HIP-Aufnahmen alter Musik

  • Er hat schon das Combattimento von Monteverdi mit Emmanuelle Haïm verhunzt, aber......nicht allein......auch Patrizia Ciofi und Topi Lehtipuu sind daran beteiligt ! Hier merkt man, dass es doch anders geartete Sänger braucht um Monteverdi zu singen!

    Das habe ich auch mit Grausen gesehen.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Johann Adolph Hasse: Artasers


    Artaserse von Hasse vom Festival della Valle d' Itria, Palazzo Ducale in Martina Franca 2012, Cond. Corrado Rovaris.


    Anicio Zorzi Giustiniani, Artaserse

    Franco Fagioli, Arbace

    Maria Grazia Schiavo, Mandane

    Sonia Prina, Artabano

    Antonio Giovannini, Megabise

    Rosa Bove, Semira

    Ensemble Barocco


    Originalvertonung von Vinci, die am 4. Februar 1730 in Rom von einer rein männlichen Besetzung enthüllt wurde. Nur sieben Tage später wurde Hasses Vertonung desselben Librettos im Teatro San Giovanni Gristostomo in Venedig uraufgeführt. Die Besetzung umfasste den Kastraten Farinelli als den Helden Arbace; seine geliebte Mandane wurde von der Primadonna Cuzzoni gesungen, die Händels Gesellschaft in London etwa 18 Monate zuvor verlassen hatte; und der Bösewicht Artabano wurde von dem Kastraten Nicolini gespielt, für den Händel fast 20 Jahre zuvor die Titelrolle in Rinaldo geschrieben hatte.


    >>>>>>>Das Werk war ein sofortiger Erfolg und der Komponist produzierte unter anderem deshalb zwei nachfolgende Fassungen, eine 1740 und die zweite 1760. Aber für diese Aufnahme ist es richtig, auf die erste venezianische Fassung von 1730zurückzugreifen!<<<<<<<


    Die Arien machen großen Spaß und sind ziemlich schön und natürlich ziemliche Prunkstücke für die Sänger und

    sofort muss die künstlerische Gesamtqualität der Aufnahme erwähnt werden, in der die vier Hauptstimmen auf gleichem hohem Niveau hervorstechen. Die stimmliche und szenische Schönheit der Sopranistin Maria Grazia Schiavo, eine widersprüchliche und verwirrte Mandane mit glänzenden hohen Tönen und die interpretatorische Intensität der Altistin Sonia Prina, sie ist ein herrlich bunter Artabano, verrucht und virtuos! (ich liebe ihren Gesang).

    Countertenor Franco Fagioli, er ist der dritte herausragende Interpret für die Qualität seines Timbres, das seine außergewöhnliche Virtuosität während der gesamten Oper zeigt und im dritten Akt seinen Höhepunkt erreicht. Die Mezzosopranistin Rosa Bove komplettiert die Besetzung mit schöner Klangfarbe.

    Und.....zu erwähnen wäre noch der junge Countertenor Antonio Giovanini als Megabise, er klingt umwerfend, schon fast so wie eine Sopranistin, aber er ist nichtsdestotrotz kraftvoll und präzise.


    LG Fiesco


    Noch etwas YouTube

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Nicola Antonio Porpora: Carlo Il Calvo


    Antonio Porpora (1686-1768), Dramma per musica in drei Akten, Libretto anonym nach Francesco Silvani, UA: Rom 1738, Teatro delle Dame

    Solisten: Max Emanuel Cenčić (Lottario, Sohn Ludwigs des Frommen), Franco Fagioli (Adalgiso, Sohn Lottarios, Verlobt mit Gildippe), Suzanne Jerosme (Giuditta, Carlos Mutter, Zweite Frau Ludwigs des Frommen), Nian Wang (Eduige, Giudittas Tochter), Julia Lezhneva (Gildippe, Zweite Tochter Giudittas, Verlobte Adalgisos), Bruno de Sa (Berardo, Spanischer Fürst und Familienanwalt), Petr Nekoranec (Asprando, Begleiter Giudittas, Carlos Vater), u. a.


    Armonia Atenea, George Petrou


    ****Die Besetzung umfasste zwei hochkarätige Countertenöre, und einen Sopranisten, jeder mit seiner eigenen, unverwechselbaren Stimme. Franco Fagioli als Adalgiso, Max Cencic als Lottario und und Bruno da Sà als Berardo.****


    Die Handlung führt uns zurück ins frühe Mittelalter, als das Europa Karls des Großen durch seine zerstrittenen Erben auseinanderbrach. Die Besonderheit ist, dass die Titelrolle ein Kind ist. Im Gegensatz zu seinen Kollegen lässt Porpora ihn sogar ein paar Strophen singen. Lothar der Deutsche, sein Stiefbruder, Enkel Karls des Großen, entführt den rechtmäßigen Thronfolger, um ihm seine Herrschaft zu entreißen. Dabei erlebt Karls Mutter herzzerreißende Szenen der Verzweiflung und atemberaubende Gefühlsausbrüche. Eine Paraderolle für die russische Star-Sopranistin Julia Lezhneva. Max Emanuel Cencic verkörpert den von einem falschen Ratgeber zum Bösen verführten Lothar zu pathologischer Hysterie. Franco Fagioli hat als edler Ritter Adalgiso das Zeug dazu, dem Tyrannen Einhalt zu gebieten und die göttliche Ordnung wiederherzustellen.


    Cenčićs Gesang ist sehr sicher, in seiner Stimme ist nie auch nur ein Hauch von Anspannung zu hören und seine Fähigkeit, die frei fließende Linien voller Vitalität zu entwerfen ist nach wie vor beeindruckend. Seine Arien waren angenehm ausgeschmückt, voller Details, aus denen mühelos die Koloraturen sprudelnten.

    Eine ebenso jedoch ganz anders gelagerte (im Bezug auf die Rolle), erfolgreiche Leistung bot Fagioli in der Rolle des Adalgiso. Es ist fast unmöglich, seine stimmliche Agilität und Risikobereitschaft nicht zu bewundern. De Sà singt den bewaffneten Familienanwalt Berardo, seine Darbietung ist jedoch mehr als nur vokale Pyrotechnik, er bringt Tiefe und Nuancen in seinen Charakter, mit sorgfältig entwickelten Rezitativen, die so geformt sind, dass sie ihre volle Bedeutung zum Ausdruck bringen (hier hört man auch sein Verständnis für eine gesamte Rolle, im Gegenteil zu einem Arien Recital) und so auch in den Arien die folgen! Beeindruckt hat mich sehr seine Emotion in der Arie "Su la fatalarena" im dritten Akt. Lezhneva produziert eine herausragende Leistung, als Gildippe, sie gleitet mit komplexen Koloraturdarstellungen mühelos die Tonleiter hinauf und hinunter, machte Sprünge und fertigt wunderschön verzierte Linien, ohne jemals unter Anspannung zu stehen, das ist Bewundernswert und zeugt von einem enormen Selbstvertrauen!

