Pianisten, Cembalisten, Organisten als Komponisten

  • Wenn es schon einen Thread "Dirigenten als Komponisten" gibt, sollte es vielleicht auch einen für die "Tastenlöwen" (so das hiesige Oberthema) geben. Ich habe das mal bewusst weit gehalten, weil viele Pianisten auch das Cembalo nicht verschmäht haben oder viele Organisten auch als Cembalisten (Walcha; Rübsam) oder Pianisten unterwegs waren. Da gibt es also mannigfaltige Überschneidungen.

    Hat z.B. Glenn Gould auch selbst komponiert? Ich weiß es nicht. In diesem Forum habe ich einen Beitrag von astewes zu Jean-Frédéric NEUBURGER gefunden, den könnte man auf seine Kompositionen (wenn da schon etwas öffentlich greifbar oder sogar eingespielt ist) enggeführt hier unterbringen usw. usw.

    Mir ist schon klar, dass vmtl. alle Komponisten das Klavierspiel beherrschten. Hier soll es um diejenigen Künstler gehen, die in erster Linie als Pianisten/Organisten bekannt wurden und als Komponisten eher unter dem Radar laufen bzw. das "nur" nebenbei gemacht haben.


    Ich beginne mal mit Helmut Walcha. Als Bach-Organist und -Interpret dürfte er den meisten ein Begriff sein. Aber er hat v.a. in seiner mittleren Lebenszeit (zwischen den 50er- und 70er-Jahren) rund 90 eigene Choralvorspiele komponiert und ediert; schon aus den 30er Jahren liegen mehrere Kantaten vor. Für kongenial halte ich auch seine Vollendung der Schlussfuge aus BWV 1080.

    Choralvorspiele:


    Schlussfuge BWV 1080: CD 6 Track 11


    Kantaten: https://www.jpc.de/jpcng/score…uf-mein-Herz/hnum/1172294

    Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib auffgesetzet und verfertiget (Johann Sebastian Bachs Eigentitel auf dem Titelblatt des Autographs des Wohltemperierten Claviers, Teil I, 1722)

  • Wenn es schon einen Thread "Dirigenten als Komponisten" gibt, sollte es vielleicht auch einen für die "Tastenlöwen" (so das hiesige Oberthema) geben.


    Diese Idee war mir auch schon gekommen. Schön, dass Du sie realisiert hast. (Nur im falschen Forum, oder? Sind wir hier nicht bei den Fiedlern?)



    Hat z.B. Glenn Gould auch selbst komponiert? Ich weiß es nicht.


    Hat er! Hier sein erstes Streichquartett



    Wie Du Dir denken kannst, war Gould ein Mensch, der viel Freude an Polyphonie hatte ... Diesen Spaß konnte er auch in Musik umsetzen ..


  • Gna :untertauch: - dann bitte ich die Moderation, den Thread ins Tastenlöwenforum umzubetten

    Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib auffgesetzet und verfertiget (Johann Sebastian Bachs Eigentitel auf dem Titelblatt des Autographs des Wohltemperierten Claviers, Teil I, 1722)

  • Ja und dann natürlich der berühmteste aller Pianisten, der auch Komponist war: Franz Liszt


    bwe1410a.jpg


    Hier eine Karikatur (oder ein Cartoon) von Wilhelm Busch aus seine Bildergeschichte "Der Virtuos" , die leicht dem Pianisten zuzuordnen ist. .Eine andere zeitgenössische Karikatur von Liszt, die eine ähnliche Inspirationsquelle zu haben scheint.


    kfrbg7.jpg



    Der späte Liszt hört sich aber so ganz anders an ..... :)




    Mit dieser Komposition aus dem Jahre 1886 hätte er wohl nur noch Schoenberg als Freund zu der Zeit gewinnen können :)

  • Reinhard - danke!!! :thumbup::thumbup::thumbup:

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  • Ist dem Thread schon die Luft ausgegangen? Es gibt doch allerhand komponierende Pianisten, wie zum Beispiel


    Ludovico Einaudi gehört zu den bekanntesten Pianisten und Komponisten Italiens und ist einer der kommerziell erfolgreichsten klassischen Komponisten überhaupt.


    Leon Gurvitch studierte Oboe, Dirigat und klassisches Klavier, er ist nicht nur ein außergewöhnlicher Pianist, er komponiert und arrangiert auch selbst.


    Pianist, Komponist und Musikpädagoge Stefan Litwin hat u.A. das abendfüllende Musiktheater-Stück Nacht mit Gästen nach Peter Weiss geschrieben.


