Frisch entsorgt (Klassik 2021-…)

  • Guten Morgen zusammen!


    Da der jüngste Thread mit der Einschränkung „bis 2020“ betitelt ist, beginne ich einen neuen. Ende offen.


    Gestern war es mal wieder soweit: 74 CDs habe ich in der Hitze des frühen Nachmittags zu Oxfam geschleppt, um sie als Spende zum Weiterverkauf abzugeben.

    Darunter die bis vor kurzem doch eigentlich noch geschätzte GA der Beethoven-Sonaten mit Paul Lewis; ein paar Skurrilitäten und CDs, die ich wegen guter Kritik gekauft, aber nie gemocht hatte (Schubert 9, Mackerras, beispielsweise).

    Strauss und Mahler mit Sinopoli - weg! Bis auf die „Josephslegende“ und den „Friedenstag“ bin ich jetzt senza Sinopoli.


    Elektra - weg.

    Salome - weg.

    Mahler und Tschaikowsky mit Dudamel - weg.

    Wagner - weg. Bis auf Tristan/ Bernstein und den Ring/ Levine.

    Sacre mit Currentzis - weg.

    Gergiev… - weg, egal was…


    Ich habe die CDs nicht fotografiert oder dokumentiert. Es fühlt sich gut an. Sehr gut. Und nun habe ich Platz für die vielen CDs, die im Bücherregal aufs Hören und ihren Platz in der Sammlung warten.


    Hau‘ wech.

    Wenn ich ehrlich bin, bliebe von meinem Hausgott Pollini auch nicht alles übrig, wenn ich gerade so drüber nachdenke… Beethoven-Sonaten: nur die letzten fünf, fürchte ich. Und ob ich die Brahms-Konzerte mit Thielemann überhaupt noch gut finde, muss ich mir noch mal anhören.


    Zur Nachahmung empfohlen: stöbern, prüfen, überlegen und… weg damit…

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Eine sehr gute Sache; ich mache das mit allem schon seit Jahren so. Besonders die Entsorgung von Büchern (Verschenken, Spenden, Papierkorb) ruft allerorts Kritik hervor: "Wo man Bücher verbrennt..." Autos, CDs, Videos, Bücher sind Gebrauchsgegenstände, Oldtimer und bibliophile Bücher sind ja auch nicht gemeint. Der Soziologe nennt dieses Verfahren übrigens "Reduktion von Komplexität". Jetzt kommt das Problem: Smartphone, TV, PC lassen sich damit kaum vereinbaren; hier ist die digitale Fresssucht das Problem, also das Gegenteil von Reduktion. Das heißt: wir wissen zuviel. Ich habe neulich ein hübsches Buch von Rolf Dobelli in die Hand bekommen (Titel vergessen), in dem er amüsiert berichtet, wie er keine Nachrichten mehr aufnimmt. In der Corona-Epidemie ist meine Tageszeitung sehr geschrumpft; Corona, Baerbock, Merkel, Wahlen, Fußball: wird alles überblättert. Im Fernsehen ist die Mute-Taste meine Wohlfühltaste. Auch die 2 Krimis pro Tag (dabei habe ich überhaupt keine kommerziellen Sender), lassen mich kalt. Witzig ist, wie die Abfragung unnützen Wissens (Quiz-Shows) hochgepusht wird mit orgiastischen Lichtshows und einlullender Musik. Besonders lächerlich ist der Fußball. Seit den Zeiten von "ran" besteht er aus drei Teilen: Hemmungsloses Gequatsche, Werbung und Spiele. Ich hatte früher einen Videorecorder, da habe ich das aufgenommen und mit Hilfe des schnellen Vorlaufs nur die Spiele gesehen.

    Bei der Musik gibt es ein elegantes Verfahren; bevor man eine CD/DVD kauft, sieht man sich Teile bei YT an!

    Was ist der Unterschied zwischen der SPD und der Titanic? Die SPD kann den Eisberg jetzt schon sehen!

