Angela HEWITT: die neue Queen des Bachspiels ?
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Was einem so alles vor dem Konzert passieren kann .... :DAngela Hewitt schreibt auf ihrer Homepage über ihre Erlebnisse vor einem Recital im New Yorker Metropolitian Museum of Art am 18. Februar, da friert man schon beim Lesen:
Ende der Probe um 04.15. PM. Warten vor dem Museum auf ein Taxi. Eine halbe Stunde. Natürlich kommt keines. Dann eben zu Fuß zur nächsten Bushaltestelle, was eine Viertelstunde dauert. Eine weitere Viertelstunde bis der Bus kommt, der natürlich völlig überfüllt und überheizt ist.. Schließlich rund eineinhalb Stunden später im Hotel angekommen. Völlig durchgefroren. (Irgendwie muss es derzeit in NY ziemlich frostig sein) Um 06.45 macht man sich auf den Weg zum Konzertsaal. Tja- man ahnt es schon- und wieder ist keine Taxe verfügbar. Also fünf Blocks Fußmarsch zur nächsten U-Bahn-Station. Das nächste Problem wartet schon: Der Fahrkartenautomat ist defekt. Immerhin hat der Cerberus am Schalter ein Einsehen und die Pianistin darf auch ohne Ticket passieren. Jetzt noch fast in die falsche U-Bahn gestiegen. Dann durch Eis und Schnee noch drei Blocks zu Fuß, bis sich endlich eine Taxe für den restlichen Weg findet.
Der Bericht liest sich im Original natürlich noch weitaus amüsanter. Aber der Kürze halber habe ich ihn kurz zusammengefasst. Wer die Langfassung lesen mag, sollte auf der Homepage der Pianistin vorbeischauen.
Herzliche Grüße,Christian
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Im Mai erschienen ist folgende CD der Pianistin:
Beethoven Sonaten, Teil 2:
op. 2/ 3
op. 13: Pathetique
op. 28: PastoraleGerade aufgenommen hat Angela Hewitt eine CD mit Stücken von Schumann: Die Sonate in fis-moll, op. 11 und die Humoreske, erscheinen soll die Produktion im Herbst, eine weitere Schumann CD soll folgen.
Herzliche Grüße,
Christian
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Hallo zusammen!
Zum Thema Angela Hewitt kann ich mittlerweile berichten, dass ich am letzten Samstag den Start ihrer bachworldtour, bei der sie an zwei Abenden jeweils die kompletten Bücher WTK I und WTK II konzertant aufführen will, live in Oslo miterlebt habe!
Es war sicher eines der beeindruckendsten Konzerte, das ich je erlebt habe und für mich natürlich ein richtiges Bachfest.
Die Pianistin hat es sehr gut verstanden, das Publikum im bis auf den letzten Platz ausverkauften Konzertsaal mit in die Musik zu hineinzunehmen und zu fesseln. Teilweise war eine unglaubliche Spannung im Saal, bei der man nichts, wirklich absolut keinen Atemzug hören konnte, besonders bei den Schlüssen.
Bei der trockenen, zum Husten reizenden Luft war dies beileibe keine Selbstverständlichkeit.Positiv aufgefallen ist mir Hewitts enormer Ausdruckswille, im Grossen wie auch im Detail ( um nicht Ausdrucksgier zu sagen), ihr hörbar hohes Verständnis zum Thema Bach/Barockinterpretation auf dem Klavier, ihre herrlich singende, nie ins unangenehm Harsche abgleitende Anschlagskultur, ihr Temperament und ihre Spielfreude, ihre Fähigkeit die Polyphonie klar und gleichzeitig angenehm hörbar zu machen und auch Ihr –wie ich immer fand- sehr richtiges Gespür für die Zusammenhänge zwischen Harmonik und Dynamik.
Sie spielte ihren Bach angenehm Pedalarm, fast ohne Pedal. Für jemanden, der sich schon ernsthaft an Bachs Klaviermusik versucht hat, muss klar sein, was das bedeutet: Eine superbe Fingerlegato- und „Fingerpedal“-technik ( siehe z.B. C-Dur Präludium WTK I) ist dabei einfach unerlässlich. Dazu kommt auch immer eine unglaubliche feinmechanische Beherrschung der Dynamik, wenn z.B. ein im Tenor liegendes Thema etwas hervorgehoben werden soll, und ständig zwischen rechter und linker Hand hin- und herspringt, während Bass, Alt und Sopran auch noch ihre gleichzeitig etwas zu sagen haben, am besten noch mit unterschiedlichen Artikulationen.
Wer das wirklich gut spielt, vollbringt eine riesige Konzentrationsleistung und beherrscht wahrhaft die hohe Kunst, oder die wahrhaft "kantable Art" des Bachschen Klavierspiels.Es ist ja schwer genug, ein WTK-Präludium und eine Fuge fehlerfrei, kontrolliert und doch mit großer Leidenschaft vorzutragen. Jedoch das ganze WTK I an einem Abend aufzuführen, ist für mich schon eine erstaunliche Grosstat, die wohl nur der beurteilen kann, der sich täglich mit diesen Werken als ausübender Musiker auseinandersetzt. Angela Hewitt brachte alle diese Dinge mit und hat dem Publikum einen unvergesslichen und bewegenden Klavierabend geboten.
