Mozart, Wolfgang Amadeus: Die Klaviersonaten

  • Salut,


    Mozart-Kenner: ja, nicht aber Interpretenkenner. Diesbezüglich bist Du bei mir an der falschen Adresse, wenn Du kritische Rezensionen benötigst. Ich maße mir nicht an, zu bewerten. Künstlern steht der entsprechende Respekt zu, den sie verdienen. Der eine findet's gut, der andere schlecht - SUBJETIV. Nur die reine Musik selbst kann objektiv sein, wenn man sich selbst eines gewissen Grades an Objektivität nähert - deswegen beschäftige ich mich ausschliesslich damit - und dies speziell bei Mozart. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Vielleicht nocht etwas mit seinen Lebensumständen und dem Menschen, der dahinter steckt...


    Sorry, but I can't help...


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    ich habe immer gelesen und gehört , dass Mozarts Klaviersonaten mit Walter Giesekings Interpretationen anfangen und aufhören würden bzgl. ihres einmaligen Interpretationswertes .


    Salut,


    ich will das nochmal aufgreifen: Gieseking ist unstreitbar einer der "Großen", pianistisch wie musikalisch. Es liegt mir fern, das zu bewerten, da ich es selbst nicht besser kann. Was jedoch meinen Geschmack betrifft, so empfinde ich Giseking für heutige Verhältnisse teilweise ein wenig zu bedächtig, andere hingegen zu temperamentvoll. In guter Erinneung habe ich das Rondo. Allegretto gracioso aus der C-Dur-Sonate KV 309 - Gieseking nimmt eine Vietel mit 108 M.M. - es ist nach Mälzel genau der Scheidepunkt zwischen gemässigt und geschwind.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salut Ulli,


    was deine Einschätzung des Giesking'schen Temperaments bei den Mozart-Sonaten anbelangt, möchte ich darauf hinweisen, dass dies durchaus auch eine Funktion des Alters sein kann.
    Was dir heute noch einen Tick bedächtig erscheint, könnte für dich in 15 Jahren goldrichtig und in 30 Jahren sogar etwas übermütig sein.
    Wichtiger ist, ob sich die pianistische Artikulation mit dem gewählten Tempo deckt, die Einschätzung dieser Relation ändert sich wahrscheinlich nicht mehr, auch wenn sich die Einschätzung des absoluten Tempos ändert.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Danke, Theophilus,


    ich muss den Satz nochmals schreiben:


    Was jedoch meinen Geschmack betrifft, so empfinde ich Giseking für heutige Verhältnisse teilweise ein wenig zu bedächtig, andere hingegen zu temperamentvoll.


    Hinter "andere" unterließ ich den Zusatz "Interpreten". Du hast in jedem Fall Recht. Ich selbst beziehe Tempi immer auf das gesamte Werk, bis auf diese eine zitierte Ausnahme. Warum, weiß ich auch nicht. Mag es sein, dass mit zunehmendem Alter die Zeit schneller "vergeht" und deshalb "bedächtigere" Tempi beim "alternden" Hörer [und Spieler!] angebracht sind?


    Die Arikulation ist jedoch m. E. fest mit dem Tempo verbunden, es gibt wenig Spielraum, rein technisch gesehen. So wird ein Presto immer mehr "non legato" sein, als ein Adagio.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Sagitt meint:


    Einerseits stimmt es sicher, dass Legato leichter bei einem Adagio möglich ist, aber die Kunst besteht doch darin, quasi als jeu perlé dies auch bei flottem Tempo zu realisieren. Frau Haskil konnte genau dies so unübertrefflich....wie an einer Perlenkette.


    Ich gehöre zu den deutlich Älteren. Langsame Tempi sind mir kein Graus, aber auch kein Muss. Wer etwas in langsamen Tempo realisieren will, muss unendlich viel mehr können, als dies schnell zu exekutieren.Grete Wehmeyer, diese schwer ertragbare Musikwissenschaftlerin, hat uns vorgeführt, wie grausam langsame Spiel sein kann, wenn man nicht spielen kann. Sozusagen die Florence Foster Jenkins des Klaviers. Aber Klemperer oder auch Gould haben uns gezeigt, wie große Künstler ein wirklich langsames Tempo gestalten,ohne dass die Struktur zerfällt.

