Sinn oder Unsinn - Regietheater

  • Ich möchte hier keinen pauschalen Rundumschlag zum Thema Regietheater verfassen. Aus diesem Grunde beginne ich mit einer Rarität, einer positiven Erfahrung.

    2019 - Mozarts Entführung aus dem Serail in Linz. Ich kenne die Oper in und auswendig und habe mich deshalb nicht vorab zu der Aufführung informiert - zum Glück. Die Tatsache, dass es sich um eine bildliche Neuinterpretaion des Werkes handelte, hätte mich ziemlich sicher daran gehindert, die Vorstellung zu besuchen.

    Zusammengefasst: Francois de Carpentries verlegte den Schauplatz der Handlung nach Tripolis vor Ausbruch des 1. Weltkrieges. Pedrillo war sowas wie ein Dokumentarfilmer, der mit Konstanze (liebte eigentlich Bassa Selim) und Blonde, eine Suffragette, im Palast Bassa Selims unter Hausarrest stand. Alles nett, abgesehen von den Dialogen, die zur Erklärung der Handlung notwendig waren und die Spieldauer auf knapp vier Stunden (so genau hab ich es nicht mehr im Kopf) anschwellen ließen.


    Dass es viel schlimmer geht, wissen wir nicht erst seit den aktuellen Wagner-Verhundsungen aus Bayreuth, namentlich: Tannhäuser und vor allem Valentin Schwarz Ring.

    Der Standpunkt, den ich diesbezüglich vertrete, ist jener, dass die Inszenierungen aktueller Prägung nur durchführbar sind, weil den meisten Zuhörern in den Spielhäusern die Texte der Opern verborgen bleiben. Das ist aber kein Argument sondern lediglich eine These zum Ist-Zustand. Meine Kritik gilt der Absurdität des Vorgetragenen. Man stelle sich die Neuverfilmung eines Hollywood-Films vor, sagen wir “Casablanca”. Der Text bleibt gleich, lediglich Handlung und Schauplatz werden in das Star Wars-Universum verfrachtet. Niemand würde diesen Unsinn ernst nehmen, womöglich Mel Brooks als federführende Kraft hinter dem Film vermuten. Es mag sich hierbei um kein Gesetz handeln, aber die wenigen guten Beispiele gelungener Inszenierungen bewegen sich so nahe an der originalen Handlung, dass sich zumindest für mich die Frage stellt, ob man diesbezüglich mangels echter Definition überhaupt noch von Regietheater sprechen kann.


    Ein anderer Punkt ist die zugrunde liegende Willkür. Bei einer Oper handelt es sich um ein Bühnenstück bestehend aus Handlung, Text, Musik und Bühnenbild. Diese Komponenten müssen schlüssig zueinander passen. Wie kommt es, dass bisher (Gott sei Dank!!!) nur bei dargestellter Handlung und Bühnenbild interveniert wird (abgesehen von ein paar kleinen zeitgeistigen Eingriffen bei den Texten)? Wie lange dauert es noch, bis Text und Musik umgeschrieben werden? Wann wird “Der Zerfall”, eine Tetralogie über das Endel der Sowjetunion - Text Robert Menasse - Musik Richard Wagner uraufgeführt? Ich persönlich hoffe, dass das Pendel möglichst bald seinen Wendepunkt erreicht und die nächsten 60 Jahre in die andere Richtung schwingt, damit ich mich in diesem Leben nicht mehr über anmaßende Regisseure ärgern muss.

    „Puccini ist der Verdi des kleinen Mannes, und Lehár ist dem kleinen Mann sein Puccini.“

  • Ein neuer Thread zum Thema Regietheater hat dem Forum gerade noch gefehlt.


    Hast Du mal geschaut, wie viel dazu schon geschrieben wurde? Diese Threads enden regelmäßig in persönlichen Beleidigungen und werden am Ende geschlossen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ein neuer Thread zum Thema Regietheater hat dem Forum gerade noch gefehlt.

    Genau - Ein Thread zum Thema Regietheater ist immer willkommen:hello:

    Wenn jemand gehofft hat, wir würden nach Abgang von Gerhard Wischniewsky den Status Quo stillschweigend akzeptieren, dann irrt er.

    Andrerseits ist das Regietheater ein unverzichtbarer Bestandteil der Forums.

    Immer wieder gibts da was worüber man sich lustig machen kann.

