Hm, ich sehe schon- ich hätte den Thread-Titel anders formulieren sollen:
Muss man in Wien geboren sein- um authentisch Schubert spielen zu können?
Wirklich spannend!
Herzliche Grüße,:beatnik:
Christian
Hm, ich sehe schon- ich hätte den Thread-Titel anders formulieren sollen:
Muss man in Wien geboren sein- um authentisch Schubert spielen zu können?
Wirklich spannend!
Herzliche Grüße,:beatnik:
Christian
Liebe Wiener!
Ich bin irgendwie zu spät in diesen Thread eingestiegen - jetzt noch meinen Senf, bzw., ums mal passenderweise etwas pseudo-wianerisch auszudrücken: meinen SCHMARREN dazu zu geben, lohnt ja kaum noch.
In die Diskussion, wie und von wem Schubert authentisch gespielt werden sollte, steig' ich lieber nicht ein. Ich verlasse mich da eh' lieber auf meine Ohren und meinen guten Geschmack, als auf Meinungen.
Mir deucht, als empfände die hier durchaus stark vertretene "Wiener Fraktion" das "Schwammerl" als ihr ureigenstes Kulturgut, ja, fast als ihren Besitz. Zumindest scheinen "Ausländer" ja irgendwie nicht so recht beurteilen zu könen, wie Schubert gespielt werden sollte.
Der gute Schubsi friert nun seit bald 180 Jahren im Grab - da kann ihn niemand mehr fragen, wie er seine Musik gespielt haben möchte. Ich höre sie gerne von Walter Klien, ich höre sie gerne von Swjatoslaw Richter ich höre sie mit Alfred Brendel und ich küsse Mitsuko für ihre schlanken und geschmeidigen Interpretationen - wo die Herrschaften geboren oder sozialisiert wurden, ist mir dabei ziemlich wurscht, so lange nur das Ergebnis beglückt.
Ich erwarte ja auch nicht, dass nur streng gläubige Protestanten Bach spielen sollten oder man als Nichtfranzose lieber die Finger von Fauré lässt...
Servus und beste Grüße!
Daniel
Hallo Daniel,
könnte es sein, dass du beim Überfliegen einiges vielleicht doch nicht mitbekommen hast?
ZitatMir deucht, als empfände die hier durchaus stark vertretene "Wiener Fraktion" das "Schwammerl" als ihr ureigenstes Kulturgut...
Als wessen Kulturgut sollten wir ihn denn sonst betrachten?
ZitatZumindest scheinen "Ausländer" ja irgendwie nicht so recht beurteilen zu könen, wie Schubert gespielt werden sollte.
Das kommt öfter vor, als du vielleicht glauben magst!
Ansonsten rennst du nur offene Türen ein...
Tatsächlich sind wir - inklusive mir (unverzeihlich für ein Mitglied der Moderation) etwas vom Thema abgewichen - wir sollten wieder Frau UCHIDA in den Mittelpunkt stellen.
Daß ich Schubert als ureigenstes Wiener Kulturgut betrachte, dazu stehe ich. Ich schließe ich aber der Ansicht von Theophilus an, daß wir Wiener (im Stillen überlegen lächelnd ) drüber hinwegsehen, wenn Schubert nicht "wiengerecht" interpretiert wird. -allerdings sind wir absolut intolerant, wenn man uns "von aussen" erklären will, wie Schubert eigentlich zu interpretiern sei.
Das ist ein unlösbarerer Konflikt, mit dem mußte ich jahrelang leben, denn fast alle Klassikzeitschriften, die es gab, kamen aus Deutschland - und jedesmal stellten sich mir Haare auf, wenn ich Kritiken , Wiener Klassik betreffend las. Dieses Forum hier, obgleich formell unter österreichischer Flagge (ich MUSS eine at. Toplevel-Domain nehmen, kein seriöser Hoster vermittelt mir als Österreicher eine.de. Der Grund ,die österreichische ist 3 mal so teuer- und freiwillig würde die IMO niemand registrieren) ist ein DEUTSCH-SPRACHIGES , soll heißen
für ALLE Länder deutscher Zunge - die dadurch entstehenden Auffassungsunterschiede sind ja gerade das- was dieses Forum interessant macht. Jeder vertritt seinen Standpunkt - mit Anstand.
