Rainer

  • zu meinem Beitrag zu Elie Coff:

    Das 3. Klavierkonzert "Korczack"

    findet man auch auf YouTube.

    ,

    Die anderen satzweise.

    Ich habe die drei KK nun des öfteren gehört, und sie stecken voller Überraschungen. Die schnellen Sätze beinhalten oftmals langsame, melodische Einschübe mit langem melodischen Atem. Ich weiß, diesen Begriff benutze ich häufig, aber er trifft es oftmals am besten. Ich finde es auf jeden Fall erstaunlich, dass solche hochromantischen Klavierkonzerte noch Ende des letzten Jahrhunderts geschrieben wurden, welche meiner Meinung nach den Vergleich mit etlichen Meisterwerken des vorvorigen Jahrhunderts nicht zu scheuen brauchen (Widerspruch natürlich erlaubt bzw erwünscht).

    Ich glaube, meine Aussage, dass diese Klavierkonzerte Anklänge an Chopin zeigen, lässt sich halten. Ich bin gespannt, ob man von diesem erst kürzlich verstorbenen (2014) Komponisten in Zukunft mehr hören wird.

  • Bezugnehmend auf meinen Beitrag zum KK von Janosz Sent möchte ich nochmals auf das

    "Concerto for myself " von Friedrich Gulda verweisen, bei dem der Stilmix von Bach über Mozart bis hin zur Moderne auf die Spitze getrieben wird, was in einem mitteissenden, packenden Stück Musik resultiert.

    Es gibt im "capriccio-kulturforum" aus dem Jahre 2014 von "AlexanderK" einen langen Artikel, dem nichts hinzuzufügen ist, und den ich hier gerne verlinken möchte.

    https://www.capriccio-kulturfo…rich-concerto-for-myself/

    Lieber Alfred, wenn so etwas nicht erwünscht ist, dann bitte löschen,

    Und lieber"AlexanderK", ich hoffe, Du hast nichts dagegen, hier zitiert zu werden.

    Eindrucksvoll in diesem Beitrag die Geschichte der Konzert Kritik eines Franz Endler, der ein Gulda Konzert, beinhaltend Mozart und das "concerto for myself", betitelte mit: " Mozart und ein Furz". Es gab also nicht nur im 19 Jahrhundert einen berühmt-berüchtigten Eduard Hanslick!

    Definitiv kein Furz und auf jeden Fall eines meiner Lieblings, modernen, unbekannten Klavierkonzerte!

  • Danke lieber Heisenberg,


    für den Hinweis zu diesem, ja - wirklich packenden Konzert. :love: Das sind DIE Werke des späten 20.Jhd so wie ich sie mir gerne wünsche.

    Es gibt auch Konzertaufnahmen mit den Wiener PH von 1991 und den Münchener PH ... ich habe es mir runtergeladen.

    :jubel: Und die LIVE-CD mit den Münchener PH megapreiswert bestellen können.


    :| Komisch, dass die Existenz dieses Klavierkonzertes von 1988 bisher an mir vorbei ging.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Henrik Melcher Melchers: Klavierkonzert Nr 2

    Es gibt aber noch ein Klavierkonzert Nr 1 aus dem Jahre 1923 von welchem aber scheinbar keine Aufnahme existiert.


    Diese Aussage ist leider nicht zutreffend – es existiert keine »kommerzielle« Aufnahme – jedoch gibt es ein Mitschnitt des Konzertes von 1988 aus den Berwaldhallen.


    Dort dirigierte Stig Westerberg das Schwedisches Radio-Sinfonieorchester; am Piano war Jacob Moscovicz.


    So, diese Aufnahme führe ich mir momentan zu Gemüte … :hello:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

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  • Lieber teleton,

    Zunächst vielen Dank für deine Antwort. Es freut mich, wenn dir dieser Tipp weiterhelfen konnte.

    Frage: hast du mal auf den Link zu dem Klavierkonzert von Janusz Sent etwas weiter oben drauf geklickt?


    Dort dirigierte Stig Westerberg das Schwedisches Radio-Sinfonieorchester; am Piano war Jacob Moscovicz.

