REICHARDT, Johann Friedrich: CLAUDINE VON VILLA BELLA

  • Johann Friedrich Reichardt (1752-1814):
    CLAUDINE VON VILLA BELLA

    Singspiel in drei Akten

    Libretto von Johann Wolfgang von Goethe.


    Uraufführung 1789 in Berlin (Schloss Charlottenburg).


    PERSONEN DER HANDLUNG:
    Alonzo, Herr von Villa Bella (Bass)

    Claudine, seine Tochter (Sopran)

    Lucinde, Alonzos Nichte (Sopran)

    Pedro von Castellvvechio (Tenor)

    Carlos von Castellvecchio (Rugantino (Tenor)

    Basco, ein Abenteurer (Bass)

    Ein Kind (Sopran)

    Chor: Vagabunden, Bediente, Gardesoldaten.

    Ort und Zeit: Sizilien, 18. Jahrhundert.


    Erster Akt.

    Claudine feiert ihren Geburtstag mit Angehörigen und der Dienerschaft. Unter den Gästen ist auch ein junger Mann, Sohn eines Jugendfreunden von Claudines Vater Alonzo. Und der hat sich als Pedro von Rovero den Anwesenden vorgestellt. Claudine hat sich sofort in ihn verliebt, wie auch er in sie.


    Lucinde, Alonzos Nichte und Freundin von Claudine, scheint ein Störfaktor zu sein, denn sie gesteht dem Geburtstagskind, dass jener Pedro ihr kürzlich begegnet sei und sie sich in ihn verliebt habe. Wohlweislich schweigt Claudine zu Lucindes Liebesgeständnis, ist aber schon etwas enttäuscht. Manchmal sprechen Minen halt Bände...


    Nach kurzer Zeit erklärt dieser Pedro von Rovero den Alonzos, dass er sich verabschieden müsse, da er seinen Verpflichtungen am königlichen Hof nachzukommen habe. Aber er hat, wie er hinzufügte, auch noch eine private Mission, nämlich: dass er nach seinem vom Vater verstoßenen und seither verschollenen älteren Bruder suchen wolle. Bisher seien seine Bemühungen allerdings ohne Erfolg geblieben. Das aber wird sich nun ändern, was Pedro natürlich nicht weiß noch nicht einmal ahnt.


    Tatsächlich lebt jener Bruder von Pedro ganz in der Nähe, nennt sich Rugantino und ist der Anführer einer Bande von Vagabunden, die ihm helfen soll, Lucinde, in die er sich verliebt hat, als er ihr zufällig begegnete, zu entführen.


    Zweiter Akt.

    Rugantino kommt mit seinen Kumpanen zur Villa Bella, um Lucinde ein Ständchen zu bringen. Bei dieser Gelegenheit überrascht ihn Pedro, der sich, was weiter nicht erklärt wird, immer noch in der Nähe der Villa Bella aufhält. Vielleicht ist Pedro eifersüchtig, weil er vermutet, dass Rugantinos Ständchen seiner geliebten Claudine gilt, denn es kommt zu einem Duell, bei dem Pedro leicht verletzt wird, und die zufällig anwesenden Mädchen um Hilfe rufen.


    Don Alonzo kommt gelaufen und Rugantino gibt sich ihm gegenüber als ein fahrender Sänger aus, woraufhin Alonzo ihn in sein Schloss bittet. Lucinde erkennt in ihm den Mann, der ihr kürzlich mal zufällig begegnet ist und der ihr ausnahmslos gut gefiel, den sie dann aber nicht mehr sah. Sie gesteht Claudine, den Fremden, der so schön singen kann, interessant und entzückend zu finden.


    Kurz darauf erscheinen Bediente von Don Alonzo, die behaupten, dass sie den Schönling als Mitglied einer Bande von Vagabunden kennen. Eine nicht gerade erfreuliche Einlassung der Dienerschaft, doch Alonzo bewahrt Ruhe, bietet ihm sogar ein Zimmer an, um ihn, wie er „beiseite“ sagt, in seine Gewalt zu bringen.


    In diesem Augenblick treten Pedros Bediente auf die Szene und melden, dass ihr Herr von den Vagabunden überfallen und verschleppt wurde. Daraufhin eilt Rugantino, niemand kann ihn aufhalten, zum Schloss hinaus.


    Dritter Akt.

    Pedro ist tatsächlich von den Vagabunden in ihr Lager, das in einem Gebirge liegt, verbracht worden. Aber er konnte heimlich einen der Täter bestechen, der eine Nachricht von ihm in die Villa Bella bringen sollte. Als der Vagabund Basco mit dem erbeuteten Gepäck von Pedro auf Rugantino trifft, erkennt der nach Durchsicht der Habseligkeiten des Edelmannes, der sich Pedro von Rovero nennt, sein Bruder ist.


    Nach einem kurzen Gespräch mit Pedro gibt sich Rugantino als sein Bruder Carlos zu erkennen. Es kommt zu einer brüderlichen Umarmung und auch Wiedersehensfreude, doch Carlos bittet Pedro auch, dass er bei Antritt seines Hofdienstes den König um Gnade für sich und die Vagabunden einkommen möge. Ohne zu wissen, dass die Majestät der Bitte Pedros nachkommen wird, verspricht er den Kumpanen Straffreiheit, bricht aber dann mit ihnen zur Villa Bella auf, um den nahenden Gardesoldaten zu entgehen.


    Inzwischen sind auch Claudine und Lucinde aufgebrochen, um Pedro zu suchen. Beide verirren sich nicht nur, sie werden sogar von dem Vagabunden Basco aufgegriffen, der allerdings nicht weit kommt, denn die Hilferufe der beiden jungen Damen hören zufällig, weil sie nicht weit entfernt sind, Pedro und Carlos, die sie aus der Hand Bascos befreien können.


    Als die Gardesoldaten des Fürsten von Rocca Bruna und etwas später auch die Leute von Don Alonzo kommen, treffen sie auf zwei glückliche Paare.



    Anmerkungen.

    Claudine von Villa Bella ist ein Schauspiel mit Gesang von Johann Wolfgang von Goethe. Es wurde mehrfach vertont, unter anderem von Johann Friedrich Reichardt (1789), Carl Traugott Eisrich (1813), Franz Schubert (1815) und Engelbert Humperdinck (1868-1872).


    Der Dichterfürst setzte sich mit seinem Singspiel bewusst von der Tradition der an Opéra comique und Opéra bouffe orientierten Tradition ab und setzte Gedanken und Motive des Sturm und Drang in Operettenform um. Das Stück wechselte ursprünglich zwischen Dialogen in Prosa und Gesangspartien. Während der italienischen Reise setzte Goethe die Prosapartien in Blankverse und überarbeitete auch den Gesangsteil. Zumindest Reichardt hielt sich auch in der Komposition an die Intentionen Goethes, entsprach doch Reichardts Vorstellung von der Vertonung dieses Stücks genau Goethes Vorstellung.

    (Extrakt aus Wikipedia)

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