Nun gut, es gab z.B. in der virtuosen Cis-Dur Fuge einige wenige kleine Verspieler und auch bei ein oder zwei weiteren Stücken gab es einige verzeihliche kleine Ausrutscher. Na und?
Für mich ist so etwas überhaupt nicht schlimm, sondern schon eher eine Erleichterung; denn es ist doch nur menschlich, wenn auch jemand, der schon zur globalen Pianisten-Elite gerechnet wird, für den Bruchteil einer Sekunde lang eine ganz kurze Konzentrationsstörung hat. Und ja: sich dem hohen Erwartungsdruck eines Publikums auszusetzen, und dabei gegen seine eigenen perfekten Aufnahmen ( und beim WTK natürlich auch immer die der berühmten Kollegen) anspielen zu müssen, erfordert schon starke Nerven. Ich schätze jetzt einmal, dass ca. 99% der vielen Töne fehlerfrei waren! Meine Frau, die das WTK nicht auswendig kennt, hat nichts gemerkt.Natürlich habe ich meine Noten mitgebracht und konnte nicht immer von jeder Detaillösung voll überzeugt gewesen sein.
Das liegt nun einmal daran, dass man sich im Laufe der Jahre immer wieder neu mit diesen Stücken beschäftigt und eigene Vorstellungen entwickelt, die sich im Laufe der Zeit auch radikal ändern können. Vor allem bei manchen Stücken mehr im Anfangsbereich des Konzerts habe ich mich über einen, teilweise recht mutigen Einsatz von Ritardando und Rubato gewundert. War Angela anfangs etwas übermotiviert und drohte sich im emotionsgetränkten Rubatostau zu verheddern? Zum Glück kam es doch nicht so weit, dass es wirklich zu viel war. Auf ihrer neuaufgelegten CD-Einspielung, die ich mir dort handsigniert gekauft habe, passen die agogischen Proportionen m.E. noch besser.
Bei Bach gilt es ja eine Balance zwischen Agogik als rhethorischem Ausdrucksmittel und dem tanzbaren, pulsierenden "Groove-Element" herzustellen. Aber was soll`s? Es war eben live, und ein Mensch ist zum Glück keine Maschine.
Nach Nähmaschinenmusik klang es zum Glück nicht.Die besagte Neuauflage der Hyperion-WTK-Einspielung Angela Hewitts kann ich nur wärmstens empfehlen. Ich weiss allerdings nicht, ob diese Aufnahmen ( anderes, schöneres Cover, und möglicherweise mehr Beilagen-Texte von der Interpretin) irgendwann auch in den normalen Handel kommen werden.
Nach längerem Durchhören, Überlegen und Vergleichen mit den von mir geschätzten Aufnahmen der Herren Gould, Gulda und Schiff muss ich zusammenfassend sagen, dass mich Hewitts Interpretationen im Schnitt doch noch am stärksten überzeugen und begeistern können - Ausnahmen mögen die Regel bestätigen.Ich könnte es auch begründen, aber damit würde dieser Beitrag wirklich zu lang werden - wieder einmal.
Vielleicht komme ich ja irgendwann dazu, einen Interpretationsvergleich der mir bekannten Aufnahmen im passenden Thread zu posten, wobei ich dann genauer auf einzelne Stücke einginge.Nicht nur bei diesen CD´s sondern auch bei anderen Bach-Aufnahmen schrieb Angela Hewitt die Texte selbst. Sie verfügt über ein fundiertes und respektables Wissen über das gesamte Bachsche Werk und seine Biografie, und sie gestattet dem Leser auch häufig einen hochinteressanten Blick in ihre interpretatorisch-pianistische Werkstatt.
Schon vor dem Konzert dreht sich u.a. auch immer häufiger ihre Aufnahme der Bachschen Toccaten im CD-Player.
Unbedingt hören, liebe Bach- und Klavierfreunde, es lohnt sich und macht einfach Spass, dieser phänomenalen Bachinterpretin zuzuhören.
ZitatGrundsätzlich finde ich, dass Angela Hewitt sowieso viel viel zu sehr als "Bach-Queen" wahrgenommen wird.
Wohl wahr, und ich verstehe auch, was Du sagen willst. Aber was soll man machen? Ich bin wohl nicht der Einzige der meint, dass sie bei den lebenden bekannten Bachpianisten ganz klar neue Standards gesetzt hat, und dies nicht etwa durch extreme, teilweise zweifelhafte und manieristische Mätzchen, sondern einer gelungenen Kombination aus vielen guten Zutaten, wie z.B. das Wissen um die historische Aufführungspraxis ( ohne deshalb -zum Glück- zur Cembalistin zu werden) hoher Musikalität, sicherem Geschmack und feinster pianistischer Spieltechnik und Klangsinn.
