Vivaldi Konzerte op 3, L’Estro Armonico

  • Vivaldis op 3 wurde 1711 von holländischen Verleger Estienne Rogers herausgegeben. Es handelt sich hier um seine ersten publizierten Konzerte, da op 1 und 2 Sonaten sind. Die Serie trägt den Titel L’Estro Armonico, zu Deutsch “die harmonische Inspiration”, wobei ich mir nicht sicher bin ob der Name von Vivaldi selbst oder sein Verleger kam.


    L’Estro Armonico ist auf jedem Fall ein sehr strukturiertes Opus. Es gibt vier Konzerte für vier solo Violinen, vier für zwei und vier für eine solo Geige. Sie sind in jeweils vier Subgruppen in der Reihenfolge 4(Konzerte 1,4,7 & 10) - 2(Konzerte 2,5,8 & 11) und 1(Konzerte 3,6,9 & 12) Solisten aufgeteilt. Auch stehen in op 3 sechs Dur Konzerte sechs in Moll gegenüber, immer in der Reihenfolge Dur - Moll, ausser bei den zwei letzten beiden, wo die Reihung umgekehrt wird, so dass die Serie mit einem Werk in Dur abgeschlossen wtrd. Bleibt noch hinzuzufügen, dass ich nicht weiß ob die Anordnung der Konzerte von Vivaldi selbst oder von seinem Verleger kommt.


    Persönlich mag ich dieses Opus sehr und es ist mit op 4 und op 8 meine liebste Sammlung von Vivaldis Konzerten. Leider habe ich bis jetzt nur eine einzige Aufnahme von L’Estro Armonico, zwar die mit Neville Mariner und die Academy of St. Martin in the Fields. Sie ist ganz in Ordnung, aber ein wenig glatt. Ich möchte mir gerne eine HIP Aufnahme zulegen, so etwas wie L’Arte del Arco oder Trevor Pinnock.


    Ich würde gerne, wenn es mir die Zeit wieder erlaubt, einige Konzerte aus op 3 vorstellen. Und natürlich bin ich darauf gespannt was ihr von Vivaldis L’Estro Armonico haltet.


    LG aus Wien.:hello:

    LG aus Wien.:hello:

  • Hallo MusicFan9976,


    meine Vivaldi-Sammlung ist überschaubar, doch alle wichtigen Werke sind zumindest in einer Version vertreten. Was "L'estro Armonico" betrifft, so steht die alte Aufnahme von "I Musici" von 1962 in meinem Regal, mit der ich sehr zufrieden bin:

    Vivaldi-Edition 3


    LG nach Wien,

    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • L'Estro Armonico enthält nach meiner Beobachtung verhältnismäßig viele bekannt gewordene Violinkonzerte Vivaldis (Nr. 6, 9, 10 oder 12). Weiterhin fällt auf, dass der Zyklus expressiver ist, als die meisten anderen. Es sind mehr Konzerte im dramatischen Klangfeld enthalten, als lyrischere. Dabei eignet dem Zyklus durchaus eine verbindende Eigenschaft (auch wenn einige ältere Werke enthalten sind): Es gibt auffällig viele Unisono-Passagen in den Hauptsätzen. Generell werden 1. & 3. sowie 2. & 4. Violine im Tutti unisono geführt. Dazu tritt die Solovioline bzw. Violinen als fünfte (dritte) Stimme. Eine Concerto-grosso-Technik, die sich schon beim folgenden Zyklus "La stravaganza" für Vivaldi überholt hatte.


    Ich persönlich mag diesen Zyklus ebenfalls sehr, auch wenn mir Op. 8 und 9 noch näher stehen.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Ich habe mir jetzt als vorweihnachtliches Geschenk die Aufnahme mit Fabio Biondi und Europa Galante gegönnt.


    0825646195206.jpg



    Was für ein Unterschied zu Mariner. Hier wird mit Ecken und Kanten musiziert, die beim Mariners Schönklang leider fehlen.