    Ich erkläre hier an dieser Stelle meine ausgesprochene Sympathie allen Versuchen gegenüber diesen Schund zum Verstummen zu bringen. Aber dank geringerer Subventionen und postcoronabedingt wird das unter Umständen selbst eintrocknen, denn die Hemmschwelle ein Opernhaus zu besuchen wird nun schon dadurch höher, daß viele einstige Opernbesucher es aus Angst vor einer Ansteckung meiden. Man wird also - um überhaupt überleben zu können - die Leute mit "schönen" Inszenierungen anlocken müssen. Ob das gelingt ? Ich zweifle da sehr. Denn so mancher wird sagen "Das ist mir das Risiko einer Ansteckung nicht wert - und drei Srunden mit Maske - Nein danke".


    Auch wenn es viele sich nicht vorstellen können: Ich habe einen ausgeprägten Sinn für (oft skurrilen) Humor.

    Und ich musste hellauf auflachen als ausgerechnet Bertarido sich gegen neue Regietheaterthreads aussprach.:hahahaha::hahahaha::hahahaha:


    Damit dieser Thread auch das Internet erreicht, habe ich ihn vom internen (Tritsch- Tratsch) Bereich an seinen ihm zustehenden Platz verschoben....

    Anti Regietheterthreads - auch wenn sie manchmal geschlossen werden müssen - sind geradezu ein Markenzeichen des Tamino Klassikforums - und somit unverzichtbar.


    mfg aus Wien

    Akfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Du willst den Teufel mit Beelzebub austreiben? :D


    Mich juckt es zwar schon wieder in den Fingern, wenn ich den ersten Beitrag lese, natürlich bin ich dezidiert anderer Meinung. Aber da ich Freitag in den Urlaub fahre und bis dahin noch viel zu tun habe, kann ich mich hoffentlich zurückhalten.


    Und ich musste hellauf auflachen als ausgerechnet Bertarido sich gegen neue Regietheaterthreads aussprach. :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:

    Habe ich jemals einen gestartet? Ich kann mich nicht erinnern. Aber wenn es sie denn mal gab, konnte ich den Unsinn natürlich nicht unwidersprochen lassen, der da von Herrn Wischniewski und Konsorten verzapft wurde. :baeh01:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Aber dank geringerer Subventionen und postcoronabedingt wird das unter Umständen selbst eintrocknen, denn die Hemmschwelle ein Opernhaus zu besuchen wird nun schon dadurch höher, daß viele einstige Opernbesucher es aus Angst vor einer Ansteckung meiden.Genau - Ein Thread zum Thema Regietheater ist immer willkommen:hello:

    Zumindest in Wien wird das noch ein bisschen dauern, fürchte ich...

    Bogdan Roscics Vertrag an der Staatsoper wurde kürzlich bis 2030 verlängert (https://www.nmz.de/kiz/nachric…-hat-bis-2030-verlaengert), an der Volksoper beginnt Lotte de Beer jetzt ihre Intendanz, am Theater an der Wien Stefan Herheim, da trocknet so schnell zumindest in der Donaumetropole gar nichts ein...

  • Dass es viel schlimmer geht, wissen wir nicht erst seit den aktuellen Wagner-Verhundsungen aus Bayreuth, namentlich: Tannhäuser [...]

    Genau! Der Tannhäuser war absolut großartig! Z.B. der zweite Aufzug als quasi-Referenz auf die "klassischen" Inszenierungen unter Wieland und Wolfgang Wagner.

    Ein anderer Punkt ist die zugrunde liegende Willkür. Bei einer Oper handelt es sich um ein Bühnenstück bestehend aus Handlung, Text, Musik und Bühnenbild. Diese Komponenten müssen schlüssig zueinander passen. Wie kommt es, dass bisher (Gott sei Dank!!!) nur bei dargestellter Handlung und Bühnenbild interveniert wird (abgesehen von ein paar kleinen zeitgeistigen Eingriffen bei den Texten)? Wie lange dauert es noch, bis Text und Musik umgeschrieben werden? Wann wird “Der Zerfall”, eine Tetralogie über das Endel der Sowjetunion - Text Robert Menasse - Musik Richard Wagner uraufgeführt?

    Ist die letzten 40, 50 Jahre nicht passiert - Regietheater ist keine Erfindung der letzten Dekade! - warum sollte es es jetzt plötzlich passieren?