    Lieber Maurice,

    Vielen Dank für deine weiteren Infos zu Melcher Melchers. Das ist ja hochinteressant!. Nun liegt mir natürlich sofort die Frage auf der Zunge, was ist es für eine Ausnahme Aufnahme, und wo könnte man sie bekommen? Auf YouTube und auf spotify kann man es leider nicht finden.

    Viele Grüße ,

    Rainer

  • Hast du mal auf den Link zu dem Klavierkonzert von Janusz Sent etwas weiter oben drauf geklickt?

    Ja, habe ich jetzt auf Deine Anregung hin.

    Hatte jetzt weniger Gulda damit assoziiert, sondern sofort an das Warschauer Konzert von Addinsel gedacht. (Die Aufnahme hat Gleichlaufschwankungen.)

    JA, auch ganz nett und hörenswert, besonders wenn er plötzlich mit den Jazzeffekten loslegt ... ja, schade, dass so etwas unentdeckt bleibt ... insgesamt empfand ich das aber nicht als den "grossen Brüller".


    ES gibt viele KK, die noch unbekannt sind.

    Der finnische Komponist Einar Englund (1916 - 1999) (mit seinen Sinfonien und KK) hat es mir angetan. Den habe ich bereits mehr verinnerlicht als den ganzen Haydn und Mozart ... :untertauch:


    Seine beiden Klavierkonzerte Nr. 1 (1955) und 2 (1974) finde ich ganz ausgezeichnet und absolut mitreissend und virtous. Zudem auf einem Niveau, die neben den Rachmaninoff - KK bestehen können !

    Einar Englung hat Eindrücke von Bartok- und Prokofieff - KK verarbeitet. Das KK Nr.1 ist Englunds beliebteste Komposition und damit hat er auch einen Kompositionswettbewerb gewonnen !

    DAs KK Nr.2 ist ernster, aber nicht minder hörenswert.


    Ausgezeichnte Aufnahmen des Tampere PO:


    61gXUVZBNZL._SL300_.jpg

    ONDINE, 2002, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • lieber teleton,

    Ganz herzlichen Dank für deine Antwort und für deine neue Anregung. Natürlich habe ich Englund dann sofort auf spotify gesucht, gefunden und gehört, allerdings, nachdem ich kein Bartok und Prokofiev Freund bin, (ich bin natürlich trotzdem unvoreingenommen an die Klavierkonzerte herangetreten) hat es schlussendlich meinen Geschmack nicht so ganz getroffen. Aber das macht nichts. Du weißt, ich bin dankbar für jede neue Empfehlung, ständig auf der Suche nach neuen unbekannten kk, und immer ganz erfreut, wenn ich dann auf solche verborgenen Schätze wie z. B. Mitya Nikisch, oder eben auch Janusz Sent etc. stosse

    Viele Grüße ,

    Rainer

  • Diese Aussage ist leider nicht zutreffend – es existiert keine »kommerzielle« Aufnahme – jedoch gibt es ein Mitschnitt des Konzertes von 1988 aus den Berwaldhallen.


    Dort dirigierte Stig Westerberg das Schwedisches Radio-Sinfonieorchester; am Piano war Jacob Moscovicz.


    So, diese Aufnahme führe ich mir momentan zu Gemüte … :hello:

    Habe nun diese Aufnahme endlich auf YouTube gefunden. Hochinteressant, und es führt tatsächlich ein absolutes Nischen-Dasein (1475 Klicks in 8 Jahren, zum Vergleich: das 2008 entdeckte erste Klavierkonzert von moszkowski (turm hoch über dem ab und zu dargebotenen E-Dur Konzert, aber das ist ein ganz anderes Thema) hat 45.000 Klicks in zwei Jahren erreicht bei rufinatscha) .

    Ich möchte es gerne etwas im Vergleich zum zweiten Konzert beschreiben: mir erscheint es moderner, sowie thematisch verwaschener als das zweite Konzert. Ich könnte hier nicht einzelne Themen beschreiben. (Ich habe es jedoch erst einmal gehört). Auffällig ist der dramatische zweite Satz und, als Ausnahme zu dem eben geschriebenen: eine lange, ungemein kraftvolle melodische Passage am Schluss, zwischen Rachmaninov und Hollywood; absolut beeindruckend.

