Die E-Gitarre in der Neuen Musik

  • Da das Thema andernorts angedeutet wurde und insbesondere die Frage danach, wohin das Thema im Forum gehören könnte, eröffne ich hier einen Thread dazu.

    Die E-Gitarre ist heute bei "avantgardistischen" Komponisten ein gängiges Instrument, als auf entsprechende "Geräuschmusik" spezialisierter Musiker ist insbesondere Yaron Deutsch bekannt, der im vierköpfigen Ensemble Nikel neben Schlagzeug, E-Klavier und Saxophon werkt.

    Auf der CD-Edition der Donaueschinger Musiktage 2012 ist einiges Einschlägiges zu hören, insbesondere das von der Kritik hochgeschätzte "Generation Kill" von Stefan Prins.

    Historisch gesehen ist der Einsatz der E-Gitarre in Karlheinz Stockhausens Orchesterwerk "Gruppen" aus den seriellen 50ern jedermann im Ohr ... freilich ganz ohne Geräusch und so klassisch gespielt, wie das Saxophon bei Georges Bizet.

  • Vielen Dank für das Eröffnen des Threads und die Empfehlungen. Vielen Dank auch an Alfred_Schmidt für das neue Forum im neuen Jahr! Geben wir dem Kind eine Chance :)  kurzstueckmeister Die beiden CDs sind gerade in den Bestellkorb gewandert. Man kann sie aber schon über Streamingdienste hören.


    Historisch gesehen ist der Einsatz der E-Gitarre in Karlheinz Stockhausens Orchesterwerk "Gruppen" aus den seriellen 50ern jedermann im Ohr

    Na klar :). Ich hätte wirklich gedacht, dass Jimi Hendrix da ein motivierendes Element gewesen wäre, aber Stockhausen ..... auch gut! Und natürlich ohne Wah-Wah ;)


    Ich habe mir Stefan Prins angehört und brauche da wahrscheinlich ein wenig Hilfe. Hier fehlen mir doch Hinweise auf wichtige Elemente, auf die ich mich beim Hören konzentrieren muss. Völlig anders der George Lentz. Da bin ich sofort zuhause. Hendrix lässt grüßen.


    Da würde ich gerne auf die musikalische Zerstörung der amerikanischen Flagge durch Hendrix während des Vietnamkrieges aufmerksam machen. Das kann nur eine E-Gitarre



    ist aber wahrscheinlich bekannt. Auch der Titel "Geräuschmusik" interessiert mich. Was steckt dahinter? eine Idee?


    Ein Marathonwerk der Rock-Musik für E-Gitarre ist Metal-Machine-Music von Lou Reed aus den frühen Siebzigern, eine gewaltige Wanderung auf der "wilden Seite". Eine Stunde mit vier kleinen Unterbrechungen reine Gitarrenmusik, wo er intensiv mit Feedbackschleifen arbeitet. Melodien, wie bei Hendrix sind aber nur schwer zu erkennen...



    Teil eins ist hier zu hören





    Ist das Geräuschmusik, in dem von Dir angesprochenen Sinne?

  • Ich habe das ja extra unter Anführungszeichen geschrieben - ich meinte, dass den Instrumenten vorrangig Geräusche = Klänge ohne bestimmbare vorherrschende Frequenzen/Einzeltöne entlockt werden, am bekanntesten etwa Helmut Lachenmann. Und ich kann mich kaum erinnern, von Yaron Deutsch in einem Konzert jemals einen normalen E-Gitarrenton gehört zu haben ...


    Mir persönlich gefällt ja von den genannten Scheiben die mit Musik von Romitelli mit Abstand am besten, die gibt es offenbar bei jpc nicht mehr. Seine Version eines quasi von Geräuschmusik in Deinem Sinne - nämlich Populärmusik - "verschmutztem" Spektralismus finde ich sowohl konzeptuell nachvollziehbar als auch unmittelbar wirksam beim Anhören. (Der Prins ist mir auch noch eher fern ...)

