Ein großes Ereignis ist im Entstehen. Aber man hat es nicht bemerkt - die noch nicht absehbaren Folgen der aktuellen Kulturkrise

  • Die deutsche Kulturlandschaft erlebt zur Zeit eine Krise, wie es sie so noch nicht gab. Nach dem Börsencrash 2008 hat sich alles überraschend schnell erholt. Aber diesmal wird es länger dauern. Noch spürt das Publikum nichts davon. Wahrscheinlich ist es deswegen im Forum kein Thema, möglicherweise sind viele Teilnehmer nicht mehr berufstätig?


    Mich würde ein Meinungsbild interessieren. Berlin muss den Kulturetat um 10% kürzen - und das bereits 2025. Also in fünf Wochen geht es los und noch vor Weihnachten sollen Lösungen verabschiedet werden. Wie das seriös über die Bühne gehen soll, ist mir ein Rätsel. Möglicherweise gibt es einfach weniger Bühnen. Allein dieses Beispiel zeigt, wie ungeplant alles abläuft, wie chaotisch die Lage ist.


    In meiner Branche (Film & Fernsehen) arbeiten viel freiberuflich und projektbezogen - und sind derzeit arbeitslos. Einige größere Firmen haben Stellen abgebaut oder gleich Kurzarbeit verordnet. Während in Österreich das Geschäft boomt, hat man es hier versäumt, rechtzeitig neue Gesetze auf den Weg zu bringen, nicht mal das auslaufende FFG (Film-Fördergesetz) kommt nun fristgerecht durchs Parlament. Von vorausschauender Planung kann keine Rede sein. Hinzukommt nun die aktuelle Werbekrise, die das Geld aus dem Markt saugt.


    Nicht nur bei VW und Thyssen sind viel Arbeitspltze bedroht.

    Wie sieht es in den Museen aus?

    Wie in den Theatern und Orchestern in anderen Städten?

  • Christian B.

    Hat den Titel des Themas von „Da kommt was auf uns zu - die noch nicht absehbaren Folgen der aktuellen Kulturkrise“ zu „Ein großes Ereignis ist im Entstehen. Aber man hat es nicht bemerkt - die noch nicht absehbaren Folgen der aktuellen Kulturkrise“ geändert.
  • Die industrielle Basis Deutschlands ist massiv bedroht. Wenn wir eines können, dann verbrauchsarme, effiziente, saubere Dieselmotoren herstellen. Wir können noch mehr (noch!!), aber Dieselmotoren können wir so gut wie niemand sonst auf der Welt. Es ist ein sogenannter USP, ein Alleinstellungsmerkmal.


    Wenn wir uns nun selbst mit Anlauf dahin treten, wohin die Sonne nicht scheint, um diesen USP möglichst schnell loszuwerden und auf dem Altar einer völlig durchgeknallten Klimahysterie zu opfern, muß man sich nicht wundern, daß mit dem Untergang von allem auch die Kultur mit untergeht. 10% ist da eher eine Lachnummer.

  • Dass die dt. Automobilbranche eine weltweite Transformation verpennt hat, ist nun mal eine bittere Tatsche (wer erinnert sich noch an Kodak?), aber hier für mich nicht das Thema. Mich interessieren die Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftskrise auf die Kulturlandschaft. Auch die Verlage sind betroffen. Ob eine Biografie für 42.- EUR das Jahr retten kann? Da muss sie sich schon sehr gut verkaufen. Offenbar setzt man bei KIWi alles auf eine sehr teure Karte und hofft aufs Weihnachtsgeschäft. Verzweiflung pur.

    Es sind übrigens nicht 10%, die im Berliner Kulturetat gekürzt werden, sondern 12%. Die Uhr tickt. Man wird im ersten halben Jahr aufgrund bestehender Verpflichtungen nur sehr wenig einsparen können, um so krasser dürfte dann die zweite Jahreshälfte aussehen.

    Das kann man nur auffangen, in dem die Anzahl der Neu-Produktionen massiv gekürzt wird. Aber auch hier gibt es ja Vorläufe über Jahre hinaus. Wie soll das gehen? Sänger und Dirigenten wieder ausladen?

