Neuausrichtung von WDR 3 und die neuen Richtlinien der Sendung Klassik Forum - Michael Stegemann geht

  • was "Opus 55" hinter Beethovens Symphonie Nr. 3 bedeutet

    Da hast Du die Büchse der Pandora geöffnet, lieber Garaguly. Demnächst lesen wir dann "Werk 55". :stumm:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • "Werk 55"

    Und auch das wäre kein Weltuntergang, weil es genau dasselbe sagt, nur merkt man sie vielleicht klarer, was mit der Opuszahl eigentlich gemeint ist.


    Aber ich möchte hier in dieser Rubrik nicht weiter meine Zeit verschwenden. Das Muster ist immer das gleiche: Män räsoniert darüber, dass die Welt, so wie man sie kennt, sich verändert...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich bin auch der Meinung, wenn man alles standardisiert und vereinfacht, kann man gerade im Bereich der Kultur auch negative Effekte erzielen. So gab es auch Überlegungen, ob man im Spanischen die Tilde abschafft, also das "ñ" abschafft und durch "gn" ersetzt wie im Französischen - ist ja schließlich derselbe Laut. Dann könnte man auch im Französischen die Akzente abschaffen, die schreiben im Internet eh viele Leute nicht mehr. Oder auch das "ß".


    Aber Hand auf 's Herz - sind es nicht die Eigenheiten und Nuancen, die kulturelle Vielfalt ausmachen? Warum nicht gleich alle Sprachen abschaffen und nur noch Englisch? Und Shakespeare im Original? Versteht eh kein Mensch - besser in modernisiertem Englisch...


    Am Ende kommt nur noch ein Einheitsbrei heraus. Eine Sprache, möglichst einfach, eine Musik (beim Grand Prix singt keiner mehr in der Landessprache, alles nur noch englischer Einheits-Pop mit denselben Musikmustern, nichts Landestypisches mehr...), wir essen nur noch leicht konsumierbare Mikrowellen-Fertiggerichte usw....für mich ein Schreckensszenario, von daher denke ich schon, dass es nicht unbedingt erstrebenswert ist, alles einheitlich, einfach und stromlinienförmig zu machen - ganz einfach deswegen, weil auch wir Menschen nicht nur einfach, einheitlich und stromlinienförmig sind.

  • Man räsoniert darüber, dass die Welt, so wie man sie kennt, sich verändert...

    Warum sollte man das nicht tun? Der Mensch räsoniert schon immer über Veränderungen, die er erlebt. Räsonieren ist ein Zeichen für geistige Beweglichkeit. Es waren immer die, die Totalitäres im Schilde führten, denen das Räsonieren nicht gefiel.

    Fändest Du es besser, wenn das Nachdenken über Veränderungrn unterbliebe? Das fände ich dann bedenklich. Es kann ja sein, dass Dir das Ergebnis des einen oder anderen Räsonierungsprozesses hier nicht in den Kram passt, weil es Deinen Räsonierungsergebnissen zuwiderläuft. Aber nur durch Zuwiderlaufendes entsteht eine Debatte. Alles andere ist - ich wiederhole mich in dieser Sache - Diskurssimulanz.


    Grüße

    Garaguly

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  • Was ist daran nicht zu verstehen? Ich lache dich aus für einen der lächerlichsten Sätze, die ich je gelesen habe. Das Gegenteil ist nämlich richtig: Wenn man darüber murrt und schimpft, dass die Welt sich verändert, ist das ein Zeichen geistiger Unbeweglichkeit!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • .... aber die Könige bleiben die gleichen und jeder kann dann verstehen, um wen es sich handelt. Ein Bürger aus der Banlieu ohne große Bildung oder ein Ausländer aus einem anderen Kulturkreis hat vielleicht Probleme zu verstehen, was "Louis XIV" bedeutet. Dass X die römische Ziffer mit dem Dezimalwert 10 ist, wissen eben nicht alle.

    Wenn man versucht, möglichst allen Bildungsschichten nicht nur den Zugang zu Museen zu ermöglichen, ist es vollkommen logisch, möglichst allen Bildungsschichten die Exponate auch verständlich zu machen. Louis 14 kann dann jeder als Louis mit der Nr. 14 erkennen. Das Rätselraten, ob Louis x i v = icks-i-vau ist oder Louis multipliziert mit I = V oder so ähnlich hört damit auf.

