Warum überlebt das Regietheater so lange ? - Versuch einer Analyse

  • Man kann ein solches konstruktivistisches Konzept von "Theater", wie es von Werner Hintze und anderen hier propagiert wird

    Darf ich darauf hinweisen, dass Werner Hintze weder hier noch sonst irgendwo ein »konstruktivistisches Konzept von ›Theater‹« vertritt? Mich dünkt freilich, dass ich das schon mehrfach erwähnte. Täusche ich mich?


    Ach, nein: Der Herr Doktor hat ja festgestellt (und seinen Feststellungen kann ja keiner widersprechen, weil sie immer absolut wahr sind), dass Werner Hintze selbst nicht weiß, was er denkt, sondern ihn, den Herrn Doktor, danach fragen muss. Schade, dass er dazu anscheinend gar keine Lust hat! Er wird also wohl dumm sterben müssen.

  • Ach, nein: Der Herr Doktor hat ja festgestellt (und seinen Feststellungen kann ja keiner widersprechen, weil sie immer absolut wahr sind), dass Werner Hintze selbst nicht weiß, was er denkt,

    Das Schlimme - und eigentlich sogar Traurige - ist, dass er darin recht hat. Sie merken gar nicht, dass dieses Konzept tatsächlich einem - an sich ja eigentlich gar nicht unvertretbaren! - konstruktivistischen Denken entspringt, weil Sie diesem Anderen, den Sie wieder höhnisch als "Herr Doktor" anreden, gar nicht zugehört haben. Er hat das nämlich in sachlich zutreffender Weise nachgewiesen, und das sogar gleich mehrfach.

    Ich weiß, wovon ich rede, wenn ich das hier feststellen muss.

    Leider!

  • Ich brauche keine anmaßenden Naseweise, die mir erklären, was in meinem Kopf vorgeht.Über die Quellen meines Denkens und seine Art bin ich recht gut informiert.

    Im übrigen habe ich schon darauf hingewiesen, dass des Herrn Doktor skurriler Einfall, meinem Theaterbegriff läge die Idee von einem Theaterkunstwerk, das sich selbst aufführt, zugrunde, unzutreffend ist. Selbst man angenommen, solche Selbstbezüglichkeit wäre wirklich ein Zeichen des Konstruktivismus (was Unsinn ist), wäre es nicht zutreffend, weil diese Selbstbezüglichkeit nur in der Phantasie de Herrn Doktor existiert. Er weiß eben nicht besser, was ich denke, sondern nur, was er sich ausgedacht hat. Mit mir hat das nichts zu tun.

  • Hierzu, weil es mir gerade "über den Weg gelaufen ist", Schillers Prolog zur Wiedereröffnung der Schaubühne in Weimar 1798 gesprochen von Eberhard Esche gesehen auf

    In dieser Reihe gibt es einige bemerkenswerte (und auch so manche nicht bemerkenswerte) Sachen zu sehen. Im Teil 4 gibt es zwei sehr aufsehenerregende Inszenierungen der späten DDR: »Drei Schwestern« (leider nicht der Mitschnitt, sondern der nach der Inszenierung gedrehte Fernsehfilm, trotzdem sehenswert) und »Der Menschenhasser« (in schlechter Bild- und streckenweise auch schlechter Tonqualität), eine Inszenierung, die ich damals mindestens zehnmal gesehen habe und die seltsamerweise gar nicht gealtert ist. Was sicherlich auch an der überragenden Schauspielerriege liegt, die hier arbeitet. Ich wüsste nur wenige Theaterereignisse zu nennen, die mein Theater- und Weltbild so stark geprägt haben wie diese.

  • den Sie wieder höhnisch als "Herr Doktor" verhöhnen


    Mal abgesehen davon, dass in diesem Forum meines Wissens das "Internet-Du" gepflegt wird, ist die Anrede "Herr Doktor" erstmal keine Verhöhnung, sondern eigentlich eine korrekte Höflichkeitsform, weil der Doktortitel ein Namensbestandteil ist. Es mag sein, dass Werner es anders (also unhöflich) gemeint hat, aber aus der reinen Verwendung dieser Bezeichnung geht das nicht hervor.


