ROSSINI, Gioacchino: L'OCCASIONE FA IL LADRO

  • Gioacchino Rossini (1792-1868):


    L'OCCASIONE FA IL LADRO

    (Gelegenheit macht Diebe)

    Burletta per musica in einem Akt -


    Libretto von Luigi Prividali nach dem Vaudeville „Le prétendu par hasard, ou L’occasion fait le larron“ von Eugène Scribe


    Uraufführung am 24. November 1812 im Teatro San Moisè in Venedig



    DIE PERSONEN DER HANDLUNG


    Don Eusebio, Onkel Berenices (Tenor)

    Berenice, Braut Albertos (Sopran)

    Conte Alberto (Tenor)

    Don Parmenione (Bass)

    Ernestina Mezzosopran)

    Martino, Diener Don Parmeniones (Bass)

    Diener Conte Albertos (stumme Rolle)


    Die Handlung spielt in einer Stadt im südlichen Italien im 18. Jahrhundert vor sich.




    INHALTSANGABE DES EINZIGEN AKTES

    Ein Saal in einem Landhotel mit Zugang zu mehreren nummerierten Zimmern.

    Szene 1

    Es ist ein dunkler und stürmischer Abend; Don Parmenione lässt sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Er hat sich an einen gedeckten Tisch gesetzt und nimmt genüsslich seine Mahlzeit ein. Sein Diener Martino dagegen zittert vor lauter Angst – das Wetter macht ihm zu schaffen und das Essen will ihm nicht schmecken.


    Szene 2

    Der nächste Gast im Lokal ist Graf Alberto mit seinem Diener; der stellt das Gepäck seines Herrn neben jenes von Parmenione und sinkt danach sofort auf der Bank schlafend zusammen. Der Graf ist zunächst froh, dass er dem Unwetter entkommen ist und stellt sich dann Parmenione vor und stimmt danach mit dem Don ein Trinklied an. Alberto schlägt Parmenione schließlich vor, doch gemeinsam nach Neapel weiterzureisen. Doch der Don will nicht, er hat seine eigenen Pläne. Graf Alberto gibt redselig an, dass er heiraten wird und begierig ist, seine Braut kennenzulernen. Da der Sturm inzwischen abgeflaut ist, verabschiedet er sich und verlässt das Lokal. Sein übermüdeter Diener aber schnappt sich aus Versehen den Koffer Parmeniones.


    Szene 3

    Auch Parmenione will nun, entgegen seiner Behauptung dem Grafen gegenüber, nach Neapel reisen und erklärt seinem erstaunten Diener Martino, dass den Grafen seine Geschäfte nichts angehen. In diesem Moment fällt ihm auf, dass die Koffer vertauscht wurden. Weil sich aber sein Geld und sein Pass darin befinden, will er Martino sofort Alberto hinterherschicken, doch der Diener zieht es aus Neugierde vor, den Koffer des Herrn Grafen zu filzen. Dabei findet er eine Geldbörse, und das Bild einer wunderschönen Frau – wohl die Braut des Grafen, wie er und Parmenione annehmen. Letzterer versucht, Martino zurückzuhalten, jedoch zieht das Bild der schönen Frau ihn magisch an. Umgehend ändert er seine Pläne: Da Martino inzwischen auch den Pass von Graf Alberto gefunden hat, soll der Diener ihn von nun an Don Alberto nennen. Er will versuchen, die schöne Frau auf dem Bild für sich zu gewinnen.


    Szenenwechsel: Großer ebenerdiger Vorraum im Haus Berenices.


    Szene 4

    Don Eusebio und das Kammermädchen seiner Nichte Berenice, Ernestina, warten auf die Ankunft Graf Albertos, dem Bräutigam Berenices. Ernestina bedauert ihre Position als Kammermädchen, obwohl Berenice sie als eine Freundin, nicht als Dienstmagd betrachtet. Dass sie von Eusebio und Berenice in einer persönlichen
    Notlage aufgenommen wurde, sieht sie als Glücksfall für sich an und ist ihnen dankbar. Sie entfernt sich mit den anderen Dienern.