    Die Frage ist natürlich, ob Bildungsbürger überhaupt wollen, dass weniger Gebildete da mitreden können. Der Zugang zu Kultur und das Verständnis darum macht ja unter anderem seit ewigen Zeiten die Eliten aus.

    :jubel::thumbup:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Was ist daran nicht zu verstehen? Ich lache dich aus für einen der lächerlichsten Sätze, die ich je gelesen habe. Das Gegenteil ist nämlich richtig: Wenn man darüber murrt und schimpft, dass die Welt sich verändert, ist das ein Zeichen geistiger Unbeweglichkeit!

    Es gibt etwas, das nennt sich naturalistischer Fehlschluss: Weil etwas ist, ist es gut. Das ist natürlich ebenso ein Unsinn wie die Annahme, weil sich etwas wandelt, WIRD es gut. Darum ist Abwägen immer wichtig. Fakt ist: Es ist immer leichter, etwas (Traditionen, Institutionen etc.) zu zerstören als aufzubauen. Das sollte man bei Ambitionen zum Bilderstürmen immer bedenken.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Das sollte man bei Ambitionen zum Bilderstürmen immer bedenken.


    Na, wenn du das Austauschen römischer Zahlen durch lateinische Zahlen als "Bilderstürmerei" betrachten möchtest...


    Vielleicht sollte man einfach nicht über jedes und alles räsonieren, dass ich auch eine Form der Nivellierung, sonder einfach mal versuchen, das wesentliche zu erkennen und vom Unwesentlichen zu trennen?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Na, wenn du das Austauschen römischer Zahlen durch lateinische Zahlen als "Bilderstürmerei" betrachten möchtest...


    Vielleicht sollte man einfach nicht über jedes und alles räsonieren, dass ich auch eine Form der Nivellierung, sonder einfach mal versuchen, das wesentliche zu erkennen und vom Unwesentlichen zu trennen?

    Für viele Menschen ist klassische Musik völlig unwesentlich - und nun?

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



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  • Es gibt etwas, das nennt sich naturalistischer Fehlschluss: Weil etwas ist, ist es gut. Das ist natürlich ebenso ein Unsinn wie die Annahme, weil sich etwas wandelt, WIRD es gut. Darum ist Abwägen immer wichtig. Fakt ist: Es ist immer leichter, etwas (Traditionen, Institutionen etc.) zu zerstören als aufzubauen. Das sollte man bei Ambitionen zum Bilderstürmen immer bedenken.

    [Hervorhebung durch den Zitierenden]


    Ist das nicht eher ein Sophismus?

  • @Bildungsbürger:


    Mich würde mal interessieren, ob Bildungsbürger sich -in ihrem Selbstverständnis- hauptsächlich in Bezug auf Bildung, Geschmack, Umgangsformen, Stilfragen usw. ihren Mitmenschen überlegen fühlen, oder ob sie sich darüber hinaus irgendwie auch persönlich -platt ausgedrückt- als die edleren, wertvolleren, einfach irgendwie "besseren" Menschen empfinden?


    Haben Bildungsbürger in der Regel einen tadelloseren Charakter als "Proleten" oder sind sie in moralisch-sittlichen Kategorien genau so "gut" oder "schlecht" zu bewerten wie das "Restvolk"?


    Ich kann leider nicht besser ausdrücken, was ich meine, hoffe aber, mich einigermaßen verständlich gemacht zu haben. Wer kann etwas dazu sagen? Danke!


    Herzlichst...MDM :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Ich denke, dass das sehr individuell ist! Es gibt ganz sicher den Typus des Bildungsbürgers, der sich für ein gelungeneres Exemplar der Gattung Mensch hält, weil er Mozart von Beethoven unterscheiden kann. Aber ich würde sagen, dass man das nicht verallgemeinern kann. Es gibt genauso den Typus des Bildungsbürgers, der sich ganz für sich an seinem Wissen und den daraus für ihn resultierenden Erkenntnissen erfreut, ohne, dass dies zu Arroganz und Überheblichkeit führt.