  • Ich hatte ja schon öfter erwähnt, dass das Rheinland und das Ruhrgebiet das dichteste Netz von Opern und Konzerthäusern plus dazugehörige Orchester auf der ganzen Welt hat. Zu Anfang eines Monats sehe ich mir im Internet alle Spielpläne der Opernhäuser an: Bonn, Köln, Krefeld - MG, Düsseldorf, Duisburg, Hagen, Essen, Wuppertal, Gelsenkirchen plus Münster. Dann trage ich die Opern, die ich sehen will, in einen Kalender ein, und der war damals wirklich voll. Diese Spielstätten sind mit dem Auto und der Bahn gut zu erreichen, wobei das Konzertticket auch als Fahrschein füt den ÖPNV gilt.

    Heute sehen die Spielpläne anders aus. Jedes Opernhaus bestreitet sein Repertoire mit Ballett, Operetten, Kinderstücken, sogar Shows wie etwa Loriots Ring an einem Abend (Dortmund, Preise ab 45 €). Ja, Opern sind auch dabei, und zwar meist nur eine, die dann in einem Monat 3 Aufführungen hat. So ist es in Gelsenkirchen, Krefeld, Hagen und Dortmund, auch in Münster. Etwas besser sind die Zustände in Düsseldorf/Duisburg und Essen. Außerdem sieht jedes Opernhaus zu, dass die Kassenmagnete, also Mozart, Verdi, Puccini, Rossini und Carmen, ihren gebührenden Platz haben. Abseits dieser Planung gibt es auch besondere Kostbarkeiten, wie das "Schlaue Füchslein" in Gelsenkirchen oder eine Oper von Zemlinsky in Düsseldorf ("Der Kreidekreis"). Man muss aber auf Zack sein, sonst ist die Oper abgesetzt. Auf diese Weise habe ich etwa die wunderbare Jenufa in Duisburg verpasst.

    Alte Monatspläne aus den Siebzigern zeigen, dass in der Deutschen Oper am Rhein in jedem Monat etwa 36x gespielt wurde.

    Natürlich liegt die Misere auch an den Zuschauern, die wegbleiben, wenn nicht ein Zugstück gespielt wird.

    Eine Ausnahme ist die Essener Philharmonie. Sie hat jede Menge zugkräftige Abos, auch für Nischenrepertoires, wie etwa das Abo, das ich habe: "Alte Musik bei Kerzenschein", 6 Konzerte für 108,--. Dort treten die besten Ensembles und Sänger der Welt auf, meist für einen Einheitspreis von 35 €. Weil hier der Kernbestand des Publikums nicht so groß ist, kriegt man immer einen tollen Platz. Dieses Publikum ist außerordentlich. Während der Aufführung ist es mucksmäuschenstill. Am Schluss sind die Künstler meist überwältigt vom Beifall, der dann in stehenden Ovationen und Zugaben mündet.

    Nachtragen möchte ich aber noch, dass es dennoch auch eine positive Entwicklung gibt: die Bemühung um Kinder und Jugendliche. Da gibt es diese Art von Aufführungen in Düsseldorf: die Sitzkissen-Opern. Der Zuschauerraum (Parterre) erhält Sitzkissen statt Sesseln; die sind für die Kinder. Die Eltern werden auf die Ränge verbannt. Für Kinder zu Weihnachten gibt es "Hänsel und Gretel", in einigen Opernhäusern auch in einer gekürzten Fassung für unter 6-jährige.

    Allerdings erodiert unsere Kultur ja auch relativ schnell: Buß- und Bettag, St. Martin, der November als Trauermonat, der jetzt zu Weihnachten als nullter Advent gehört., dazu die Black-Friday-Hysterie.

    Eine Sache ist uns aber geblieben. Ich sehe bei YouTube ganz gerne, wenn Amerikaner, die für eine Zeit oder sogar für immer in Deutschland leben, sich über unsere Kultur äußern. Ein Punkt taucht immer wieder auf: "Was, Sonntags kann man nicht shoppen?" Diese Einstellung weicht nach ein paar Monaten einem richtigen Glücksgefühl über einen Ruhetag in der Woche! Ich lebe hier in einer ruhigen Siedlung, in der die Sonntagsruhe heilig und von den Anliegern hochgehalten wird.

    Was ist der Unterschied zwischen der SPD und der Titanic? Die SPD kann den Eisberg jetzt schon sehen!

    2 Mal editiert, zuletzt von Dr. Pingel ()

  • Ein Thread mit so einem schönen Musil-Hinweis und einem so zentralen Thema ohne weitere Diskussion? Schade.