    Der Tenor Petr Nekoranec singt die Rolle des hinterlistigen und verräterischen Asprando, der immer darauf bedacht ist, seine Position zu verbessern. (allzu menschlich) Seine Eröffnungsarie ermöglicht es ihm, seine Qualität mit einer starken Leistung zu untermauern, die seine stimmliche Flexibilität, klar definierte Phrasierung und sein angenehmes Timbre zur Geltung bringt. Die Sopranistin Suzanne Jerosme die hier eine außergewöhnliche Leistung ablieferte und Giudittas resolute, beschützende Natur sowie ihre Ängste und ihren Kummer einfängt. In der Arie „Vorresti me sul ciglio“ z.B.wütete sie über Lottarios Verrat, in dem sie eine farbreiche Palette einsetzt und dies mit schnellen und komplizierten Koloraturen, die auch eine feine Stimmkontrolle zeigt. Ich kannte die Sängerin bisher nicht, jetzt aber bin ich begeistert von ihrer beweglichen Stimme die ihre Partie voll einfängt!

    Die hier nicht erwähnten Sänger ergänzen ein wunderbares Ensemble!


    Ich war schon immer er ein Fan von Petrou und seinem Ensemble und das hat sich für mich hier wieder mal aufs wunderfollste bestätigt.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Ein Labsal, dieser Thread, danke Dir, lieber Fiesco, für die viele Mühe


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Ein Labsal, dieser Thread, danke Dir, lieber Fiesco, für die viele Mühe


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Vielen Dank!...... lieber Thomas! :)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Giovanni Battista Pergolesi: Adriano in Siria



    Adriano – Yuriy Mynenko (Counter Tenor)
    Emirena – Romina Basso (Alt)
    Farnaspe – Franco Fagioli (Counter Tenor)
    Sabina – Dilyara Idrisova (Sopran)
    Osroa – Juan Sancho (Tenor )
    Aquilio – Çiğdem Soyarslan (Sopran)
    Capella Cracoviensis/Jan Tomasz Adamus


    Adriano in Siria ist eine Opera seria in drei Akten von Giovanni Battista Pergolesi. Das Libretto ist eine anonyme Bearbeitung von Pietro Metastasios Adriano in Siria. Die Uraufführung fand am 25. Oktober 1734 im Teatro San Bartolomeo in Neapel statt. Die Handlung entspricht jedoch der von Metastasio!


    Es gibt/gab mindestens 60 Bearbeitungen dieses genialen Metastasio Librettos. Caldara schrieb die erste, und ua. auch J.C. Bach.Keiner der Komponisten hatte jedoch den genialen Kastraten Caffarelli. Pergolesi schrieb für Caffarelli die Rolle des Farnaspe, und hebt so die Oper auf eine andere Ebene der Inspiration. Man kann sagen diese Aufnahme dreht sich um Fagiolis Darbietung der Rolle.


    Die Besetzung verteilt sich recht merkwürdig auf fünf Oberstimmen und einen Tenor, lässt aber auch denjenigen mit einem Faible für Sopran- und Altstimmen eine gute Gelegenheit, ihrer Begeisterung freien Lauf zu lassen.
    Jeder der Sänger hat jedoch mindestens eine wertvolle Arie in dieser Oper.

    In einer Oper in zwei Akten gäbe es mMn zahlreiche Gelegenheiten für gelungene orchestrale Akzente, aber Pergolesi schränkt sie eher ein. Der letzte Akt enthält ein sehr schönes Duett und endet mit einem kurzen – ich meine kurz :), er dauert zwanzig Sekunden – Schlusschor für die Hauptdarsteller.


    Mit all seinen Vorzügen, erfüllt Franco Fagioli seine Aufgaben. Ein wunderschönes Beispiel seiner Darbietung ist die große Arie, die den ersten Akt beschließt, „Lieto così volte“, mit erlesenen Trillern, Dynamik- und Echoeffekten. Insgesamt hat seine Interpretation eine klare und bewusste Diktion sowie eine durchdringende Theatralik.

    Romina Bassos Emirena ist eine mehr als würdige Begleiterin, -ich liebe ihren dunklen Mezzo-, sie hat immer einen Sinn für das poetisch gesungene Wort, eine super Technik und Frische in der Stimme.


    Hoffentlich weckt auch bei anderen die Sopranistin Dilyara Idrisova, als Sabina das Interesse, sie verleiht ihrer Partie einen raffinierten und eleganten Gesang.


    Die noch kindliche, aber vielversprechende Çiğdem Soyarslan als Aquilio.ist auf eine marginale Präsenz in der Ökonomie des Dramas reduziert, das trifft auch auf Yuriy Mynenko den anderen Counter zu. Würde aber sagen, diese Marginalität in Bezug auf die Anzahl der Arien und Szenen sollte jedoch durch die hohe Rhetorik der Deklamation kompensiert werden.


    Besser, definitiv besser in diesem Sinne ist die einzige männliche Stimme des Ensembles, der Tenor Juan Sancho er bekräftigt seine Hingabe an das Repertoire. Seine ausdrucksstarke Hingabe, die hier nuancierter und durch den Stil gemilderter erscheint als bei früheren Gelegenheiten, denn ich habe ihn sehr oft in Aufnahmen gehört!


    Das Cembalo bietet leider nur solide Unterstützung, ist aber Gottseidank icht zu aufdringlich.

    Jan Tomasz Adamus schöpft gekonnt die koloristischen Möglichkeiten aus mit der Capella Caracoviensis, die auf Originalinstrumenten spielt.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Antonio Draghi: Il Prometeo


    Fabio Trümpy (Prometeo), Scott Conner (Peleo), Mariana Flores (Tetis), Giuseppina Bridelli (Nisea), Borja Quiza (Satyro), Zachary Wilder (Mercurio), Ana Quintans (Minerva), Kamil Ben Hsaïn Lachiri (Hercules), Victor Torres (Nereo), Anna Reinhold (Pandora), Alejandro Meerapfel (Jupiter), Lucía Martín Cartón ( Aragne ) , Namur Chamber Choir, Cappella Mediterranea, dir. Leonardo García a Alarcó n(Fabio Trümpy (Prometeo), Scott Conner (Peleo), Mariana Flores (Tetis), Giuseppina Bridelli (Nisea), Borja Quiza (Satyro), Zachary Wilder (Mercurio), Ana Quintans (Minerva), Kamil Ben Hsaïn Lachiri (Hercules), Victor Torres (Nereo), Anna Reinhold (Pandora), Alejandro Meerapfel (Jupiter), Lucía Martín Cartón ( Aragne ) , Namur Chamber Choir, Cappella Mediterranea, dir. Leonardo García a Alarcón


    "Es gibt wahrscheinlich Opern von Draghi, die eine Wiederbelebung eventuell mehr verdienen, aber die schiere Kuriosität dieser hier macht sie von allergrößtem Interesse. Und diese lebhafte und energiegeladene Darbietung wird ihm viele Freunde einbringen."