  • Virtuell entsorgt: Bruckner/ WDR/ Wand

    Sodele, das ist doch mal eine neue Variante der Entsorgung: virtuell, oder quasi vorweggenommen: eine CD zu entsorgen, die man noch gar nicht besitzt! :)


    Nach meinem Beitrag zur Klangqualität der Zweiten Sinfonie dieses Zyklus' habe ich spontan entschieden, diese GA vom Merkzettel zu löschen.

    Nein, ich will sie nicht. Nein, ich brauche sie nicht. Und nein, besser wird das auch mit Jahrzehnten Abstand nicht. Weg, weg, mit ihm, weg, weg...!


    Hat sonst niemand mehr in den letzten Wochen und Monaten entrümpelt??

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Virtuell entsorgt: Bruckner/ WDR/ Wand

    Hat sonst niemand mehr in den letzten Wochen und Monaten entrümpelt??

    Ich kann das leider nicht oder nur in wenigen Ausnahmefällen bei Dopplungen oder Vollschrott, bin ansonsten leider CD-Messie

    Er hat Jehova gesagt!

  • Lieber Accuphan, beim Lesen deines Beitrages (und unter Berücksichtigung des Kultstatus, den Wands Zyklus besitzt) musste ich unwillkürlich sofort an Bachs Choralbearbeitung "Weg mit allen Schätzen" aus der berühmten Motette "Jesu meine Freude" denken, die ich selber auch schon einige Male als Tenor singen durfte:



    "Weg mit allen Schätzen [...]!"

    "Weg, ihr eitlen Ehren, ich mag euch nicht hören, bleibt mir unbewusst!" :hahahaha:


    Liebe Grüße,

    Amdir

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  • Sodele, kurze Info zum Thema Entsorgung:


     


     



    Noch jemand mit Schnauze/ Ohren voll von irgendwas? ;-)

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Noch jemand mit Schnauze/ Ohren voll von irgendwas? ;-)


    Das, lieber Accuphan, deckt sich nicht ganz mit dem Threadtitel ( ;) ), aber zu Deinem Beitrag höre ich gerade eine Neuerwerbung



    und auch wenn ich erst CD 1 zu Ende gehört habe, ist das ein guter Anwärter für eine Entsorgung...


    Ich war schon sehr enttäuscht von Thielemanns "Gurre-Liedern"



    und das hauptsächlich wegen der für mich indiskutablen Tontechnik und stelle nun mit einigem Bedauern fest, dass die "Meistersinger" genauso misslungen sind.

    Okay, das Orchester ist noch einigermaßen präsent eingefangen (aber auch nicht auf dem technischen Stand 2019), wenngleich nicht sonderlich brillant, aber die Sänger/-innen klingen viel zu weit weg und dumpf, wie durch einen Teppich. Das ist in etwa vergleichbar mit der Dolby Rauschunterdrückung der 80er, die den Aufnahmen Höhen, Tiefen und Brillanz beraubt hat. Dass es dann mit der Textverständlichkeit nicht zum Besten steht, dürfte auf der Hand liegen.


    Hinzu kommt, dass David (Sebastian Kohlhepp) und Stolzing stimmlich ähnlich leichtgewichtig daherkommen, aber das hat man bei der Besetzung des Stolzings mit Klaus Florian Vogt ahnen können.

    Zugegeben, die prägnanten Szenen von Hans Sachs und Sixtus Beckmesser kommen erst nach dem 1. Aufzug, aber die bisherigen Auftritte von Georg Zeppenfeld (den ich sehr schätze) und ibs. Adrian Eröd animieren mich derzeit nicht ansatzweise, mir die anderen CDs anzuhören.


    Ich habe in der Vergangenheit etliche hervorragende CDs aus der "Profil" Serie von Hänssler gekauft, auch mit der Staatskapelle Dresden, aber in beiden Fällen habe ich eindeutig zu vorschnell Geld ausgegeben.