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • ist die Anrede "Herr Doktor" erstmal keine Verhöhnung, sondern eigentlich eine korrekte Höflichkeitsform, weil der Doktortitel ein Namensbestandteil ist.

    Ach Gott. Bist Du so naiv oder tust Du nur so? Die Anrede mit Titel ist dann eine Höflichkeitsform, wenn sie mit Namen genannt wird: "Herr Prof. Habermas hat gesagt..." Und es kommt auf den Kontext an. "Der Herr Doktor meint" ohne Namensnennung nur mit der Titelanrede ist ironisch und/oder verhöhnend - das ist auch aus der Wortwahl und der Form und dem Stil der Aussage eindeutig ersichtlich. Zur Verhöhnung gehört zudem die Abstreitungsmasche, im nachhinein zu sagen: Es war natürlich nicht so gemeint (was ich Dir jetzt ausdrücklich nicht unterstelle!). Das steigert dann noch den Zynismus und die Respektlosigkeit und wird auch so empfunden, in dem Falle von mir: als zynisch und respektlos.

  • Nun, ja. Immerhin bezeichne ich nicht andauernd irgendwen als dumm, weise niemanden auf angebliche Bildungslücken hin, erkläre keinem fortwährend, dass er nicht weiß, was er denkt, vergleiche keinen mit einem Mörder usw. Aber vermutlich müsste ich das tun, wenn ich in diesem Forum als ein Mensch von tadellosem Benehmen und einwandfreien Argumentationsmethoden gelten wollte. (Woran mir allerdings nicht viel liegt.)


    Ach, ja! Den Pöbel habe ich noch vergessen. Der darf natürlich nicht fehlen! Was respektvolle Anreden betrifft, kann man von Herrn Doktor wirklich viel lernen.

  • Der Herr Doktor hat ja festgestellt (und seinen Feststellungen kann ja keiner widersprechen, weil sie immer absolut wahr sind)

    Dem "Herrn Doktor " wurde in diesem Foron sogar sehr oft widersprochen.

    Aber er hat nun mal einen gewissen Stellenwerk, es gibt keinen Zweifel an seiner Kompetenz im Allgemeinen und er hat einen gewissen Sympathievorsprung, an dem andere erst arbeiten müssen - wobei ich zweifle ob das überhaupt versucht wird.


    Zugleich ist seine Meinung zum Thema Regietheater hier mehrheitfsähig - und somit gibt hier einen gewissen Bonus.

    Damit wird man sich abfinden müssen


    Ich brauche keine anmaßenden Naseweise, die mir erklären, was in meinem Kopf vorgeht.Über die Quellen meines Denkens und seine Art bin ich recht gut informiert.

    Ich möchte in aller Form darum ersuchen die Mitglieder dieses Forums nicht als "Naseweise" zu betiteln.

    Wir hatten schon viele Mitglieder, die teilweise sehr interessante Meinungen hatten und hier vertraten - aber einige von ihnen konnte ich nicht halten, weil der Widerstand gegen sie zu groß war.

    Diesen Ton lässt sich nämlich niemand auf Dauer bieten - hier sind keine eingeschüchterten, von Engagemantes und Wohlwollen der Regietheater Maf - äh..Lobby abhängigen Darsteller und Sänger - sondern Leute, die teilweise Lehrämter bekleiden , Autoren von Fachbüchern sind und an Universitäten wichtige posten bekleiden. Diese Klientel erwartet ein respektvolles Verhalten.


    ist die Anrede "Herr Doktor" erstmal keine Verhöhnung,

    Hohn und Spott sind oft nur eine Frage der Betonung und (hier - wo Betonung natürlich nicht möglich ist)

    eine Frage des Kontext. Ich gehe davon aus, daß man das auch weiß. wenn man mit Sprache im Beruf zu tun hat.


    Und ich weiss es auch, denn es ist seit frühester Jugend eine ausgesprochene Spezialität von mir, Leute durch eine an sich völlig korrekte Formulierung zur Weißglut zu bringen - und gerade deshalb werde ich das hier nicht zulassen:


    Ein authentisches Beispiel


    XY: "Ich werde mich über Sie beschweren !!!