    Man sollte nicht vergessen, dass sich bei weniger Gebildeten einfach nur aufgrund der schieren Anwesenheit eines Bildungsbürgers ein Minderwertigkeitsgefühl einstellen kann, für das der weniger Gebildete den Bildungsbürger verantwortlich macht. Aus diesem Dilemma käme man nur heraus, indem man den Typus des gebildeten Bürgers abschafft. So muss sich niemand mehr schlecht fühlen, weil er es mit jemandem zu tun hat, der mehr weiß, als man selbst. Aber genau daran arbeiten unsere "Bildungs"-Politiker ja unverdrossen.

    Was nicht alle können können, braucht niemand mehr zu können, damit sich niemand mehr ausgeschlossen fühlen muss.


    Ich persönlich nehme an, dass Bildung nicht zu besserem Charakter führt. Es gab gebildete Kriegsverbrecher und ungebildete Massenmörder im Räderwerk des Vernichtungskrieges und des Holocaust oder in den Massenmorden des Stalinismus oder des Maoismus.Die Anhäufung von Kulturwissen und tiefen Sachkenntnissen führt leider nicht zwangsläufig zu echter Herzens- oder guter Charakterbildung.


    Da kann der einfachste Prolet der um Lichtjahre bessere Mensch sein. Aber umgekehrt geht es natürlich auch.


    Grüße

    Garaguly

  • Lieber "Garaguly",

    Es gibt genauso den Typus des Bildungsbürgers, der sich ganz für sich an seinem Wissen und den daraus für ihn resultierenden Erkenntnissen erfreut, ohne, dass dies zu Arroganz und Überheblichkeit führt.

    vielen Dank für die Auskunft über das Innenleben eines Bildungsbürgers! ;)


    Ich dachte schon, es traut sich keiner oder meine Frage ist zu schwierig zu beantworten.


    Gerade als Lehrer ist ja die Versuchung bzw. Gefahr durchaus latent vorhanden, sich seinen Schutzbefohlenen gegenüber in jeder Beziehung turmhoch überlegen zu fühlen und seine Schüler irgendwann nur noch als wertlose, ungebildete Proleten, Taugenichtse und Idioten zu sehen ( und sie auch ggf. so zu behandeln), gerade in problematischen Stadtbezirken.


    Es ist sehr wohltuend zu lesen, dass dies bei dir nicht der Fall ist.


    Beste Grüße...MDM :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Nun ja.. Was meine Fachkenntnisse in meinen Unterrichtsfächern anbelangt, bin ich meinen Schülern turmhoch überlegen ;). Aber es wäre auch eine Schande für einen Lehrer, wenn er das nicht wäre. Sie sollen ja Fachwissen von mir erlernen. Diese durch Altersvorsprung (heißt: einfach mehr Zeit gehabt, um ein paar Bücher zu lesen) und tiefes Interesse an meinen Lieblingsfachgebieten erworbene Höhe bedeutet aber nicht, dass ich auf die Schüler herabblicke. Sie können ja noch nicht soviel Lebenszeit in ihre Bildung investiert haben wie jemand, der kurz vor seinem 50. Wiegenfeste steht. Sich an einem 16jährigen abzuarbeiten, weil er etwas nicht weiß, wäre auch charakterlich erbärmlich. Da gibt es bessere Sparringspartner!

    Ich war selbst auch nur ein Durchschnittsschüler, weil ich immer große Probleme mit der Überwindung meines inneren Schweinehundes hatte - bis heute übrigens. Dinge, die mich nicht interessieren, vermag ich mir nur unter Qualen draufzuschaffen. Das ging mir in der Schule mit dem gesamten naturwissenschaftlichen Bereich und mit der Mathematik so. Ich habe in der Schule mit Anstand überlebt, weil mir in Deutsch, Englisch, Geschichte, Politik usw. die Sachen einfach in den Schoß gefallen sind. Was mich interessierte, fiel mir immer schon leicht. Meinen Schülern sage ich immer, dass ich sie nicht für schlechte Menschen halte, wenn sie mein Lieblingsfach Geschichte nicht mögen (klingt für manchen hier vielleicht seltsam, dass eine solche Selbstverständlichkeit betont wird, aber nicht wenige Schüler reagieren darauf mit spürbarer Erleichterung. Das muss damit zusammenhängen, dass es wohl Kollegen gibt, die da eine andere Haltung durchscheinen lassen). Außerdem: Wer mag schon alle zwölf Unterrichtsfächer gleichermaßen? Habe auch keine Probleme damit zuzugeben, dass ich in Physik und Chemie immer auf ganzer Linie versagt habe.

