Warum überlebt das Regietheater so lange ? - Versuch einer Analyse

  • Der Bitte schließe ich mich an.


    Vielleicht sollte man zur Ausgangsfrage zurückkommen, die sich ja auf die Langlebigkeit des "Regietheaters" bezog.


    Ich habe hierzu die These aufgestellt, dass ästhetische Strömungen, die lange bestehen, eventuell künsterische Reize haben könnten, die von denen, die diese Strömungen ablehnen, nicht erkannt werden.


    Auf diese These kam m. E. bisher nur der Einwand (von Alfred), dass diese Reize wohl nur für Leute bestehen, die ungebildet sind, sich schlecht anziehen, bei Tisch rülpsen, Nutella mit dem Löffel essen und sich vom Büffet die letzten zwei Wurstscheiben auf einmal nehmen. (Ok, das ist keine wörtliche Wiedergabe, aber sinngemäß ging es wohl ungefähr in diese Richtung. ;))


    Gibt es vielleicht noch andere Überlegungen dazu?


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Das ist einfach nur dreist! Verarschen könnt Ihr Euch selber! :no:

    Es ist nicht dreist, es ist die Wahrheit. Diese Behauptung:

    Du - und auch Christian Köhn - haben schon bei der ersten Nennung des Wortes "Konstruktivismus" von mir das veralbert und ins Lächerliche gezogen.

    ... ist, was mich betrifft, eine Lüge. Ich bin überhaupt nicht auf Dein "Konstruktivismus"-Argument eingegangen. Ich erwarte, dass Du mir das Gegenteil beweist oder Dich hier öffentlich korrigierst.


    P.S. Zur Ergänzung:

    Du hattest dieselbe Behauptung bereits hier aufgestellt:

    Vor allem wurde meine Charakterisierung der Denkweise unserer Künstler als "konstruktivistisch" von ihnen gleich und dann wiederholt in konzertierter Aktion einfach veralbert und versucht lächerlich zu machen (ist alles nachzulesen).

    Deine "erste Nennung des Wortes 'Konstruktivismus'" war laut Suchfunktion in dieser Diskussion am 16. Dezember in diesem Beitrag. Zeige mir also, wo ich das daraufhin "gleich und dann wiederholt in konzertierter Aktion einfach veralbert und versucht lächerlich zu machen" hätte.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • ... ist, was mich betrifft, eine Lüge. Ich bin überhaupt nicht auf Dein "Konstruktivismus"-Argument eingegangen. Ich erwarte, dass Du mir das Gegenteil beweist oder Dich hier öffentlich korrigierst.

    Ich habe keine Lust, meine kostbare Zeit zu verschwenden mit dem, was alle gelesen haben und das aufzulisten. Meine Erwähnung des Konstruktivismus wurde mit höhnischen Bemerkungen veralbert - und das immer wieder. Ich muss sagen, in meinem Leben habe ich bisher noch nie so freche, unverschämte und skrupellos pöbelnde Diskutanten erlebt. Mir reicht es! Und damit basta!

  • Meine Erwähnung des Konstruktivismus wurde mit höhnischen Bemerkungen veralbert - und das immer wieder.


    Aber eben nicht von ChKöhn, wie Du behauptet hast.


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Vielleicht sollte man zur Ausgangsfrage zurückkommen, die sich ja auf die Langlebigkeit des "Regietheaters" bezog.

    Das RT lebt weiter, weil sich immer noch genügend Zuschauer finden, die aus den unterschiedlichsten Motiven, die hier teilweise von Alfred schon genannt wurden, hingehen. Diese könnten sein:


    Schleichende Gewöhnung. Die Mittelalten, die RT eigentlich ablehnen aber doch nicht ganz verzichten möchten, z.B. auf Musik und Topsänger, sagen sich: Bevor man gar nicht mehr hingeht, nimmt/nahm man RT anfangs zähneknirschend in Kauf. Dann ist es einem irgendwann egal. Schließlich achtet man fast gar nicht mehr auf das, was da auf der Bühne vor sich geht und genießt nur noch die Livemusik. Eine resignative Haltung nach dem Motto: Ich kann es eh nicht ändern und nutze mein Abo weiter.


    Bei den ganz Jungen ist es einfacher, die kennen möglicherweise gar nichts anderes mehr als RT und denken, das wäre normal und das wurde schon immer so gemacht. Die braucht man also erst gar nicht zu "entwöhnen". Außerdem scheint da durch die "Gnade der späten Geburt" eine Rolle zu spielen, dieses Publikum hat sowieso nicht so eine Affinität zum, sagen wir "altmodischen" Stil. Im Gegensatz zu Alfred sage ich nicht, dass die Jugend von heute größtenteils doof ist, sie wurden nur in ganz andere Zeiten hineingeboren als diejenigen, die heute 60, 70 oder 80 Jahre alt sind.


    Dann gibt es diejenigen überzeugten RT-Fans, die politisch eher links stehen und sich klammheimlich darüber freuen, dass das bürgerliche Operntheater lächerlich gemacht und durch den Dre... ääh Kakao gezogen wird. Außerdem kann man mit dem Judenfeind Richard Wagner abrechnen, indem man ihn vorführt und es ihm posthum mal so richtig zeigt.


