Warum überlebt das Regietheater so lange ? - Versuch einer Analyse

  • Das ist witzig mit dem Streichen. Ich habe es auch schon gemacht (#740).

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Aber andere (auch jüngere) fühlen sich besser, wenn sie protestieren können, egal wie gering die Erfolgsaussichten auch sind. Interessanterweise handelt es sich bei letzterem meistens um junge Linke. In unserem Fall sind es dagegen eher ältere Konservative...

    Wobei ich es ja mal ganz interessant fände, wenn sich einer von denen bei einer unliebsamen Inszenierung auf der Bühne festkleben würde ...

    Die wahre Macht liegt bei genau dieser hier abgeschriebenen Generation Ü50 (schon bei allen Wahlen).

    Bin selbst über 50 und meine, ja, schlimm genug!

    Von daher werden diese vermeintlich irrelevanten Alten das Ende des RTs einleiten, sollte es kommen.

    Äh, wenn es kommen sollte, braucht man nix mehr einleiten, das haben dann schon andere getan - so rein logisch ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Die Konservativen sterben, entgegen mancher Prophezeiung (und Hoffnung), ja auch nicht aus. Es werden unter den Jüngeren tendenziell eher wieder mehr. Und wie gesagt, meine persönlichen Erfahrungen bestätigen eine Affinität zum RT unter jüngeren Leuten mitnichten. Interessanterweise verorten sich unter den RT-kritischen Jüngeren aus meinem Bekanntenkreise manche im linken Lager. Das muss also auch kein Widerspruch sein.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Von daher werden diese vermeintlich irrelevanten Alten das Ende des RTs einleiten, sollte es kommen.

    Da ich selber auch zu den irrelevanten Alten (was auch immer das meint) zähle, kann ich für mich verbindlich festhalten, dass ich nichts dergleichen tun werde (grausige Vorstellung, im Übrigen: der Aufstand der Alten gegen das Neue). Alles hat seine Zeit. Und im Sinne des von Hermann Lübbe geprägten Begriffs der Generationenschrumpfung: wir hatten das Unsere.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Aber du hast ja deinen "Schreibtisch". Da kannst du das alles ausführlich beschreiben. Deine 60.000 Fans werden begeistert sein. Und Alfred auch. Also tu ihm und uns den Gefallen. Berichte von deinen sämtlichen Heldentaten. Aber bitte nicht hier. Nutze deinen "Schreibtisch" dafür. Danke.

    Was ist schon ein "Schreibtisch" gegen die grandiosen Heldentaten der konstanten Besteigung von 6000ern? Ich habe ja erst gedacht, du bist Reinhold Messner inkognito. Dann aber war klar, dass das nicht sein konnte; der hat sich mit 6000ern nicht abgegeben. Knapp vorbei ist auch daneben.


    Näheres in meinem Satire-Thema.


    Noch eine Frage: welche "Heldentat" ist in einem Klassikforum besser angebracht?

    A Die Chorerfahrung mit viel Chorliteratur aus allen Jahrhunderten (Pingel)

    B Das unablässige Besteigen von 6.000ern (Deck)


    Nachtragen muss ich noch, dass ich im Moment immer noch in meinem Vokalensemble singe (nächstes Konzert 29.1.), aber sein Besteigen von 6000ern nicht mehr möglich ist. Da frage ich mich doch, was geistig und körperlich gesünder ist.


    Nachtrag 2: Offensichtlich kann unser Tamino Deck nicht unterscheiden zwischen 60.000 Fans und 60.000 Zugriffen.

    Für seine Texte müsste er sowieso 500 Jahre alt werden, um diese Zugriffszahl zu erreichen. Aber nach seiner Prognose erreicht er dieses Alter sowieso nicht.


    Nachtrag 3: Er rühmt sich, dass er von Chormusik überhaupt keine Ahnung hat. Das passt natürlich auch sehr gut in ein Klassikforum, sodass man sich fragt, wovon er überhaupt Ahnung hat.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Die Jüngeren interessiert das nicht, die ticken anders.

    Kann ich nicht bestätigen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis (Leute um die 30).

    Die Konservativen sterben, entgegen mancher Prophezeiung (und Hoffnung), ja auch nicht aus. Es werden unter den Jüngeren tendenziell eher wieder mehr. Und wie gesagt, meine persönlichen Erfahrungen bestätigen eine Affinität zum RT unter jüngeren Leuten mitnichten. Interessanterweise verorten sich unter den RT-kritischen Jüngeren aus meinem Bekanntenkreise manche im linken Lager. Das muss also auch kein Widerspruch sein.

    Lieber Joseph II.,


    wieviele Personen, die Du persönlich aus dieser Altersgruppe aus deinem Umfeld kennst, sind das (zur Not geschätzt) ganz konkret in einer Zahl ausgedrückt? 10,20,50,100,200? In Wien herrschen wohl ja vergleichsweise noch relativ günstige Bedingungen und Voraussetzungen, um live noch einige traditionelle Inszenierungen ansehen zu können, auch wenn es nach und nach anscheinend weniger werden. Aber woanders?


    Ich tue es zwar wirklich nur äußerst ungern, weil ich es mir ja selber auch anders wünschen würde, aber an thdecks ist Prognose wohl leider etwas dran, fürchte ich.


    Das Freizeit-, Unterhaltungs-und Kulturangebot ist neben dem Internet heutzutage derart vielfältig, gerade in Großstädten..... wer von den jüngeren Leuten wird sich künftig überhaupt noch zu dieser sehr speziellen Kunstform Oper finden, dann teure Opernkarten kaufen wollen und wer von dieser kleinen Nischengruppe wiederum kann sich für unseren geliebten Zeffirelli/Schenk/Ponnelle-Style erwärmen?