  • Eigentlich bin ich durch einige Komponisten wie Bryce Dessner und Rebecca Saunders auf die Thematik gestoßen, dass die E-Gitarre irgendwo in der ernsten Musik (ich das mal jetzt so ... blöder Begriff!) angekommen sein müsste.


    Besonders das Stück Vermilion von Rebecca Saunders hat es mir da angetan, obwohl sie die Möglichkeiten dieses Instrumentes noch in geringem Umfang ausnutzt, aber in ihrem Interview auf die Benutzung eingeht. das Stück ist für Klarinette, E-Gitarre und Cello.


    Eine Einspielung mit dem ensemble musikFabrik (den Namen lese ich immer öfter, gehört wahrscheinlich in das Forum mit Ensembles ?) mit Link



    oder für die, die sich das Stück genre live anhören mit dem mir unbekannten Disfractfold Ensemble. Die Aufzeichnung ist in London im Café OTO entstanden. Atmosphäre wie in der Jazzgalerie in Bonn. Das geht natürlich gerade nicht mehr .....



    Ich finde dieses Stück fantastisch, ohne erklären zu können wieso. Die klanglichen Reibungen zwischen der Klarinette, dem Cello und derE-Gitarre stimulieren mich richtig. ... Welchen Nerv Saunders auch trifft. Es ist bei mir der richtige ...

  • Doch, das geht mir ähnlich.

    Bei R.S. immer wieder.


    Und mit Lachenmann beschäftige ich mich derzeit, u.a. um von der seriellen Musik weg zu etwas anderem zu kommen, das ich vor allem gut haben/ hören kann und das mich spontan oder etwas später anzieht und gleichzeitig näher interessiert. R.S. will, glaube ich, einen Zusammenhang, zwischen Stimmen, Klängen und Geräuschen herstellen, mit den hierzu geeigneten Instrumenten, im kammermusikal. Bereich. Sie kann das anscheinend.


    Während der Hendrix das amerikanische Banner mit dessen unendlicher Wichtigkeit musikalisch "demontieren" (in Zeitlupe herunterreissen) wollte, unbewusst aber die immanente Lösung/ Fortgang der Bedeutungen/ des Feelings der Hörenden/ Tanzenden/ Wartenden beschworen hat, hat er - wie konkret auch immer- ein unsichtbares Zeichen gesetzt, dass es für fast alle weitergehen wird, vielleicht sogar besser als bisher (so ist eben nun mal Musik)


    So habe ich es damals empfunden, wünsche mir sowas ähnliches auch für unser Land. Nun ja.


    Um nun wieder etwas konkreter abzuschliessen:

    von den Seriellen ist mir bisher nur Messiaen ans Herz gewachsen. Vielleicht wegen bekannten Vorgaben für seine/ deren Kompositionen. Und auch "Variationen über ein Rezitativ", ein Spätwerk von A. Schönberg, und wenige andere. Postseriell Cerha, auch Henze, welche ich aufsuche.


    Ein wichtiger Punkt ist noch meine Einschätzung der E- Gitarrenmusik unter der Voraussetzung, dass E- Gitarren- Musik eben zu 98,572 %8o in der Popmusik vorkommt, als Grobschnitt präsentiert und belohnt wird, gleichwohl aber auch mitreissend sein kann (wie hier im Forum einige immer wieder freudig dokumentieren, mich ein bissle eingeschlossen !:untertauch:)


    Nicht überflüssig zu sagen: ich höre sehr gerne John Scofield.

  • Dank der Erwähnung des Namens von Rebecca Saunders durch "astewes" vor einigen Tagen hatte ich mich schlau gemacht über die Komponistin und u.a. dieses Musikbeispiel gefunden, von dem ich sagen muss, dass es mich beschäftigt, was aber noch nicht heißt, dass es mir gefällt - was sich aber durchaus noch ändern kann.



    dazu Rebecca Saunders' Notenbuch für E-Gitarre

    683516-detail-00.jpg

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Auch der US-amerikanische Komponist Morton Feldman hat 1966 ein kleines Werk für elektrische Gitarre geschrieben. Es trägt den etwas verwirrenden Titel The possibility of a New Work for Electric Guitar. Um das Werk gibt es noch eine kleine Story.


