Kulturgutschutz

  • Die deutsche Ministerin für Kultur und Medien hat auf Einladung ihres ukrainischen Amtskollegen Odessa besucht, denn der russische Aggressor hat mit seiner "Sondermassnahme" kulturelle Institutionen dem Boden gleich gemacht. 375 kulturelle Objekte Museen, Theater, orthodoxe Kirchen, Archive sind in der Ukraine seit Kriegsbeginn zerstört. Dahinter steckt eine hinterhältige Strategie.


    https://www.ndr.de/nachrichten…isieren,audio1143500.html


    Das Bild zeigt die Ministerin im Zuschauerraum der Oper in Odessa. Das historisches Zentrum der ukrainischen Hafenstadt ist seit 2009 für eine Nominierung zur Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO vorgesehen.


    62056196_403.jpg


    Recherchiert man weiter zum Thema Kulturgutschutz, wird eine schreckliche Wahrheit sichtbar. Der Wikipedia-Eintrag zum Kulturgutschutz hat mich mit einer Zahl schockiert:


    In der Geschichte der Menschheit waren ... kriegerische Auseinandersetzungen fast ausnahmslos auch stets von Plünderung, Beschlagnahme und Zerstörung von Kulturgut begleitet. Neben dem menschlichen Leid durch kriegerische und bewaffnete Konflikte sind auf diese Art und Weise rund drei Viertel aller jemals von Menschenhand geschaffenen Kulturgüter und somit die Zeugnisse und Nachweise menschlicher schöpferischer Schaffenskraft zerstört worden. Dagegen ist nur etwa ein Viertel aller Kulturgüter durch Naturkatastrophen zerstört worden oder durch normalen Verfall endgültig verschwunden. In allen Epochen war neben der Bekämpfung des Gegners immer auch das Kulturgut potentielles Ziel der feindlichen Kriegsführung. Dieses Bestreben sollte dem Zweck dienen, dass durch erfolgreiche Beutezüge eine Refinanzierung der Kriegskosten erfolgte und gleichzeitig dem unterworfenen Gegner seine geistige und kulturelle Identität genommen wurde. Bei Kriegen, bei welchen Identität eine wichtige Rolle spielt, ist die Zerstörung von Kulturgütern laut Karl von Habsburg auch ein Teil der psychologischen Kriegsführung. Heute ist der Missbrauch von Kulturgütern international gesehen geächtet und strafbar und wird, zumindest wenn Militärs verantwortlich sind, mitunter auch mit Sanktionen bestraft.


    Ich kann weiterhin keine Musik hören. Es bereitet mir körperlich und seelisch Schmerzen. Die täglich medial verbreiteten Bilder menschlichen Leides und erbarmungsloser Zerstörung ganzer Städte und Dörfer sowie Tötung der Zivilpersonen sind für mich nicht zu ertragen. Der Schaden, den der russische Machthaber der Kultur und dem kulturellen Erbe zufügt, macht mich sprachlos. Mein gepackter Koffer steht weiterhin in meiner Wohnung.


    In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 erfolgte auf das rund 630.000 Einwohner zählende Dresden einer der verheerendsten Luftangriffe auf eine Stadt im Zweiten Weltkrieg. Beim Besuch Dresdens, das ich vor einigen Jahren besucht hatte, ist mir mehr als deutlich bewusst geworden, dass sich das in Europa nicht wiederholen darf. Die Fotografie zeigt die zerstörte Innenstadt Dresdens im Jahr 1945.


    ba005532.jpg

    .



    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich geb's nicht gerne zu, aber die grünen Ministerinnen und Minister dieser Bundesregierung machen mir momentan noch den positivsten Eindruck.

    Er hat Jehova gesagt!

  • Die Zerstörung von Kulturgut im Kriege ist leider die Regel und nichts Neues. Dies anzuprangern ist gewiss angemessen. Allerdings tut sich der Eindruck auf, dass uns hier im Westen die Vernichtung von kulturellen Gütern im Falle der Ukraine nähergeht als andernorts. Waren die damaligen Kulturstaatsminister beispielsweise im Irak oder in Syrien? Vielleicht muss es eben doch christlich-abendländischer Kulturkreis sein, damit es tangiert. Staatsministerin Roth reiht sich ein unter die Polittouristen im Kriegsgebiet.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Staatsministerin Roth reiht sich ein unter die Polittouristen im Kriegsgebiet.