    Bedauerlicherweise interessierte sich mein Vater beim Blick auf meine Zeugnisse immer nur für den mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Meine Einsen und Zweien in Deutsch, Geschichte etc. waren irgendwie Luft für ihn;(;(;(:saint::saint:


    Grüße

    Garaguly

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  • das Beherrschen der Fremdsprche klingonisch ist obligatorisch



    Dem voll krasseste Entführung

    Ist diese Fremdsprache nicht das "Vongolisch"?

    Die vom WDR vorgenommene "Erleichterung" wird dazu führen, dass dieses Programm verschwindet, denn die Leute hören dann doch lieber gleich die Originale "1Live" oder WDR 4. Im Fernsehen gibt es diese Talfahrt auch: Da wird gekocht, gemordet, gequizt, getalkt, geblödelt.

    Es gibt ein kleines Buch von Rolf Dobelli, dessen Titel ich vergessen habe. Er rät dazu, sich von diesem ganzen Quatsch einfach zu verabschieden. Man braucht es nicht und man wird es nicht vermissen.


    clck 1700

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Hier mal der erste Vorschlag: Ein Intelligenztest bei der Aufnahme ist zu absovieren.

    Wer über einen IQ von 75 kommt wird nicht aufgenommen

    [...]

    das Beherrschen der Fremdsprche klingonisch ist obligatorisch

    Die Aufzählung sämtlicher Asterix-Figuren und ihrere Eigenschaften wird vorausgesetzt.

    [...]

    Hiermit unterschätzt Du sowohl das Kligonische, als auch die Comic-Reihe Asterix und Obelix! - Wer von den hier Schreibenden, deren IQs vermutlich allesamt deutlich über der von Dir genannten Grenze liegen, ist denn in der Lage, fehlerfreies Klingonisch zu sprechen? Immerhin handelt es sich um eine komplexe Sprache inkl. eigener Grammatik. Und wer ist z.B. in der Lage, mir ohne Internetrecherche zu sagen, welches französische Gemälde in Asterix der Legionär zitiert wird und in welchem Tim und Struppi-Band sich dazu ebenfalls eine Anspielung findet?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Dieses Zitat aus dem Jahre 2005 (!!) habe ich heute schon in einem anderen Thread verwendet und mir die Frage gestellt ob ich über die gabe der Prophezeihung verfüge - Aber es pass hierher - aus gegebenem Anlass so ausgezeichnet, daß ich es gerne wiederhole:

    ....wenn die Sintflut der Blödheit, die sich derzeit über uns ergießt, dereinst vorbei ist, weil die Mehrheit derjenigen die heute die "Opinionleader" sind, bis dahin längst alles plattgemacht haben was ihren geistigen Horizont übersteigt - und das ist eine ganze Menge- glaubt mir !!

    noch ist es ihnen ja nicht gelungen - aber sie arbeiten daran.

    Arbeiten wir daran, daß sie ihre Positionen und ihren Einfluß verlieren - bevor sie weitern Schaden anrichten und eine Gesellchaft der geistigen Unterschicht errichten....

    Auch der dystopische Film "Fahrenheit 451" hat in drastischer Form gezeigt wie das enden könnte ...."


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • im Grunde bin ich ein Verteidiger des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Fernsehens, weil die eben trotz aller Bedenken doch noch das bessere Programm bieten im Vergleich zu den Privaten. Unter den privaten Fernsehsendern existiert aus meiner Sicht keiner, der ein auch nur annähernd qualitativ solides Programm böte. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten haben immerhin 3sat, Phönix, arte und gewisse Segmente aus ihren Hauptprogrammen, da reicht kein privater Anbieter heran.