Es ist IMO interessant die verschieden Standpunkte so offen diskutiert zu sehen - das funktioniert meiner Meinung nach nur, weil wir uns alle schon relativ gut kennen und uns mehrheitlich freundlich gewogen sind.
Aber nun wieder zurück zu Frau Uchida - und Ihren Einspielingen
(Threads über Nationale Färbungen von Interpretationen gibt es ohnedies im Forum)
In freundlicher Opposition
Euer Alfred
Lieber Alfred, Lieber Theophilus,
bevor ich wieder zu unserer (ich glaube sogar mit Wiener Akzent sprechenenden) Freundin Mitsuko zurückkommen möchte, noch schnell ad hoc ein paar Namen von hochbedeutenden oder sich achtbar schlagenden Schubert-Interpreten, die weden in Wien geboren wurden, noch in dieser -zweifelsohne wundervollen- Stadt ihre musikalischen Weihen empfangen haben:
- Wilhelm Kempff
- Eduard Erdmann
- Clifford Curzon
- Christian Zacharias
- Michael Endres
- Maria-Joao Pires
- Svajatoslav Richter
- Radu Lupu
- Maurizio Pollini
- Elisabeth Leonskaja (na gut, die ist ja 1978 zu euch übergelaufen... ;))
Das sind nur ein paar Namen - andere, bei den Schubert freilich eine weniger zentrale Rolle gespielt haben mag, ließen sich problemlos hinzufügen.
Ich werde Mitsukos Debussy-Etüden übrigens in meine "Unverzichtbaren Klassikaufnahmen" stellen. Mitsuko hat streng genommen die relative Häufung von Neuaufnahmen in den letzten 15 Jahren eingeläutet. Obwohl ihr inzwischen Pollini, Aimard und Thibaudet gefolgt sind, sind Uchidas pianistische Ausgeglicheheit und ihr Klangsinn nach wie vor unübertroffen.
Ich will auch nochmals auf ihren famosen Schumann-"Carnaval" hinweisen, den ich für eine der besten (weil lebendigsten und vielgestaltigesten) Aufnahmen dieses wahrlich nicht selten eingespielten Stücks halte.
Grundsätzlich zeichnet das Spiel von Uchida ein nahezu körperlicher Zugriff aus - man kann regelrecht sehen, wie sie mit jeder Zelle mitatmet, mitphrasiert, mitempfindet - es liegt einfach ein unbestechlicher Drive in ihrem Musizieren. Bei aller Schlank- und Flinkheit nähert sich Uchida jedoch nie dem asiatischem Stromlinieförmigkeitsklischee.
Auf extrem hohem Niveau bewegen sich übrigens auch die Beethoven-Konzerte. Mich hat vor allem erstaunt, wie reibungslos, geradezu bezwingend Uchidas Zusammenwirken mit dem scheinbar ganz anders gearteten Kurt Sanderling funktioniert - auch hier wurde eine glückliche Mischung aus Profundität und schmetterlingshafter Leichtigkeit realisiert.
PS: Ich glaube die Mozart-Konzerte Mit Jeffrey Tate sind derzeit bei jpc relativ billig zu haben.
Schöne Grüße
Daniel
Am 13. Februar besteht die Möglichkeit sich aus erster Hand ein Bild über Madame Uchidas Mozartverständnis zu bilden, denn an diesem Tag gibt sie im Rahmen der Kammermusikreihe der BASF im Feierabendhaus zu Ludwigshafen am Rhein einen Klavierabend. Auf dem Programm stehen - wen wundert das im Jahr 2006? - ausschließlich Kompositionen von Mozart:
Sonata Fantasia F-Dur KV 533/494
Fantasie c-Moll KV 475
Sonata a-Moll KV 310
Sonata D-Dur KV 576
Die Gelegenheit werde ich mir nicht entgehen lassen. Vielleicht hat ja noch jemand Lust?