    Da klingt so etwas Negatives durch - aber vielleicht höre auch nur ich diesen Sound. Ich sehe das nicht so kritisch. Sollen sie doch in die Ukraine reisen. Besser sie tun es, als dass sie es nicht tun. Jetzt lässt natürlich Claudia Roths Besuch in Odessa nicht im Kreml zu Moskau die Wände wackeln, aber es ist eine Geste! Nachdem größere, bedeutendere, wichtigere Gesten aus Deutschland ja irgendwie nur zögerlich oder gar nicht kommen ...

    Und ich stimme Johannes Schlüter ausdrücklich zu: Auch ich bin weit davon entfernt, den Grünen irgendwie verbunden zu sein. Aber abgesehen von Generalfeldmarschallin Strack-Zimmermann von der FDP sind es grüne Politiker, die zur Zeit am wenigsten unverständlich und nebulös umhereiern.


    Grüße

    Garaguly

  • dem unterworfenen Gegner seine geistige und kulturelle Identität genommen wurde.

    Das scheint ja Russlands Ziel zu sein. Aus den kremlnahen Sprachrohren tönt in dieser Hinsicht eigentlich Glasklares: die Ukraine sei weder ein souveränes Staatswesen noch gebe es so etwas wie eine eigenständige ukrainische Kultur. Das alles ist "Neu-Russland" oder "Klein-Russland". Aus derzeit neu gedruckten russischen Schulbüchern ist der Name Ukraine bereits getilgt. Es ist in Russland von einer Auslöschung der ukrainischen kulturellen Identität die Rede - dazu passt ja auch die Zerstörung von Kulturgütern auf ukrainischem Boden durch russisches Militär.

    Alles fügt sich ineinander. Moskau hat längst mit der Umsetzung seiner Auslöschungsagenda begonnen!


    Grüße

    Garaguly

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Die deutsche Ministerin für Kultur und Medien hat auf Einladung ihres ukrainischen Amtskollegen Odessa besucht, denn der russische Aggressor hat mit seiner "Sondermassnahme" kulturelle Institutionen dem Boden gleich gemacht.

    Ich geb's nicht gerne zu, aber die grünen Ministerinnen und Minister dieser Bundesregierung machen mir momentan noch den positivsten Eindruck.

    Aber abgesehen von Generalfeldmarschallin Strack-Zimmermann von der FDP sind es grüne Politiker, die zur Zeit am wenigsten unverständlich und nebulös umhereiern.

    Ich sage es ganz offen: Mich irritiert dieser Thread total. Damit sehe ich das Forum noch weiter geöffnet für politische Nachrichten und Positionen - in diesem Falle eindeutig pro deutsche Grüne.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Die deutsche Ministerin für Kultur und Medien hat auf Einladung ihres ukrainischen Amtskollegen Odessa besucht, denn der russische Aggressor hat mit seiner "Sondermassnahme" kulturelle Institutionen dem Boden gleich gemacht. 375 kulturelle Objekte Museen, Theater, orthodoxe Kirchen, Archive und andere Orte sind in der Ukraine seit Kriegsbeginn zerstört. Dahinter steckt eine hinterhältige Strategie.

    Das ist ja haarsträubend und deprimierend und muss viel stärker in die Öffentlichkeit! - kultureller Völkermord! Russland muss da wirklich an den Prtanger gestellt werden! ;(

  • Ich geb's nicht gerne zu, aber die grünen Ministerinnen und Minister dieser Bundesregierung machen mir momentan noch den positivsten Eindruck.

    Genau das habe ich meiner Frau gestern Abend auch gesagt ... fast wortwörtlich.

  • Ich geb's nicht gerne zu, aber die grünen Ministerinnen und Minister dieser Bundesregierung machen mir momentan noch den positivsten Eindruck.

    Selten so viel Einigkeit. Habeck wäre sicher auch ein sehr wirksamer Kanzler, aber er ist für mich in der falschen Partei.

    Die anderen grünen Minister wissen, was sie sagen, aber mit grüner Friedenspolitik hat das alles wenig zu tun.