    Im Prinzip bin ich auch für Ö-R-Rundfunk, aber was in den letzten Jahrzehnten läuft ist eine Katastrophe und weitestgehend eine Verteidigung von absurden überholten Strukturen aufgrund der Trägheit und Verfilztheit der Institutionen und ihrer Selbstbedienungsmentalität. Mit der Zulassung (und über Kabelverlegung Förderung) des Privatfernsehens (im Rahmen der "geistig-moralischen Wende" hin zu Tutti frutti....) hätte man das System insgesamt überdenken müssen. Sinnvollerweise hätte der ÖR graduell reduziert und auf seine Kernkompetenzen beschränkt werden müssen. Denn die seichte Unterhaltung (daily soaps etc.) wurde nun ja von den Privaten geliefert. Da niemand Macht oder üppige Ruhebezüge (inzwischen wird ein erheblicher Teil der Zwangsgebühr für die Altersversorgungsrückstellungen benötigt) hat man aber im Gegenteil die ÖR massiv aufgebläht und häufig (Quizze, Daily Soaps etc.) Sendungen der Privaten einfach nachgemacht. Was weder mit Bildungsauftrag noch mit Grundversorgung zu tun hat. Im Grunde ist m.E. die gegenwärtige Situation nicht dem Verfassungsauftrag gemäß (von der unsäglichen von Winkeljuristen durchgewinkten Haushaltsabgabe gar nicht zu reden). In der gegenwärtigen Form ist der ÖRRundfunk ein Skandal und gehört reformiert (und zwar mit dem stählernen Besen! oder abgeschafft.

    Nun ist Radio ja relativ billig. Das wäre leicht zu bezahlen, selbst wenn die unnötigen Strukturen etc. im TV massiv abgebaut würden. D.h. am Geld kann es diesmal nicht liegen. Es ist aber wieder, wie schon vor über 20 Jahren bei den Quizzen und Serien eine Anpassung an die Privaten. Häppchen, launig kommentiert, statt seriöser Information und "Volksbildung". Dann kann man es gleich ganz lassen, denn dann reicht klassikradio.


    Nochmal zu den römischen Ziffern bei Regenten. Das mag als kleine Sache scheinen. Aber erstens ist alles, was man nicht mehr lernen/können muss, mindestens zweischneidig. Mehr wissen ist immer erstmal gut, dazu gehören eben auch römische Ziffern, zumal wenn die an tausenden historischer Gebäude, Uhren, in älteren Texten etc. noch zu lesen sind. D.h. jemand, der sie nicht mehr kann, ist dann ggf. erst recht verwirrt, weil es in seinem Unterricht nicht vorkam. Manche solcher Schocks kann man aus didaktischen Gründen nicht ganz vermeiden, wie etwa, dass die meisten Briten nicht das sprechen, was wir als Schulenglisch lernen etc. Aber so einfache Dinge wie röm. Ziffern sind zumutbar. Außerdem macht es Spaß. Ich weiß noch genau, wie ich in der Grundschule vorübergehend mal Daten IMMER so geschrieben habe, u.a. weil MCMLXXXII o.ä. so bombastisch aussah. Ich weiß auch noch, wie in den späten 1990ern diese Art Smarties M&M "inofficial sponsors of the new millenium" auf der Verpackung hatten... Außerdem lernt man die unglaubliche Überlegenheit des Stellensystems ggü. einem archaischen wie den römischen Zahlen zu schätzen.

    V.a. aber vermittelt die Konvention, bei Herrschern diese Ziffern zu verwenden, sehr schnell Information. Beim Überfliegen eines Textes weiß man sofort, dass der Name + röm. Ziffer normalerweise auf einen Herrscher verweist. Name + arabische Ziffer könnte irgendwas sein, vielleicht bezieht sich die Ziffer auf was ganz anderes.