    Hier hören wir eine entzückende Kuriosität, eine spanische Oper aus dem 17.Jahrhundert, komponiert von einem Italiener für eine Aufführung in Wien.

    >>>>>>Die Handlung nimmt die Form eines Liebesmischmaschs :) an: Prometheus ist in die Nymphe Thetis verliebt, die ihn nicht liebt (sie zieht Peleus ihm vor) und er wird heimlich von der Nymphe Nisea geliebt. Aus amouröser Bosheit wird er eine Statue formen, in die er sich verlieben wird, nachdem er ihr Leben eingehaucht hat, indem er die Flamme der Sonne gestohlen hat. Außerdem plant Jupiter, die schöne Thetis zu heiraten, zur großen Zufriedenheit des verzweifelten Vaters der Schönen, Nereus. Die Ehe wird scheitern, da Juno unerwartet darüber informiert wurde. Wütend über dieses Versagen und darüber, dass Prometheus mit ihm konkurriert, wird Jupiter Pandora und Merkur anweisen, den Rebellischen zu bestrafen, indem sie ihn an den Berg Kaukasus binden, wo ein Adler seine Leber verschlingen wird. Sekundäre Verschwörung, Arachne, die Juno das Eheprojekt von Jupiter anprangerte, wird von der erbarmungslosen Minerva dazu verurteilt, ihr Netz aus ihren eigenen Eingeweiden zu weben. Im letzten Akt wird Jupiter plötzlich großmütig (es ist eine Hofoper), pardon Prometheus. ;)<<<<<<


    Der Komponist Antonio Draghi wurde in Rimini, Italien, geboren, wo er zunächst als Sänger Karriere machte, und er sang in Opern von Monteverdi und Cavalli, darunter in der Uraufführung von Cavallis Erismena. Er kam 1658 nach Wien und verbrachte den Rest seines Lebens in kaiserlichen Diensten, zunächst als Vorsänger in der kaiserlichen Kapelle, dann als Librettist und schließlich als Komponist. Er schrieb etwa 160 dramatische Werke – Opern, Musik für Theateraufführungen, Ballette und Oratorien. Das meiste der Werke ist unveröffentlicht, und wie bei vielen Komponisten in kaiserlichen Diensten ging das Manuskript nach der Aufführung in die kaiserliche Bibliothek, und die Werke gelangten nur sehr selten zur Aufführung.

    Die Oper wurde 1669 zu Ehren des Geburtstags der Königin von Spanien in der Wiener Hofburg aufgeführt. Draghi hatte das Libretto auf Italienisch als "Benche vinto, vince Amore o il Prometeo" geschrieben, bevor es dann als "Aun vencido, vence Amor o El Prometeo" ins Spanische übersetzt wurde. Das Libretto basiert möglicherweise auf einem Stück La estatua de Prometeo (Die Statue des Prometheus) von Calderon.

    Das Libretto ist vollständig erhalten, aber leider wurde die Musik zum Schlussakt noch immer nicht in den Wiener Archiven gefunden, so dass Leonardo Garcia Alarcon den Schlussakt schrieb, um das Werk aufführen zu können.

    Zitat von Leonardo García Alarcón

    „Ich habe mich in Draghis Musik vertieft, um seinen Stil, seine bevorzugten Intervalle, die Art der Melodie, die er komponierte, und die Art des Basso continuo, die er liebte, zu verstehen, um zu versuchen, eine Partitur zu produzieren, die seiner würdig ist. Ich hoffe also, dass dieser dritte Akt seiner Musik, seinen Intentionen und seiner Kreativität gerecht wird!' sagt der argentinische Dirigent.

    Für die Rolle der Tetis hört man hier die wahrlich goldene Stimme der Sopranistin Mariana Flores, für mich grenzt diese Stimme schon fast an ein Wunder! (Übrigens, habe ich hier schon mal erwähnt, in La finta pazza)

    Schon die erste Klage des Prometheus zeigt die Sensibilität des stolzen Prometeo, wunderbar vorgetragen vom Tenor Fabio Trümpy, der in den drei Akten wiederum heroisch, schmerzhaft, elegisch, edel und verliebt in seine Statue zeigt!


    Der Mercurio von Zachary Wilder glänzt mit sonnigem Timbre, habe ich im Orfeo auch schon lobend erwähnt.

    Lobend muss ich auch Victor Torres erwähnen, der schon bei Garrido ein atypischer Orfeo war.


    Das amouröse Duett im ersten Akt zwischen Thétis und Pélée ( Scott Tooner) erinnert mich an Monteverdi. Es geht der komischen Figur des Satyr voraus, der sich sowohl feige als auch impulsiv gibt (Borja Quiza). Als Abrundung einer brillanten Damenriege strotzt Ana Quintans mit üppiger Stimme in der Rolle der gebieterischen Minerva und Giuseppina Bridelli als gequälte Nisea. (von ihr gibt es ein wunderschönes Händel Album)

    Erwähnen will ich noch die sehr interessanten Vergebungsszenen von Jupiter, dargeboten vom Bariton Alejandro Meerapfel!


    Es ist ein ziemlich lebhaftes Stück, ganz in der Tradition von Cavalli. Mit ziemlicher Sicherheit ist Draghis Stil für die damalige Zeit ziemlich altmodisch ( ich höre das >im jetzt< etwas anders) und stark von den Opern beeinflusst, in denen er als junger Mann gesungen hatte.

    Der argentinische Dirigent Leonardo García Alarcón leitet eine brillante Besetzung für diese bemerkenswerte Barockoper, für mich eine große Offenbarung, ja ....es ist immer wieder erfrischend neues kennen zu lernen!


    Fazit: Der Zuhörer wird von der Vielfalt der Rhythmen, Farben, der Geschwindigkeit der Dialoge und den Farben der Capella Mediterranea verführt!



    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Guerra Amorosa


    Purcell: You twice ten hundred Deities; Let us dance; Fairest Isle; Anacreon's defeat; Man is for the woman made

    Händel: Dalla guerra amorosa; Lascia ch'io pianga
    Doni: Toccata dell'Arcangeli
    Ferrari: Voglio di vita uscir
    Monteverdi: Ecco di dolci raggi; Si dolce e il tormento
    Caccini: Oh, che felice giorno; Dolcissimo sospiro; La bella man vi stringo
    Paolo: Melli Gagliarda 'La Claudiana'
    Rossi: Tra pellegrine piante
    Legrenzi: Non m'uccider, gelosia
    Norcombe: Tregian's Ground


    Georg Nigl (Bariton), Luca Pianca (Laute & Barock-Gitarre), Vittorio Ghielmi (Viola da Gamba)


    Was hier zu hören ist, ist aus einer Zeit, die durch ein starkes Experimentieren gekennzeichnet ist: zunächst in Bezug auf den Ausdruck, dh die Beherrschung und vollständige Kenntnis aller Affekte, und dann in Bezug auf die Virtuosität, für die es keine Grenzen zu geben schien!

    Unter den vielen charakteristischen Aspekten bemerket man, die große Darstellung des Wortes, ebenso die enorme Ausnutzung des gesamten Dynamikbereiches, von den sanftesten Farben bis zu den fast schon brutalsten harten Akzenten.

    Der Bariton Georg Nigl, begleitet von Luca Pianca, an der Laute und Barockgitarre, und von Vittorio Ghielmi, an der Viola da Gamba, beherrscht dies alles auf wunderbare Weise, für mich ist er ein Phänomen. Wenn man verfolgt was er singt kommt man nicht aus dem staunen heraus, Barock, Romantik bis zum modernen Operntheater a la Dusapin und all dies perfekt!

    Man weiß nicht was man bei Nigl mehr bewundern soll, den Schmelz seiner Stimme bei gleichbleibender prägnanter Diktion oder doch lieber die wundersame Stimmfärbung in seinen Vorträgen!
    Im zuzuhören ist ein Genuss, das war schon so bei der ersten Begegnung mit seiner Stimme!

    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Giulia Semenzato - Angelica Diabolica


    Luigi Rossi (um 1597-1653)
    Il Palazzo incantata (1642): Si tocchi temburo
    Il Palazzo incantata (1642): Sol per breve momento
    Nicola Porpora (1686-1768)
    L'Angelica (1720): Mentre rendo a te la vita
    L'Angelica (1720): Costanze e fedele
    Bernardo Sabadini (c.1650-1718)
    Angelica nel Catai (1702): Mi vedrà più
    Agostino Steffani (1654-1728)
    Orlando Generoso (1691): Se t'eclissi
    George Frederick Händel (1685-1759)
    Orlando , HW 31 (1733): Non potrà dirmi
    Ariodante , HWV 33 (1735): Volate amori
    Alcina , HWV 34 (1735): Mi restano le lagrime
    Amadigi di Gaula , HWV 11 (1715): Desterò dall'empia Dite
    Carlo Francesco Pollarolo (1653-1723)
    Ariodante (1716): Quella man che mi condanna


    Kammerorchester Basel


    Das ist eine Mischung aus Bekanntem und Unbekanntem: Auf der einen Seite Händel, auf der anderen Bernardo Sabadini und Carlo Francesco Pollarolo. Die Auszüge der hier eingespielten Werke stammen aus dem bemerkenswerten Liebesepos Orlando Furioso, das erstmals 1516 veröffentlicht wurde und dessen endgültige Überarbeitung 1532 von Ludovico Ariosto (1474-1533) erschien ), Diplomat und Dichter am Hof der Familie d'Este in Ferrara.

    Angesichts der Schönheit vieler Gedichte von Ariosto waren die Komponisten von Madrigalen und Frottolen schnell dabei, einzelne Strophen aus seinem großen Gedicht zu verwenden.


    Semenzato ist eindeutig eine gute Opernsopranistin, sie wird vom Kammerorchester Basel tadelos unterstützt und das durchweg vorbildlich, denn hier gibt es ja einiges neues zu hören.


    Durchweg finde ich ihre Darbietungen sehr kompetent (obwohl ich bei einigen Artikeln etwas mehr Farbvariationen geschätzt hätte) und attraktiv, ohne jemals stimmlich spektakulär oder in Bezug auf ihre Interpretation aufschlussreich zu sein. Ich verzeihe ihr hier manches, denn es ist ihr erstes Soloalbum und so auch vieles ungewohnt vom Repertoire her. Ich habe ihre Stimme das erstemal gehört auf einer Cavalli Duett CD mit Raffaele Pe und auf einer Aufnahme des Messiah.


    „Als ich dich wieder zum Leben erwecke – oh Gott! – wandert deine Wunde von deiner Flanke zu meinem Herzen“, singt Porporas Angelica dem verletzten Medoro in seiner gleichnamigen Oper von 1720. Es ist eine niedergeschlagene Melodie, die Semenzato mit zitternder Atemlosigkeit vorträgt. als ihr klar wird, wie weit sie im Begriff ist zu gehen. Auch die lebhafte spätere Arie, in der sie Orlando Liebe vortäuscht: „So wie ein Adler die Sonnenstrahlen nicht verlassen kann, kann meine Begierde nicht von dir Abschied nehmen.“ (allein für diese Arien lohnt die Anschaffung der CD, aber auch freue ich mich auf die neue CD der Porpora L'Angelica)

    Durch die Mischung von dramatischem Ton und Textur erschafft Semenzato zusammengesetzte Charaktere, deren Dimensionalität von der Art und Weise herrührt, wie verschiedene Komponisten und Librettisten sie geformt haben. Händels Angelica ist mMn direkter und pragmatischer in ihrer Ablehnung von Orlando, die Heldin von Sabadinis "Angelica nel Catai“ ist dagegen militaristischer. Von schmetternden Trompeten angekündigt und Koloraturgeschosse aussendend, setzt sie ihr eigenes Herz mit dem Schauplatz des Krieges gleich. Ja, Liebe ist wie immer auch ein Schlachtfeld. ;)


    Sehr interessant ist der Booklet Text von dem jungen Musikwissenschaftler Giovanni Andrea Sechi, der sich sehr bemüht um Opern dieser Zeit, von ihm stammt auch der CD Titel!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Leonardo Vinci: Artaserse


    Philippe Jaroussky (Artaserse), Max Emanuel Cencic (Mandane), Daniel Behle (Artabano), Franco Fagioli (Arbace), Valer Barna-Sabadus (Semira), Yuiry Mynenko (Megabise)

    Coro delle Radiotelevisione Svizzera, Lugano, Concerto Köln, Diego Fasolis


    "Die Leistung der Sänger ist schlicht umwerfend - ein zündendes Barockfeuerwerk"
    (Musikwoche KW 43/2012)

    “Diese Aufnahme ist eine Sensation.“
    (HR2 Kultur, 19.10.2012)

    “Ein Gipfeltreffen der Countertenöre und ein Tenor der Sonderklasse.“
    (Süddeutsche Zeitung, 12.10.2012)

    “Mit den besten Coutnertenören, kongenial unterstützt von Concerto Köln mit dem Alte-Musik-Spezialisten Diego Fasolis.“
    (Süddeutsche Zeitung, 12.10.2012)

    „Die Besetzung ist eine Sensation.“ …„Das Concerto Köln lässt unter der Leitung von Diego Fasolis die Emotionen kochen.“
    (Badische Zeitung, 09.10.2012)

    bbc.co.uk

    Zitat
    Die Oper ist energisch rhythmisch und hochdramatisch und hat eine außergewöhnliche Energie und einige schöne Momente. Diese Aufnahme bringt all dies zum Vorschein, teils durch die krachenden Tempi von Diego Fasolis, teils durch die sprudelnde, historisch informierte Darbietung von Concerto Köln und teils durch die schiere Energie der Besetzung

    Magazin Gramophone

    Zitat
    Die Gefängnisszene, die Akt 3 beginnt, weist darauf hin, dass Vinci einer der besten Opernkomponisten seiner Zeit war ... Die gesamte Besetzung bringt außergewöhnlich guten Gesang hervor. Cencic und Jaroussky geben eine Meisterklasse für dramatischen Countertenor-Gesang, und Valer Barna-Sabadus und Yuriy Mynenko ... sind nicht weit dahinter ... Der einsame Tenor Daniel Behle erweckt den verräterischen Artabano lebhaft zum Leben.