    Zum Glück hat Herr Hofreiter wenig zu bestimmen, er sagt schon zu viel. Man wußte wohl, warum er nicht ins Kabinett gerufen wurde und stattdessen Herrn Ödemir bevorzugte.

    Nur bei Frau Baerbock bin ich noch unschlüssig, ob ich sie als Außenminister mag oder nicht. Immerhin ist sie optisch eine gute Repräsentantin.

    Warten wir es ab, wie das grüne Fußvolk den Schwenk in der Friedenspolitik akzeptiert.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zitat von La Roche

    Herrn Ödemir

    Der Herr heißt immer noch Cem Özdemir.


    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 erfolgte auf das rund 630.000 Einwohner zählende Dresden einer der verheerendsten Luftangriffe auf eine Stadt im Zweiten Weltkrieg. 773 britische Bomber warfen in zwei Angriffswellen zunächst gewaltige Mengen an Sprengbomben ab. Durch die Zerstörung der Dächer und Fenster konnten die anschließend abgeworfenen Brandbomben eine größere Wirkung entfalten. Ihr Feuersturm zerstörte rund 80.000 Wohnungen, und ihre Hitzeeinwirkung deformierte sämtliches Glas in der Innenstadt. Dem britischen Nachtangriff auf die ungeschützte Stadt folgte am Tag die Flächenbombardierung durch 311 amerikanische Bomber.


    Am 15. Februar musste Dresden einen weiteren Angriff der US-Luftwaffe überstehen. Bis zu 25.000 Menschen verloren ihr Leben. Die bis zur Unkenntlichkeit verkohlten Toten lagen noch Tage auf der Straße oder in den Trümmern, ehe die Leichenberge zur Verhinderung von Seuchen verbrannt werden konnten. Bis August 1944 war Dresden als einzige deutsche Großstadt weitgehend von alliierten Bombenangriffen verschont geblieben und auch zu Jahresbeginn 1945 noch nahezu unbeschädigt, obwohl es einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt zwischen Prag, Berlin, Leipzig, Nürnberg und Warschau darstellte. Neben kleineren Rüstungsbetrieben existierten mit der Zeiß-Ikon AG, der Paul Märksch AG oder den Flugzeugwerken in Dresden-Klotzsche auch größere Industrieanlagen. Allerdings waren diese Angriffsziele angesichts mangelnden Rohstoffs und zunehmender Desorganisation der militärischen Nachschubwege Anfang 1945 keine kriegswichtigen Anlagen.


    Die Zerstörung Dresdens war der Höhepunkt gezielter Flächenbombardements der Alliierten gegen die deutsche Zivilbevölkerung, um deren Moral zu brechen.


    Sir Arthur Travers Harris, genannt Bomber-Harris (1892 – 1984) war Oberbefehlshaber des Royal Air Force Bomber Command.
    Er unterstützte die Entwicklung eines Feuersturms („Historischer Stadtkern brennt gut“). Dabei wurden erst mit Luftminen Dächer und Fenster zerstört, um bei den dann folgenden Brandbomben einen Kamineffekt zu erzeugen.


    Viele Obdachlose, die die Bombennacht überlebt hatten und sich vor dem Feuersturm in die Elbwiesen flüchteten, wurden am nächsten Morgen von Tieffliegern schutzlos angegriffen und gezielt umgebracht.


    PS:

    Seit 1992 dräut Bomber Harrris, mit

    2,70 Metern überlebensgroß in Bronze

    gegossen, vor der RAF-Kirche im

    Zentrum Londons. Mit Spitzbauch,

    Schnurrbart und Mütze erinnert er an

    Charles de Gaulle. Gegen die Aufstel-

    lung des Denkmals hatten im Vorfeld

    etliche deutsche Politiker Einspruch

    erhoben – ohne Erfolg.

    Als Queen Mum, die Deutsche Zeit

    ihres langen Lebens gern „Hunnen“

    nannte, das Monument – just am 50.