    Sind das bei den Nachwachsenden wirklich so viele, dass sich Opernhäuser mit einem derartigen Angebot dauerhaft halten können? Oder muss wohl oder übel doch wenigstens etwas mehr "Action" und Klimbim geboten werden ( also RT-light mindestens), um z.B. Abwanderung in Richtung Musical verhindern zu können und überhaupt irgendwie interessant zu bleiben?


    Wie gesagt, ich bin ja gegen diesen Regietheater-Mist. Aber ich persönlich würde den Geschmack zukünftiger potentieller Operngängergenerationen auch anders einschätzen, als wir ihn uns vielleicht wünschen würden. Vielleicht liege ich ja auch komplett daneben.


    Gruß....MDM :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Habe diesen kurzen Artikel hier mit Verweis auf einen Podcast


    https://www.spiegel.de/kultur/…1c-4101-9d18-0b8b55fa16e1


    zufällig gerade im Internet gelesen. Passt vielleicht auch in den "Pressespiegel"-Thread, ist allerdings schon relativ alt. Der Bezug zum hiesigen Thread-Titel ist aber mit etwas Phantasie durchaus auch gegeben.

    Zitat von vom SPIEGEL Subventionen für die Elite Warum jeder Opernbesuch den Steuerzahler 210 Euro kostet

    Wer eine deutsche Opernvorstellung besucht, der oder die zahlt dafür durchschnittlich 40 Euro. Tatsächlich sind die wahren Kosten aber weitaus höher, nämlich: 250 Euro. Pro Person und Vorstellung. Denn: Opern sind aufwendig – und deshalb teuer.


    Für die 210 Euro Differenz kommt die öffentliche Hand in Form von Subventionen auf. Oder, bildlich gesprochen: Bei jeder Vorstellung legt der Staat auf jeden Sitzplatz ein 210 Euro teures Geschenk – finanziert aus Steuermitteln, versteht sich.

    Dass es nicht gerade wenig ist, dachte ich mir schon, aber zehn Milliarden Subventionen jährlich für Theater und Oper in Deutschland ist schon ein ganz ordentlicher Happen, finde ich. angst_smiley_42.gif War mir persönlich jedenfalls neu.:yes:


    Grüße....MDM :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Ja, das sollte man sich immer mal wieder bewusst machen: Unser "Jammern" findet auf einem sehr, sehr, sehr hohen Niveau statt! - Und die gerne formulierte Forderung, man könne ja auch privat finanzieren und dann gäbe es ganz bestimmt viel mehr "klassisches"/konventionelles (Opern-)Theater bedeutet lediglich, dass 99% von den ca. 10% hier im Forum, die überhaupt noch in die Oper (oder auch ins Theater) gehen, schlicht nirgendwo mehr hingehen ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Lieber Joseph II.,


    wieviele Personen, die Du persönlich aus dieser Altersgruppe aus deinem Umfeld kennst, sind das (zur Not geschätzt) ganz konkret in einer Zahl ausgedrückt? 10,20,50,100,200? In Wien herrschen wohl ja vergleichsweise noch relativ günstige Bedingungen und Voraussetzungen, um live noch einige traditionelle Inszenierungen ansehen zu können, auch wenn es nach und nach anscheinend weniger werden. Aber woanders?

    Lieber MDM,


    mein unmittelbarer Freundes- und Bekanntenkreis ist nicht unbedingt riesig, allerdings hört man ja auch dieses und jenes von Leuten, die ständig live in der Oper unterwegs sind und viele derartige Kontakte pflegen. In Wien hat die Stehplatzkarte ja eine besondere Tradition, die mir persönlich allerdings wenig entgegenkommt, so toll sie auch sein mag. Gewiss ist das alles subjektiv und andere werden andere Erfahrungen haben. Letztlich befindet sich doch jeder mehr oder weniger in einer eigenen Blase.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • aber zehn Milliarden Subventionen jährlich für Theater und Oper in Deutschland ist schon ein ganz ordentlicher Happen, finde ich.

    Das wäre ein ordentlicher Happen, aber so ist es nicht. Im Kulturfinanzbericht des Statistischen Bundesamtes kann man nachlesen, dass die Gesamtfinanzierung von Bund, Ländern und Gemeinden für "Kultur und kulturnahe Bereiche" 2020 bei 14,5 Milliarden Euro lag, was 0.43 % des Bruttoinlandsproduktes bzw. 1,89 % des Gesamtetats der öffentlichen Haushalte entspricht. "Kultur und kulturnahe Bereiche" umfasst Theater und Musik, wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Bibliotheken und Museen, Archive, Sammlungen, Ausstellungen, Denkmalschutz und -pflege, Kulturelle Angelegenheiten im Ausland, sonstige Kulturpflege, öffentliche Kunst- und Musikhochschulen sowie die Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten. Enthalten sind 2020 auch die außerordentlichen Corona-Hilfen für Museen, Theater, Bibliotheken, Kinos, Gedenkstätten und viele weitere Kulturorte und -formen. Unter "sonstige Kulturförderung" fallen z.B. die Filmförderung, die Förderung der Kultur der Vertriebenen, der Volks- und Heimatkunde sowie die kommunalen Ausgaben für Heimatpflege. "Kulturnahe Bereiche" sind z.B. Volkshochschulen, sonstige Weiterbildung, kirchliche Angelegenheiten sowie Rundfunkanstalten und Fernsehen. Von den gesamten öffentlichen Mitteln für Kulturförderung entfiel ein knappes Drittel auf Theater und Musik (nicht nur Oper). Von "mehr als zehn Milliarden Subventionen jährlich für Theater und Oper in Deutschland" kann also keine Rede sein.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

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  • Von "mehr als zehn Milliarden Subventionen jährlich für Theater und Oper in Deutschland" kann also keine Rede sein.

