Ich habe ein wenig gerungen, ob dieser Thread nicht zur Klaviermusik der Klassik gehört, weil es ja um Beethoven Sonaten geht. Allerdings findet sich kein Thread zu den Gesamteinspielungen, sondern nur zu den einzelnen Sonaten. Also ist meine Idee hier am besten platziert. Der Titel ist etwas historisch beladen, es geht aber nicht um des Kaisers neue Kleider. Die Idee ist eine andere wie ich hoffe in den nächsten zeilen erläutern zu können
Was schwebt mir nun vor? Ich habe den Eindruck, dass es echte Beethoven-Interpreten gibt, also Pianisten, die den intellektuellen Versuch wagen und wagten sich diesem experimentellem Klavieruniversum zu nähern. Natürlich spielt jeder ernsthafte Pianist irgendwann mal ein paar Beethoven Sonaten ein, das ist aber nicht das, was mich an dieser Stelle interessiert.
In meiner frühen Jugend bekam ich die Sonaten in der Amadeo-Einspielung von Friedrich Gulda. Das war für mich ein prägendes Erlebnis. Ich weiß jetzt noch, wie ich aus allen Wolken fiel, als Gulda in der Arietta von Op. 111 jazzte und ich nur ungläubig zuhörte. Ich bin damals zu meinem Schullehrer gegangen, weil ich dachte, dass der Pianist irgendwas anderes macht und nicht Beethoven spielt. Wir haben uns bei der Gelegenheit die Noten angeschaut und ja, Beethoven hatte den Groove ... Der Bann war gebrochen und ich hörte diese Einspielung rauf und runter. Eine Ausnahme war die Hammerklaviersonate, die ich damals ungenießbar fand - ihre Zeit kam wesentlich später.
So in dieser Art möchte ich den Thread verstehen. Welcher Interpret hat die Liebe zu den Beethoven Sonaten entfacht und welche liebt ihr immer noch? Welchen Eindruck habt Ihr vom Zugang des Interpreten zu den Sonaten?
Mir ist gerade eine neue Interpretation des gesamten Sonatenwerkes in die Hände geraten von einer mir völlig unbekannten Interpretin. Offensichtlich spielte die Auseinandersetzung mit Beethovens Werk eine große Rolle. Von ihr scheint es noch die Diabelli-Variationen zu geben und sonst nichts ... Auch Gilels ist natürlich ein Beethoveninterpret in diesem Sinne. Seine in seinen letzten Jahren begonnene Beethoveneinspielung wurde nur durch seinen Tod beendet und ist deswegen unvollendet geblieben. Die Auseinandersetzung mit Beethoven und seinem Sonatenwerk trägt natürlich von Interpret zu Interpret ganz andere Züge. Barenboim und Buchbinder haben über einen größeren Zeitraum die Sonaten mehrfach eingespielt, warum und mit welchem Erfolg?
Ich bin ein großer Freund von Betrachtungen aus meheren Perspektiven und denke deswegen, dass jeder Interpret (so er die technischen Vorausetzungen mitbringt) etwas zu dem Werk zu sagen hat ... Was? Das wäre dann meine letzte Frage
Das alles würde mich hier interessieren. Ich hoffe, dass der Scope weitgenug gefasst ist, um Interesse zu wecken.