2021 - Quo vadis Tamino - Klassikforum? (IV)

  • Von Zeit zu Zeit kommen kritische Bemerkungen von Forianern (diesmal war es "Bachianer"), die kritische Bemerkungen über den Zustand des Forums machen.

    Die Themen hierzu sind fast so alt wie das Forum selbst.

    Die Beanstandungen divergieren indes im Laufe der Jahre.


    Da wird "ein zu hohes Niveau" beanstandet, wo viele nicht mitmachen können und deshalb fernbleiben

    Da wird ein "zu niedriges Niveau" beanstandet, wo die echten "Musikkenner" fernbleiben, weil sie sich unter "Laien" nicht wohlfühlen

    Da wird beanstandet, daß einige sich als "Stars" aufspielen

    Da wird beanstandet, daß über Politik gesprochen wird - was doch lt. Forenregeln verboten ist

    Da wird beanstandet, daß Tamino keinen politischen Standpunkt vertriit (natürlich den "richtigen", linksliberalen oder linken)

    Da wird beanstandet, daß das Regietheater vom Forenbetreiber angegriffen wird

    Da wird beanstandet, daß das Forum ideologisch und musikalisch rückwärtsgewandt sei

    Da wird beanstandet, daß bei Streits nicht eingegriffen wird

    Da wird beanstandet, daß die Moderation Zensur übt

    Da wird beanstandet, daß mehr geblödelt als ernsthaft geschrieben wird

    Da wird beanstandet, daß der Opernteil "ausgedünnt" sei

    Da wird beanstandet, daß der Opernteil alle anderen Bereiche "erdrückt"

    Da wird beanstandet, daß der Stil zu trocken ist und "zwischenmenschliche Beziehungen" unterdrückt werden

    Da wird beanstandet, daß Mitglied X den Forenfrieden stört - und es ausgeschlossen werden sollte

    Da wird beanstandet, daß zuwenig los ist im Forum


    Die Liste ist endlos lang.....


    Aber viele der Beanstandungspunkte sind ja (vorübergehend?) weggefallen...

    Aber es gibt eben andere. /siehe Statement von "Bachianer" in einem anderen Thread.


    Hier eine kurze Beurteilung von mir zum GEGENWÄRTIGEN Stand der Dinge.


    Das Forum hat im Laufe seines 17 jährigen Bestehens zahlreiche Höhen und Tiefen durchlebt.

    Der Gesamteindruck ist IMO leicht idealisiert, weil viel Gehässiges und Unpassendes nicht mehr lesbar ist.

    Das glättet das Bild vom Forum - und ist auch durchaus erwünscht.


    Im Augenblick sind wir in einer Phase der Erneuerung und des friedlichen Miteinander was aber ebenfalls manche stört.

    Einige "polarisierende und dominante" Mitglieder sind ausgeschieden, andere habe sich Auszeiten genommen.

    Es gab im Gegenzug einige "Neuerwerbungen", die (von Ausnahmen abgesehen) indes noch nicht so intensiv Beiträge verfassen wie die Ausgeschiedenen.

    Aber sie haben viele ältere Themen wiederbelebt und weitergeführt.

    Einige Mitglieder schreiben weniger, weil ihnen ihre "Reibebäume" abhanden gekommen sind...


    Um es klarzustellen:

    Ich möchte nicht, daß dieses Thema hier dazu mißbraucht wird um persönliche Abrechnungen zu gestalten, sondern um eine kühle distanzierte Darstellung der momentanen Lage.

    Die beruht aus meiner Sicht, weder auf Fehlern der Forenleitung, noch auf Fehlverhalten der Mitglieder sondern auf grundlegenden Eigenschaften dessen, was heute "menschliche Gesellschaft" genannt wird...


    mfg aus Wien

    Alfred


    PS: In meinen Augen steht das Forum momentan eigentlich ganz gut da.....:hello:

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe ja schon in Beitrag Fortschritt oder Blasphemie ? Mozartklone in den USA #31 schon einiges gesagt.


    Ich finde den Kommunikationsstil mittlerweile sehr angenehm. Ich vermisse den despektierlichen Ton nicht. Selbstverständlich gibt es hier Kollegen, die Beiträge an Umfang und Qualität liefern, die ich nur lesen und vielleicht hin und wieder mal kurz kommentieren kann. Damit lässt es sich gut leben.


    Was mich insgesamt irritiert, ist die doch kleine Menge an Beitragenden. Es gibt viele neue Mitglieder (unten werden sie ja angezeigt), die gar nicht beitragen. Das verstehe ich eigentlich nicht. Wenn man nur lesen möchte, kann man sich das Mitglied werden doch sparen.


    Ansonsten verzichte ich auf Frustration, nur weil meine persönlichen Lieben nicht geteilt werden. Das scheint etwas Normales zu sein, mit dem man umgehen können sollte.

  • Was mich insgesamt irritiert, ist die doch kleine Menge an Beitragenden.

    Tja, nur da sollte man sich fragen warum das so ist. Da gäbe es vermutlich mehrere Gründe:

    - die "persönlichen Lieben" dieser "kleinen Menge" sind Opern und Werke von Komponisten des 19. Jhdts, vornehmlich aus der 2. Hälfte. Werke aus anderen Zeitepochen werden zwar gebracht, verhallen jedoch völlig resonanzlos (Ausnahmen bestätigen die Regel), selbst wenn die Leserzahlen vorhanden sind.

    - Das schier endlose "Coverwedeln". Wen interessiert das, ausser der "kleinen Menge"? Suchen TN Werke von (gleich welchem) Komponisten, klicken sie "JPC", "AMAZON", "you-tube" mit dem Komponistennamen an und werden sofort und umfangreichst informiert.

    - Fast (jeder) TN hier, gleich ob "Kenner" oder "Liebhaber" weiß, dass es schier endlose Interpretationsvarianten aller Werke gibt, abhängig von den jeweiligen Interpreten. Die Bewertungen dieser Interpretationen sind und bleiben völlig subjektiv, reine Geschmackssache. Für den Einen ist Karajan "super" und Böhm "zum Kotzen", oder umgekehrt. Was soll denn nun ein TN damit anfangen?

