Marc-Andre HAMELIN - Reinkarnation Godowskys

  • Hallo,


    es ist fraglich ob Hamelin selbst um die Einspielung der beiden Sonaten (Kernrepertoir) gebeten hat, oder ob ihm diese von Seite des Labels nahegelgt wurde. Auch wenn Hamelin in seinen Einspielungen meist das aller höchste Niveau erreicht, so finde ich es ungerecht ihn nur aufgrund einer mäßigen Einspielung zu verurteilen.


    Natürlich ist die Frage berechtigt, warum spielt er dann diese beiden Schlachtrösser ein!? Aber hat Gould nicht auch demonstrativ seinen "Mozart" eingespielt!? In meinen Augen hat sich Gould bei Mozart auch nicht mit Ruhm bekleckert. Sicher hat Hamelin nicht etwas "demonstrieren" wollen! Auch ein Lang Lang hat seine (überflüssige) Version der 3. Sonate Chopins auf den Markt geworfen.


    Ich frage mich, welche Schwerpunkte sich Hamelin in der Zukunft setzen wird! Wird er bei seinem Randrepertoir belieben oder wird er sich dem Standartrepertoir nähern!?


    Gruß
    Niko

  • Hallo, Niko!


    Stimmt, an die typischen Zwänge der Phono-Industrie, denen sich zu entziehen für einen noch jungen Interpreten wahrscheinlich gefährlich ist, habe ich nicht gedacht. Die Chopin-Aufnahmen werden wohl ihre (vielen) Abnehmer finden.


    Im Übrigen möchte ich Hamelin mit dem Lang-Kasperle per se und auch mit dem Gould'schen Mozart-Gekasper nicht vergleichen - einfach so, ohne obige Aufname zu kennen. :beatnik:


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    Angesichts der so überzeugend formulierten Analyse Holger Kalethas, der man zuzustimmen bereit ist, ohne die Einspielung zu kennen (und eigentlich auch kennenlernen zu wollen):...


    Warum willst du einer Beurteilung über eine Interpretation zustimmen, wenn du sie nicht kennst ? Ich persönlich kann mich Holger´s Beurteilung - so sehr ich ihn schätze und ohne seine unbestreitbare fachliche Kompetenz in Frage stellen zu wollen - nicht anschließen, vor allem was seine Einschätzung der b-moll-Sonate und des Marche Funebres angeht. Für mich spielt Hamelin sie tadellos mit sehr viel emotionalem Ausdruck und nicht nur "laut" und "langweilig". Wie ich bereits vorher sagte, habe ich sie noch nie mit einer solchen Wut und Trauer gespielt gehört. Das ist etwas ganz was anderes, als das vielleicht sonst so übliche gravitätische Gesäusel. Aber es ist ungewohnt und deshalb auf den ersten Blick mögliicherweise irritierend. Mich spricht es an (aber Klavier ist auch nicht unbedingt mein Lieblingsinstrument...)


    Dazu kommt, wie Holger ja auch selber einräumt, dass er mit sehr hohen, vielleicht sogar etwas zu hohen Erwartungen an das Anhören gegangen ist. Auch wenn ich persönlich Hamelin sehr bewundere und für einen der besten lebenden Pianisten halte, ist mir schon klar, dass man ihn kaum z.B. mit einem Horowitz oder ABM vergleichen kann. Aber mehr als der Durchschnitt bietet er allemale und seine Aufnahme dürfte auch überdurchschnittlich gut sein. Es ist natürlich schon eine herbe Ansage, wenn er im Fono-Forum auf eine Stufe mit Horowitz gestellt wurde. Da müssen die Erwartungen ja auch sehr groß sein.



    Übrigens: es dürfte Hamelin schon schmeicheln, wenn man ihn als "jungen" Pianisten bezeichnet, wo er doch fast 25 Jahre Bühnenerfahrung hat und mit seinen 48 Lenzen auch nicht wirklich mehr ganz taufrisch ist.



    VG, Bernd

  • Hallo, Bernd!


    Es ist natürlich interessant, dass Du von einer vielleicht ebenso intensiven Hörerfahrung her eine andere Ansicht als Holger vertrittst, und da hast wahrscheinlich Recht mit Deiner impliziten Kritik an meinem Beitrag.


    Dennoch gehöre ich zu jenen, die zwar in zunehmendem Maße - auch durch dieses Forum - Paralleleinspielungen gerne vergleichen, es aber weitaus bedauerlicher finden, wie viele unbekannte und - wie sich hinterher schon oft herausgestellt hat - höchst interessante Musik (bei meinem persönlichen Schwerpunkt wären es Klavierkonzerte) nicht angegangen wird und dafür zum hundertsten Mal Chopins b-moll-Sonate, selbst wenn Hamelin sie spielt.


    Dahin ging mein Argument primär.


    Aber das ist ein anderes Thema und noch nie diskutiert wurde es auch nicht ... ;)


    Besten Gruß, Wolfgang


    PS: Freilich ist man mit 48 noch taufrisch! Ich bin vier Jahre älter! :D

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo Wolfgang,


    Zitat

    Original von WolfgangZ
    Es ist natürlich interessant, dass Du von einer vielleicht ebenso intensiven Hörerfahrung her eine andere Ansicht als Holger vertrittst, und da hast wahrscheinlich Recht mit Deiner impliziten Kritik an meinem Beitrag.