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  • Von der anerkannten Pianistin Carmen Piazzini war bisher im Forum kaum die Rede. Die Suchfunktion ergab aktuell zwei Treffer, in denen ihr Name beiläufig auftaucht. Verwunderlich, umfasst doch ihre Discographie u.a. den kompletten Mozart, etwas Schubert und immerhin alle (!) Haydn-Klaviersonaten.


    Ihre Mozart-Aufnahmen aus den späten 80ern sind derzeit nahezu vollständig und in guter Klangqualität als 4er-Set unter dem Billig-Label Quadromania im Handel.



    Wohl war mein erster Höreindruck zwiespältig: diszipliniertes Spiel, fast ein wenig spröde und langatmig. Ich wünschte mir zumindest mehr Spontanität. Doch bald entwickelte sich eine "Liebe auf den zweiten Blick". Inzwischen weiß ich Piazzinis sensible, harmonisch abgestimmte Interpretation als reife Leistung zu schätzen!


    Der Preis ab 5 Euro erfüllt den Tatbestand der Beleidigung (gegenüber der Pianistin)!


    Gruß g


    PS: nun bin ich gespannt, ob sich demnächst was im "Heute-Gekauft-Thread tut. 8)

  • Sagitt meint:


    Welche Aufnahme der Pires ? Es gibt gerade für nen Appel und ein Ei die gesamten Aufnahmen 1974 bei brilliants classics. Man nehme mal irgendeine, zB die Dürnitz-Sonate KV 284. Pires spielt so unglaublich gut, was für ein Anschlag, welche Gleichmäßigkeit der Triller. Da ist Konkurrenz für die Haskil-und das das heisst höchste Auszeichnung!

  • genau die habe ich mir geholt. sie spielt unglaublich gut - die aufnahmequalität ist allerdings, finde ich nicht so sonderlich gut: man merkt vom klavierklang etwas wenig.

  • Sagitt meint:


    Ja,leider sind sie nicht bearbeitet,aber bei dem Preis war das wohl nicht drin. Die Aufnahmen sind von 1974, aber was Pires´Klavierspiel ausmacht, ist sehr gut wahrnehmbar.Unglaublicher Anschlag, Transparenz, kein bisschen süsslich. Um beiu KV 284 zu bleiben, wer spielt das besser ? Von denen ich kenne, keiner.

  • Hallo


    seit heute im Handel erhältlich Gulda spielt Mozart :


    Laut Label-Ankündigung : "Denn die im Winter 1980/81 entstandenen Mozart Tapes werfen, wie zu erwarten, ein ungewöhnliches Licht auf die Sonaten K.279-283, 311, 330, 332, 333, 545 und die Fantasie K.475. Gulda widmete sich den Werken mit einer Strenge und Klarheit, die dem romantisierenden und historisierenden Darstellungsgewohnheiten der Zunft widerspricht."



    Ich hoffe es werden bald die ersten Eindrücke von Euch mitgeteilt.

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  • Hallo allerseits,


    ich hatte mir zuletzt die neue Pletnev-Aufnahme (KV 330, 331, 332, 457) zugelegt. Bislang habe ich überhaupt keine rechte Meinung dazu (tendiere aber eher zu „gefällt mir“). Vielleicht weil mir die Vergleichsmöglichkeiten bei eben diesen Sonaten fehlen. Vor allem KV 332 würde ich gerne in anderer Interpretation hören – die ist wunderschön, insbesondere der 1. Satz ist traumhaft.


    Und nun? Eine Gesamteinspielung wäre nicht schlecht. Gieseking, Badura-Skoda, Schiff oder Endres? Bei allen überzeugen mich die bisher abgegebenen Kommentare nicht. Oder doch lieber Einzelaufnahmen? Welche denn? Gulda, Arrau?


    Wäre schön, wenn noch ein paar Meinungen kämen, es sind doch so viele Mozart- und Klavier-Experten hier.