    Kam mir auch reichlich viel vor. smilie_frech_045.gif


    Tja, dann haben die SPIEGEL-Redakteure wohl offenbar nicht sauber recherchiert.smilie_frech_145.gif


    +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++


    Joseph II. Danke für die Antwort!:yes:


    Gru0...MDM smilie_pc_021.gif

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  • Nicht jeder Ü50 ist pessimistisch und depressiv wie thdeck. Man sollte nicht von sich selbst auf andere schließen. Die wahre Macht liegt bei genau dieser hier abgeschriebenen Generation Ü50 (schon bei allen Wahlen). Von daher werden diese vermeintlich irrelevanten Alten das Ende des RTs einleiten, sollte es kommen. Und überhaupt: Kürzlich erreichte eine französische Dame das stolze Alter von 118, eine andere kam gar auf 122. Das Leben ist nicht vorbei mit 60, 70 oder 80.

    Also wenn du Libretti genauso sorgfältig liest wie meinen Beitrag, auf den du dich hier beziehst, werden deine Aussichten, das RT abzuschaffen, noch geringer, als sie eh schon sind.


    Erstens bin ich weder pessimistisch noch depressiv. Wer pessimistisch ist aufgrund von Dingen, die schon immer bekannt waren, dem ist eh nicht mehr zu helfen.


    Das Problem liegt bei euch: Ihr seid nicht in der Lage, sich mit den Folgen der Naturgesetze abzufinden.


    Übrigens sage ich nicht, dass die "Jüngeren" nicht in die Oper gehen. Ich sage nur, dass sie das RT nicht abschaffen werden. Sie könnten es, aber sie tun es nicht. Ihr dagegen wollt es, aber könnt es nicht. Ihr könnt es nicht mehr, weil ihr zu alt dazu seid.


    Es hilft jetzt nicht, mich für diese Aussage zu kritisieren. Dadurch wird das RT nicht abgeschafft. Ihr müsst es abschaffen. Dadurch wird es abgeschafft. Indem ihr es abschafft. Also: Ran an die Arbeit!

  • Das RT muss in seiner Gänze gar nicht abgeschafft werden. Es würde schon reichen, wenn es sich in etwa die Waage hielte. Dies ist indes nicht der Fall, besonders nicht bei Wagner. Ich dachte es mir gerade die letzten Tage vermehrt: Die RT-Diskussion ist in erster Linie eine Wagner-Diskussion. Kein anderer Komponist ist dermaßen betroffen von den Ausuferungen schlecht gemachten RTs. Bei Mozart, Verdi, Puccini und auch Richard Strauss gibt es noch Nischen. Die fordern wir auch für Wagner. Und schon könnte die sehr scharf geführte Debatte ein wenig entschärft werden.


    Mal sehen, wie unweigerlich die Folgen besagter "Naturgesetze" sind. Genauso sinnig (oder unsinnig) könnte man die Vorsehung bemühen. Ob es in 50 Jahren weltweit irgendwo noch eine laufende Inszenierung von Zeffirelli gibt oder ob noch irgendetwas von einem Bieito läuft (sofern man den dann noch kennt). Ich tippe auf ersteres.

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    – Luís de Camões

  • Die Staatsministerin für Kultur und Medien veröffentlicht Folgendes:

    Die Kunst- und Kulturförderung ist nach dem Grundgesetz in Deutschland in erster Linie Sache der Länder und Gemeinden. Der Bund übernimmt mit rund 2,3 Milliarden Euro 17 Prozent der Gesamtausgaben für Kunst und Kultur. Er ist dabei für kulturelle Einrichtungen und Projekte von nationaler Bedeutung zuständig. Dadurch trägt er dazu bei, unser kulturelles Erbes zu erhalten und sorgt mit dafür, dass sich Kunst und Kultur entfalten können.


    Ein Taschenrechner hilft bei der Rechnung:

    17 % übernimmt der Bund = 2,3 Mrd. €.

    Dann sind 100% (Bund, Länder, Gemeinden) = 13,53 Mrd. €.

    für Theater und Musik werden 31,4% dieser Summe ausgegeben,

    also ca. 4,25 Mrd. € Subventionen jährlich für Theater und Oper in Deutschland

    Bei etwas nmehr als 20 Mio. Besuchern p.a. ist der Subventionsbetrag von 210,- € also realistisch.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • für Theater und Musik werden 31,4% dieser Summe ausgegeben,

    also ca. 4,25 Mrd. € Subventionen jährlich für Theater und Oper in Deutschland

    "Theater und Musik", nicht "Theater und Oper". Zur "Musik" gehören auch Konzertorchester, Kammerorchester, Chöre, die Junge Deutsche Philharmonie, die Donaueschinger Musiktage, Pop- und Jazz-Festivals, Projekte der Amateurmusikszene, Jugend Musiziert, der Deutsche Jazzpreis, der Deutsche Musikinstrumentenfond, der Deutsche Musikfond (bei dem z.B. auch Hip Hop gefördert wird) und so weiter und so fort. "Musik" ist mehr als Oper...

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  • Ob es in 50 Jahren weltweit irgendwo noch eine laufende Inszenierung von Zeffirelli gibt oder ob noch irgendetwas von einem Bieito läuft (sofern man den dann noch kennt). Ich tippe auf ersteres.