    ICH: BESCHWEREN ?? - Was habe ich denn gesagt ???

    XY: Nicht WAS sie gesagt haben - sondern WIE sie es gesagt haben ....!!!


    Tja - ich glaube es hat jeder auch ausserhalb des Forums verstenden was ich hier meine....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ach, nein: Der Herr Doktor hat ja festgestellt (und seinen Feststellungen kann ja keiner widersprechen, weil sie immer absolut wahr sind), dass Werner Hintze selbst nicht weiß, was er denkt, sondern ihn, den Herrn Doktor, danach fragen muss. Schade, dass er dazu anscheinend gar keine Lust hat! Er wird also wohl dumm sterben müssen.

    Solche Sätze würde ich Giftspritze nennen. Sie haben im Forum nichts zu suchen!!

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Ach Gott. Bist Du so naiv oder tust Du nur so?


    Du darfst auch gerne weiter "Symbol" zu mir sagen. ;) Und nein, ich bin nicht "so naiv", sondern habe im Gegenteil selbst darauf hingewiesen, dass Werner es anders gemeint haben könnte/dürfte, aber das ändert nichts an dem Befund, dass es sich im Prinzip um eine lange übliche Höflichkeitsform (akademischer Titel ohne Nachnamen) handelt, die in Teilen des deutschsprachigen Raums übrigens durchaus noch gängig ist - meiner persönlichen Beobachtung nach vor allem in Arztpraxen ^^ und in Wien (wo ich auch schon (und ohne jeglichen doppelbödigen Unrterton) als "Herr Doktor" angesprochen worden bin).


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Mal abgesehen davon, dass in diesem Forum meines Wissens das "Internet-Du" gepflegt wird, (...)

    Weiß ich natürlich und halte mich auch daran. Aber in diesem Fall schien mir die Höflichkeitsanredeform dringend geboten zu sein.

    Du kannst mir im übrigen glauben, dass ich sehr bedauere, auf diesen Beitrag von Werner Hintze (Warum überlebt das Regietheater so lange ? - Versuch einer Analyse) in der vorliegenden Form reagieren zu müssen.

    Aber ich sah mich regelrecht gezwungen dazu.


    So! Und jetzt bin ich als Beiträger hier draußen!

  • Ich sehe nur zwei Möglichkeiten.

    1. Du, lieber Holger, musst dir endlich die absolute Disziplin abringen, hier überhaupt nicht mehr zu schreiben. Du kündigst es immer wieder an, aber dann kommt die nächste Beleidigung und deine nächste Antwort. Wenn sie den Lieblingsfeind verlieren, brauchst du auch keine Unterstützung mehr, sodass wir uns schöneren Dingen zuwenden können. Außerdem ist hier schon alles 200x gesagt worden.

    2. Die Crux der Debatte liegt darin, dass sie völlig "in der Luft" geführt wird. Man sollte die RT-threads alle schließen, also ins Museum verschieben. Und dann einen neuen aufmachen, bzw. den pflegen, den es ja schon gibt. Dort müsste es Pflicht sein, nur über tatsächlich vorhandene Inszenierungen zu diskutieren, möglichst mit Bild. Dabei müsste es nicht Pflicht sein, die Oper live gesehen zu haben, sondern YT könnte reichen.

    Ich selber könnte Elemente von RT beibringen (habe ich schon ein paarmal gemacht), wo ich Elemente von RT schlüssig fand (Billy Budd, Das schlaue Füchslein, Suor Angelica).

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Mal eine Zwischenfrage: Welchen dramentheoretischen Text von Brecht sollte man denn lesen, wenn man sich über seine Konzeption des 'episches Theaters' nicht nur aus zweiter Hand (wie bei mir bislang der Fall) informieren will? Das "Kleine Organon" vielleicht? Brecht scheint mit seinem Konzept die Entwicklung des Theaters bis heute stark zu beeinflussen, das ist auch ein Punkt, der mich persönlich (literaturgeschichtlich) interessieren würde.


    Ansonsten möchte ich unserem Forenbetreiber für seinen Aufruf zum respektvollen Umgang danken.


