Gustav Mahler: „Das Lied von der Erde“

  • Auch ich bin aufs höchste beeindruckt von dieser Abhandlung, die ich noch mehrmals werde lesen müssen, um sie in ihrer ganzen Tiefe und Detailiertheit erfassen zu können. Sie wäre es mehr als wert, in gedruckter Form als kleines Büchlein zu erscheinen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Auch von mir herzlichen Dank, lieber Helmut!


    Ich habe hin und wieder hier ein wenig gelesen, aber das Lied von der Erde schon lange nicht mehr gehört. Es wäre also an der Zeit und würde Freude bereiten ... :thumbup:


    Besten Gruß,


    Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Habt Dank für Eure Worte, lieber Siegfried, greghauser, Bertarido und WolfgangZ. Hab mich sehr gefreut darüber.

    Siegried fragt: „Mich würde noch interessieren, wie viele Tage du mit dieser Arbeit zugebracht hast.“
    Ich weiß es gar nicht so genau, nur, dass ich länger daran saß als den Zeitraum, den ich für das Einstellen aller Beiträge ins Forum benötigte. Dieses Einstellen konnte ja nur deshalb unmittelbar Tag für Tag hintereinander erfolgen, weil die Beiträge bereits fertig vorlagen. Am Verfassen eines solchen saß ich aber gewiss länger als einen Tag, weil ich mich sehr ins Detail der kompositorischen Faktur vergrub und dann das, was dabei herauskam, auch noch in Worte fassen musste.
    „Vergrabe“ müsste ich eigentlich sagen, denn so verfahre ich eigentlich immer. Ist eine Unart, die zur Folge hat, dass meine Beiträge schwer leserlich sind, eigentlich eine Zumutung für den Leser darstellen.

    Mir gelingt es einfach nicht, mich nach der analytischen Betrachtung der Textur einer Liedkomposition davon zu distanzieren, die Ergebnisse zusammenzufassen, die interpretatorische Quintessenz daraus zu ziehen und diese dann zu Papier zu bringen. Das tue ich ja auch, meine aber immer, ich müsste dazu gleichsam die Belege beifügen, damit diese interpretatorische Quintessenz in ihrer sachlichen Berechtigung nachvollziehbar ist. Mein Fehler ist wohl, dass ich durchweg so verfahre und mich nicht auf die wirklich relevanten Passagen des Notentextes beschränke. Gestern Abend zum Beispiel brütete ich wieder einmal, um die interpretatorisch treffenden Worte zu finden, mehr als eine Stunde über einem Gedicht, das gerade mal aus acht kurzen Versen besteht. Irgendwie, so schwant mir, hängt das wohl auch mit meinem Alter zusammen.
    Na ja, da mache ich halt eben so weiter, bis es gar nicht mehr geht.

    (Ich bitte um Nachsicht für diese sehr persönlichen Äußerungen. Mit dem nächsten Beitrag kehre ich garantiert wieder auf die rein sachliche Ebene zurück.)

  • Auch wenn das, was ich durchaus verstehen könnte, für dessen Betreiber und Eigner nicht von sonderlicher Bedeutung sein mag, - für mich ist es das sehr wohl.

    Für mich auch! Jetzt sind wir schon sechs ...

  • In seiner großen Mahler-Monographie von 1960 hat Theodor W. Adorno nicht nur hochinteressante, sondern auch – wie das so seine Art ist – tiefgründige vorgelegt. Für ihn „verflüchtigt“ sich in „Der Abschied““ „der Schein des Glücks, bis dahin Lebenselement aller Musik. Weil Glück heilig ist, täuscht die Musik nicht mehr vor, daß es schon sei. Nichts davon ist übrig als das wohlige Erschlaffen dessen, der nichts mehr zu verlieren hat; (…) Der Ton des Satzes ist auch nicht der von Verzweiflung. Vom Schluchzen durchschüttelte Prosa inmitten der Tonalität, weint er ohne Grund wie ein von Erinnerung Übermannter; mehr Grund hätte kein Weinen.“
    Und mit Blick auf das „stammelnde Ewig“ des Endes meint er, es sei „nicht Pantheismus, der den Blick in selige Weiten aufschlüge. Kein Ein und Alles wird als Trost vorgegaukelt.“