    Jahrestag des ersten „Tausend-Bom-

    ber-Angriffs“ auf Köln – feierlich ent-

    hüllte, pries sie Harris als „inspirie-

    renden Führer“. Seine Verehrer san-

    gen: „He was a jolly good fellow

  • Es ist natürlich legitim, wenn man keine Musik mehr hören will angesichts der furchtbaren Ereignisse. Allerdings findet praktisch immer irgendwo auf der Welt Krieg statt, und das seit Jahrtausenden (allein die Liste der Kriege im 20. und 21. Jahrhundert ist erschütternd). In der Konsequenz dürfte man vermutlich seiner Lebtage keinen Takt mehr hören. Das kann dann wohl doch nicht die Lösung für die Allgemeinheit sein. Es erinnert ein wenig an die Doppelmoral, als in den ersten Tagen nach dem 24. Februar 2022 ernsthaft diejenigen an den Pranger gestellt wurden, die weiterhin Partys feierten und sich amüsierten. Denkt man das nämlich zu Ende, wäre es auch auf ewig vorbei mit der Feierei.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Cem Özdemir.

    Das ist mir bewußt. Einen Schreibfehler sollte man sich nicht leisten. Mein Fehler. Danke für Deine freundliche Korrektur, Du kannst mir jetzt eine "5" geben. Darf ich mich setzen?

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber Karl,

    danke für Beitrag #11. Meine Frau hat es erlebt, als Kind. An den Folgen hat sie bis heute zu leiden. Ich hatte schon mehrfach darüber geschrieben.

    Opfer der Angriffe wurden auch die bedeutendsten Kunstwerke von "Elbflorenz", von der Semperoper bis zum Zwinger, von der Hofkirche bis zu den bedeutendsten Museen.

    Auch wir Deutsche haben unsagbares Leid durch Krieg erfahren müssen, haben aber auch (zuerst) Leid über andere Länder und Städte gebracht.

    Krieg hat nie dauerhaft zur Lösung von Problemen geführt, irgendwann flammen die meisten Konflikte wieder auf.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Amüsanterweise kam mir Frau Roth heute im BER entgegen, wohl gerade zurück aus der Ukraine und augenscheinlich ganz zufrieden mit sich.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Das Beispiel Dresden steht für die totalitäre Dimension des zweiten Weltkriegs. Der Bombenterror sollte die Zivilbevölkerung terrorisieren. Dabei hat man nicht unterschieden, was man trifft. Auch keine Kulturgüter geschont. Deren Zerstörung hat man als Kollateralschaden billigend in Kauf genommen. Irgend eine moralische Rechtfertigung dafür gibt es nicht. Deshalb ist die Zerstörung von ukrainischen Kulturgütern aber auch eine andere Dimension. Mit ferngesteuerten Präzisionswaffen richtet sie sich gegen Kulturgüter als solche, ist also eine gezielte Vernichtung kultureller Identität. Das haben die Russen in Georgien schon so gemacht. Übrigens war es die deutsche Armee, die im 1. Weltkrieg das Straßburger Münster gezielt beschossen hat. Diese Barbarei blieb aber vereinzelt und war nicht generalstabsmäßig geplant.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Wenn ich den Titel dieses Thread recht verstehe, reist also Claudia Roth im Namen der Bundesregierung zum Schutz europäischen Kulturgutes nach Odessa.

    Das möchte ich nun wirklich lieber nicht kommentieren.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Zum Glück hat Herr Hofreiter wenig zu bestimmen, er sagt schon zu viel.

    Ich dachte zuletzt, er sei eine Loriot'sche Karikatur eines bayerischen Lokalpolitikers. Wildert ungeniert in Bereichen herum, die seine fachliche Expertise bei weitem übersteigen und tut auf Militärexperte.

    Generalfeldmarschallin Strack-Zimmermann

    Ich bin mittlerweile froh, dass diese Dame, die ich zuvor eigentlich wegen ihrer Kompetenz schätzte, nicht im Chefsessel des Bundesverteidigungsministeriums sitzt.

    Bei beiden hat man den Eindruck, also versuchten sie seit dem 24.2. ihren Frust über die ihnen entgangenen Bundesministerien durch besonders lautstarke Parolen auszugleichen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wenn ich den Titel dieses Thread recht verstehe, reist also Claudia Roth im Namen der Bundesregierung zum Schutz europäischen Kulturgutes nach Odessa.