    Ganz ehrlich, lieber Stolzing und ohne Dir zu nahe treten zu wollen, aber dieser Thread ist etwa so überflüssig, wie der sprichwörtliche Kropf! - Gerne, wie hier auch regelmäßig gefordert, anhand konkreter Inszenierungen, die allen zugänglich sind. Wobei auch dort ernsthafte Diskussionen aus den unterschiedlichsten Gründen (Unlust, (absichtliches) Unverständnis, Lust am Krawall) die Ausnahme und nicht die Regel sind. Für darüber hinausgehende, theoretische Erörterungen oder gar Diskussionen ist der rein schriftliche Austausch via Forum m.E. ganz schlicht ungeeignet.


    Viel Spaß noch mit diesem Thema :hello:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ganz ehrlich, lieber Stolzing und ohne Dir zu nahe treten zu wollen, aber dieser Thread ist etwa so überflüssig, wie der sprichwörtliche Kropf!


    Ein neuer Thread zum Thema Regietheater hat dem Forum gerade noch gefeh

    Der Thread ist wichtig und notwendig, um dem Treiben der Regisseure endlich Einhalt zu gebieten. Es wurde Zeit, daß im TV wenigstens ab und zu Opern gezeigt werden, die man wiedererkennen kann, z.B. die Butterfly aus Bregenz, die Carmen aus Verona, den Turandot aus St. Margarethen und demnächst den Nabucco ebenfalls aus St. Margarethen. Es wurde Zeit!!

    Wer es nicht sehen will, soll es halt bleiben lassen. Genauso wie ich es mache, wenn eine RT-Inszenierung angekündigt wird. Das gilt für Livebesuche und Übertragungen.

    Also ,lieber Stolzing, weiter so. Du hast Unterstützer hier im Forum, wenn sich auch eine Reihe Gegner des RT aus dem Tamino verabschiedet haben.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Genau! Der Tannhäuser war absolut großartig! Z.B. der zweite Aufzug als quasi-Referenz auf die "klassischen" Inszenierungen unter Wieland und Wolfgang Wagner.

    Ist die letzten 40, 50 Jahre nicht passiert - Regietheater ist keine Erfindung der letzten Dekade! - warum sollte es es jetzt plötzlich passieren?

    Wenn überhaupt, war Kratzer originell. Ich hab die Inszenierung 2019 und 2021 in Bayreuth live gesehen - sie bleibt mit dem Inhalt des Tannhäuser schlicht inkompatibel. Somit verwandelt der Regisseur das dargestellt Werk in totalen Nonsens.

    „Puccini ist der Verdi des kleinen Mannes, und Lehár ist dem kleinen Mann sein Puccini.“

  • Ein anderer Punkt ist die zugrunde liegende Willkür. Bei einer Oper handelt es sich um ein Bühnenstück bestehend aus Handlung, Text, Musik und Bühnenbild. Diese Komponenten müssen schlüssig zueinander passen.

    D'accord, so ist es. Dies wird man den eisernen Verfechtern des sog. Regietheaters aber nicht verständlich machen können. Je größer der Unsinn, desto mehr wird es bejubelt. Und dann darf man sich noch hip und unangepasst fühlen dabei. Und die Regisseure ziehen, angefeuert durch ihre Jünger, weiter wie Heuschrecken durchs Land und erhitzen sich daran, das Publikum "vorzuführen", hochgeschrieben von einem Großteil des Feuilletons, der dem ganzen Wahnsinn in pseudointellektueller Manier huldigt und ebenfalls glaubt, Teil von etwas ganz Großem zu sein.

    P.S. Sieht man das Regietheaterforum auf der Hauptseite derzeit irgendwie nicht? Ich komme in diesen Thread nur über die neuesten Beiträge.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Mich ärgert - oder erheitert - je nach momentaner Stimmungslage - der Gedanken gang, daß die Verfechter des Regietheaters es in irgendeiner Form mit "intellektuell" in Verbindung bringen.

    Ganz kurz noch WARUM ich mich hier gegen diesen Stumpfsinn (der allerdings Methode hat) schreibe:

    NICHT um irgendjemanden zu überzeugen, nicht weil ich glaube das Regietheater von mir aus abwürgen zu können - SONDERN als BOTSCHAFT an alle Regietheatergegner:

    "ihr seid nicht allein - es gibt viele die so denken wie ihr -Lasst Euch nicht einredet Ihr wäret verschrobene Querulanten oder "Ewiggestrige"

    Nein ihr habt euch noch Traditionsbewusstsein und guten Geschmack bewahrt, Werte die heute selten geworden sind.