    Gruß, Cosima

  • Die Pires-GA ist schon sehr gut - aber klanglich nicht so brilliant wie neuere aufnahmen häufig sind. die interpretation jedoch ist wirklich spitze. (auch wenn mein onkel mir die a-moll sonate von dinu lipatti als besser empfohlen hat)


    Ich hab noch ein paar tolle brendel-lps gehört... wahrscheinlich gibt es die auch auf cd.


    Gulda ist nat. auch sehr gut (kam heute morgen mit einem Konzert Februar 1981: KV 332 O-Ton: "Jetzt noch einen Hinweis an den Tonmeister: diese Fassung der F-Dur Sonate können sie ungehört nehmen!", Fantasie und Sonate c-moll).

  • hallo Cosima,


    wärmstens empfehlen kann ich die gesamtaufnahme der sonaten incl. der fantasien mit dem österreichischen meisterpianisten und musikwissenschaftler paul badura-skoda. er nahm die sonaten seinerzeit von 1978-1980 für ariola/eurodisc auf. offensichtlich sind diese aufnahmen jetzt von naive wiederveröffentlicht worden. die aufnahmen sind sehr gute stereo ADD. er spielt auf einem modernen flügel, vom klang her könnte es sich um einen steinway handeln.


    gerade höre ich z.b. die sonate d-dur KV 311. der erste satz kommt frech und frisch. das andante ist vom tempo herrlich austariert mit warmem sonoren ton und großem spannungsbogen. badura-skoda spielt mit wenig pedal und packt in den ecksätzen richtig zu. er befolgt sehr genau die akzente und anweisungen des urtextes. man merkt deutlich, dieser mann beschäftigte sich jahrzehnte mit diesem werk, auch wissenschaftlich.



    ich hoffe, dass die wiederveröffentlichung von naive die ariola/eurodisc sind, da Alfred anfangs ansprach, dass einige label badura-skoda-aufnahmen veröffentlichten, aus denen die aufnahmedaten nicht ersichtlich waren. bei meiner box von ariola/eurodisc (vor etwa 10 jahren gekauft im carsch-haus düsseldorf) jedenfalls sind die genauen aufnahmedaten mit tontechniker und ort notiert !


    da ich schon dabei bin. jetzt läuft die sonate c-dur KV 330. es ist die sonate, welche der alte horowitz in moskau spielte ! auch yundi li hörte ich neulich damit. hier hört man: badura-skoda interpretiert unverkrampft und frei. bei horowitz fällt ein gewisser manierismus auf, bei yundi li ist es der totale krampf. man ermisst, wie schwer diese sonaten sind.


    gruß, siamak

    Siamak

  • Zitat

    Original von AcomA
    wärmstens empfehlen kann ich die gesamtaufnahme der sonaten incl. der fantasien mit dem österreichischen meisterpianisten und musikwissenschaftler paul badura-skoda.


    Hallo Siamak,


    auf solch einen Anstoß habe ich gewartet, da ich insgeheim auch schon mit Badura-Skoda liebäugelte. Diese Gesamtaufnahme wurde im Thread zwar schon erwähnt, aber mir fehlte die rechte Begeisterung dahinter.
    Merci jedenfalls – ich werde es damit versuchen.


    Gruß, Cosima :)

  • Hallo, Cosima!


    Zitat

    Und nun? Eine Gesamteinspielung wäre nicht schlecht. Gieseking, Badura-Skoda, Schiff oder Endres? Bei allen überzeugen mich die bisher abgegebenen Kommentare nicht.


    Die Gesamtaufnahme von Schiff, die ich besitze, gefällt mir sehr gut. Schiff spielt klar, schön, "klassisch", es klingt einerseits intim (Bösendorfer-Flügel), andererseits entschlackt - Mozart pur. Eine Aufnahme "für alle Tage", wie ich häufiger zu sagen pflege. Ich will damit sagen, daß hier nicht viel heruminterpretiert oder dick aufgetragen wird. Schiff läßt das Werk bzw. Mozart für sich sprechen. Die Interpretation ist unspektakulär, für einen aufmerksamen Zuhörer und Freund der Musik Mozarts.


    Viele Grüße,
    Pius.