    The piece was written in 1966 for the musician and composer Christian Wolff. Feldman described it as an attempt to write a piece for electric guitar which could "overcome" the instrument, using trial and error to produce sounds which didn’t sound like an electric guitar. The piece was thought to be lost when the score was stolen along with Wolff’s guitar case a year later in 1967, but a recording of Wolff playing the piece was unearthed from the archives of the KPFA radio station in Berkeley in 2007.




  • Der französische Komponist Tristan Murail (*1947) war ein Schüler Olivier Messiaens. Er sieht aber für sich auch einen Einfluss von Giacinto Scelsi bei dem er auch studiert hatte.


    Er schrieb 1977 mit Tellur ein Stück für klassische Gitarre und 1984 mit Vampyr! ein Stück für elektrische Gitarre. Ich möchte hier das Stück in zwei Versionen zur Verfügung stellen.


    Die erste Einspielung ist eine Live-Performance des Pianisten-Gitarristen Miki Skuta



    Faszinierender, aber wahrscheinlich auch etwas einengender ist die Interpretation von Flavio Virzi aus dem Jahre 2011. Da kommen Rockwurzeln zum Vorschein, die man in der anderen nicht hört ... ;)


  • Der us-amerikanische Gitarrist und Rockmusiker Bryce Dessner steigt mittlerweile tief in die Gebiete der Klassik ein. Es gab Aufträge vom Kronos-Quartett und anderen Institutionen. Zusammen mit dem Gitarristen David Chalmin und dem Klavierduo der Geschwisetr Labeque bildet er temporär das Quartett Minimlaist Dream House, für das die folgende Komposaition für 2 Klavier und zwei Gitarren geschrieben wurde. Der Titel ist Haven



    Er findet sich auch auf der Scheibe mit Dessners Kompositionen für zwei Klaviere




    Hier noch ein kleines Interview mit Bryce Dessner in der Elbphilharmonie während einer Aufnahme zu einem Projekt mit Thom Yorke von Radiohead.



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  • Beim Murail höre ich keine Rock-Wurzeln. Und beim Dessner nicht so viel "Klassik", aber auch egal.

    Sorry, habe mich wohl etwas verwirrend ausgedrückt. Dessner steigt ein. Das hier gezeigte Stück Haven gehört da sicher nur teilweise rein.


    Bei Murail finde ich den Rock nur in der zweiten Interpretation. Wieweit die nun "Rockwurzeln" der Komposition freilegt oder dazuaddiert kann ich nicht beurteilen.

  • Kannst Du das noch etwas genauer anzeigen (welche Sekunde)?

    Es waren weniger die Tonhöhen, sondern das Rhythmusgefühl des Gitarristen. Ich meine Rockstücke zu kennen, die die rhythmisch sehr ähnlich sind (zumindest teilweise). Das ist aber schon, wie ich finde ganz am Anfang zu hören, wenn man die Interpretationen von Miki Skuta und Flavio Virzi vergleicht. Vielleicht ist es aber auch nur ein "Feeling" was der zweite Gitarrist hat und was nicht Gegenstand der Komposition an sich ist. Ich schaue mal, ob ich das mir vorschwebende Stück finde, was aber eher zufällig sein dürfte :(

  • Der Kontrabassist des Klangforum Wien Uli Fussenegger hat eine Komposition für Saxophon, Cello, Kontrabass und E-Gitarre geschrieben. Im Hintergrund wird Tonbandmaterial von Giacinto Scelsi gespielt. Das Werk trägt den Titel San Teodoro 8.


    Zu finden ist es auf der CD Scelsi Revisited vom Klangforum Wien.



