Giuseppe VERDI
Don Carlo (Don Carlos)
Oper in fünf Akten
Libretto: Joseph Mery und Camille Du Locle, nach dem dramatischen Gedicht 'Don Karlos, Infant von Spanien' von Friedrich von Schiller (1787), nach der Novelle 'Histoire de Don Carlos' von César Vichard Abbé de Saint-Réal (1672), der Tragödie 'Don Carlos, Prince of Spain' von Thomas Otway (1676), den Schillerbearbeitungen 'Philippe II' von Joseph de Chénier (1801) und 'Élisabeth de France' von Alexandre Soumet ( 1828 ), spwie dem Schauspiel 'Philippe II roi d'Espagne' von Eugène Cormon (eigentlich Pierre-Étienne Piestre) (1846)
Uraufführung: 11. März 1867 Paris, Théâtre Impérial de l'Opéra
Mailänder-Fassung
Oper in 4 Akten
Libretto: Joseph Mery und Camille Du Locle, revidiert durch Camille Du Locle, italienische Übersetzung von Achille de Lauzières-Thémines und Angelo Zanardini
Erstaufführung 10. Jan. 1884 Mailand, Teatro alla Scala
Modena-Fassung
Oper in 5 Akte
Libretto: italienische Übersetzung von Achille de Lauzières-Thémines und Angelo Zanardini
Erstaufführung 26. Dez. 1886 Modena, Teatro Comunale
---------------------------------------------------------------------------
Personen
Philipp II., König von Spanien (Bass)
Don Carlos, Infant von Spanien (Tenor)
Rodrigo, Marchese von Posa (Bariton)
Der Grossinquisitor (Bass )
Ein Mönch (Bass )
Elisabeth von Valois (Sopran)
Prinzessin Eboli (Mezzosopran)
Tebaldo, Page Ellisabeths (Sopran)
Gräfin von Aremberg (Stumme Rolle)
Graf von Lerma (Tenor)
Ein königlicher Herold (Tenor)
Stimme vom Himmel (Sopran)
Granden von Spanien; Deputierte aus Flandern; Inquisitoren; Herren und Damen des spanischen Hofes; Volk; Pagen; Wachen Philipps II.; Mönche; Mitglieder des heiligen Offiziums; Soldaten; Vertreter der Behörden; Deputierte der Provinzen des spanischen Imperiums
Die Handlung spielt in Spanien, um 1560
Handlung: (Fassung von Modena,1886)
1. Akt
Wald von Fontainebleau
Es ist Krieg zwischen Spanien und Frankreich. Philipp II, König von Spanien hat eine Delegation unter Führung von Graf Lerma nach Frankreich geschickt, um endlich einen Friedensvertrag auszuhandeln. Als Angebot war vorgesehen, daß sein Sohn Don Carlos die Prinzessin Elisabeth von Valois heiraten soll. Aus diesem Grund ist Prinz Carlos, inkognito und gegen den Willen seines Vaters, nach Frankreich gekommen, um seine Braut kennenzulernen. Im Wald von Fontainebleau trifft Prinz Carlos, der hofft, daß Elisabeth sein Herz berauschen wird und einer Begegnung mit Freude entgegen sieht, auf eine Jagdgesellschaft, die sich rasch entfernt. Zurück bleiben Elisabeth mit ihrem Pagen Tebaldo, die sich verirrt haben. Carlos stellt sich als spanischer Edelmann vor und bietet seinen Schutz an, nachdem sich Elisabeth als Braut des Prinzen Don Carlos zu erkennen gab. Nachdem Elisabeth Tebaldo wegschickte, den Weg zum Schloss zu suchen, erkundigt sie sich nach ihrem Verlobten und als Carlos ihr eine Schmuckschatulle, in der sich ein Bild von ihm befindet, als Geschenk des Infanten überreicht, erkennt sie Carlos als ihren Bräutigam. Sie finden sofort Gefallen zu einander und beide gestehen ihre Liebe (Liebesduett). Tebaldo kehrt zurück und berichtet dem Paar, daß Friede geschlossen wurde und sie, Elisabeth, nun, als Frau Philipp II, Königin von Spanien ist. Graf Lerma, zusammen mit der Delegation, folgt und bestätigt das Ergebnis der Verhandlungen und fragt Elisabeth, ob sie den Pakt der Ehe schliessen will, denn sie soll, wie Graf Lerma betont, frei entscheiden. Elisabeth ist bestürzt, kaum daß ihr Glück zu blühen anfing, ist es auch schon wieder verdorrt, und um der Staatsräson willen fügt sie sich ihrem Schiksal. Sie folgt, vom inzwischen herbeigeeilten Volk stürmisch bejubelt, Graf Lerma und der Delegation, um die Reise nach Spanien anzutreten. Don Carlos bleibt verzweifelt zurück.
