Flötenkonzerte des 21. Jahrhunderts

Nach der Jahrtausendwende sind im 21. Jahrhundert Flötenkonzerte entstanden.

Erfreulich ist, dass die Komponisten sich diesem Genre weiterhin widmen und die Tradition weiterführen.

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Maurizio Kagel (1931-2006) hat ein einsätziges Stück für Flöte und Orchester geschrieben, dem er den Titel "Das Konzert" gab. Es entstand 2001/2002.

In der Produktinformation finde ich diese Beschreibung

"Das Konzert" ist wie bei Kagel nicht anders zu erwarten – eine etwas schräge Antwort auf ein Flötenkonzert; es führt von einer gespenstischen, unwirklichen Atmosphäre hin zu einer hektischen Konfrontation.

Neugierig habe ich die Scheibe geordert.

2020/2021 entstand ein Flötenkonzert, dessen Inspiration für den schwedischen Komponisten Sebastian Fagerlund (*1972) ein spanischer Wind namens Terral ist.

Der Finne Perttu Haapanen (*1972) komponierte 2018 ein Flötenkonzert, das die erweiterten Spielformen der Querflöte nutzt.

Auf die Tradition des Konzertes bezieht sich der kanadische Komponist Christos Hatzis (*1953) in seinem Flötenkonzert "Overskript", wenn er Johann Sebastian Bachs Konzert g-Moll BWV 1056 als Grundlage für eine Transformation benutzt (1993/2012).

Das Flötenkonzert "Departures" ist ein Memorial für die Opfer des durch das Tōhoku-Erdbeben ausgelösten Tsunamis, der sich 2011 in Japan ereignet hatte und greift Melodien des asiatischen Landes auf.

Nach der Startlinie der Jahrtausendwende, die diesen Thread markiert, entstand im Jahr 2002 das Flötenkonzert von Ned Rorem (1923-2022).

Rorem kommentierte die Satztitel in den Partiturprogrammnotizen wie folgt:

Ich glaube nicht, dass Nicht-Gesangsmusik nachweislich etwas Präzises „bedeutet“, wie Liebe, Tod oder Schrecken, geschweige denn Gelb, Dienstag oder See. Aber manchmal ist es hilfreich und macht Spaß, einzelnen Bewegungen (meist im Nachhinein) Namen zuzuordnen.

Daher lauten die sechs Untertitel:

1. „The Stone Tower“, ein Studio in Yaddo, in dem die Musik geschrieben wurde

2. „Leaving–Traveling–Hoping“, bestehend aus zwei kurzen Melodien rund um ein langes Gedicht

3. „Sirens“, eine schlendernde Abfolge von Melodien und Wellen

4. „Hymn“, ein Zwischenspiel für nur fünf Instrumente

5. „False Waltz“, eine ausgelassene Angelegenheit in Form einer Pyramide (leise über laut bis leise)

6. „Résumé and Prayer“ ist genau das: eine Kadenz, die alle vorangegangenen Themen kurz wieder aufgreift und mit einer sehr ruhigen Note endet.

Das Label Naxos ist in der Veröffentlichung zeitgenössischer Musik-Literatur rege.

Das Flötenkonzert Palomar aus dem Jahr 2001 des finnischen Komponisten Kai Nieminen (*1953) bezieht sich auf einen kleinen Ort an der spanischen Südostküste. Es hat die die Überschriften der beiden Sätze

Crepuscule (Sunset)

La Notte (Night, Old People and Birds)

2008 schrieb der uruguayische Komponist und Dirigent José Sebrier (*1938) das Flötenkonzert mit Tango.

Auf der gleichen Scheibe ist von Adina Izarra (*1959) das Konzert für Flöte und Streichorchester, das den Namen eines Vogels trägt: "Pitangus sulphuratus" (2007)

Das Konzert für Flöte und Orchester "On the Back of a Nightingale" Op. 31 des Spaniers Jorge Grundmann (*1961) ist

"ganz bewusst für Hörerinnen und Hörer unserer Zeit geschrieben ..." und "erinnert an Filmmusik ohne Bilder." Es ist in einer "sinnlich-fassbaren, lichtdurchfluteten Musiksprache" komponiert. Alles klar?

Zwei Flötenkonzerte hat Haukur Tomasson (*1960) komponiert. Eines stammt aus dem Jahr 1997 und ist einsätzig, das andere aus 2001 ist fünfsätzig angelegt.

Ge Gan-Ru (*1954), Chinas führender Avantgarde-Komponist und einer der originellsten Komponisten seiner Generation, studierte am Shanghai Conservatory of Music, bevor er an der Columbia University in den USA promovierte. Der Komponist bemerkt, dass er „oft versucht, zeitgenössische westliche Kompositionstechniken mit meiner chinesischen Erfahrung und chinesischen musikalischen Besonderheiten zu kombinieren, um eine einzigartige und höchst individuelle Klangwelt zu schaffen."

So ist das Flötenkonzert (2018) von einem klassischen chinesischen Märchen inspiriert, das um 300 v. Chr. zur Zeit des Baus der chinesischen Mauer spielt und sowohl magische wie dramatische Elemente enthält – es ist eine unglücklich endende Liebesgeschichte.

Christian Lindberg (*1958), schwedischer Posaunist und Komponist, wählte für sein fünfsätziges Flötenkonzert "The World of Montuagretta" (2001-2002) die Besetzung eines Kammerorchesters, die Flöte ist in Passagen mit einem solistisch eingesetzten Glockenspiel musikalisch verbunden. Es ist zeitgenössische Flötenmusik zu Beginn des 21. Jahrhunderts.

Die beiden Flötenkonzerte des seit 1974 in Frankreich lebenden, in Serbien geborenen Ivan Jevtic (*1947) haben eine eigene Tonsprache, welche die klanglichen Möglichkeiten der Querflöte im Zusammenspiel mit den Streichern ideal zur Geltung bringt. Meine persönliche Empfehlung.

Die Flötistin Sharon Bezaly gibt Komponisten und Komponistinnen Aufträge für Werke, die sie weltweit in ihren Konzerten aufführt. Drei der 15 Kompositionen für Flöte und Orchester im Konzertformat entstanden zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Es sind Komponistinnen, die Beiträge zum Genre des Konzertes geschrieben haben.

Die aus Russland stammende, seit 1992 in Deutschland lebende Sofia Gubaidulina (*1931):

...The Deceitful Face of Hope and of Despair für Flöte & grosses Orchester

Die Japanerin Mari Takano (*1960):

Konzert für Flöte & Streichorchester

Die Engländerin Sally Beamish (*1956):

Flötenkonzert "Callisto"

Der Lette Peteris Vasks (*1946) hat ein Konzert für Flöte und Orchester veröffentlicht (2007/2008, revidiert 2011).

Als Weltersteinspielung brachte es das Label Naxos heraus. Beim Werbepartner vergriffen.

Inzwischen gibt es eine weitere Aufnahme das beim Label Wergo erschienen ist.

Der Brite Huw Watkins (*1976) schrieb ein klassisch dreisätziges Flötenkonzert (2013).

Vom Waliser Robert Keeley (1960) stammt ein zweisätziges Flötenkonzert, das sich auf den französischen Neoklassizismus bezieht. Komponiert 2017.

Aus den Jahren 2008/2010 stammt das Flötenkonzert des Finnen Paavo Heininen (*1938). Er gab ihm den Titel "Autrefois" (Früher).

Die Piccolo-Flöte gehört zu den Holzbläsern, Familie Querflöte. Beim Werbepartner ist eine treffend geschriebene Würdigung der kleinsten und höchsten tönenden Vertreterin, die ich nicht vorenthalten möchte.

Spezialeffekt bei Beethoven, sinnlicher Eindruck bei Mahler und Ravel, Stimmungs-Aufheller in fast allen Orchesterwerken von Strauss – die Piccoloflöte hat sich ihren Platz in der Musikgeschichte redlich verdient. Das kleinste Mitglied der Bläserfamilie trat zu Beginn des 19. Jahrhunderts als individuelle Klangfarbe zur sinfonischen Palette hinzu. Ein Jahrhundert später war die Piccoloflöte fester Bestandteil des Orchesters und wurde mit virtuosen Passagen betraut, die nun in den Händen spezialisierter Musiker lagen. Die Metamorphose vom Mauerblümchen zum Schrittmacher ist mit dem neuen Jahrtausend abgeschlossen: Jetzt steht die Piccoloflöte als Solistin im Zentrum.

Auf dieser CD sind vier Konzerte für Piccolo.

Levente Gyöngyösi (*1975): Piccolokonzert (2022)

Erik Desimpelaere (*1990): Piccolokonzert (2016)

Robert Groslot (*1951): Piccolokonzert (2012/2021)

Bart Watte (*1979): Piccolokonzert (2011/2021)

Vom gebürtigen Iraner und in den Vereinigten Staaten lebendem Komponisten Behzad Ranjbaran (*1955) erklingt ein Flötenkonzert seit 2013 in den Konzerten.