    Weiterhin sind da diejenigen, die tatsächlich diese Art von Geschmack haben und Spaß daran haben, die Interpretationen der Macher nachzuvollziehen und von Fall zu Fall entscheiden, ob das Ergebnis schlüssig und nachvollziehbar ist, keine allzu großen logischen Brüche enthält und die Neudeutung insgesamt gelungen oder misslungen ist.


    Früher sind wohl auch noch die hingegangen, die sich einen Skandal erhofft haben. Aber das hat sich inzwischen etwas abgenutzt, weil es von Affen und Ratten über Porno bis Nazis schon alles gab und es immer schwieriger wird, da noch einen draufzusetzen.


    Manch einer hat noch andere Motive, er will in der Oper gesehen werden und als gebildet gelten. Oder er will endlich die Frau seines Lebens kennenlernen.8-)


    Die ganz Alten scheinen RT meist völlig abzulehnen und sterben nach und nach aus. Sie gehen wohl kaum noch hin, auch aus gesundheitlichen Gründen.


    Diese Mischung und die öffentliche finanzielle Förderung reichen aus, damit Regietheater überleben kann und auch vermutlich die klassische Oper in den nächsten 10-20 Jahren letztlich komplett verdrängen wird. Ich mache mir da keine Illusionen. Das ist meine Analyse.


    :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Ich habe keine Lust, meine kostbare Zeit zu verschwenden mit dem, was alle gelesen haben und das aufzulisten.

    Deine Zeit reicht also, um gegen mich falsche Beschuldigungen zu erheben, aber nicht, um sie zu belegen oder zu korrigieren.


    Aber eben nicht von ChKöhn, wie Du behauptet hast.

    Ich habe in einem einzigen ironischen Nebensatz und abgeschwächt durch einen Smiley auf den "Konstruktivismus" Bezug genommen:

    wenn er nicht als böser Konstruktivist gelten möchte :)

    Das war alles. Aber das war ja wohl kaum "frech, unverschämt und skrupellos pöbelnd", es war auch nicht "wiederholt" und keine "konzertierte Aktion". Vor allem aber war es gestern und damit einen Tag, nachdem Holger diesen frei erfundenen Vorwurf erhoben hatte. Ich gehe doch wohl richtig in der Annahme, dass zu seinen zweifellos herausragenden Fähigkeiten nicht die gehört, in die Zukunft blicken zu können...

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Lieber Axel, ich bin seit meiner Schulzeit Pogo-Fan und habe diese Aufnahme sehr genossen. IMO hält der Beethoven das aus.


    LG Siamak

  • Aber eben nicht von ChKöhn, wie Du behauptet hast.

    Das macht nichts. Für den Existenzphilosophen sind Lügen ein ebenso legitimes Mittel in der Deabatte wie Argumente ad personam bis hin zu schweren Beleidigungen. Und zwar liegt das daran, dass es respektlos ist, den Aussagen eines Existenzohilosophen zu widersprechen, statt sie mit gläubigen Erstaunen und Erzittern als ewige Wahrheit hinzunehmen.

  • Lieber Axel, ich bin seit meiner Schulzeit Pogo-Fan und habe diese Aufnahme sehr genossen. IMO hält der Beethoven das aus.


    LG Siamak

    Lieber Siamak,


    das ist eigentlich das, was ich zu sagen beabsichtigte. Wenn Du Pogorelichs Beethoven gerne hörst und seine Interpretation Dich berührt, entpuppt sich im Endeffekt das ganze Werktreue-Gerede als belanglos.


    Ich habe das Beispiel gerade deswegen gewählt, um nicht in Verdacht zu geraten, etwas zu verteidigen, was mir selbst gefällt. :)


    Ja, natürlich hält Beethoven das aus! Das macht unter anderem seine Größe aus.

  • Nun kann man diese permanent um sich selbst kreisende und auf nichts als einem ideologisch-konstruktivistischen Konzept von "Theater" basierende diskursive Litanei allmählich nicht mehr ertragen.

    Immer dieselben Thesen.

    Leute, macht dem eine Ende!

    Bitte!


    Lieber Helmut Hofmann,


    so geht es mir auch! Diese ganze (Regie-)Theater-Welt, die Art, wie die Leute, die sich in ihr bewegen denken und wie sie mit anderen Menschen umgehen, ist mir durch diese "Diskussionen" hier so fremd geworden, dass ich mit ihr wirklich nichts zu tun haben möchte. Es reicht - es wiederholt sich nur alles!

    Aber eben nicht von ChKöhn, wie Du behauptet hast.

    Christian Köhn hat damit begonnen, Hintze hat eingehakt und dann haben sie in konzertierter Aktion weitergemacht wie bereits angefangen - nicht nur in Bezug auf Konstruktivismus, sondern als eine Strategie, mich hier als Person zu diskreditieren und öffentlich bloßzustellen. So etwas Übles habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt. Und mehr sage ich dazu nicht.