    Nein, ich habe bei weitem nicht die Erfahrung und den musikpraktischen und -theoretischen Hintergrund wie Holger; vieles von dem, was er beschreibt verstehe ich erst gar nicht, was aber bestmmt nicht an ihm liegt. Trotzdem hindert mich das in keinster Weise, mir eine eigene Meinung zu bilden, statt ihm blind - nein: taub - zu vertrauen. Er geht von einem ganz bestimmten Vorverständnis aus, dass sich nicht mit meinem deckt. Daher kommen wir oft zu unterschiedlichen Ergebnissen. Ich bin ja schon mal gespannt, was er über die Haydn-Sonaten sagt und fürchte schon das Schlimmste (obwohl sich seine Verrisse immer sehr lehrreich und spannend lesen).



    Zitat

    Original von WolfgangZDennoch gehöre ich zu jenen, die zwar in zunehmendem Maße - auch durch dieses Forum - Paralleleinspielungen gerne vergleichen, es aber weitaus bedauerlicher finden, wie vielen unbekannte und - wie sich hinterher schon oft herausgestellt hat - höchst interessante Musik (bei meinem persönlichen Schwerpunkt wären es Klavierkonzerte) nicht angegangen wird und dafür zum hundertsten Mal Chopins b-moll-Sonate, selbst wenn Hamelin sie spielt.


    Da gebe ich dir natürlich vollkommen Recht ! Wenn ich mich nicht irre, hat Hamelin die Sonaten aber schon häufiger gespielt; ich bin mir jetzt aber nicht ganz sicher.



    Zitat

    Original von WolfgangZPS: Freilich ist man mit 48 noch taufrisch! Ich bin vier Jahre älter! :D


    Stimmt auch wieder ! :yes:


    VG, Bernd

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  • Hallo Bernd,


    da muß ich doch einige Mißverständnisse ausräumen: Als >durchschnittlich< habe ich diese Aufnahme ja nicht generell bezeichnet, sondern mich dabei ganz konkret nur auf das mysteriöse Finale der b-moll-Sonate bezogen.


    Was man als expressiv empfindet, ist natürlich auch eine Frage der Hörerfahrung und ihres Vergleichs. Ich hatte kurz zuvor die Aufnahme von Stefan Askenase gehört. Klaviertechnisch kann er natürlich mit Hamelin nicht konkurrieren, aber Askenases Aufnahme beeindruckt durch ihre wirklich dramatische Expressivität. Hört man danach Hamelin, dann empfindet man seinen Vortrag doch als eher blaß. Ich glaube, das wird nicht nur mir so gehen! Daß Du es trotzdem so empfindest, spricht natürlich für Chopins Musik! :D


    Der Trauermarsch ist schwieriger zu bewältigen, als man meint. Auf Klavierwettbewerben kann man erfahren, wie die Kanditaten dort scheitern (habe es mal erlebt auf dem Schumann-Wettbewerb in Düsseldorf), nämlich an der dynamischen Dramaturgie. Hamelin wählt ein sehr langsames Tempo, das ist ziemlich heikel. Er bekommt die dynamische Steigerung einfach nicht hin - wie das Pollini vorbildlich gelingt! Die Phrasierung des Trauermarschs bei Hamelin ist einfach wenig prägnant, sehr unspezifisch. Da können andere wiederum wesentlich >sprechender< und ausdrucksvoller phrasieren.


    Mit >nur laut< meinte ich einmal die fehlende dramatische Entwicklung von Höhepunkten und die nicht wirklich ausgearbeitete Syntax - die dramatischen Gegensätze. Die Durchführung in Satz 1 etwa kann man wesentlich spannender gestalten. Da können andere die Pausen wirklich zu Ereignissen werden lassen, der musikalische Fluß stoppt, es entsteht so etwas wie Leere,es stockt und >stottert< die musikalische Sprache. Nichts davon bei Hamelin, das bleibt alles ziemlich harmlos!


    Welche Aufnahme der b-moll-Sonate meinst Du denn, die nur >gravitätisches Gesäusel< produziert? Gilels und Michelangeli in den 50igern, auch Rubinstein und Horowitz spielen einen sehr >modernen<, klassischen Chopin. Da ist auch nicht die Spur von Schauerromantik zu spüren! Wenn Hamelin kein >gravitätisches Gesäusel< produziert, dann ist das eigentlich nichts besonders Erwähnenswertes: das ist interpretatorischer Standard schon seit langem!


    Mein Vergleich jung-alt bezog sich auf Pollini. Mit 48 Jahren ist Hamelin noch längst nicht reif für >Alterserscheinungen< als Erklärungsgrund.


    Den Vergleich von Hamelin und Horowitz halte ich für total überzogen! Warum müssen diese Kriiker nur immer solche sensationsheischenden Aussagen machen?


    Das Problem, daß ich mit Hamelin habe, daß seine Interpretation bei mir keine bleibenden Eindrücke hinterläßt. Es fehlt mir da die eigene Note, das ist doch sehr wenig originell. Es gibt irgendwie nichts, was diese Einspielung gegenüber den anderen >Großen< wirklich als >besonders< heraushebt.