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  • hallo Cosima,


    ich hatte noch eine korrektur des textes vorgenommen, da ich mir nicht sicher bin, ob die naive-box meinen aufnahmen entspricht. nicht, dass es sich dabei um interpretationen auf einem hammerklavier (pianoforte) handelt. vielleicht kann jemand etwas zur naive-veröffentlichung sagen ! ich möchte nicht, dass du (Cosima) bestellst und dann enttäuscht bist !


    gruß, siamak

    Siamak

  • Hallo Siamak,


    ja, es wäre gut, wenn dieser Punkt noch geklärt werden könnte. Kennst Du zufällig auch die Aufnahme von Schiff, die Pius oben ansprach? Obwohl ich mich jetzt eigentlich festgelegt habe auf Badura-Skoda, der Name ist mir einfach schon zu oft im positiven Sinne begegnet.


    LG, Cosima

  • hallo Cosima,


    ich kenne einige der schiffschen sonaten aus dem rundfunk. sie sind sehr gut, haben jedoch einen etwas einlullenden effekt (IMO), da sie dynamisch zurückhaltend gespielt wurden. für meinen geschmack etwas zu weich intoniert (bösendorfer ?).


    also jetzt drehe ich endgültig durch. befinde mich bei der badura-skoda-scheibe am ende undzwar dem alla turca der a-dur-sonate KV 331 ! so unwiderstehlich orientalisch kenne ich es von keinem anderen pianisten ! es könnte glatt ein perser sein, der hier zum tanze aufspielt ! ungeheuerlich. zacharias, horowitz, pogorelich, kempff, alle chancenlos gegen diesen östlichen groove.


    gruß, siamak

    Siamak

  • Es ist eine Zeit her, dass ich sie gehört habe, daher cum grano salis. Badura-Skoda (ich kenne auch nur Eurodisc, bin nicht sicher, dass naive eine Neuauflage davon ist; es gibt wohl noch eine auf alten Instrumenten?!) ist sciher empfehlenswert, IMO lebendiger als Schiff, von dem ich zwei oder drei Sonaten und ein paar Konzerte kenne und den ich etwas lasch finde (die Konzerte behalte ich u.a. wg. der überragenden Begleitung von Vegh).
    Ebenfalls ziemlich gut (auch hier gibt es mindestens eine CD mit 4 bekannten Sonaten sehr preiswert) Zacharias.
    (Endres habe ich peinlicherweise auch noch, kann ich aus dem Stand nicht viel dazu sagen, schlecht fand ich sie auch nicht; ich müßte eigentlich etwa die Hälfte meiner Mozart-Sonate verkaufen/verschenken...
    Ich würde versuchen, auch mal eine CD auf einem alten Instrument zu hören, mache mögens gar nicht, für andere ist es ein Augenöffener (z.B. v. Immerseel (Sony) oder eine finnische Frau (Hakkila?) auf Finlandia.


    Zum Gulda warte ich ncoh die ersten Rezensionen ab; ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er schlecht ist, wenn die Aufnahmen aus der Zeit stammen, aus der die einsame DG-Veröffentlichung stammt (aber warum blieben sie dann so lange verborgen).
    Noch eine etwas ketzerischen Randbemerkung: Die Klaviersonaten in toto dürften nicht das ideale Versuchsfeld für die Hörer sein, die Mozart eher als nett-oberflächliches Gedudel wahrnehmen und nach dem "Einstieg" suchen. Trotz einiger hervorragender Werke halten sie m.E. den Vergleich nicht nur mit den Klavierkonzerten, sondern auch etwa mit den Klavier/Violinsonaten kaum aus. Das liegt weniger an Mozart als an der Gattung, die seinerzeit Hausmusik war und noch nicht wie bei Beethoven schon teilweise brillante, extrovertierte Konzertmusik (ja ich weiß, das gilt ebenso für die Violinsonaten).