    Das chte ich an dieser Stelle imer wieder vermitteln. Wad mich von Herrn Wischniewski unterscheidet, ist, daß das Regiethetaer nicht mein Hauptthema oder einziges Thema ist- es gibt viele Themen in der klassischen Musik über die ich schreibe.

    Das Regietheater wird solange nicht verstummen als die sogenannten "Mächtigen" der Politik, die oftmals nur Marionetten eine gewissen Lobby sind ihnen unsere Steuergelder zukommen lassen - im Namen der Kunst - weil sie nicht kapiert haben, daß dies gar keine Kunst ist.....

    Wir müssten es zustandebringen, daß wir die Politik ebenso für unsere Sache intrumentalisieren, wie es die Umweltschützer und Klimawächter zu mustergültig vormachten.

    Aber hier gibt es einen Schwachpunkt: Musiktheater, Theater, Kunst und Kultur interessieren heute so gut wie niemanden wirklich........


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wir gehen wenigstens noch in die Oper. Am Sonntag werde ich in Düsseldorf Macbeth sehen. Diese Vorstellung wird übrigens für operavision aufgezeichnet und ist dort ab dem 30 September zu sehen.

  • Ich bin schon ab und an auch noch in der Oper (wenn auch viel seltener als früher), aber die Freiheit, Schwachsinnsinszenierungen auch unverblümt als solche zu benennen, nehme ich mir auch künftig.

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Vor einigen Jahren gab es die Zauberflöte hier in Münster in einer Star-Wars-Version. Ich hatte leider nicht die Gelegenheit, mir die Inszenierung anzusehen, habe aber sowohl von Mitwirkenden als auch von Besucherinnen und Besuchern nur Gutes gehört. Die Inszenierung soll insbesondere bei den jüngeren Generationen sehr gut angekommen sein (verständlich), mir wurde berichtet, dass dementsprechend auch der Altersschnitt deutlich niedriger als üblich war. Insofern hat die Inszenierung also zumindest was den Spaßfaktor und das Ansprechen eines neuen und jüngeren Publikums angeht ganze Arbeit geleistet.

    Wie viel das noch mit der Zauberflöte zu tun hatte, kann ich leider nicht beurteilen. Auch wenn ich persönlich "traditionelle" Inszenierungen bevorzuge, habe ich keine Probleme mit gemäßigt modernen Inszenierungen (der 2018er Lohengrin hat mir etwa sehr gut gefallen) oder eben solchen wie die Star-Wars-Zauberflöte, die bewusst Opernneulinge ansprechen wollen.


    Liebe Grüße

    Amdir

  • Wir gehen wenigstens noch in die Oper. Am Sonntag werde ich in Düsseldorf Macbeth sehen. Diese Vorstellung wird übrigens für operavision aufgezeichnet und ist dort ab dem 30 September zu sehen.

    :thumbup:


    Habe für die gerade begonnene Saison hier in Hamburg un Lübeck folgendes auf dem Plan:


    Die Entführung aus dem Serail

    Carmen

    Der fliegende Holländer

    Faust

    Lohengrin

    Lady Macbeth von Mzensk

    Salome

    Don Pasquale

    Il trittico

    Albert Herring

    Norma

    Venere e Adone (Salvatore Sciarrino)

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Mich ärgert - oder erheitert - je nach momentaner Stimmungslage - der Gedankengang, daß die Verfechter des Regietheaters es in irgendeiner Form mit "intellektuell" in Verbindung bringen.

    Ach, lieber Alfred, auf die Idee käme ich garnicht. Höchstens, dass gutes Regietheater - sowohl Produktion, als auch Rezeption - etwas mit Intelligenz zu tun hat ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Wir gehen wenigstens noch in die Oper. Am Sonntag werde ich in Düsseldorf Macbeth sehen. Diese Vorstellung wird übrigens für operavision aufgezeichnet und ist dort ab dem 30 September zu sehen.

    Im Audio-Opernführer der DOR weist die Dramaturgin schon nach weniger als einer Minute darauf hin, dass es "blutig zugehen" wird.

    https://www.operamrhein.de/download/3009/intro_macbeth.mp3


    wie das dann auf der Bühne aussehen wird, kann man hier im Trailer sehen oder hingehen (mach ich auch).

    In dieser Oper gibt es jedoch auch viele Todesopfer, und wo getötet wird, fließt oft Blut.


