Lise Davidsen wurde am 8. Februar 1987 in Stokke in Süd-Norwegen geboren. Als Jugendliche begann sie Gitarre zu spielen und zu singen, wobei ihre Vorbilder Joni Mitchell und vor allem Eva Cassidy waren. Anfangs sang sie in Chören als Mezzosopran, ließ sich aber überzeugen, ins Sopranfach zu wechseln, nachdem sie ihr Studium an der Grieg-Akademie in Bergen begonnen hatte. Nach ihrem Abschluss an der Grieg-Akademie 2010 studierte Davidsen an der Opernakademie in Kopenhagen und hatte erste Auftritte an der dortigen Königlichen Oper.
Durch die Teilnahme an verschiedenen Gesangswettbewerben wurde die interessierte Fachwelt schnell auf das ungewöhnliche Talent der jungen Norwegerin aufmerksam:
2014: Léonie-Sonning-Talentpreis
2015: Operalia Gesangswettbeweb - erster Preis, Birgit-Nilsson-Preis und Publikumspreis
2015: Internationaler Königin-Sonja-Musikwettbewerb - erster Preis, Preis für die beste Interpretation norwegischer Musik, Ingrid Bjoners Stipendium
2015: Internationaler Hans-Gabor-Belvedere-Gesangswettbewerb - zweiter Preis, Preis der Internationalen Medienjury, Publikumspreis
2018: Königin-Ingrid-Preis
Bei dem International Opera Awards 2017 wurde sie in der Kategorie Junge Sänger nominiert.
2018 wählte Gramophone sie zur “Nachwuchskünstlerin des Jahres“.
Ich hatte das Glück, bei ihrem Vorsingen an einem renommierten Opernhaus dabei sein zu können. Danach konnte ich alle verstehen, die Lise Davidsen als "große Hoffnung für die Zukunft" bezeichnen. Deshalb habe ich sie im April 2017 als NEUE STIMME hier im Forum vorgestellt. Entdeckungen: Neue Stimmen
Damals schrieb ich:
Die Stimme hat ein ungewöhnliches Volumen und eine außerordentliche Qualität.
Lise Davidsen singt mit einer unerschütterlichen Sicherheit und entfaltet eine Strahlkraft, zumal in den hohen Lagen, die an große Vorbilder denken lässt. Aber auch die lyrischen Phrasen weiß sie mit schönem Ton, sensibler Musikalität und Ausdruck zu füllen. Über Gesangstechnik braucht man bei ihr nicht zu reden: sie hat eine natürliche, gleichsam selbstverständliche Art des Singens, die bei der jungen Frau von gerade mal 30 Jahren staunenswert ist.
Ich fand es besonders eindrucksvoll, wie sie für die Tannhäuser-Elisabeth, Santuzza, Amelia (Ballo in Maschera) und auch Rosalinde (Fledermaus) jeweils den richtigen Ton fand! Sie kann die Stimme voll und dunkel strömen lassen, auch ein weiches Piano modellieren, groß aufdrehen ohne forcieren zu müssen und dramatische Akzente mit einer lodernden Kraft setzen!
Das Interesse für diese Ausnahmestimme war zunächst eher bescheiden. Mit dem Namen der Sängerin konnte wohl hier niemand etwas anfangen und mir ist es nicht gelungen, für sie zu interessieren.
Wenige Monate später, im Sommer 2017 debütierte Lise Davidsen dann beim Glyndebourne Festival und an der Wiener Staatsoper in der Titelrolle von ARIADNE AUF NAXOS ( wie begeistert die Kritiken waren kann man hier noch mal nachlesen: Entdeckungen: Neue Stimmen). Im selben Jahr sang Davidsen noch beim irischen Wexford Festival in Cherubinis MÉDÉE ebenfalls die Titelrolle. In den folgenden Jahren nahm ihre Karriere mächtig Fahrt auf. Sie wurde von den großen Opernbühnen Europas und auch Nordamerikas eingeladen. Angesichts ihrer ungewöhnlich vollen und warmen Stimme und ihrer seltenen musikalischen Sensibilität und Emotionalität überrascht es nicht, dass sie vor allem für dramatische Partien eingeladen wurde. Bei der Wahl ihrer Partien und Engagements blieb sie allerdings zunächst sehr vorsichtig. Sie wollte nicht zu früh verschlissen werden, macht sich noch rar.
Sie sang Konzerte mit dem REQUIEM von Verdi und VIER LETZTE LIEDER von Strauss. Am Opernhaus Zürich debütierte sie als Elisabeth in TANNHÄUSER und in Stuttgart asl Lisa in PIQUE DAME. Im Juli 2019 war sie in der Neuinszenierung von TANNHÄUSER als Elisabeth bei den Bayreuther Festspielen zu hören. Im Herbst 2019 sang sie bei George Enescu-Festival in Bucharest die Ellen Orford IN PETER GRIMES. 2019 gab sie noch ihr Debut in Ottawa als Leonore in FIDELIO und in New York an der Met als Lisa in PIQUE DAME. Im März 2020 feierte sie als Leonore in Beethovens FIDELIO am Royal Opera House in London Premiere, im September 2020 gab sie an der Deutschen Oper Berlin die Sieglinde in DIE WALKÜRE.
Einen kurzen Ausschnitt aus dieser Aufführung ist bei YouTube zu hören:
Wer weitere Aufnahmen von Lise Davidsen hören will, wird eine ganze Reihe vorzüglicher Mitschnitte im Internet finden. Eine Empfehlung möchte ich noch geben:
https://www.bergenphilive.no/v…er/2018/03/verdi-requiem/
In weniger guten Klangqualität kann man den selbigen Mitschnitt auch auf YouTube hören:
Inzwischen hat Lise Davidsen gibt es DVDs mit Aufzeichnungen einiger erwähnten Aufführungen mit Lise Davidsen.
Zwei Soloalben hat sie bereits aufgenommen und auf CD vorgelegt:
Außerdem kann man sie als Agathe in einer Gesamtaufnahme vom FREISCHÜTZ hören.
Caruso41