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • hallo Cosima,


    schade ! die eurodisc-produktion ist definitiv auf modernem flügel erfolgt. bei classic today.com bin ich fündug geworden. und tatsächlich, die naive-produktion erfolgte auf dem hammerflügel. ich kam schon etwas ins grübeln, da das alla turca, aber auch der kopfsatz der a-dur sonate so singend und frei kam, dass ich zu zweifeln begann, dass man so auf einem modernen flügel spielen kann. es ist aber definitiv so. wahrscheinlich halfen ihm die erkenntnisse seines hammerklavierspiels. hier das zitat: 'The pianist's scholarly bent and deep interest in authentic instruments dominates Disc 3, devoted to Mozart, Haydn, and Scarlatti. A live Mozart K. 333 sonata from 1975 proves more fluent and relaxed than Badura-Skoda's subsequent modern (Eurodisc) and period (Naïve) studio traversals.'


    vielleicht gelingt es dir, die eurodisc/ariola box über amazon oder ebay zu bekommen.


    gruß, siamak

    Siamak

  • Hallo Siamak,


    wirklich schade!


    Dann warte ich halt ab, ob sich im Mozart-Jahr noch etwas tut. Oder weiche doch auf Einzelaufnahmen aus.


    Aber danke für die Hinweise!


    Schöne Grüße,
    Cosima


    P.S.: Gerade habe ich aufgrund des Hinweises von Theophilus bei j*p*c geschaut: Da gibt es in der Tat noch die Astree-Aufnahmen, aber leider nicht als Gesamtaufnahme. Ein Elend ist das! :motz: KV 332 hätte ich schon sehr gerne.... (Aber wie ich gerade herausfand: Die 12. Sonate ist gar nicht dabei... ich gebe es auf!)

  • Die Badura-Skoda aufnahme war die erste GA die ich mir überhaupt zugelegt habe. Ist schon lange her, der Kauf muss um das Jahr 1991 stattgefunden haben, denn die Box ist mit einem kleinen Emblem "Mozart Year '91" garniert. Ich habe sie nicht oft gehört, denn ich empfand sie recht schnell als Fehlkauf. Mir war die Aufnahme zu "tiftelig" und zu schwankend in den Tempi, bzw. leicht "holperig". Ich muss sie mir glatt mal wieder vornehmen - vielleicht sehe ich das heute ganz anders.
    Die DG-Pires-Aufnahme kostet ungefähr das Zehnfache der bei Brilliant wiederveröffentlichten Erato-Version - dieser Preisunterschied ist natürlich nicht gerechtfertigt, aber dennoch ist die neue Aufnahme (auch klanglich) um längen besser. Sie ist, neben Christian Zacharias meine Lieblings-GA
    Schön sind auch die Boxen von Barenboim (den ich sonst nicht sonderlich mag) und Michael Endres (der m.E. noch unterschätzt wird).
    Alicia de Larrocha, die iich eigentlich glühend verehre, hat mich mit ihren Mozart-Sonaten ein wenig enttäuscht. Üppiger, sehr prachtvoller Klang, aber einfach zu gemächlich und zu wenig voranschreitend. Aber auch hier werrde ich nochmals reinhöre, um Alicia eine Chance zu geben.
    Mein Geheimtipp ist - und hier werden mir die Wiener im Forum als echte Conaisseure hoffentlich zustimmen - der Österreicher Walter Klien. Es müsste die Aufnahmen noch am Markt geben.
    Über Glenn Gould decken wir mal lieber das Mäntelchen des Schweigens - seine Tempi sind elektrisierend, können süchtig machen. Leider besteht die Gefahr, dass einem nach Gould alles andere viel zu langsam vorkommt. Sein Mozart verdirbt für den Rest - das ist nicht ganz ungefährlich...


    LG :hello:
    Daniel

  • Hallo,


    nach all dem Hickhack um die Badura-Skoda-Aufnahme habe ich mir heute die Arrau-Einspielung der späten Klaviersonaten zugelegt. Sie läuft gerade…



    … und ich denke, dass sie sehr gut ist, mir gefällt sie! Jetzt fehlen mir eh nur noch ein paar Sonaten, bei denen werde ich auf Einzelaufnahmen von Badura-Skoda zurückgreifen.


    Dies nur als kleine Rückmeldung.