    (Außerdem wird in den letzten Jahrzehnten immer nur gestrichen/Niveau gesenkt. Es ist ja vermutlich nicht so, dass man stattdessen nun ausführlich schon in unteren Klassen Binär- und Hexadezimalsystem lernt, weil das für Informatik wichtig wäre und wir das heute wichtiger fänden als Geschichte... darüber könnte man ja diskutieren.)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Von dem hier verlinkten "Van"-Artikel führt ein weiterer Link zu einem Text mit dem Titel "Vorsicht Glätte", in dem die Studie kritisch beleuchtet wird, die von der WDR-Führungsriege als Grundlage angeführt wird für die Veränderungen, die zum Ausscheiden Stegemanns und Burmesters bei WDR3 führten.


    In dem Text wird an einer Stelle der für mich sehr interessante Gedanke formuliert, dass kulturelles Niveau den WDR-Verantwortlichen grundsätzlich suspekt sei. Es wird explizit Valerie Weber, Hörfunkdirektorin, genannt, für die die Kernausrichtung von WDR3 einen Affront darstelle.


    Wenn die Kulturfeindlichkeit in den oberen Etagen etabliert ist, dann sind Hopfen und Malz verloren. Es sind Kulturrevolutionäre - allerdings nicht im Stil altmaoistischer, fanatischer Roter Garden, sondern im smarten Gewand des auf ökonomistischer Verwertbarkeit basierenden Denkens, das angereichert ist mit einem aus der links-grünen Richtung kommenden Inklusionsdenken, demzufolge niemand von irgendetwas mehr ausgeschlossen werden darf: beide Denkrichtungen vereinen sich auf's Schönste, denn in der kapitalistisch orientierten Sichtweise schaden Anspruch und Niveau dem leichten, schnell-befriedigenden Konsum. Alles, was sperrig ist, schadet den Bilanzen. Im Grunde läuft es dann auf Hintergrundberieselungsmusik hinaus, die wir aus Geschäften kennen. Der Klangteppich soll uns den Konsum angenehmer machen. Aber so kalt-ökonomistisch möchte niemand argumentieren, weil das in unserer Gesellschaft - obwohl in allen Bereichen Alltag - ideologisch nicht gewollt ist. Die Führungsebenen haben längst gelernt, ihre eigentlichen Ziele hinter einer Sprache der Nachhaltigkeit, der Achtsamkeit, des herzerwärmenden "Niemand-darf-zurückgelassen-werdens" zu verstecken. Wer will schon die Position des moralischen Buhmannes übernehmen, der für Exklusion eintritt? Damit katapultiert man sich unter dem derzeit herrschenden, zeitgeistigen Tendenzen sofort ins Aus.


    Grüße

    Garaguly

  • Du dürftest mit allem Recht haben, was Du schreibst, werter Garaguly.


    Etwas Sonderbares fällt mir trotzdem auf.


    Links und links muss eindeutig zweierlei sein. Ich hielt - und halte? - mich für einen Linken, für einen Salonlinken, das sowieso, da ich ein Haus auf dem Land besitze und mir das Überschaubare, das ich mir leisten wollte und will, auch immer leisten konnte und wohl weiterhin können werde.


    Aber ich merke schon lange, dass Du das Linke als Buhwort im Munde führst. Woran liegt das? Genau weiß ich es nicht. Vielleicht ist es die Idee der Egalität, die missbraucht wird von Leuten, die sich an diesem Missbrauch bereichern, in jeder Hinsicht bereichern. Doch, ich würde mir schon wünschen, dass eine bestimmte Form der Gleichheit existieren könnte, einer Gleichheit, die die ganze Lachhaftigkeit ad absurdum führen könnte, mit der eine bösartige Witzfigur wie Donald Trump wegen irgendwelcher technischer Barrieren nicht zur Rechenschaft gezogen werden konnte ... und vielleicht so schnell auch nicht wird. Das nur als Beispiel.


    Damit wir uns nicht falsch verstehen. Es ist mir klar, dass noch so gut wie jede sozialistische Wunschform über mittellang oder eher kurz ins mehr oder minder große Verderben geführt hat. Eben wegen des Missbrauchs des Gleichheits-Gedankens durch jene, die keineswegs bereit waren, diesen Gedanken im Positiven weiterzudenken und sich vor allem selbst nicht auszunehmen.