    Claudia Roth war auf Einladung des ukrainischen Kulturministers Olexandr Tkatschenko in Odessa.

    Roth hat sich bereits mehrfach für die Unterstützung von ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern in ihrem Land und von geflüchteten Kulturschaffenden in Deutschland sowie von ukrainischen Kulturinstitutionen stark gemacht.

    Von Seiten des Bundeskabinetts hatten zuvor Annalena Baerbock Anfang Mai und Svenja Schulze Ende Mai jeweils Kiew besucht. Auch Friedrich Merz sowie Bundestagspräsidentin Bärbel Bas waren bereits in Kiew.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Wenn ich den Titel dieses Thread recht verstehe, reist also Claudia Roth im Namen der Bundesregierung zum Schutz europäischen Kulturgutes nach Odessa.

    Das möchte ich nun wirklich lieber nicht kommentieren.


    LG Nemorino

    Ja, aber dann lass es doch einfach!?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ja, aber dann lass es doch einfach!?

    Das ist halt die Konditionierung durch die sozialen Medien, wo man kommentiert, dass man nicht kommentiert. Oder wütend behauptet, ob des unbotmäßigen Artikels nun endgültig das Zeitschriftenabo zu kündigen (das man nie hatte…).


    Oder einfach schreibt: „DAS KANN MAN SICH NICHT AUSDENKEN!!!“

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Das ist halt die Konditionierung durch die sozialen Medien, wo man kommentiert, dass man nicht kommentiert. Oder wütend behauptet, ob des unbotmäßigen Artikels nun endgültig das Zeitschriftenabo zu kündigen (das man nie hatte…).


    Oder einfach schreibt: „DAS KANN MAN SICH NICHT AUSDENKEN!!!“

    :hahahaha::thumbup:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Hallo La Roche,


    ich habe dieses "Erlebnis" von zwei Zeitzeugen von der Bombadierung der Stadt Bayreuth geschildert bekommen, einer konnte es nur mit Tränen in den Augen und zitternder Stimme schildern, wie er als kleiner Kerl mit seiner Mutter im Wald neben dem Festspielhaus oberhalb der Stadt die Angriffswellen der Bomber miterleben musste.


    Der andere sass im Keller und kann nicht vergessen, wie bei den Einschlägen sich jedes mal die Sandsteinblöcke des Kellers hoben und Sand auf seinen Kopf rieselte.

    Als sie später nach oben kamen, war der städtische Friedhof durchgepflügt, das Kriegsgefangenenlanger in der Nähe hatte Volltreffer abbekommen, durch die Straßen fegten Feuersbrünste.


    Terror und Vernichtung ohne jegliche militärische Notwendigkeit.


    Es grüßt


    Karl

  • Es ist natürlich legitim, wenn man keine Musik mehr hören will angesichts der furchtbaren Ereignisse. Allerdings findet praktisch immer irgendwo auf der Welt Krieg statt, und das seit Jahrtausenden (allein die Liste der Kriege im 20. und 21. Jahrhundert ist erschütternd). In der Konsequenz dürfte man vermutlich seiner Lebtage keinen Takt mehr hören. Das kann dann wohl doch nicht die Lösung für die Allgemeinheit sein. Es erinnert ein wenig an die Doppelmoral, als in den ersten Tagen nach dem 24. Februar 2022 ernsthaft diejenigen an den Pranger gestellt wurden, die weiterhin Partys feierten und sich amüsierten. Denkt man das nämlich zu Ende, wäre es auch auf ewig vorbei mit der Feierei.

    Lieber Joseph II


    Es gab Jahre in meiner Biografie in denen ich nach einem bestimmten Ereignis weder Musik hörte noch ein Musikinstrument spielte. ich musste mir die Musik im wahrsten Sinne des Wortes wieder einverleiben. Jetzt ist mir die Lust wieder vergangen. Es ist kein Nicht-Mehr-Wollen sondern ein Nicht-Mehr-Können. In meiner Profession habe ich mit traumatisierten Menschen zu tun. Die Mechanismen einer seelischen Verletzung sind mir mehr als bewusst.


    * * *


    Zur Eröffnung des Threads


    Kulturgutschutz ist mir ein grosses Anliegen. Nicht der Besuch Odessas durch eine deutsche Politikerin sondern die Zerstörungen der Theater, Museen, Archive und Kirchen in der Ukraine sind der Grund für die Eröffnung dieses Threads.