    MusicWeb International

    Zitat
    [Jaroussky] ist ein hervorragender Sänger, brillant, kraftvoll, technisch perfekt und so schön im Ton ... [Fagiolis] Arbace ist gewaltig mit atemberaubender Virtuosität ... [Behle] überrascht mit einem Ton, der kraftvoll und baritonisch ist ... das ist eine der besten barocken Opernaufnahmen, die ich je gehört habe. Verpassen Sie es nicht!

    Presto-Musik

    Zitat
    Vincis Partitur ist eine Offenbarung: Seine rohe, rotblütige Klangpalette hat etwas so Unverwechselbares, und er geht mit Metastasios berühmten Metaphern so einfallsreich um ... [Cencic] singt die Schwester des Königs, Mandane, mit lodernder Theatralik ... .[Fagioli] setzt hier Akzente, indem er das Pathos und den virtuosen Anspruch des Schreibstils voll ausschöpft.


    Der Wächter


    Zitat
    ........der Gesang ist epochal, vor allem von Fagioli, der die Fähigkeiten der Countertenor-Stimme neu zu definieren scheint und sie betörend in neue Territorien führt. Hören Sie ihm zu und lassen Sie sich verführen.

    Die Zeiten

    Zitat
    Ich war süchtig … Die Reichweite, lyrische Erfindungsgabe und virtuosen Anforderungen von [Vincis] letztem Bühnen-Meisterwerk Artaserse – das sich auf dunkle Machenschaften im alten Persien bezieht – sind unglaublich. Und diese Concerto-Köln-Aufführung, mit Philippe Jaroussky als erstem Falsettgleichen, sprudelt vor Energie.


    BBC Musikmagazin

    Zitat
    Jaroussky ist in der Titelrolle agil und ungekünstelt ... Cencic (Mandane) bietet sowohl eloquenten als auch virtuosen Gesang ... Fagioli macht ein überzeugendes Arbace, das mühelos von einem extravaganten Stimmfeuerwerk zu flüssigem Belcanto huscht. Zweifellos ist diese Besetzung gut und das energische Orchesterspiel wird von Fasolis scharfsinnig geprägt


    Da ich diese Aufnahme überalles liebe, habe ich das alles gesammelt und liegt in der Box. Ich hoffe doch sehr, dass diese Aufnahme viele Klassikhörer erreicht hat!


    Inhalt in der Kurzfassung.....


    Das Libretto stammt von Metastasio und Artaserse ist der persische König Artaxerxes I., Sohn von Xerxes I. (Serse). Er regierte von 465 v. Chr. bis 424 v. Die Geschichte ist, wie so oft in Barockopern, ziemlich kompliziert: Mandane, Schwester von Artaserse, ist in Arbace, den Sohn von König Serses General Artabano, verliebt. Serse ist gegen diese Liebe und verbannt Arbace. Als sich die beiden Liebenden heimlich im Schlossgarten treffen, erscheint Artabano mit einem blutigen Schwert in der Hand. Er gibt gegenüber Arbace zu, dass er Serse für seine schlechte Behandlung von Arbace getötet hat und auch, weil er möchte, dass Arbace König wird. Dann tauschen die beiden ihre Schwerter aus. Nun kommt Artaserse hinzu und Artabano erzählt ihm von dem Mord und beschuldigt Dario, Artaserses älteren Bruder, der Tat. Artaserse befiehlt Artabano, Dario zu töten.
    Der Mord an Dario wird angekündigt und Megabise, ein General, der Artabano unterstützt und auch in Semira verliebt ist, bringt Arbace in Ketten und verkündet, dass unter Arbaces Besitztümern ein blutiges Schwert gefunden wurde. Arbace wird zum Tode verurteilt, aber Artaserse bezweifelt seine Schuld und lässt ihn frei, damit er entkommen kann.
    Im Tempel schwört Artaserse, in seinem Königreich für Recht und Ordnung zu sorgen. Um dies zu bekräftigen, ist er dabei, aus einem heiligen Kelch zu trinken, ohne zu wissen, dass Artabano das Getränk vergiftet hat. Bevor er Zeit hat, Megabise zu trinken, nähern sich seine Soldaten der Burg. Der Angriff wird abgewendet, als Arbace Megabise tötet. Jetzt übergibt Artaserse Arbace den Kelch, damit er seine Unschuld beweisen kann, indem er daraus trinkt. In dieser Situation gesteht Artabano, um das Leben seines Sohnes zu retten, dass er das Getränk vergiftet und auch Serse ermordet hat. Artabano wird gefangen genommen und abgeführt, aber Artaserse, der in Semira verliebt ist, verurteilt ihn nicht zum Tode, sondern zur Verbannung. Im Schlusschor begrüßen alle Artaserse:Gerechtigkeit wird schön, wenn sie von Barmherzigkeit begleitet wird . Happy End dieser blutigen Geschichte!


    Zur Zeit der UA (4. Februar 1730, Teatro delle Dame, Rom), durften Frauen nicht auf der Bühne auftreten, also wurden alle Rollen, sowohl männliche als auch weibliche, von Kastraten gesungen. Das bedeutet, dass auf dieser Aufnahme fünf Countertenöre und ein Tenor (Artabano) auftreten. Ihre Stimmen sind jedoch sehr individuell und man erkennt schnell die spezifische Klangfarbe von jedem von ihnen! Philippe Jaroussky hatte schon eine kometenhafte Karriere hinter sich und noch vor sich und obwohl er erst 35 Jahre war. Er ist ein hervorragender Sänger, brillant, kraftvoll, technisch perfekt und so schön im Ton. Geht man zum Anfang von CD 2 und hört sich die Arie "Rendemi il caro amico" (Tr. 2) das ist unwiderstehlich schön. Die eher lyrische Stimme von Max Emanuel Cencic passt hervorragend zu Mandanes Rolle, aber er eignet sich genauso gut für dramatischere Äußerungen. Begeistert wie immer war ich von Franco Fagioli, sein Arbace ist von atemberaubender Virtuosität. Die lange Arie zum Abschluss des ersten Aktes, "Vo solcando un marcrudle" (CD 1 tr. 27) ist ein Barockhit und man kannn sich das nicht besser gesungen vorstellen. Valer Barna-Sabadus als Semira hat einige der schönsten Arien zu singen und "Bramar di perdere"(CD 1 Tr. 15) ist ein Hit. Yuriy Mynenko hat aufregend brillante Spitzentöne, die die Arien des Generals Megabise angemessen kriegerisch erscheinen lassen. In "Sogna il guerrier le schiere" (CD 1 tr.13) träumt er der Krieger, so wie ein Jäger von Wäldern und ein Fischer von Netzen träumt. Ein Sonderling, in Bezug auf die restliche Besetzung der Aufnahme ist der Tenor Daniel Behle als Artabano. Der Höhepunkt von ihm ist mMn die Da-Capo-Arie in Akt III, als er befürchtet, sein Sohn sei tot, "Figlio se non vivi"(CD 3 tr. 9), wo die äußeren Abschnitte zu den bewegendsten Momenten des Stücks zählen.