    Gruß, Cosima

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  • Ich habe eine Gesamtaufnahme mit Badura-Skoda auf dem Hammerklavier, die scheint es aber nicht mehr zu geben (ich glaube, es steht eurodisc drauf ...). Ich hätte mir zwar raschere Tempi gewünscht, aber da ich unbedingt für das alte Instrument bin, war ich stets zufrieden.


    Was ich gerne hören würde, wäre Immerdael mit Mozart, da gibt es allerdings keine Gesamtaufnahme. Meine Begeisterung für diesen Pianisten resultiert aus einer Aufnahme mit Clementi-Sonaten, die das widerlegt, was klischeehaft gerne verbreitet wird:


    Zitat

    Wenngleich das "Virtuosentum" zu Mozarts Zeit, und noch später (im Gegensatz zu heute) hohes Ansehen genoss, nannte Mozart Clementi einen "blossen Mechanicus, ohne einen Kreutzer guten Geschmacks". Wenn wir den "guten GeschmacK" durch "künstlerisches Empfinden " ersetzen, dann sind wir schon verdammt nah an heutugen Beurteilungsrichtlinien...


    Diese mozartsche Aussage sagt wohl mehr über Mozarts verletzte Eitelkeit als über das Klavierwerk Clementis aus, dem es an künstlerischem Empfinden mitnichten gebricht (und Immerdael gebrichts daran auch nicht). Man sollte sich allerdings eher an die Sonaten als an die Sonatinen Clementis halten.

  • Salut,


    was hier als "klischeehaft" bezeichnet wird, basiert auf einem Irrutm. Zunächst sollte man die ganze Passage von Mozarts Aussage zitieren:


    Nun vom Clementi. - dieser ist ein braver Cembalist. - dann ist auch alles gesagt. - er hat sehr viele fertigkeit in der rechten hand. - seine haupt Pasagen sind die Terzen. - übrigens hat er um keinen kreutzer geschmack noch empfindung. - ein blosser Mechanicus.


    Die Aussage Mozarts vom 16. Januar 1782 bezieht sich eideutig auf Clemetis Spiel, nicht auf seine Werke. Der angebliche Mangel an spieltechnischer Empfindung mag heute nicht mehr nachweisbar sein - anders, als bei den Empfindungen, die Clementi wohl musikalisch gehabt hat.


    Um das noch anhand eines anderen Beispiels zu verdeutlichen - 7. Juni 1783:


    Clementi ist ein Ciarlattano wie alle Wälsche. - er schreibt auf eine Sonate Presto auch wohl Prestißimo und alla Breve. - und spiellt sie Allegro im 4/4=tackt; - ich weis es, denn ich habe ihn gehört. - was er recht gut macht sind seine 3:ten Paßagen; - er hat aber in London Tag und Nacht darüber geschwitzt; - ausser diesem hat er aber nichts - gar nichts - nicht den geringsten vortrag, noch geschmack, - viel weniger Empfindung. -


    :hello:


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • hallo Cosima,


    die späten sonaten mit dem alten arrau, die hatte ich mir als schüler auf mc besorgt. eine der frühen DDD-aufnahmen von philips. die mittelsätze kommen wunderbar. lediglich in den ecksätzen kann als 'kleine' einschränkung eine gewisse 'klebrigkeit' bis behäbigkeit der hände im laufwerk festgehalten werden.


    gruß, siamak

    Siamak

  • Danke Ulli, das war sehr aufschlußreich. Ein Blick in mein CD-Regal war auch aufschlußreich, der Pianist heißt nämlich Jos van Immerseel.
    Aber die Badura-Skoda-Gesamteinspielung auf altem Klavier ist tatsächlich von eurodisc herausgegeben (Mozartjahr 1991).


    Beste Grüße

  • Kürzlich zufällig gefunden: Seit dem 24.01.2006 wieder erhältlich - wie gut, dass Mozart-Jahr ist!



    Die Doppel-CD enthält KV 280, 333, 283, 533, 457 und Fantasie KV 475. (Live-Aufnahmen aus 1966 und 1991)


    Ähnlich wie schon bei den Violinsonaten festgestellt, besticht Richter durch anmutiges, klares und sehr beseeltes Klavierspiel. Ganz wundervolle Aufnahmen.


    Gruß, Cosima

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