    Oper live in dieser Spielzeit habe ich bisher für 19 Vorstellungen Tickets schon vorliegen. Von Lakmé über La Juive und Der Kaiser von Atlantis bis Lessons in Love and Violence ist alles dabei. Keine Ahnung, wieviel davon Regietheater sein wird.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Der Standpunkt, den ich diesbezüglich vertrete, ist jener, dass die Inszenierungen aktueller Prägung nur durchführbar sind, weil den meisten Zuhörern in den Spielhäusern die Texte der Opern verborgen bleiben. Das ist aber kein Argument sondern lediglich eine These zum Ist-Zustand.

    Ähh, Obertextanlagen? Inzwischen in praktisch allen Opernhäusern gang und gäbe! - Im übrigen ist leider weiterhin der größte Teil des Publikums jenseits der 60 - Gründe dafür und was man tatsächlich dagegen tun könnte, sind nicht Gegenstand dieses (überflüssigen) Threads - und dürften mit dem jeweiligen Stoff durchaus vertraut sein ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Wer es nicht sehen will, soll es halt bleiben lassen. Genauso wie ich es mache, wenn eine RT-Inszenierung angekündigt wird. Das gilt für Livebesuche und Übertragungen.

    Mit dem Unterschied, dass ein sogenannter "Freund" des sogenannten Regietheaters meiner Erfahrung nach zumeist eher bereit und in der Lage ist, sich mit einer Zeffirelli- oder Schenk-Inszenierung (kritisch) auseinanderzusetzen, als dies die meisten

    Gegner des RT

    bei einer z.B. Konwitschny-Inszenierung überhaupt bereit sind zu tun ... eventuell eine Frage des geistigen Horizonts!?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ähh, Obertextanlagen? Inzwischen in praktisch allen Opernhäusern gang und gäbe! - Im übrigen ist leider weiterhin der größte Teil des Publikums jenseits der 60 - Gründe dafür und was man tatsächlich dagegen tun könnte, sind nicht Gegenstand dieses (überflüssigen) Threads - und dürften mit dem jeweiligen Stoff durchaus vertraut sein ...

    Das macht es nur noch schlimmer. Wer den Text mitliest und eine davon unabhängige Handlung toleriert, der hat den Wandel hin zur großen Irrelevanz vollzogen. Man könnte auch von Nihilismus sprechen.

    „Puccini ist der Verdi des kleinen Mannes, und Lehár ist dem kleinen Mann sein Puccini.“

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  • Mit dem Unterschied, dass ein sogenannter "Freund" des sogenannten Regietheaters meiner Erfahrung nach zumeist eher bereit und in der Lage ist, sich mit einer Zeffirelli- oder Schenk-Inszenierung (kritisch) auseinanderzusetzen, als dies die meisten

    bei einer z.B. Konwitschny-Inszenierung überhaupt bereit sind zu tun ... eventuell eine Frage des geistigen Horizonts!?

    ich brauche weder Schenk noch Zeffirelli - gebt mir moderne, ästhetische, gern symbolistische Inszenierungen a la Krämer oder Bechtolf.

    „Puccini ist der Verdi des kleinen Mannes, und Lehár ist dem kleinen Mann sein Puccini.“

  • Der Standpunkt, den ich diesbezüglich vertrete, ist jener, dass die Inszenierungen aktueller Prägung nur durchführbar sind, weil den meisten Zuhörern in den Spielhäusern die Texte der Opern verborgen bleiben. Das ist aber kein Argument sondern lediglich eine These zum Ist-Zustand.

    Ähh, Obertextanlagen? Inzwischen in praktisch allen Opernhäusern gang und gäbe! - Im übrigen ist leider weiterhin der größte Teil des Publikums jenseits der 60 - Gründe dafür und was man tatsächlich dagegen tun könnte, sind nicht Gegenstand dieses (überflüssigen) Threads - und dürften mit dem jeweiligen Stoff durchaus vertraut sein ...

    Das macht es nur noch schlimmer. Wer den Text mitliest und eine davon unabhängige Handlung toleriert, der hat den Wandel hin zur großen Irrelevanz vollzogen. Man könnte auch von Nihilismus sprechen.

    Okay, und was genau ist jetzt Dein Standpunkt? Den meisten Besuchern/Zuschauern bleibt der Text verborgen? Oder die meisten Besucher/Zuschauer haben den "Wandel hin zur großen Irrelevanz" (was auch immer das konkret bedeuten mag; bin jetzt ich als Zuschauer irrelevant, weil ich es tolleriere? Oder ist die Handlung irrelevant? Die jeweilige Inszenierung? Die jeweilige Oper? Oder Oper an sich?) vollzogen?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • [...] ästhetische, gern symbolistische Inszenierungen [...]