    Viele Grüße

    Christian

  • So! Und jetzt bin ich als Beiträger hier draußen!


    Das finde ich insofern bedauerlich, weil ich gerne mehr über Deine Meinung zur Sache erfahren hätte - zum Beispiel über den Ursprung Deiner recht strikten Forderung, dass Theater immer die Umsetzung eines vorgegebenen Werks auf und für die Bühne sei. Es ist ja schon mehrfach darauf hingewiesen worden, dass es Theater auch gänzlich ohne Stücke gibt und dass dies in übergreifender Betrachtung wahrscheinlich sogar der häufigere Fall sein dürfte. Wie löst Du diesen Widerspruch? Das finde ich weitaus spannender als die Frage nach Umgangsformen.


    LG :hello:

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  • Ich mag mich total irren, aber wenn ich recht erinnere, wurde Holger hier im Forum vor nicht allzu langer Zeit noch von Leuten als "der Herr Doktor" oder der Philosoph o.ä. benannt, die sich ausdrücklich der Seite der Werktreue und der "klassischen Inszenierung" verschrieben haben ... und das war, auch wenn bestritten, sicher nicht immer respektvoll und freundlich gemeint ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ich mag mich total irren, aber wenn ich recht erinnere, wurde Holger hier im Forum vor nicht allzu langer Zeit noch von Leuten als "der Herr Doktor" oder der Philosoph o.ä. benannt, die sich ausdrücklich der Seite der Werktreue und der "klassischen Inszenierung" verschrieben haben ... und das war, auch wenn bestritten, sicher nicht immer respektvoll und freundlich gemeint

    Ja, ich weiß auch, wer gemeint ist. Wir haben uns aber innerhalb des Forums ausgesprochen und seither unseren Umgangston normalisiert. Und immerhin hat Holger erkennen lassen, daß er manche Beweggründe der RT-Gegner versteht, immerhin als Reaktion auf haufenweise Beiträge, wonach den Theatermachern Narrenfreiheit bescheinigt wurde.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich mag mich total irren, aber wenn ich recht erinnere, wurde Holger hier im Forum vor nicht allzu langer Zeit noch von Leuten als "der Herr Doktor" oder der Philosoph o.ä. benannt, die sich ausdrücklich der Seite der Werktreue und der "klassischen Inszenierung" verschrieben haben ... und das war, auch wenn bestritten, sicher nicht immer respektvoll und freundlich gemeint ...


    Auf Basis meiner Mitleser-Zeiten bei Tamino meine ich mich zu erinnern, dass Du mit dieser Aussage richtig liegst...


    Anyway - ich finde, dass wir hier zum Thema zurückfinden und die persönlichen Streitereien beenden sollten. Es gibt nämlich mehr als genug interessante Anregungen zur Diskussion in diesem Thread.


    LG :hello:

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  • uf Basis meiner Mitleser-Zeiten bei Tamino meine ich mich zu erinnern, dass Du mit dieser Aussage richtig liegst...

    siehe #527

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Mal eine Zwischenfrage: Welchen dramentheoretischen Text von Brecht sollte man denn lesen, wenn man sich über seine Konzeption des 'episches Theaters' nicht nur aus zweiter Hand (wie bei mir bislang der Fall) informieren will?

    Keinen dramentheoretischen, aber theatertheoretische. Das Kleine Organon für das Theater ist sehr ergiebig und gut zu lesen. Der Messingkauf natürlich ich, wenn man den etwas steifen Tonfall ignorieren kann. Und wenn es speziell um die Oper geht, sind die Anmerkungen zu Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonnyunbedingt lohnend. Allerdings muss man sehr genau hinsehen. (Die arg schematische Gegenüberstellung von dramatischem und epischem Theater muss man ja nicht so schwer nehmen. Aber was über die Trennung der Elemente gesagt wird, ist zum Beispiel grandios.) Vor allerf man sich nicht in die Irre führen lassen. Brecht legt seine Theorie des Epischen Theaters dar, erläutert aber gleichzeitig sehr viele Dinge, die ganz grundsätzlich für das Theater gelten. Darum sind diese Texte sehr ergiebig. Darum lohnt es sich, sie immer wieder zu lesen.