    Beste Grüße
    Holger

  • Hallo Holger,


    Zitat

    Original von Dr. Holger Kaletha
    Was man als expressiv empfindet, ist natürlich auch eine Frage der Hörerfahrung und ihres Vergleichs. Ich hatte kurz zuvor die Aufnahme von Stefan Askenase gehört. Klaviertechnisch kann er natürlich mit Hamelin nicht konkurrieren, aber Askenases Aufnahme beeindruckt durch ihre wirklich dramatische Expressivität. Hört man danach Hamelin, dann empfindet man seinen Vortrag doch als eher blaß. Ich glaube, das wird nicht nur mir so gehen! Daß Du es trotzdem so empfindest, spricht natürlich für Chopins Musik! :D


    Ich kann natürlich nur versuchen, dass auszudrücken, was ich zu hören glaube und du weisst, ich stehe mit meiner Erfahrung an klassischer Klaviermusik nun erst am Anfang.



    Zitat

    Original von Dr. Holger Kaletha
    Welche Aufnahme der b-moll-Sonate meinst Du denn, die nur >gravitätisches Gesäusel< produziert? Gilels und Michelangeli in den 50igern, auch Rubinstein und Horowitz spielen einen sehr >modernen<, klassischen Chopin. Da ist auch nicht die Spur von Schauerromantik zu spüren! Wenn Hamelin kein >gravitätisches Gesäusel< produziert, dann ist das eigentlich nichts besonders Erwähnenswertes: das ist interpretatorischer Standard schon seit langem!


    Vielleicht war mein Ausdruck nicht ganz glückllich gewählt. Ich hatte ja unmittelbar im Anschluss an den Hamelin die Aufnahme von Adam Harasiewizc gehört und die fiel meines Erachtens doch erheblich ab. Da war nichts von dieser Trauer und Wut zu hören, vielmehr ein sanftes, melancholisches Geplätscher, das bei mir jedenfalls so gar keinen Eindruck hinterließ. Aber dass Harasiewicz die Sonaten nicht liegen, darüber waren wir uns ja auch schon einig (obwohl ich sonst seine Einspielung sehr schätze).



    Zitat

    Original von Dr. Holger KalethaDas Problem, daß ich mit Hamelin habe, daß seine Interpretation bei mir keine bleibenden Eindrücke hinterläßt. Es fehlt mir da die eigene Note, das ist doch sehr wenig originell. Es gibt irgendwie nichts, was diese Einspielung gegenüber den anderen >Großen< wirklich als >besonders< heraushebt.


    Das dürfte eben der Unterschied zwischen uns ausmachen: du kannst auf einen viel reicher Erfahrungsschatz zurückgreifen als ich und hast viel besser die Möglichkeit, Hamelin mit anderen Einspielungen zu vergleichen. Vielleicht ist er halt nur für Anfänger oder weniger erfahrene Hörer - wie mich - interessant.


    Viele Grüße, Bernd

  • Hallo, miteinander!


    Um auch noch etwas Konkreteres beizutragen:


    Mittlerweile eines meiner Lieblingsklavierkonzerte ist das "Romantische" von Joseph Marx. Früher kannte ich nur einen Rundfunkmitschnitt mit Jorge Bolet, mittlerweile auch CDs mit Lively und eben Hamelin (weiter oben hat sich auch Michael Schlechtriem bereits mit dieser Aufnahme beschäftigt):



    Bei einem Vergleich der drei Einspielungen bestätigt sich, denke ich, durchaus, was Holger Kalethas Einschätzung nahelegt: Hamelin hat nicht nur die transparentere Aufnahmequalität zur Verfügung, sondern auch die größere pianistische Leichtigkeit, ja Unbefangenheit. Dennoch ist das Ergebnis ärmer an Binnendifferenzierung, an Spannung schlechthin. Marx braucht ähnlich wie Korngold oder auch Skrjabin in seinen Sinfonien permanente (vor allem harmoniebedingte) Hochspannung, die dann auch permanente Hochstimmung verschafft. Dazu gehört ein kämpferisches Moment - das sich im Marx-Konzert mit Bolet leider auch ein wenig aufnahmetechnisch äußert, das ist schon richtig. Die Ruhepunkte sollten dann vom Hörer auch wirklich als Momente der Erholung, der Entspannung empfunden werden. Bei Hamelin ist das nicht nötig - aber das ist kein Gewinn.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Michael Schlechtriems Beitrag ist übrigens von November 2007.


    Off topic und nicht zu ändern: Hier zeigt sich wieder einmal der prinzipielle Nachteil jeglicher Internetforums-Diskussion, der mir bisweilen auch bei selbstgefälligen Uni-Oberseminaren aufgefallen ist, wo er zu vermeiden wäre .. hier nicht:


    Man tut so, als hätte man das Rad erfunden. Dabei wurde es innerhalb der letzten anderthalb Stunden schon dreimal erfunden.
    ;):untertauch::)


    Mittlerweile ist der Thread so lang, dass man es nur bedauern kann, dass nicht alle Teilnehmer gleichzeitig mitlesen, man stets abwägen, stets unmittelbar reagieren kann, sich möglichst wenig doppelt etc.


    Mir wäre es peinlich gewesen, so zu tun, als hätte ich Michaels Beitrag nicht gelesen.


    Aber oft genug habe ich's eben tatsächlich nicht getan. Ist halt auch eine Zeitfrage.


    Wird man wohl nicht ändern können.


    Es bleiben ja noch zig Vorteile einer solchen Forums-Diskussionskultur gegenüber Plenumsdebatte, wikipedia etc.