    Das macht nichts. Für den Existenzphilosophen sind Lügen ein ebenso legitimes Mittel in der Deabatte wie Argumente ad personam bis hin zu schweren Beleidigungen. Und zwar liegt das daran, dass es respektlos ist, den Aussagen eines Existenzohilosophen zu widersprechen, statt sie mit gläubigen Erstaunen und Erzittern als ewige Wahrheit hinzunehmen.

    Das ist einfach nur widerlich.

    das ist eigentlich das, was ich zu sagen beabsichtigte. Wenn Du Pogorelichs Beethoven gerne hörst und seine Interpretation Dich berührt, entpuppt sich im Endeffekt das ganze Werktreue-Gerede als belanglos.

    "Werktreue-Gerede" - aha. Ich glaube kaum übirgens, dass Pogorelichs Selbstverständnis so aussieht, dass er Regietheater auf dem Klavier machen will. Er wird - von der russischen Klavierschule ausgebildet - natürlich "werkgerecht" sein wollen in seinem Selbstverständnis.


    Das RT lebt weiter, weil sich immer noch genügend Zuschauer finden, die aus den unterschiedlichsten Motiven, die hier teilweise von Alfred schon genannt wurden, hingehen. Diese könnten sein:


    Schleichende Gewöhnung.

    Lieber MDM,


    sehr gut gesehen. Sehr gut war auch Dein Beitrag über die Wiederholung. Das Bedeutende und Große ist das, womit man sich immer wieder beschäftigt und beschäftigen möchte - weil es erhebend ist und über die eigenen Grenzen hinaushebt. Dieses monumentalische Interesse verkümmert durch das "Interessante" von RT.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Nun kann man diese permanent um sich selbst kreisende und auf nichts als einem ideologisch-konstruktivistischen Konzept von "Theater" basierende diskursive Litanei allmählich nicht mehr ertragen.

    Immer dieselben Thesen.

    Leute, macht dem eine Ende!

    Bitte!

    Lieber Helmut, Du wirst Geduld haben müssen. Auch dieses Kreisen findet irgendwann sein Ende. Das wissen diejenigen, die lange genug in diesem Forum unterwegs sind, nur so gut. Schade ist, das andere Themen dagegen im Moment kaum keine Chance haben. Selbst finde ich ja einige Aspekte nicht uninteressant. Sie gehen dann aber rasch in gegenseitigen Schuldzuweisungen, Unterstellungen und Beschimpfungen wieder unter. Der Ton, der dabei angeschlagen wird, ist nicht der meine. Mir ist, als bewege sich das Forum bei diesem Regie-Thema wie in einem rechtsfreien Raum. Meine Sorge ist, dass ich die Lust an Tamino verlieren könnte. Ich meide alle so geannnten sozialen Medien und finde mich plötzlich genau in so einem wieder. Das muss zu denken geben. Dir wünsche ich Ausdauer und alles Gute.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Christian Köhn hat damit begonnen, Hintze hat eingehakt und dann haben sie in konzertierter Aktion weitergemacht

    Christian Köhn hat sich also an einer »konzertierten Aktion« (Deine Vorliebe für bombastische Hohlwörter ist wirklich köstlich!) beteiligt, an der er sich nicht beteiligt hat. Aha. Alles klar. Muss man eigentlich Existenzphilosoph sein, um solche Kunststücke zustande zu bringen?


    Übrigens geht es eigentlich gar nicht um Deine Person, sondern um Deine Auffassungen. Du warst es, der Deine Person mit ins Feld geführt hat (»ich bin ein anerkannter Fachmann...«, »wer mir widerspricht, ist respektlos...« usw. usf.). Das ehrfürchtige Erschauern, dass Du damit auslösen wolltest, ist ausgeblieben. Das hättest Du Dir allerdings auch vorher denken können. Nun musst Du mit dieser – für Dich anscheinend seht schmerzlichen – Erfahrung leben.

  • Probieren wir es doch mal mit einer Antwort auf die Frage im Titel:


    Das Regietheater ist eine polemische Erfindung. Es handelt sich um eine Kiste, in die alles geworfen wird, was dem Geschmack einer gewissen Gruppe von Zuschauern nicht gefällt. Diese Gruppe ist durchaus heterogen, und der Geschmack, der jeweils oberstes Kriterium ist, ist keineswegs immer derselbe. Was diese Gruppe aber zu verbinden scheint (und sie als Gruppe konstituiert), ist einerseits die allgemeine Abneigung gegen die Tatsache, dass die Dinge wich entwickeln. Das drückt sich in dem Wunsch aus, dass es im Theater keine Entwicklung geben soll. Es soll auf einen vergangenem Stand eingefroren werden, jede Neuerung, jede Entwicklung, die den Entwicklungen der Welt entspricht, soll unterbleiben. (Technische Entwicklungen wie neue Beleuchtungs- und Ton-, im weitesten Sinne bühnentechnische Einrichtungen sind hiervon ausgenommen, weil davon kaum jemand etwas weiß oder merkt, die Verwendung von Videos natürlich ausgenommen, die einfach Anathema sind, wenn sie bemerkt werden – was auch nicht immer der Fall ist.) Andererseits verbindet die Mitglieder dieser Gruppe eine Abneigung gegen die Freiheit, die sich Künstler nehmen können. Der Verdacht, dass es sich hier um eine Abneigung handelt, die keineswegs auf die Freiheit im Bereich der Kunst beschränkt ist, liegt nahe, es gibt auch immer mal wieder deutliche Anzeichen dafür (zum Beispiel das Zustimmung ausdrückende Zitat einer entsprechenden Äußerung der Nazisse von Bayreuth) wäre aber doch erst einmal näher zu untersuchen, bevor man das ernstlich behaupten kann.


