Was mir bereits seit einigen Jahren auffällt, ist die schlechte Verfügbarkeit speziell der von Karajan für EMI eingespielten Opernaufnahmen der 1970er und frühen 80er Jahre. Seit langem sind die Einzelveröffentlichungen vergriffen, eine einst erschienene große 72-CD-Box "The Complete EMI Recordings - Opera & Vocal" ist auch längst vom Markt.
Bei Karajan dürfe das Problem eher in der Menge seiner Veröffentlichungen und der Auflagenhöhen liegen. Auf dem Sammlermarkt für LPs ist er -von wenigen Ausnahmen abgsehen- nahezu bedeutungslos. Man kriegt alles für kleines Geld. Das sagt nichts über die Qualität aus, und wenn man Erstpressungen möchte oder die Tulpenkranzpressungen wird's wieder ein wenig teurer.
Es geht also um die Selektion dessen, was die wirklich guten Aufnahmen von ihm sind. Das ganze opus Karajani zu remastern und wieder auf den Markt zu bringen oder verfügbar zu halten dürfte wirtschaftlich nicht tragfähig sein. Man müsste eine Selektion seiner besten Aufnahmen treffen, Aufnahmen, an denen auch ein Karajan-Skeptiker wie ich nicht vorbeikommt (die Columbia-Aufnahme von "Hänsel und Gretel etwa, um Josephs Faden aufzugreifen) und dann überlegen, ob es dafür dann Käufer geben wird, die nicht meiner Generation und älter angehören. Sein Riesenaustoß ist für die aktuelle Veröffentlichungspolitik eher hinderlich.
Dieser Thread soll also versuchen, sich auf Karajans Kernkomptenzen zu konzentrieren und die Spreu vom Weizen zu trennen.
Ich fange an und ergänze die oben genannte Opernaufnahme um ein Bildchen:
Die Aufnahme ist allein stimmlich ein Ohrenschmaus. Meine Plattenmaufnahme ist künstlich stereophoniert worden, origional mono wäre besser gewesen. Tatsächlich finde ich auch die Orchesterleistung bemerkenswert, transparent zum einen aber auch sehr atmosphärisch zum anderen. Legge hatte ein gute Wahl getroffen, Karajan für sein Label zu verpflichten.
Liebe Grüße vom Thomas