  • - die "persönlichen Lieben" dieser "kleinen Menge" sind Opern und Werke von Komponisten des 19. Jhdts, vornehmlich aus der 2. Hälfte. Werke aus anderen Zeitepochen werden zwar gebracht, verhallen jedoch völlig resonanzlos (Ausnahmen bestätigen die Regel), selbst wenn die Leserzahlen vorhanden sind.

    Als ich hier anfing, war das auch mein Eindruck. Da mein Interesse völlig verschieden gelagert ist, nahm ich die Diskussionen mit, um mir einen kleinen Überblick über diese Opern zu verschaffen. Ich habe sogar in ein paar hineingehört. Mittlerweile habe sich aber viele Opernfans zurückgezogen, so dass sich doch das Bild verschoben hat.



    - Das schier endlose "Coverwedeln". Wen interessiert das, ausser der "kleinen Menge"? Suchen TN Werke von (gleich welchem) Komponisten, klicken sie "JPC", "AMAZON", "you-tube" mit dem Komponistennamen an und werden sofort und umfangreichst informiert.

    Für mich macht es einen Unterschied, ob ich bei jpc oder in Sumpfgebieten nach CDs suche (was ich natürlich auch tue) oder ob ich sehe, was meine Kollegen hören. Das ergibt für mich andere Zusammenhänge, weil es ja persönlich ist.



    - Fast (jeder) TN hier, gleich ob "Kenner" oder "Liebhaber" weiß, dass es schier endlose Interpretationsvarianten aller Werke gibt, abhängig von den jeweiligen Interpreten. Die Bewertungen dieser Interpretationen sind und bleiben völlig subjektiv, reine Geschmackssache. Für den Einen ist Karajan "super" und Böhm "zum Kotzen", oder umgekehrt. Was soll denn nun ein TN damit anfangen?

    Diese reinen Geschmacksäußerungen an sich, halte ich auch für sinnlos. Die treibenden Motive für derlei Äußerungen halte ich auch für außermusikalisch. Eine musikalische Beschreibung einer Interpretation kann aber den Blick auf bisher nicht erkannte Aspekte richten.


    Ähnlich wie vielleicht bei einem Fotografen, der sein Leben lang dieselbe Straßenecke über einen Zeitraum von 40 Jahren fotografiert oder einem, der als Reisefotograf alle Ecken der Welt ablichtet, so kann man hier Leute kennenlernen, die offensichtlich mit drei Werken glücklich sind, wenn sie sie nur tief genug ausleuchten können oder andere, die immer wieder neues musikalisches Futter brauchen. Ich finde das an sich interessant und es gehört zu meiner Erfahrung hier im Forum.



    Um auf die kleine Menge von Beitragenden zurückzukommen. Die eigentliche Überraschung ist doch die, dass sich viele Neumitglieder registrieren, aber davon nur wenige Postings verfassen. Das will sich mir nicht erschließen...

  • Die Bewertungen dieser Interpretationen sind und bleiben völlig subjektiv, reine Geschmackssache. Für den Einen ist Karajan "super" und Böhm "zum Kotzen", oder umgekehrt. Was soll denn nun ein TN damit anfangen?

    Aber das ist es doch auch für den normalen Klassikhörer! Willst Du denen einen Beitrag verwehren, nur weil es ihnen nicht auffällt, das im 37 Takt irgendeiner Interpretation der Dirigent ein crescendo weniger intensiv ausfallen läßt als ein anderer? Wenn derartige Sachkunde Standard im Forum sein sollte, dann weißt Du den Grund, warum die Anzahl Beiträge storniert. Hämische Bemerkungen darüber, die in der Vergangenheit zur Regel wurden, haben viele vergrämt. Wie furchtbar wäre die Welt wenn es nicht unterschiedliche Meinungen gäbe. So ist es auch mit der Einordnung persönlicher Lieblinge. Dem einen gibt Barock etwas und ein anderer findet es gräßlich. Und anderen wieder gefällt atonische Musik, bei welcher manch anderer Ohrenschmerzen bekommt.

    Und was ist ein TN??

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • TN = Teilnehmer. Klassische Abkürzung aus dem Bildungsbetrieb (Uni etc.)

    Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib auffgesetzet und verfertiget (Johann Sebastian Bachs Eigentitel auf dem Titelblatt des Autographs des Wohltemperierten Claviers, Teil I, 1722)

  • Klassische Abkürzung aus dem Bildungsbetrieb (Uni etc.)

    Siehste, da ist schon ein Unterschied. Mein Diplom stammt von 1967, da war man kein TN. Trotzdem danke, wieder was gelernt. Kann nie schaden.

    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Aber das ist es doch auch für den normalen Klassikhörer! Willst Du denen einen Beitrag verwehren,

    Ich will Niemanden einen Beitrag verwehren solange er sich an die Spielregeln hält. Nur, hier geht es um die Frage warum es seit langer Zeit nur so wenige schreibende TN gibt (2-Handvoll) und das meist über ähnliche Themen.

    Die Verführung hier im Forum zum "nur-lesenden TN" zu wechseln ist (für mich) sehr groß. Vielleicht ist es auch anderen so gegangen.

  • Lieber Bachianer,


    es ist halt so, daß nicht jeder auf jeden Beitrag aktiv reagieren kann oder will. Aber es gibt viele TN, die passiv als Leser dabei sind und von Tamino profitieren. Die sollten auch bedacht werden, und denen sowie auch den Gästen des Forums

    sind viele Beiträge interessant, hilfreich oder einfach nur das Wissen erweiternd. Also bitte schreib weiter, auch wenn nicht jeder antwortet.

    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich schreibe einfach wenn ich Lust dazu habe und muß nicht alles und jeden kommentieren Werde demnächst über meine beiden Opern Besuche berichten. Hätte auch gerne über die vielfältigen Opernangebote im Internet berichtet während Corona, aber das Interesse war leider sehr gering. Ich werde am Mittwoch mit der aktuellen Cenerentola aus Madrid noch mal einen Versuch starten.

