Felix DRAESEKE - Werke für Klavier solo

  • Im Rahmen der Themenwerweiterungen im Tamino Klassikforum möchte ich heute Felix Draeseke als Komponisten von Musik für das Soloklavier vorstellen. Ich habe vor längerer Zeit meine Draeseke- Sammlung erweitert und bin auf die hier gezeigte 3 CD Box gestoßen. Seither ruhte sie - bis heute - friedlich in der Wartschlange ungehörter Zukäufe der letzten 5 oder mehr Jahre. Die CD wurde schon vor 18-20 Jahren aufgenommen. Sie enhält ALLE Werke für Klavier, also auch das Klavierkonzert, welches hier aber nicht besprochen wird. Hier werden nur die Werke für Soloklavier vorgestellt. Wer sich hier ein trockenes Thema vorstellt mit Werken von allenfalls akademischer Güte, den kann ich beruhigen - das ist keineswegs der Fall. Zumindest nicht bei den Werke auf der ersten CD - Die hab ich nämlich heute gehört (Klavierkonzert ist ausgenommen) Und ich war mehr als überrascht. Und das sogar zweifach: einmal weil das so interessant klang, und das andere mal - weil die 3er CD Box noch erhältlich ist, ansonst ein Manko, wenn ich auf eine Aufnahme aufmersam machen will.... (Laut jpc ist aber derzeit nur EIN Stück auf Lager - was ein versteckter Hinweis sein könnte, daß danach nichts mehr kommt)


    Damit eine gewisse Übersicht gewahrt bleibt, werde ich pro Beitrag - auch wenn er noch so kurz sein sollte - lediglich ein Werk erwähnen. Da kann dann (in diesem Thread allerdings unwahrscheinlich - jemand seinen Kren dazugeben....:)

    Das kann sich auch auf eine andere CD als die hier gezeigte beziehen - aber das ist Zukunftsmusik - denn im Moment gibt es keine....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Felic DRAESEKE: Fantasie über Motive aus Boieldieus "Weiße Dame" für Klavier op. 8


    Ich beginne mit einem Werk, dassen Gattung zur Zeit seiner Entstehung groß in Mode war, nämlich Klavierparaphrasen oder Fantasien über bekannte Themen, meist aus bekannten Opern. Hier war Liszt sozusagen zwar nicht der Schöpfer dieses Typus, aber er verlieh ihm "höchste Weihen, indem er diese Stücke nicht etwa "salonfähig" machte - wie man umgangssprachlich so sagt - sondern - im Gegenteil - vom Salon aufs Konzertpodium brachte. Somit war der "künstlerische Anspruch anerkannt.

    Draesekes Beitrag zu diesem Genre sind die Fantasien aus Themen der Oper "Die weiße Dame" von Boieldieu (La Dame blanche , 1825) aus dem Jahre 1866 - op. 8. Diese Oper war damals zwar schon 40 Jahre alt, erfreute sich aber noch immer höchster Beliebtheit. Jedermann kannte die ohrwurmartigen Themen. Das besondere an dieser Fantasie ist, die gekonnte Mischung aus Originalthema und Verarbeitung, die die Eigenart beider Komponisten hervortreten ließ. Weder wurde das Originalwerk beschädigt, noch war es eine reine harmlose Fantasie ohne Profil des Nachkomponierenden.


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Felix DRAESEKE: Sonata quasi Fantasia cis-moll op. 6


    Die Sonate spielt schon in einer ganz andern Liga: Eher nicht gefällig, dafür aber eindrucksvoll. Diese Sonate war im Jahre ihres Entstehens, 1862 ursprünglich einsätzig, wurde aber im Rahmen einer Überarbeitung durch Einschub eines Mittelteils (1867) dreisätzig. Das Hauptthema der Sonate zieht sich durch alle 3 Teile - jeweils anders verarbeitet - hindurch. Der Erste Satz ist ein Trauermarsch, der mehr als die Hälfte der Spieldauer der gesamten Sonate für sich beansprucht, wogegen der eingeschobene Mittelsatz - wie schon der Name Sagt - ein kurzes Intermezzo ist.