    Soweit der Küchensoziologie eines fachlich nur bedingt Bedarften ... eines schon leidenschaftlichen ehemaligen Deutschlehrers halt. Ich hoffe, du verstehst, was ich sagen wollte. In der Sache, die Du ansprichst - in der Sache, die eigentlich auch ausschließlich im Rahmen dieses Forums zur Debatte steht -, sind wir vermutlich ohnehin keine fünf Zentimeter auseinander. ;):)


    PS: Ich habe zuletzt aus Verzweiflung über unsere SPD erstmals grün gewählt. Für diese Bockbärin oder wie sie heißt, kann ich mich denn doch leider nur schämen ...


    Und ohne Wenn und Aber: Bitte nichts für ungut!


    Herzliche Grüße,


    Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Wenn die Kulturfeindlichkeit in den oberen Etagen etabliert ist, dann sind Hopfen und Malz verloren.

    Es ist ein Affront, eine offensichtliche Ignorantin als Hörfunkdirektorin einzustellen, aber das resultiert wohl aus Deinem Satz, den ich gerade zitiere.


    Ich sähe nur eine Möglichkeit, den ganzen nivellistischen Blödsinn einfach aus dem Programmen der Öffentlichen zu verdammen und die Kernaufgaben wieder zu stärken. Dann würden natürlich Valerie Weber et. al. vorläufig arbeitslos.

  • Vielleicht muss jede freiheitliche Gesellschaft, die sich dem Gleichheitsgedanken verschreibt, irgendwann an diesen Punkt kommen, da nicht alle Dinge etwas für alle Menschen sind. Und diesen Gedanken erträgt unsere Gesellschaft irgendwie nicht mehr. Um für bestimmte Dinge offen zu sein, bedarf es auch einiger Grundvoraussetzungen, die von Mutter Natur definiert und dem Einzelnen mit auf den Lebensweg gegeben werden. Eine Sendung wie das "Klassik Forum" auf WDR 3 hat halt nun einmal ein gewisses Grundniveau - das ist nichts für jedermann. In unserer völlig überdrehten und mittlerweile ins rein Ideologische abgeglittenen gesellschaftlichen Gleichheitsdiskussion sind wir aber an einem Punkt angekommen, wo wir Gleichheit so zu definieren begonnen haben, dass sie nur erreichbar ist, wenn eine Einebnung in allen Bereichen stattfindet. Weg mit den Opusnummern, den lateinischen Ordnungszahlen, den Komponistenvornamen, weg mit der Lektüre ganzer literarischer Werke im Deutschunterricht, weg mit einem strengen Fehlerindex usw. Die Diskussion dreht mittlerweile dermaßen hohl, dass ständig in anklagendem Ton vorgebracht wird, dass es Kindern aus bildungsbürgerlichem Haushalt leichter falle, in der Schule mitzukommen. Es gibt Kreise, die einfach nicht akzeptieren können, dass dies nur zu beheben wäre, nähme man alle Neugeborenen ihren Eltern direkt nach der Geburt weg und brächte sie in staatlichen Erziehungsanstalten unter, wo sie alle gleich ernährt, gleich gekleidet würden, die gleichen Freizeitaktivitäten unternehmen müssten, die gleichen Bücher läsen, die gleichen Sendungen sehen dürften, von ihren Erziehern strikt neutral behandelt werden würden, ohne überschäumende elterliche Zuneigung, wie sie ein Mensch nur dem eigenen Nachwuchs entgegenzubringen in der Lage ist, selten aber der Brut eines Fremden. Wo sie natürlich auch nicht vernachlässigt werden würden, wie das in manchen Familien leider eben auch geschieht. Also "satt - sauber - ausgeschlafen" wäre dann wohl irgendwie hergestellt. Und selbst unter diesen - völlig dystopisch-totalitären Bedingungen - würde sich bald in jedem Jahrgang überall, in jeder dieser Erziehungsanstalten eine führende Gruppe unter den Kindern und Jugendlichen herausbilden, denen alles leicht von der Hand geht, die zu selbständigem Denken befähigt sind, die andere um sich scharen. Der natürliche Faktor lässt sich nicht ausschalten.