    Mich beschäftigt das schon. Denn ich frage mich, wo wir hinsteuern. Zeit für eine Polemik.


    An die Berliner Kulturlandschaft wird die Axt angelegt. Aber wenn sogar in einem Kulturforum in diesem Zusammenhang bejammert wird, dass der DEUTSCHE DIESELMOTOR vor dem Aus steht, dann zeigt das ja in etwa, was hierzulande so los ist (und ich frage mich, ob ich nun endgültig in einer Realsatire gelandet bin).


    Überhaupt, was ist aus unserem "Arm, aber sexy"-Berlin geworden? Nicht viel. Dafür haben wir einen Kultursenator, der sich offenkundig zu Höherem berufen fühlt und deshalb als Sparmeister inszeniert. Der USP unserer Stadt, die Kultur, darf dafür schon mal leiden. Vielleicht gilt das dann ja bald in ganz Deutschland.


    Leidtragende sind viele Künstler - und Leute, die sich Kunst nicht leisten können. Der eintrittsfreie Museumssontag? Weg damit! Ateliers und Proberäume zu günstigen Konditionen? Zuschüsse halbieren! Und was wird aus der Komischen Oper - abgesehen vom Baustopp, der verhängt wurde? Und, und, und.


    Aber es gibt ja laut Senator Chialo noch den Joker: Sponsoring. Und was, wenn dem Sponsor Musik von Jörg Widmann nicht gefällt? Dann wird die eben nicht mehr gespielt. Und wenn er Wagner nicht mag? Na, dann gibt's den eben auch nicht mehr. (Oder, wie Thielemann sagt: "Wir sollten nicht von der Gunst irgendwelcher Sponsoren abhängig sein.")


    Ach so, ich weiß: It's the economy, stupid! Ja, klar: der Markt regelt alles. Alles?


    Im Spiegel wurde die jüngste Beatles-Doku rezensiert. "Beatles 64" wurde gelobt, weil der Film die "Kraft der Kunst" thematisiere. Zitiert wird der Medientheoretiker Marshall McLuhan, der sagt: "Die Chance, etwas von der Gegenwart zu verstehen, in der man lebt, ist gering. Es sei denn durch die Arbeit von Künstlern."

    "Jein".

    Fettes Brot

  • In Gera ist der neue Spielplan plötzlich völlig anders. Man hat am Thüringer Staatsballett die langjährige Direktorin Silvana Schröder verabschiedet, der es gelang, durch Bevorzugung von modernem Ausdruckstanz und Verunglimpfung klassischer Ballette das Publikum zu verärgern. Der neue Ballettdirektor, Vitali Petrow, schein ein Anhänger des klassischen Balletts zu sein. Seine erste Inszenierung der neuen Spielzeit war Dornröschen in der Choreographie von Petipa.

    Die Premiere war ausverkauft, es gab Beifall wie seit Jahren nicht. Und das alles, nachdem wenige Tage vorher der Theaterpreis "Faust" in Gera vergeben wurde, eine Veranstaltung, deren Interpretation im TV nur zu einer politischen Anklage gegen die AfD wurde und bei welcher (verdientermaßen) dem modernen Tanz eine Lanze gebrochen wurde. Paßt aber nicht zusammen. Der Zuspruch war zurückgegangen. Und das hat auch mit Parteipolitik nichts zu tun.

    Auch der Spielplan, besonders im Konzert, aber auch in der Oper wurde den Wünschen des Publikums angenähert. Man spielt wieder das, was einen Publikumszuwachs erwarten läßt. Und das war und ist nicht nur die Ausgrabung vergessener Werke. Was hat das mit der Etatförderung durch die staatlichen Organe zu tun? Ich weiß es nicht. Aber es scheint einen Zusammenhang zu geben.

    Die Entwicklung scheint spannend zu werden. Vielleicht gehe sogar ich wieder einmal in mein heimisches, wunderschönes Theater mit seinem tollen Konzertsaal. Vielleicht sogar in die mir total unbekannte Oper " die toten Augen".

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Viele werden sich wahrscheinlich fragen, warum die Filmwirtschaft überhaupt einer Förderung bedarf? Der Grund ist: Im Unterschied zu englischsprachigen Ländern können wir aus Deutschland heraus neben den deutschssprachigen Ländern nur geringe Erlöse über das Ausland erzielen, da englischsprachige Ländern nur sehr selten Synchronisationen akzeptieren. Somit sind die europäischen Länder allein international budgetär nicht wettbewerbsfähig. Eine Filmförderung ist mit hohen Auflagen verbunden und bei einer regionalen Förderung muss man bspw. 200-300% im jeweiligen Bundesland ausgeben. Davon profitieren alle, Land, Produzenten, Filmschaffende und Künstler vor und hinter der Kamera.


    Und jetzt das (Auszug):


    "Ein Desaster mit Ansage


    Am vergangenen Freitag teilte um 14.37 Uhr die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth, per Pressemitteilung mit, dass nach einer Umfrage der Produktionsallianz fast 70 Prozent der befragten Unternehmen angeben, dass im Falle eines Scheiterns der Filmreform eine Abwanderung der Produktionen ins Ausland unvermeidlich wäre. Wörtlich sagt Claudia Roth: „Die Zahlen sind alarmierend und zeigen, dass hier sehr schnell gehandelt werden muss. Die umfassende Reform der Filmförderung ist von existenzieller Bedeutung für den Filmstandort Deutschland und für die gesamte Filmbranche hierzulande. Internationale und sogar deutsche Produktionen wandern ab in andere Länder, die bessere Rahmenbedingungen bieten. Wir müssen jetzt dringend hierzulande bessere Rahmenbedingungen schaffen, auch um europäisch und international als Produktionsstandort wettbewerbsfähig zu sein.“ […]


    Im Februar 2023 hatte Claudia Roth hier erklärt: „Mein Ziel ist es, Ende dieses Jahres die notwendigen Gesetzesvorhaben auf den Weg zu bringen. Der Bundesfinanzminister, aber auch viele andere Kolleginnen und Kollegen im Kabinett sind mehr als interessiert an unseren Fortschritten.“ Doch dieser Zusage folgten kaum Taten.


    Seit Monaten monieren die Bundesländer, die ja für das Anreizmodell mit zur Kasse gebeten werden, dass es keinen Vorschlag des Bundesfinanzministeriums gäbe, der die Kostenverteilung regele und auch festschreibe, dass der Bund seinen bisherigen Anteil an der Filmförderung beibehält. Wie zu hören ist, lehnt die zuständige Abteilung im Bundesfinanzministerium eine solche Lösung ab. Und sicher spielt auch zentralistisches Gebaren eine Rolle, dass man die Länder bei einer Reform, die in ihre Kultur- und Finanzkompetenz eingreift, links liegen lässt und versucht, sie vor vollendete Tatsachen zu stellen. [...] Die Förderung eines Kulturwirtschaftsbereichs neu organisieren zu wollen, ohne die Interessen der Bundesländer zu berücksichtigen, muss in einem Desaster enden.


    Zu fragen ist auch, warum Claudia Roth ihren Vorschlag von 2023, das österreichische Modell der Filmförderung „genauer anzusehen“ nicht umgesetzt hat. Hier hätte man nicht das finanzielle Notopfer der Länder benötigt. Eine Öffnung der bisherigen Bundesförderung ohne Deckelung, hätte für ausreichend Anreiz gesorgt. Unser Nachbarland kann sich jedenfalls nicht über eine unzureichende Auslastung der Studios beklagen. Auch Dank deutscher Produzenten."

    https://medienpolitik.net/aktu…n-desaster-mit-ansage-573


  • KOMPONIST


    Ich überlebe diese Stunde nicht!


    ZERBINETTA


    Du wirst noch ganz andere überleben.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Banner Interviebanner 1 Gelbe Rose
  • Ich mag da völlig falsch liegen, aber irgendwie kommt mir der Senator vor wie eine Sparzieldurchreiche. Gibt es von ihm irgendwelche Äußerungen, dass er sich für den Erhalt des kulturellen Lebens einsetzen wird außer ein paar üblichen Lippenbekenntnissen?

  • Nein. Es gibt von ihm stattdessen die Aussage, die Berliner Kulturinstitutionen sollten sich am Berghain ein Beispiel nehmen. Damit ist doch alles gesagt. Wer da noch erwartet, »dass er sich für den Erhalt des kulturellen Lebens einsetzt«, muss wohl die letzten Jahrzehnte verschlafen haben.