    Schönen Sonntag!


    Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Lieber Wolfgang,

    Zitat

    Mir wäre es peinlich gewesen, so zu tun, als hätte ich Michaels Beitrag nicht gelesen.


    aber das ist überhaupt kein Problem.
    Ich freue mich sehr, daß Du zu demselben Schluß kommst wie ich!


    Außerdem hast Du es wesentlich besser und treffender beschrieben!


    Zitat

    Marx braucht ähnlich wie Korngold oder auch Skrjabin in seinen Sinfonien permanente (vor allem harmoniebedingte) Hochspannung, die dann auch permanente Hochstimmung verschafft. Dazu gehört ein kämpferisches Moment - das sich im Marx-Konzert mit Bolet leider auch ein wenig aufnahmetechnisch äußert, das ist schon richtig. Die Ruhepunkte sollten dann vom Hörer auch wirklich als Momente der Erholung, der Entspannung empfunden werden. Bei Hamelin ist das nicht nötig - aber das ist kein Gewinn.


    Genau das ist es! :jubel:


    Hamelin ist natürlich eine sehr großer Pianist und ich verehre ihn.


    Aber es gibt (zum Glück) halt doch immer wieder gewisse Unterschiede, welche Ihn nicht zum absoluten Beherrscher der Szene machen.


    :hello:
    Michael


    P.S. Du hast Post...... :)

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  • Zitat

    Original von zatopek
    Ich hatte ja unmittelbar im Anschluss an den Hamelin die Aufnahme von Adam Harasiewizc gehört und die fiel meines Erachtens doch erheblich ab. Da war nichts von dieser Trauer und Wut zu hören, vielmehr ein sanftes, melancholisches Geplätscher, das bei mir jedenfalls so gar keinen Eindruck hinterließ.


    Hallo Bernd,


    auch mich reißt der Harasiewicz nicht vom Stuhl. Er versucht da, eine irgendwie düstere Stimmung zu erzeugen. Bezeichend, daß er von Rubinstein (wie andere auch!) nur den schönen Einfall, nicht aber die dahinterstehende sehr kluge interpretatorische Idee übernimmt, den Trauermarsch am Schluß im Pianissimo verklingen zu lassen, so daß der Eindruck eines sich vom Hörer allmählich entfernenden Geschehens entsteht. Rubinstein spielt den Trauermarsch zuerst völlig zeremoniell-statisch, stellt die Blöcke gegeneinander. In der Wiederholung wird er dann dynamisch - eine Bewegung des Anschwellens und Abschwellens. Das überzeugt, steht allerdings so nicht im Notentext. Hamelin gehört zu denen, die auf Eingriffe in Chopins Notierung verzichten.


    Du hättest besser den Rubinstein gehört! :D Die Konzertmitschnitte aus Moskau 1963 und aus Lugano 1971 sind allerdings viel dynamischer und dramatisch-aufrührerischer als die vielleicht ein wenig zu souverän-ausgewogene und abgeklärte späte Studioaufnahme. Rubinstein war im Konzert ein völlig anderer Mensch als im Studio. Man erkennt ihn da kaum noch wieder und denkt oft: Ist das vielleicht ein ganz anderer Pianist? :pfeif:


    Beste Grüße
    Holger

  • Lieber Wolfgang, lieber Michael,


    bei aller Bewunderung sehr vieler Aufnahmen von Hamelin muß ich Euch, was seine Einspielung des Marx-Konzerts angeht, recht geben. Seit ich, dank Michael :jubel:, die Bolet-Aufnahme kenne, erscheint mir hier Hamelin im Vergleich auch spannungsärmer. Hamelin spielt das Konzert wohl wirklich mit allzu großer Leichtigkeit. Ich habe gedacht: Ja, ganz nett...und hatte es auf das Werk geschoben und es nicht wieder angehört. Erst Bolet hat es für mich interessant machen können, indem ihm die wirklich spannendere "Binnendifferenzierung" gelingt und er so für wesentlich mehr Dynamik sorgt.


    :hello: Matthias

  • Weiter oben war ja auch schon von Bernsteins eigenwilligem Klavierkonzert "The Age of Anxiety" die Rede.


    Hier scheint mir, dass Hamelin in seiner neueren Aufnahme leichter, eleganter spielt als Lukas Foss in der älteren - die ich wieder nur auf Kassette besitze.


    Diesmal sprechen mich beide Einspielungen gleichermaßen an. Das bisweilen etwas penetrante Pathos und der spezifische Eklektizismus des Amerikaners - irgendwo zwischen Mahler und Jazz, zwischen Zwölftonmusik und Rachmaninow - wird von Foss ausgekostet, von Hamelin eher virtuos-spritzig überspielt. Hier empfand ich Hamelin nach vielen Hörseancen mit Foss als ganz erholsam.


    Besten Gruß und Danke vor allem an Michael für das Kompliment!


    Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    Hier scheint mir, dass Hamelin in seiner neueren Aufnahme leichter, eleganter spielt als Lukas Foss in der älteren - die ich wieder nur auf Kassette besitze


    Hallo,
    ich habe eben gelesen, daß Lukas Foss am 1.2. 2009 verstorben ist.
    R.I.P.