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  • Ich bin überrascht und erfreut über die plötzliche rege Teilname - Gestern wirke es auf mich - als wäre kein Interesse vorhanden.


    Ich werde nach und nach einige Bemerkungen hier einbringen die mir wichtig erscheinen.


    Damit komme ichzum "Coverwedeln"

    Das schier endlose "Coverwedeln". Wen interessiert das, ausser der "kleinen Menge"

    Das "Coverwedeln ist wichtig für und - denn es leitet einen bei Anklicken des Covers sofort zu unserem Werbepartner jpc


    Dort kann man in Samples hineinhören und - gegebenenfalls - die CD bestellen

    Bei einer Bestellung über ein "gewedeltes Cover" erhalten wir eine Provision (ohne Mehrkosten für den Besteller !!)

    auch wenn der Besteller nur als Gast ins Forum kommt und gar kein Mitglied ist

    Damit finanziert sich das Forum von alleine.


    Des weiteren geben diese Cover das Gefühl im Klassikbereich zu sein - und fühlt sich zuhause.

    Es gab früher Foren OHNE diese Blder - sie sind allesamt den Bach runtergegengen.


    Zu den Beirägen und der Aktivität der Mitglieder schreibe ich später gesondert...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Liebe Mitforisten,


    ich gehöre hier wahrscheinlich zu den ganz Neuen, und habe in den letzten Wochen versucht, mich in das Forum einzulesen.

    Es waren viele interessante Themen dabei, aber bei Threads, die schon seit Jahren laufen ist es oft schwer, noch etwas Neues beizutragen.

    Auch bei Themen, mit denen sich die Beitragenden hier offensichtlich schon seit Jahrzehnten intensiv beschäftigen, kann ich kaum noch etwas hinzufügen.


    Ich bin aber grundsätzlich sehr motiviert, mich einzubringen.;)


    Viele Grüße,


    Almira

  • Ein Klassik-Forum lebt von der Vielfalt und dass es Mitglieder gibt, die regelmäßig schreiben. Es ist schlicht ein Faktum, dass die Vielschreiber in der Vergangenheit die waren, die Theads mit Interpretationsvergleichen ins Leben gerufen und über Jahre aufrecht erhalten haben. Wenn die wegfallen, herrscht Ebbe, wie zur Zeit. Gerade die hatten eine hohe Qualität und es gab die interessantesten Informationen und regsten Diskussionen. Schön finde ich z.B. immer wieder, dass Nemorino die Original-Rezensionen bei Erscheinen der Aufnahme einstellt. Oder zuletzt Teleton, der auf die Orchesterfassungen von Albeniz Iberia aufmerksam machte, die ich gar nicht kannte. Da habe ich dann eine CD gleich gekauft. CDs kauft man wegen der Interpretationen - sonst braucht man keine Sammlung. Ich selbst komme einfach beruflich bedingt zu wenig zum Musik hören, so dass ich etwas Mühe habe, meine Threads regelmäßig weiterzuführen.


    Ein Forum muss natürlich Angebote für alle machen. Manche mögen nicht viel schreiben - dazu gibt es eben den Thread "was höre ich gerade jetzt". Das lese ich auch - denn da entdeckt man Aufnahmen, die man bisher noch nicht auf dem Schirm hatte. Cover-Bilder finde ich übrigens schön - und einprägsam. Bilder behält der Mensch besser im Kopf als Text.


    Corona hat natürlich Spuren hinterlassen - der Opern-Bereich ist deshalb eingeschlafen. Dafür kann das Forum aber nichts.


    Schade ist natürlich immer, wenn in einem Forum die Diskussionsfreudigkeit abnimmt. Das sollte nicht sein - denn ohne Diskussionen braucht man im Prinzip kein Forum.


    Schöne Grüße

    Holger

  • CDs kauft man wegen der Interpretationen - sonst braucht man keine Sammlung

    Guten Morgen, Holger


    das mag eine Erklärung sein, auf mich (und viele andere) trifft sie selten zu. Meine "Interpretationsdoubletten/tripletten" von Musikwerken sind sehr überschaubar. Ich kaufe CD´s mit Musikwerken, die selten (oder nie) in öffentlichen Konzerten oder in den Medien gespielt werden, damit sie bei mir zumindest nicht in Vergessenheit geraten. Dabei entdeckt man öfters schon erstaunlich gute Werke, manchmal auch puren Mist.

    Interpretationsvergleiche/bewertungen sind und bleiben subjektiv und manchmal auch stimmungsabhängig. Ein Dritter kann wenig damit anfangen. An den zu Papier gebrachten Noten ändert das sowieso nichts.

    Natürlich habe ich von den "großen Meistern" (die mir gefallen) viele Aufnahmen, aber X Versionen der Brandenburgischen Konzerte oder Beethoven Sinfonien wird man bei mir nicht finden.

  • Zitat von Dr. Holger Kaletha

    Ein Klassik-Forum lebt von der Vielfalt und dass es Mitglieder gibt, die regelmäßig schreiben

    So ist es. Daher bin ich eigentlich auch der Meinung, dass jemand, der hier gerne liest zumindest im Rahmen seiner Möglichkeiten (die natürlich auch zeitlich begrenzt sein mögen) beitragen sollte. Das ist natürlich nur meine Meinung.


    Beiträge können doch sehr vielfältig sein. Interpretationsvergleiche sind eine Möglichkeit, aber darin erschöpft es sich nicht. Werkbeschreibungen können dem Verständnis helfen. Und ich finde auch die Entdeckung von wenig besprochener oder gehörter Musik ist ein thematisierenswerter Gegenstand. Aber auch einfach das Lesen, was andere Kollegen so hören, ist doch interessant.


    Es gab diese Erinnerungsrubrik, die die Möglickeit gab, sich ganz persönlich zu Künstlern zu äußern, die ich auch, wenn ich Zeit hatte, gerne genutzt habe.

