hallo bubba,
...immerhin hat der Kritiker für seine sehr aparte Wortschöpfung "Likörtorten-Klang" den Literatur-Nobelpreis verdient!
Auch sachlich ist seine Analyse nicht ganz unzutreffend. Einen Hang ins Spektakuläre hat Hamelins Spiel durchaus, mitunter bekommt seine techik etwas Selbstzweckhaftes. Die allgemeinhin gelobte "Besonderheit" seines Klangs kann ich nicht nachvollziehen. Hamelin zielt eindeutig mehr auf "große Linie", als auf Detailakribie. Sonderlich luftig oder aufgefächert finde ich sein Spiel eigentlich nicht - eher dicht und kompakt. Das wirkt immer voll und prächtig, der Flügel klingt bisweilen nach "Orchestertutti". Ich habe mir gestern die Villa-Lobos-Platte gekauft und schon mal reingehört: Alles runder und etwas mehr ins Pedal genommen, als in der betagten Aufnahme von Nelson Freire, der einen deutlich rauheren, ungeschönteren und irgendwie weniger gespreizten Zugang hat. Die Beschreibung des Kritikers, Hamelins Spiel sei "sahnig" (was für mein Empfinden allerdings im Widerspruch zu dem davor gebrauchten Attribut "bezwingend klar" steht), trifft's ganz gut - mit Sahne verfeinerten Gerichten haftet ja immer eine etwas pauschale Kulinarik an...
Aber dennoch: Hamelins Repertoire ist eine wirkliche Bereicherung und seine Technik ist fabelhaft - daran lässt sich trotz allem nicht rütteln. Wäre ja auch zu viel erwartet, wenn dieser Mann wirklich ALLES könnte...
Schöne Grüße!
Daniel