    Man kann die Musik von „Der Abschied“ wohl so hören und deuten. Wenn Adorno feststellt, dass sie häufig „ihrer selbst müde“ wird und „auseinander klafft“, dass in ihr „Leere selber zu Musik“ werde, dass die Instrumente auseinander laufen, „als wollte ein jegliches ungehört vor sich hinreden“ und sich kaum sonst irgendwo bei Mahler sich eine derart „vorbehaltlose“ Dissoziation von Musik ereignet, so ist das alles gewiss treffend beobachtet. Aber in diesem Unterton von Trost- und Hoffnungslosigkeit, der dieser Deutung Adornos innewohnt, verfehlt sie aus meiner Sicht die von Mahler kompositorisch intendierte Aussage.

    Ich höre diesen Schluss von „Der Abschied“ anders.

    Adornos Mahler-Buch halte ich auch, lieber Helmut Hofmann, für singulär. Nur ist auch nicht zu bestreiten, dass Adornos Deutung doch einige Gewaltsamkeiten enthält, die mehr Adornos Philosophie sind als Mahler.


    Den Schluss des "Lieds von der Erde" zu deuten, finde ich ungemein schwierig. Auch Adorno hier richtig zu verstehen ist einigermaßen schwierig.


    "Weil Glück heilig ist, täuscht die Musik nicht mehr vor, daß es schon sei. Nichts davon ist übrig als das wohlige Erschlaffen dessen, der nichts mehr zu verlieren hat;"


    Ich höre da erst einmal bei dem "wohligen Erschlaffen" eine Anknüpfung an Franz Kafka heraus. Der Held "K." am Ende des Prozess-Romans stirbt ungebrochen aber letztlich an Entkräftung. Auch er findet sein Glück nicht - sein Recht. Adorno will wohl sagen, dass es im Lied von der Erde keine Per apspera ad astra-Dramaturgie gibt. Die menschliche Suche nach dem Glück auf dieser Erde hat sich als vergeblich herausgestellt, als eine letztlich vergebliche Anstrengung erwiesen. Und daran ändert auch das Eingehen in die Unendlichkeit und Ewigkeit nichts. Die Erfahrung bleibt eine negative der Trauer des Abschieds - das Glück ist ein Unmögliches geworden. Man denke nur an Das andere Tanzlied aus Nietzsches Zarathustra, das Mahler in der 3. Symphonie vertonte, wo es heißt "Lust will tiefe, tiefe Ewigkeit". Dass diese "blaue" Ewigkeit der ewigen Fernen noch irgendwelche "Lust" bereitet, davon ist das Lied von der Erde himmelweit entfernt. Mahler ist ja ein begeisterter Nietzsche-Leser. Bei Nietzsche und in der Lebensphilosophie geht es um die Versöhnung des Menschen mit dem irdischen Leben. Diese Bemühung - so meine ich will Adorno sagen - versagt am Schluss vom Lied von der Erde. (Wobei Adornos Mahler-Deutung den immensen Einfluss von Nietzsche auf Mahler lieder gar nicht berücksichtigt!)


    Schwer zu verstehen ist auch Adornos Bemerkung zum Pantheismus:


    Und mit Blick auf das „stammelnde Ewig“ des Endes meint er, es sei „nicht Pantheismus, der den Blick in selige Weiten aufschlüge. Kein Ein und Alles wird als Trost vorgegaukelt.“