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  • Ich mag mich total irren, aber wenn ich recht erinnere, wurde Holger hier im Forum vor nicht allzu langer Zeit noch von Leuten als "der Herr Doktor" oder der Philosoph o.ä. benannt, die sich ausdrücklich der Seite der Werktreue und der "klassischen Inszenierung" verschrieben haben ...

    Nicht nur das, sondern auch als "Doktor Besserwisser" und ähnliches... jetzt aber, wo der User "Dr. Holger Kaletha" auf der vermeintlich richtigen Seite steht, kann das der User "La Roche" nicht mehr goutieren, wenn einer vom "Herrn Doktor" spricht. Dass er damals den User "Gerhard Wischniewski" bei gleicher Wortwahl zur Ordnung gerufen hätte, kann ich mich zumindest nicht erinnern. Es ist ähnlich wie beim so genannten "Regietheater", es kommt nämlich weniger auf den Inhalt, sondern mehr auf die Person an: Alles im Libretto hat auf Punkt und Komma befolgt zu werden, sonst ist es "Regietheater", es sei denn es wird durch Otto Schenk vom Libretto abgewichen, dann ist es natürlich kein "Regietheater". Und wenn "Gerhard Wischniewski" vom "Herrn Doktor" sprach, war das selbstverständlich in Ordnung so, wenn es hingegen der User "Werner Hintze" tut, ist das Gift für das Forum. Da ich ein Faible für absurde Komik habe, muss ich sagen, dass mir der Beitrag des Users "La Roche" sehr große Freude bereitet hat. Aus diesem Grund ein herzliches Dankeschön dafür!

  • Eine kleine Anekdote möchte ich einstreuen: Vor etwa zehn Jahren sah ich Kleists "Das Käthchen von Heilbronn" am Berliner Deutschen Theater in der Regie von Andreas Kriegenburg. Ich kam im ersten Rang mitten unter eine Gruppe Abiturienten zu sitzen. Ein Deutsch-Leistungskurs mag sie ins Käthchen geführt haben.

    In der Inszenierung gab es keine feste Zuordnung der Schauspieler zu den Rollen. Vier zusammenhängende Verse von Käthchen konnten also durchaus von vier verschiedenen Schauspielern nacheinander gesprochen werden. In das Drama hatte Kriegenburg Material aus Kleists Briefen und eigene Fragmente montiert. Die Szene unterm Hollerbusch wurde von zwei männlichen Schauspielern aus dem Schnürboden eingesprochen, während sich auf der Bühne Puppen bewegten.


    Nach dem Schlußbeifall lief ich die Treppe zum Foyer gleichzeitig mit den jungen Leuten hinunter. Eine junge Frau, die Hand ihres ebenso jungen Begleiters haltend, fragte diesen: "Was hat das Käthchen in der Grotte eigentlich gesehen?"

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Man kann ein solches konstruktivistisches Konzept von "Theater", wie es von Werner Hintze und anderen hier propagiert wird, ja vertreten, aber man sollte sich doch offen zeigen für die Argumente, die kritisch dazu vorgebracht werden und sich seinerseits argumentativ darauf einlassen, und zwar sachbezogen und nicht, wie das leider zu einer regelrechten Masche wurde, im höhnischen Herabwürdigen der Person, die diese Kritik äußert. Ich wurde in diesem Zusammenhang als dämlicher Schulmeister hingestellt, den man nicht ernst nehmen könne, obwohl ich doch nur in durchaus höflicher Weise eben dieses diskursive Verhalten eingefordert hatte.


    Das Schlimme - und eigentlich sogar Traurige - ist, dass er darin recht hat. Sie merken gar nicht, dass dieses Konzept tatsächlich einem - an sich ja eigentlich gar nicht unvertretbaren! - konstruktivistischen Denken entspringt, weil Sie diesem Anderen, den Sie wieder höhnisch als "Herr Doktor" anreden, gar nicht zugehört haben. Er hat das nämlich in sachlich zutreffender Weise nachgewiesen, und das sogar gleich mehrfach.

