Sir Edward Elgar: Pomp & Circumstance - 5 Militärmärsche

In den 60er Jahren hörte ich den Marsch Nr. 1 erstmalig in einem Konzert, als der legendäre Sir John Barbirolli eines mit seinem Hallé Orchestra beschloß. Vielleicht deshalb ist seine Aufnahme aller fünf Märsche mit dem Philharmonia Orchestra eine meiner Lieblingseinspielungen, der IMO die mit Sir Adrian Boult und dem London Philharmonic Orchestra nahe kommt. Wer sich für diese Märsche interessiert, sollte versuchen, sie in der Interpretation des Komponisten zu hören.

Obwohl Elgar für mich - wie auch in seinen Sinfonien - der Komponist des "Nobilmente" ist, nahm er diese Märsche rascher als nachfolgende Dirigenten, ob aus Überzeugung oder weil die damaligen 78-Schellack-Platten nur eine bestimmte Spieldauer zuließen, ist mir nicht bekannt.

Sune

Hallo maik,

die Pomp und Circumstänze Nr.1-5 sind für mich eine unheimlich schöne Ohrwurmmusik.
Ich habe schon Stimmen gehört und gelesen (im heifei-Forum), die diese Stücke für kitschig halten --- das finde ich aber absolut verfehlt.

Eine TOP-Aufnahme die an Schlagkraft und perfektem Orchesterspiel alle mir bekannten Darbietungen übertrifft ist die Solti-Aufnahme:

Pomp and Circumstance Marches Nr. 1-5
+ Enigma-Variations op. 36
London PO, Solti
Aufnahme Decca 1977 ADD

Dies ist auch zugleich mein absoluter Favorit für die Enigma-Variationen.
:)Das gilt auch für die Klangqualität, die so manche Digitalproduktion weit hinter sich läßt.

Sir Edward geruhten hier allerhöchstderoselbst am Pult zu stehen:

Über die technische Qualität kann ich leider nichts sagen.

Die anderen CDs mit ihm als Dirigenten enthalten nicht die Märsche.

Hallo zusammen,

Vor kurzem habe auch ich mir obengenannte CD mit Sinopoli gekauft. Grund waren aber die 1. und 2. Symphonie, die ich unbedingt haben mußte.

Werd dann aber auch mal bei den Märschen reinhören...:D.

Was haltet ihr von Elgar als Symphoniker?

Grüße,
Daniel

Zitat

Original von Maik
Weißt du was sie an diesen Stücken für kitschig hielten???
Wissen die denn, was sie damit aussagen? Zwar wird kitschig häufig für etwas verwendet, dass man für kindisch hält (kommt jedenfalls recht häufig vor), aber sie sagen damit nur aus, dass es geschmacklose Werke sind...und das sind sie wahrlich nicht. Weder kindisch noch geschmacklos.

Kitschig ist m.E. etwas anderes als kindisch. Es ist auch präziser als bloß "geschmacklos". Kitsch versucht mehr zu sein, als es einlösen kann bzw. operiert mit inadäquaten Mitteln. Eine Seifenoper beansprucht Liebe Leidenschaft usw. darzustellen, tut dies aber nur mit abgedroschenen Klischees, auf unechte Weise, dazu mit vorhersagbarer Handlungsentwicklung usw. Da Seifenopern gemeinhin auch "kunsthandwerklich" so schwach sind, ist hier die Kitschfrage nicht besonders interessant. Spannender wird es, wenn es sich um handwerklich gut gemachtes handelt; dann kann man sich gewiß überlegen, ob einige Kunstwerke auch Kitschelemente enthalten.
Zu den Märschen; ich kenne nur den bekanntesten ("Land of Hope and Glory"), kitschig würde ich es nicht nennen, ein bißchen viktorianischer Imperialismus und Bombast schwingt vielleicht mit, aber das war damals ja genuin...Wobei Elgar ein schwieriger Fall ist. Einerseits scheint er perfekt den Viktorianismus zu verkörpern (auch in seiner Musik), andererseits war er lange ien gesellschaftlicher Außenseiter, der es unter den viktorianischen/edwardianischen Zeitgenossen sehr schwer hatte.
Etwas kitschig, obwohl ich die Stücke durchaus mag, finde ich z.B. einiges in seinen "Sea pictures"

viele Grüße

JR

Hallo,

wie bereits von Maik erwähnt, besitze ich die Solti-Einspielung und bin mit ihr ziemlich zufrieden. Ich habe Sinopoli leider nicht mehr ganz im Ohr, ich kann mich aber an verschiedene Klangfarben erinnern, die ein wenig ungewohnt, aber schön anzuhören waren. Müsste ich aber noch mal vergleichend hören.

Eine Einspielung der beiden berühmten Märsche 1 und 4 kann ich noch empfehlen:

Zwar nicht ganz so fetzig und schmissig, aber sehr ausgewogen und klangschön!

Gruß, Peter.

In diesem Thread war es 20 Jahre ruhig. Zeit den Deckel zu heben und zu lüften.

Die a..... Löcher sind ersetzt.

Eine SACD mit sehr transparentem Sound stammt vom anderen Ende der Welt. Vladimir Ashkenazy hat die Fünf Märsche Pomp & Circumstance Op. 39 und eine Vervollständigung eines sechsten mit dem Sydney Symphony Orchestra eingespielt.

Das tönt federnd, straff dirigiert, als Wolle der Dirigent und die Musiker den Staub vom Pomp und Prunk wischen. So lautet übrigens die deutsche Übersetzung des Titels, der schmissigen Märsche. Die Tontechniker haben eine gute Arbeit geleistet und die Blechinstrumente präzise im Raum platziert. Die haben eine Wucht, dass es eine Freude ist, den Lautstärkeregler aufzudrehen.

Die Serenade E-Dur Op. 20 erhält der Käufer ebenfalls in meiner Einschätzung differenzierten Einspielung. Es ist ein Vergnügen, Vladimir Ashkenazys einfühlsame, fein strukturierte Interpretation des Werkes aus dem Jahr 1892 zu hören. Er hat gezeigt, dass ihm dieses Repertoire des endenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts liegt, wie er es bei seiner Gesamtaufnahme der Sibelius-Sinfonien vorgelegt hatte.

Edvard Elgar war Autodidakt und hat sich das Komponieren weitgehend selbständig angeeignet und in der Orchesterarbeit erkundet, wie Klänge effektvoll eingesetzt werden.

Zitat von moderato

Die Serenade E-Dur Op. 20 erhält der Käufer ebenfalls in meiner Einschätzung differenzierten Einspielung. Es ist ein Vergnügen, Vladimir Ashkenazys einfühlsame, fein strukturierte Interpretation des Werkes aus dem Jahr 1892 zu hören.

Erstaunliche Aufnahmequalität des Werkes für das Alter! (Ein schönes Beispiel für erheiternde grammatikalische Doppeldeutigkeiten, wie in diesem Klassiker zu finden):

Spaß beiseite - die Ashkenazy-Aufnahme steht schon länger auf meiner Wunschliste. Vielen Dank, lieber Moderato, für die Erinnerungsscherbe! Sie muss bei nächster Gelegenheit endlich in meine Sammlung!