Die Berliner Philharmoniker und ihre Chefdirigenten

  • Zitat

    Original von teleton
    Hallo calaf,


    ich habe allerdings gute Kritiken von dieser Beethoven-Aufnahme gelesen !?!


    Du solltest aber berücksichtigen, dass sein derzeitiges Jugend-Orchester das Simon Bolivar Youth Orchestra bei dieser Aufnahme natürlich nicht mit den Spitzenorchestern der Welt vergleichbar ist.
    Nur dadurch kann Deine Unzufriedenheit ausgelöst sein ....... :D........ klar, wenn man Karajans Beethoven gewohnt ist. :stumm:


    Nein... nicht die HvK-Büchse öffnen!
    Ja, das Orchester wollen wir mal zugute halten. Aber ich habe musikalische Impulse vermißt. Vielleicht höre ich da nochmal rein. Ich lass mich jederzeit vom Gegenteil überzeugen.
    LG
    calaf

    Without deviation from the norm, progress is not possible.
    (Frank Zappa)


  • Volle Zustimmung, wenn ich Chef der Berliner wäre würde ich alles daran setzen de Billy nach dem Abgang Rattles zu kriegen. Obwohl ich Welser-Möst auch gern am Staberl mit den Berlinern sehen möchte, aber das wird wohl schwer gehen (Cleveland, SO).
    Dudamel sagt mir wenig und Thielemann wäre sicherlich aufgrund der vielen hochgelobten Aufnahmen ein guter "Fang".


    LG joschi


  • Das finde ich eine sehr interessante Beobachtung, die ich zum Anlass genommen habe, mein CD-Archiv zu durchforsten. Folgendes Ergebnis habe ich zu Tage gefördert (gut, dass es Filter gibt): Mit den Berliner Philharmonikern habe ich folgende seit 1995 aufgenommene Aufnahmen:


    Abbado:
    - Gheorghiu, Alagna: Verdi per due
    - Alagna: Verdi Arias
    - Quasthoff, v. Otter: Des Knaben Wunderhorn


    Rattle:
    - Mahler 5
    - Mahler 10


    Boulez:
    - Psalmensinfonie
    - Sinfonie in 3 Sätzen


    Nott:
    - Ligetiv, diverses aus Teldec Ligeti Project II und IV


    Wand:
    - Bruckner 4
    - Bruckner 9


    Eine sehr dürftige Ausbeute für einen Sammler wie mich. Wie Wolfgang besitze ich aus den früheren Jahrzehnten unverhältnismäßig mehr Aufnahmen der Berliner Philharmoniker. Der oben immer wieder angeführte Aspekt, aus Marketinggesichtspunkten sie die Wahl Rattles weiterhin gut, ist für mich also nicht zutreffend. Ebenso ist mein nachlassendes Interesse mit der Klassik-CD-Krise zu erklären, denn ich kaufe weiterhin viele CDs.


    Also doch ein Verlust der Vorrangstellung? Für mich ist diese Frage auf Grund der eben dargelegten Erkenntnis deutlich zu bejahen.


    Die Berliner Philharmoniker produzieren in den letzten 15 Jahren schlicht zu wenig Aufnahmen, die ich für kaufenswert halte.


    Viele Grüße


    Thomas

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    wenn Dudamel wirklich in ein paar Jahren die Nummer eins ist, dann macht sich die Tonträgerindustrie zu ihrem eigenen Totengräber.


    Den Satz habe ich jetzt fünfmal gedreht und gewendet. Ich verstehe ihn leider immer noch nicht. Kannst du mir auf die Sprünge helfen, Edwin? Was steckt hinter dieser Aussage?


    LG
    B.

  • Aha. Ich fasse zusammen. Weil die CD-Sammlung eines teletons
    und eines Thomas bervorzugt Karajan-Aufnahmen enthält (bevorzugt im Vergleich zu anderen, späteren Kombinationen XY mit Berlinern), lässt sich der der Schwund der Ausnahmestellung der Berliner erklären. Die Mechanismen der Welt aus dem eigenen Wohnzimmer erklärt. Herrlich!!


    Mal ganz ehrlich: velleicht liegts auch an der Quantität der Karajan-Aufnahmen und der anscheinend damals wie heute noch äußerst wirksamen Vermarktungsstrategie??
    Ist denn neimanden mal in den Sinn gekommen, die so betitelte Ausnahmestellung unter Karajan (die ja meist - auch von Alfred - mit Charisma begründet wird, also personenfixiert ist) auch auf außerordentliche, zetiliche Umstände zurückzuführen??