    Inzwischen denke ich, dass man sich hier durchaus an die Freunde Hegel, Hölderlin und Schelling erinnern sollte, die im Tübinger Stift zusammen auf einem Zimmer wohnten. Ihr gemeinsames Motto war im Anschluss an Spinoza das "Hen kai Pan". Adornos ganze Philosophie ist ja eine Auseinandersetzung mit Hegel. Bei Hegel ist der Pantheismus in der Dialektik präsent, dem Geist einer totalen Versöhnung und Vermittlung. Trost im Hegelschen Sinne heißt also immer auch Versöhnung (da gibt es, wie die Hegel-Forscher herausgefunden haben, das Vorbild der Trinität in Hegels theologischen Jugendschriften - die Versöhnung ist der heilige Geist, der zwischen dem Endlichen (Sterblichen) und Unendlichen (Unsterblichen) vermittelt). Adorno betont gegen Hegel, dass es keine solche absolute Versöhnung und Vermittlung gibt. Das ist die "negative Dialektik". Dialektik bedeutet nach Adorno "Leiden", dass im Versuch der Versöhnung und Vermittlung immer ein Unversöhnliches bleibt und dies in der Erfahrung des Leidens in (und an) der Welt präsent ist. Pantheistisch (im Sinne Hegels!) bedeutet der Trost eine Art der Versöhnung (qua dialektischer Vermittlung, philosophisch mit Hegel gesprochen). Zwar tröstet der Schluss des Lieds von der Erde den Menschen mit der Ewigkeit, nur fehlt diesem Trost die (pantheistisch-dialektische) Kraft der Versöhnung. Es ist in der Tat hoffnungslos, nach einem irdischen Glück zu suchen und zu erwarten, dass man es findet. Der Himmel ist gegenüber dem Glück, das man auf der Erde sucht, in eine unendliche Ferne gerückt, d.h. es dominiert bei diesem Trost der "Abschied" als negativ-dialektische Erfahrung des Unversöhnlichen gerade im Versuch der tröstenden Versöhnung. Also ist auch im Trost das Leiden präsent, als eine tiefe Trostlosigkeit gerade auch im Trost. (Dies bedeutet also mit Adorno gedacht der "Abschied" negativ-dialektisch: ein trostloser Trost.) Der Trost wird gleichsam mit einer Verlusterfahrung erkauft - das ist letztlich auch das (im Grunde ziemlich pessimistische) Ende jegliches Glücks-Optimismus. Wenn man Adorno so deutet, dann finde ich, wird das dem rätselhaften Schluss des Lieds von der Erde doch vielleicht gerecht! :)


    Ansonsten herzlichen Dank für Deine aufschlussreichen Bemühungen, dieses schwierige Werk zu deuten! :)


    Schöne Grüße

    Holger

  • Ich danke Helmut Hofmann für seine überaus wertvollen Worten zu den einzelnen Sätzen.


    * * *


    Das Lied der Erde ist mir eines der liebsten der mahlerschen Werke. Letzthin bin ich auf ein Orchester gestossen, das den letzten Satz Der Abschied auf You Tube in einer Life-Aufnahme zugänglich gemacht hat.


    Das spanische ADDA-SIMFONICA Orchester mit ihrem Leiter Josep Vizent und die Sängerin Stefanie Irányi haben diesen über 30minütigen Satz mit hoher Intensität interpretiert.



    Die Webseite des in Alicante domizilierten Orchesters:


    http://www.addasimfonica.es/es_es/#slider

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Hallo moderato, kein Wunder, dass die Mezzosopranistin so gut rüber kommt, sie ist ja aus Bayern! :thumbup:



    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • kein Wunder, dass die Mezzosopranistin so gut rüber kommt, sie ist ja aus Bayern! :thumbup:

    Mir ist prinzipiell egal, lieber Fiesco, woher die Sängerin stammt, wenn sie nur etwas deutlicher würde singen. Würde ich den Text nicht so gut kennen, um ihn im Kopf "mitsingen" zu können, ich würde so gut wie nichts verstanden haben. Schade, sehr schade. Denn die Intensität der Aufführung, die es moderato antat, erreicht auch mich.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Lieber Rheingold1876


    Die mangelnde Verständlichkeit des Gesanges ist durch das nicht optimal eingestellte Mikrophon entstanden. Man sieht in einiger Entfernung vor der Sängerin einen Mikrophonständer. (bei 3 min 40s, links von der Sängerin sichtbar) Das ist wirklich schade. Die Oboe ist sehr präzise aufgenommen.

