Jonathan Tetelman - ein Tenore spinto der Spitzenklasse

Jonathan Tetelman

Photo verlinkt via DEUTSCHE OPER BERLIN: © Stephen Howard Dillon

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Jonathan Tetelman (*1988, Chile) ist ein chilenisch-US-amerikanischer Opernsänger im Stimmfach des „Tenore spinto“.

Er wurde im Alter von 6 Monaten von einem amerikanschen Ehepaar adoptiert - und hat laut eigener Aussage keinen Kontakt zu irgendwelchen Verwandten in Chile.
Erste Gesangsstudien absolvierte er an der Manhattan School of Music in New York die er mit einem Bachelor Abschluss im Fach Bariton abschloss. Anschliessend, bei weiteren Studien , wechselte er ins Tenorfach. Nach dem Gewinn einiger Preise erhielt er eine 2018 Einladung zum Tanglewood Music Festival, wo er in der Rolle des Rudolfo in Puccinis "La Boheme" debutierte. Es folgten weitere Angebote- und singt seither an allen führenden Opernhäusern der Welt, bei Festivals und auf Konzertpodien. 2021 Schluß die "Deutsche Grammophon" einen Exklusivvertrag mit ihm ab.

Im Thread: Entdeckungen: Neue Stimmen hat unser Mitglied "Fiesco" am 13. August 2022 die hier gezeigte CD erstmals vorgestellt. Da sie IMO geradezu ideal ist für den Einstieg in den Spezialthread für diesen Sänger übernehme ich sie schamlos - allerdings der Abwechsung halber mit einem anderen Tonbeispiel. Es ist die erste Veröffentlichung für "Deutsche Grammophon"

Jürgen Kesting streut Tetelmann in seiner Rezension für die "Frankfurter Allgemeine" Rosen (Bezahlsperre ab Mitte des Beitrags - "Anfixen" nennt man das ) aber man kann - dank PR - Audioclips der Deutschen Grammophon bei youtube sich selber ein Bild machen. Einen davon hab ich hier verlinkt. Weitere werden - nach und nach - folgen.

Der Einführungsbeitrag ist bewusst knapp gehalten, einerseits weil alle Opernhäuser der Welt jeweile seinen "offiziellen Lebenslauf" veröffentlichen, andrerseits weil ich anderen MKitgliedern die Möglichkeit geben will auch was beitzutragen. Bemerkenswert fand ich indes, daß er für die Klassik seine Vorliebe zu Rock aufgab, seine Liebe zu Puccini und seine Bewunderung von Jonas Kaufmann, den er im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen" als "Ausnahmesänger " und sein"Idol" bezeichnet.....

mfg aus Wien

Alfred

Ich war mir ziemlich sicher, daß Fiesco hier die zweite bei DGG erschienene CD vorstellen würde und habe ihm den Vortritt gelassen, weil es nicht gut ist, wenn im Eröffnungsbeitrag bereit alles gesagt und gezeigt wurde und man sich dann beschwert, daß sich niemand hier beteiligt.

Daß es eine Cd mit Werken von Puccini wird war abzusehen, hat der Künstler sich als Puccini Liebhaber bezeichnet (oder war es seine Plattenfirma ??) Für seine erste CD hat er den Opus-Klassik-Preis 2023 "Nachwuchskünstler des Jahres" Erhalten. Unabhängig davon wie man solche Preise bewertet - so dienen sie dennoch dazu auf einen Interpreten und die Klassische Musik generell aufmerksam zu machen.

Und das ist auch bitter notwendig. Die Zahl der Seitenaufrufe im Klassikbereich ist zeitweise erschreckend niedrig, im Gegensatz zu Videoclips von singenden Papageien, spielenden Katzen oder Kindern, die Klavier spielen und es gar nicht können etc etc..

Die Puccini CD wurde von Fonoforum euphorisch 12/23 gelobt:

Zitat

»Dass hier einer der großen Verismo-Tenöre der kommenden Jahre vor uns steht, unterliegt keinem Zweifel.« (FONO FORUM, Dezember 2023)

mfg aus der Metropole Wien

Alfred

Man kann über die DEUTSCHE GRAMMOPHON sagen was man will: In Sachen PR und Betreuung ihrer Künstler dürfen sie unschlagbar sein.

Wer unter ihre Fittiche gerät ist - so scheints in guten Händen. Als im Rahmen einer "Klassikkrise" andere Majors sich von ihren Künstlern trennte hielt die DGG mit "Nibelungentreue" zu ihnen - Das muß man sich natürlich leisten können - aber WENN - dann macht es sich langfristig bezahlt.

Heute ein Clip mit "O Solo Mio". Wer hat das nicht aller gesungen - von den Opernstars des vergangenen Jahrhunderts, meine ich, Von Caruso, über Gigli, Pavarotti, Carreras und Domingo (etc)

Ich hab mit zahlreiche Vorgänger angehört und er ist IMO mit ihnen auf Augenhöhe

Ein erster Eindruck, er übertribe bei den lauten Stellen ein wenig um seine Stimmkraft wirkungsvoll zu demonstrieren, erwies sich als Fehleinschätzung.

Selbst Caruso sang die Arie (überraschenderweise) mit ungeheurer Dynamik (und das mit einer Aufnahmetechnik via Trichter (statt Mikrophon)von 1916 !!) Ein wenig meine ich, stellenweise, die baritonale Vergangenheit des Sängers herauszuhören (?)

Indes eine reife Leistung: Live mit Klavierbegleitung, die süssliche Mandolinen und Kastagnetteneinleitung, sowie der Klangteppich eines Orchesters fehlen hier. Dennoch: IMO voll überzeugend und mitreissend.

mfg aus der Metropole Wien

Alfred

Auch live auf der Bühne macht er eine gute Figur - ich meine hier den Schauspieler

Hier in eine Inszenierung aus San Franzisko (2022), die vom Zeitpunkt der Handlung modifiziert scheint, aber doch den Inhalt und die Stimmung gut rüberbringt. Der Ausstattung nach dürfte die Handlung etwa nach 1900/1910 verlegt worden sein.

Indes - das halbseidene Ambiente ist gut getroffen.....

Geht sich das zeitlich noch aus, mit dem Tod durch Schwindsucht ? Ja, leider - es geht sich aus. Antibiotika gabs noch nicht...

mfg aus der Metropole Wien

Alfred