    Ich weiß, wovon ich rede, wenn ich das hier feststellen muss.

    Leider!

    Lieber Helmut Hofmann,


    es freut mich sehr, dass Du wenigstens mich verstanden hast und das auch so äußerst. Und Du hast es auch richtig verstanden, dass ich den Konstruktivismus als seriöse Begründung für diese Art von Theaterkonzeption gemeint habe. Nur gehört auch zu einer seriösen Theaterkonzeption die Kritik an ihr. Wenn dann der Kritik dermaßen unseriös begegnet wird wie hier, fragt man sich wiederum, wie seriös diese Konzeption wirklich ist. Leider geht es Herrn Hintze nur um die Verteidigung eines Deutungsmonopols in Sachen Theater, das er beansprucht. Von daher will er sich nichts sagen lassen und versteht das als Majestätsbeleidigung - umgekehrt werden wir natürlich "belehrt", dass wir nicht wissen, worum es geht. Und hinzu kommt die Selbstbehauptung im argumentativen "Krieg", wie man es leider nennen muss. Da geht es letztlich nur um strategisches Denken und unaufgeregte Sachlichkeit findet einfach kein Gehör. Es ist zwecklos, leider! So wird dann auch eine wirklich tiefere Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen der Theaterkunst verpasst. Eigentlich schade - aber nicht zu ändern. :hello:


    Und nein, ich bin nicht "so naiv", sondern habe im Gegenteil selbst darauf hingewiesen, dass Werner es anders gemeint haben könnte/dürfte, aber das ändert nichts an dem Befund, dass es sich im Prinzip um eine lange übliche Höflichkeitsform (akademischer Titel ohne Nachnamen) handelt, die in Teilen des deutschsprachigen Raums übrigens durchaus noch gängig ist - meiner persönlichen Beobachtung nach vor allem in Arztpraxen ^^ und in Wien (wo ich auch schon (und ohne jeglichen doppelbödigen Unrterton) als "Herr Doktor" angesprochen worden bin).

    Ich glaube, Du (die persönliche Anrede mit einem Pseudonym finde ich etwas schwierig, lieber wäre mir wenigstens der Vorname) stehst mit dieser Meinung hier ziemlich alleine. Niemand glaubt das und kann das glauben. Wenn man in einem Forum, wo man sich duzt, mit "der Herr Doktor" u. ä. angeredet wird, dann ist das die Sprachform der Parodie, also die Parodie einer Höflichkeitsanrede und keine Höflichkeitsanrede und diese Anrede damit ironisch-verächtlich gemeint.

    . Du, lieber Holger, musst dir endlich die absolute Disziplin abringen, hier überhaupt nicht mehr zu schreiben. Du kündigst es immer wieder an, aber dann kommt die nächste Beleidigung und deine nächste Antwort. Wenn sie den Lieblingsfeind verlieren, brauchst du auch keine Unterstützung mehr, sodass wir uns schöneren Dingen zuwenden können. Außerdem ist hier schon alles 200x gesagt worden.