    Karajan wurde 1956 Chefdirigent, 1963 wurde der visionäre Scharoun-Bau der Philharmonie eröffnet. Mitten in einer Zeit des Auf- und Umbruchs. Karajan war weitere 26(!) Jahre der Chefdrigent. Somit ist die Ausnahmestellung auch eine Ausnahmestellung der Philharmonie an sich, die eng verbunden mit ihrem Chefdirigenten auf dem Aufbruchgefühl von damals basierend genial vermarktet wurde. Das gesamte Paket wurde symbolträchtig.
    In einer Zeit, in der die Philharmonie selbst in dieJahre gekommen ist, fällt es keinem Dirigenten leicht, ein ähnliche Symbolwirkung zu erreichen. Der Umbau der Philharmonie war wie ein Neuanfang. Eine Initialzündung für viele. Das ist schön und auch gut so, die aber längst nicht nur auf musikalischen Inhalten basiert.


    Ich denke wer das nicht mit einbezieht, sitzt einem Irrtum auf.




    :hello:
    Wulf

  • Da füge ich doch gerne kurz mal an, dass die Mehrzahl meiner Aufnahmen mit den Berliner Philharmonikern vor 1995 keineswegs unter Karajan entstanden, so dass die Anmerkung eines Wulf von falschen, mir untergeschobenen Prämissen ausgeht.


    :hello: Thomas

  • Das habe ich mir schon gedacht Thomas, deswegen der Zusatz in Klammern, den ich anscheinend missverständlich formuliert habe. Ich habe nur das wiederholen wollen, was Du gesagt hast: die Präferierung von Aufnahmen vor der Abbado-Ära.
    Oder habe ich Dich da missverstanden??


    :hello:

  • Das ist wiedermal ein typischer Wulf-Antwort-Beitrag, den man wegem seiner Überheblichkeit absolut vergessen kann.
    :wacky: Ich erspare mir weiteres, da es sich nicht lohnt aufzuregen.
    8) Abgehakt !


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    Weder Thomas noch ich haben geschrieben, das die CD-Aufnahmen der Berliner PH nach 1995 alle mit Karajan sind.
    Es ist auch vieles mit Kubelik, Fricsay und Maazel dabei.


    :yes: Ich finde es aber eine interessante Betrachtungsweise, dass die CD-Käufe der Berliner PH-Aufnahmen nach 1995, nicht nur bei mir, stark reduziert oder ganz aufgehört haben.


    Die Ausnahmestellung der Berliner PH ist damit aus meiner Sicht tatsächlich unterbrochen.
    Es fehlt in Berlin ein Chefdirigent mit dem Charissma von damals.


    Sehr gerne sehe ich Konzerte mit den Berliner Philharmonikern mit Gastdirigenten.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Wieviele neuere CDs habt ihr denn von den großen Labels (also EMI oder DG) und wieviele von kleineren? Naxos etc. produzieren halt nicht mit den Berliner Philharmonikern. Wieviele Aufnahmen von Orchestermusik sind mit den anderen Top-Orchestern der letzten 50 Jahre und wieviele mit einst eher unbekannten Ensembles?

  • Zitat

    Original von teleton
    Das ist wiedermal ein typischer Wulf-Antwort-Beitrag, den man wegem seiner Überheblichkeit absolut vergessen kann.
    :wacky: Ich erspare mir weiteres, da es sich nicht lohnt aufzuregen.
    8) Abgehakt !


    Ich finde es schon etwas vermessen, mir Überheblichkeit zu unterstellen, aber seis drum.


    Also, halten wir fest: Du hast weder Abbado noch Rattle-Aufnahmen in Cheffunktion mit den Berlinern, woraus Du schließt, daß die Ausnahmestellung der Philharmoniker seit dem Abdanken Karajans dahin sei.
    Und die Philharmoniker-Aufnahmen nach 1995 sind bei Dir weniger präsent als die Aufnahmen, die vor 1995 entstanden.


    Und woran liegt das?


    Zitat


    Die Ausnahmestellung der Berliner PH ist damit aus meiner Sicht tatsächlich unterbrochen.
    Es fehlt in Berlin ein Chefdirigent mit dem Charissma von damals.