    Die angegebenen Arien sind die die ich besonders liebe, aber letztendlich ist die Aufnahme voll davon.


    Concerto Köln gehört sicherlich zu einem der besten Orchester in diesem Genre und Diego Fasolis entlockt ihnen ein exzellentes Spiel. Ich kenne viele Leute, die barocke Opern meiden, weil sie die endlosen Secco-Rezitative nicht ausstehen. Sie wirken auch hier sehr lang, wenn man sich das Libretto ansieht, aber...... sie sprudeln hier wie bei Händel im flottem Tempo dahin und sind, ausdrucksstark und eigenwillig und keineswegs langweilig.

    Die Oper ist energisch rhythmisch und hochdramatisch und hat eine außergewöhnliche Energie die durch Fasolis sehr schön zur Geltung kommt, auch die energischen Tempi.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Johann Adolph Hasse: Didone abbandonata


    Didone - Theresa Holzhauser (Mezzo)
    Enea - Flavio Ferri-Benedetti (Counter-Tenor)
    Iarba - Valer Barna-Sabadus (Counter-Tenor)
    Selene - Magdakena Hinterdobler (Sopran)
    Araspe - Maria Celeng (Sopran)
    Osmida - Andreas Burkhart (Bariton)


    Live Hofkapelle München/Michael Hofstetter


    Johann Adolph Hasse (1699-1783) gehört zu jenen Komponisten, deren Bedeutung in der Operngeschichte nie in Frage gestellt wurde, ein Großteil seiner Werke ist aber längst aus dem Repertoire verschwunden, da gibt es noch viel zu entdecken. Im letzten Jahr des 17. Jahrhunderts in der Nähe von Hamburg geboren, studierte Hasse in den 1720er Jahren bei Alessandro Scarlatti in Neapel und ließ sich nach seiner Rückkehr nach Deutschland als Hofkomponist des Kurfürsten von Sachsen in Dresden nieder. Obwohl er produktiv in einer breiten Palette von weltlichen und geistlichen Genres komponierte, war es bei Hasse die Oper die seinen Ruf in ganz Europa begründete; er schrieb mehr als 50 davon, von denen die mmeisten hoffentlich noch aufgenommen werden!

    "Didone Abbandonata" wurde 1742 in Dresden uraufgeführt; Hasses Frau, die gefeierte Sopranistin Faustina Bordoni , übernahm die Titelrolle. Der Text, der sich mit Didos Liebe und Leiden durch Aeneas und ihrem späteren Tod befasst, war Pietro Metastasios erster für eine Opera seria. Es ist auch von vielen anderen Komponisten vertont worden, aber in den 1740er Jahren arbeitete er sehr eng mit Hasse zusammen. Die Oper beginnt mit Aeneas Entscheidung, Dido und Karthago zu verlassen, um sein Schicksal als Stadtgründer zu erfüllen, somit stürzt sich die Oper direkt ins Geschehen.


    Dido wird eindrucksvoll von der Mezzosopranistin, Theresa Holzhauser* gesungen, während sowohl Aeneas als auch Iarbas, der afrikanische König, der versucht, Dido zur Heirat zu erpressen, von den Countertenören Flavio Ferri-Benedetti* und Valer (Barna) Sabadus gesungen werden. Iarbas bekommt eine der schönsten und besten Arie der gesamten Oper, kurz vor Didos letzter Szene, und Sabadus liefert sie mit hinreißender Kontrolle und ausgefeilter Technik; Es ist damals schon ein echtes Stimmjuwel. Der Sound mag für einige Hörer, viel Bühnenlärm und teilweise recht abruptem Applaus bei einzelnen Nummern, nur akzeptabel sein, mir macht das nichts aus, da ich sehr viele Live­auf­nahmen besitze.

    Diese Rarität sollte es trotzdem wert sein angehört zu werden! Das Orchesterspiel der Hofkapelle ist lebendig und farbenfroh und lässt Hasses Orchestrierung gut zur Geltung kommen. Was Hofstetter gelegentlich an Rafinesse fehlt, macht er durch Enthusiasmus wett.

    Noch eine Anmerkung......

    *Der Countertenor Flavio Ferri-Benedetto, der mir vorher nicht sooo im Gedächtnis hängen blieb, als Aeneas tritt hier für mich mit großer Anerkennung hervor. Seine heroische Abschiedsarie im dritten Akt ist ein wahrer Kraftakt. :hail:

    Auch erwähnenswert sei Didos letzte Szene und ihr wichtiges Solo im Zentrum des zweiten Akts, es enthält Musik von schöner und tief empfundener Aufrichtigkeit.:thumbup:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Auch wenn ich mich zur Zeit kaum mit Alter Musik beschäftigte, danke ich dir ausdrücklich für deinen ausgiebigen Einsatz hier im Thread, lieber Fiesco :):thumbup:.


    Grüße

    Apollon:hello:

  • Auch wenn ich mich zur Zeit kaum mit Alter Musik beschäftigte, danke ich dir ausdrücklich für deinen ausgiebigen Einsatz hier im Thread, lieber Fiesco :):thumbup:.


    Grüße

    Apollon:hello:

    Lieber Apollon, das tut gut in diesen unruhigen Zeiten hier im Forum ;):!:DANKE

    Mir geht das sowas von am A......Hintern vorbei, leider guckt Alfred nur auf seine Zahlen, aber nicht auf das was im Forum alles auf der Strecke bleibt!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber Fiesco auch ich möchte mich ein weiteres Mal bedanken. Es ist ein schöner Thread, auch, wenn ich zeitlich bedingt nur langsam schlauer werde ...


    Die unruhigen Zeiten finde ich sehr seltsam. Ich finde das Thema hochinteressant und verstehe nicht wirklich, wieso man sich nicht gesittet kontrovers unterhalten kann. Aber die Fakten sprechen leider deutlich dagegen.


    Wie sagte Bob Dylan seinerzeit: The Answer is Blowing in the Wind ... :(

  • Offensichtlich sind hier nur Gesangsliebhaber/Operisten am Werk, die "Alte Musik, HIP" vorstellen. Man sollte es kaum glauben, aber es gibt auch eine große Menge HIP-gespielter Werke, die nichts mit Gesang zu tun haben.

    Musik für Tasteninstrumente: wer einmal etwas anderes als den "Wiener Klavierstil" hören will, greife hierzu:


    Friedrich Wilhelm Rust: Klavierwerke, CD

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  • Offensichtlich sind hier nur Gesangsliebhaber/Operisten am Werk, die "Alte Musik, HIP" vorstellen. Man sollte es kaum glauben, aber es gibt auch eine große Menge HIP-gespielter Werke, die nichts mit Gesang zu tun haben.