Herzliche Grüße,
Christian
Technisch eine der versiertesten Klavierspielerinnen (imo).
12 Etüden von Debussy sind wirklich verdammt schwer zu spielen.
Und sie spielt sie "ganz locker".
Wenn sie Mozart spielt, ist das zwar nicht schlecht, aber ich krieg dann immer das Gefühl sie wolle jemanden enteilen.
In einer TV-Sendung spielte sie den Türkischen Marsch so überaus schnell, wie ich das Stück noch nie gehört habe. Aber schön war das echt nicht.
Tempo ist wohl ihr Motto.
Wenn ich also Mozart hören möchte, greife ich lieber zu einem anderen Interpreten.
Wie billig sind die CDs?
Ich habe keine "billigen" finden können.
Liebe Freunde,
Mitusko Uchida hat ihr Programm für den Klavierabend am 13. Februar im Feierabendhaus der BASF geändert, an Stelle des reinen Mozart-Programms wird sie folgende Sonaten Beethovens spielen:
Nr. 30 E-Dur, op. 109
Nr. 31 As-Dur, op. 110
Nr. 32 c-moll, op. 111
Es wäre interessant zu wissen, was die Künstlerin zu dieser Programmänderung bewogen hat. Vielleicht geht ihr schlicht das Mozartjahr auf die Nerven, oder sie möchte einfach nicht nur als Mozart-Spezialistin herumgereicht werden. Persönlich finde ich das Beethoven-Programm ohnehin spannender. Wie sie wohl mit der Trias der letzten Klaviersonaten zu Werke gehen wird?
Herzliche Grüße,
Christian
Man darf in der Tat gespannt sein, hieß es doch noch am 17.10.2003 im Hamburger Abendblatt unter der Überschrift
Ein entschiedenes Unentschieden,
freundlich formuliert, etwas distanziert:
ZitatEinen Klavier-Abend mit den drei letzten Beethoven-Sonaten zu bestreiten, ist ein Wagnis, das fast schon anachronistisch wirkt im Vielerlei sonstiger Programmkombinationen. Doch den ausgeprägten Hang zum Zyklischen, ob nun bei Mozart oder Schubert, lebt Mitsuko Uchida ja nicht erst seit gestern auf den Konzert-Podien dieser Welt aus. Ihr Auftritt in der Hamburger Musikhalle hinterließ, bei allem Respekt vor der Leistung, aber auch das Gefühl, leider nur Teil und Abschluss eines epischen work in progress erlebt zu haben, ein Zyklus-Finale ohne das Vorspiel und die entwickelnde Durchführung.
Uchidas Perspektiven erschlossen sich allerdings nicht von Anfang an, da die E-Dur-Sonate op. 109 über allzu unverbindliche Sympathiebekundung nicht so recht hinauskam, die Tiefenschärfe bei der Artikulation und Ausformung der Variationen ließ an Deutlichkeit zu wünschen übrig. Und auch beim Opus 110 wurde von Uchida noch eher höflich an den Gitterstäben der Konvention gerüttelt. Der über weite Strecken lyrische, fast empfindsame Grundton kommt dem Naturell der Pianistin offenbar sehr entgegen, unter Uchidas Händen klingt selbst später Beethoven eher rückwärtsgewandt als visionär.
Das änderte sich letztlich erst mit Opus 111, jenem großen zweigeteilten Fragezeichen, für das nur wenige Interpreten (be)zwingende Antworten parat haben. Erst jetzt schien Uchida die Herausforderung ebenso spontan wie entschieden annehmen zu wollen; die Konturen wurden klarer, Biss und Brillanz belebten die Phrasierung. Die glatte Schönheit bekam Risse, die Politur rauhe Stellen, und erst dadurch wurde sie interessant. Eine Kraftprobe bahnte sich an und wurde bis zum letzten Takt ausgefochten. Das Ergebnis: ein entschiedenes - und mehr als respektables - Unentschieden.