2. Akt
Kloster San Juste
Carlos ist tief deprimiert aus Frankreich zurückgekehrt und sucht nun am Grab seines Großvaters Karl V Ruhe und Frieden. Ein Mönch spendet ihm Trost, wird sich doch im Himmel des Herzen Zwist beruhigen. Carlos erschrickt, denn er glaubt die Stimme seines Großvaters zu hören, zumal erzählt wird, daß sein Geist wiederholt in diesem Kloster gesehen worden ist. Auch Rodrigo, der Marchese von Posa, spendet ihm Trost, nachdem ihm Carlos seine Liebe zu Elisabeth anvertraut hatte und bittet ihm, sich der Sache Flanderns anzunehmen, wo die Bevölkerung unter der Inquisition Spaniens furchtbar leidet. Carlos soll vom König die Ernennung zum Statthalter von Flandern erbitten, denn einerseits würde es dem Volk die Freiheit bringen, andererseits würde er zu seiner Verzweiflung etwas Abstand gewinnen. Carlos und Rodrigo besiegeln ihre Freundschaft...auf die Freiheit ...auf Leben und Tod.
Auch das Königspaar, Philipp II und Elisabeth, sind im Kloster eingetroffen, um Karl V. zu gedenken. Während Elisabeth am Grab betet, unterhalten sich die Pagen und Hofdamen bei einem von Prinzessin Eboli vorgetragenen Lied (Schleierlied), im Klostergarten. (Nei giradin del bello Saracin ostello)=(Im Garten des schönen Sarazenenpalastes) Als Elisabeth von ihrem Gebet zurückkehrt, wird sie von Rodrigo, der ebenfalls erscheint, gebeten, Carlos eine Unterredung zu gewähren. Rodrigo sorgt dann dafür, daß Elisabeth und Carlos alleine sprechen können, wobei allerdings schon der Etikette wegen, Gräfin Aremberg mit zwei Pagen, im Hintergrund bleiben. Carlos bittet Elisabeth, sich bei seinem Vater dafür einzusetzen, daß er als Statthalter Flanderns eingesetzt wird. Dabei flammt erneut seine Liebe zu Elisabeth auf und auch Elisabeth kann ihren Gefühlen kaum Einhalt gebieten, aber schlußendlich siegt die Pflicht über die Liebe und sie weist Carlos zurück. Carlos stürzt enttäuscht und voller Verzweiflung davon.
Phillipp tritt aus dem Kloster und ist ungehalten, Elisabeth alleine und ohne ihre Hofdamen anzutreffen. Daraufhin ordnet er an, daß Gräfin von Aremberg, die sich etwas zu weit von Elisabeth entfernt hatte, als verantwortliche Hofdame morgen nach Frankreich zurückkehren wird. Elisabeth tröstet die in Tränen aufgelöste Hofdame und verhehlt nicht, daß sie sich beleidigt fühlt, zumal Philipp über ihren Kopf hinweg entschieden hat. Aus diesem Grund unterlässt sie es, das Anliegen von Carlos zur Sprache zu bringen. Nachdem sich alle entfernt haben, nur Rodrigo und Philipp bleiben zurück, kommt es zur einer Aussprache zwischen ihnen. Philipp sieht in Rodrigo, dank seiner offenen Art und seinem entschiedenen Auftreten, einen Vertrauten, obwohl er erneut für die Freiheit Flanderns eintritt. Philipp weist darauf hin, daß nur Blut und eine starke Hand den Frieden garantiert. Mit diesen Mitteln der Macht wurde der Friede in Spanien hergestellt und so wird es auch in Flandern geschehen. Ja, entgegnet ihm Rodrigo, es ist der Friede des Kirchhofs und ein Friede, wie ihr, der König, der Welt gibt, weckt nur den Terror. Wo der Henker ein Priester, der Bandit ein Krieger ist, leidet nur das Volk und stirbt schweigend. Rodrigo appelliert erneut, Freiheit zu geben, doch Phillipp weist sein Anliegen als Schwärmerei ab. Er weist darauf hin, daß Rodrigo mit seinem Verhalten mit der Inquisition Schwierigkeiten bekommen könnte. Trotzdem findet der König Gefallen an Rodrigo und offenbart ihm die Schwierigkeiten, denen er sich gegenübersteht. Auf der einen Seite ist es die Inquisition, die politischen Druck auf ihn ausübt, auf der anderen Seite betrübt ihm die Entfremdung seines Sohnes, dessen Zuneigung zu Elisabeth ihm nicht entgangen ist. Er ersucht Rodrigo eine Auge auf diese Verbindung zu werfen. Sie trennen sich als Freunde.
