CEMBALO
Wirklich nicht leicht zu definieren dieses Thema, das ist wahr. Die Eingrenzung auf alles was vor dem modernen Flügel war (unter Ausschluß der Orgel) wäre für mich hochinteressant. Es sollte aber sowohl Instrumentenkunde, Informationen über Komponisten und Werke, das Thema Aufführungspraxis (damalige vorrangig) und dann - als Schlußfolgerung gewissermaßen - Interpreten und Aufnahmen umfassen. Bin sehr neugierig.
Das Problem fängt schon mit der Instrumentenkunde an. Beispiel: Cembalo.
Bie diesem Instrument wird durch Tastendruck ein "Springer" in die Höhe geschnellt, versehen mit einem "Kiel" (deswegen auch Kielinstrument), der die entsprechende Saite anreisst. Oberhalb des Kiels ist ein Dämpfer angebracht, der beim Loslassen der Taste den angerissenen Ton zum Schweigen bringt. Nur, durch unterschiedliche Anschläge ist die Lautstärke des Tons nicht zu beeinflussen.
Cembali wurden ab dem 17. Jhdt. europaweit gebaut, sehr unterschiedlich. Die hellklingenden Italiener "verführten" zu vituoseren Kompositionen (Beispiel: Scarlatti), die sanft-schönklingenden Flamo/Franzosen zur dortigen Cembalomusik (die Couperins, Rameau), Engländer/Deutsche bauten ähnliche Instrumente, die wesentlich gravitätischer/strenger klangen. In der 2. Hälfte des 17. Jhdts. führten die Flamen ein 2. Manual ein, welches mit dem 1. Manual gekoppelt werden konnte. Somit hatte ein Spieler 2 Tonstärken zur Auswahl. Etwas später wurde ein 3. Register angebracht, der 4 Fuß (1 Oktave höher), nicht in Italien, jedoch bei den Flamo/Franzosen, Engländern und Deutschen. Den "Teutonen" reichte das nicht, es musste noch ein 16 Fuß (1 Oktave tiefer) angebracht werden, der den Klang noch gravitätischer/strenger gestalten konnte.
Die Cembali kamen Anfang des 19. Jhdts. langsam aus dem Verkehr (aber Mendelssohn hat noch unter Zelter ein Continuocembalo bedient). Die 1. "Renaissance" dieses Instruments erfolgte Anfang des 19. Jhdts. unter Einsatz "moderner" Klavierbautechnik", also Metallresonanzböden (also lautstärker, da die Saiten strenger gespannt werden konnten) und weiteren Hilfsmitteln. Das Neupertcembalo "Modell Bach" ist hierfür ein Musterbeispiel. Die anfangende HIP-Bewegung ist gegen diese Instrumente Sturm gelaufen, Motto: hat mit dem Originalklang nichts mehr zu tun. Es folgte darauf die 2. "Renaissance", stark angetrieben durch den Autor Frank Hubbard, der ein berühmtes Cembalobuch verfasst hat. Leider hat er in seiner Schlussbewertung der unterschiedlichen Cembalobauer eine sehr einseitige Ansicht vertreten: nur das flamo/französische Cembalo bietet den "originalen" Cembaloklang, alles weitere ist überflüssig. Das führte jedoch auch zu harschen Reaktionen (Spottspruch: der leidet an "Hubbarditis"), wenn er Bach, Händel, Graupner uvam auf Francoflamen spielt. Letztlich: alles Geschmackssache.