    Anlässlich eines Aufenthaltes in Dresden hatte ich das militärhistorische Museum der Bundeswehr besucht. Es gibt Exponate, die nicht direkt einsehbar sind und einen Hinweis auf ihre verstörende Aussage haben, falls man sie sich dennoch ansehen möchte. Nachdem man die eindrückliche Präsentation über alle Stockwerke hinter sich gebracht hat, öffnet sich in der obersten Etage beim Betreten der Terrasse der Blick auf die Stadt, die im zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Man denkt, Krieg darf sich in Europa und der Welt nie wieder ereignen. Man hat alles zu tun, dass der Friede in der Welt bewahrt wird. Trotzdem geschieht Krieg an jedem Tag weltweit, auch in den Minuten während ich diese Zeilen schreibe.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Kennt hier jemand eigentlich Litauens „singende Revolution“?


    Es gibt alle fünf Jahre ein Sängerfest in Riga, seit 1873. Schon damals „mit 45 Chören und über 1000 Teilnehmern.“


    „Eine besondere Rolle haben dabei die Dainas, Jahrhunderte alte Lieder, die aus vierzeiligen Reimen bestehen und über die Liebe, das Leben im allgemeinen und die wichtigen Ereignisse wie Geburt, Heirat und Tod philosophieren.

    Die Letten verstanden ihr Festival immer als Ausdruck ihrer nationalen Identität, was schließlich von 1987 bis 1991 zu den „singenden Protesten“ führte, heute als die singende Revolution bekannt.

    Nach der erlösenden Abstimmung über die Unabhängigkeit im Parlament im Jahr 1990 sangen 500.000 Menschen die alten Volkslieder am Ufer der Daugava. Selbst als sie russischen Panzern gegenüberstanden sangen sie weiter.“


    https://skandinavien.eu/report…kum/chorkonzert-riga.html


    Warum ich das schreibe?


    Die russische Staatsduma hat soeben einen Gesetzesentwurf zur Aufkündigung der russischen Anerkennung der Unabhängigkeit Litauens von 1990 vorgelegt. Darin heißt es, die Anerkennung sei "illegal".


    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Lieber hasiewicz


    Danke für den Hinweis auf die singende Revolution in Litauen im Jahr 1990. Die Kraft der Musik und ihre Identität stiftende Wirkung hatte Litauen damals geeint. Der Gesang ist tief in der litauischen Gesellschaft verankert. Letzte Woche sah ich eine Dokumentation über das baltische Land, in der dies eindrücklich mit historischem Filmmaterial gezeigt wurde. Die baltischen Lieder- und Tanzfeste (gemeinsam mit Estland und Lettland) sind seit 2003/2008 ein immaterielles UNESCO-Kulturgut. Somit passt dein Hinweis sehr gut zu diesem Thread.


    * * *


    Exkurs zur Politik:


    Beim Lesen deines Hinweises auf die Aufkündigung der Anerkennung der Unabhängigkeit Litauens von 1990 durch die russische Duma und der Begründung "Illegalität" gehen bei mir alle roten Lampen an. Es sollte jedem Europäer klar sein, was dieser Gesetzesentwurf bedeutet und was bei einer Annahme folgen wird: Die Souveränität einer weiteren Nation ist gefährdet. Das wäre eine beunruhigende, den Frieden in Europa gefährdende Entscheidungen der russischen Legislative. Die Exekutive, der Machthaber Putin, würde so den Angriff auf ein weiteres, zur ehemaligen Sowjetunion gehörendes Gebiet legitimieren. Es ist die bewusste Schürung der Angst, die betrieben wird.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Die russische Staatsduma hat soeben einen Gesetzesentwurf zur Aufkündigung der russischen Anerkennung der Unabhängigkeit Litauens von 1990 vorgelegt. Darin heißt es, die Anerkennung sei "illegal".

    Beim Lesen deines Hinweises auf die Aufkündigung der Anerkennung der Unabhängigkeit Litauens von 1990 durch die russische Duma und der Begründung "Illegalität" gehen bei mir alle roten Lampen an.