Hallo Tom,
Na da bin ich ja wirklich mal gespannt! Immerhin sind nun drei Jahre ins Land gegangen und Uchida dürfte das Programm inzwischen öfters gespielt haben. Schaun mer mal
Herzliche Grüße,
Christian
Salut,
eigentlich mag ich sie. Ich habe ihr Spiel von ungefähr 20 Jahren kennen gelernt, sie spielte damals u.a. das Rondo a-moll KV 511 von Mozart. Diese CD habe ich auch wärmstens weiter empfohlen, ich konnte es mir nicht besser gespielt vorstellen.
Nun habe ich im vergangenen Jahr aus der 1991er Reihe der Complete Mozart Edition den Schuber "Klaviervariationen und Rondos" erstanden, leider ohne Booklet und Schuber. Meine Anfrage hier im Tamino ergab, dass Mitsuko Uchida diese Werke eingespielt hat. KV 511 gefällt mir hier rein gar nicht, das hat mich doch sehr getroffen. Naja, vielleicht stimmt es ja auch nicht. Wer weiß es mit Sicherheit? Möglich, dass auch die Ansprüche an mein Lieblingsstück gewachsen sind...
Jedenfalls war sie vor einiger Zeit mit ein paar Sonaten Joseph Haydns im Fernsehen, wohl eine ältere Aufzeichnung mit Erläuterungen von ihr selbst. Die Sonaten [ich habe sie alle in Druckform] fand ich einst wirklich etwas verstaubt und langweilig. Nachdem Mitsuko Uchida sie mir vorspielte, war ich gefesselt und habe daraufhin auch den entsprechenden Thread über Haydns Klaviersonaten gestartet.
Cordialement
Ulli
Sagitt meint:
Heute in der ZEIT: Redakteure schreiben über Lieblings-Mozartaufnahmen. Uchida erscheint mit den Mozartsonaten als Referenzaufnahme.Ich habe diese Aufnahme seit langer Zeit und höre sie eigentlich nie. Warum ? Dieses Mozart-Spiel liess mich relativ kalt, ich lehnte es nicht ab, wie das Mozartkugelspielen, aber es begeisterte mich auch nicht.
Und: Seitdem ich die Pires besitze, warum sollte ich Uchida hören ?
Wie schon zuvor erwähnt, habe ich die Geasamtaufnahme der Uchida auch und mag sie sehr.
Sagitt,
Du hast die Vergleichsmöglichkeit, deshalb frage ich mal umgekehrt:
Da ich die Uchida besitze, warum sollte ich da Pires hören?
Angesichts des günstigen Preises würde ich nämlich evtl. nochmals zuschlagen, wenn Du mich überzeugst. Inwiefern ist Pires besser?
Hallo AC
was für eine Verantwortung ! Zugleich die Chance der Vergewisserung.
Ich schätze die Aufnahme der Uchida als sehr sportlich ein, im Prinzip schnelle Tempi, ein relativ neutraler Anschlag. Die Pires hat viel mehr Farben. Sie dringt auf diese Weise in die Musik ein, deren Geheimnis sich nur dadurch erschliesst ( oder auch nicht einmal so). Durch äußeres Abspielen der Noten wird Mozart fast ein wenig banal. So verstehe ich den Satz: Mozart, für Pianisten zu schwer. Es sind so wenig Noten da. Was mache ich damit ? Ich finde, Uchida ( damals, sehr wichtig, die Aufnahme ist ja alles andere als aktuell) hat nicht so viel vom Mysterium Mozart mitbekommen.Von der Pires höre ich einen Zugang ( einen, nicht " den").
So gilt es für mich. Das kann für andere ganz anders sein. Vielleicht kannst Du mal reinhören und Dir für Dich eine Meinung bilden ?