    Ich sehe sehr vielfältige Möglichkeiten, hier im Forum, produktiv mitzuwirken. Ein Highlevel-Diskurs ist hochinteressant, aber wer führt den mit wem? Wenn er sich ergeben sollte, steht dem sicher keiner im Wege. Ein interessantes Beispiel ist die Liedanalyse von Helmut Hofmann, die doch von recht vielen gelesen wird, wo aber kein wirklicher Diskurs zustandekommt. Sicher nicht, weil der Wille nicht da ist …


    Funktionieren wird das Forum nicht, weil immer auf demselben Level diskutiert wird, sondern wenn jeder seine Interessen einbringt. Möglichkeiten dafür sind doch genug da…(Die Erinnerungsrubrik fehlt leider)

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  • Corona hat natürlich Spuren hinterlassen - der Opern-Bereich ist deshalb eingeschlafen.

    Der wird auch wieder aufwachen.

    Aber Du hast recht, Corona hat natürlich Berichte von Opern und Konzerten fast vollständig unterbunden. Bei mir selbst bemerke ich Anlaufschwierigkeiten, nachdem die meisten Einschränkungen nicht mehr gelten. Viel seltener hat es mich bisher in eine Oper gezogen, als ich es erwartet hatte.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • ... die doch von recht vielen gelesen wird, wo aber kein wirklicher Diskurs zustandekommt. Sicher nicht, weil der Wille nicht da ist …

    Ja, gewiss! Es ist meine Schuld!

    Meine Liedbetrachtungen sind von ihrem analytischen Ansatz her deskriptiv angelegt. Es fehlt an interpretatorischen Thesen und Wertungen, die einen Ansatz zu einer Stellungnahme bieten könnten, so dass sich ein Diskurs daraus zu entwickeln vermag. Ich finde das schlimm, denn vom Diskurs lebt das Forum. Vom Diskurs allein, vom "Coverwedeln", wie Bachianer das witzigerweise genannt hat, ganz bestimmt nicht. So bedeutsam das für Alfred Schmidt sein mag, für diskursives Leben ist es gewiss nicht förderlich. Was soll man dazu sagen?


    Früher gab es diskursvives Leben in hohem Maße hier im Forum, - auch in der Abteilung Kunstlied. Und wenn ich in selbstkritischer Weise zurückblicke, so muss ich feststellen, dass ich in hohem Maße dafür verantwortlich bin, dass es erstorben ist. Das liegt an der Art meiner gegenwärtigen Beiträge. - sie wirken in der Art und Weise, wie sie schon seit längerer Zeit angelegt sind, geradezu erschlagend. Man kann eigentlich nur dann etwas dazu beitragen, wenn man ähnlich analytisch ähnlich tief in die jeweilige Liedmusik einsteigt. Aber wer hat schon die Zeit und die Lust dazu?


    Wie das früher aussah, eben weil meine Beiträge von anderer Art waren, das möchte ich mal an einem beliebig herausgegriffenen Beispiel zeigen, um gleichsam zu konkretisieren, woran das Kunstliedforum zurzeit krankt. Auf diesen Beitrag zum Beispiel, der seinerseits eine Reaktion auf vorangehende Äußerungen darstellt, gab es nachfolgend fünf Stellungnahmen. Und warum? weil er Ansatzpunkte dafür lieferte:

    Verballhornungen von Kunstliedern - eine uralte Praktik ???


    Ich sollte aufhören mit meinen Liedbetrachtungen. Das meine ich ganz im Ernst.

    Vielleicht wäre es eine Lösung, wenn ich damit in die "Tamino-Kulturredaktion" hinüberwechselte. Dann gäbe es im "Kunstliedforum" freies Feld für das Heranwachsen eines bunten Blumenbeets an Beiträgen verschiedenster Art.


    (Entschuldigung, dass ich so viel von mir selbst rede. Aber es geht mir um das Kunstliedforum unter dem Aspekt "Quo vadis?", Thema dieses Threads. Und ich mache mir Sorgen.)

  • Ich habe nicht die Absicht über die momentane "Flaute" zu lamentieren

    Ich werde aber einige allgemeine Bemerkungen von mir geben, die den status quo erklären sollen


    Beginnen wir mit Corona

    Diese Krise dient derzeit in der gesamten Wirtschaft und Politik als Ausrede für alles und jedes.

    Was ist passiert ?

    Durch die RICHTIGEN Entscheidungen haben sich viele Leute zurückgezogen und warten das Ende der Krise ab.

    Lediglich die Großkonzerne, die Gastronomie und die Fremdenverkehrsindustrie würden skrupellos unsere Gesundheit gefährden und weoitermachen als ob nichts geschen werde, weil nämlich die Umverteilung von unten nach oben radikal gebremst wurde.

    Die Künstler aller Sparten lecken wehleidig die Wunden, weil sie erstmals begreifen müssen, daß sie in Grunde aus Sicht der Mehrheit entbehrlich sind-

    Ärzte, Krankenpfleger, Supermarktkassierinnen, Polizisten, Straßenbahnfahrer, Autobuschauffeuere, Müllmänner und weitere Kräfte zur Erhaltung des Systems aber nicht.


    Schauen wir nun ins Forum:


    Durch die temporäre Stlllegung von Opernhäusern ist auf dem Bereich OPER auch im Forum eine Lücke entstanden, die man bemerkt.

    Das entspricht den Gegebenheiten der Zeit - ist unabänderbar, unangenehm, aber für das Forum - zumindesten über einen längeren Zeitraum verkraftbar.


    Es gibt verschiedene Versuche, den Opernbetrieb wieder aufzunehmen

    Ichprognosziere, daß nach Entsehen einiger Corona Cluster in diesem Bereich - alles wieder zum Erliegen kommt - mit Spätfolgen auch NACH der Corona Krise...


    Das beträfe uns aber immerhin INDIREKT.