    Die Kiste, in die alles geworfen wird, was nach diesem Kriterium nicht gut ist, trägt die Aufschrift »Regietheater«. Da finden sich dann so grundverschiedene Ansätze wie die von Mahler, der Kroll-Oper, Meyerhold, Felsenstein, Wieland Wagner, Chereau, Berghaus, Loy, Bieito usw.


    Um es kurz zu machen: Da das Regietheater eine polemische Erfindung derer ist, die zur Kanalisierung ihres Unmuts dieser Kiste bedürfen, wird es so lange dauern, wie dieses Bedürfnis besteht. Mit dem, was im Theater stattfindet, hat das nichts zu tun. Das entwickelt sich von diesem Aufruhr ungestört weiter, mal mehr, mal weniger erfolgreich, mal auf breitem Weg munter vorangehend, mal auf Seitenpfaden im Gestrüpp verheddert, wie das eben mit allen anderen Entwicklungen in der Kunst und in allen anderen Bereichen des Lebens auch ist. Da muss man sich keine Sorgen machen. Man sollte sich aber auch keine allzu großen Hoffnungen machen, dass die Zukunft die Erfüllung der persönlichen Wünsche bringt. Was diese bringt, ist in aller Regel nicht von unseren Wünschen abhängig.

  • Christian Köhn hat damit begonnen

    Noch einmal: Ich bin auf Dein "Konstruktivismus"-Argument nicht eingegangen. Deine Behauptung des Gegenteils hätte zu Beginn noch ein grob fahrlässiger Irrtum sein können, aber nachdem Du mehrfach - und nicht nur von mir - darauf hingewiesen wurdest, stelle ich fest: Du bist ein Lügner.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Ich glaube kaum übirgens, dass Pogorelichs Selbstverständnis so aussieht, dass er Regietheater auf dem Klavier machen will. Er wird - von der russischen Klavierschule ausgebildet - natürlich "werkgerecht" sein wollen in seinem Selbstverständnis.

    Kannst Du das, außer mit Deinem "Glauben", auch belegen?

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Der Existenzphilosoph muss nichts belegen. Ihn nach Belegen zu fragen, ist grob respektlos. Wenn er äußert, dass er etwas glaubt, musst Du es als gesicherte und unumstößliche Wahrheit annehmen. Das ist einfach verbindlich.

  • Probieren wir es doch mal mit einer Antwort auf die Frage im Titel:


    Das Regietheater ist eine polemische Erfindung. Es handelt sich um eine Kiste, in die alles geworfen wird, was dem Geschmack einer gewissen Gruppe von Zuschauern nicht gefällt. Diese Gruppe ist durchaus heterogen, und der Geschmack, der jeweils oberstes Kriterium ist, ist keineswegs immer derselbe. Was diese Gruppe aber zu verbinden scheint (und sie als Gruppe konstituiert), ist einerseits die allgemeine Abneigung gegen die Tatsache, dass die Dinge wich entwickeln. Das drückt sich in dem Wunsch aus, dass es im Theater keine Entwicklung geben soll. Es soll auf einen vergangenem Stand eingefroren werden, jede Neuerung, jede Entwicklung, die den Entwicklungen der Welt entspricht, soll unterbleiben.

    Mein Vorurteil ist: In den letzten ca. 40-50 Jahren habe es vorwiegend im deutschsprachigen Raum die Tendenz gegeben, dass die Diskrepanz zwischen dem Bühnengeschehen resp. Bühnenbild, Kostümen usw. und dem Setting sowie dem Geschehen der jeweils verwendeten Stücke deutlich größer geworden ist. Ich wüsste gerne, ob du das bestätigen würdest.

    Und solltest du das tun: Gäbe es aus deiner Sicht die Möglichkeit, eine solche signifikante Entwicklung terminologisch zu fassen, ohne den fragwürdig aufgeladen "RT"-Begriff zu bemühen?

    Wenn Schüler von mir entrüstet/enttäuscht anmerken, es sei ja sehr komisch gewesen, dass Carmen sich am Ende auf der Bühne selbst umgebracht habe, denke ich: Aha, die RT-Sache. Im "deskriptiven" Sinne. Und ich finde dafür sprachlich bislang keine andere Lösung.

  • Für den einen Kollegen ist die Inszenierung bloßes Handwerk, wo mit den genialen Vorlagen noch ein wenig gewurstelt wird, um die Handlung auf der Bühne zu erstellen ...

    So ist es. Sie sind Baumeister, die das vom Architekten geplante Palais zu realisieren.

    Es ist unzulässig, da draus ein Beton-Sozialbau in Fertigteilbauweise wird - oder noch schlimmeres


    Das Stück (das es angeblich nicht gibt) ist IN SZENE ZU SETZEN, und nicht etwas nach eigenem Gutdünken zu fabrizieren...