    Szene 5

    Berenice denkt in einer Arie über ihren Bräutigam nach, den sie noch nie gesehen hat.Sie stellt sich schon die Frage ob sie mit ihrem Bräutigam harmonieren wird. Allerdings fühlt sie sich auch ihrem inzwischen verstorbenen Vater verpflichtet, der vor seinem Tode bestimmt hat, dass sie den Sohn eines adligen Freundes heiraten soll. Was nun den ihr unbekannten Heiratskandidaten betrifft, hat sie sich einen Plan ausgedacht und den wird sie umsetzen: Ernestina muss ihre Stelle einnehmen, während die selbst den zukünftigen Gatten prüfen will.


    Szene 6

    Parmenione, äußerst vornehm angezogen, und sein Diener Martino treffen ein; der Don hofft, dass der echte Bräutigam noch nicht vor Ort ist.


    Szene 7

    Sie werden äußerst charmant von Ernestina in den Kleidern Berenices begrüßt. Parmenione fällt sofort auf, dass diese Dame keine Ähnlichkeit mit dem Bild aus Graf Alfredos Koffer hat, aber er hat sich sofort in sie verliebt. Und auch Ernestina fühlt sich zu ihm hingezogen. Sie begeben sich gemeinsam zu Eusebio.


    Szene 8

    Jetzt trifft Graf Alberto ein, begegnet unmittelbar darauf Berenice und begrüßt sie freudig als seine Braut. Als sie ihm daraufhin schüchtern erklärt, nur die „Zofe“ zu sein, ist er sichtbar enttäuscht, da sie schon rein äußerlich seinen Vorstellungen entspricht. Und Berenice, die angebliche Zofe? Auch die findet den Herrn Grafen ausgesprochen nett und kann sich ihn durchaus als Ehemann vorstellen.


    Szene 9

    Eusebio kommt hinzu und Alberto stellt sich ihm als zukünftiger Ehemann seiner Nichte vor. Aber dann wird es kritisch und verwirrend, denn Parmenione erscheint mit Ernestina und behauptet auch, Graf Alberto zu sein. Berenice, Eusebio und Ernestina sind natürlich verwirrt und fragen sich, wer hier lügt. Auf Eusebios erneute Frage,

    wer Graf Alberto und somit der Bräutigam Berenices ist, gibt es wieder keine eindeutige Entscheidung, denn Parmenione und Alberto versichern unisono, der echte

    Bräutigam zu sein. Parmenione hat allerdings den leichten Vorteil, Graf Albertos Koffer mit dem Pass vorweisen zu können.


    Szene 10

    Parmeniones hungriger Diener Martino sucht nach Essbarem und begegnet Eusebio. Auf dessen Frage bestätigt er ihm, der Diener des Fremden zu sein.


    Szene 11

    Während Ernestina über ihr Schicksal nachdenkt, kommt Alberto und beteuert ihr erneut, der echte Graf Alberto zu sein. Und er ist sich sicher, dass die Wahrheit herauskommen wird. Ernestina gibt ihm zu verstehen, dass diese Wahrheit keinesfalls bedeuten werde, dass sie ihn heiraten werde. Die Aussage findet Alberto ehrlich und gesteht mutig, dass sie zwar eine Schönheit sei, dass er für sie allerdings nichts empfinde. Er geht davon und lässt die verblüffte Ernestina stehen. Immerhin gesteht sie sich ein, dass der Mann ihr gegenüber glaubwürdig aufgetreten ist.


    Szene 12

    In dieser Szene gibt es einen heftigen Streit zwischen Berenice und Parmenione. Sie hat nämlich beschlossen, den falschen Grafen zu enttarnen. Und die Gelegenheit kommt, als Parmenione kommt und ihr das Versprechen abgibt, sie nach der Hochzeit als Dienstmagd behalten zu wollen. Berenice antwortet, dass es aber immer noch Zweifel an seiner Identität gebe und dass sie keinesfalls eine Dienstmagd sei, sondern in Wahrheit die Braut. Parmenione ist verunsichert, fängt sich aber schnell wieder und verweist auf die vorgelegten Papiere. Damit gerät er jedoch ins Hintertreffen, denn Berenices Fragen zu seiner Familie kann er nicht beantworten. Damit ist er für sie als der wahre Betrüger entlarvt.