    Hier spielt der oben schon erwähnte Gitarrist Yaron Deutsch. Auch im Internet findet sich das Stück. Gitarrist ist hier Martin Siewert


  • Es waren weniger die Tonhöhen, sondern das Rhythmusgefühl des Gitarristen. Ich meine Rockstücke zu kennen, die die rhythmisch sehr ähnlich sind (zumindest teilweise). Das ist aber schon, wie ich finde ganz am Anfang zu hören, wenn man die Interpretationen von Miki Skuta und Flavio Virzi vergleicht. Vielleicht ist es aber auch nur ein "Feeling" was der zweite Gitarrist hat und was nicht Gegenstand der Komposition an sich ist. Ich schaue mal, ob ich das mir vorschwebende Stück finde, was aber eher zufällig sein dürfte :(

    Beim ersten hört man den Rhythmus auf dem unteren Ton ja kaum - was auch an Saalakustik/Aufnahmetechnik liegen kann.

  • Der Stefan Prins hat an mir gegraben. Ich habe so wenig von dieser Musik verstanden, dass ich es nicht auf mir beruhen lassen konnte. Zuerst möchte ich ein Interview posten, was ich auch an anderer Stelle in einem anderen Kontext gepostet habe. Aber die Bedeutung neuer Materialien für die Musikproduktion spielt im Werk von Prins ewohl eine große Rolle. Auch die E-Gitarre wird (so ab 33') diskutiert.




    Dann möchte ich einfach kommentarlos zwei Werke von ihm zur Verfügung stellen. Irgendetwas Kommunizierbares kann ich momentan noch nicht formulieren...:(



    Zuerst Generation Kill gespielt vom Nadar Ensemble (bestritt auch die Uraufführung in Donaueschingen 2012)



    Hier einmal live. Das ist wirklich schon ganz anders als das reine Hören....


    und dann noch



    NOT I, für elektrische Gitarre und Elektronik mit Yaron Deutsch an der Gitarre






  • Auch Beat Furrer hat für elektrsiche Gitarre komponiert. Sein Stück Linea dell'orizzonte aus dem Jahre 2012 ist für kleines Ensemble (für Klarinette, Trompete, Posaune, Violine, Violoncello, Klavier, 2 Schlagzeuger und E-Gitarre). Wir sehen hier Yaron Deutsch an der elektrischen Gitarre


    Zitat von Beat Furrer über sein Werk:

    "Das Phänomen des Verdoppelns, aber auch des Verzerrens in einem Schattenbild hat mich interessiert, und resultierend aus einem Ineinanderschneiden von Stimmen das Entstehen von Prozesshaftem."


    Born in Switzerland and residing in Austria, Beat Furrer (b. 1954) writes music that painstakingly explores the less obvious ways in which purely abstract forms are recognized, varied, and changed. Utilizing any symbolism or extra-musical meaning only at a bare minimum, his music displays gestures and effects that focus on these more abstract forms.

    Furrer describes his linea dell’orizzonte (line of the horizon, 2012) as inspired by his interest in how silhouettes tend to both double and distort something. In a similar way, something resembling a process emerges when musical lines build up and cross each other, casting a moving shadow of sorts. This might leave the listener with the mystery of how the music represents the static line of the horizon mentioned in the title, let alone any distorted silhouettes of that horizon, although these Italian words are open to at least a little bit of interpretation.

    After an introduction of many quiet glissando effects and staccato notes, the piano tends to ground the sonority of the piece with widely spaced chords played in a recognizable syncopated rhythm (perhaps at this point in the piece representing a horizon of sorts). A pair of contrasting sections – one emphasizing downward chromatic and glissando motion and another emphasizing high notes held by the clarinet and piccolo trumpet – interrupt and conflict with the opening idea, as well as interact with each other later on. A coda centers around an extremely high pizzicato note on the violin that repeats very slowly until the end.


    Eine Einspielung des Klangforum Wien aus dem Jahre 2017


  • Der bekannte deutsche Komponist und Klarinettist Jörg Widmann hat eine kompositon für die Kombination von Posaune und E-Gitarre geschrieben.