    Leute, macht dem eine Ende!

    Bitte!

    Lieber Helmut.

    Du weisst, daß ich Dich sehr schätze, das sollte wohl außer Zweifel stehen

    Aber im Konkreten kann ich Deinen Wunsch nicht nachvollziehen

    Zum einen ist es der meistfrequentierte Thread seit Jahren (auch von seiten der Mitleser)

    Zum anderen ist es genau das was die RT-Fraktion wünscht:

    Ein Abfinden mit dem Status Quo

    und Schweigen zu unerträglichen Zuständen

    ABER DAS WIRD ES NICHT SPIELEN

    Ich WEISS, daß unsere Bemühungen nicht ohne Widerhall geblieben sind

    und erste Auswirkungen spürbar sind

    GENAU DESHALB wird dieser Thread mit aller Brutalität geführt.


    Ganz verstehe ich nicht, warum man sie über diesen Thread aufegt (wenn man davon nicht betroffen ist.

    Das Forum biete sogar die Möglichkeit unbeliebte Themen auszublenden, also für sich selbst unlesbar zu machen.

    Allerdings sehe ich soeben daß Das Tegietheaterforum detzeit im Beriech Oper Operette etc untergebracht ist,

    das wäre dann ebenfalls "unsichtbar." In den nächsten Tagen werde ich das unstrukturieren,

    Regietheater wird dann eine eigene KATEGORIE (das sind die Bereiche in den Roten/bzw blauen Balken)

    und von da ab kann es sich jeder ausblenden, den es stört.


    Könnte man also - im theoretischen Extremfall, so weit zu gehen wird sich dann wohl doch keiner trauen- Richard Wagners "Tristan und Isolde" ankündigen und auf einer Bühne aufführen, aber weder ein kleines Fitzelchen vom Libretto noch von den Noten bekäme man zu sehen und zu hören, aber es wäre trotzdem immer noch "Richard Wagner "Tristan und Isolde"? Wäre das nach der Logik, die hier vertreten wird -wie gesagt rein theoretisch- denkbar und möglich ?

    Da wäre ich mir nicht so sicher - diesen Leuten trau ich alles zu !

    Es hat sich ja eine Firma in Österreich auch getraut, Corona-Schutzmasken aus China - als "Made in Austria" zu deklariern

    Und von Konsequenzen ist mir bislang nichts bekannt (was nicht heisst, daß es keine gibt)


    Was hat das nun aber mit "Regietheater" zu tun ?

    Die gemeinsame Stategie:

    UNTER FALSCHER FLAGGE !!!


    https://www.derstandard.at/sto…smass-steuern-hinterzogen


    Die Panscher lachen sich krumm und kassieren

    Besser kann man es wohl nicht ausdrücken :hahahaha::hahahaha::hahahaha::baeh01:


    Wenn das alles angeblich so leicht ist, warum hast Du es dann nicht gemacht?

    Aus dem gleichen Grund, warum man als Interpret nur dann WELTKARRIERE macht, wenn man a priori schon dierRichtigen Hintermänner hat, die einen protegieren:


    Ja die NAMEN sind es , derentwegen das 'Publikuk in theater gehen

    Dieser Trailer zur Verfilmung des "Der Raubs der Sabinerinnen" enthält zumindest DREI Zitate, wo auf die Manipulaton und Vermarktung von Theaterstücken bezug genommen wird

    (Glauben Sie irgend jemand würde den Faust ansehen - wenn die Leute nicht wüssten dass er von Goethe ist ?')



    Dann gibt es diejenigen überzeugten RT-Fans, die politisch eher links stehen und sich klammheimlich darüber freuen, dass das bürgerliche Operntheater lächerlich gemacht

    Das ist sehr gut beobachtet. Ich hab auf den Zusammenhang schon mal durch die Titelgebung eines Threads Bezug genommen:

    Regietheater - letzte verbliebene Schrumpfform linker Ideologie ?


    Schade ist, dass andere Themen dagegen im Moment kaum keine Chance haben

    Das ist aber nicht diesem Thema anzulasten, sondern dem weitgehenden Desinteresse, das heutzutage der Klassischen Musik als Kernthema entgegengeracht wird. Immer schon haben sich Mitglieder auf Themenbereiche geradezu gestürzt, die mit den großen Klassikthemen nichts zu tun hatten, Ich errinner nur an die unsäglich vielen Geburtstagswunsch Threads und den Kuscheltreads mit seichten Gedichten und was es da sonst noch gab..............

    Wer über ein komplexess Thema schreiben will und kann - der wird sich von RT-Threads nicht davon abhalten lassen

    Aber - ich habe in den letzten Tagen eine Menge recherchiert - das war immer schon so - mit der Ausnahme, daß füher VIEL mehr geschrieben wurde

    Das liegt zum einen daran, daß wir damals mehr Mitglieder hatten - aber auch daran, daßdamals noch sooo viele Aufnahmen existierten, über die man nooch nichts geschrieben hatte. Und es gab noch sooo viele Berühmte Dirigenten und Solisten die es einem wert war zu erwähnen.

