Ich verfolgte nachmittags am Bildschirm den Gedenkakt zu den beinahe 80'000 Covid-19-Opfer in der Bundesrepublik Deutschland sowie drei Millionen Pandemie-Opfer weltweit.
Morgens wurde ein Gedenkgottesdienst in der Berliner Erlöserkirche abgehalten.
Zufällig bin ich beim Zappen auf die Sendung des Gedenkaktes gestossen. Im ZDF wurde der Anlass live übertragen. Um es gleich zu sagen, selten habe ich etwas Eindrücklicheres gesehen und gehört.
Die höchsten Vertreter der staatstragenden fünf Verfassungsorgane waren zugegen. Bundespräsident Steinmeier hielt eine Trost spendende, auch Versäumnisse und Probleme benennende 18-minütige Rede. Er hatte im Vorfeld wichtige Gesten und Symbole im Zusammenhang mit der Verarbeitung der Corona-Pandemie gesetzt. https://www.tagesschau.de/inla…/corona-gedenken-101.html
Im Zentrum des Gedenkaktes standen die Schicksale der Opfer sowie die Trauer der Hinterbliebenen. Repräsentativ waren fünf Angehörige ausgewählt worden, die in persönlichen Worten ihre Gefühle über den Verlusten ihrer Ehepartner, Väter, Mütter verlasen, die sie während der Pandemie erleiden mussten. Das Alleinsein im Sterben und die Unmöglichkeit bei ihren Liebsten sein zu dürfen, waren das Belastendste. Dank für diesen Anlass wurde von ihnen auch aussprachen. Sie wurden jeweils von einem Familienmitglied begleitet, damit sie nicht allein in ihrer Trauer sein mussten. Für jeden Verstorbenen, jede Vestorbene wurden Kerzen von einem Angehörigen/einer Angehörigen sowie einem Repräsentanten/einer Repräsentantin der staatstragenden Institutionen in einem Kreis im Zentrum aufgestellt.
Den Anlass empfand ich in seiner Inszenierung angemessen und haben mich an das Schicksal der tausenden Opfer und ihrer Familienangehörigen sowie Freunde und Freundinnen erinnert. Alle Personen sassen in einem grossen Kreis, was den Eindruck der Zusammenhörigkeit trotz der Abstandsregel verstärkte. Der Moderator hielt sich mit Wortmeldungen zurück. Die Lichtregie im dämmrig ausgeleuchteten Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt unterstrich die Bedeutung des Anlasses.
Warum erwähne ich diese Gedenkfeier im Tamino-Forum?
Einen grossen Anteil an der Eindrücklichkeit des Gedenkaktes hatte die Auswahl der Musik: Einzelne Sätze aus dem Deutschen Requiem von Johannes Brahms wurden zwischen der Rede des Bundespräsidenten und den fünf Lesungen auf Grossleinwänden in einer Inszenierung eingespielt. Die Chorsängerinnen und Sänger hielten Abstand und wurden in Grossaufnahmen gezeigt, wie sie sangen.
Ein kleines Streichorchester spielte im Saal Samuel Barbers Adagio zu grossen Schwarzweiss Fotografien verstorbener Covid-19-Opfer. Den Abschluss bildeten die Europahymne (Beethoven) und die deutsche Nationalhymne (Haydn).
Eine Kritik muss ich anbringen: Ich hätte mir die Einspielung der Fotografien der Corona-Opfer gewünscht, denn die Regie konnte nicht alle Bilder und eingeblendeten Namen mit Altersangabe zeigen, wenn der Saal abgefilmt wurde.
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