    Allgemeiner stilistischer Vergleich zu einem bekannten Komponisten? mir fällt hier (noch) kein passender Vergleich ein. Ich werde dieses Klavierkonzert auf jeden Fall nochmals hören.

  • Ich möchte gerne, ohne große Worte, vier weitere unbekannte KK vorstellen.

    KK Nr. 1 von Sverre Jordan:

    Leider ist dieses ja wir Konzert nur in einer dumpfen, vermutlich sehr alten Aufnahme zu hören. Spät romantisch und schwermütig melodiös. Es gibt noch ein zweites von ihm auf YouTube zu finden, welches angemessene Tonqualität liefert.

    Ernest Pingoud, KK Nrn 2:

    Meiner Meinung nach interessante Musik, Pingoud hat recht viel komponiert, aber auf youtube ist nur weniges weiteres von ihm zu finden, auf Spotify überhaupt nicht.

    Als drittes: Gunnar Gjerstrom KK Nr. 1

    .

    Hier finde ich besonders bemerkenswert, dass dieser Komponist nicht nur nicht auf Wikipedia zu finden ist, sondern selbst google findet keinen Link, wenn man ihn suchen lässt. Dabei ist es meiner Meinung nach, originelle und hörenswerte Musik.

    Wo Corentin Bossier diese ganzen Aufnahmen ausgräbt, würde mich direkt mal interessieren, ist jedoch letztlich ohne Bedeutung, weil man braucht sie auf seinen Kanälen nur anzuklicken. Seine Kollektionen sind eine unerschöpfliche Fundgrube!

    Und als letztes, nochmals ein absoluter, unbekannter Geheimtipp, welche sich aber immer wieder gerne höre, das Klavierkonzert von Karol Kovarovic, hier nicht aus der Sammlung von Corentin Bossier, sondern von kuhlauDilfeng2:

    .

    Vielleicht hört der eine oder andere von euch mal in das eine oder andere Konzert rein. Ich kann nur, wie so oft, wiederholen, dass ich froh bin, in der heutigen Zeit zu leben, wo etwas Unbekanntes zu entdecken, und auch noch mit Begeisterung hören zu können, überhaupt möglich ist.


    Viele Grüße,

    Rainer

  • Der letzte Beitrag, der von mir selber ist, ist jetzt vier Monate alt. Schade, ich dachte hier wäre ein Kreis, wo man über unbekannte Klavierkonzerte reden kann, aber nach einem anfangsinteresse ist selbst im der überschaubaren zahl der tamino-mitglieder die Resonanz sehr gering. Wie soll dannn die breite Masse dafür Interesse aufbringen?

    Somit ist die Frage beantwortet warum diese KK unbekannt sind.

  • Werter Meister Heisenberg,


    ich habe mir die Werke angehört respektive hineingehört und finde sie per se reizvoll. Natürlich sind sie stilistisch nicht weiter eigenständig. Es gibt eine Riesenanzahl solcher Musik; in Reihen wie der bei Hyperion wird immer wieder ausgegraben, freilich recht ausschließlich im mitteleuropäischen Raum. Ansonsten ist es halt ein Teufelskreis, den ich auch in diesem Thread schon angesprochen habe. Es wird immer das Gleiche gespielt und somit rezipiert. Das scheint mir die simple Antwort auf Deine Frage und sie wurde doch längst beantwortet


    Das ist jetzt nicht böse gemeint: Wenn Du gezielt über die Musik diskutieren willst, müsstest Du damit anfangen. Es bringt doch nichts, wenn ich - soweit ich das kann oder zu können glaube - die Ähnlichkeiten mit Vorbildern benenne. Formal exzeptionell oder - Wiederholung! - stilistisch unverwechselbar ist halt keines dieser Klavierkonzerte. Insofern habe ich Probleme mit dem Konzept der Originalität. Hörenswert sind sie gewiss.


    Auf jeden Fall freue ich mich über Deine Tipps, aber weder bewege ich mich nun Tag für Tag im Forum noch will ich immer schreiben. Zum anderen sind die Sachen halt leider nicht als CDs, sondern nur über Youtube-Kanäle für mich erreichbar und ich arbeite an der Maschine mit eher billigen Lautsprechern. Das ist dann leider nur das halbe Vergnügen.


