1939 – 82. Geburtstag von Jaume Aragall (Sänger)
Jaume Aragall i Garriga alias Giacomo Aragall hatte in seinen jungen Jahren eine der klangschönsten Tenorstimmen, die ich live gehört habe. Sein Reichtum an Farben und die Mühelosigkeit seines Singens waren einfach überwältigend.
Meiner Meinung nach war Aragall in den 60er und 70er Jahren der Tenor mit der prächtigsten Stimme und dem elegantesten Legato. Ihm verdanke ich wunderbare Aufführungen, vor allem im italienischen Fach (Alfred, Duca, Gabriele, Riccardo, Rodolfo, Cavaradossi).
Damals sangen an der Deutschen Oper Berlin in dem gleichen Fach unter anderem noch Renato Cioni, Carlos Cossutta und Franco Tagliavini. In der einen oder anderen Partien haben mich deren Gesangsleistungen und Rollenportraits mehr überzeugt. Trotzdem muss ich sagen, die Schönheit der Stimme von Aragall war für mich immer wieder Grund genug, seine Aufführungen zu besuchen! Ich habe es nie bereut.
Leider waren der Schmelz und das wunderbare Timbre bereits in den 80erJahren arg lädiert. Dann begann auch schon bald die Zeit, in der er sich einige Unarten angewöhnt hat. Da bin ich ihm dann eher aus dem Weg gegangen, um die schöne Erinnerung nicht trüben.
Zum Glück hat er in seiner guten Zeit vorzügliche Aufnahmen gemacht, die teilweise ja in dem Thread, den er hier im Forum hat, aufgelistet wurden. Das muss hier nicht wiederholt werden.
Erstmals – und dann noch sehr oft – habe ich Aragall als Alfred in der Premiere von LA TRAVIATA unter Lorin Maazel gehört. Davon gibt es keinen Mitschnitt, aber eine Studioaufnahme mit Pilar Lorengar (Die in der Premiere nicht eingesetzt werden konnte, da sie zu der Zeit durch einen Vertrag an der MET unabkömmlich war).
Unvergesslich etwa auch sein FAUST.
Deshalb will ich ihn zu seinem Geburtstag auch mit der Cavatine des Faust ehren:
….und drittens mit einem Ausschnitt aus dem Liebesduett aus ESCLARMONDE von Massenet (ich habe Aragall und Sutherland 1974 in San Francisco live in der Oper hören können, stelle hier aber die Studioaufnahme ein):
Auch sein Edgardo war unvergesslich. Da wird man daran erinnert, dass die Oper nicht in erster Linie als Vehikel für Primadonnen konzipiert war, sondern für Tenöre!
Caruso41