Eine Neuaufnahme von Delius's "Eine Messe des Lebens":
Die beiden ersten Stereo-Einspielungen von 1971 (intaglio, unter Normal del Mar) und 1972 (EMI, unter Charles Groves) sind, meiner Meinung nach, immer noch die besten und inspiriertesten. Mark Elder dirigiert diese Neuaufnahme super, aber es fehlt mir irgendwie eine Dimension. Es ist dieses panoramische Naturerlebnis, das Nietzsche in Sils-Maria täglich erlebte und mit seinem Texten Delius inspirierte. Die Bariton-Partie wird vom zurzeit hochgepriesenen Roderick Williams bestritten, der zwar eine wunderbare Stimme hat, aber dessen Wobbeln mit der Zeit echt mühsam anzuhören ist (man kann ihn auch auf jener Chandos-CD mit Auszügen von Herrmanns "Wuthering Heights" wobbeln hören). Schade wegen dieser Fehlbesetzung: Diese Partie müsste mit der Beherrschung einer grossen Linie gesungen werden - was nur wenige Sänger wirklich können.
Also sind Benjamin Luxon (Groves) und John Shirley-Quirk (Del Mar) immer noch die besten (vergangenen) vokalen Choices dieses Werkes. Natürlich sind auch einige Frauenstimmern dieser beiden früheren Stereo-Aufnahmen bemerkenswert, angefangen von Heather Harper und Helen Watts (Groves) und Kiri Te Kanawa (Del Mar)! Gewobbelt wird übrigens auch von den Damen in der Mark Elder-Aufnahme...
Was die deutsche Aussprache betrifft, da sind alle nicht perfekt. Immerhin: Bei den Chören merkt man so was weniger. Schade, dass die berühmte Aufführung von 1951 von "Eine Messe des Lebens" mit dem noch sehr jungen Fischer-Dieskau (unter Thomas Beecham) nicht aufgezeichnet wurde!
Die restlichen, erhältlichen Aufnahmen dieses Meisterwerks werden von Thomas Beecham (Bariton: Bruce Boyce, Sony, 1952-53), Richard Hickox (Chandos, 1996) und von David Hill (Naxos, 2011) dirigiert; da ist Beecham bei weitem der überzeugendste.
Man könnte viel mehr über diese bisher 5 verschiedenen Einspielungen von "Eine Messe des Lebens" schreiben. Bis gespannt, ob jemand von Euch das Thema eventuell aufnimmt