Oder, um es einfacher zu sagen: Sie ist nun einmal Bach-QueenWas ich bisher an Beethoven und Chopin ( ! ) im Netz von ihr gehört habe, hat dazu geführt, dass ich diese Aufnahmen schon einmal bei jpc in die Merkliste als "sehr dringend" übernommen habe. Die kriegt es noch fertig und bringt mir altem Fugenmenschen den Chopin noch nahe....dann müsste ich ja glatt von "meinem" alten Gould-(Vor)urteil (Chopin ="Belcanto für`s Klavier") abrücken...
Angela Hewitts Kunst habe ich leider erst seit diesem Jahr näher kennengelernt.
Sie ist für mich nicht nur die pianistische Entdeckung des Jahres, sondern schon viel mehr.
Was sie da macht, hat auf mich als Hörer und als Musiker einen ziemlichen Einfluss, und ich bin ihr sehr dankbar dafür.Herzliche Grüße
Glockenton
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Hey super Beitrag Glocki! Das macht Lust auf mehr.
Und im September kommt sie nach Mexiko-City und ich bin
dann zwei Stunden davon entfernt!!! freufreufreuIm Oktober spielt sie im "Glenn Gould Studio". Da waechst sie
bestimmt ueber sich hinaus. Aber ich bin ja leider nicht reich
und kann da mal eben hinjetten.Gruss, smob
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Hallo SMOB!
ZitatIm Oktober spielt sie im "Glenn Gould Studio". Da waechst sie bestimmt ueber sich hinaus
...das denke ich wohl auch ...auf derart historischem Terrain muss es ja was werden
Du meinst wahrscheinlich dieses Studio:
"CBC Studios, Spark Street, Ottawa (Canada)"
Es gibt ja mittlerweile schon eine orginalgetreue Kopie des "Gouldstuhls" zu kaufen.
Das Original steht in einem Museum hinter Glas.Ob sie ihr da wohl so einen Stuhl anbieten werden.... ?
Vielleicht steht da ja auch noch der angehobene Flügel...Glaube ja kaum, das sie sich zum Klavierspielen draufsetzen würde.
Im Gegensatz zu Goulds Position ist ihre Körperhaltung beim Klavierspielen nämlich geradezu schulmässig vorbildhaft.
Ist ja eher selten, dass ich mich für einen Musiker/in begeistern kann, der/die nicht irgendwie exentrisch ist.Viel (Vor)freude weiterhin für das Konzert in Mexiko-City!
Gruss aus Norwegen
Glockenton -
Lieber Glockenton,
zunächst einmal danke für den ausführlichen Bericht und überhaupt ist es schön, wieder einmal etwas von Dir zu lesen
Sicher ist Angela Hewitt einem breitem Publikum auch und vor allem wegen ihres Bach-Spiels bekannt- und das wird sich wohl auch nicht mehr ändern. Auch "ihrem" Beethoven merkt man ihre intensive Beschäftigung mit Bach sehr wohl an. Ich besitze beide bisher erschienen Folgen- und insbesondere bei der Appassionata entfaltet Angela Hewitt eine Dynamik, die ich ihr so nicht zugetraut hätte. Das finale Presto haben andere vielleicht noch rasanter gespielt, aber sauberer wohl kaum- ohne dass dabei der Eindruck klinischer Sterilität entstünde. Was mir an Angela Hewitt immer sehr imponiert hat, ist ihre Ernsthaftigkeit, die sich in den von ihr verfassten Texten spiegelt. Du hast es ja auch geschrieben: Hewitt gewährt dem Hörer einen Einblick in ihre Werkstatt.
Ob Dir die Aufnahme der Nocturnes gefällt? Ich meine mich zu erinnern, dass Du Chopin ja etwas reserviert gegenüber stehst. Würde mich sehr sehr interessieren.
Herzliche Grüße,
Christian
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Als Tamino-Novize wollte ich eigentlich ein Bresche für Angela Hewitt schlagen und zu einer Entmystifierung des m.E. mehr als zweifelhaften Ehrentitels „Bach-Queen“ beitragen – bis ich die wundervolle Eloge von Glockenton las: Das ist fast deckungsgleich mit dem, was ich anlässlich des WTK I + II-Rezitals an 2 Abenden in Zürich empfand: Das Spektakuläre war eben das Nicht-Spektakuläre, der Verzicht auf alle Mätzchen und jedweden interpretatorischen Narzissmus – ohne dass Hewitt jemals ins Gegenteil à la steriler „Werktreue“- (sic!) Wiedergabe des Meisters gefallen wäre und das Parfum historisierender oder wie auch immer gearteter Langeweile zerstäubt hätte, wie dies in den Musentempeln m.E. so oft Usanz ist.
Last but not least hat sie den unglaublichen tänzerischen Duktus von Bach (gerade auch im WTK und nicht nur in den a priori tänzerischen Partiten und engl./franz. Suiten etc.) so - wortwörtlich! - sinn-lich herausgearbeitet, dass es einen nachgerade - sogar bei Fugen wie z.B. der unglaublich spritzigen, Toccata-ähnlichen f-moll-Fuge im WTK II - im Bein zuckt und man sich beherrschen muss, auf dem Platz zu bleiben.