    Es ist der zweite Teil der dreiteiligen Kompositon Monologe für zwei aus dem Jahre 2002. Schaut man sich die Vorführung an, glaubt man den Titel zu verstehen ...


    Es spielen Trevor Babb, Elektrische Gitarre und Kevin Dombrowski Posaune. Wir hören die US-Premiere aus der Sprague Memorial Hall in New Haven, Connecticut.



    Jörg Widmann spricht über sein Werk


  • Der sehr bekannte argentinische Komponist Mauricio Kagel, der 1974 in Köln eine Professur erhielt und im wesentlich dort dann blieb, hat 1960 eine Komposition für Harfe, Gitarren (akustisch und elektrisch) Kontrabass und diverse Perksussionsinstrumente geschrieben. Der Titel ist Sonant und wie hier der Klang funktioniert ist noch ein kleines Geheimnis für mich. :) Uraufführung war 1964.


    Hier eine Liveaufführung aus dem Jahr 2020



    um ca. 8'26'' wechselt die Gitarristin das Instrument und spielt ab da E-Gitarre.


    eine musikalisch befriedigender Einspielung (wie ich finde) gibt es hier. Es fehlt allerdings das Live-Erlebnis


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  • Der US-amerikanische Komponist und Theoretiker James Tenney (*1934-†2006) schrieb in der Teit von 1981-2000 ein Septett für Sechs Elekrogitarren und einen Bass. Das Stück wirkt ausgesprochen meditativ. Es ist ein Spiel mit Harmonien und Obertönen ....


  • Der bekannte US-amerikanische Komponist Steve Reich (*1936) schrieb 1987 das Werk Counterpoint for Electric Guitar, bass guitar & tape, was wie eine Vorarbeit zu seinem berühmten Streichquartett Different Trains aus dem Jahre 1988 wirkt. Als Gitarrist war Pat Metheny gedacht, eine bedeutende Größe an der Jazz Gitarre.


    Beide Werke zusammen finden sich auf der Einspielung mit dem Kronos Quartett und Pat Metheny



    eine Scheibe, die entgegen der Aussage von JPC schon 1989 erschienen ist ... :/


    Das Tape enthält hier 10 Gitarrenspuren, die auch vom Gitarristen eingespielt werden müssen. dasselbe für den Bass. Im Web findet sich eine Liveaufnahme aus der Wigmore Hall in London aus dem Jahre 2020 mit dem Gitarristen Sean Shibe.



    Diejenigen, die den "elektrischen" Kontrapunkt nicht zu schätzen wissen, können sich eine Einspielung mit 22 klassischen Gitarren anhören


    mit dem MDW Guitar Ensemble



    Das Notenbild ist schon ein wenig eigenartig :). Die Einspielung von Metheny mit Noten ist hier zu hören


  • Nicht nur eine Cemabla spielt hier mit (wenn auch in tragender Funktion) sondern auch eine E-Gitarre. Krzysztof Pendereckis Partita für Cembalo, E-Gitarre u.a. aus dem Jahre 1972 möchte ich auch in diesem Thread präsentieren.




    In anderen Zusammenhang findet man das Stück in Das Cembalo in der Neuen Musik

  • Der US-amerikanische Komponist Morton Feldman schrieb 1961 seine Komposition The Straits of Magellan für Flöte, Horn, Trompete, Harfe, E-Gitarre, E-Bass und Klavier.Es fällt in die Zeit, wo Feldmann sich für grafische Notationen interessierte. Wir habe es hier also mit einer "Composition by Numbers" zu tun. Diese Werke übermitteln einen stark "zerfallenden" Charakter. Diese Stück passt sich da ein.


    Wir hören es hier im Londoner OTO Café im Rahmen der Veranstaltung "Kammer Klang's" 2017-2018 mit dem 4|12 Collective




    ein Notenblatt :-)


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  • Lieber Axel,


    Musik soll mich ansprechen, berühren, ja mitreissen können.