    Bei der erwähnten Nachricht sollte man sehr kritisch sein. Ich fand als Quelle nur zwei ukrainische Seiten; auf der Seite der russischen Staatsduma wird kein Wort darüber verloren, auch nicht in der internationalen Presse.

    "The State Duma of the Russian Federation registered a bill on "Cancellation of the recognition of Lithuania's independence" dated September 6, 1991, the recognition of which was considered illegal by the member from the United Russia party Yevgeny Fedorov. It is reported by ZN.ua on Wednesday, June 8."

    https://ukranews.com/en/news/8…independence-of-lithuania

    Die russische Generalstaatsanwaltschaft überprüfte bereits 2015 die Rechtmäßigkeit der Anerkennung der Unabhängigkeit der baltischen Republiken durch die Sowjetunion 1991. Veröffentlicht wurde die Nachricht in deutscher Sprache sehr zeitnah bereits vor 7 Jahren am 30.06.2015 in "augengeradeaus.net"


    Merke: Fake-News und Irreführung gibt es auf allen Seiten.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Litauens öffentlich-rechtliche Rundfunkgesellschaft hat es auch auf ihrer Webseite.

    Wir werden ja sehen, ob die Meldung noch die Runde machen wird.

  • Inzwischen haben sich offizielle russische Stellen zur Aufkündigung der Anerkennung der Unabhängigkeit Litauens geäußert.


    Der Abgeordnete Jewgeni Fjodorow der Partei „Einiges Russland“ hatte einen Gesetzentwurf in der Duma eingebracht. Fjodorovs Entwurf sah vor, die Anerkennung der Unabhängigkeit Litauens durch die Sowjetunion aus dem Jahr 1991 aufzuheben, da sie „von einem verfassungswidrigen Gremium unter Verletzung der Verfassung der UdSSR angenommen“ worden sei. Da die Russische Föderation „Rechtsnachfolgerin der UdSSR auf ihrem Territorium“ sei, wie in dem Dokument argumentiert wird, könne das Dekret aufgehoben werden.


    Etwa eine Stunde nachdem russische Nachrichtenagenturen über den Gesetzentwurf berichteten, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass, eine „solche Initiative“ sei dem Kreml nicht bekannt.

    Noch am Abend veröffentlichte die Agentur dann ein Statement des ehemaligen Vorsitzenden des russischen Verfassungsgerichts, Dainius Žalimas, demzufolge der Gesetzentwurf des Abgeordneten keine Folgen für Litauen haben dürfte, da die Beziehungen zwischen Litauen und Russland „nicht auf einer Resolution des Staatsrates der UdSSR vom 6. September 1991, sondern auf einem zwischenstaatlichen Abkommen vom 19. Juli 1991“ beruhten.


    Der rechtsnationalistische Jewgeni Fjodorow ist Vorsitzender des Vereins Nationale Befreiungsbewegung (NOD). NOD ist eine politische Bewegung in Russland. Sie verfolgt das Ziel, den Einfluss der Russischen Föderation zu vergrößern, bis er einen Zustand erreicht hat, der dem der Sowjetunion vor dem Jahr 1991 nahe kommt.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Sie verfolgt das Ziel, den Einfluss der Russischen Föderation zu vergrößern, bis er einen Zustand erreicht hat, der dem der Sowjetunion vor dem Jahr 1991 nahe kommt.

    Aber das ist doch genau das, was auch der Mann im Kreml anstrebt. Er hat doch den Zerfall der Sowjetunion als größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet Und Alt-Kanzlerin Merkel hat bei ihrem öffentlichen Auftritt vor einigen Tagen bestätigt, dass Putin ihr gegenüber diese Auffassung bereits bei einem Treffen im Jahr 2007 vertrat.


    Vielleicht zündet der Kreml gerade Nebelkerzen der Verunsicherung in Richtung Baltikum. Man lässt irgendeinen Rechtsausleger etwas behaupten, was dann offiziell dementiert wird, aber das Thema ist damit trotzdem in der Welt. Ich nehme an, dass man sich in Litauen gerade so seine besorgten Gedanken macht. NATO-Mitgliedschaft hin oder her.


    Grüße

    Garaguly

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Interviebanner 1 Gelbe Rose