Was mir auffiel: Im Gegensatz zu vielen, eher Adrelanin-lastigen Tasten-Kollegen reagiert Angela Hewitt bei „heiklen“ Stellen wie z.B. der polyrhythmisch-interpretatorisch unglaublich vertrackten A Dur-Fuge aus dem WTK I oder der überraschenden Coda des Cis Dur-Präludiums aus dem WTK II sozusagen antizyklisch, indem sie dank ihrer stupenden Souveränität leicht aufs Bremspedal tritt: Nie fällt etwas unter den Tisch, nie verschwindet etwas in diesem tödlichen Nebel an „Auffassung & Pedal“!
Ich habe murmeln gehört, dass Hyperion Angie nach Vollendung ihrer WTK-World Tour - gleichsam als summa ihrer on stage-Erfahrungen - das WTK nochmals einspielen lässt: Eine hervorragende Idee, zudem von einer Generosität, die aufhorchen lässt (zumal in einem Zeitalter, wo andere Majors à la EMI ihre wahren Talente rausschmeisst bzw. auf merkantile Schrumpfkonzepte à la „3 Tenöre“ reduziert).
Bleibt noch zu erwähnen, dass die Hewitt-DVD „Bach performance on the Piano“ ein ganz ausgezeichnetes, ausgesprochen spannendes Mittel ist (z.B. für mich als mittelmässig spielenden Wollegern-Amateurpianisten), den Grauschleier der treudeutschen Bach-Interpretationsauffassung („Millionen können sich nicht irren“) aufzuheben - zugunsten eines frischeren, mehr tänzerischen und rhythmisch ziselierten Bachspiels: Ein Selbstversuch zeigte: Es wirkt! Was Caesar73 in anderem Zusammenhang völlig zu Recht schrieb, wurde hier wortwörtlich wahr: Angela Hewitt gewährt Einblick in ihre Werkstatt!
Auf die Gefahr hin, als kritikloser Hewitt-Propagandist kolportiert zu werden (meine Kritik habe ich notabene für einen zweiten Beitrag geplant): Nicht nur ihre erstaunliche Repertoire-Breite als solche überrascht, sondern auch die scheinbaren nicht-Bach-„Nebenfelder“, welche sie mit ebenso grosser Souveränität besetzt: Ihr Couperin, Rameau oder Ravel lässt sich ohne weiteres mit dem kongenialen Alexandre Tharaud messen.
Nicht zuletzt finde ich auch die Bach-Arrangements absolut hörenswert (auf der Hyperion-CD sind 3 von Angela Hewitt selbst arrangiert, durchaus mit Geschmack und Mut zu dissonanten Vorhalten; sie unterscheiden sich wohltuend von der typischen „Zugabe“-Ästhetik der totgespielten Kempff’schen Bearbeitungen).
Der Schlussstein des Hewitt-Kompendiums lässt allerdings noch leider auf sich warten, d.h. die Kunst der Fuge: Hoffentlich weniger bracchial-„martellato“ gespielt als von Pierre-Laurent Aimard (den ich sonst sehr schätze). Den Benchmark hat hier m.E. der weitgehend unbekannte Amerikaner David Lively mit seiner Live-Aufnahme (!) gesetzt. Doch das reicht in einen anderen Thread hinein, wo sich kompetentere Tamianer als ich schon zu Wort gemeldet haben….
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Zitat
Ihr Couperin, Rameau
Schon. Aber auch sie kann natürlich nicht verhindern, daß die Verzierungen sehr schwer und breit wirken. Anders gesagt: Die beste Pianistin kann das Cembalo nicht vergessen machen...
Aber wenn schon Klavier bei Coupérin und Rameau, dann Hewitt.
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Zitat
Original von Edwin Baumgartner
Aber wenn schon Klavier bei Coupérin und Rameau, dann Hewitt.
Laß das mal nicht den Hildebrand hören .... Auf mein Bitten hatte er sich Angela Hewitts Rameau CD zu Gemüte geführt, was ihm offenbar große Pein verursachte. Mir gefallen ihre Couperin- und Rameau ausgesprochen gut- mit und ohne Wein
Selbstredend sind die Verzierungen eben am besten auf dem Cembalo realisieren lassen.
Die von Berceuse erwähnte DVD kann ich auch nur empfehlen- wenn man Bach auf dem modernen Flügel schätzt:
Herzliche Grüße,
Christian
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Original von Edwin Baumgartner
Aber wenn schon Klavier bei Coupérin und Rameau, dann Hewitt.
*räusper* Mit Ausnahme eines kleinen Stückes von Couperin: Le Tic Toc-Choc aus den Pièces de clavecin - für meinen Geschmack auf dem Flügel unerreicht dargeboten durch Grigorij Sokolov. Sicher eigenwillig, wie immer bei Sokolov: aber mit was für einem Ergebnis!!!! Man möchte fast meinen, das Stück sei ihm von Couperin in die Hand geschrieben worden. Dieser Interpretation sollte m.E. nach JEDER ganz unabhängig aller HIP/AHIP-Philosophien ein Ohr widmen.