Der Este Jüri Reinvere (*1971) hat ein zweisätziges Flötenkonzert veröffentlicht. Das Instrument hatte er erlernt, was ihn vor dem Kampfeinsatz in der Sowjetarmee bewahrte; er wurde in eine Militärpapelle aufgenommen. Er ist mit den Klang- und Spielmöglichkeiten der Querflöte bestens vertraut. Inzwischen ist Estland ein unabhängiger Staat.

Das Konzert für 2 Flöten, Streicher und Percussion entstand im 21. Jahrhundert.

Auf einer ausführlichen Werkliste des portugiesischen Komponisten Sergio Azevedo (*1968), die alle Werke bis 2004 enthält, sind die drei Concertinos für Flöte und Orchester nicht enthalten, weshalb ich annehme, dass sie im 21. Jahrhundert entstanden sind.

Übrigens: Wer schon einmal in der portugiesischen Stadt Coimbra, dem Geburtsort des Komponisten, war, weiss woher die Inspiration für das Cover stammt.

"Obwohl von Haus aus selbst Flötist hat Philip Glass (*1937) bislang nicht besonders viel für »sein« Instrument komponiert."

Eine Aussage aus der Produktinformation zu dieser CD.

Das glass'sche Violinkonzert liegt in einer Fassung für die Querflöte aus dem Jahr 2018 vor, die James Brown erstellt hat.

Der Britte Christopher Gunning (*1944) hat ein Concertino für Flöte & kleines Orchester geschrieben, das die Handschrift des Filmkomponisten trägt.

Die Panflöte gehört auch zur Flötenfamilie. Der Schweizer Fabian Müller (*1964) hat 2017 ein dreisätziges Konzert für Panflöte und Orchester veröffentlicht. Man lasse sich von einer zupackenden Tonsprache überraschen, in der Pan erscheint.

Den einen erfasst das Grausen, weil er sich an Blockflötenstunde der Kindheit erinnert wird. Ich höre und spiele sie gerne: die Blockflöte. Auch sie zählt zu den Flöten. Da die Luftsäule durch das Strömen der Luft über das Labium im Kopfstück zum Schwingen gebracht wird, bildet sie eine eigene Gruppe der Flötenfamilie.

Kalevi Aho (*1949) hat 2020 eine Konzert für Blockflöte und Kammerorchester geschrieben. Besser gesagt, es sind Blockflöten in vier verschiedenen Stimmungen im Einsatz.

Drei Flötenkonzerte aus Schweden sind auf dieser mit Nukonserter überschriebenen CD enthalten.

Von Csaba Deak (1932-2018) ein dreisätziges mit Flöte und Streicher

I.

II.

III.

sowie ein einsätziges Konzert für Flöte & Streicher von Ingvar Karkoff (*1958)

und ein ebenfalls einsätziges Kammerkonzert für Flöte und Streicher von Johan Hammerth (*1953)

Ein Flötenkonzert hat der Franzose Marc-André Dalbavie (*1961) dem Genre 2006 hinzugefügt. Es ist bereits im Repertoire einiger Flötisten und Flötistinnen, was für das Werk spricht.

auswendig:

vom Notenständer

Kaija Saariaho (1952-2023) hat 2001 ein zweiteiliges Flötenkonzert geschrieben.

Prima parte

I. Aérienne

1. Prélude

2. Jardin des oiseaux

3. D'autres rives

Seconda parte

II. Terrestre

4. L'oiseau dansant

5. Oiseau, un satellite infime de notre orbite planétaire

.

Vier Flötenkonzerte, alle im 21. Jahrhundert komponiert, spielt Raffaele Trevisiani.

Beim ersten ist eine Violine die Partnerin der Querflöte. Im vierten rückt das Piccolo in den Vordergrund.

Hendrik Hofmeyr: Doppelkonzert für Flöte, Violine und Streicher

Alberto Colla: Quasi una Romanza, Konzert für Flöte und Streicher

Carlo Galante: I Sospiri di Ariel, Konzert für Flöte und Streicher

Ernani Aguiar: Concertino für Piccolo und Streicher

Von Thomas Clausen (*1949) ist ein Concertino für Blockflöte und Streicher aus dem Jahr 2014 auf der CD, das Michaela Petri spielt.