    Szene 13

    Auch Eusebio und Ernestina wollen Klarheit schaffen und nehmen Martino ins Verhör. Der weiß nicht, was er sagen soll und windet sich heraus: Sein Herr ist ein ganz normaler Mann, wie man ihn überall findet. In diesem Moment hat Ernestina eine Eingebung, dass ihre geheimen Wünsche in Erfüllung gehen könnten.


    Szene 14

    Bei einem zufälligen Aufeinandertreffen geraten Parmenione und Alberto in einen lauten Streit...


    Szene 15

    ...den Berenice mitbekommen hat und sich einmischt. Sie stellt die beiden zur Rede, indem sie angibt, dass Parmenione eine andere liebt. Und der bestätigt das, indem er „ihre Herrin“ als seine Liebe benennt. Das nimmt Alberto zu Anlass zu erklären, dass er auf die Ehe mit jener Herrin verzichtet. Wenn aber die Anwesende die Braut
    sein sollte, werde er auf keinen Fall nachgeben und von Parmenione den zu Unrecht okkupierten Namen zurückfordern. Parmenione antwortet, dass seine Wahl längst auf die andere Schönheit gefallen sei. Und dieses Austauschen der Argumente in ihrer Gegenwart empört Berenice. Die Männer zeigen sich jedoch wenig beeindruckt von ihrer Empörung; sie sind sich einig, müssen allerdings noch herausfinden, wer die echte Berenice ist.


    Szene 16

    Eusebio ist durch Martinos Aussage überzeugt, dass Parmenione der Betrüger ist, aber Ernestina verteidigt ihn. Wenn überhaupt kann man seine Vorgehensweise nur „Dummheit“ nennen, ihn aber nicht als Verbrecher bezeichnen. Außerdem ist ihm Berenice völlig egal, er interessiert sich für sie, Enestina. Als der Gescholtene hinzutritt, bestätigt er Ernestinas Angaben. Und er nennt jetzt seinen richtigen Namen: Parmenion di Castelnuovo. Außerdem bezeichnet er sich als Freund des Grafen Ernesto und sei von diesem beauftragt worden, seine flüchtige Schwester zu finden. Nun stellt sich heraus, dass das Dienstmädchen Ernestina die Gesuchte ist. Die kommt jetzt richtig in Fahrt und erzählt, dass einst ein Mann in Neapel sie verführen wollte, sie aber standhaft geblieben war und von jenem Tunichtgut dann im Stich gelassen wurde. Parmenione erklärt dazu, dass er den Unwürdigen nicht mehr bestrafen, aber ihre Ehre wiederherstellen und sie heiraten kann – wenn sie denn will. Darüber ist Ernestina froh und glücklich. Dann bestätigt Parmenione, dass der andere Fremde tatsächlich der echte Graf Alberto und somit der Bräutigam Berenices ist.


    Szene 17

    Das Brautpaar hat sich inzwischen geeinigt: Sie gestehen sich ihre Liebe.


    Letzte Szene

    Parmeniones Diener Martino kommt und berichtet, dass alles aufgeklärt sei. Dem stimmen Eusebio, Ernestina und Parmenione zu; letzterer bittet dann für seine Dummheit um Verzeihung und fügt hinzu, dass ihn das Bild der Braut in Graf Alfredos Koffer zu seinem Betrug verleitet habe. Aber er habe auch gefunden, was er lange gesucht hat. Zu diesem Bild erklärt Graf Alberto, dass es seine Schwester darstelle, nicht seine Braut. Es sollte ein Geschenk für seine junge Braut sein. Als Quintessenz jubeln nicht nur alle über eine doppelte Eheschließung, sondern auch über die Entschuldigung, wenn „Gelegenheit Diebe macht“.



    ©
    Manfred Rückert für den Tamino-Opernführer 2021 unter Hinzuziehung der
    Naxos-Aufnahme vom Rossini-Festival in Bad Wildbad

    .


    MUSIKWANDERER

  • In meiner Sammlung gibt es noch diese...


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    Die liebste ist mir die mit Salvatore Accardo und jene aus Bad Wildbad (selbst gesehen).

    Das ich div. habe liegt an der Tatsache, dass man von Anfang an gesammelt hat und nach Erscheinen!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)