    Ich erkenne ja die "Mühen" an die diese Komponist (gem. der letzten Hörbeispiele von Dir) und die ausführende Musiker hier hineinstecken, aber irgendwie ohne den nötigen Erfolg etwas ansprechendes auf die Beine zu stellen ... tut mit Leid, aber diese Musiken stehen bei mir in der Rubrik "sch... Musik" ...


    Das Gleiche gilt auch für den Stockhausen - Thread.

    Ich habe mir mit Interesse angesehen wie Stockhausen hier mit Klangexperimenten neues und ungehörtes auf die Beine stellt ... doch das Ergebnis bleibt für mich langweilig ohne ansprechend zu wirken, ja letztendlich erfolglos ...



    ;) Wir haben doch in der Klassik bis in die aktuelle Moderne unendlich viel Auswahl an fabelhaften Werken, als dass man sich mit solchen Stücken die wertvolle Hörzeit vermasseln sollte.

    Wie Du weisst bin ich auch ein grosser Anhänger der Moderne ... aber dann bitte auch greifbar, geniessbar und vor allem mitreissend.



    8) Oh man, jetzt gibts wieder Ärger :untertauch:... sei es drum !!!

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Musik soll mich ansprechen, berühren, ja mitreissen können.

    Lieber Wolfgang (alias teleton ) Da hast Du uneingeschränkt recht.



    Ich erkenne ja die "Mühen" an die diese Komponist (gem. der letzten Hörbeispiele von Dir) und die ausführende Musiker hier hineinstecken, aber irgendwie ohne den nötigen Erfolg etwas ansprechendes auf die Beine zu stellen ... tut mit Leid, aber diese Musiken stehen bei mir in der Rubrik "sch... Musik" ...


    Ich persönlich bin schon begeistert, dass Du Bereitschaft gezeigt hast, Dich mit einer Musik auseinanderzusetzen, die eher nicht zu Deinem Beuteschema passt. :) Damit unterscheidest Du Dich IMO schon von der Mehrheit, selbst in diesem Forum. Apodiktischen Urteilen allerdings stehe ich grundsätzlich etwas skeptisch gegenüber. Was dem einen gefällt, sagt dem anderen nichts et vice versa. Manches ändert sich auch mit der Zeit und der persönlichen Entwicklung.


    Morton Feldman kam eher zufällig in meine (damals noch) Plattensammlung. Ich suchte Werke von Artur Schnabel ... :). Seine Musik empfand ich als lang, langatmig und langweilig. Das langatmig ist geblieben, jetzt aber mit positiver Einstellung. Er gehört mittlerweile zu den von mir wahrscheinlich am meisten gehörten Komponisten ...


    Wir haben doch in der Klassik bis in die aktuelle Moderne unendlich viel Auswahl an fabelhaften Werken, als dass man sich mit solchen Stücken die wertvolle Hörzeit vermasseln sollte.

    Das sehe ich ganz genauso, aber unserer Auswahlen würden sich unterscheiden. Ich persönlich finde das nicht besonders schlimm. Das macht doch den Reiz aus. Ich finde hier im Forum Kollegen , die ganz klar der Klassik mit ein paar gewagten Abstechern zugeneigt sind. So höre ich plötzlich Ries, Myslivecek Burgmüller u. a. und bin manchmal überrascht und manchmal auch nicht ... Alles kein Thema.


    Für mich ist Musik eine große Welt! Da gibt es alte Gebäude und neue. Die stehen da einfach nebeneinander und tun sich nicht weh .... Wie schrieb Busoni seinerzeit "Frei geboren ist die Tonkunst und frei zu werden ihre Bestimmung ..." im Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst. Dieser Satz prägt meinen eigenen Zugang zu den Werken ...