    Es ist eben einfach so, dass elterliche Zuwendung - z.B. abendliches Vorlesen, die grundsätzliche elterliche Bereitschaft, auf Fragen der Kinder einzugehen, auch wenn diese Fragen manchmal noch so enervierend sein mögen, die Bereitschaft, mit den eigenen Kindern jeden Tag über Gott und die Welt zu sprechen, ihnen hinsichtlich des eigenen Leseverhaltens, Fernseh-/Videokonsums, Musikgeschmacks, der eigenen Einstellung zu Arbeit und Freizeit etc. ein Vorbild zu sein - immer einen Unterschied darstellen werden. Es wird immer Eltern geben, die das alles mit Leichtigkeit hinbekommen werden und es wird immer die geben, die daran scheitern werden. Der Staat kann das nicht ausgleichen. Das wäre nur über totalitäre Eingriffe in die menschliche Freiheit möglich - in der Endkonsequenz müsste die oben skizzierte Dystopie umgesetzt werden - aus der aber Monströses entstehen würde.


    Und weil diese totalitären Eingriffe nicht möglich sind, doktert das linke Sozialingenieurstum halt am Bildungssystem, an den Medieninhalten, an der Kultur herum und versucht eine Niveaustufe nach der anderen zu beseitigen. Niveaustufen übrigens, die heute nur noch als Barrieren, als Hürden, als Exklusionsmittel diffamiert werden. Früher - ich verwies schon auf das Beispiel der Arbeiterbildungsvereine - waren die Linken mal stolz darauf, wenn einer ihrer Schützlinge aus dem Proletariat genau diese Hürden überwand, wenn er sich bildete, wenn er gesellschaftlich weiterkam. Das Ziel war Aufstieg - aber es wurde auch etwas vom potentiellen Aufsteiger erwartet - Anstrengungsbereitschaft! Und die lassen die linken Kräfte heutzutage völlig außen vor. Der unterprivilegierte Mensch wird als eine Art zu verhätschelndes Wesen betrachtet, dem man helfen muss, um das man sich kümmern muss, das man von einer Fürsorgestation zur nächsten weiterreicht, dem man eine Hürde nach der anderen abräumt - nur eines bringt man mit diesen Menschen nicht mehr in Zusammenhang: von ihnen etwas zu fordern. Man hält sie in einer künstlichen Abhängigkeit vom sozialstaatlichen Nanny-Komplex. Und die Kinder der höheren Schichten finden dann später Arbeit und Auskommen in diesem Nanny-Komplex als Beauftragte für irgendwas, als Sozialhelferinnen, Streetworker, Schulpsychlogen, Erzieher, Lehrer, Professoren. Die Elite übt weiterhin Herrschaft aus, nur stützt sie sich nicht mehr auf den autoritären Macht- und Polizeistaat, der jederzeit mit Gewalt die Straße freiräumt, wenn die Unterprivilegierten aufbegehren. Die Unterprivilegierten werden in einen Kokon aus Hilfe eingesponnen. Jede Herausforderung wird beseitigt (so auch WDR3 in seinem Klassik Forum). Was nicht alle können, soll keiner mehr können. Unser WDR3-Beispiel gehört in diesen Gesamtkomplex. Und es gibt tausende von Beispielen dafür aus vielen Gesellschaftsbereichen.


    Grüße

    Garaguly

  • Drei Dinge:

    1. Ich frage mich, wann der WDR anfängt, seine Orchester und seinen Chor abzuwickeln (der BR ist davon fern, weil sein Orchester mit den Berlinern die Spitze in Deutschland bildet).

    2. Eine beliebte Methode, eine "Gleichheit" herzustellen, ist die Umkehrung vom Täter zum Opfer, eine Sache, die schon Kinder beherrschen. Motto: "Bevor ich schuld bin, ist lieber jemand anders schuld!"

    3. Die Sprachregelung heißt neuerdings nicht nur grün, sondern links-grün; danach kann sich noch ein weiteres Adjektiv anschließen, das ich hier nicht hinschreibe.

    Nachtrag: ich bin sehr angetan von den Beiträgen der Kollegen hier, besonders den längeren. Denn ein hohes Kulturgut, das wir hier auch pflegen müssen und pflegen, ist die deutsche Sprache

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

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