    1) Introduzione e Marcia funebre

    2) Intermezzo (Valse -Scherzo)

    3) Finale


    Ein großer Bewunderer dieser Sonate war Franz Liszt, der sie als bedeutendste Klaviersonate nach Robert Schumann rühmte (seine eigene natürlich ausgeschlossen) und auch den Klaviersonaten Ludwig van Beethovens als gleichwertig an die Seite stellte.

    Der eigentliche Widmungsträger der Sonate, Hans von Bülow, ein Freund von Draeseke, hat sie indes nie gespielt.



    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Felix DRAESEKE: Zwei Konzertwalzer für Klavier op. 4


    Die ersten beiden Nummern auf CD2 dieser Box sind zwei Konzertwalzer für klavier op 4.

    Der erste klingt etwa wie etwas verfremdeter, spröder Chopin, mit dramatischen Akzenten. Beim zweiten ist die die Verfremdung und Sprödigkeit ausgeprägter. Ja es sind Konzertwalzer - aber keine eingängigien. Keine Musik die man wirklich lieben kann, IMO.

    Hier fühle ich mich an das Statement eines Freunds von Dreaseke erinnert, der da meinte, man würde seine Musik immer respektieren, aber kaum je lieben....


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Wer sich hier ein trockenes Thema vorstellt mit Werken von allenfalls akademischer Güte, den kann ich beruhigen

    Vielleicht war ich hier ein wenig zu voreilig, oder im Eifer des Gefechts zu überschwänglich. Eine heutige Hörsitzung mit Fantasiestücken in Walzerform op 3, 6 Fugen füpr Klavier op 15, Fata Morgana, ein Ghiselenkranz für Klavier o013 und eineige Werke ihne Opuszahl konnten mich nicht begeistern, obwohl hier die Meisterschaft unverkennbar ist. Ich erinnere mich flüchtig (und ungenau) daran, daß dereinst ein Kollege und Freund (?) Draesekes meinte, seine Werke würden stets respektiert werden, kaum je aber geliebt. Ich finde, das beschreibt in etwa meinen heutigen Eindruck.

    Die Werke sind eher ernst, kraftvoll, ausdrucksvoll - aber doch ein wenig sperrig - eher nicht gewinnend.

    Und (man mag mit hier widersprechen) das schlägt sich auch in der mangelnden Bekanntheit dieser Werke nieder.

    Die 3 CD Box ist inzwischen gestrichen und somit sind die darauf befindlichen Klavierminiaturen (Auf CD 3 befanden sich noch op14, 21, 23, 43 und 44)

    derzeit nicht am Mark verfügbat. Das ebenfalls in dieser Box enthaltene Klavierkonzert op 36 existiert allerdings in anderen Aufnahmen.


    Desungeachtet ist der Link den Orfeo in Beitrag 2 setzte absolut lesenswert


    Für alle die des Englischen nicht oder nur rudimentör mächtig sind:

    Es gibt jetzt eine Erweiterung, die es ermöglicht fast jede Seite von fast jeder Sprache ins Deutsche zu übersetzen

    Das funktioniert - abgesehen von ein paar erheiternden Fehlübersetzungen einzelner Wörter - eigentlich recht gut.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Die Sonate spielt schon in einer ganz andern Liga: Eher nicht gefällig, dafür aber eindrucksvoll.

    Als Bewunderer von Draesekes Sinfonik bzw. Orchestermusik und Kammermusik war ich auch etwas enttäuscht, dass die Klaviermusik nicht so bei mir zieht. Mit Ausnahme allerdings der auch von dir gelobten großartigen Fantasie Sonate Op. 6. Die höre ich immer wieder gerne, schon der Beginn ist atemberaubend: Diese klanggewaltige Einleitung mit folgendem mächtigen Trauermarsch... Dass Liszt zu den Bewunderern gehörte, leuchtet ein.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)