    Musik für Tasteninstrumente: wer einmal etwas anderes als den "Wiener Klavierstil" hören will, greife hierzu:


    Friedrich Wilhelm Rust: Klavierwerke, CD

    Lieber Bachianer geht das ein wenig größer oder eventuell die Beschreibung nebendran? Leider bin ich nicht mehr in der Lage, das Cover zu lesen :( womit sich weitere Möglichkeiten der Beschaffung verbieten.

  • BITTE.......

    Friedrich Wilhelm Rust: Der Clavierpoet


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Zitat von astewes

    Wie sagte Bob Dylan seinerzeit: The Answer is Blowing in the Wind ... :(

    :jubel:


    Auch dir lieber asrewes, danke ich sehr!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Offensichtlich sind hier nur Gesangsliebhaber/Operisten am Werk, die "Alte Musik, HIP" vorstellen. Man sollte es kaum glauben, aber es gibt auch eine große Menge HIP-gespielter Werke, die nichts mit Gesang zu tun haben.

    Aber selbstverständlich, aber ich höre zu 90% nur gesungenen, du und natürlich jeder andere, kann natürlich auch seine Lieblinge vorstellen, vielleicht ein klein wenig ausführlicher! :)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Aber selbstverständlich, aber ich höre zu 90% nur gesungenen, du und natürlich jeder andere, kann natürlich auch seine Lieblinge vorstellen, vielleicht ein klein wenig ausführlicher! :)


    LG Fiesco

    Lieber Fiesco,

    vorab, herzlichen Dank für "Vergrößerung" der Rust-CD. Könntest Du so nett sein, mir über PN die Vorgehensweise mitteilen?


    Und nun: weiter mit den Tasten. Müthel war der letzte Schüler des alten Bachs, und danach Organist an der Hauptkirche Rigas. Als Clavierspieler seiner Zeit hochberühmt (schon Burney rühmt ihn), schwierig zu spielen und hören, der "klassische Vertreter des Sturm und Drangs". Wien ist weit weg ;).

    Johann Gottfried Müthel: Cembalosonaten Nr.1-3, CD,CD,CD

  • Könntest Du so nett sein, mir über PN die Vorgehensweise mitteilen?

    Lieber Bachianer ,


    ich bin zwar nicht angesprochen, versuche mich aber gerne an einer Antwort. Der Beitrag kann dann gerne von der Moderation Alfred_Schmidt verschoben oder gelöscht werden.


    Also:


    Du suchst beim Werbepartner jpc nach der Scheibe, ggf. auch bei den nicht lieferbaren.


    Wenn Du die CD gefunden hast schaust Du in die URL Zeile des Browsers. Dort findet sich am Ende die Bestellnummer des Produktes. Von dort kopieren und zwischen die jpc-Tags [jpc] und [/jpc] einfügen.


    Man kann die Bestellnummer auch von anderen Stellen bekommen, hat dann aber häufig ein Font-Problem, worauf die Renderapplikation sehr empfindlich reagiert und im schlechten falle nur Tag und Nummer anzeigt anstelle des Bildes und des Links zum Shop.


    Die jpc-Tags bekommst Du, wenn Du den zweiten Button von rechts aus der Symbolzeile über dem Eingabefeld drückst.


    Ich hoffe, dass meine Erklärung nicht zu kryptisch ist Sorry schon mal!

  • Zitat von astewes

    Danke dir! :)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • ........



    LG Fiesco

    Il divino Claudio
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  • Francesco Cavalli: Artemisia (Venedig 1657)



    Marina Bartoli, Sopran ( Ramiro )

    Valentina Coladonato, Sopran ( Oronta )

    Silvia Frigato, Sopran ( Eurillo )

    Roberta Mameli, Sopran ( Artemia )

    Francesca Lombardi Mazzulli, Sopran ( Artemisia )

    Andrea Arrivabene, Countertenor ( Alindo )

    Maarten Engeltjes, Countertenor ( Meraspe )

    Alessandro Giangrande, Countertenor ( Niso )

    Alberto Allegrezza, Tenor ( Erishe )

    Salvo Vitale, Bass ( Indamoro )


    La Venexiana Claudio Cavina

    Libretto : Nicolò Minato

    Uraufführung 1657 in Venedig

    Aufgenommen in Mondovi (Sala Ghisleri) Italien, im Oktober 2010


    Pier Francesco Cavalli wurde eigentlich als Pier Francesco Caletti 1602 in Crema geboren, geboren. Aber seine Stimme und sein wahrscheinlich angeborenes Gesangstalent waren so ausgezeichnet, dass er schnell zum Protegé des venezianischen Stadthalters von Crema, Federigo Cavalli wurde; also somit nahm er dessen Namen an. Es ist in der Tat die Stimme, die in diesem frühen Beispiel der neuen Form der Oper so wichtig ist (Monteverdi war damals Maestro di Cappella in Venedig). Cavalli verbrachte ja auch einen Großteil seines Berufslebens in Venedig, wo er als Chorknabe anfing!

    Jede Aufführung muss den Text, die Arien, Rezitative, den Ensemblegesang und die Struktur so sorgfältig und mit so viel Liebe zum Detail behandeln, (wie diese hervorragende von La Venexiana unter Claudio Cavina) während das Genre Oper entstand, in der dann Cavalli ab der Mitte des 17.Jahrhunderts eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung spielt.


    Diese Oper in Cavallis Komposition stellt im Allgemeinen – und Artemisia im Besonderen – trotz all ihrer klanglichen und gefühlsmäßigen Nähe zur späteren Musik Monteverdis, eine eigene Einheit dar. Es ist Musik von großer Tiefe und Schönheit, gekennzeichnet durch Reinheit, Einfallsreichtum und eine für mich, auffallende Mischung aus Zartheit und Leidenschaft.


    Das Mausoleum aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. in Halikarnassos war eines der Sieben Weltwunder. Es überdauerte Jahrhunderte, bevor es bei einem Erdbeben zerstört wurde. Im British Museum kann man zwei überlebensgroße Statuen sehen, die möglicherweise den namensgebenden Mausolos und seine Schwester und Ehefrau darstellen.

    Letztere ist Gegenstand von Cavallis Oper. Die historische Artemisia war berühmt für ihre Hingabe: Es wurde gesagt, dass sie die Asche von Mausolos in ein Getränk mischte, um ihre Vereinigung zu verlängern. In der Oper betrauert Artemisia den Tod ihres Mannes und schwört, den Mann zu heiraten, der seinen Mörder schnappt; aber sie hat sich bereits in „Clitarco“ verliebt, ohne zu wissen, dass es Meraspe ist, der Mausolus getötet hat (aus Versehen, sagt Meraspe).