    Davon ist auszugehen. Ich sag's ja die ganze Zeit: Für "werktreue" Inszenierungen braucht man keine Künstler. Da nimmt man einen begabten Handwerker, und wenn der einmal eine gelungene Inszenierung gemacht hat, ist es völlig sinnlos, diese nochmal zu ändern.


    Zeffirelli-Inszenierungen wird es also in 50 Jahren noch geben. Aber 99,9% der Inszenierungen werden neu sein. Wie genau sie sein werden, weiß keiner. Aber sicher ist: Euer 50er-/60er-Jahre-Stil wird es nicht sein.


    Insofern machst du alles richtig: Du hast weder in deiner Blütezeit noch jetzt irgendetwas unternommen, um das RT abzuschaffen. Nach dessen Abschaffung wird nämlich etwas kommen, was dir genauso wenig gefällt. Es wird eigentlich alles immer nur noch schlimmer.


    Übrigens, was ihr nicht wissen könnt:

    Ich treffe mich regelmäßig mit Joseph Haydn (der hält uns alle für bekloppt), und gelegentlich auch mit Gott (wenn er mal Zeit hat). Einmal fragte ich ihn, warum er unsere durchschnittliche Lebenszeit auf 80 Jahre festgelegt hat. 1000 Jahre wären ja auch möglich gewesen. Oder 10000. Oder wenigstens 200.

    Seine Antwort:

    "Da würdet ihr euch noch mehr über die uneinsichtige Jugend aufregen. 80 Jahre sind eigentlich schon 30 zu viel. Also bring mich mal nicht auf falsche Gedanken."


    Das hab ich mir dann doch zu Herzen genommen...

  • Die RT-Diskussion ist in erster Linie eine Wagner-Diskussion. Kein anderer Komponist ist dermaßen betroffen von den Ausuferungen schlecht gemachten RTs. Bei Mozart, Verdi, Puccini und auch Richard Strauss gibt es noch Nischen. Die fordern wir auch für Wagner.

    Ist das so? Oder ist der Wagnerianer lediglich deutlich empfindlicher, als der Verdianer, Straussiander oder Puccinianer? Vielleicht interessiert sich der wahre Wagner-Opernfreund auch einfach nicht so sehr für andere Komponisten? - Ich hatte nie den Eindruck, dass sich die Neuinszenierungen einer Saison hier in Hamburg mit Wagner-Anteil bzgl. ihres Regietheater-Faktors wesentlich unterschieden hätten. Weiter scheinen mir die sogenannten Nischen für andere Komponisten hauptsächlich in irgendwelchen Uralt-Inszenierungen zu bestehen. Wird eine Oper neu auf die Bühne gebracht, wird eben so inszeniert, wie heute inszeniert wird und der (deutsche) Fokus auf Wagner ist wohl eher unser "Problem" welches keinesfalls zu irgendwelchen Forderungen berechtigt ... Vielmehr sollte es auch hier gelten, die ganze Situation vielleicht einfach etwas entspannter und sportlicher zu betrachten!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • also ca. 4,25 Mrd. € Subventionen jährlich für Theater und Oper in Deutschland

    Bei etwas nmehr als 20 Mio. Besuchern p.a. ist der Subventionsbetrag von 210,- € also realistisch.

    Noch eine Ergänzung dazu: Abgesehen davon, dass die Summe wie gesagt in Wahrheit (d.h. nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts) deutlich niedriger sein muss, ist ja auch zu berücksichtigen, dass Orchestermusiker, Chorsänger, Solisten, Bühnenarbeiter, Verwaltungsmitarbeiter usw. nicht nur aus Steuergeldern bezahlt werden sondern ihrerseits auch Steuern bezahlen. Und schließlich kommt hinzu, dass Besucher, vor allem wenn sie von auswärts kommen, auch Umsätze außerhalb des Theaters generieren, dass Städte durch ein reichhaltiges kulturelles Angebot auch insgesamt attraktiver werden usw.. Eine seriöse Schätzung der Kosten "pro Karte" wäre also sehr komplex und kann jedenfalls nicht darin bestehen, einfach die Subventionen durch die Anzahl der Tickets zu dividieren. Journalisten, die das machen - und dabei noch wie in diesem Fall die Höhe der Subventionen absurd zu hoch ansetzen - betreiben populistische Stimmungsmache.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Ich treffe mich regelmäßig mit Joseph Haydn (der hält uns alle für bekloppt),

    Kluger Kopf, der Haydn. davan war ich schon immer überzeugt! :)


    Ich dachte es mir gerade die letzten Tage vermehrt: Die RT-Diskussion ist in erster Linie eine Wagner-Diskussion. Kein anderer Komponist ist dermaßen betroffen von den Ausuferungen schlecht gemachten RTs.


    Es verdichtet sich auch mein Eindruck, dass sich hier die Probleme konzentrieren, was die Aufführungspraxis angeht.


    Aber hier ist es eben auch gar nicht so schwer zu verstehen. Wagners Opern sind historisch belastet. Einmal natürlich durch Wagner selbst, aber vor allem durch die Hoffierung im dritten Reich und den "Missbrauch " dieser Musik und Texte, der sich ja durchaus anbietet. Jeder Regisseur möchte sich natürlich davon abgrenzen. Das ist, wenn man so will, dann auch wieder ein Bias, der eine unvoreingenommene Herangehensweise erschwert.


    Mir persönlich sagen Germanenkult und Deutschtümelei (ein wenig pejorativ ausgedrückt) nicht besonders zu. Ich genieße gerne das kulturenübergreifende Potential großer Kunst, was ja Beethoven in seiner neunten sehr plakativ zum Ausdruck bringt, was aber für mich in jeder echten musikalischen Kunst enthalten ist. Wahrscheinlich fällt es mir deswegen auch leichter, mit dieser modernen Wagner-Inszenierung in Berlin zurecht zu kommen.