    :hahahaha: Darf ich auch noch mal aufs Knie feuern??
    Interessant, was der Karajan alles so vermochte. Da hat er nicht nur Musik auf CD bannen lassen, sondern sein Charisma gleich mit. Edwin hatte also recht: ne Karajan-CD legt man nicht einfach auf, man zelebrierts, man stellt sich den Mann mit der modischen Frisur vor, musikalisches Ergebnis: zweitrangig. Hauptsache, der Mann mit dem großen Charisma hat es gemacht.
    Schön, wie sich Geschichte, zum Glück in einem harmloseren Rahmen, immer wiederholt.



    Zitat


    Sehr gerne sehe ich Konzerte mit den Berliner Philharmonikern mit Gastdirigenten.


    Na, das ist doch was tolles.



    :hello:

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  • Zitat

    Nein... nicht die HvK-Büchse öffnen!


    Zu spät, sie ist schon offen :baeh01:


    Aber im Ernst - Warum sollte man Karajan totoschweigen, in einem Thread wo es schon im Titel um die Berliner Philharmoniker und Ihre Chefdirigenten geht?


    Das ist genauso, als ob man Caruso totschwiege, wenn es um der Welt bedeutendste Tenöre ginge, oder Mozart, wenn man über "Wiener Klassik" spricht.


    Karajan und Furtwängler waren nun mal die prägendsten Dirigenten der Berliner Philharmoniker, ihre Namen sind mit dem Orchester untrennbar verbunden. Wobei Karajan natürlich von der besseren Aufnahmetechnik (die er Gerüchten zufolge selbst teilweise überwacht haben soll (??) ) parizipiert hat - ich meine in Sachen Nachruhm.


    Ich war zu Lebzeiten Karajans - ich meine hier die Zeit seines Zeniths - nie ein besonderer Fan von ihm - er schien mir allzu präsent. (Die Deutsche Grammophon war damals ein Meister der PR. Sie vermochte den Eindruck zu vermitteln, daß ausschliesslich ihre Künstler die grössten wären - und das war ja auch sehr oft der Fall)
    Zudem waren mir in meiner Jugend seine Platte oftmals zu teuer, und ich wich auf minderwertigeres aus (Zweitveröffentlichungen der DGG)


    Was aber hier über Karajan oft gelästert wird - das geht (wie man in Wien sagt) auf keine Kuhhaut mehr - das ist unangemessen und unangebracht. Karajan-Befürworter wurden hier aus dem Forum "gemobbt" - Ich weiss das wird jetzt wieder Proteste auslösen - auf jeden Fall wurde es von zahlreichen karajanfreundlichen Mitlesern so gesehen, wie meine Korrespondenz belegt.....


    Ich werde in Zukunft - Kritik wo sie entsprechend konstruktiv ist zwar zulassen, aber untergriffiges ohne Vorwarnung löschen lassen.


    Wenn ich in ein Wiener Schallplattengeschäft gehe, und man mir vorwirft ich würde Karajanfeinden die Mauer machen bzw mein Forum als Bastion gegen Karajan gestalten, dann möchte ich hier in aller Klarheit sagen, daß ich in Hinkunft nicht zulassen werde, daß diese Tendenz verstärkt wird.
    Die Moderation wollte diesen Thread bereits schliessen - aber ich habe es wieder rückgängig gemacht.
    Es wäre ein Triumph der Karajan Hasser, wenn jeder Thread, wo dieser Name auftaucht geschlossen würde - aber das wird es nicht spielen meine Herren !!!


    Irgendwie habe ich den (zugegebenermaßen subjektiven) Eindruck hier würde in erster Klassenkampf mit sehr eigenwilligen Mitteln betrieben.


    Und letztlich setzt sich das bis in die Gegenwart fort:


    Rattle würde (wahrscheinlich) das Orchester gerne "modernisieren" aber das kann er nicht, weil er sonst von den noch immer mächtigen "Konservativen" zerstört würde.
    So iast er gezwungen einen Kurs zu fahren, der weder Fisch noch Fleisch ist - zudem immer noch das übermächtige Bild Karajans im Rücken, die Erneuerer als "Anfeuerer" vor ihm, daneben der nicht völlig intakte Tonrägerkonzern dem er angehört, welcher Verkaufserfolge en Masse benötigt um zu überleben und die er auch einfordert......


    mfg aus Wien


    Alfred
    So

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !