Der Irrtum ist, dass es sich eben nicht ausschließlich um Dein Kunstwerk handelt - das Werk und der Autor (Komponist) schaffen für Dich Verbindlichkeiten.
Meins ist es sowieso nicht. Und das Theaterkunstwerk ( Melomane, ich bleibe vorübergehend bei dem Begriff, auch wenn Dein Einwand berechtigt ist) hat ohnehin keinen einzelnen Autor, es sei denn, es handelt sich um den Spezialfall eines Soloauftritts eines Darstellers, der keine anderen Helfer hat. Du bist aber auf jeden Fall im Irrtum, wenn Du meinst, der Autor des dramatischen Kunstwerks, das eventuell verwendet wird, schaffe irgendwelche Verbindlichkeiten. Wenn Du aber der Meinung bist, der Autor des Dramas sei der Autor des Theaterkunstwerks, musst Du dies belegen. Und wen Du der Meinung ist, die Verwendung eines solchen Werkes schaffe irgendwelche Verbindlichkeiten, musst Du das belegen. Es genügt nicht, dass Du immer wieder Deine Gebetsmühle drehst. Auch wenn Du es unendlich oft wiederholst, ist das kein Argument. Einem ausgewiesenen Fachmann für philosophische Ästhetik sollte das eigentlich klar sein.
Nicht nur Komponisten versuchen, den Künstlern Vorschriften zu machen, wie sie ihre Werke aufzuführen haben
Darf man fragen, welche?
wie Wagner, der seine Regieanweisungen für verbindlich erklärt.
Darf man fragen, wo?
Autoren versuchen gerne, die Rezeption ihrer Werke zu steuern, indem sie sich in die Diskussionen über die Auslegung ihrer Werke einmischen und sagen, wie sie richtig und wie sie falsch verstanden werden.
Diese Aussage ist in ihrer Allgemeinheit einfach Unsinn und zeigt, dass Du keinen Schimmer hast, wovon Du redest. Es gibt Autoren, die das tun und getan haben, es gibt aber mit absoluter Sicherheit sehr viel mehr Autoren, die es nicht tun und nicht getan haben. Und wenn es einer tut, ist, was er sagt, keineswegs verbindlich. (Oder es wäre zu zeigen, warum es verbindlich sein soll, was Du bisher nicht einmal angedeutet, geschweige denn gezeigt hast.) Deine lächerliche Behauptung läuft darauf hinaus, dass eine Regisseur, der »Parsifal« inszeniert, darauf verpflichtet ist, die rassistischen Implikationen dieses Stücks, über die Wagner deutlich Auskunft gegeben hat, zur Grundlage seiner Inszenierung zu machen. Wenn Du das gern sehen willst, ist s ja schön. Ich finde, dass es nur gut ist, dass die Aussagen der Künstler eben nicht verbindlich sind, sondern die Künstler, die ein Theaterkunstwerk schaffen, wie jeder andere Künstler, der etwas schafft, machen können, was sie wollen, vorausgesetzt, sie können es.
Wenn es anders ist, dann erkläre, wie das zustande kommt. Bisher hast Du das (nicht sehr elegant) ja konsequent vermieden.
Und grundsätzlich muss ich einmal sagen: Die beteiligten Künstler tun so, als handele es sich hier um ein Privatgespräch zwischen mir und ihnen. Ein Forum ist aber öffentlich. Wenn sie eine von mir gestellte Frage nicht beantworten wollen mit der Aufforderung zur Verbindlichkeit, dann beantworten sie damit nicht nur mir diese Frage nicht, sondern allen anderen Gesprächsteilnehmern und Lesern auch nicht. Sie geben dann ganz allgemein auf so eine Frage keine Antwort.
Dein moralisierender Jammerton ist schwer zu ertragen. Er bringt aber auch gar nichts ein. Selbst wenn wir Deiner Annahme folgen, dass die Frage, die Du stellst, von allen, die hier mitlesen gestellt wird (und vermutlich Deiner Ansicht nach, auch von allen anderen, also der ganzen Menschheit), bleibt es immer noch die freie Entscheidung jedes Einzelnen, auf welche Fragen er antwortet oder nicht. Nur vor Gericht oder bei der Polizei muss man alle Fragen beantworten, und letztendlich nicht einmal dort.
Außerdem werden Deine Fragen nur beantwortet. Die Antworten schmecken Dir nur nicht. Du kannst aber nicht festlege, dass nur das eine Antwort it, was Deinen Wünschen entspricht. Da überschätzt Du Deine Macht als ausgewiesener Fachmann für philosophische Ästhetik doch ganz erheblich.