    Die heutigen interpreten haben nicht das Charisma der alten - zumindest wird das von vielen Sammlern so empfunden.

    Und auch hier gibt es viele, die die "Klassiker" gegen den Strich bürsten.

    Hier gibts keinen Aufschrei, wie beim Regietheater - man kauft halt lieber "historische Aufnahem", die ja immerhin seit bereits nunmehr über 40 Jahren digital aufgezeichnet wurden - und In ANAGLOG HIFI STEREO seit etwa 65 Jahren....

    Und über das meiste wurde schon geschrieben.

    DENNOCH gibt es hier immer wieder neue Threads - uder alte werden wiederbelebt - in achtbarer Menge und Qualität


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Das Stück (das es angeblich nicht gibt)


    Doch, das Stück gibt es zweifelsohne. Das hat auch niemand bestritten. Mit der Anerkennung der Existenz des Stücks ist aber nichts über das Verhältnis von Stück und Aufführung gesagt. Da beide nicht aufeinander angewiesen sind (weil es Stücke ohne Aufführungen gibt sowie Aufführungen, die keine Stücke verwenden), wäre zu begründen, warum eine Kunstgattung der anderen Kunstgattung Vorschriften machen kann (oder sogar muss, denn es war ja von "Verbindlichkeiten" die Rede).


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Das Regietheater ist eine polemische Erfindung. Es handelt sich um eine Kiste, in die alles geworfen wird, was dem Geschmack einer gewissen Gruppe von Zuschauern nicht gefällt.

    Das ist sicher ein Aspekt

    Was diese Gruppe aber zu verbinden scheint (und sie als Gruppe konstituiert), ist einerseits die allgemeine Abneigung gegen die Tatsache, dass die Dinge wich entwickeln. Das drückt sich in dem Wunsch aus, dass es im Theater keine Entwicklung geben soll

    Und das ein weiterer.


    Was mir auffällt, ist die Bereitschaft, dass eigene ästhetische Empfinden unter Aufsicht stellen zu wollen. Es mag da Ausnahmen geben! Diese Aufsicht hat verschiedenene Ausprägungen.


    Der eine mag eine philosophische Fundierung seines Erlebnisses, der andere mag so ein Gruppenerlebnis, was neuerdings ja durch das Internet sehr vereinfacht wird. Ersteres zeitigt zum Teil ausladende Begründungsversuche, wieso der eigene Geschmack der bessere ist. Für den anderen reichen dann Formulierungen wie "Das ist doch klar!" oder einfaches Schubladendenken mit der scheinbaren Gewissheit, in der eigenen Schublade nicht alleine zu sein. Auf jeden Fall ist das ästhetische Erlebnis etwas, was eine Gemeinschaft benötigt.


    Auch Formulierungen, wie die, dass Kunst verhohnepipelt wird, zeigt in Wirklichkeit ja nur Unsicherheit im Erlebnis selbst. Eigentlich hole ich mir die Gewissheit, dass ich hier so etwas wie Kunst erlebe, von kunstfremden Autoritäten. Ich lasse mich sonst auf gar nichts ein ;) Es gibt halt etablierte Kunst und das Neue, dass sie irgendwie kaputt macht. Das Neue ist halt nicht etabliert. Wenn es sich dann überraschenderweise doch etabliert (siehe Titel) , haben die Kollegen nicht die richtige theoretische Fundierung oder sie gehören zu einer Schicht, die man per se nicht ernst nehmen muss .....


    So stellen sich mir große Teile der Auseinandersetzung dar.


    Bei mir kommt die Skepsis eher durch die Etablierung ;). Wenn etwas vierzig Jahre lang gemacht wird, hat es sich doich irgendwie überholt, oder? Wo bleiben die neuen Tendenzen? Gibt es da Entwicklungen und wenn ja, wohin gehen die?

  • Mein Vorurteil ist: In den letzten ca. 40-50 Jahren habe es vorwiegend im deutschsprachigen Raum die Tendenz gegeben, dass die Diskrepanz zwischen dem Bühnengeschehen resp. Bühnenbild, Kostümen usw. und dem Setting sowie dem Geschehen der jeweils verwendeten Stücke deutlich größer geworden ist. Ich wüsste gerne, ob du das bestätigen würdest.

    Nein. Der Gedanke, dass eine Ausstattung historisch korrekt sein und der Zeit des Geschehens entsprechen muss, kommt erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts auf. In den Jahrhunderten davon trug man immer zeitgenössische Kostüme, ganz wie die Jünger Jesu auf den damaligen Gemälden. Schon im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts war die Tendenz zur historischen Genauigkeit deutlich abgeschwächt. Sie hat sich also nicht so besonders lange gehalten.


    Was die Frage betrifft, ob sich Carmen am Ende selbst umbringen sollte oder nicht, ist sie nicht allgemein zu beantworten oder zu kategorisieren. Es kommt ganz darauf an, wie das gemacht ist. Ist es gut gemacht, wird es überzeugen, wenn nicht, nicht. (Natürlich wird niemals jeder überzeugt sein, die Meinungen werden immer auseinander gehen, aber das ist ja klar. Aber dass irgendjemand nicht überzeugt ist, bedeutet nicht, dass das Geschehen nicht überzeugend war, sondern nur, dass es für ihn nicht überzeugend war.)


