Meistersinger in Leipzig Premiere am 23.10.21

  • Endlich also mal wieder eine "richtige" Premiere in der Leipziger Oper. Konzession an Covid waren Lücken im Saal, 3G und Datensammlung. Damit kann man leben.


    Einige kurze Anmerkungen:


    Stars des Abends waren der Chor der Oper mit einem Höchstmaß an Präzision und einer geradezu atemberaubenden Wucht im "Wacht auf" sowie das Gewandhausorchester, das in Bestform spielte. Wie eigentlich stets bevorzugt der GMD auch bei den Meistersingern einen üppigen, süffigen Klang.


    Die Leistung des Ensembles war durchweg gut.


    Rutherford ist sicher nicht der stimmschönste Sachs, den ich erlebt habe, aber er singt tadellos und ohne merkliche Ermüdungserscheinungen.


    Magnus Vigilius als Stolzing sei noch gesondert erwähnt, der - bei attraktiver Bühnenerschinung - etwas mit dem "Haudrauf" übertreibt, der nichts in der Welt mehr fürchtet als das Piano. Er trompetet mit einer Lautstärke durch die Partie (teils recht angestrengt), dass das nun keine rechte Freude ist.


    Die Inszenierung hatte einige nette Einfälle im Detail bei der Personenregie, war aber ansonsten eher belanglos und verhalf mir (wie so oft) zu keinerlei neuen Einsichten bzgl. des Werks; kurios wenn die Akteure in einem Amphitheater durch ein Holzmodell Nürnberg laufen und dabei aufpassen müssen, sich nirgendwo zu verhaken oder zu stolpern; ärgerlich dann dort, wo die "Festwiese" szenisch so "fröhlich" abläuft, wie ich mir eine Parteitagsfeier in Nordkorea vorstelle.

    Musikalisch sicher eine uneingeschränkte Empfehlung; szenisch einigermaßen erträglich.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Danke für die Eindrücke! Auch wenn es für mich nach einer Aufführung klingt, die nicht unbedingt Pflichtprogramm des Jahrzehnts ist, wenn ich das so äußern darf.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."