  • Für interessierte:


    http://www.opus39.co.uk/Discography.htm



    Und zum ewigen Horowitz-Vergleich: Ich finde es nicht erhellend, dass wenn man im Dunkeln steht, und die meisten Leute stehen was Klaviermusik angeht im Dunkeln, versucht, irgendetwas über Bilder, die an der Wand hängen, zu sagen.

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

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  • Zitat

    Original von bubba


    Und zum ewigen Horowitz-Vergleich: Ich finde es nicht erhellend, dass wenn man im Dunkeln steht, und die meisten Leute stehen was Klaviermusik angeht im Dunkeln, versucht, irgendetwas über Bilder, die an der Wand hängen, zu sagen.


    Und in Bezug auf Hamelin heißt das .... ? :D


    (Für´s Protokoll: Ich kann´s mir denken- ich hätt´s nur gerne etwas weniger aphoristisch :D )


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Heute ist in der FAZ eine Rezension von Jürgen Kesting zu lesen. Kesting bespricht hier Hamelins Chopin-Einspielung und Godowskys Strauss-Bearbeitungen. Daneben geht Kesting noch ganz allgemein auf das Phänomen Hamelin ein. Die Chopin-CD bewertet Kesting sehr positiv- nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass der Pianist auf jede vordergründige Donnerei verzichte. Aber lest selbst!


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • JÜRGEN KESTING Man muss wach sein, um Träume zu notieren


    Der Pianist Marc-André Hamelin steht längst an der Spitze der Klassik- Charts. Seine Liebe gehört extravaganten Außenseitern wie Leopold Godowsky, auf dem neuen Album spielt er Chopin pur.



    Es ist ein offenes Geheimnis im Musikbetrieb, dass nicht unbedingt die musikalische Kompetenz von Dirigenten, Pianisten oder Geigern ausschlaggebend ist für einen ersten Platz auf der Rangliste. Nur zu oft wird die Macht des Marketings für Künstler mit exotischer oder erotischer Ausstrahlung eingesetzt. Nicht selten werden hochgerühmte Stars engagiert, die gar nicht mehr über die Qualitäten verfügen, durch die sie einst berühmt geworden waren. Die Kehrseite der Medaille ist nicht weniger bitter: Ginge es mit rechten Dingen zu, müsste der Pianist und Komponist Marc-André Hamelin längst von seinem Weltruhmesglanz übersonnt sein. In Kanada 1961 geboren, hat Hamelin seit seinem Sieg beim Carnegie Hall International American Music Competition im Jahr 1985 das Klavier-Repertoire auf der Suche nach Raritäten gleichsam mit der Wünschelrute durchwandert. Dabei gelangten jene Werke spätromantischer Komponisten wieder in den Blick, deren technische Schwierigkeiten exorbitant und bisweilen grenzwertig sind: ob Isaac Albéniz’ „Iberia“ oder Charles Valentin Alkans Konzert für Solo-Klavier und die Symphonie für Solo-Klavier; das vollständige Sonatenwerk von Alexander Skrjabin und das von Nikolai Medtner; aber auch Leopold Godowskys „53 Studien über die Etüden von Chopin“ oder das monumentale Klavierkonzert von Ferruccio Busoni. Dies sind nur einige Kolosse aus der beinahe fünfzig Alben umfassenden Diskographie von Hamelin. Seine Liebe zuKomponisten wie Georgy Catoire oder Nikolai Capustin, Leo Ornstein oder Nikolai Roslawetz, Anton Rubinstein oder Xaver Scharwenka würde bei den Managern der sogenannten „Majors“ wohl wenig Gegenliebe finden. Die jüngste Aufnahme Hamelins, der in den letzten zehn Jahren siebenmal mit dem Preis der Deutschen Schallplatten- Kritik ausgezeichnet wurde, ist Frédéric Chopin gewidmet: seinen beiden großen Klaviersonaten, den beiden Nocturnes Opus 27, der Berceuse Opus 57 und der Barcarolle Opus 60. Das Album beginnt mit der Berceuse, deren Linien und Verzierungen Hamelin mit einer rhythmischen Spannung formt, wie einst Maria Callas die „melodie lunghe“ von Bellini – überdies mit einem herrlich singenden Klavier- Ton. Es endet mit der Barcarolle, deren Kantilenen er sanft verschleiernd, „dolce sfogato“, ziseliert und deren Ausbrüche er mit kontrollierter Intensität spielt. Und selbst im Forte und Fortissimo bleibt der Ton rund und weich. „Musik ist das nicht“, meinte Robert Schumann, nachdem er den Finalsatz der Chopinschen Klavier-Sonate in b-Moll Opus 35 gehört hatte. Chopin selber hat diesen seltsamen Satz als ein „Geplauder“ bezeichnet. Hamelin lässt nun das Murmeln des Beginns in nervöses Plaudern und danach in ein hektisches Rede-Durcheinander übergehen. Er wählt für dieses Presto der unisono geführten Hände ein im Vergleich zu Martha Argerich oder Maurizio Pollini überraschend langsames Tempo – 98 Sekunden statt 84 – und sichert ihm gerade dadurch deutliche Konturen oder vielmehr: Lineaturen. Dieser Pianist findet andere Gelegenheiten, um seine phantastische Virtuosität zur Geltung zu bringen (etwa im Scherzo der Sonate h-Moll op. 58), ohne aber im Lustgarten der Virtuosität den Kopf zu verlieren. Er gehört nicht zu jenem von Hubert Stuppner in seinem Pianisten-Buch „Mephistowalzer“ beschriebenen „Spielgesindel“; suchtweder die Abenteuer der Geschwindigkeit, noch überlässt er sich dem Rausch der Raserei oder der romantischen Gefühligkeit, zu der die Nocturnes op. 27 ebenso verführen könnten wie der Marche funèbre aus der Sonate in b-Moll. Auch im Trio des düsteren Marsches, der dem Charakter nach ein Nocturne en miniature ist, folgt Hamelin dem von André Gide formulierten Gedanken, dass man hellwach sein müsse, wenn man seine Träume aufschreibt. Die vorletzte CD Marc-André Hamelins ist den Transkriptionen gewidmet, zu denen der extravagante Leopold (Popsy) Godowsky in seiner Wiener Zeit von Johann Strauß angeregt wurde. Der Begriff „Transkription“ greift in diesem Fall zu kurz. Godowksy hat „symphonische Metamorphosen“ der Walzer „Künstlerleben“ und „Wein,Weib und Gesang“ und der „Fledermaus“ geschrieben, bei denen er, die Transkriptionen von Franz Liszt noch übergipfelnd, die Themen transformierte und auf bisweilen manieristische Weise ausschmückte. Anders als einigen Zeitgenossen, etwa Alfred Grünfeld und Eduard Schütt, ging es ihm dabei nicht um virtuose Salonstücke, sondern, im Sinne Ferruccio Busonis, um „Musik über Musik“. Von besonderem Reiz sind Auszüge aus zwei eigenen Zyklen, die Godowsky dem Dreivierteltakt gewidmet hat: die dem Vorbild von Robert Schumann folgenden „Walzermasken“ und das „Triakontameron“, das dem Erzählvorbild von Boccaccios „Dekamerone“ folgt. Es handelt sich um zart-inwendige, meditative, nostalgische, durch den Walzer-Rhythmus verbundene Miniaturen, die Hamelin mit Anmut, Charme und Verve zum Leben erweckt: eine Hommage an das „Alt- Wien“ – ein Album für den Camp-Geschmack.

