Noch schlechter als um die Geiger ist es in diesem Forum um die Cellisten bestellt. Insgesamt nur drei haben es bis heute zu einem eigenen Thread geschafft.
Deshalb eröffne ich an dieser Stelle einen Thread über den deutschen Cellisten Ludwig Hoelscher, der am 23. August 1907 in Solingen zur Welt kam.
Bereits im Alter von 6 Jahren beginnt Ludwig Hoelscher mit dem Cellospiel, zunächst im häuslichen Kreis. Schon früh beginnt er sein Studium an der Kölner Musikhochschule und geht anschließend zur Vervollkommnung seines Könnens zu weiteren Studien nach Leipzig und Berlin.
Als er 23 Jahre alt ist, erhält er den begehrten Mendelssohn-Preis, der mit einem vom preußischen Staat gestifteten Stipendium verbunden ist. 1931 bildet er zusammen mit der Pianistin Elly Ney und dem Geiger Wilhelm Stross das Elly-Ney-Trio, das bis zum Jahr 1942 besteht. 1936 wird der 29jährige zum ordentlichen Professor an der Hochschule für Musik in Berlin ernannt. Zusätzlich wirkt er ab 1938 am Mozarteum in Salzburg als Lehrer für Cellospiel.
Während des Zweiten Weltkriegs gibt Hoelscher zahlreiche Konzerte, nicht nur in Deutschland, sondern u.a. auch in Antwerpen, Mecheln, Bukarest und Warschau.
Kurz nach dem Ende des Krieges, 1946, gründet er mit Walter Gieseking (Klavier) und Gerhard Taschner (Violine) wieder ein Trio, das weithin Beachtung findet. 1953 tritt er als Solist in Japan auf, und von 1954 bis 1972 wirkt er als Professor an der Stuttgarter Musikhochschule. Er gehört zu den ersten, die sich für Paul Hindemiths Werke für Violoncello einsetzen und bringt zahlreiche zeitgenössische Kompositionen, u.a. von Hans Pfitzner, Heinrich Sutermeister, Wolfgang Fortner, Hans Werner Henze und Ernst Krenek zur Uraufführung. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen wurde Hoelscher auch Mitglied des Vereins "Beethoven-Haus Bonn."
Außer seinen Konzertreisen, die ihn durch Deutschland sowie auch in zahlreiche andere Länder führen, entfaltet Hoelscher auch eine beachtliche Aufnahmetätigkeit für die 1950 in den Handel gekommene Langspielplatte. Die berühmteste ist wohl seine Aufnahme des Cellokonzertes von Antonin Dvorak aus dem Jahr 1958 für das Label TELEFUNKEN:
mit dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg, Dirigent: Joseph Keilberth (STEREO).
Das Konzert ist inzwischen auch auf CD erschienen und liegt in folgender Fassung vor:
Obwohl Hoelscher ein begnadeter Cellist war, mit einem ungewöhnlich warmen, satten Ton, ist er international nicht so bekannt und berühmt geworden wie beispielsweise seine Kollegen Mstislav Rostropovitsch, Pablo Casals, Gregor Piatigorsky oder Pierre Fournier.
Der renommierte englische Penguin Guide hat allerdings seiner oben gezeigten Dvorak-Aufnahme in seiner Ausgabe von 2005 ein ungewöhnliches Denkmal gesetzt, das ich hier im englischen Original wiedergeben möchte: ".... when Ludwig Hoelscher recorded Dvorak's Cello Concerto in 1958, he was Germany's leading cellist, an artist of the very front rank, with a really big, resonant tone and a big, heroic sense of style to go with it. This performance ranks with the very finest on record. With Hoelscher one has a sense of real striving, and that is just how it should be. The passion of th slow movement is conveyed wonderfully, and the orchestral playing is excellent here: witness the famous horn trio. The finale has no less ardour and excitement. The recording, full and warm and vivid, is astonishingly good. If the balance favours the soloist unduly, the tone he gives us is so glorious that one finds it hard to carp over such as matter."
Hier noch ein paar bemerkenswerte Aufnahmen des Cellisten, die z.T. auch auf CD überspielt wurden:
Gestorben ist der Künstler am 8. Mai 1996 in Tutzing am Starnberger See, seiner langjährigen Wahlheimat.
LG Nemorino