STRAUSS (Sohn), Johann: PRINZ METHUSALEM

  • Johann Strauß (Sohn) (1825-1899):
    PRINZ METHUSALEM

    Komische Operette in drei Akten

    Libretto von Victor Wilder und Alfred Delacour bearbeitet von Matthias Karl Ludwig Treumann


    Uraufführung am 3. Januar 1877 im Wiener Carltheater.


    Personen der Handlung:

    Sigismund; König von Trocadero (Tenor)

    Pulcinella, seine Tochter (Sopran)

    Marchese Carbonazzi (Bassbariton)

    Graf Vulcanio (Bassbariton)

    Cyprian, König von Rikarak (Bariton)

    Sophistika, seine Frau (Mezzosopran)

    Prinz Methusalem, beider Sohn (Mezzosopran)

    Trombonius, Hofkomponist (Tenor)

    Dirigatius, ein Dirigent (Tenor)

    Mandelbaum, ein Agent (Bariton)

    Feuerstein, ein weiterer Agent (Bariton)

    Der Nachtwächter (Bass).

    Ort und Zeit: Imaginäre Länder, imaginäre Zeit.


    Vorgeschichte.

    Es ist wie im realen Leben: zwei Länder sind - offensichtlich schon aus Prinzip - Erzfeinde. Das ist jetzt so, das war aber auch schon immer so. Und jetzt - siehe reales Leben - haben die beiden Herrscher der Länder Trocadero und Rikarak gleichartige Probleme: beide Staaten sind bankrott. Dazu kommt, dass Sigismund von Tracadero darunter leidet, dass es in seinem Land zu viele Künstler gibt, aber des Königs Traum von einer großen Armee unerfüllt blieb. Auch König Cyprian von Rikarak hat Sorgen: er hat einen gewaltigen Überschuss an Soldaten, hat selbst aber mehr Interesse an der Kunst. Die Frage, wie die Probleme gelöst werden können, beschäftigt nicht nur die Herrscher, sondern auch die Batterien von Räten der Herrscherhäuser. Und dann kristallisiert sich eine Lösung aus den Beratungen jener Räte heraus und die sieht so aus, dass Prinz Methusalem von Rikarak die Prinzessin Pulcinella von Trocadero heiraten muss, die Väter aber, also die Könige, ihre Zwistigkeiten begraben müssen. Eine Allianz soll den Weg in die Zukunft sichern.


    Erster Akt.
    Im Staate Trocadero steht der Besuch des Königs Cyprian von Rikarak, seiner Gattin Sophistika und beider Sohn Prinz Methusalem bevor. Was man sich lange Zeit nicht hat vorstellen können, wird nun Wirklichkeit. In Trocadero hat man so einiges vorbereitet: so hat der Komponist Trombonius einen Huldigungstext des Oberhofmeisters Vulcanio in Musik gesetzt und der Kapellmeister Dirigatius hat die Huldigungs-Kantate mit Chor und Orchester von Trocadero einstudiert. Seine Majestät Sigismund hat übrigens im Überschwang seiner Gefühle, den Künstlern reichen Lohn versprochen, denkt aber nicht im Traum daran, dieses Versprechen einzulösen, denn - das wissen schließlich nicht nur die Spatzen auf den Dächern von Trocadero, sondern auch die Bewohner des Landes - die Staatskassen sind leer. Die Zuschauer und Zuhörer erfahren vom Komponisten einiges Schöne über frühere Zeiten.


    König Sigismund hat natürlich von der aufkeimenden Unruhe in der Bevölkerung gehört und will dem bevorstehenden Ärger mit dem Einsatz seiner beiden Agenten Feuerstein und Mandelbaum entgegen wirken. Hinzu kommt aber auch, dass ihm die geplante Allianz mit dem Nachbarkönig und Erzrivalen Cyprian nicht passt. Da sitzt noch die Abneigung gegen den nachbarlichen Staatenlenker, die ihm sozusagen mit der Muttermilch eingegeben wurde, zu tief im Herzen. Und als ob das alles noch nicht genug wäre, spielt auch seine Lieblingstochter Pulcinella (allerdings die einzige, die er hat) nicht mit, denn sie weigert sich, den ihr unbekannten Prinzen Methusalem aus politischen Gründen zu heiraten.


    Um sich und die aufgebrachte Tochter abzulenken, bittet er sie, ihm eine Kostprobe aus Trombonius’ Kantate zu bieten. Was ihr sicher nicht schwer fallen dürfte, ist sie doch als Solistin in dem Musikwerk vorgesehen. Sigismund ist allerdings von dem doppeldeutigen Text seines Oberhofmeisters Vulcanio empört.


    Inzwischen sind König Cyprian und seine Gattin Sophistika mit dem Bräutigam, Prinz Methusalem, in der Hauptstadt von Trocadero eingetroffen und werden sowohl von König Sigismund als auch seinem Hofstaat mit allem Pomp empfangen. Im Gegensatz zum äußeren Prunk begrüßt Sigismund seinen Gast nur widerwillig freundlich, hofft immer noch, die geplante Allianz verhindern zu können. Da macht ihm aber Pulcinella einen Strich durch seine Rechnung, denn Pulcinella und Methusalem, die sich gerade erstmals gesehen haben, verlieben sich sofort ineinander. Der Prinz ist vor allem von seiner Zukünftigen begeistert, aber auch die kann sich an ihrem Zukünftigen nicht satt sehen.


    Mittlerweile sind die beiden Könige und Sophistika zusammengetreten, um die vertraglichen Bedingungen für die geplante Allianz auszuhandeln. Und darüber schweben noch die Fragen, die sich aus der bevorstehenden Hochzeit von Prinz Methusalem mit der Prinzessin Pulcinella ergeben - die übrigens gerade gemeinsame Pläne schmieden, die auf einer Alm angesiedelt sich und mit Politik nichts, aber auch gar nichts zu tun haben.


    Jetzt liegen bei „Königs“ erst einmal die Probleme im Volk auf dem Tableau, über die Mandelbaum und Feuerstein König Sigismund berichten. Und der hat eine bestimmte Vorstellung, die beispielsweise auch eine Allianz mit Cyprian von Rikarak verhindern soll.


    Sigismund schickt seine beiden Agenten in den Nachbarstaat, wo sie, um ein gewisses Gleichgewicht zu halten, für Aufruhr in der Bevölkerung sorgen sollen. Da Sigismund seine beiden Agenten aber nicht bezahlen will (nicht bezahlen kann!), quittieren sie ihren Dienst und bleiben einfach vor Ort.


    König Cyprian hat derweil eifrig dem Cliquot zugesprochen und ist sich inzwischen auch mit seinem Gegenpart Sigismund einig, dass die Heirat von Methusalem und Pulcinella in trockenen Tüchern ist. Mit der Allianz ist es aber noch nicht so eindeutig klar, denn Cyprian ist zwar dafür, aber Sigismund sucht noch nach Möglichkeiten, davon wegzukommen. Tatsächlich wird aber die Einigkeit über beide Verbindungen vor den Hofstaaten verkündet und sofort eilt man dann zur Kirche, wo die Trauung vollzogen werden soll.


    Das Publikum kennt ja inzwischen den wankelmütigen König Sigismund von Trocadero, der, so nimmt man es inzwischen wahr, immer noch nach Möglichkeiten sucht, die Allianz zu verhindern - auch, wenn dadurch das Glück seiner Tochter leiden sollte. Und hier kommt Sigismunds Berater Carbonazzi ins diplomatische Spiel: der rät seiner Majestät nämlich zu einer Intrige, die darin gipfelt, dass er die Hochzeitsfeierlichkeiten verschieben soll, weil er (angeblich) krank wurde. Das würde auch die Hochzeitsnacht der Brautleute verhindern, die eine Ehe erst vollziehen würde.


    Genauso geschieht es: Als die ganze Gesellschaft aus der Kirche zurückkommt, täuscht Sigismund eine Ohnmacht vor, auf Grund dessen Carbonazzi die Hochzeitsfeier absagt. Der „zu sich gekommene“ Sigismund lässt seine Tochter in ihrem Zimmer einschließen, damit sich das Paar nicht in der Hochzeitsnacht „verlustieren“ kann. Die Verantwortlichen haben aber nicht mit den Ideen von Prinz Methusalem gerechnet, der lässt sich nämlich von den überall auftretenden Wachen nicht abschrecken, sondern geht einfach über die Balkone ins Zimmer seiner frisch angetrauten Gattin und verbringt mit ihr die Nacht - und die ganz gewiss nicht nur schlafend…


    Zweiter Akt.
    In der Bevölkerung ist die Unruhe inzwischen weiter angewachsen; Proteste auf den Straßen häufen sich, weil der König immer neue Steuern einführt. Ausgerechnet ein Nachtwächter erinnert die Leute an ihre Pflichten dem Staat gegenüber - und tatsächlich zerstreuen sich die Menschen, ein Aufstand ist abgewendet.


    Dafür, so lernen wir als Publikum, haben sich Feuerstein und Mandelbaum mit Dirigatius und Vulcanio zusammengetan, und beschlossen, der Herrschaft von König Sigismund durch eine Revolution ein Ende zu setzen. Der erste Königstreue, der daran glauben soll, ist nächtlicherseits Trombonius, doch gerade noch rechtzeitig erkennt Dirigatius ihn, und er wird in den Kreis der Revolutionäre aufgenommen.


    Als der Morgen graut, versucht Pulcinella, ihren geliebten Methusalem aus ihrem Zimmer zu schicken, damit Vater Sigismund ihn nicht erwischt. Während die Prinzessin „schon die Lerche“ gehört haben will, ist es für Methusalem die Nachtigall - und er verschwindet über den Balkon zurück in sein Zimmer. Kaum ist der Prinz dort angekommen, betritt Sigismund das Zimmer seiner Tochter und die gesteht dem Herrn Papa, dass Methusalem in der Nacht bei ihr war. Das schockiert den Herrscher und er gesteht sich ein, dass ihm die Felle davonschwimmen. Als auch Carbonazzi schlechte Nachrichten bringt, wonach die beiden Agenten nie in Rikarak waren, sondern den Aufstand im eigenen Land geschürt haben, ist Sigismund am Boden zerstört. Aber der findige Marchese Carbonazzi hat noch einen Plan auf Lager: danach sollen Feuerstein und Mandelbaum verhaftet und gezwungen werden, Cyprian von Rikarak eine Falschmeldung über eine Revolution in seinem Land überbringen. In der Folge soll Sigismund der Thron des Nachbarlandes angeboten werden, den der natürlich gerne annimmt. Auf diese Weise wird nicht nur Cyprian entmachtet, sondern auch die Ehe von Methusalem und Pulcinella hinfällig.


    In diesem Moment tauchen Cyprian und Sophistika auf, um sich nach Sigismunds Wohlbefinden zu erkundigen. Der sieht sich gezwungen, seine Gäste zum Frühstück einzuladen und widerwillig mit einem Lied zu unterhalten. Inzwischen wurden die beiden Agenten gefasst, die vor der versammelten Hofgesellschaft die Fake-Nachricht verbreiten, dass es in Rikarak eine Revolution gegeben habe, die den König Cyprian entmachtet habe. Gleichzeitig tragen die beiden Agenten König Sigismund den Thron von Rikarak an, den der sogar - zum Entsetzen seiner königlichen Gäste - auch annimmt. Er stiehlt darauf Cyprian Zepter, Krone und den Hermelinmantel - und man kann sagen, dass der Plan von Marchese Carbonazzi Erfolg hatte.


    Dritter Akt.

    Zu den Krönungsfeierlichkeiten ist auch die Armee von Rikarak nach Trocadero einmarschiert - ein Ereignis, das Sigismund jubeln lässt, denn eine solch große Truppe hat er noch nicht gesehen. Aber trotzdem brodelt es im Volk, das die Feierlichkeiten vor allen Dingen wegen der finanziellen Kosten ablehnt. Aber auch die Soldaten beider Staaten sind unzufrieden, da sie schon lange kein Sold mehr bekommen haben.


    Dirigatius und Vulcanio sind angetrunken und träumen von den Freuden an der Seite einer Frau. Mandelbaum und Feuerstein heizen die Stimmung gegen König Sigismund auf und zwingen Trombonius und Dirigatius, Schmählieder gegen den König zu singen.


    Die Stimmung schlägt allerdings gegen König Sigismund um, als Cyprian und Sophistika von ihrem Schicksal erzählen, ja, es gelingt den beiden sogar, das Volk gegen den König aufzubringen. Das erklärt schließlich Sigismund für abgesetzt und ruft König Cyprian als den neuen Herrscher für Trocadero aus. Um ihren Sohn Methusalem auf ihre Seite zu ziehen, versprechen sie ihm die Ernennung zum Generalfeldmarschall. Der geht zunächst auch darauf ein und singt ein Generalfelmarschall-Lied. Dann wird aber für, alle schnell klar, das Pulcinella und Methusalem sich längst anders entschieden haben: sie wollen ihr Leben selbstbestimmt leben und künftig nur noch als Mann und Frau glücklich sein.


    Das bedeutet aber auch, dass Cyprian von Rikarak und Sigismund von Trocadero ihre Königreiche wieder selbst regieren müssen…


    Quelle:

    Johann Strauss II (1825-1899): Prinz Methusalem, 2 CDs


    Nostalgisches:

    File:SIBLEY1802.25122.7a02-39087011143841score.pdf

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