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Hallo Bubba,


    ich hatte mir ja auch überlegt die Rezension ins Netz zu stellen, aber dann davon abgesehen, von wegen Urheberrecht und so etwas.


    Davon einmal abgesehen:


    Teilst Du Kestings Meinung?


    Mir scheint Hamelins Chopin - nehmen wir mal den ersten Satz der b-moll-Sonate - stellenweise etwas zu schön gespielt. Die dynamischen Kontraste könnte man da schon noch schärfer akzentuieren, was Pollini in seiner ersten Aufnahme von 1985 hervorragend macht, und auch die Marcia funebre? So ganz warm geworden bin ich da mit Hamelin nicht.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Hallo,


    ich verfolge Eure Disskussion über die Chopin-CD von Hamlelin mit großér Aufmerksamkeit! Viele von euch sind von seiner Interpetation enttäuscht. Auf der einen Seite hat man an einen Interpretn wie Hamelin hoche Erwartungs-Ansrpüche, auf der anderen Seite wird vergessen (wenn auch schon angedeutet), dass Hamelin seinen "Klangideal" oder besser noch seinem "interpetationsansatz" auch bei seiner neuen Chopin CD treu geblieben ist.


    Hameln vermeidet....trotz der hochen pianistischen Fähigkeiten....über das "normal" Maß hinauszu gehen. Dass hat er auch in seinen bisheringen Einspielungen nicht gemacht....und warum sollte er es bei Chopin machen??


    Gerade bei denGodowsky-Chopin Etuden wurde seine Übersicht, Ausgewogenheit und polifone Klarheit so gelobt. Auch hier hätte ich mir krassere Kontraste vorstellen können.....und Hamlein hätte diese auch spielen können, doch ihm lag an einer bestimmten Ästhetik, die sowohl der von Chopin als auch der von Godovsky enstpricht. Es wundert mich also nicht, dass er bei einem reinen Chopin Program genau die gleiche "Art" anwendet.


    Es ist nicht seine Art dämonisch, wie Argerich oder Horowitz, oder tiefgründig und mit Wucht wie ein Giles zu spielen. Nein, er beibt bei seinem ausgewogen Spiel, vermeidet irgend welche Extreme, eben auch bei Chopin.


    Sein Spiel bei den Chopin Sonaten stellt keinen "Mangel" dar, sondern ist genau so konzeptionell beabsichtigt. Auch wenn ich gerne zugebe, dass mir die Interpetation von Pollini, Argerich oder auch Andsnes, Freire besser gefallen, Hamelin beibt seinem Interpretationsstil treu.....!


    Gruß
    Niko

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  • scriabin007: Ich schließe mich dir an, was die Aussage betrifft, seine Aufnahmen seien konzeptionell durchdacht.


    Teilweise höre ich ein bisschen heraus, dass einigen hier Hamelins neue CD zu langweilig ist.
    Nach dem ersten hören war mir vieles auch sehr ungewohnt. Doch das macht für mich mitterweile den Reiz dieser CD aus. Hamelin spielt alles andere als normal.
    Man kann Chopin eben auch anders als die russisch geprägten Dramatiker, sehr viel struktureller und als echt absolute Musik spielen. Bei vielen Aufnahmen, wie z.B. Argerich (3. Sonate), wird darauf nicht geachtet - die Musik wird zur persönlichen Tragödie (das ist natürlich auch sehr spannend und schön!!).