    Der Übersichtlichkei halber bespreche ich weitere Punkte in getrennten Beirägen


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich sollte aufhören mit meinen Liedbetrachtungen. Das meine ich ganz im Ernst.

    Vielleicht wäre es eine Lösung, wenn ich damit in die "Tamino-Kulturredaktion" hinüberwechselte. Dann gäbe es im "Kunstliedforum" freies Feld für das Heranwachsen eines bunten Blumenbeets an Beiträgen verschiedenster Art.

    Lieber Helmut und ich meine ganz im Ernst, Du ziehst Dir einen Schuh an, der gar nicht zu Dir passt.


    Du hast Freude an den Beiträgen, sonst würdest Du sie nicht verfassen. Die Beiträge werden gelesen und das würden sie nicht, wenn sie belanglos wären. Warum sollte also etwas geändert werden?


    Das Forum sind wir alle, und wir alle können auf unsere Weise dazu beitragen, dass es funktioniert oder nicht funktioniert. Du trägst auf Deine Weise dazu bei, dass es funktioniert.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Ich sollte aufhören mit meinen Liedbetrachtungen. Das meine ich ganz im Ernst.

    Lieber Helmut,


    genau das wollte ich eigentlich nicht. Ich habe durch Deine Betrachtungen angefangen, mich mit Liedern zu beschäftigen. Zuletzt noch Gryphius-Vertonungen von Wolfgang Rihm. Das einzige, was ich sagen wollte, ist, dass man nicht immer erwarten darf, einen gleichrangigen Sparringspartner zu haben, sondern gegebenenfalls mit so einfach gestrickten Followern wie mir auskommen muss.


    Wir alle mögen doch klassische Musik, jeder auf seine Weise, aber gerade das macht doch auch einen gewissen Reiz aus. Ich glaube nicht, dass Dein Thread eine bunte Diskussion über Lieder verhindert. Er ist ganz im Gegenteil eine Bereicherung.


    Witzig fand ich nun, dass die Winterreise von Sly hier schon einmal besprochen wurde und auch meine (viel später an anderer Stelle) gestellte Frage beantwortet. Das habe ich durch Deinen Hinweis gefunden. Also, bitte bleib an Bord, wenn es Dir möglich ist.


    Beste Grüße

  • Nachster Punkt.


    ES ist nun mal so, daß an vielen Themenbereichen wenig oder kein interesse vorhanden ist

    "Bachianer" macht das - indirekt - den Mitgliedern des Forums zum Vorworf - oder -neutraler ausgedrückt -er schreibt es ihnen zu.


    Das ist IMO allerdings eine Fehleinschätzung

    Das Desinteresse an -Beispielsweise Mozart-Zeitgenosse ist ein eher allgemeines

    Man kann dies sehr gut an den Seitenaufrufen sehen.


    Auch klassische Musik unterliegt Moden, glücklicherweise verläuft dies wellenförmig und an gewissen Pendelgesetzen orientiert.

    Nun gibt es durchaus noch Leute die sie Musik des 18. Jahrhunderts lieben.

    Die Mehrheit davon ist nicht davon zu überzeugen in Foren zu schreiben

    Einesteils wegen mangelnder Sachkennntnisse, andrerseits wegen eine Sucht nach Harmonie, die man im Forum natürlich nicht findert -

    zumindest nicht in dem Ausamß, das von diesen Leuten eingefordert wird..


    Mehr dazu später...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich sollte aufhören mit meinen Liedbetrachtungen. Das meine ich ganz im Ernst.

    Ja nicht, lieber Helmut.

    Deine Beiträge sind von solcher Qualität, daß sie als Buch erscheinen könnten. Aber glaube mir, Deine Leserschaft hier im Forum ist enorm groß. Hier kann jeder von Deinen Beiträgen lernen, kostenfrei, im tollen Stil geschrieben, von hoher Sachkenntnis. Laß uns bitte weiter an Deinem Wissen teilhaben und Deinem Fleiß bewundern. Auch wenn Diskussionen selten sind, weil man sich nicht blamieren will. Der Lerneffekt ist um so höher!

    Opern sind bis auf positive oder negative Beeinflussungen durch die Regie größtenteils ausdiskutiert. Neue Sänger kann nur beurteilen, wer sie erlebt hat, und das ist lokal begrenzt. Konzertbeurteilungen beschränken sich auf Interpreten und ihre Eigenarten und ihre oft nur von Fachleuten zu beurteilenden unterschiedlichen Auffassungen, vom Dirigenten bis zum Solisten.

    Deine Liedbetrachtungen sind für viele Neuland. Laß uns nicht allein!!:no:

    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • as mag eine Erklärung sein, auf mich (und viele andere) trifft sie selten zu. Meine "Interpretationsdoubletten/tripletten" von Musikwerken sind sehr überschaubar. Ich kaufe CD´s mit Musikwerken, die selten (oder nie) in öffentlichen Konzerten oder in den Medien gespielt werden, damit sie bei mir zumindest nicht in Vergessenheit geraten. Dabei entdeckt man öfters schon erstaunlich gute Werke, manchmal auch puren Mist.

    Interpretationsvergleiche/bewertungen sind und bleiben subjektiv und manchmal auch stimmungsabhängig. Ein Dritter kann wenig damit anfangen. An den zu Papier gebrachten Noten ändert das sowieso nichts.

    Natürlich habe ich von den "großen Meistern" (die mir gefallen) viele Aufnahmen, aber X Versionen der Brandenburgischen Konzerte oder Beethoven Sinfonien wird man bei mir nicht finden.