    Wenn man hier bereits verwirrt ist, dran bleiben, denn es wird noch schlimmer. Zwei Charaktere mit nahezu identischen Namen zu haben, hilft nicht (selbst das im Booklet abgedruckte Libretto gerät auf der letzten Seite durcheinander :)). Kurz gesagt, also Artemisia liebt Meraspe und umgekehrt; Ramiro liebt Artemia, aber auch sie liebt Meraspe; Artemisia wird auch von Alindo geliebt, dessen verlassene Verlobte Oronta sich als Mann verkleidet hat. Es gibt auch noch eine komische Nebenhandlung.

    Am Ende werden die wahren Identitäten Meraspes und Orontas aufgedeckt, und die drei Paare Meraspe/Artemisia, Alindo/Oronta und Ramiro/Artemia finden zueinander.


    Cavalli ist verschwenderisch in seinen Klagen, denn der Anfang der Oper beginnt schon mit Artemisia im Mausoleum!


    "Ich habe mich um nichts anderes bemüht liebe Leser und Opernhörer, die Eigenschaften der menschlichen Leidenschaften auf natürliche Weise darzubieten" dies schrieb Cavallis Librettist Nicolò Minato im Vorwort zu "Artemisia".


    Auf einzelne Darstellungen von Sänger:innen kann man hier getrost verzichten, denn Cavina hat ein feinfühliges Ensemble zusammengestellt wo alle nach seiner Pfeife tanzen (das ist äußerst Positiv gemeint), und La Venexiana gibt wie immer ihr bestes, ihr allerbestes!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Ich bin ja schon lange Anhänger von Cavalli, mein erstes Schlüsselerlebnis war "La Calisto". Die Produktion unter René Jacobs und Herbert Wernicke als Regisseur ist ja immer noch maßstabsetzend, wobei ich immer darauf hinweise, dass die DVD auch die hervorragende Inszenierung dokumentiert, die CD aber musikalisch besser ist. Der Grund ist der, dass Wernicke alle Darsteller durch die drei Bühnenebenen hetzt, was den Gesang beeinträchtigt.

    Dieser Artikel hier hat bei mir bewirkt, dass ich im Rest des Winters nicht Wagners Ring :stumm:, sondern meine Cavallis hören werde, wozu dieser hier natürlich dazukommt.

    Dafür danke, lieber Fiesco. Die Wirren der Handlung muss man wohl ertragen. Ich würde gerne mal eine Satire schreiben, in dem ich das verwirrendste aller verwirrenden barocken Libretti verfasse. Aber ich glaube nicht, dass ich das schaffe. Außerdem gibt es das wahrscheinlich schon, und noch wahrscheinlicher, dass es von Metastasio stammt, und am allerwahrscheinlichsten ist, dass es schon 30 Opern darüber gibt. Artemisia liegt da gut im Rennen.

    Fazit: auf zu jpc!

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Zitat von Dr. Pingel

    mein erstes Schlüsselerlebnis war "La Calisto". Die Produktion unter René Jacobs

    Eventuell schreibe ich noch was dazu lieber Dr.Pingel.Die Aufnahme mit Leppard ist von der Besetzung her etwas besser aber leider nicht HIP!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Eventuell schreibe ich noch was dazu lieber Dr.Pingel.Die Aufnahme mit Leppard ist von der Besetzung her etwas besser aber leider nicht HIP!


    LG Fiesco

    Alle Leppard-Aufnahmen sind bei mir in der Mülltonne gelandet. Die Besetzung ist nicht nur nicht besser, sondern eine Katastrophe; da singen Opernsänger, die kein Ahnung haben, was diese Musik verlangt.

    Die Besetzung von Jacobs ist grandios, vor allem der Bass Marcelo Lippi, der zudem noch im Falsett singen muss.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Philippe Jaroussky - La Vanita del Mondo



    Torri: Perche piu franco forte aus „Abramo“, Esiliatevi pene funeste aus „La vanita del mondo“
    A. Scarlatti: Ardea di fiamma impura & Dormi, o fulmine di guerra aus „La Giuditta“
    Chelleri: Odi, mose mio fido & Cadera perir a aus „Sio sul Sinai“
    Händel: Lascia la spina, cogli la rosa aus „Il Trionfo del Tempo e del Disingranno„
    Caldara: Contro l’empio s’impuni la spada aus „Assalonne“, Ferma, ascolta, e festeggia & Amar senza penar aus „Santa Ferma“, E morto il mio Gesu aus „Morte e sepoltura di Cristo“
    Bononcini: Sinfonia & Bacio l’ombre e le catene aus „La Decollazione di San Giovanni Battista“
    Fago: Ohime d’armi e cavalli & Fors e pur nel proprio sangue aus „Il faraone sommerso“
    Hasse: Si solo a te mio Dio volger mi & Il rimorso opprime il seno aus „La conversione di Sant‘ Agostino“
    Marcello: Tuona il Ciel aus „La Giuditta“


    Ensemble Artaserse,Yannis Francois


    Mit seinem sinnlichen Timbre – manchesmal eher Counter-Sopran als Counter-Tenor – passt Jaroussky perfekt zu den vorherrschenden traurigen und nachdenklichen Arien. Die längeren, wohlklingenden melodischen Linien der nachdenklichen Arien werden von Stücken unterbrochen, die große Virtuosität und stimmliche Geschicklichkeit erfordern.

    Jaroussky formuliert phantasievoll und dramatisiert eher, als nur zu erzählen. Wie immer bei ihm, werden Worte ausnahmslos genossen. Jaroussky glänzt in „Lascia la spina“ mit einer verführerischen Zärtlichkeit, indem er den letzten Refrain ausdrucksvoll variiert.

    So singt er auch mit einer scheinbaren Gelassenheit Judiths Amme, die Holofernes vor seiner Ermordung in den Schlaf wiegt. In den schnellen Arien stellt Jaroussky seine Koloraturen stets in den Dienst des Dramas, hier ist herrlich zu hören, wie heiter und leicht er in Pleasures Arie aus Pietro Torris "La Vanità del mondo" singt.

    In zwei höchst anspruchsvollen Arien, beides Erstaufnahmen, ist seine höchst anspruchsvolle Kunst zu vernehmen, so zeigt er großes Geschick, wenn er in Moses Klage „Caderà, perirà“ aus Fortunato Chelleris "Dio sul Sinai“ mit Trotz den Pathos singt und als Ioabbe in „Contro l’empio s’impugni la spada“ aus Caldaras Assalonne. Mit solcher Agilität, Sicherheit und Zuversicht ist Jaroussky besonders beeindruckend, seine Koloratur behafteten Phrasen sind immer gut artikuliert, fließen mühelos und geschmeidig, und auch mit genug Zurückhaltung, um sich in den hier dargebotenen sakralen Kontext der Musik einzufügen.

    Der Ton von Jarousskys Stimme ist in den höheren Lagen etwas androgyn, was wohl manchesmal zur Ablehnung führt, aber für mich sein Markenzeichen darstellt.

    Was man aber immer wieder betonen muss, seine Diktion und Intonation sind immer makelos!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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