    "Hameln vermeidet....trotz der hochen pianistischen Fähigkeiten....über das "normal" Maß hinauszu gehen. Dass hat er auch in seinen bisheringen Einspielungen nicht gemacht....und warum sollte er es bei Chopin machen??"


    Das trifft fast nie zu. Beispiele: Rudepoma auf der alten Aufnahme (weiter oben erwähnt, darauf gibt es noch Chopin 2. Sonate und Rachmaninov), Weissenberg, Kapustin, Sorabji 1. Sonate, Szymanowsky 1. Sonate live (!! das haut einen um), Roslavets (die Tempi und die Phrasierungen sind Notengetreu extrem), Ives (auch hier finde ich die ältere Aufnahme von 89 besser), Rachmaninov (!) - hier ist eine derartige Wucht und ein unglaublicher Tempowahnsinn jedesmal berauschend. Die Tempi bei den Godowsky Etüden sind auch sehr ungewöhnlich, es gibt ja ein paar Vergleichsaufnahmen. Der gesamte Brahms (die Quartette und op.117, 119 sowie das Klavierkonzert) sind durch und durch ungewöhnlich und insbesondere bei 117 und 119 in Sachen Tempo und Klangfarbe. Wer Beethoven Sonate Nr.30 und 31 live in Schwetzingen gehört (oder als Video gesehen hat) wird feststellen, dass hier auch keine Kompromisse gemacht werden.
    Kann mir jemand sagen, was an Hamelins Liszt "normal" ist? Ich kanns nicht.


    Diese Liste ist meiner Meinung nach deutlich länger (Eckhardt-Grammatee, usw.) und lässt sich auch auf die neue CD ausweiten.


    Caesar73:


    Zunächst gefällt mir die Zusammenstellung der Stücke auch in dieser Reihenfolge sehr gut (nun, das ist natürlich nicht allzu relevant). Die Interpretation der Berceuse finde ich äußerst gelungen. Endlich mal ein NICHT "verträumter" Ansatz.
    Die 2. Sonate löst in mir beim ersten, zweiten und letzten Satz Stress aus, was wohl an den rhythmischen Zerpflückungen liegt. Das ist eigentlich kein Rubato mehr. Das ist bei Hamelin nicht Inkompetenz, man kann auf ihn ein Metronom eichen, z.b. bei Rzewski. Er zerstört damit aber alles Gleichmäßige, Softe und Salonhafte - ich schaue auf ein Bild von Chopin und finde, Hamelin hat mit diesem Ansatz seine Berechtigung.
    Gleichzeitig ist es hochinteressant, wie im ersten Satz verschiedene Klangebenen aufeinander geschichtet werden, es erinnert mich etwas an Alkans Konzert für Klavier Solo, wenn es so gespielt wird.
    Im dritten Satz gefällt mir der Mittelteil wirklich ausgesprochen gut. Der Marsch wirkt äußerst gewalttätig - das passt hervorragend zusammen, finde ich. Die Temposchwankungen sind wohlüberlegt, Hamelin inszeniert hier wirklich einen Trauermarsch - in diesem Sinne steht dieser Satz außerhalb des "absoluten" Interpretationsansatz, kann aber auch sein, dass mich meine persönliche Hörgewohnheit, wie so oft, buchstäblich übers Ohr haut.
    Nun bin ich den vierten Satz auch von ihm schneller gewohnt, doch hier gibt es eben keinen 80 Sekündigen Fiebertraum, wie bei Pogorelich (meine Lieblingsaufnahme), sondern er versucht, die Linien, die sich nur indirekt, also nicht unmittelbar aus dem Notentext, sondern nur durch Aufspüren mit einer sehr ungewöhnlichen Pedalisierungskunst ergeben, herauszuarbeiten.


    Weiter will und kann ich im Moment nichts spezifisch sagen, da ich den Rest der CD erst zweimal oder dreimal gehört habe und ich für meinen Teil bei dieser CD lange brauchen werde, um dahinter zu steigen.


    Wer mit 14 Jahren die Ives-Sonate lernte und diese vor seinen Lehrern versteckte, ändert seine Grundeinstellung garantiert nicht mehr.

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Tach,


    Zitat

    Original von Caesar73...Die Chopin-CD bewertet Kesting sehr positiv- nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass der Pianist auf jede vordergründige Donnerei verzichte.


    Danke für den Tipp ! Da bin ich aber froh, dass ich nicht der Einzige bin, dem die Einspielung gefällt :yes:


    VG, Bernd

  • Zitat

    Original von zatopek


    Danke für den Tipp ! Da bin ich aber froh, dass ich nicht der Einzige bin, dem die Einspielung gefällt :yes:


    Gern geschehen Bernd :yes:


    Du bist mit Sicherheit nicht der Einzige dem die CD gefällt. Ich werde sie sicher noch einige Male hören müssen. Grundsätzlich schätze ich Hamelin sehr- er hat, sowohl in Interviews wie in seinem Klavierspiel etwas erfreulich unprätentiöses. Hamelin scheint mir in gewisser Weise als virtuoser Antivirtuose. Klingt kryptisch, ich weiß, aber vielleicht versteht ihr ja, was ich meine. Für mich eine seiner stärksten Platten der letzten Zeit - und wenn ich ehrlich bin: eine richtig schlechte CD Hamelins kenne ich nicht - ist seine Aufnahme mit Haydn-Sonaten. Hamelin erschlägt Hadyns Kompositionen nicht mit der Pranke des Tasenlöwen sondern geht hier mir dem feinen Silberstift zu Werke. eine Interpretationshaltung, die man auch bei seinem Chopin beobachten kann. Kesting beschreibt das ja auch sehr anschaulich in seiner Rezension.