    Wenn Du das möchtest, könnte ich Dr natürlich schon eine größere Anzahl an weniger bekannten Konzerten nennen, die Du kaufen kannst oder wohl fast immer auch in der Tube anhören. Wobei Du ja schon etliche Tipps hier erhalten hast.


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Kurz, aber konkret noch zu einem Deiner Beispiele: Der Kovarovic verbindet die Struktur und die Phraseologie von Schumann - sofortige Assoziation, die bestehen bleibt, mit dem Pathos und der teilweise dunklen Tönung eines Rachmaninoff. Das ist handwerklich gekonnt gemacht und auch recht geschlossen in der Entwicklung. Und: Ja, ich höre das gerne.


    Aber es ist nichts daran originell - pointiert formuliert.

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Ohne jetzt den ganzen Faden durchzugehen: Wurden die vier Konzerte von Franz Xaver Scharwenka schon genannt? Es gibt jeweils zwei oder drei Einspielungen. Sie sind nicht völlig unbekannt, meine ich, aber rangieren auch nicht in der ersten Liga. Virtuose Brahms-Nachfolge, meist heller getönt als die Russen. Jedes der Konzert finde ich überraschend eigenständig, hoch virtuos, zum Teil sehr melodisch und im Detail wirklich originell. Wenn Du magst, freue ich mich über eine Rückmeldung.

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • hallo lieber Wolfgang,

    Vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung. Ich möchte gerne auf den einen und anderen Punkt eingehen und fange mal von hinten an. Von Scharwenka existieren auf der Hyperion Reihe die Klavierkonzerte numero 2 und 3, wobei ich jedoch das vierte als das gelungenste empfinde. Wie du geschrieben hattest sehe ich es auch: virtuos, und mit erstaunlichen Melodien darin, besonders im langsamen Satz des vierten Konzertes oder auch im Finalsatz des dritten Konzertes.

    Ich höre meistens die Version auf Spotify mit Paavo Järvi (der übrigens viele unbekannte Werke eingespielt hat) als Dirigent.

    Du hast recht, eine Diskussion über solche Werke, (auch Alfred hat in seinem Faden ja angeregt, immer nur ein Klavierkonzert vorzustellen und darüber zu diskutieren) sind meine Beiträge nicht. Dennoch hätte ich mich einfach über die ein oder andere Rückmeldung gefreut (simpel ausgedrückt: schön, nicht so schön, oder: unverständlich!, dass so etwas unbeachtet in der Schublade liegt:)). Aber das liegt wahrscheinlich tatsächlich an mir.


    Deine Aussagen über die mangelnde Originalität respektiere ich natürlich voll und ganz. Für mich persönlich hat der Begriff Originalität keine Relevanz. Ich freue mich über jede neue Musik abseits der ausgetretenen Pfade, vieles steht meiner Meinung nach qualitativ den großen Vorbildern nicht nach und ich genieße jedes "weitere klavierkonzert" von Rachmaninoff.


    Hierzu hätte ich jedoch gleich einen weiteren Geheimtipp:

    Und zwar die Klavierkonzerte von Zara Levina.

    Sie lebte in Russland von 1906 bis 1976. Es gibt die verlinkte Einspielung mit Maria lettberg als Dirigentin auf Youtube und Spotify und ist auch auf CD erhältlich. Wenn man ein bisschen auf Google blättert, findet man einen Beitrag: " Rachmaninoff trifft Schostakovitsch". So etwas gefällt mir immer, und ich finde es ist auch sehr zutreffend. https://www.google.com/url?sa=…Vaw3emgqoX7hBKeHD7u8fvAXT .


    Das fließende Hauptthema des ersten Satzes des ersten Konzertes erinnert mich tatsächlich an das Hauptthema des zweiten Klavierkonzertes von Rachmaninow, nur etwas moderner. Auch Einschläge des vierten Klavierkonzertes von Rachmaninoff (welches das unbeliebteste in seiner Viererreihe ist) kann man finden. Originell oder nicht? Ich möchte hierzu kein Urteil abgeben.

    Man findet zu Zara Levina viel auf Google, wenn man nur ihren Namen eingibt, auch, dass sie zu Lebzeiten eine durchaus gespielte Komponistin in Russland war.


    Viele Grüße,

    Rainer

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