Wulf -
Ich schließe gleich eine Frage an: Gibt es eine Bezeichnung für das dichte, in diesem Werk sehr dichte Beieinanderliegen der linken und der rechten Hand? Beide spielen die meiste Zeit in einem relativ klienen Tonraum, so daß sich die Hände ständig kreuzen...
Wulf -
Ave Caesar,
ich muß gestehen, daß ich ein Bekehrter bin. Ich finde es interessant, Coupérin und Rameau auf dem Klavier zu hören, um einen musikhistorischen Zusammenhang herzustellen: So haben etwa Debussy und Ravel ihren Rameau und ihren Coupérin gehört (und gespielt), wodurch man zu sehr interessanten Rückschlüssen auf stilistische Wurzeln stößt.
Ein direkter Vergleich mit dem Cembalo macht - mich - aber sicher, daß die Schärfe des Cembalos besser paßt, weil auch die Verzierungen weniger ornamental anmuten, was besonders bei Coupérin wichtig ist.
Mir verursachen die Clavecinisten auf dem Klavier keine Pein, aber ich höre sie mittlerweile lieber auf dem Cembalo - es sei denn, ich will (mir) demonstrieren, wie gut diese Musik zur französischen Musik des 20. Jahrhunderts paßt. Was ja auch ziemlich reizvoll ist.
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Original von Edwin Baumgartner
Ave Caesar,
ich muß gestehen, daß ich ein Bekehrter bin. Ich finde es interessant, Coupérin und Rameau auf dem Klavier zu hören, um einen musikhistorischen Zusammenhang herzustellen:Lieber Edwin,
dann sind wir schon mal zwei: In der Regel höre ich inzwischen Couperin und Rameau bevorzugt auf dem Cembalo- aus den Gründen die Du angeführt hast. Ich mag grundsätzlich aber beide Varianten. Und wenn´s dann der Flügel sein soll, dann eben Angela Hewitt, alleine schon des Faziolis wegen, der dem Steinway doch klanglich einiges voraus hat.
Herzliche Grüße,
Christian
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Sagitt: ich durfte bei Hewitt meine Vorurteile korrigieren. Nachdem ich sie mit Bachkonzerte gehört hatte, war mein erster Eindruck: wie entbehrlich.
Als ich die erste der Beethoven-Sonaten hörte, änderte sich der Eindruck kaum, dann kam die zweite, die dann auch noch hörte.Plötzlich blühte der Fazioli, donnerwetter, was für ein Flügel, dachte ich. Der Pastoralsonate kam dies sehr entgegen, aber auch op. 2 Nr.3 klingt durchsichtig, voller Farben, Klarheit und ausreichendes Zupacken - alles zusammen. Die Pathetique finde ich im ersten Satz ein wenig zu pathetisch,ist natürlich Geschmackssache, aber auch der dritte Satz ist ein Singen.
Also werde ich künftig wieder genauer hinhören.
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Danke Sagitt - Du hast es exakt auf den Punkt gebracht: Der Sinn dieses Forums resümiert sich lfür mich etztlich in der Einladung an sich und andere, die Wahrnehmung zu schärfen, eben genauer hinzuhören.
Bei mir war z.B. die Wahrnehmung von Angela Hewitt durch die gängigen Vorurteile getrübt bzw. nivelliert (z.B. die assoziative Exklusiv-Kombination "Bach-Kanada-Glenn"), durch welche Hewitt a priori immer nur eine Mitläuferrolle erhielt. Bis ich eben genauer hinhörte...
Wobei Du i.b. auf ihre Bach-Klavierkonzerte recht hast - die sind bei mir nicht top-gesetzt, was ich allerdings z.T. auch der wenig inspirierenden Begleitung durch das australische Kammerorchesters zuschreibe. Meine Einflugschneise zu Hewitt war eindeutig Ravel, insb. der Gaspard de la nuit - umwerfend und der (für mich) Referenz-Aufnahme mit Ivo Pogorelich qualitativ absolut gleichzusetzen; ich höre da schon Protestgemurmel...
Apropos Fazioli; der Klang ist tatsächlich unglaublich sonor und erinnert mich an die "singenden" Bechsteins zu ihren besten Zeiten. Natürlich toll für Hewitt, die ja u.a. am Lago die Trasimeno lebt, mal schnell zur ganz in der Nähe liegenden Fazioli-Fabrik rüberzumachen und die neusten Babies ein bisschen einzuspielen. Für den alten Bach waren ja schliesslich dessen Orgelproben auch ein (kulinarisches wie pekuniäres) Festival.
Dass sich der Fazioli-Klang allmählich als mindestens gleichberechtigt neben der lieben Konkurrenz zunehmend etabliert, zeigt sich an einem skurillen Detail: Die amerikanische Firma Synthogy (synthogy.com) bietet als Midi-Klangpattern unter dem Produktnamen Ivory nebst der heiligen Trias (Steinway/Bösendorfer/Yamaha-Konzertflügel-Klänge) jetzt auch Fazioli an - vermutlich aus markenrechtlichen Gründen nicht als solcher bezeichnet, sondern als "Italian Grand". Mal 'reinhören lohnt - um sich (jedenfalls in meinem Fall) mit Grausen vor diesem Fake wieder abzuwenden und halt noch ein wenig weiterzusparen (!) für einen echten Fazioli: Die in den Verkaufsräumen stehenden Faziolis haben allerdings bisweilen die dekadente Unart, auf der Flügel-Innenseite mit pseudo-venezianischen, historisierenden Gemälden verunziert zu sein.