    Das wäre ein ordentlicher Happen, aber so ist es nicht. Im Kulturfinanzbericht des Statistischen Bundesamtes kann man nachlesen, dass die Gesamtfinanzierung von Bund, Ländern und Gemeinden für "Kultur und kulturnahe Bereiche" 2020 bei 14,5 Milliarden Euro lag, was 0.43 % des Bruttoinlandsproduktes bzw. 1,89 % des Gesamtetats der öffentlichen Haushalte entspricht. "Kultur und kulturnahe Bereiche" umfasst Theater und Musik, wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Bibliotheken und Museen, Archive, Sammlungen, Ausstellungen, Denkmalschutz und -pflege, Kulturelle Angelegenheiten im Ausland, sonstige Kulturpflege, öffentliche Kunst- und Musikhochschulen sowie die Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten. Enthalten sind 2020 auch die außerordentlichen Corona-Hilfen für Museen, Theater, Bibliotheken, Kinos, Gedenkstätten und viele weitere Kulturorte und -formen. Unter "sonstige Kulturförderung" fallen z.B. die Filmförderung, die Förderung der Kultur der Vertriebenen, der Volks- und Heimatkunde sowie die kommunalen Ausgaben für Heimatpflege. "Kulturnahe Bereiche" sind z.B. Volkshochschulen, sonstige Weiterbildung, kirchliche Angelegenheiten sowie Rundfunkanstalten und Fernsehen. Von den gesamten öffentlichen Mitteln für Kulturförderung entfiel ein knappes Drittel auf Theater und Musik (nicht nur Oper). Von "mehr als zehn Milliarden Subventionen jährlich für Theater und Oper in Deutschland" kann also keine Rede sein.


    Ich kann leider die Kalkulation im Spiegel nicht nachverfolgen, komme aber auch mit den gezeigten Zahlen des Bundesamtes gerade nicht weiter. Ich bin aber auch immer davon ausgegangen, dass der Hauptteil der Finanzierung einer Opernaufführung durch den Steuerzahler passiert und nicht durch den Beitrag des Kartenzahlers. Das scheint mir angesichts des ungeheuren Aufwandes naheliegend. Gibt es da noch andere Zahlen beim statistischen Bundesamt?


    PS: Ich sehe diesen Beitrag gerade eben erst und muss noch darüber nachdenken.


    Noch eine Ergänzung dazu: Abgesehen davon, dass die Summe wie gesagt in Wahrheit (d.h. nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts) deutlich niedriger sein muss, ist ja auch zu berücksichtigen, dass Orchestermusiker, Chorsänger, Solisten, Bühnenarbeiter, Verwaltungsmitarbeiter usw. nicht nur aus Steuergeldern bezahlt werden sondern ihrerseits auch Steuern bezahlen. Und schließlich kommt hinzu, dass Besucher, vor allem wenn sie von auswärts kommen, auch Umsätze außerhalb des Theaters generieren, dass Städte durch ein reichhaltiges kulturelles Angebot auch insgesamt attraktiver werden usw.. Eine seriöse Schätzung der Kosten "pro Karte" wäre also sehr komplex und kann jedenfalls nicht darin bestehen, einfach die Subventionen durch die Anzahl der Tickets zu dividieren. Journalisten, die das machen - und dabei noch wie in diesem Fall die Höhe der Subventionen absurd zu hoch ansetzen - betreiben populistische Stimmungsmache.



    PPS: Mozarts Zauberflöte in der Zukunft "im All" stattfinden zu lassen, wie irgendwo in Hintertupfingen realisiert ;), ist doch eine großartige Idee :). Alles hängt natürlich dann immer noch von der Qualität der Inszenierung ab.


    Irgendwie sehe ich alle Kunst immer als "Work in progress" an. Der abgeschlossene Werkcharakter, der seinen Ausdruck finden muss, wie es hier an manchen Stellen propagiert wird, ist eine Illusion. Ein Kunstwerk mit seiner zugehörigen Rezeption (ohne die es ja nicht existieren kann) ist immer ein zeitgebundener, vermittelter und ästhetisch reflektierter Blick auf Rezeptionsgegenwart. (so sehe ich es zumindest)

  • Entweder ist es mit Deiner eigenen Befähigung zur "Logizität" (ein schönes Wort!) nicht weit her, oder aber Du leidest unter einer (für einen Geisteswissenschaftler bemerkenswerten) Leseschäwche. Ich habe nämlich in meiner Formulierung Deiner Prämisse exakt dieses Wenn-dann-Szenario adressiert. Zur Erinnerung:



    Gegen eben diese Prämisse habe ich dann zwei Einwände vorgebracht, die Du bis jetzt nicht adressiert hast. Du flüchtest Dich stattfdessen in die Behauptung, dass ich Deine Aussagen nicht verstanden hätte, in Kombination mit einigen Mutmaßungen zu meinem logischen Denkvermögen (diese ad personam-Masche scheinst Du übrigens immer dann anzuwenden, wenn Du keine Sachargumente mehr hast).