    Lieber Bachianer,


    Du bist aber auch die Ausnahme eines "Spielers", der lieber selbst spielt als hört! ^^ Mich interessiert dagegen sehr die Interpretationsgeschichte, der Interpretationsstil, wie er sich im Laufe der Zeit verändert durch verschiedene Einflüsse, gerade auch des Zeitgeistes, die Musiker und wie sich ihre Art zu spielen mit der Zeit wandelt. Deshalb habe ich eine große Sammlung historischer Aufnahmen! Warum stellst Du nicht mal selten gespielte Werke jeweils vor? Das würde mich z.B. neugierig machen und wäre etwas wirklich Originelles, was zu lesen ist. Und ich kaufe garantiert die eine oder andere CD! Da hast Du doch jede Menge Kenntnisse, die ich und Andere auch nicht haben und die Du uns vermitteln kannst! ;)

    Beiträge können doch sehr vielfältig sein. Interpretationsvergleiche sind eine Möglichkeit, aber darin erschöpft es sich nicht. Werkbeschreibungen können dem Verständnis helfen. Und ich finde auch die Entdeckung von wenig besprochener oder gehörter Musik ist ein thematisierenswerter Gegenstand. Aber auch einfach das Lesen, was andere Kollegen so hören, ist doch interessant.

    Die schönsten Threads sind die, lieber Axel, wo sich Liebhaber zusammenfinden und sich dann austauschen. Besonders anregend fand ich da den Liszt-Thread über die "Annees....", wo wir uns mit Jörn jede Woche ein Stück vorgenommen hatten. (Die CD, die ich zur weiteren Besprechung vorgeschlagen habe, soll wegen Lieferschwierigkeiten irgendwann vor Weihnachten kommen! ;( ) Auch die Beethovensonaten-Threads mit Willi waren lange Zeit beglückend. So etwas ist leider in Foren die Ausnahme. Ich habe schon eine neue Kolumne in Vorbereitung zu einem ganz anderen Thema - deswegen muss der nächste satirische Beitrag zur Waldsteinsonate warten. Zu Schuberts B-Dur Sonate habe ich auch einige fertige Rezensionen. Da mir da aber eine andere Form vorschwebt, nämlich bestimmte Interpretationsstile zu gruppieren, und ich mir noch die zwei Aufnahmen nicht anhören konnte, die dazu gehören, schlummern sie weiter auf meinem PC. Auch für meinen Interpretationsvergleich von Liszts Ungarischer Rhapsodie Nr. 2 habe ich zwei weitere Aufnahmen , die noch ungehört und unbesprochen sind. Mir fehlt einfach die Zeit - ich bin leider noch kein Rentner!

    Der wird auch wieder aufwachen.

    Aber Du hast recht, Corona hat natürlich Berichte von Opern und Konzerten fast vollständig unterbunden. Bei mir selbst bemerke ich Anlaufschwierigkeiten, nachdem die meisten Einschränkungen nicht mehr gelten. Viel seltener hat es mich bisher in eine Oper gezogen, als ich es erwartet hatte.

    Lieber Hans,


    leider, leider, seit Corona habe ich kein Opernhaus mehr von innen gesehen und auch kein Konzert mehr besucht. Langsam wird das beklemmend! Das letzte war mit Martha Argerich und Mischa Maisky in Essen... :hello:


    Liebe Grüße

    Holger

  • Nächster Punkt.

    Daß Mitglieder nach etlichen Jahren wegbleiben ist unerfreulich aber natürlich. Das ist keine "Taminokrankheit"

    Wo sich Klassikforne von anderen Foren unterscheiden, ist der Mangel an "Nachwuchs"

    Da meine ich nun nicht etwa 20 jährige - die haben andere Sorgen.

    Aber Lehrer, Priester, Frühpensionisten, Einzelgänger...etc

    Aber dier Nachschub kommt nicht. -oder viel zu langsam.

    Ein typischer Satz, den ich immer wieder höre, weinn ich das berühmt-berüchtigte erste Trlrfongespräch mit neuen Mitgliedern führe, ist:

    "Ich verfolge das Forum nun schon seit über 5 Jahren und konnte mich nicht entschliessen, aber jetzt......"

    Diese zögerliche Grundeinstellung bringt auch eine konsumzögerliche mit sich: Bis sich ein Klassikfreund zum Kauf einer Nischenrepertoire-CD entschlißt, hat der Hersteller sie schon oft wieder gestrichen.

    Das ist an der Streikpolitik der Tonträgerindustrie deutlich zu sehen.

    Die Leute wollen nicht über klassische Musik diskutieren (weil sowoeso nur wenige was davon verstehen) sondern sie erwarten

    Eine CD-Tausch-Börse oder illegalen Gratis Download. Da das hier nicht passiert interessiert es sie nicht.


    Aber das ist noch lange nicht alles: Letztlich verfügt das Forum derzeit über einen Pool von

    19.998 Themen und 725.426 Beiträge
    OK - nicht alles sind Geistesblitze, aber doch ziemlich viele

    Dieser unschätzbare Polster aus der Vergangenheit ist ein unermesslicher Schatz, der uns konkurrenzlos macht.

    ABER natürlich steht dort schon vieles quasi festgemeisselt - Dinge die man weder wiederholen kann - noch will....

    Daraus ergibt sich natürlich andrerseits ein Problem, daß neu hinzukommende das nicht alles lesen wollen, damit sie sich nicht wiederholen....


    Ferner sind wir von der Verfügbarkeit von CDs abhängig.

    Einerseits kann man schwer alte CDs empfehlen, wenn es sie nicht mehr gibt. Andrerseits lässt im allgemeinen das Interesse an neuen Interpret nach, bzw sie beeindrucken hauptsächlich ihre Generation (Schon Joachim Kaiser litt unter dieser Tatsache)


    "Diskussonen" arten meist in Streit aus (schon Newton, Mozart, Brahms, Bruckner und auch Haydn, Celibidache, und Harnoncourt. haben sich gegenseitig beleidigt, bzw dritte verletzt. Aber es gibt etliche Mitglieder im Forum, die sie lieben. Das belebt zugegebenermaßen eine Zeitlang das Forum, führt aber bald zu Verlusten

    Ausserdem schreckt es Interessenten ab.


    Fortsetzung folgt.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Gestattet mir, obwohl ich mich seit Jahren aus dem Forum zurückgezogen habe, ein paar Gedanken ...