    In jedem Falle aber ist die Idee, dass die Bühnenaktion deckungsgleich auf dem Text liegen muss, nicht sinnvoll. Es gibt auch im Leben außerhalb des Theaters (das im Theater nachgeahmt wird) diesen Fall nur äußerst selten. Fast immer gibt es da eine (aussagekräftige) Diskrepanz. Darum wirkt dieses »1:1«, wie es oft – m. E. nicht besonders glücklich – genannt wird, außer in Ausnahmefällen so langweilig: Es passt einfach nicht zur Lebenserfahrung und wirkt unrichtig.

  • Wenn etwas vierzig Jahre lang gemacht wird, hat es sich doich irgendwie überholt, oder? Wo bleiben die neuen Tendenzen? Gibt es da Entwicklungen und wenn ja, wohin gehen die?

    Der Eindruck täuscht. Zum einen ist das Problem deutlich älter als 40 Jahre. Davon zeugen die Reaktionen auf Inszenierungen Mahlers oder der Kroll-Oper ebenso wie die wütende Ablehnung Brechts oder von Inszenierungen seit den 50er Jahren (als die guten Zeiten wieder vorbei waren). Wieland Wagner konnte einiges über heftige Beschimpfungen bis hin zu Morddrohungen berichten. Chereau ebenso, Ruth Berghaus auch, mir wurde in den Heiligen Hallen des Münchner Nationaltheaters von einem bestens gekleideten Smoking-Herrn ins Gesicht gespuckt... Das ist alles nicht neu, auch nicht das ausgeprägt schlechte Benehmen dieser Leute. Andererseits besteht zwischen einer Inszenierung von Wieland Wagner und einer von Chereau und zwischen einer von Chereau und einer von Bieito ein ganz erheblicher Unterschied. Wenn das keine Entwicklungen sind (wie immer man sie bewerten mag), weiß ich nicht, was das Wort bedeutet.

  • Probieren wir es doch mal mit einer Antwort auf die Frage im Titel:


    Das Regietheater ist eine polemische Erfindung. Es handelt sich um eine Kiste, in die alles geworfen wird, was dem Geschmack einer gewissen Gruppe von Zuschauern nicht gefällt. Diese Gruppe ist durchaus heterogen, und der Geschmack, der jeweils oberstes Kriterium ist, ist keineswegs immer derselbe. Was diese Gruppe aber zu verbinden scheint (und sie als Gruppe konstituiert), ist einerseits die allgemeine Abneigung gegen die Tatsache, dass die Dinge wich entwickeln. Das drückt sich in dem Wunsch aus, dass es im Theater keine Entwicklung geben soll. Es soll auf einen vergangenem Stand eingefroren werden, jede Neuerung, jede Entwicklung, die den Entwicklungen der Welt entspricht, soll unterbleiben. (Technische Entwicklungen wie neue Beleuchtungs- und Ton-, im weitesten Sinne bühnentechnische Einrichtungen sind hiervon ausgenommen, weil davon kaum jemand etwas weiß oder merkt, die Verwendung von Videos natürlich ausgenommen, die einfach Anathema sind, wenn sie bemerkt werden – was auch nicht immer der Fall ist.) Andererseits verbindet die Mitglieder dieser Gruppe eine Abneigung gegen die Freiheit, die sich Künstler nehmen können. Der Verdacht, dass es sich hier um eine Abneigung handelt, die keineswegs auf die Freiheit im Bereich der Kunst beschränkt ist, liegt nahe, es gibt auch immer mal wieder deutliche Anzeichen dafür (zum Beispiel das zustimmende Zitat einer entsprechenden Äußerung der Nazisse von Bayreuth) wäre aber doch erst einmal näher zu untersuchen, bevor man das ernstlich behaupten kann.


    Die Kiste, in die alles geworfen wird, was nach diesem Kriterium nicht gut ist, trägt die Aufschrift »Regietheater«. Da finden sich dann so grundverschiedene Ansätze wie die von Mahler, der Kroll-Oper, Meyerhold, Felsenstein, Wieland Wagner, Chereaus, Berghaus, Loy, Bieito usw.

    Diesen Beitrag muss ich noch einmal zitieren, weil er exakt den Punkt trifft.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Nein. Der Gedanke, dass eine Ausstattung historisch korrekt sein und der Zeit des Geschehens entsprechen muss, kommt erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts auf. In den Jahrhunderten davon trug man immer zeitgenössische Kostüme, ganz wie die Jünger Jesu auf den damaligen Gemälden. Schon im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts war die Tendenz zur historischen Genauigkeit deutlich abgeschwächt. Sie hat sich also nicht so besnders lange gehalten.


    Was die Frage betrifft, ob sich Carmen am Ende selbst umbringen sollte oder nicht, ist sie nicht allgemein zu beantworten oder zu kategorisieren. Es kommt ganz darauf an, wie das gemacht ist. Ist es gut gemacht, wird es überzeugen, wenn nicht, nicht. (Natürlich wird niemals jeder überzeugt sein, die Meinungen werden immer auseinander gehen, aber das ist ja klar. Aber dass irgendjemand nicht überzeugt ist, bedeutet nicht, dass das Geschehen nicht überzeugend war, sondern nur, dass es für ihn nicht überzeugend war.)