    Bei Interesse ist der Text hier zu finden: https://busoni-nachlass.org/de…ten/E010004/D0200001.html


    Alle diese Werke, die Dir die wertvolle Hörzeit vermasseln, eröffnen mir Blicke in eine andere Welt. Manchmal ganz große Blicke, manchmal auch nur einen Spalt... und manchmal muss man auch erst die Augen öffnen.


    Nehmen wir mal Bartoks erste zwei Klavierkonzerte. Die haben mir mit 12 wirklich die Augen geöffnet! Wie häufig höre ich das in vielen späteren Klavierkonzerten in gewissen Abwandlungen? Manchmal geistvoll und manchmal nicht. Aber dieser Horizont wurde durch Bartok gesteckt - das fasziniert mich.


    Nun ein anderes Beispiel: John Cages Sonatas und Interludes. Wenn man da einmal richtig zuhört, sieht man eine neue Welt ... Bei Gott, da ist meine Zeit alles andere als vertan!


    Oh man, jetzt gibts wieder Ärger :untertauch: ... sei es drum !!!

    Lieber teleton Es gibt überhaupt keinen Ärger. Mir fehlt das Missionarische im Blut.


    Alle Bekehrungsversuche habe ich mit dem Erwachsenwerden abgelegt. Alles hier sind Angebote :). Man kann naschen, aber wenn man sich den Magen verdirbt, ist man selbst schuld ;)


    Ein wenig zur E-Gitarre. Schon früh faszinierte mich die Möglichkeit der Verzerrung. Die Rockmusik hat das ja auch enorm ausgekostet und - man möchte sagen - kultiviert. Es ist doch spannend zu hören, wie eine Musik, die in ganz anderem Sinne der Vergangenheit verpflichtet ist, sich an die Möglichkeiten eines solchen Instrumentes herantastet ...

  • Obwohl vom Kollegen kurzstueckmeister schon recht früh im Thread empfohlen, bin ich erst jetzt zum Hören gekommen und bin fasziniert. Ein klassischer Komponist, der der E-Gitarre ein neues Klangspektrum verpasst. Das beeindruckt mich. Den meisten Versuche hört man eben das an, dass es noch Versuche sind. Hier haben wir IMO ein Meisterwerk! (Vielleicht bin ich auch nur rockverseucht)


    Fausto Romitelli mit seine Komposition Trash TV Trance für E-Gitarre aus dem Jahre 2002 (Der Komponist ist leider ein Jar später schon gestorben) Das Werk ist dem holländischen Gitarristen Tom Pauwels gewidmet.



    So gut konnte nicht einmal Nina Hagen eine Trash TV Trance ausdrücken :P. Aber zu ihrer Zeit war das Trash TV noch auf einem Niveau, was heute im Bildungsfernsehen läuft :untertauch:

  • Die Komposition Bobby J von Laurence Crane stammt aus dem Jahr 1999. Der Gitarrist Sean MacFarland spricht hier über die eletrische Verstärkung seiner Gitarre und ab 8'14'' spielt er das Werk


  • Also bei der E-Gitarre in der neueren Musik (was ist neuere Musik?) ist mir spontan Bernsteins Messe von 1971 eingefallen:


    Hier gibt's sowohl E-Gitarre wie auch E-Bass zu hören...


    Vermutlich einer der frühsten Einsätze dieser Instrumente in neuerer Musik.


    madize

  • Wirklich cool mit der Jazz-Combo und dem sechs-saitigen Bass ... Ich sollte wohl mal mehr Bernstein hören ...


    Ich hätte jetzt auch gedacht, dass die E-Gitarre nach Hendrix' Tod Eingang in die "neuere" Musik gefunden hätte, bin aber durch einen Beitrag hier im Thread belehrt worden.


    Historisch gesehen ist der Einsatz der E-Gitarre in Karlheinz Stockhausens Orchesterwerk "Gruppen" aus den seriellen 50ern jedermann im Ohr ... freilich ganz ohne Geräusch und so klassisch gespielt, wie das Saxophon bei Georges Bizet.

    Jaja, die Gruppen, die jedermann im Ohr hat :)

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