3. Akt:
Garten im Palast
Prinzessin Eboli liebt Carlos und hat ihm ein Briefchen geschrieben, daß sie ihm im mitternächtlichen Garten des Palastes erwartet. Carlos glaubt, daß dieses Schreiben von Elisabeth stammt und gesteht, als Prinzessin Eboli verschleiert und im Gewand Elisabeth's erscheint, in leidenschaftlichen Worten erneut seine Liebe. Zu spät erkennt Carlos seinem Irrtum und als Prinzessin Eboli merkt, daß die Liebesgeständnisse nicht ihr galten, sondern Elisabeth, schwört sie Rache und droht an, als Rodrigo erscheint, man werde ihre Macht bei Hofe noch kennenlernen. Daraufhin bedroht Rodrigo die Prinzessin mit einem Dolch, doch Carlos tritt dazwischen und hindert Rodrigo an dieser unbedachten Tat. Die Prinzessin verlässt wütend den Garten. Rodrigo verlangt nun von Carlos alle bei ihm befindlichen Papiere, die Flandern betreffen, und nach anfänglichen Zögern übergibt er sie ihm.
Verwandlung - Platz vor der Kirche Notre Donna d'Atocha
Die Inquisition hat die bevorstehende Ketzerverbrennung zu einem Volksfest gemacht.(Spuntato ecco il di d'esultanza)=(Jetzt bricht der Tag des Jubels an). Aber nicht nur das Volk, sondern auch alle Körperschaften des Staates und der Kirche haben sich versammelt, der ganze königliche Hof mit König Philipp, Elisabeth, Don Carlos, Marchese von Posa, Abgeordnete der Provinzen, die Adeligen Spaniens und auch eine Abordnung aus Flandern ist erschienen. Letztere bitten den König um Frieden und um Lockerung der Strenge in ihrem Land.(Sire, no, l'ora estrema ancora)=(Sire, nein, die Todesstunde schlug noch nicht). Philipp sieht in ihnen Rebellen, die sich gegenüber dem König auflehen und als auch die Inquisition sie der Gottlosigkeit angklagt, lässt sie der König von den Wachen abführen...sie sollen den Tod am Scheiterhaufen erleiden. Als bereits der König die Angelegenheit als erledigt betrachtet, tritt Carlos ihm entgegen und fordert seinen Vater auf, ihn als Gesandten nach Flandern zu schicken. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, zieht er das Schwert. Philipp befiehlt den Wachen, Carlos zu entwaffnen, doch sie weichen davor zurück. Rodrigo, Marchese von Posa tritt vor, nimmt Carlos das Schwert ab und überreicht es mit einer Verbeugung dem König. Philipp ernennt den Marchese daufhin zum Herzog. Während Carlos ins Gefängnis gebracht wird, schreitet Phillipp und Elisabeth, wie auch der gesamte Hofstaat, vom Volk bejubelt, zur Ketzerverbrennung.
4. Akt:
Arbeitszimmer von Philipp
Ella giammai m'amo - Sie hat mich nie geliebt - diese Gedanken über seine Gemahlin bewegen Philipp in einer durchwachten Nacht, hadert mit seinem Schiksal und würde gerne seine Macht gegen jene eintauschen, in die Herzen der Menschen sehen zu können....der Morgen graut, als ihm Graf Lerma aus seinen Gedanken reißt und den Großinquisitor ankündigt. Philipp hat vor, seinem Sohn den Prozeß zu machen und stellt nun die Frage, ob er dessen Verurteilung zum Tode mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Der Großinquisitor zerstreut seine Zweifel, handelt es sich doch um einen Rebellen, der den Frieden des Königreiches in Gefahr bringt und die Absolution der Kirche sei ihm sicher, wenn er dafür als Christ seinen Sohn der Welt opfert. Es sind viel wichtigere Dinge von Bedeutung, wie die Einheit des Glaubens, das durch ketzerische Ansichten und Reden in Frage gestellt wird. Deshalb fordert der Großinquisitor, daß Rodrigo, Marchese von Posa der Inquisition ausgeliefert wird, weil sie ihn eigentlich als den Verräter am König und dem Staate hält und die Gefahr sieht, daß Rodrigo mit seinen neuen ketzerischen Ideen das Machtgefüge verändert. Mit dem Gedanken Phillips, daß sich nun der Thron vor dem Altar beugen muß, verlässt ihm der Großinquisitor.
