ATTERBERG Kurt: Die Konzerte

  • Um einen gewissen Überblick zu behalten - oder zu erreichen - habe ich mich entschlossen auch im Falle Atterberg eine Aufsplittung vorzunehmen - trotz bestehendem "allgemeinem Thread. Atterberg hat eigentlich wenige Solistenkonzerte geschrieben, dennoch sollen sie hier quasi ein Zuhause finden.

    • Rhapsodie op. 1 für Klavier und Orchester(1909)
    • Violinkonzert e-Moll op. 7 (1913)
    • Cellokonzert c-Moll op. 21 (1922)
    • Hornkonzert a-Moll op. 28 (1926)
    • Klavierkonzert b-Moll op. 37 (1935)
    • Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Streicher op. 57 (1959–1960)

    Ich werde -vermutlich morgen - das Violinkonzert hier vorstellen. Wer über Konzerte bereits im "allgemeinen " Thread geschrieben hat. der kann entweder seinen Text kopieren und hierher übertragen oder einen neuen erweiterten Text oder eine Hörerfahrung hier einfügen. Doppelt gemoppelt hält besser und so bleiben Komponisten im Gedächtnis...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Kurt ATTERBERG: Violinkonzert op. 7 in e-moll


    Ich beginne mit dem Violinkonzert, und nehe gleich vorweg, daß es mein Ohr nicht gewinnen konnte. Sicher ist es in gewisser Hinsicht originell und vielfältig. Es gibt seht eindringliche, aggressive und sehr elegische Stellen. Von Schönheit und Harmonie gezeichnet sind sie aber allesamt nicht. Das Werk ist unruhig, unausgewogen und stellenweise schrill und verstörend.

    Der Rezensent der "llgemeinen Musikzeitung" sah das anders, er fand das Konzert als spannend und erfindungsreich und meinte man solle es öfter aufführen, an Stelle der Konzerte von Bruch und Brahms.....

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Wesentlich besser als einst das Violinkonzert würde ich das Cellokonzert beurtein, wobei aber schwedische - und nordische Komponisten nicht unbedingt mein Fall sind. (Und das 20. Jahrhundert auch nicht. Warum schreibe ich aber dann eigentlich einen Beitrag ?

    Um die Aufmerksamkeit auf diesen Komponisten zu linken und ihn vielleicht Hörern näherzubringen, denen er zusagt. Er wird im Propyläen Komponistenlexikon als der "bedeutendste schwedische Komponist der Moderne" bezeichnet, Harenberg und Csampai/Holland nehmen von seiner Existenz überhaupt keine Notiz. Die Modernität hält sich IMO in Grenzen. Ich fand nichts, was mich verstörte, aber auch nur wenig was mich begeisterte.

    Wie auch viele englische Sinfonien und Konzerte dieser Tage, das Konzert wurde 1922 vollendet - gibt es eine gewisse Uneinheitlichkeit. Mir kommen alle diese Konzerte vor, wie Werbetexte, die Laien (und unbegabte "Profis" mit DTP Programmen erstellt haben und jegliche Schriftart , Farbe und Zusatzgrafik zum Einsatz bringen wollten, weshalb ein Sammelsurium an Stilen entsteht. Ganz so arg ist es hier natürlich ncht, es gibt stellenweise auch klangschöne eindrucksvolle Passagen von äusserster Innigkeit. Sie werden abwchselnd zu elegischen Passagen und "Klanggewittern" geboten.

    Atterberg war kein "genialer" Komponist, sondern eher ein fleissiger Arbeiter, der sich seine Werke abrang. Irgendwie zweifelte er an sich, er übte und übte, damit er in der Lage sei, den Solapart seines Cellokonzerts bei der schwedischen Uraufführung selbst zu spielen, was dann in Norköping unter der Leitung von Ivar Hellman 1924 auch realisiert wurde.

    Er schrieb dazu: "Alles ging gut. Ich habe nur einmal gepatzt, aber das hat niemand bemerkt oder gehört"


    Zuvor hatte es in Deutschland bereits 1923 eine Aufführung mit dem Solisten Hans Bottermund (1892-1949) und dem Komponisten am Pult gegeben.


    Hier nun als Kennenlern Kostprobe eine Live-Aufnahme in anderer Besetzung aus dem Jahre 2018


    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 648

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Als bekennender Atterberg-Fan und Anhänger nordischer Sinfonik möchte ich hier antworten. Am bemerkenswertesten finde ich sein Klavierkonzert Op. 37. Ein kraftvolles, raues und virtuoses Werk im spätromantischen Duktus und typischen Atterberg-Stil.

    Der Kopfsatz Pesante allegro führt direkt in jene Klangwelt ein, die wir gerne als nordisch-rau bezeichnen. Zu markigen Akkorden des Orchester exponiert das Klavier einen harmonisch vielseitigen Einstieg. Im an Tschaikovsky gemahnten b-Moll türmen sich wahre Klangmassen auf - das Ganze ist äußert mitreißend. Der Seitengedanke ist aus dem Hauptthema abgeleitet und gibt sich ein wenig lyrisch, wird aber schnell hymnisch gesteigert. Alles in diesem Satz wird immer wieder schnell zum rauen und virtuosen Grundklang gebracht. Im Andante fallen die liegenden Akkorde und Klangteppiches Orchesters auf, auf welchem das Klavier - gelegentlich sogar im Oktavabstand - seine schwärmerische aber ebenfalls harmonisch progressive Weise entfaltet. Furioso heißt das Finale und kündigt damit den virtuosesten Satz des Konzerts an. Im insgesamt sicher schwächsten Satz des Werkes perlt und läuft das Klavier quasi pausenlos durch. Diesem tänzerisch-virtuosen Satz fehlt vielleicht ein wenig Struktur, ich erkenne eine rudimentäre Rondo-Form. Das Ende ist freilich wahrlich furios: Virtuose Klangmassen von Klavier, Blech und Pauken.


    Eine Aufnahme mit dem Attberg-Experten Rasilainen und Love Derwinger am Klavier:


    Hier eine imposante Aufnahme des provinziellen Gävle SO (Andersson) und Dan Franklin Smi

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Ich habe heute - bzw gestern nachmittag das Cellokonzert von Atterberg erneut gehört. Erneut, weil ich vergessen hatte, daß ich es berite vor einigen Monaten gehört habe. Das geht mir oft. so weil neuere Werke in der Regel kein markantes Motiv haben, auch keinen "großen Bogen" wie Konzerte dereinst. Ich frage mich (nicht nur bei Atterberg) was die Bezeichnungen der Sätz sollen, wenn schon der Komponist sich nicht daran hält und andauernd Stimmungen in den Sätzen wechselt. Prinzipiell ist mein aktuelle Höreindruck identisch mit jenem vom 14. Mai 2024, allerdings habe ich einige Passagen des Soloinstruments und die Klangfarben der Aufnahme durchaus genossen und somit den Reiz des Stückes erfasst. Die Lust aufs Abhören des Hornkonzerts ist geweckt.


    mgf aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Die Lust aufs Abhören des Hornkonzerts ist geweckt.

    Mir gefällt das Hornkonzert deutlich besser als das Cellokonzert! Es ist eine seltene Gattung und das Horn wirkt hier nicht wie ein Fremdkörper bzw. eine Sensation die klanglich herausgestellt werden muss, sondern wunderbar organisch!

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)