P.S. Ich will die Uchida gar nicht abwerten. Sie hat einen wunderbar lebendigen Zyklus mit Mozart-Konzerten,( bei denen sie selbst dirigierte mit Kabuki-Gesten) gemacht. Aber : man vergleiche ihre KV 475 mit anderen Pianisten, eben auch der Pires. Ich find´s fad ( kein norddeutscher Ausdruck),könnte auch schreiben harmlos und stoppe mich jetzt, weil ich mich sicher nicht über Frau Uchida erheben will.
ich habe eine brendelplatte mit der A-Dur-Sonate von Brendel die trotz seiner Wiederholungstaktik Frl. Uchida doch recht undifferenziert aussehen lässt. Wenn ich dann noch Pires in einigen Glanzsonaten hinzuziehe weiss ich wirklich nicht mehr warum Ich Uchidas Mozart CD, die ich habe noch hören sollte...
andere Frage: Kennt jemand Dino Lipattis Mozart-Sonaten-Einspielungen, ganz konkret den ersten Satz der a-moll Sonate?
Gerade erschienen: Die letzten drei Klaviersonaten von Beethoven
Am Montag höre ich Mitsuko Uchida mit diesem Programm live- ich bin schon sehr gespannt
Herzliche Grüße,
Christian
Ist sie dermaßen verzweifelt angesichts des Ergebnisses?
ZitatOriginal von Theophilus
Ist sie dermaßen verzweifelt angesichts des Ergebnisses?
Ob Madame berechtigterweise Grund zum Raufen Ihrer schwarzen Haarpracht hat werde ich am Montag berichten können.
Herzliche Grüße,
Christian
ZitatOb Madame berechtigterweise Grund zum Raufen Ihrer schwarzen Haarpracht hat werde ich am Montag berichten können.
Neid!!!
Zitatandere Frage: Kennt jemand Dino Lipattis Mozart-Sonaten-Einspielungen, ganz konkret den ersten Satz der a-moll Sonate?
Meines Wissens hat Lipatti nur die a-moll Sonate aufgenommen, welche ich natürlich besitze (Ist auch auf der 10 Euro CD "Greatest Artists of the Century" mit drauf). Mir gefällt die Einspielung sehr, so wie mir eigentlich alles von Lipatti
gefällt.
Der erste Satz ist im Vergleich zu anderen Aufnahmen sehr schnell, was ich allerdings nicht als Manko bewerte. Es wurde schon im Forum die These in den Raum geworfen, dass er es wohl angesichts seines Gesundheitszuständes eilig hatte. Er wirkt eher sehr spritzig schwungvoll und gibt der Sonate einen neuen Glanz.
Der Rest der Sonate ist genauso schön wie der erste Satz. Alle Stimmen sind sehr sensibel herausgearbeitet, passen aber aber auch zueinander.
Die Aufnahmequalität beeinträchtigt das Hörerlebnis ein wenig, was man aber angesichts der großartigen Interpretation verschmerzen kann.
ZitatOriginal von SMOB
Der erste Satz ist im Vergleich zu anderen Aufnahmen sehr schnell, was ich allerdings nicht als Manko bewerte.
Genau deswegen erwähnte man die Sonate nachdem ich den ersten Satz angespielt hatte... ich meinte das richtige Tempo doch getroffen zu haben :] - dann musste mein Onkel mir den Satz noch unbedingt wie Lipatti vorspielen - seit dem suche ich nach der Aufnahme :angry: (man merke, die Plattenläden mit klassischer Musik in meiner Gegend sind nicht all zu groß). Entsprechend konnte er mir auch den Schlusssatz der Mondscheinsonate mit Rubinstein nicht vorenthalten :motz:, als ich mich langsam an andere Interpretationen rangetastet hatte.
vielen vielen Dank für die Info
Max
So jetzt geht´s nach Ludwigshafen ins Konzert um Frau Uchida zu lauschen
Morgen dann mehr!
Herzliche Grüße,
Christian
ZitatOriginal von Caesar73
Ob Madame berechtigterweise Grund zum Raufen Ihrer schwarzen Haarpracht hat werde ich am Montag berichten können. :D:D
Liebe Taminos,
zum Haareraufen hatte Mitsuko Uchida überhaupt keinen Grund- im Gegenteil:
Für mich war es einer der faszinierendsten Konzertabende seit langer Zeit. Vom ersten Augenblick an herrschte im Saal eine Spannung die nach den ersten Takten noch von op. 109 noch zunahm. Schon vor der Pause gab es Bravorufe und euphorischen Applaus. Nach dem letzten Ton von op. 111 gab es regelrechte Beifallstürme, eigentlich fehlte nur die La ola Welle. In der Form habe ich soetwas im Feierabendhaus der BASF noch nicht erlebt. Normalerweise ist das Publikum dort eher höflich-reserviert.