So ist sie nun mal, die squadra azzurra! -
Gerade erschienen ist Angela Hewitt neue Einspielung des Wohltemperierten Klaviers:
1997 legte die kanadische Pianistin ihre erste Gesamteinspielung der 48 Präludien und Fugen vor.
Gehört habe ich die Aufnahme noch nicht- aber schon mal das Beiheft gelesen. Als Grund für die Neuaufnahme nennt Angela Hewitt die intensive Auseinandersetzung mit dem WTK während ihrer Bach-Welttournee. Es dürfte spannend sein, wie- und ob sich Angela Hewitts Sicht auf das Wohltemperierte Klavier gewandelt hat. Wenn
Ein definitiver Unterschied besteht in dem verwendeten Instrument: Entstand die erste Aufnahme auf einem Steinway, spielte Angela Hewitt die neue Aufnahme auf ihrem eigenen Fazioli ein, der sich im Klang deutlich von einem Steinway unterscheidet.
Herzliche Grüße,
Christian
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Ich bin etwas verwundert, dass hier nicht mehr Postings sich finden zum Thema ihrer Bach-Klavierkonzert-Aufnahmen. Wie schätzen diese denn die anderen als Blackadder oder Berceuse ein?
Ich frage deshalb, weil ich jüngst hineingesoundschnitzelt habe und verblüfft über deren Urteile bin. Mir kam die Begleitung durch das australische Kammerorchesters gerade besonderes inspirierend vor, vor allem im Vergleich zur hochgepriesenen von David Fray, dem ich wenig anbewinnen konnte und der auf mich viel eher "saft- und kraftlos" wirkte. Auch im Vergleich zu Stadtfelds lustvoller Raserei kam mir das Orchester aus Australien höchst sensibel in der Begleitung vor.
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Zitat
Original von a.b.
Ich bin etwas verwundert, dass hier nicht mehr Postings sich finden zum Thema ihrer Bach-Klavierkonzert-Aufnahmen. Wie schätzen diese denn die anderen als Blackadder oder Berceuse ein?Lieber a. b.,
ich muss gestehen, ich kenne die Aufnahme schlicht nicht. Bei den Konzerten habe ich es doch gerne HIP- mit Cembalo. Deshalb habe ich auf die Anschaffung der Aufnahme mit Angela Hewitt verzichtet- obwohl ich die Pianistin sonst sehr schätze, wie diesem Thread unschwer zu entnehmen ist
Bei Bachs Werken für ein Soloinstrument darf es dann doch der Flügel sein- inkonsequent? Eigentlich nicht: Bei den Konzerten finde ich die Balance zwischen Flügel und Orchester bedeutend schwerer herzustellen als bei der "originalen" Besetzung. Ein Problem was sich bei den Solowerken eben nicht in der Form stellt.
Herzliche Grüße,
Christian
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Welchses Tasteninstrument spielt bei diesen Aufnahmen eigentlich beim Basso continuo mit?
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Zitat
Original von Caesar73
Gerade erschienen ist Angela Hewitt neue Einspielung des Wohltemperierten Klaviers:1997 legte die kanadische Pianistin ihre erste Gesamteinspielung der 48 Präludien und Fugen vor.
Gehört habe ich die Aufnahme noch nicht- aber schon mal das Beiheft gelesen. Als Grund für die Neuaufnahme nennt Angela Hewitt die intensive Auseinandersetzung mit dem WTK während ihrer Bach-Welttournee. Es dürfte spannend sein, wie- und ob sich Angela Hewitts Sicht auf das Wohltemperierte Klavier gewandelt hat. Wenn
Ein definitiver Unterschied besteht in dem verwendeten Instrument: Entstand die erste Aufnahme auf einem Steinway, spielte Angela Hewitt die neue Aufnahme auf ihrem eigenen Fazioli ein, der sich im Klang deutlich von einem Steinway unterscheidet.
Herzliche Grüße,
Christian
Hallo Christian,
hast du denn auch die ältere Einspielung, so dass du beide direkt vergleichen kannst? Würde mich interessieren. Finde es schon bemerksenwert dass Hewitt nach so kurzer Zeit (nun gut, 10 Jahre...) bereits eine Neueinspielung vorlegt. Das kann meines Erachtens nur ein wirklich substanziell veränderter Blick auf das WTK rechtfertigen.
Viele Grüße,
Christian -
Zitat
Original von Christian B.
Finde es schon bemerksenwert dass Hewitt nach so kurzer Zeit (nun gut, 10 Jahre...) bereits eine Neueinspielung vorlegt. Das kann meines Erachtens nur ein wirklich substanziell veränderter Blick auf das WTK rechtfertigen.Im jottpezeh-Kurier stand, wenn ich's recht in Erinnerung habe, irgendetwas davon, daß sie nun viel befreiter ans Werk ging...
Ulli
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Zitat
Original von Christian B.