    Eduard Hanslick hat zu Gustav Mahler gesagt: Es gibt nur zwei Möglichkeiten, entweder er ist verrückt oder ich! ^^ So auch hier. Mein Vorschlag: Du reichst Deine "Argumentation" ein zur Begutachtung bei drei Logik-Professoren - anonym natürlich, wie im wissenschaftlichen Evaluationssystem üblich. Ich kann Dir das Ergebnis prophezeien: Im Gutachten wird zu lesen sein: Entweder ist das verrückt oder der nächste Nobelpreis für Logik! :saint:

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  • Zur Altersfrage: Es kommt letztlich auf die Prägung an und nicht das Alter. Wenn die Prägephase lange zurück lag und das war noch kein RT, gibt es Gewöhnungsprobleme oder mehr mit RT. Das ist aber mit jüngeren Menschen, die heute aus Teilen der Welt kommen, die kein RT kennen, nicht anders. Ich hatte einen (sehr gebildeten) Kollegen aus Georgien. Der meinte nur: In Deutschland betritt er anders als in seiner Heimat kein Opernhaus, das sei einfach nur fürchterlich, was er hier zu sehen bekomme. ^^


    Zur Finanzierung: Ich gehe davon aus, dass Journalisten in so einer prominenten Zeitschrift rechnen können. Die Frage ist also, wie wurden die Zahlen ermittelt. Eine mögliche Erklärung: In keinem anderen Land der Welt gibt es so eine hohe Dichte an Theatern, Konzerthäusern, Orchestern, die mit Steuermitteln finanziert werden. Wenn man die Kosten dafür alle mit dazu rechnet, sieht die Rechnung anders aus....


    Zur Frage des Threads auch noch eine Ergänzung:


    Warum sich Regietheater hält auf den Bühnen, hat auch mit Inszenierungen zu tun wie die Zauberflöte in Münster. Der Regisseur hat das sehr unterhaltsam als Episode von Raumschiff Enterprise inszeniert - also Mr. Spock war zu erkennen usw. :D Das Publikum und auch die Kinder fanden das Klasse. Und das war eine "werkgerechte" Inszenierung, es wurde also nicht das Stück um den Handlungskern gebracht, sondern alle seine wesentlichen Aussagen in unterhaltsamer Form vermittelt. Diese Aktualisierung passt auch zum Zeitalter der Aufklärung - der Unterhaltungscharakter gehört zum Stück. Das Beispiel der Münsteraner Zauberflöte beweist, dass Regietheater auch als werkgerechte Inszenierung möglich ist und ein Regisseur in keiner Weise in seiner künstlerischen Freiheit eingeschränkt ist, wenn er sich selber Beschränkungen auferlegt und Verbindlichkeiten, die vom Werk her nun einmal gegeben sind, akzeptiert. Wenn so etwas die Regel ist, kann Regietheater noch eine Weile existieren, ansonsten wird es in absehbarer Zeit am Widerspruch nicht nur des Publikums, sondern auch der beteiligten Künstler, vor allem der Musiker und Dirigenten, zugrunde gehen. Denn irgendwann wird auch die Unverbindlichkeitsmasche langweilig und es wird den Beteiligten zuviel. :P


    Schöne Grüße

    Holger

  • Ist das so? Oder ist der Wagnerianer lediglich deutlich empfindlicher, als der Verdianer, Straussiander oder Puccinianer?

    Ich würde sagen, es liegt an etwas ganz anderem: Wagners Werke werden gerade in Deutschland so häufig neu inszeniert, weil sich die meisten Dirigenten wünschen, diese Werke in einer Neuproduktion einzustudieren. Nur so bekommen sie ausreichend musikalische Proben, Orchesterproben und Bühnenproben, um eine eigene Interpretation hörbar machen zu können. Und das geht - so funktioniert nun einmal die Disposition und damit die Realität an Theatern inzwischen - inzwischen nur noch in Rahmen von Neuinszenierungen. Das, was es früher mal gab und was man "musikalische Neueinstudierung" nannte, d.h. Inszenierung und Ausstattung werden beibehalten bzw. nur leicht modifiziert, aber es gibt Bühennorchesterproben wie bei einer Premiere, wird heute fast nicht mehr praktiziert und das aus dem Grund, weil dadurch die Ressourcen für Neuproduktionen schrumpfen würden. Aufmerksamkeit durch Presseberichterstattung bekommen Häuser fast nur noch durch Premieren (Wien ist da die mittlerweile fast einzige Ausnahme). Das mag man bedauerlich finden, ist aber mittlererweile eine Realität.

    Um zum Beginn des Beitrags zurückkommen: Wenn ein neuer Generalmusikdirektor sein Amt antritt und gefragt, was er als Premiere dirigieren will, wird er (oder seine Agentur) in den meisten Fällen sagen: "Tristan" oder "Ring" und nicht "Tosca" oder "Cenerentola". Daher ist eine Wagner-Inszenierung wie der Mannheimer "Parsifal", die sich über 60 Jahre im Repertoire hält, ja auch eine absolute Ausnahme und wird auch als solche gepflegt. ("Klassisch" inszenierte "Toscas" hingegen gibt es noch mehrere.) Die Leitung des Natioaltheaters Mannheim hat das auch erkannt und deutlich kommuniziert, diese auch in Zukunft im Repertoire zu halten. Dagegen ist aus meiner Sicht auch absolut nichts einzuwenden, nicht, weil ich die Inszenierung, die ich schon mehrfach live erlebt habe, so spannend finden würde, sondern weil sie etwas Besonderes ist und darüber hinaus auch vielen Leuten gefällt. Neuinszenierungen des Werkes gibt es aus den oben genannten Gründen ohnehin genug.

  • Mein Vorschlag: Du reichst Deine "Argumentation" ein zur Begutachtung bei drei Logik-Professoren - anonym natürlich, wie im wissenschaftlichen Evaluationssystem üblich. Ich kann Dir das Ergebnis prophezeien: Im Gutachten wird zu lesen sein: Entweder ist das verrückt oder der nächste Nobelpreis für Logik!

    Mein Vorschlag ist, dass Du endlich mal auf Gegenargumente eingehst, statt alle für blöd zu erklären, die nicht für unumstößliche Wahrheit halten, was immer Du von Dir gibst. Das kann schon deshalb nicht funktionieren, weil Du Deine Ansichten über das sogenannte "Regietheater" wechselst, wie andere Leute ihre Hemden:


    Der Begriff "Regietheater" ist wohl auch gar kein in den Theaterwissenschaften anerkannter, sondern nur ein journalistisches Schlagwort.

    Wenn die Handlung an einen anderen Ort verlegt wird, Tannhäuser im SS-Kostüm auftritt, dann ist damit mitnichten die Wiedererkennbarkeit des Werkes in Frage gestellt oder gar ein neues Werk komponiert.

    Jeder darf selbstverständlich "seine" Vorstellung von Oper haben und muß auch das Regietheater nicht mögen. Etwas anderes ist es jedoch, wenn normative und ästhetisch wertende Urteile abgegeben werden wie: "Regietheater kennt keine Werktreue"

    Man kann doch nicht im Ernst dem Regietheater Egoismus und Selbstherrlichkeit vorwerfen und fehlende "Demut" gegenüber dem Kunstwerk und zugleich so selbstherrlich auftreten und zynisch seine eigene Interessen als zahlender Zuschauer vertreten

    Das hoch komplexe Thema "Regietheater" ist ein seriöses Thema in den Theaterwissenschaften - das sind Akademiker, welche die hier versammelten RT-Hasser offenbar alle für komplette Idioten halten und welche sie sich erlauben, einfach zu veralbern. Das halte ich nun für komplett idiotisch und für maßlose Arroganz. Es zeigt mal wieder, dass der Sinn solcher Threads keine "Diskussion", sondern das Ablassen von Frustrations-Dampf ist und das Schulterklopfen von Gleichgesinnten.


    Da sage ich :Nein Danke! Mit mir nicht auf diesem erbärmlichen Niveau.

    Wenn man von "Verfälschung" spricht, muss man letztlich ein "Original" als Maßstab haben, von der dann die Aufführung abweicht und an der sie zu messen ist. Und da meinst Du - und die meisten RT-Gegner auch - dieses Original sei das Libretto. Da ist es nun aber einfach so, dass Wagner selbst genau diese Auffassung vehement, mit schärfster Polemik, abgelehnt hat!

    Oper insbesondere wird nach Wagner auschließlich für das Hier und Jetzt gemacht, ist etwas Unwiederholbares und Einmaliges, das mit der Zeit entsteht und vergeht. Eine solche Auffassung vom Werk und von "Werktreue", wie er hier von den RT-Gegnern vertreten wird, ist für Wagner schlicht ein Unding.

    Schau doch mal in ein Libretto, was da an Regieanweisungen notiert ist: das ist entweder sehr spärlich oder es steht da rein gar nichts. Das ist ungefähr so, als wenn Raffael ganze Flächen seines Bildes gar nicht ausgemalt hätte. Was nur heißen kann, daß die Inszenierung vom Komponisten bzw. Textdichter gar nicht zum Werk gezählt, sondern vornehmlich als eine Frage der Aufführungspraxis betrachtet wird.

    Oper insbesondere wird nach Wagner auschließlich für das Hier und Jetzt gemacht, ist etwas Unwiederholbares und Einmaliges, das mit der Zeit entsteht und vergeht. Eine solche Auffassung vom Werk und von "Werktreue", wie er hier von den RT-Gegnern vertreten wird, ist für Wagner schlicht ein Unding.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)



  • Hier wäre es wichtig zu verstehen, wie sich die Gelder zwischen Musik und Theater aufteilen.


    Noch eine Ergänzung dazu: Abgesehen davon, dass die Summe wie gesagt in Wahrheit (d.h. nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts) deutlich niedriger sein muss, ist ja auch zu berücksichtigen, dass Orchestermusiker, Chorsänger, Solisten, Bühnenarbeiter, Verwaltungsmitarbeiter usw. nicht nur aus Steuergeldern bezahlt werden sondern ihrerseits auch Steuern bezahlen.


    Das gilt ja grundsätzlich für alle, die Gelder aus der Staatskasse erhalten, soweit sie keine Beamten sind :)



    Und schließlich kommt hinzu, dass Besucher, vor allem wenn sie von auswärts kommen, auch Umsätze außerhalb des Theaters generieren, dass Städte durch ein reichhaltiges kulturelles Angebot auch insgesamt attraktiver werden usw.. Eine seriöse Schätzung der Kosten "pro Karte" wäre also sehr komplex und kann jedenfalls nicht darin bestehen, einfach die Subventionen durch die Anzahl der Tickets zu dividieren

    Jein. Ersteinmal wäre die Zahl an sich schon interessant.


    Das damit nicht alles erfasst sein kann, ist selbstverständlich klar. Die Elbphilharmonie ist natürlich nicht nur ein Konzerthaus, sondern auch ein Wahrzeichen für Hamburg und damit ein Anziehungsmagnet, sogar über die Musikinteressierten hinaus. Ich kenne Publikum, was nur deswegen nach Hamburg gefahren ist :)

  • Hier wäre es wichtig zu verstehen, wie sich die Gelder zwischen Musik und Theater aufteilen.

    Wenn man eine Aussage über die Finanzierung von Opernhäusern machen will, wäre vor allem interessant zu wissen, welcher Anteil der Gelder an die Opernhäuser geht. Die Höhe der Zahlungen für "Musik" sagt da kam mehr aus als die für "Theater und Musik".