Das Mitusko Uchida keine Zugabe gespielt hat, kann man ihr kaum übelnehmen- nach diesem Programm. Von höflicher asiatischer Zurückhaltung war bei der Pianistin nichts zu spüren, solange sie am Flügel saß: Die Kontraste von op. 111 spielte sie ganz aus, nie mit kontrollierter Offensive, sondern mit voller Risikobereitschaft. Wuchtige Akkorde neben wunderbar ausgesungenen lyrischen Passagen in der Arietta. Nie unterkühlt und mit einer unglaublichen Farbenpalette.
Für mich eine der überzeugendsten Interpretationen der Sonate. Ihre Einspielung werde ich mir in jedem Fall kaufen:
Herzliche Grüße,
Christian
In einem anderen Thread im Klavierforum war zu lesen:
Zitat2. Mitsuko Uchida
Von ihr kenne ich einiges von Mozart, Beethoven und Schubert.
Ich fand es sehr anrührend, hochmusikalisch- feinnervig, lebendig und empfindsam.
In Zukunft hoffe ich von Uchida mehr hören und, wenn möglich, auch sehen zu können.
Lieber Glockenton,
dann solltest Du Dich beeilen, denn auf der Homepage der Pianistin ist folgendes zu lesen:
ZitatIn the concert hall she has returned to Mozart, and is at work on a concerto series with the Cleveland Orchestra, which extends until May 2007. When that ends, she says she will take a year's sabbatical.
Ich habe Mitsuko Uchida im Februar mit der Trias der letzten Klaviersonaten von Beethoven gehört- ein wunderbarer Abend. Mehr dazu oben.
Herzliche Grüße,
Christian
@ Caesar73
Vielen Dank für den Hinweis auf Homepage, werde hinterher einmal nachsehen.
Auf Uchida bin ich erst vor kurzem durch eine DVD gekommen, die ich für 1,00 EUR im Saturnmarkt erstanden habe.
(Früher habe ich sie nur durch den Phillips-Klassikkatalog wahrgenommen.
Sie hat es bei Phillips ja nicht leicht gehabt, weil einem beim Anschauen des Kataloges immer auffiel, dass man die Schubertsonaten auch in einer neuen Einspielung von Brendel bekommen konnte.
Ich habe dann immer zu Brendel gegriffen.)
Auf der o.g. DVD spielt sie zusammen mit Metha in Israel ein Klavierkonzert von Beethoven ( Live-Mitschnitt)
Während ich die Begleitung durch Metha als uninspirierte und träge Zumutung empfand, war ich von Uchidas ersten Tönen an hell begeistert. Besonders gut fand ich, dass sie für jeden Ton eine sehr deutliche und überzeugende Ausdrucksvorstellung zu haben schien, also nicht irgendetwas als unwichtiges Passagenwerk betrachtete.
Eines meiner grossen Musikerlebnisse dieses Jahres war aber ihre solo gespielte Zugabe:
Es war ein Stück von Mozart ( weiss jetzt nicht mehr, welches)
Auf jeden Fall war es so überirdisch schön und tiefempfunden, dass ich nicht mehr an Klavier, Uchida oder Interpretation denken konnte.
Angesichts des überragenden Genies Mozarts, war ich nur noch fassungslos, und ja, diese Musik hat mich zu Tränen gerührt.
Ich schäme mich auch überhaupt nicht, dies hier freimütig zu bekennen.
Dafür ist die grosse Musik doch auch da: Uns weicher und damit auch besser zu machen.
Uchida hat sich nicht selbst in den Vordergrund gestellt, sondern der Musik Mozarts wahrhaftig gedient.
Eine echte, grosse Künstlerin:
Deswegen: Ich hätte gerne mehr davon !