    Stefanie Irányi ist die Preisträgerin verschiedener Gesangswettbewerb. Um in dieser Liga mithalten zu können, muss alles stimmen. Die Konkurrenz ist gross, um bestehen zu können. Singen kann sie.


    LG moderato

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Auch ich bin aufs höchste beeindruckt von dieser Abhandlung, die ich noch mehrmals werde lesen müssen, um sie in ihrer ganzen Tiefe und Detailiertheit erfassen zu können. Sie wäre es mehr als wert, in gedruckter Form als kleines Büchlein zu erscheinen.

    Dem ist nichts hinzuzufügen. Ich würde es auch sofort kaufen. Keiner meiner Konzertführer oder Biographien ist so detailliert, aber trotzdem verständlich. Und man kann verstehen, warum Alma gerade dem "Lied von der Erde" eine so hohe Wertschätzung zukommen ließ.

    Und dabei hat mich manche Aussage so interessiert gemacht, daß eine 2. oder 3. Lesung unumgänglich ist, zumal ich "Das Lied von der Erde" bisher immer etwas vernachlässigt habe. Das wird sich nun ändern.

    Danke, lieber Helmut, für diese immense Arbeit.

    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Habt Dank, liebe Freunde, für den Ausdruck von Wertschätzung meiner Besprechung dieser so großen Mahler-Komposition.

    Das Lied der Erde ist mir eines der liebsten der mahlerschen Werke.

    Das haben wir gemeinsam, lieber moderato, und ich möchte Dir danken dafür, dass Du den Link zu dieser Aufnahme hier eingestellt hast.


    Sie hat mich beeindruckt, sogar so berührt, dass ich da und dort ein wenig schlucken musste. Du hast recht, wenn Du von einer "hohen Intensität" der Interpretation sprichst. Auch wenn die deklamatorische Artikulation von Stefanie Irányi - möglicherweise aufnahmetechnisch bedingt - ein wenig zu wünschen übrig lässt, wie Rheingold zu Recht moniert, sie strahlt aber doch in der Art und Weise, wie sie die Melodik stimmlich-interpretatorisch wiedergibt und darstellt, eben diese aus innerer Anteilnahme hervorgehende Intensität aus.

    Was mir an dieser Aufnahme so gefällt, ist, dass man all das hört, was diese Musik Mahlers ausmacht und einzigartig hat werden lassen: Die Verdichtung und Dehnung musikalischer Zeit bis hin zu ihrem Verklingen, die konsequent lineare Führung der Orchesterstimmen und die Freiheit im Einsatz von Diatonik und Chromatik. Sehr markant lässt der Dirigent - und dies ja durchaus im Sinne Mahlers- die Rolle und Funktion der einzelnen Instrumente hervortreten, und die langen Pausen, die er sich zwischen den einzelnen Orchesterpassagen nimmt, tragen maßgeblich zu der diese Aufnahme so stark prägenden Evokation von Ruhe bei.

  • Aus "Von der Schönheit"


    "Das Roß des einen wiehert fröhlich auf

    Und scheut und saust dahin,

    Über Blumen, Gräser, wanken hin die Hufe,

    Sie zerstampfen jäh im Sturm die hingesunk´nen Blüten.

    Hei! Wie flattern im Taumel seine Mähnen,

    Dampfen heiß die Nüstern!"


    Zwei der bedeutendsten Mahler-Interpreten des vergangenen Jahrhunderts - Christa Ludwig und Leonard Bernstein - ringen bei der Probe um das, was mögiich ist.



    Mehr zufällig stieß ich auf diese Probenszene, die mich darauf brachte, wieder in Helmuts feinsinniger Analyse von Mahlers "Lied von der Erde" zu lesen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Auf diese Probenszene bin ich damals bei meiner Arbeit am "Lied von der Erde" gestoßen.

    Vielen Dank, lieber Rheingold, dass Du den Link zu ihr hier eingestellt hast. Denn sie zeigt zweierlei: Das erste, mehr amüsant, ist das menschliche Temperament und die künstlerische Energie von Christa Ludwig, das zweite, das nun aber bedeutsam, ist ein Problem von Mahlers Komposition.