    PS.: Zur "Ehrenrettung" der Oper habe ich mir die Bayreuther Aufnahme mit Silvio Varviso von 1974 herausgeholt und höre nun CD 1:



    45 Jahre früher aufgenommen, aber in Bezug auf Räumlichkeit, Atmosphäre, Abbildung der Sänger/-innen und des Orchesters in einer ganz anderen Liga.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Schon am Clip hört man, die schneidenden Höhen des Orchesters - Aber eigentlich bin ich ein Liebhaber glasklarer heller Aufnahmen - im Alter ist das Hörvermögen für hohe Frequenzen ohnedies eingeschränkt

    Aber diese CD verursacht beinahe Schmerzen. So schrill hat bei meiner Anlage noch nichts geklungen (wenngleich die Röhre Eigenheiten einer Aufnahme immer ein wenig betont (oder übertreibt ?)

    Aber das ist noch nicht alles. Dem schneidbrennerartigem Orchesterklang steht ein dumpf matschiger des Klaviers gegenüber.

    Der Tonmeister muß ein Meister seines Fachs sein - so etwas zustandezubringen....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....




  • Kurz entschlossen habe ich diese Aufnahmen entsorgt, nicht in die Tonne nur zu meinem Gebrauchtwaren Anbieter! :P

    Grund: Ich ertrage das gesinge von Frau Davidsen nicht mehr, habe es aber auch nie so gemocht!

    Für mich, wohl gemerkt eine sehr überschätzte Sängerin! :pfeif:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Weg, weg mit dem, weg, weg!! Was bleibt, was geht...?


    Nach vielen Jahren mal wieder gehört. Nett. Fertig. Brauche ich nicht mehr und gibt es sogar bei Apple Music... Die Nr. III habe ich auf einer Chailly-CD mit Musik Respighis. Das reicht. Und auch die könnte ich entsorgen...


    Damit fange ich jetzt nicht ernsthaft an, doch mir kommt schon der Gedanke, meine Sammlung mal wieder mit kritischem Blick zu durchforsten und zu schauen, was ich wirklich langfristig auf CD behalten und verfügbar haben will. Selbst die Schubert-Sinfonien mit dem SFS unter Blomstedt sind im Streaming zu hören - tendenziell werde ich die aber auch nie entsorgen. Zu groß war mein glücklicher Fund im schlecht sortierten Regal des Mediamarkts in der Frankfurter "Nordi" (Nordweststadt) vor... vielen Jahren. 🙂 Der Zyklus in der der Box mit der Staatskapelle? Auch online. Aber für wie lange? Noch ein Jahr? Immer? Bis zum Ende des Anbieters? Und dann woanders?


    Auch ein Hausgott müsste vielleicht mal dran glauben, so z.B. Bernstein mit den großen schwarzen Boxen, aus denen ich das Wenigste gehört habe, und die im Regal liegen (weil im Stehen die CDs in der Box verrutschen 🙄).


    Aus 13 CD-Regalen (die IKEA-Türme) werden dann... ja, wie viele? Ich glaube, dafür brauche ich Ruhe, Muße, einen kühlen Kopf und Alkohol.

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

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  • Spontanentsorgung!


    Alles schien zu stimmen - Ein Label mit ausgezeichneten Veröffentlichungen, sehr gute Interpreten und der Preis im Sonderangebot war verlockend. Doch als ich die Platte dann hörte war ich enttäuscht vom sehr pauschalen Gesamtklang der Darbietung. Alle Werke klingen gleich. Es wird nach meiner Wahrnehmung zu wenig differenziert artikuliert. Dazu kommt eine hallige, stark pauschalisierende Akustik irgendeiner Abteikirche, in der alles aufgezeichnet wurde.


    Ich hätte diese CD sowieso nicht ein zweites Mal gehört, daher hab ich sie tatsächlich spontan in der Tonne entsorgt. Booklet und Pappfolder ins Altpapier, die CD in die gelbe Tonne. Ordnung muss sein.


    Ich werde sie nicht vermissen.


    Grüße

    Garaguly

  • Nach dem Studium der Beiträge: Es gibt verschiedene Beweggründe, weshalb man sich von Aufnahmen trennt.


    a) Die Interpretation sagt nicht zu.


    b) Das digitale Format ist besser zu archivieren als ein haptisches Exemplar.


    c) Die Zahl der CDs sprengt das zur Verfügung stehende Platzangebot.


    d) Erleuchtung sich vom Ballast zu befreien.



    Gibt es noch einen Grund?


    Als Jäger und Sammler kann ich mich von keiner Aufnahme trennen.


    * * * * *


    Googelt man "CD verkaufen", gelangt man zu einer Vielzahl von Angeboten... preislich günstig! Jede Musikrichtung gibt es:


    Pagan Metal, Death Metal, Black Metal für 399.99 Euro plus 8.99 Euro Versand


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    Beim Anblick dieser Masse: Welche Gedanken hat der Betrachter?


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    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Ja, Ihr Lieben. wir ziehen demnächst in ein kleineres Haus um. Dort sind 2 Zimmer weniger ...

    Nach dem Studium der Beiträge: Es gibt verschiedene Beweggründe, weshalb man sich von Aufnahmen trennt.


    c) Die Zahl der CDs sprengt das zur Verfügung stehende Platzangebot.

    Das bedeutet, dass wir unseren Bestand an Büchern und CDs erheblich reduzieren müssen.

    Wenn man mit dem Aussortieren anfängt, blutet das Herz bei jedem Buch und jeder CD. Und meine Schallplattensammlung im Keller darf ich noch gar nicht denken.

    Aber wenn man erst einmal im Flow ist, wird man enthemmter.

    Beste Grüße an alle, die nicht in solchen Zwängen sind und Bitte um Bekundungen von Anteilnahme!

    Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Lag lange in den Stapeln der Ungehörten. Gerade angefangen, die Aufnahmen erstmals zu hören. Doch schon im ersten Satz von Haydns 101. Symphonie wurde mir klar, dass ich darauf gut verzichten kann. Das Klangbild ist einfach mies. Das würde ich mir kein zweites Mal anhören - sorry. Aber wenn ich Klemperer mit Brahms oder Haydn hören will, dann greife ich auf die entsprechenden EMI-Aufnahmen zu, die ich ja eh hier rumstehen habe. Da brauchts keine nach Sardinenbüchse klingenden Live-Aufnahmen von 1956/57. Hörsitzung abgebrochen. Scheibe fachgerecht entsorgt.


    Mensch, wenn das so weitergeht ... jeden Tag eine CD weg, dann wär ich so gegen 2070 scheibenfrei. :hahahaha: Aber da werden wohl vorher meine Scheiben garagulyfrei=O ... tja. Die Armen. Ganz allein ohne mich;( Waisenscheiben .... schluchz!!!



    Grüße

    Garaguly

  • Mensch moderato! Wie bist du an Fotos aus meiner Wohnung gekommen? Na, das ist ja ein Ding.8|:angel:


    Grüße

    Garaguly

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  • Gibt es noch einen Grund?

    Ja, lieber Moderato, und ich zitiere eine Bachkantate: "Ich habe genug". Gemeint ist damit nicht die Qualität der Aufnahmen. Wenn die Diskutanten wüssten, wie ich Musik höre, würden den die Haare zu Berge stehen. Bar jeder Notenkenntnis steht für mich der Interpret im Zentrum meine Interesses und seine Fähigkeit, mich von einem Werk zu überzeugen oder mich mitzureissen. Die Vorstellung, die ich vom Klang der Werke habe, ist eher konservativ, die alten Granden liegen mir sehr. Kommt hinzu, daß ich einiges gekauft hatte, weil es meiner Vorstellung einer gut sortierten Sammlung entspricht. Mit Blick auf mein Alter frage ich mich aber schon, wie wahrscheinlich es ist, daß ich zwanzig Aufnahmen von op. 111 miteinander vergleiche, wenn ich doch zumeist zu Maria Grinberg greife. Oder Elly Ney. Das also wäre -müsste ich es denn- mein Auswahlkriterium: ich würde in der Fülle des Vergleichsmaterials stutzen.


    Unstreitig, daß es auch Platten gibt, die ich einmal höre und mich frage "Wat soll dä Quatsch?" Die sind dann auch sofort wieder weg.


    Meine Skepsis der Kunstform Oper gegenüber ist hier im Forum wohl eher nicht verborgen geblieben. Die für lange Winterabende erworbene Standardsammlung Opern lagert im Keller in der B-Sammlung. Von ein paar Ausnahmen abgesehen, die ich wirklich gern und viel gehört habe würde das gros wohl Gefahr laufen aussortiert zu werden. Auch das keine Qualitätsaussage; nur ich kann damit nix anfangen.


    Wenn ich also ausmisten müsste wären die Kriterien vor allem: welches Gegenüber wird mich noch mein Restleben begleiten. Und as gilt durech die Bank für alle Musikträger inkl. Schellackplatten.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Ich fühle mit Dir...! Am Ende ist es die Frage, wie wir über unsere Sammlung denken, was wir damit verbinden, und ob wir es uns selbst schwer machen, uns davon, ganz oder teilweise, zu trennen.

    Im Bekanntenkreis meines Vaters gibt's eine Dame, die vor einigen Jahren schon eine umfängliche Tonträgersammlung entsorgt hat und auf Streaming umgestiegen ist. Die Hifi-Anlage (eher High-End) wurde verkauft oder verschenkt (mein Vater "erbte" einen Stax-KH!), die Bücher gab sie weg und hat auf elektronisches Lesegerät umgestellt oder verschenkt gekaufte Bücher weiter. Radikale Entschlackung, neue Leichtigkeit im Leben, bei Möbeln, in der Wohnung. Ihr hat es sehr gut getan.
    Und sie hat Verantwortung übernommen und eben nicht wie die meisten ihren jahrzehntealten "das-ist-mein-Leben"-Krempel den Hinterbliebenen aufgebürdet.


    Ich bräuchte Platz im Bücherregal, möchte aber die gebundene Ulla Hahn nicht entsorgen. Auch wenn mir klar ist, dass ich die Bücher wahrscheinlich nie wieder lesen werde.


    Älles nich' so einfach...

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • und eben nicht wie die meisten ihren jahrzehntealten "das-ist-mein-Leben"-Krempel den Hinterbliebenen aufgebürdet

    Das wäre für mich definitiv kein Grund mit der Entsorgung anzufangen. Das ist für Hinterbliebene auch nicht so irrsinnig viel Arbeit. Bin ja auch schon ein Hinterbliebener. Im Grunde hat mich die Auflösung der Wohnung meiner Mutter drei Tage gekostet: Tag 1 - ich habe mir Dinge geholt, die mir wichtig waren und es immer noch sind - das reichte von Alltagsgegenständen bis hin zu schönen Bildern und Möbelstücken und natürlich Fotoalben, also persönliche Erinnerungsstücke. Tag 2 - Verwandte und Freunde sollten kommen und sich raussuchen, was ihnen gefiel.

    Tag 3 - ein Entrümpler war beauftragt die Wohnung samt Dachboden und Keller an einem Tag leerzumachen, besenrein. Hat er gemacht. Dat Zeuch war wech und ich hab hinter mir abgeschlossen und - Ende. Sollen meine Kinder doch die Sammlung dereinst von einem Entrümpler abholen lassen. Und den Rest gleich mit. Schließlich erben die die Bude ja auch, dann können die Pänz sich um solche Sachen auch noch abschließend kümmern.8)


    Grüße

    Garaguly

  • So sahs bei mir bei den Büchern aus.

    Beste Grüße an alle, die nicht in solchen Zwängen sind und Bitte um Bekundungen von Anteilnahme!

    Ich habe jetzt mehr oder weniger für > 5000 Bücher einen Lagerraum gemietet ... Du hast meine volle Anteilnahme. :hello:


    PS 1000-2000 CDs waren sicher auch noch dabei. Wegschmeißen kann ich leider (noch) nichts ....

  • Ach du heiliger Bimbam... 5.000 Bücher?! Und dann auch noch Lagerraum anmieten...


    Mir wäre am liebsten, ich hätte soviel Platz (gehabt), dass ich alle Bücher, die ich besaß, heute noch in einer Bücherwand hätte... 😇

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

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  • Beim Anblick dieser Masse: Welche Gedanken hat der Betrachter?


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    Mir kommt das Gruseln. Erster Gedanke: Messie-Syndrom. :stumm: Und auch rein ästhetisch zum <X ...

    Die eigenen physikalischen Tonträgerbestände wurden in den vergangen Monaten radikal reduziert, freilich nicht, ohne den Inhalt vorab auf Festplatten gesichert zu haben.

    Fazit: Ein Gefühl von neuer Räumlichkeit in der Wohnung. Platzraubende Staubfänger ade.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Messie-Syndrom.

    Dafür ist das zu ordentlich.


    Meine Sammlung ist schon lange digitalisiert. Die CDs habe ich danach verkauft, um mit dem Geld entweder neue, die dann digitalisiert und weiterverkauft wurden, oder gleich Downloads zu erwerben. Einige Restanten stehen noch übersichtlich im Regal. Das sind die, die entweder niemand haben will oder die ich nicht verkaufen werde, weil mir an der Erwerbsgeschichte zu viel liegt (oder sie wurden mir z.T. mit Widmung geschenkt). Der Grund dafür war aber kein Platzmangel, sondern Zeitzuviel ... sowie a) keinen Bock mehr zum Suchen und b) zum ständigen Excellisten (haha, Lieblingswort!) Schreiben.


    8)


    Vor dem Digitalisieren ist allerdings so einiges rausgeflogen; mindestens alles, was den Namen Harnoncourt trägt.

    Cnusper, cnusper, cnasam, qui cnusperat meam casam?
    (Hexa dixit)

  • Fazit: Ein Gefühl von neuer Räumlichkeit in der Wohnung. Platzraubende Staubfänger ade.

    Auf jeden Fall! Ich habe halt die alte Wohnung aufgelöst und in der neuen nicht ernsthaft Platz für diese Mengen an Literatur. In meiner Jugend wohnte neben uns ein Altphilologe, der eine Bibliothek von über 20000 Bänden hatte. Da sieht man mal wie ich mich über die Jahre zurückgehalten habe :)

  • Meine Sammlung ist schon lange digitalisiert. Die CDs habe ich danach verkauft, um mit dem Geld entweder neue, die dann digitalisiert und weiterverkauft wurden, oder gleich Downloads zu erwerben.

    Wenn Du mit "digitalisiert" meinst, dass Du Deine CDs auf eine Festplatte gerippt hast (also die Daten von einem Speichermedium auf ein anderes kopiert), dann beschreibt dies genau das, was ich auch schon vor vielen Jahren gemacht habe.

    Einige Restanten stehen noch übersichtlich im Regal.

    Bei mir sind es einige wenige besonders ansprechend gestaltete CDs und eine Sammlung von SACDs, die etwas aufwändiger zu rippen sind, wozu ich bisher schlichtweg zu faul war.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Wenn Du mit "digitalisiert" meinst, dass Du Deine CDs auf eine Festplatte gerippt hast (also die Daten von einem Speichermedium auf ein anderes kopiert)

    Exactement. :thumbup:(digital waren sie ja vorher auch).


    Der klare Vorteil für mich ist das sofortige Zugreifen können und der Umstand, daß diverse Mätzchen ausgebessert wurden: es gibt z.b. nur noch 7 vollendete und 6 unvollendete Schubert-Sinfonien, KV-Nummern statt K-Nummern (bzw. diese nur bei Scarlatti), keine englischen Tonarten usw.

    Cnusper, cnusper, cnasam, qui cnusperat meam casam?
    (Hexa dixit)

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  • Digital ist bei der CD nur die Musik - die Scheibe selbst ist sehr real und dinglich. ;-)

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Mein Vater als Bibliothekar hatte privat 5000 Bücher. Die hatte ich mit 16 auch schon alle mal in der Hand gehabt, aber natürlich nur einen Bruchteil davon gelesen. Trotzdem war das zum Angeben in der Schule immer gut.