Gruss
Glockenton
Ich habe mir gerade die Gesamteinspielung der Beethovenkonzerte mit Sanderling und dem Concertgebouw plus den Diabelli-Variationen bestellt und freue mich schon tierisch drauf - nach den letzten Beiträgen in diesem Thread erst recht...
ZitatOriginal von Theophilus
Vielleicht, weil es grundsätzlich problematisch ist, seine Wurzeln und damit seine Identität zu kappen? Gerade bei einem Musiker ist es doch eher schade, wenn er seine persönliche und nationale Eigenheiten aufgibt. Was könnte er denn zum Ausgleich erreichen? Mehr Objektivität? Ein schwacher Ersatz für Individualität, wie ich meine...
Wenn Deine Wurzeln Deine gesamte Identität und Individualität ausmachen, bist Du zwar arm, aber berechtigt, diesen Beitrag zu verfassen.
ZitatAlles anzeigenOriginal von Klassikliebhaber
Technisch eine der versiertesten Klavierspielerinnen (imo).
12 Etüden von Debussy sind wirklich verdammt schwer zu spielen.
Und sie spielt sie "ganz locker".
Wenn sie Mozart spielt, ist das zwar nicht schlecht, aber ich krieg dann immer das Gefühl sie wolle jemanden enteilen.
In einer TV-Sendung spielte sie den Türkischen Marsch so überaus schnell, wie ich das Stück noch nie gehört habe. Aber schön war das echt nicht.
Tempo ist wohl ihr Motto.
Wenn ich also Mozart hören möchte, greife ich lieber zu einem anderen Interpreten.
Je weiter ich in diesem Thread komme, desto verdutzter bin ich.
Kürzlich hörte ich Uchida live auf einem Walter von 1790 Mozart spielen und war von ihrer Gestaltung des Werks begeistert: mein lächerliches Vorurteil wäre gewesen: wahrscheinlich etwas mechanisch - dem war keinesfalls so.
Meine CD-Einspielung mit Badura-Skoda (wohnhaft in Wien, oder?) hat weniger Agogik, ist also gewissermaßen "mechanischer", eventuell "gefühlloser", und noch dazu etwas schneller (also "technischer").
Bei Mozart ist man mit Uchida (wenn sie mal auf einem passenden Klavier dafür spielt, und sie ist offenbar total begeistert, wenn sie das einmal darf) bestens bedient!
Mitsuko Uchida mit Beethoven:
So, jetzt hat Frau Uchida nach den letzten drei Sonaten auch op. 101 und op. 106 folgen lassen. Zum intensiven Hören bin ich noch nicht gekommen, aber die ersten Eindrücke sind positiv. Sie scheint da weitergemacht zu haben, wo sie mit der vorangegangenen Aufnahme aufhörte. Im Beiheft hätte ich mir gerne die eine oder andere Anmerkung der Pianistin gewünscht, aber gut, ich will nicht mosern.
Eine Bemerkung schon mal vorab, was das Tempo des Adagios der Hammerklaviersonate anlangt:
Uchida bleibt hier unter 20 Minuten, nimmt den Satz eine Spur langsamer als Lewis und Pollini und deutlich rascher als Korstick, der ja für den dritten Satz eine gefühlte Ewigkeit braucht, nämlich über 28 (!!!!!) Minuten.
Mehr zu der Aufnahme Uchidas bei Gelegenheit, was allerdings ein wenig dauern kann.
Um auf eine andere Frage zurückzukommen- ob man das kann?
Zitat"I wanted to shake off all that was Japanese or Viennese in my musical expression."
Da habe ich meine Zweifel. Denn diese Teile unserer persönlichen Prägung sitzen so tief, etwas davon bleibt immer. Aber der Gedanke an sich, völlig leer werden von jeglicher Individualität um Gefäss für etwas Höheres, Transzendentes hat schon etwas. Ähnliches Gedankengut findet sich ja auch in der spätmittelalterlichen Mystik, bei Meister Eckhardt beispielsweise.
Herzliche Grüße,
Christian
P.S. Das ist off-topic, aber ich bin gespannt, wenn Ronald Brautigam endlich bei op.106 angekommen ist