    Der aktuelle Thead ist für mich ein treffliches Beispiel für das Rechtfertigen des aktuellen Status Quo. Dem Forumsbetreiber - Vorsicht: Vermutung - scheinen die Gründe, warum User nach und nach das Forum verlassen, sowie der Zustand des Forums recht egal zu sein. Hauptsache, das "Niveau" des eigenen Hauses wird hoch- bzw idealerweise noch höher gehalten. Für mich gab es zahlreiche Gründe, die mir die Teilnahme am Forum zunehmend vermiest hatten ... und bis heute haben.


    In den Anfangsjahren, und in der Zeit, in der ich zum Forum gestossen war, gab es eine Vielzahl an Teilnehmern aus allen "Schichten" ... Kapazitäten, Fachleute, gefühlte Fachleute, Vielschreiber, Bilderklicker und die weite Gruppe "wissender Laien", die über das diskutieren wollten, was ihnen Spaß macht: Musik. Klassische Musik. Es wurde über Musik gesprochen, über Interpretationen (eher geschmacks- denn philosophieorientiert) und die genannten Fachleuten waren immer für klasse Beiträge und Einordnungen gut. Ich konnte viel lernen und mein Focus hat sich dank Tamino verändert. Es wurde bisweilen gestritten, sich zusammengerissen und die Forumsleitung schwankte zwischen unvermögenden Unverständnis und dem Willen, den Laden zusammenzuhalten. So weit, so gut ...


    Irgendwann änderte sich das (für mich) ... die großen Themen waren irgendwann irgendwie "durch"... man wusste, ob Karajan nun ein "Guter" war oder Karl Böhm und all die anderen nicht doch nen Ticken "besser" waren ... die Diskussionen pro/contra Regietheater waren für beide Seiten aufschlussreich - schlicht weil die eigene Sichtweise zementiert wurde. Die Grabenkämpfe HIP/nicht-HIP sind ausgefochten; alle Künstler waren in ihre Schubladen gepackt. Die Claims waren abgesteckt. Und zunehmend zementiert. Das geläufige Angebot an verfügbarem "Futter" war besprochen und zum Schluss drehte es sich nicht unoft darum, ob nun in einer Aufnahme die Pauken trefflich rüberkamen. Das war dann bisweilen schnell für einige das Maß aller Dinge in Sachen Interpretationsqualität ... "tolle Pauken gleich tolle Interpreation". Das Forum wurde langweilig.


    Zunehmend empfand ich das Forum - durchaus unter Zuhilfenahme der Forumsleitung - als nach "oben" abdriftend. Da wurden zunehmend Beiträge auf ein professionell-wissenschaftliches Niveau gehoben und Beiträge, die dem nicht das Wasser reichten, wurden (und werden!) von ober herab behandelt und bisweilen als ungebildet bezeichnet. Philosophie war quasi Pflichtfach geworden, um bei Tamino mitreden, bzw. mithalten, zu können. Ich empfinde die Penetranz, mit der hier Musik für Liebhaber ausschließlich aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet (und die Tatsache, dass die größte Fangemeinde sich der Musik eher emotional und als Genuss goutiert) wird, schlicht arg. Da wird gefeilscht, gerechtfertigt, verteidigt ... immer schön von oben herab. Es hat schon seinen Grund, warum so viele Liebhaber klassischer Musik das Weite suchten. Exzentriker, denen das eigene Geschriebene das Maß aller Dinge zu sein scheint und sich an Ihren Monologen ergötzen können, scheinen das gefühlte Maß aller Dinge zu sein. Das eigene Kleinreden, verbunden mit dem obligatorischen sich-betteln-lassen-wenn-man-nur-sein-aufgeben-signalisiert fühlen sich für mich schlicht peinlich an. Mögen mir die sich erkannt Fühlenden verzeihen ... es ist schlicht meine Empfindung - seit Jahren.


    Wie viele tolle Leute kamen in den vergangenen Jahren zum Forum ... und wie viele davon wurden vom Forums-Establishment wieder weggebissen. Die Forumsleitung vermittelte da nur halbherzig; die Zugpferde hatten und haben dauerhaften Welpen bzw Bestandsschutz.

    Die Themen, die bei Tamino heute bedient werden, sind (wen wundert es) zunehmend Rand- und Nebenthemen, in denen (vorsicht, meine Empfindung!) krampfhaft nach Futter gesucht wird, um überhaupt mitreden zu können.


    Aber natürlich gibt es auch immer wieder lesenswertes. Nicht umsonst lese ich seit meinem Weggang mehr oder regelmaßig mit. Aber ein echtes breitgefächertes Diskussionsforum, in dem sich Liebhaber über ihre Leidenschaft auftauschen (können), ist Tamino nicht mehr. Die Themen sind durch. Wenn dem Betreiber reicht, ein (aus der Vergangenheit gespeistes) Kompendium teils hochkarätiger Beiträge zu verwalten, ist das ok. Liebhaber wird es vermutlich kaum mehr generieren.


    Vezeiht mir mein vielleicht unreflektiertes Reingrätschen, aber der aktuelle Thread schreit geradezu danach. Aber das solls auch schon gewesen sein. Versprochen.

  • Du bist aber auch die Ausnahme eines "Spielers", der lieber selbst spielt als hört!

    Lieber Holger,

    so ist es! Mit knapp 82 funktionieren die Finger und das Gehirn noch einigermaßen, also ran an die Instrumente solange noch machbar.

    Das Spielen bringt so einige Vorteile:

    - der Notenschrank ist voll mit Klavierliteratur, gleich ob Solo oder Kammermusik/Konzerte, darunter schöne Erstausgaben von Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Mendelssohn (alles geerbt). Das verschafft schon einmal einen guten Überblick.

    - Selbst wenn man technisch nicht an die "großen" Interpreten rankommt, interpretatorisch kann man seine eigenen Vorstellungen realisieren, was sehr befriedigend. Natürlich liest man Bücher, die sich mit historischen Interpretationen beschäftigen und hat haufenweise CD´s. Da lernt man und manchmal wird auch kritisert.

    - Ärzte sagten mir, dass aktives Musizieren ungeheuer demenzbremsend ist. Hoffentlich haben die Recht.