Elisabeth erscheint und bittet ihren Gemahl um Hilfe gegen die Intrigen des Hofes...man hat ihre Schmuckschatulle geraubt und fordert Gerechtigkeit. Um so entsetzter ist sie, als Philipp ihr die Schatulle, die ihm von Prinzessin Eboli zugespielt worden ist, zeigt, befindet sich doch darin ein Bild von Don Carlos. Er stellt sie zur Rede. Elisabeth rechtfertigt sich damit, daß sie ja zuerst als Gemahlin des Infanten vorgesehen war...doch sie sei rein in ihrer Ehre. Als Philipp sie des Ehebruchs und des Verrats beschuldigt, bricht Elisabeth ohnmächtig zusammen. Eboli und Rodrigo stürzen herbei, als der König um Hilfe für Elisabeth ruft. Rodrigo hält dem König seine unbeherrsches Verhalten vor, worauf Philipp sein Mißtrauen bedauert. Nachdem sie sich entfernt haben, erkennt Prinzessin Eboli, was sie angerichtet hat. Als Elisabeth aus Ihrer Ohnmacht erwacht, gesteht und bereut Eboli ihre Handlung und bittet um Gnade. Elisabeth lässt ihr die Wahl zwischen Exil oder Kloster, worauf sich die Prinzessin für das Kloster entscheidet, denn nur dort wird sie ihren Schmerz verbergen können.(O don fatale, o don crudel)=(O verhängnisvolles, grausames Geschenk)
Verwandlung - Gefängnis
Rodrigo besucht Carlos im Gefängnis und berichtet, daß er den Argwohn des Königs auf sich gezogen hätte, in dem man die Papiere, deren Inhalt eine geplante Rebellion in Flandern ist und die ihm Carlos übergeben hatte, bei ihm finden werde. Carlos ist entsetzt, als plötzlich aus dem Hinterhalt ein Schuß fällt und Rodrigo sinkt tödlich getroffen in die Arme von Carlos...die Inquisition hat ihr Werk vollbracht. Mit seinen letzten Worten bittet er Carlos, Flandern nicht zu vergessen und daß ihm Elisabeth im Kloster San Juste erwartet, um sich vor seiner Abreise nach Flandern noch zu verabschieden.(Per me giunto è il dì supremo)=(Mein letzer Tag ist angebrochen) Philipp tritt in das Verließ und übergibt Carlos seinen Degen und gibt ihm die Freiheit wieder, weil er glaubt, er habe mit den Unruhen in Flandern nichts zu tun. Carlos sagt sich von seinem Vater los, dem er die Schuld am Tode Rodrigos gibt, der eigentlich für ihn gestorben ist. Als Philipp den toten Rodrigo bemerkt, sieht er seine Vorahnungen bestätigt und beklagt den Verlust seines Vertrauten. Vor dem Gefängnis fordert eine aufgebrachte Volksmenge die Freiheit des Infanten. Philipp ordnet an, daß die Tore geöffnet werden und das Volk strömt in das Gefängnis. Prinzessin Eboli, die ebenfalls daraunter ist, nützt die allgemeine Verwirrung aus und bestürmt Carlos zu fliehen. Carlos eilt davon. Bevor noch die Volksmenge gegen Philipp Stellung beziehen kann, erscheint der Großinquisator, der dieses Vorgehen gegen den König als Sakrileg bezeichnet, worauf sich die Menge auf den Boden wirft und um Erbarmen bittet. 'Hoch lebe der König' tönt es durch den Kerker....
5. Akt:
Kloster San Juste
Im Kreuzgang des Klosters erinnert sich Elisabeth am Grab von Karl V. nochmals an ihre erste Begegnung mit Carlos, an seine Liebe, die sie dem Frieden willen entsagen mußte. Als nun Carlos erscheint, teffen sich erneut ihre Herzen und sie nehmen, da Carlos nach Flandern reist, Abschied voneinander....für immer. Bei diesen Abschied überrascht sie der König, in seinem Gefolge der Großinquisator. Philipp will nun seinen Sohne der Inquisition überlassen und als die Wachen gerufen werden, öffnet sich das Gittertor des Grabes, ein Mönch tritt heraus, in dem alle Karl V. zu erkennen glauben und Schrecken bei Philipp und dem Großinquisator auslösen, packt den verwirrten Carlos, zieht ihn in das Kloster und damit dem weltlichen Zugriff...mit den Worten: "Die Widrigkeiten des Herzens werden sich im Himmel beruhigen"
---------------------------------------------------------------------------
[code=c]2005 Tamino Klassikforum Wien