[quote]Original von Caesar73Hallo Christian,
hast du denn auch die ältere Einspielung, so dass du beide direkt vergleichen kannst? Würde mich interessieren. Finde es schon bemerksenwert dass Hewitt nach so kurzer Zeit (nun gut, 10 Jahre...) bereits eine Neueinspielung vorlegt. Das kann meines Erachtens nur ein wirklich substanziell veränderter Blick auf das WTK rechtfertigen.
Lieber Christian,
ich habe beide Aufnahmen- allerdings konnte ich die neue Aufnahme noch nicht hören- und diese Woche wird es wohl wieder nichts werden
Aber sobald ich dazu gekommen bin, melde ich mich. Im Moment ist einfach viel los.
Herzliche Grüße,
Christian
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Zitat
Original von Caesar73
...
ich habe beide Aufnahmen-
...Dachte ich es mir doch!
Kenne von Hewitt nur die zweite Serie ihrer Couperin-Aufnahmen und würde da gerne mal nachlegen (leider aber wird Hyperion nicht bei e-Music vertrieben und ich bin fast komplett auf Downloads umgestiegen).
Liebe Grüße,
Christian -
Zitat
Original von Caesar73
]ch habe beide Aufnahmen- allerdings konnte ich die neue Aufnahme noch nicht hören- und diese Woche wird es wohl wieder nichts werden Aber sobald ich dazu gekommen bin, melde ich mich. .Lieber Christian,
darauf bin ich schon gespannt
Kaufen muss ich mir die ohnehin irgendwann...Soeben habe ich ein bisschen alt gegen neu bei JPC verglichen ( die erste Aufnahme habe ich ja auch):
Erster Eindruck: Gravierende, völlig vom Stuhl hauende Neuerungen oder Veränderungen gegenüber der ersten Aufnahme gibt es nicht. Die Unterschiede sind mehr im Detail zu hören. Hier hört man allerdings sehr deutlich die dazugewonnene Erfahrung aus den vielen Konzerten, die vielen Gedanken, die sie sich über das Material gemacht hat.
Trotzdem konnte ich jetzt keine Version der ersten CD als weniger ausgearbeitet oder gar "schlechter" ansehen.Der Flügel scheint dort etwas weicher zu klingen.
Erstaunlich finde ich immer wieder ihre vollendete Fähigkeit, die polyphonen Strukturen pianistisch derart zu durchleuchten.
Da muss man unglaublich viel Körperbeherrschung besitzen und sich selbst aus verschiedenen Blickwinkeln zuhören können ( Gesamtklang, einzelne Stimmen, auf das Gespielte hören, das noch zu Spielende vorhören...etc.-> sehr schwer)
Und die Mittelstimmen wechseln ja ständig die Hände.So habe ich auf dem Flügel diese polyphone Durchsichtigkeit bisher nur von Gould gehört. Angela Hewitt schafft das allerdings, ohne -wie Gould- ständig Staccato zu artikulieren, was ja auch eher im Sinne des HIP ist.
DeswegenEs gibt aber bei diesem vielen Licht auch ein wenig Schatten, aus meiner Sicht jedenfalls:
Mit "neuer Freiheit" meint sie wahrscheinlich die gegenüber der Erstversion nochmals bewusst freier ausgelegten Rubatogeschichten. Ich bin dafür, die Agogik zur Verdeutlichung der Klangrede einzusetzen. Es ist eine Würze, durch die die Musik lebendiger klingen kann.
Allerdings bin ich bei vielen Stellen der Meinung, dass man es nicht zu Lasten des pulsierenden Metrums machen sollte, sondern innerhalb des "Beats". Hier kann man ja zur Ausdruckssteigerung die Figuren agogisch
etwas aufpeppen, z.B. eine 8tel auf einem betonten Taktteil länger, zwei darauffolgende 16-tel etwas kürzer. Der Grundpuls wird durch so etwas nicht ins Wanken gebracht.Zwei Beispiele:
cis-moll Präludium WTK 1( es ist ja eine Loure)
Hier macht sie mir schon bei der ersten Aufnahme zuviel, bei der zweiten wird es mir viel zu viel.
Dabei will sie genau das Richtige ausdrücken. Ich finde aber, dass man es effektiver hinbekommt, wenn man es subtiler macht, und den Körper nicht völlig aus dem Zwang des Pulsgefühsl entlässt.f-moll Präludium WTK 1, hier der erste Takt auf der Eins.
Beide Versionen sind sehr schön und ihre ausdrucksstärkere, ausdruckwilligere zweite Version hat in allen Absichten recht.
Aber muss es so überdeutlich viel sein?Die Gefahr, dass man bei aller historischen Informiertheit dann doch irgendwann -jedenfalls teilweise, sie missbraucht ja nicht das Pedal- bei der Romantik landet, ist m.E. nicht ganz von der Hand zu weisen.
Immerhin spielt sie ja dasselbe Instrument, auf dem sie auch Schumann oder Chopin aufführt. Wenn dann noch diese Form des Rubatos dazukommt, dann wird man an das romantische Rubato wenigstens ein bisschen erinnert, denke ich manchmal.Übrigens: leider hat sie ihre Sicht der D-Dur Fuge, WTK 1 hinsichtlich der Überpunktierungen nicht geändert. Ich finde das ziemlich furchtbar, rein vom musikalischen Fühlen und Denken her.