    Vor zwanzig Jahren habe ich dann angefangen, systematisch Bücher zu entsorgen, also zu verschenken oder an Organisationen zu geben, die sie verkauften. Eine Reihe von Büchern sind auch im Altpapier verschwunden, weil sie niemand haben wollte.

    Ich lese meist etwa 50 Bücher im Jahr, davon die Hälfte englisch. Davon bleiben 2 im Bestand. In den letzten Jahren ist die Zahl der gelesenen Bücher geringer geworden, seitdem ich angefangen habe, dicke Wälzer zu lesen. Im Moment bin ich bei Middlemarch auf S. 10 und habe noch 900 vor mir.

    Mit meiner guten Literaturkenntnis hätte ich nach dem Abitur gut Germanistik studieren können, wäre ich da nicht so klug gewesen, mir Lehrbücher der Germanistik anzusehen, die sog. Sekundärliteratur. Da wurde mir bewusst, dass diese Lektüre die Zeit der Lektüre von Originalen leider sehr einschränken würde, obwohl es natürlich auch gute Bücher dazu gibt.

    Mit CDs habe ich jetzt auch mit dem Aussortieren angefangen, wobei ich Stücke sammle, nicht Aufnahmen. Wenn ich mich hier so umgucke, staune ich nicht schlecht, was einige hier so besitzen und vor allem auch jeden Tag hören, und nicht nur das, sondern auch lange Artikel hier darüber schreiben. Ich höre lieber weniger, dafür öfter, was natürlich jetzt keine Abwertung darstellen soll.

    Bei vielen Kollegen staune ich, was die auch alles aus der 2. Reihe kennen!


    Im Lauf der Zeit habe ich entdeckt, wie zufällige Hörerlebnisse ein ganzes musikalisches Leben verändern können. Mit der Jenufa z.B. habe ich in der Oper einen ganz neuen Planeten entdeckt (da war ich 30), den ich immer noch umkreise. Diesem Planeten ist z.B. meine Expedition in den Groß-Planeten Richard Wagner zum Opfer gefallen, was ich oft bedauere, denn ich kenne da schon einiges, was mir große Bewunderung abnötigt.

    Die andre große Leidenschaft, die für die Alte Musik, speziell die Polyphonie, hätte ich nie ohne das Singen dieser Werke mit 40 entwickelt. Das sind Werke, die so komplex und subtil sind, dass sie nie veralten. Ich verweise hier etwa auf die Missa "Malheur me bat" von Josquin mit den Gli Angeli Genève unter Stephan McLeod (in meinem Schreibtisch in der Kategorie "Mille Regretz").


    Diese Musik ist am Ende von guten, aber besonders von unangenehmen Tagen eines der homöopathischen Mittel, die "Schwester Musik" bereitgestellt hat, um neben einem schönen Roman und einem Glas Wein das Allheilmittel von "Mutter Natur" zu befördern: den ausgiebigen Schlaf.

    Was ist der Unterschied zwischen der SPD und der Titanic? Die SPD kann den Eisberg jetzt schon sehen!

  • Digital ist bei der CD nur die Musik - die Scheibe selbst ist sehr real und dinglich. ;-)

    Ebenso dinglich ist die Festplatte, auf der die Daten nach dem Kopiervorgang gespeichert sind.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Stimmt. Also ist es eigentlich keine Digitalisierung, sondern eine Übertragung.

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Also ist es eigentlich keine Digitalisierung, sondern eine Übertragung.

    „Digitalisierung“ im Sinne von

    Zitat von de.digital

    Die Kennzeichen der Digitalisierung sind die Virtualisierung und Vernetzung der realen Welt, das Teilen von Daten sowie die plattformbasierte Organisation von Wertschöpfungsketten. Das Besondere daran ist, dass Daten und Datenmodelle keinem physischen Verschleiß unterliegen und deshalb von mehreren Akteuren gleichzeitig und mehrfach genutzt werden können.

    Cnusper, cnusper, cnasam, qui cnusperat meam casam?
    (Hexa dixit)

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