    Ich meine die Unausgewogenheit von Orchester und Gesangssolisten. Immer wieder kommt es vor, dass er für den Orchestersatz ein Fortissimo vorschreibt, was zur Folge hat, dass der Solist, bzw. die Solistin, auch wenn für beide ebenfalls ein Fortissimo vorgegeben ist, nicht dagegen ankommen können, so dass man kaum den Text vernehmen kann, den sie vorzutragen haben. Im ersten Lied ist dieser missliche Sachverhalt besonders stark ausgeprägt. Auch das Tempo überfordert, wie man hier sehen kann, zuweilen die Solisten. Bernstein hätte es allerdings ein wenig zurücknehmen können. Er hält sich zwar an die kompositorischen Vorgaben Mahlers, aber die Rücksichtnahme auf Christa Ludwig und ihre offensichtlichen Artikulationsprobleme hätten ihn veranlassen sollen, davon abzuweichen.

    Man sieht: Als Sinfoniker war Mahler kompositorisch auf den Orchestersatz ausgerichtet und das, was er damit klanglich zum Ausdruck bringen wollte. Die Singstimme wurde dabei konzeptionell zum integralen Bestandteil desselben.

  • Lieber Helmut Hofmann


    Diese stimmliche Überforderung im Fortissimo-Zusammenklang der menschlichen Stimme und dem Orchester, spricht für die kammermusikalische Fassung von "Das Lied von der Erde".


    Aus einem Booklet-Text einer CD mit dieser Fassung:


    Arnold Schönberg gründete November 1918 in Mödling bei Wien einen Vereins für musikalische Privataufführungen. Im Herbst 1921 nahm er die Bearbeitung von Mahlers »Das Lied von der Erde« in Angriff, die er jedoch schon in der Mitte des ersten Satzes abbrach. Die Fortsetzung sollte Webern übernehmen, doch kam es dazu offenbar in Folge des Endes des Vereins nicht mehr. Erst 1982 / 83 fand sich der deutsche Komponist, Dirigent und Musikwissenschaftler Rainer Riehn (1941) bereit, das Begonnene fortzuführen.


    Auf dieser SACD singen Gerhild Romberger und Stephan Rügamer. Das Detmolder Kammerorchester unter der Leitung von Alfredo Perl spielt.



    Es gibt im Forum einen zweiten Thread zum gleichen Thema. Dort habe ich die kammermusikalischen Versionen aufgeführt. Dort passen sie besser hin.


    Gustav Mahler: Das Lied von der Erde

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Na das hört sich ja mal sehr interessant an,


    habe ich eben gebraucht ( nicht beim großen Fluss ) bestellt.


    Kalli

  • Diese stimmliche Überforderung im Fortissimo-Zusammenklang der menschlichen Stimme und dem Orchester, spricht für die kammermusikalische Fassung von "Das Lied von der Erde".

    ... die stammt von Arnold Schönberg. Bezeichnend schrieb der eine "Kammersymphonie". ;)


    Es gibt auch eine Fassung mit Klavier:


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    Schöne Grüße

    Holger

  • Weil moderato seinen obigen Beitrag hier Gustav Mahler: Das Lied von der Erde fortgesetzt hat, habe ich dort kurz dazu Stellung genommen.


    Die Fassung für Singstimme und Klavier wurde von Stephen Hefling entdeckt, sie befand sich im Privatbesitz von John Kallir und wurde 1983 erstmals detailliert vorgestellt und beschrieben.

    Es stellte sich damit heraus, dass Mahler, wie er das bei seinen Orchesterliedern gehalten hat, auch vom "Lied von der Erde" eine Klavierfassung anfertigte. Heute betrachtet und beurteilt man sie als eine keineswegs "defizitäre Fassung" des Werks. Peter Revers meint, sie bringe "manche kompositorische Facetten zum Teil deutlicher zum Ausdruck" als die Orchesterfassung. Das werde vor allem bei den heterophonen Abschnitten von "Der Abschied" deutlich.