    In jedem Falle aber ist die Idee, dass die Bühnenaktion deckungsgleich auf dem Text liegen muss, nicht sinnvoll. Es gibt auch im Leben außerhalb des Theaters (das im Theater nachgeahmt wird) diesen Fall nur äußerst selten. Fast immer gibt es da eine (aussagekräftige) Diskrepanz. Darum wirkt dieses »1:1«, wie es oft – m. E. nicht besonders glücklich – genannt wird, außer in Ausnahmefällen so langweilig: Es passt einfach nicht zur Lebenserfahrung und wirkt unrichtig.

    Ich danke dir sehr, Werner. Mir scheint, als sollte ich mein Blickfeld diesbezüglich deutlich erweitern und zudem perspektivisch verändern.

    Und für den Thread heißt das: Mich überzeugt die Kritik immer mehr, dass die Frage falsch gestellt ist.

  • Diesen Beitrag muss ich noch einmal zitieren, weil er exakt den Punkt trifft.

    Genau, wie diese Stelle hier - wer eine werkgerechte Aufführung wünscht, ist ein Feind der künstlerischen Freiheit und - das wird natürlich verklausuliert gesagt - eigentlich ein Feind der Demokratie, wenn nicht ein Nazi. Da muss ich sagen - Dialektik - das ist totalitäres Denken. Die Andersdenkenden werden terrorisiert im Sinne des terreur von Robbespierre. Jeder, der an "Werkgerechtigkeit" festhält, ist ein prinzipiell verdächtiger Anhänger des ancien regime und gehört auf die Guillotine - heute natürlich nicht unters Messer, sondern nur in die Mühlen des rhetorischen Zynismus der RT-Apologeten. Da kann ich nur sagen - heiliger Schiller. Wo ist die ästhetische Erziehung geblieben?

    Andererseits verbindet die Mitglieder dieser Gruppe eine Abneigung gegen die Freiheit, die sich Künstler nehmen können. Der Verdacht, dass es sich hier um eine Abneigung handelt, die keineswegs auf die Freiheit im Bereich der Kunst beschränkt ist, liegt nahe, es gibt auch immer mal wieder deutliche Anzeichen dafür (zum Beispiel das Zustimmung ausdrückende Zitat einer entsprechenden Äußerung der Nazisse von Bayreuth) wäre aber doch erst einmal näher zu untersuchen, bevor man das ernstlich behaupten kann.

  • Zum einen ist es der meistfrequentierte Thread seit Jahren (auch von seiten der Mitleser)

    Zum anderen ist es genau das was die RT-Fraktion wünscht:

    Ein Abfinden mit dem Status Quo

    und Schweigen zu unerträglichen Zuständen

    ABER DAS WIRD ES NICHT SPIELEN

    Du hast ja recht, lieber Alfred. Diesen Aspekt habe ich nicht bedacht bei meiner appellativen Bitte, auf die Du hier Bezug nimmst.

    Es war eine impulsiv geäußerte, hervorgehend aus einem Genervt-Sein, wie es sich bei mir als Leser angesichts angesichts der Art und Weise, wie hier diskursiv miteinander umgegangen wird, immer stärker einstellte.

    Man kann ein solches konstruktivistisches Konzept von "Theater", wie es von Werner Hintze und anderen hier propagiert wird, ja vertreten, aber man sollte sich doch offen zeigen für die Argumente, die kritisch dazu vorgebracht werden und sich seinerseits argumentativ darauf einlassen, und zwar sachbezogen und nicht, wie das leider zu einer regelrechten Masche wurde, im höhnischen Herabwürdigen der Person, die diese Kritik äußert. Ich wurde in diesem Zusammenhang als dämlicher Schulmeister hingestellt, den man nicht ernst nehmen könne, obwohl ich doch nur in durchaus höflicher Weise eben dieses diskursive Verhalten eingefordert hatte.

    Im übrigen wollte ich diesen Thread ja auch keinesfalls beendet sehen. Ganz im Gegenteil. Früh in seinen Anfängen bat ich sogar Werner Hintze, obgleich er mich gerade in der erwähnten Weise mit Hohn überzogen hatte, sich weiter im Thread Sinn oder Unsinn - Regietheater zu betätigen, weil es aus meiner Sicht ein wichtiger und interessanter ist.

  • In jedem Falle aber ist die Idee, dass die Bühnenaktion deckungsgleich auf dem Text liegen muss, nicht sinnvoll.

    Hierzu, weil es mir gerade "über den Weg gelaufen ist", Schillers Prolog zur Wiedereröffnung der Schaubühne in Weimar 1798 gesprochen von Eberhard Esche gesehen auf


    (vgl. auch hier)


    Beim ersten Schauen/Hören erschien mir die Betonung, die Esche auf den Text legte, vollkommen falsch, aber gleichwohl faszinierend. - Trotzdem würde es mich wundern, wenn jemand hier seine Darstellung unter dem Begriff des sog. Regietheaters subsummieren würde ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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