    Achtung! Ästhetisch bedeutet entgegen der landläufigen Meinung nicht unbedingt "schön", sondern kann auch häßlich sein; aber da kann Holger Kaletha deutlich mehr zu schreiben. Und "symbolistisch" im Sinne von Symbolismus ist eine Kunstrichtung des ausgehenden 19ten Jahrhunderts. - Meinst Du tatsächlich das?


    p.s. Bitte, ich will Dich nicht ärgern - vielleicht etwas zu viel Rotwein heute abend :untertauch: - aber wovon reden wir hier eigentlich? Tatsache ist doch, dass diese unsäglichen Regietheater-Diskussionen schon allein in Ermangelung einer zumindest akzeptablen Begriffs- und Themendefinition zum Scheitern verurteilt sind. Klar, man kann sich im Angesicht des schieren Themenumfanges auch auf einen oder zwei Einzelaspekte konzentrieren, aber auch über die müsste zuvor Einigkeit erzielt werden. Der pauschale Einstieg "Sinn oder Unsinn - Regietheater" ist da ganz offensichtlich nicht zielführend ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Hm, gerade den Bayreuther "Tannhäuser" als Beispiel für schlechte Regie zu nehmen ... naja. Das waren Inszenierungen, die ich sehr genossen habe - und wenn ich mich recht entsinne, ging es der übergroßen Mehrheit im Festspielhaus jeweils genau so wie mir.

    Aber was soll ich sagen, ich fand ja auch, dass Barry Koskies Meistersinger schlicht großartig waren.


    Putzig finde ich allerdings, dass hier wie in anderen Diskussionen im Lande dieses "Man wird ja wohl noch sagen dürfen" aufblitzt, heute auch in der Darreichungsform des "Man darf ja nichts mehr sagen - Woke-Diktatur". Dabei nimmt euch doch niemand eure Meinung. Ihr seid bloß nicht relevant genug, als dass es in den Opernhäusern zu dem von euch schon seit Jahren herbeigerauntem "Umsturz" kommt. Und nein, mit relevant meine ich nicht, dass die komplette Staatsmacht gegen euch ist, sondern bloß der Rechenschieber der Opern-Buchhaltungen. Gingen diese davon aus, dass man mit Aufführungen à la Schenk die Häuser füllen würde, dann liefen die dort auch - zumindest häufiger.


    Die aktuellen Probleme mit dem Kartenverkauf im Klassik-Sektor haben gewiss viele Gründe. Aber das Haupt-Übel ist schlicht die Überalterung des Publikums. Kriegt man das nicht in den Griff, muss man sich nicht mehr über Regietheater streiten, sondern darf froh sein, wenn überhaupt noch Opern aufgeführt werden. Insofern halte ich die Zielrichtung, auf "alte" oder auch "traditionelle" Inszenierungen zu setzen, begleitet von dem Festhalten an althergebrachten Formaten und Formen für falsch. Das Argument, dass auch junge Leute genau dies, samt Nimbus wollen, trifft meines Erachtens vor allem auf diejenigen zu, die Besuche von klassischen Konzerten oder Opern in möglichst traditioneller Weise (samt Abendgarderobe usf.) als Begleiterscheinung sozialen Aufstiegs und sozialer Selbstversicherung (Bildungsbürger!) schätzen.


    Von all dem abgesehen, bin ich nicht gegen sogenannt traditionelle Inszenierungen. Mich ermüden sie häufig, aber Vielfalt ist ja immer eine gute Sache.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Ja, Rodolfo, das kommt erschwerend hinzu. Viele Leute haben in der Corona-Zeit vermutlich auch festgestellt, dass ihnen der Konzert- oder Opernbesuch gar nicht so sehr abgeht wie gedacht. Wenn jetzt noch wirtschaftlicher Druck hinzukommt, wird dort eben zuerst gespart.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Putzig finde ich allerdings, dass hier wie in anderen Diskussionen im Lande dieses "Man wird ja wohl noch sagen dürfen" aufblitzt, [...]

    Ein Satz übrigens, den ich als das Streichholz des Biedermannes bezeichnen würde ... in der steten Hoffnung, dass das dahinter verborgene schräge Weltbild nie zünden mag.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Winifred Wagner über das moderne Regietheater (1975):


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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