Die neuere Bachforschung ist zudem sehr skeptisch, dass Bach diese geschärften Ouvertüren-Punktierungen haben wollte, obwohl er es "normal" notierte.
Dagegen spricht ja auch, dass er viele Diminutionen und Ornamente genauer als jeder andere Komponist aufschrieb. Warum sollte er hier -ausgerechnete in einer Fuge- etwas völlig Anderes hätte haben wollen, als er es notierte ( Stilanklänge an die französischen Ouvertüre hin oder her) ?Die Angleichungsproblematik liegt doch gerade in dieser Fuge derart auf der Hand, dass man hier meiner Ansicht nach gar nicht anders kann, als vernünftigerweise rhythmisch so zu spielen, wie es notiert ist.
Gulda macht das übrigens so - eine der wenigen Einspielungen dieser Fuge, die mich überzeugt.
In der Gesamtheit ziehe ich aber Hewitts Einspielung der von Gulda vor.
Die Gründe hierfür auszuführen, würde jetzt zu weit führen.Wenn man aber nicht nur auf Schnipsel angewiesen ist, sondern die ganze CD hat, dann ergibt sich auch sicher noch ein anderes Bild.
Ich bleibe also am Thread dran, ChristianEin Grund, die CD nicht zu kaufen ist m.E. die hier angesprochene Problematik mit der Agogik nicht, weil die positiven Aspekte bei weitem überwiegen.
So etwas ist für mich ein unterhaltsames Arbeitsmaterial; sehr geeignet als Inspirationsquelle für eigene, abweichende Interpretations- und Aufführungsversuche.Mit dem WTK wird man im Leben nie fertig...
LG
Glockenton -
Ich habe Angela Hewitt kürzlich im Konzert gehört.
J.S. Bach: Chromatische Phantasie und Fuge.
Beethoven: Klaviersonate Nr. 7 D-dur op. 10 Nr. 3
Brahms: Klaviersonate Nr. 3 f-moll op. 5
Der Bach war sehr gut, eine barocke und dennoch klangschöne Interpretation, die von Ausgewogenheit und Spielfreude gekennzeichnet war.
Beethoven war ebenfalls nicht schlecht, wenngleich manchmal ein Gefühl gewisser Orientierungslosigkeit aufkam, es schien, als wolle sie einige Stellen um der emotionalen Betonung wegen besonders langsam spielen, was dieser frühen Sonate nicht immer ganz bekam.
Dann aber Brahms. Ein flotter erster Satz mit wenig Akzenten, interessante Stellen wurden schnell und kräftig überspielt, man hatte das Gefühl, das schon viel spannender gehört zu haben.
Der zweite Satz geriet - für mich - zum Desaster. Ich kann nicht Klavier spielen, doch könnte ich es, so wäre es mir unmöglich, diesen Satz so zu spielen. So aber saß ich eben nur verwundert und verärgert dabei.'Der Abend dämmert, das Mondlicht scheint,
da sind zwei Herzen in Liebe vereint,
und halten sich selig umfangen [...]'Diese Zeilen stellte Brahms dem Satz voran.
Offenbar hatte die Pianistin noch nie etwas davon gehört oder nichts davon begriffen...
Die Interpretation war der Inbegriff der Gefühllosigkeit. Frei von jeder Emotion wurde der Satz bei penibel konstantem Tempo heruntergespielt, all die großen, tiefempfundenen Stellen übergangen.Blutarme Tastentante!
Dass hernach die beiden folgenden Sätze wieder besser waren, fiel dann kaum mehr ins Gewicht, zumal es beim Finale schon wieder bergab ging, das hymnische Finalthema wurde wieder all seiner Begeisterungsfähigkeit beraubt nüchtern dem unzufriedenen Zuhörer präsentiert.
Hätte sie nur Bach gespielt, so hätte ich sie als sehr gute Pianistin in Erinnerung behalten...
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Kennt jemand die von Hewitt eingespielte 15 CDs umfassende Box mit der Aufnahme aller bachschen Klavierwerke?
Ist anscheinend 2010 herausgekommen.
Da ich bisher wenig von Hewitt habe, würde ich sie mir zulegen, falls nicht klangliche Eigenschaften (grottige Aufnahmen) dagegensprächen.
Kann mich da wer erleuchten?
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Zitat
Kann mich da wer erleuchten?
z.B. Youtube: J. S. Bachs Toccaten
"www.youtube.com/watch?v=7Eyr3J2sHw0"
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Unter diesem Clip kann man eine längere öffentliche Master Class von Angela Hewitt mit ein paar Schülern finden, in der Bach-Stücke durchgesprochen werden: http://vimeo.com/12947825
Mir hat dieser Clip die Frau sehr sympathisch gemacht und ich fand ihre Ansichten überzeugend und durchdacht. Daraufhin habe ich mir ein paar Alben gekauft und bin nicht enttäuscht. -