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Sehr schön, wie der Tagesspiegel ein eigenes Interview mit Senator Chialo in "Tagesspiegel-Checküoint", dem täglichen Newsletter, selbst wiedergibt:

    Guten Morgen,
    die gute Nachricht: Wir starten mit einem Feuerwerk! Die schlechte: Leider ist es nur eins der Floskeln. Kultursenator Joe Chialo (CDU) hat mit dem Tagesspiegel über die massiven Kürzungen im Kulturetat gesprochen und dabei fast nichts gesagt. Zusammengefasst: Es ist eine „enorme Belastung“, eine „unglaublich schwierige Situation“, eine „wahnsinnig harte Zeit“, „die größte Krise seit Dekaden“ und „gerade hängen die Wolken etwas tiefer und sind ein bisschen dunkler“. Es habe „unterschiedliche Erwartungshaltungen“ gegeben, er habe „gekämpft und kämpft weiter“, „einiges ist berücksichtigt worden, vieles aus unterschiedlichsten Gründen nicht“. „Die Kultur in Berlin ist für alle da“, „Kultur ist kein elitäres Projekt“ und „Kultur ist auch ein Motor für wirtschaftliche Dynamik“. Aber: „In einer Koalition steht die Gesamtpolitik über einzelnen Ressortinteressen“ und die Koalition hat „ihre Schwerpunkte priorisiert, diese Entscheidungen müssen wir akzeptieren“. „Niemand hat den leichten Weg gewählt, niemandem sind diese Einschnitte leichtgefallen“, die Einsparungen „betreffen viele Lebensbereiche“. Und doch: „Es kommt der Tag, an dem die Sonne wieder heller scheint.
    Sonst noch was? Achja: Chialo ist natürlich „mit vollem Einsatz“ dabei und beschäftigt sich „rund um die Uhr“ mit dem Thema: „Es wäre heuchlerisch, wenn ich jetzt nur mit halbem Herzen dabei wäre, dann würde ich wirklich zurücktreten“.


    Rücktritt? - keine schlechte Idee, wie ich finde. Und hier der Link zum Interview in Gänze. Was für eine Luftpumpe der Mann doch ist. Erstaunlich.


    Wenn wir aber schon bei Underperformern in Wahlämtern sind, dürften wir auf keinen Fall Berlins Regiermeister ignorieren. Von ihm kommt folgendes wunderbare Zitat zur Kulturdebatte: "Ist es richtig, dass die Verkäuferin im Supermarkt, die wahrscheinlich eher selten in die Staatsoper geht, mit ihrem Steuergeld diese Eintrittskarten allesamt mitsubventioniert?" (auch aus dem Tagesspiegel zitiert).

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Ja, das meinte ich. Allerdings spielt es gar keine Rolle, was man in diesen Forum oder anderswo meint. Chialo ist schon genau der Richtige auf diesen Posten in dieser Zeit. Die Auffassung, die er vertritt, ist genau, die gebraucht wird.

    Ungeachtet der Frage, was davon zu halten ist, wundert mich übrigens doch ein wenig, dass alle so laut über die Kürzung des Kulturetats kamen, als gäbe es nicht noch viele andere Kulturbereiche, wo (zum Teil noch gekrochen heftiger) gekürzt wird. Ich will keinesfalls Kindergarten oder Schulen usw. gegen die Kulturinstitutionen ausspielen, aber es wäre doch schön, wenn nicht jeder sein Interesse auf sein Kirchspiel beschränken würde, sondern die Dinge gelegentlich in größeren Zusammenhängen betrachten würde.

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Ungeachtet der Frage, was davon zu halten ist, wundert mich übrigens doch ein wenig, dass alle so laut über die Kürzung des Kulturetats kamen, als gäbe es nicht noch viele andere Kulturbereiche, wo (zum Teil noch gekrochen heftiger) gekürzt wird. Ich will keinesfalls Kindergarten oder Schulen usw. gegen die Kulturinstitutionen ausspielen, aber es wäre doch schön, wenn nicht jeder sein Interesse auf sein Kirchspiel beschränken würde, sondern die Dinge gelegentlich in größeren Zusammenhängen betrachten würde.

    Das hängt damit zusammen, dass wir uns in diesem Forum über Musik, Oper, teilweise auch noch über Theater und Literatur austauschen, aber eben nicht über Autos - auf die marode Situation dieser Branche wurde schon hingewiesen - oder über andere, vermutlich noch wichtigere Lebenswelten.