    Frederic Rzewski war ein US-amerikanischer Pianist und Komponist

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Ich hoffe nicht.

    Ich nenne noch Friedrich Gulda (16.5. 1930 - 27.1.2000)

    Gulda war ein großer (vielleicht auch exzentrischer) Pianst, der sich ebenso im Grenzbereich zum Jazz tummelte. Ich schätze seine Aufnahme des Wohltemperierten Klaviers (Wiederauflage der Originalversion, MPS); man hat das Gefühl man sitzt mitten im Flügel...


    Er betätigte sich auch als Komponist und schrieb für Heinrich Schiff ein Konzert für Violoncello und Blasosrchester


    Für seine Lebensgefährtin Ursula Andres ein Concerto for Ursula für Perkussionsinstrumente und Orchester.


    Vertonung einiger der Galgenlieder von Chr. Morgenstern (Zs.arbeit mit Georg Kreisler !)

    Ein schräger Humor war ihm auch eigen. Der Sänger Albert Golowin, der sich von ihm im Wesentlichen durch schwarzen Vollbart und dickrandige Brille unterschied – erst nach Jahren fanden einige Kritiker heraus, dass Albert Golowin und Friedrich Gulda identisch waren. (Quelle: Wiki) Hat er nicht auch mal per Anzeige seinen eigenen Tod "vorgetäuscht"?

    Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib auffgesetzet und verfertiget (Johann Sebastian Bachs Eigentitel auf dem Titelblatt des Autographs des Wohltemperierten Claviers, Teil I, 1722)

  • Auch der berühmte Organist Simon Preston (1938-2022) hat gelegentlich für die Orgel komponiert.

    Als sein berühmtestes Stück gilt Alleluyas, im Stil von O. Messiaen

    Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib auffgesetzet und verfertiget (Johann Sebastian Bachs Eigentitel auf dem Titelblatt des Autographs des Wohltemperierten Claviers, Teil I, 1722)

  • Der britische Pianist Stephen Hough (*1961) ist auch Komponist. Wenn man seine Webseite anschaut, gibt es schon ein nicht so kleines Oeuvre ...


    Den Pianisten empfehle ich mit Ljapunoff Etüden. Her mit Lesghinka, der zehnten Etüde



    oder den Klaviervariationen von Aron Copland



    Hough hat eine ausgesprochene Affinität zu ausgefallenem Repertoire, scheut sich aber auch nicht vor dem Gängigen ....


    Und er komponiert gerne. Zu hören hier mit seiner Cello-Sonate zwischen Grieg und Mendelssohn



    Es ist nicht einfach, im Web etwas über den Komponisten zu finden, aber here it comes.





    Und hier hören wir ihn selbst mit seiner vierten Klaviersonate



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  • Carl Loewe (1796 - 1869), der vornehmlich als Komponist von Balladen und Liedern in die Musikgeschichte einging, hat sein Leben lang vornehmlich als Organist, Kantor und Musikdirektor in Stettin gewirkt. In der dortigen Jakobikirche wurde sein Herz in einer Höhlung der Orgel beigesetzt, während der Leichnam in Kiel bestattet wurde, wo er nach einem Schlaganfall die letzten Lebensjahre bei seiner Tochter verbrachte. Das Label Querstand hat ein CD herausgebracht, die dem Organisten Loewe gewidmet ist:



    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Olivier Messiaen (*1908 - †1992) war von 1931 bis zu seinem Tode Organist an der Pariser Pfarrkirche La Trinité


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    Hier hören wir ihn an der dortigen Orgel improvisieren



    Er ist aber im wesentlichen als Komponist bekannt geworden (durchaus auch mit einem beträchtlichen Werk für Orgel). Hier hören wir Håkon Austbø mit Messiaens Huit Préludes aus den Jahren 1928-1929




    Eine besonders günstige Möglichkeit seine Orgel- und Klavierwerke zu bekommen ist die folgende Box. Beim Werbeträger leider nicht gefunden


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    Mit Austbø und Hill spielen hier renommierte Pianisten und Kenner der Werke. Die Organisten kann ich leider nicht beurteilen ..... :(

  • Lera Auerbach (*1978) ist Komponistin und Pianistin. Sie begann schon früh mit dem Klavierspiel und dem Komponieren ....


    Obwohl sie eigentlich schon eine gefeierte Komponistin ist, tritt sie hin und wieder in ihrer Rolle als Konzertpianistin in Aktion. Hier mit Modest Mussorgskys berühmten Klavierwerk Bilder einer Ausstellung ..... (ich weiß nicht wie häufig ich dieses Werk gehört habe, aber immer noch strahlt es seine Faszination aus!)



    Ihr Kompositionen werden weltweit aufgeführt. Auch im Deutschen Bundestag vor qualifiziertem Publikum ....


    Aber hier hören wir ihr Streichquartett Frozen Dreams mit dem Jasper String Quartet. Es ist ihr zehntes Streichquartett aus dem Jahre 2020


  • Der Österreicher Artur Schnabel (*1882-†1951) ist ein weiteres Beispiel, wo der Komponist so gut wie vollständig hinter der Pianistenkarriere verschwindet. Ähnlich, wie bei Rachmaninoff, war auch Schnabel darüber nicht glücklich.


    ArturSchnabel.png


    Er war einer der wegweisenden Beethoven und Schubert Interpreten


    Hier hören wir ihn mit Beethoven Eroica Variationen



    und hier mit Schuberts B-Dur Sonate D. 960 erster Satz



    Hier hören wir Artur Schnabels Klaviersonate aus dem Jahre 1923 von Jenny Lin gespielt. Der Reiz ist zudem das Autograph



    Ich mag den unprätentiösen Auftritt des Künstlers.


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  • @ astewes

    Von Stephen Hough, dem komponierenden Pianisten erscheint demnächst

    sein Streichquartett Nr.1 "Les Six recontres" auf CD beim Label Hyperion

    Mit weiteren Werken Henri Dutilleux: Ainsi la nuit; Maurice Ravel: Streichquartett F-Dur
    DDD, 2022

    Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib auffgesetzet und verfertiget (Johann Sebastian Bachs Eigentitel auf dem Titelblatt des Autographs des Wohltemperierten Claviers, Teil I, 1722)

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  • @ astewes

    Von Stephen Hough, dem komponierenden Pianisten erscheint demnächst

    sein Streichquartett Nr.1 "Les Six recontres" auf CD beim Label Hyperion

    Mit weiteren Werken Henri Dutilleux: Ainsi la nuit; Maurice Ravel: Streichquartett F-Dur
    DDD, 2022

    Vielen Dank für die Idee. Ist schon auf der Merkliste .....


    PS: Ich habe gerade nachgeschaut: Es spielt das Takács Quartett und erscheinen soll die Scheibe nach Angabe von Hyperion am 6. Januar 2023. Da interessiert mich sogar noch der Ravel, den ich sonst in einer Reihe von Einspielungen habe .... :)

  • Das ist der erste Liszt, der mir gefällt.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Auch Evgenij Kissin hat sich als Komponist betätigt bzw. tut das wohl immer noch.

    4 opera sind mir bekannt:

    Vier Klavierstücke op. 1

    Sonate für Violoncello und Klavier op. 2

    Streichquartett op. 3

    Thanatopsis op. 4 für Frauenstimme und Klavier

    Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib auffgesetzet und verfertiget (Johann Sebastian Bachs Eigentitel auf dem Titelblatt des Autographs des Wohltemperierten Claviers, Teil I, 1722)

  • Der Pianist Wilhelm Kempff (1895-1991) hat ebenfalls komponiert:

    ein Quartett mit Klavier und ein Klaviertrio



    Eine umfangreiche Werkliste findet sich in seinem Wiki-Eintrag

    Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib auffgesetzet und verfertiget (Johann Sebastian Bachs Eigentitel auf dem Titelblatt des Autographs des Wohltemperierten Claviers, Teil I, 1722)

  • Der finnische Pianist und Komponist Olli Mustonen (*1967) gehört hier, erwähnt zu werden ...


    Einmal ist er Pianist, der neben Finnischem auch gerne Ausgefallenes einspielt. Hier sein Debut-Album bei Decca


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    wo wir die selten eingespielten Preludes von Schostakowitsch und die vorher noch nie eingespielten (die Aufnahme von Laurent Martin erschien parallel) Preludes von Alkan hören dürfen.



    hier der berühmte Gesang der Wahnsinnigen am Meeresrand aus dem Jahre 1847.



    Vor kurzem erschien nun auch ein CD mit einem Streichquartet und einem Klavierquintett von ihm.



    es spielt das norwegische Engegard Quartet auf der CD zusammen mit dem Komponisten. Eine Liveaufführung des Klavierquintetts aus dem Jahre 2015 mit Olli Mustonen und verschiedenen Solisten in Brüssel 2018 hören wir hier


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