    Lieber Dr. Pingel,


    daran habe ich selbstverständlich auch immer wieder gedacht nur mich letztlich anders entschieden. Jeder von uns gestaltet dieses Forum mit und bestimmt auch sein Niveau. Ich möchte nicht gerne Leuten das Feld überlassen, die hier "eingefallen" sind und sich in Windeseile breit machen, um die Anderdenkenden lächerlich zu machen und hier dann das Sagen haben. Deswegen lasse ich mich auch nicht einfach vertreiben. Die Diskussion ist aber inzwischen wirklich zuende. Es gibt nur noch die ewige Wiederkehr des Gleichen der Formulierung eines bestimmten Standpunktes. Wenn kein diskursiver Fortschritt zu verzeichnen und auch nicht zu erwarten ist, ist eine "Diskussion" letztlich zwecklos. Die Standpunkte sind nicht diskutabel, hat sich gezeigt. Was so übrig bleibt ist immer wieder "Flagge" zu zeigen, damit man nicht untergebuttert wird. In meiner Jugend war ich sehr idealistisch, habe an das sokratische Prinzip geglaubt, dass Menschen durch vernünftige Argumente überzeugt werden können. Den Glauben habe ich längst nicht mehr. Argumentieren hat letztlich nur den Sinn, Diejenigen, die vielleicht noch keine feste Meinung haben, zu überzeugen und so für das bessere Argument und die bessere Ansicht bei den Aufgeschlossenen zu werben. Der Unaufgeschlossene dagegen, der nicht überzeugt werden will, wird auch nicht überzeugt, selbst durch die besten Argumente nicht. So ist die Welt nunmal. ;) :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Ich glaube, Du (die persönliche Anrede mit einem Pseudonym finde ich etwas schwierig, lieber wäre mir wenigstens der Vorname) stehst mit dieser Meinung hier ziemlich alleine. Niemand glaubt das und kann das glauben. Wenn man in einem Forum, wo man sich duzt, mit "der Herr Doktor" u. ä. angeredet wird, dann ist das die Sprachform der Parodie, also die Parodie einer Höflichkeitsanrede und keine Höflichkeitsanrede und diese Anrede damit ironisch-verächtlich gemeint.


    Den Witz mit dem "Ach Gott" scheinst Du nicht verstanden zu haben, ;) aber vielleicht war er auch einfach nicht witzig. :) Ich wollte keine Meinung darüber äußern, wie Werner das gemeint hat, sondern habe lediglich daran erinnert, dass diese Form der Anrede keineswegs intrinsisch verächtlich ist. Dass sie im passenden Kontext eine spöttische Note erhalten kann, bestreite ich überhaupt nicht.


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Ich mag mich total irren, aber wenn ich recht erinnere, wurde Holger hier im Forum vor nicht allzu langer Zeit noch von Leuten als "der Herr Doktor" oder der Philosoph o.ä. benannt, die sich ausdrücklich der Seite der Werktreue und der "klassischen Inszenierung" verschrieben haben ... und das war, auch wenn bestritten, sicher nicht immer respektvoll und freundlich gemeint ...

    Die Ironie an der ganzen Geschichte besteht ja darin, dass Holger früher zusammen mit Dir, mir und einigen wenigen anderen Aufrechten gegen die dumpfen "Verunstaltungs"-Schreier in diesem Forum (der schlimmste ist inzwischen inaktiv, wie ich gerade mit Freude bemerkt habe) für ein modernes, zeitgemäßes und für die künstlerische Auseinandsetzung offenes Theater eingetreten ist. Und dementsprechend von der "RT-Gegner"-Seite gehasst und beschimpft wurde. Dass er nun die Fronten gewechselt hat und sich teils der gleichen Argumente bedient, die er früher abgelehnt hat (z.B. der Verweis auf die Reaktionen des Publikums), finde ich sehr lustig.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • (der schlimmste ist inzwischen inaktiv, wie ich gerade mit Freude bemerkt habe)

    Er ist deswegen inaktiv, weil er woanders eine neue Spielwiese gefunden hat... So oft, das erkenne ich ironiefrei an, die Strategien des Forenbetreibers der Prosperität de Forums dienen, hatte die Strategie des Einrichten eines "Elfenbeinturms" (und die damit einhergehende "Narrenfreiheit") auch ihre Kehrseiten: Der menschliche Undank und die für mich auch etwas seltsam anmutende Tatsache, dass ein paar alberne Holzwurm-Gedichte offensichtlich wichtiger sind als die großen weltanschaulichen Fragen - damit war beim besten Willen nicht zu rechnen...

  • Er ist deswegen inaktiv, weil er woanders eine neue Spielwiese gefunden hat...

    Die Spielwiese war mir bislang nicht bekannt. Hat etwa Frau Gilles ein eigenes Opernforum eröffnet? :hahahaha:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Aus diesem Grund ein herzliches Dankeschön dafür!

    Aber gerne!:jubel::hahahaha:

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Warum muss ich als stiller Mitleser dieses Threads immer an den "Professor aus Heidelberg" denken, von dem ein Herr, dem wir u.a. das schöne Lied "Hol mir mal 'ne Flasche Bier" verdanken, des Öfteren sprach? :untertauch:

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