    Das gilt ja grundsätzlich für alle, die Gelder aus der Staatskasse erhalten, soweit sie keine Beamten sind :)

    Auch Beamte zahlen Steuern.


    Ersteinmal wäre die Zahl an sich schon interessant.

    Wenn die Zahl nicht vorliegt (ich kenne sie jedenfalls nicht), ist es aber wohl kaum sinnvoll, ersatzweise mit falschen Zahlen zu argumentieren.


    Ich kenne Publikum, was nur deswegen nach Hamburg gefahren ist

    Ich auch: Ich habe vor einer halben Stunde ein Hotel gebucht, weil ich mir im nächsten Mai Maurizio Pollini anhören will ;).

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Ein Text, der dich von der witzigen Seite zeigt:pfeif:! Mehr davon (meine ich ernst!). Die Grundlage ist natürlich die Anthropologie und die Geschichte. Die Lebenserwartung der Menschen war früher viel kürzer als heute, weil die Natur den Menschen nach 40 Jahren als zur Fortpflanzung ungeeignet aussortiert. Nur die Medizin hat das Leben verlängert. In der Bibel steht es ja schon: "Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn es hochkommt, sind es achtzig. Und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen" (wunderbar vertont für 2 Bässe von Heinrich Schütz in den "Musikalischen Exequien"). Was 350 Jahre angeht, so ist das Elend großartig beschrieben und vertont von Janacek in "Die Sache Makropulos".

    Was nun die Kultur und ihre Kosten angeht.

    Die wahre Religion unserer Gesellschaft heißt "Fußball" und die Stadien sind ihre Kirchen. Jeder, der einmal 5 Jahre keinen Fernseher hatte wie ich, merkt schnell, wie rapide das Interesse am Fußball nachlässt. Das heißt im Klartext, dass das Fernsehen den Profifußball am Leben erhält, d.h. also, dass die Fußballvereine Geld zahlen müssten statt es zu bekommen. Ein weiteres Manko ist die Qualität. Die WM hat ja gezeigt, dass gute Spiele die Ausnahme sind. Die neuen Stadien werden natürlich auch nicht aus den verkauften Tickets für Spiele erbaut. Von den Summen bei den Spielern mag ich gar nicht reden. Eine Ausnahme gibt es im Vergleich zu Oper: im Fußball werden horrende Kartenpreise verlangt und gezahlt. Ich finde es immer lustig, wenn man liest, wie englische Fußball-Fans übers Wochenende nach Deutschland fliegen und dort an drei Tagen drei Spiele buchen.

    Wieviel Subventionen über die Zahlungen des Fernsehens jetzt tatsächlich bei den Vereinen und Spielern landen, weiß ich nicht, dafür braucht es hier die Kompetenz eines Kollegen.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Mein Vorschlag ist, dass Du endlich mal auf Gegenargumente eingehst, statt alle für blöd zu erklären, die nicht für unumstößliche Wahrheit halten, was immer Du von Dir gibst. Das kann schon deshalb nicht funktionieren, weil Du Deine Ansichten über das sogenannte "Regietheater" wechselst, wie andere Leute ihre Hemden:

    Mein Vorschlag ist, dass Du endlich einsiehst, dass Niemand in der Welt Dir beweispflichtig ist, wenn er nicht bereit ist, Deine schlecht begründete und einfach falsche Theatertheorie zu akzeptieren. Sei doch froh, dass Du immer noch genug gläubige Jünger hast, die Dir bedingungslos und blind Folge leisten! :P

  • Mein Vorschlag ist, dass Du endlich einsiehst, dass Niemand in der Welt Dir beweispflichtig ist, wenn er nicht bereit ist, Deine schlecht begründete und einfach falsche Theatertheorie zu akzeptieren.

    Wer in einer Diskussion eine Behauptung aufstellt, ist auch in der Pflicht, sie zu belegen, das sollte doch eigentlich klar sein. Das gilt erst erst recht in diesem Fall, in dem das, was Du heute als einzig richtige Wahrheit verkündest, noch bis vor kurzem von Dir als "idiotisch", "arrogant", "erbärmlich", "selbstherrlich", "zynisch" usw. beschimpft wurde.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
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    (Theodor W. Adorno)

  • Wirklich bemerkenswert ist, dass Dr. Holger Kaletha sich in seinen ca. 140 Beiträgen im noch jungen Jahr 2023 allein weit über einhundertmal in diesem Thread zu Wort meldet ohne zu merken, dass nur noch wenige Leser sich für seine durchschnittlich fünfmal täglich veröffentlichte Meinung und Argumente interessieren. Wären wir im Theater, müsste das Haus weitere Vorstellungen mangels Nachfrage des Publikums absagen. Da zeigt sich jedoch eine Gemeinsamkeit mit dem Regisseuren des "Regietheaters", denen angeblich die Meinung des Publikums auch schnurzpiepegal ist.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Jeder, der einmal 5 Jahre keinen Fernseher hatte wie ich, merkt schnell, wie rapide das Interesse am Fußball nachlässt.

    das kann ich jetzt ausdrücklich n i c h t bestätigen ;)

    Egoismus in der Wolfshaut, Egoismus im Schaafpelz. Unvernünftige Klugheit, unkluge Vernunft. Energie ohne Grundsäze, Grundsäze ohne Energie. Strenge ohne Menschlichkeit, Menschlichkeit ohne Strenge. Heuchlerische Gefälligkeit, schaamlose Unverschämtheit, altkluge Jungen, läppische Männer. Man könnte die Litanei fortsezen von Sonnenaufgang bis Mitternacht und hätte kaum ein Tausendtheil des menschlichen Chaos genannt! (Hölderlin, Brief an J. G. Ebel, 10.01.1797)

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