    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Ich habe ein tolles Gespräch mit MAH gefunden:


    http://thebadplus.typepad.com/dothemath/2009/03/interview-with-marcandré-hamelin.html




    Hochinteressant und sehr, sehr ausführlich. Man erfährt eine Menge Neues. Unter anderem bestätigt sich mein Verdacht, dass MAH wohl nicht nur einer der besten Pianisten, sondern auch einer der kompetentesten Klavierspezialisten ist. Er hat ein unvorstellbares Fachwissen Klavierliteratur und Klaviermusik-Aufnahmen betreffend.

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • War eigentlich noch jemand in München beim Berg, Chopin, Alkan - Konzert?


    Die Berg-Sonate, wie man sich denken kann, liegt Hamelin natürlich im Blut. Dort, in der Pseudotonalität der Jahrhundertwende ist er ganz zu Hause.
    Über den Chopin gibt es meiner Meinung nicht viel zu sagen - außer, dass er ihn in München viel mehr wie auf der alten Einspielung interpretierte.
    Beim Alkan war ich nicht erstaunt, dass der Münchner Publikumspöbel nach dem ersten Satz klatschte, aber durchaus, als auch nach dem zweiten Satz einige Langohren nicht an sich halten konnten und wiederum ihren dümmlichen Applaus begannen - was aber von Marc-André Hamelin - bekannt für seine wohl vollendete Höflichkeit und Zurückhaltung - prompt durch die den dritten Satz einleitenden fortissimo Akkorde zerschmettert wurde.
    :angel:


    Ein großartiges Konzert - obwohl er merklich nicht mit sich selber zufrieden war. Zudem war der Fazioli-Flügel nicht optimal eingestellt - leider war es auch nur das zweitgrößte Modell.

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

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  • Tach,


    Marc-André Hamelin hat nach seiner Veröffentlichung in 2007 weitere Haydn Sonaten eingespielt:



    Konnte sie schon jemand hören ? Ich werde sie erst morgen bekommen und freue mich schon darauf !


    VG, Bernd

  • Jup, schon mehrfach gehört. Absolute Empfehlung wie bei den ersten zwei CDs.

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.


  • Vor kurzer Zeit ist bei Hyperion der mit Spannung erwartete Etüden-Zyklus von Marc-André Hamelin erschienen. Neben den zwölf Etüden in den Molltonarten sind auch ein paar kleinere Miniaturen dabei: http://www.hyperion-records.co.uk/al.asp?al=CDA67789


    Ich habe die Werke ein paar Mal gehört bisher und während ich manche sehr mag (No.1, 4, 7, 9 beispielsweise) begeistern mich andere noch weniger. Hat sich das Album hier noch jemand besorgt und eine Meinung dazu?
    Die Noten sind bei Edition Peters bereits erschienen übrigens.


    Im Februar ist Hamelin wieder in München mit einem Konzert und dort spielt er unter anderem den gesamten Zyklus im Programm. Das werde ich mir wohl ansehen und bin schon gespannt, wie das live-Erlebnis ist!

  • Heute war in München das Konzert von Hamelin, von dem ich im obigen Beitrag geschrieben habe. Auf dem Programm stand in der ersten Hälfte "nur" Schumanns Carnaval - sehr schön, klar, und jede Miniatur geschmackvoll in Szene gesetzt. Die Kräfte hat Hamelin sich wohl für die zweite Hälfte aufgespart, in der er dann alle zwölf eigenen Etüden in den Moll-Tonarten gespielt hat.
    Wie nicht anders zu erwarten, meisterte er die technischen Schwierigkeiten souverän. Und er brachte die Musik auch wunderbar zum Klingen und live haben sie mich auch musikalisch mehr überzeugt als beim Hören auf CD. Ich hoffe, dass ich beim erneuten Hören noch davon zehren kann.
    Wie immer hat er nur eine einzige Zugabe gegeben, und zwar den hübschen dritten Satz einer Haydn-Sonate (E-Moll, Hob XVI:34).

  • Weiter oben war ja auch schon von Bernsteins eigenwilligem Klavierkonzert "The Age of Anxiety" die Rede.


    Vielleicht darf ich mir die Korrektur erlauben, dass "The Age of Anxiety" kein Klavierkonzert ist, sondern Bernsteins Sinfonie Nr. 2. Die Aufnahme dieser Sinfonie mit Lukas Foss, die hier erwähnt wurde, ist die spätere Bernstein-Aufnahme diese Werks (mit dem Israel Philharmonic Orchestra). Die frühere Bernstein-Aufnahme (mit dem New York Philharmonic Orchestra) wurde mit Philippe Entremont gemacht und erscheint mir vorzugswürdig. Erhältlich für ganz wenig Geld in der "Symphony Edition" von Bernstein (dort CD Nr. 7).

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