    Deiner Anregung, selten gespielte Musikwerke hier vorzustellen, werde ich Folge leisten. Meine Liebhaberei sind Bach und seine Zeitgenossen, sowie Bachs Schüler/Enkelschüler, also alles etwas "einseitig". Bin jedoch zu jeder Diskussion darüber bereit.

  • Es hat schon seinen Grund, warum so viele Liebhaber klassischer Musik das Weite suchten.

    Natürlich.

    Es ist aber auch die Frage wo der "Gelegenheitshörer", der Genusshörer (hört gern Klassik, ist aber nicht weiter daran interessert, schon gar nicht an Nischenrepertoire) aufhört und wo der Kenner, der Begeisterte, der fanatische Sammler anfängt. Prinzipiel brauchen wir alle - die Kenner und Vielschreiber darunter haben logischerweise Vorzug, weil sie die Lokomotive zu Zug darstellen.


    Exzentriker, denen das eigene Geschriebene das Maß aller Dinge zu sein scheint und sich an Ihren Monologen ergötzen können, scheinen das gefühlte Maß aller Dinge zu sein.

    Nicht das Maß aller Dinge, aber als Zugpferd oder Lokomotive unentbehrlich.

    Sie wissen das auch genau - und das bekommt man zu spüren - wenn man dafür sensibel ist


    die Zugpferde hatten und haben dauerhaften Welpen bzw Bestandsschutz.

    Das ist überall so. Wenn beispielsweise eine politische Partei einen lahmen Gaul vor den Karren spannt und das Rennpferd auf die Ersatzbank schickt, dann sind die Konsequenzen vorhersehbar - wenngleich nicht für alle :hahahaha:


    Die Themen, die bei Tamino heute bedient werden, sind (wen wundert es) zunehmend Rand- und Nebenthemen, in denen (vorsicht, meine Empfindung!) krampfhaft nach Futter gesucht wird, um überhaupt mitreden zu können.

    Du selbst schriebst, Karajan sei "abgegrast" (ein Fehler der um 1960 herum schon der EMI passierte - zur Freude der Deutschen Grammophon) und die Mainstream Themen abgehakt. 'Da bieten sich Nebenthemen ab, weniger bekannte Komponisten erster Güte, Neueinspielungen bekannter Werke mit jungen Interpreten, die sich natürlich an Karajan und Böhm, Bernstein etc messen werden lassen müssen. Damit das funktioniert müssen die Beitragsersteller die Aufnahmen jedoch gehört haben, bzw relativ gut kennen. Das wird manche begeistern . andere werden sich langweilen.

    Ginge ich in eine Ballettschule, müsste ich tanzen - aber dazu bin ich nicht geeignet, ebensowenig wie in einen Kegel- oder Ruderklub.


    Ich habe heut auch "Beschwerden" bekommen - genau umgekehrt zu Deinen. Es blieben Leute weg, weil zu wenig tiefschürfend geschrieben wurde. Das glaube ich allerdings nicht.


    Eine gewisse Verdrossenheit ist derzeit in allen Bereichen der Welt zu spüren, Es ist mir kaum möglich Amateurdarsteller für meinen nächsten Film zu bekommen, ein Bekannter ist in einem Modellbauklub, wo die Mitglieder wegsterben. Auch bein Heurigen, wo man vor 20 Jahren am Wochenende oft ein halbe stunde die Lokale abgrasen musste um einen Platz zu bekommen ist es meist leer.(schon vor Corona)

    Zahlreiche Buchhandlungen haben zugesperrt. Es gibt ein allgemeines Desinteresse an so ziemlich ALLEM

    Ich frage mich was die Leute heutzutage überhaupt interessiert.


    ABER es gibt in allen Bereichen winzige Gruppen die sich für ein Fachgebiet interessieren - bis hin zu alten EdisonPhonographen. Diese Leute bilden eine verschworene Gemeinschaft und halten sie ihr Interessengebiet am Leben.

    Wer sich im Klassikforum langweilt ist eben leider am falschen Platz...........


    Solte ich was offen gelassen haben - dann bitte mich drauf aufmerksam zu machen....


    Fortsetzung folgt


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich möchte ganz einfach Axel - und anderen hier - zustimmen und gar nichts weiter schreiben.


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Die Themen, die bei Tamino heute bedient werden, sind (wen wundert es) zunehmend Rand- und Nebenthemen, in denen (vorsicht, meine Empfindung!) krampfhaft nach Futter gesucht wird, um überhaupt mitreden zu können. Aber ein echtes breitgefächertes Diskussionsforum, in dem sich Liebhaber über ihre Leidenschaft auftauschen (können), ist Tamino nicht mehr. Die Themen sind durch. Wenn dem Betreiber reicht, ein (aus der Vergangenheit gespeistes) Kompendium teils hochkarätiger Beiträge zu verwalten, ist das ok. Liebhaber wird es vermutlich kaum mehr generieren.

    Wo er Recht hat, hat er Recht. Ich klicke täglich das Forum an und sehe in der rechten Spalte die aktuellen Threads. Das sind meistens sehr spezielle Themen zu unbekannten Komponisten oder Interpreten oder Werken, die nur wenige interessieren. Dann klicke ich auf ungelesene Beiträge und es ist ähnlich. Es ist vielleicht für einige wichtig, was z.B. in der Sinfonie Nr. 33 von Haydn passiert, aber das betrifft nur die Ränder. Manche Themen sind auch nur zum Anschauen, bald im TV oder Neuerscheinungen oder Frisch erstanden etc. Ganz langsam läuft der Klassikbetrieb wieder an, aber noch keine Premieren, wo früher die Meinungen oft sehr auseinander gingen. So etwas belebt das Forum, wenn man sich nicht unter der Gürtellinie bewegt (dann allerdings um so mehr). Wenn mich etwas interessiert, schreibe ich auch. Ansonsten warte ich einfach ab und bin nach wie vor froh, dass es dieses Forum gibt.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

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