    Ich hatte ja versprochen einige der Konzerte vorzustellen. Ich fange einmal mit dem ersten an:

    Concerto Nr. 1 in D-Dur beginnt mit den Solisten, die ein aufrufartiges Thema spielen das in Prinzip das ganze Opus eröffnet. Biondi spielt das Thema etwas verlangsamt, um ihn mehr Gewicht zu geben, während Mariner es sehr geradlinig präsentiert. Es folgt ein munterer Dialog zwischen den Solisten und dem Orchester, bei dem alle Instrumente des Orchesters brillieren dürfen. Am Ende des Satzes ist eine bemerkenswerte Stelle, wo die Solisten in einen Dialog über einem langen Orgelpunkt treten.

    Der zweite Satz ist eine strengere Affaire. Hier alternieren ein Unisono Thema mit vollem Orchester und eine eigenartige Passage in der die Solisten gebrochene Akkorde spielen. Eine richtige Melodie gibt es hier nicht, sondern das Ganze ist eher eine Art harmonisches Gebilde. Der letzte Satz ist Gigue-artig und bringt die heitere Stimmung des ersten Satzes wieder. Auch hier gibt es einen Orgelpunkt plus Solisten Dialog gegen Schluss. Alles im allem, ist das erste Konzert ein freundliches und eingängiges Werk, ideal um das Opus zu eröffnen. Ob die Reihenfolge von Vivaldi oder seinem Verleger festgelegt wurde weiß ich nicht, aber das D-Dur Konzert als erstes zu positionieren macht auf jedem Fall Sinn.


    Für diejenigen die kurz reinhören möchten:


    https://www.youtube.com/watch?v=lK-sRrR7py4


    LG aus Wien.


    :hello:

    LG aus Wien.:hello:

  • Ein sehr schönes Konzert aus der Serie ist das 8. in A-Moll. Im Finale gibt es im Mittelteil eine wunderschöne Stelle in der die erste Solo Violine eine bezaubernde Melodie spielt während die zweite mit gebrochenen Akkorden begleitet. Das ist eine Stelle bei der ich die Mariner Aufnahme bevorzuge, weil bei Biondi hier etwas zu viel improvisiert wird und die pure Schönheit der Melodie verloren geht.


    LG aus Wien.:hello:

    LG aus Wien.:hello:

  • Hallo,


    Mit diesem Op.3 Vivaldis wurde ich etwa als 13-Jähriger bekannt, da mein Vater eine Auswahl der Konzerte für 1 Violine auf MC hatte und diese ständig im Auto hörte. Es ist die Aufnahme der DG mit dem Kammerorchester Edmond de Stoutz. Ich habe den kompletten Zyklus mit I Musici auf CD, Top ! Ich finde den Zyklus genial.

    Sehr interessant sind auch die Bearbeitungen JS Bachs für Cembalo/Klavier ! Ich habe da die Einspielung mit Cyprien Katsaris auf dem modernen Flügel, einfach toll !


    LG Siamak

  • Sehr interessant sind auch die Bearbeitungen JS Bachs für Cembalo/Klavier ! Ich habe da die Einspielung mit Cyprien Katsaris auf dem modernen Flügel, einfach toll !


    LG Siamak

    Ich kann mich erinnern, als ich ein Kind war, hatte mein Vater eine Schallplatte von Bachs Cembalo Konzerten gespielt auf ein modernen Flügel (ich glaube der Pianist war Rudolf Serkin) und begleitet von Eugene Ormandy mit der Wucht des Philadelphia Orchesters. Klang zwar ganz interessant, aber irgendwie vermisste ich dann doch die Intimität von Bachs Cembalo (obwohl ich das Instrument nicht sonderlich mag, aber für diese Musik passt es) und sein kleines Kammerorchester.


    Lg aus Wien.:hello:

    LG aus Wien.:hello:

  • Zurück zum eigentlichen Thema: Das 10. Konzert erlangte Berühmtheit durch Bachs Bearbeitung des Werks für 4 Cembalos. Ehrlich gesagt lernte ich das Werk zuerst in der Bachschen Version kennen, bevor ich mit Vivaldis op 3 in Berührung kam. Bachs 4 Cembalos sind natürlich ein mächtiger Klang, aber etwas sperrig. Ich finde Vivaldis 4 Violinen hier „wendiger“ und eher zu der Musik passend. Das Konzert eröffnet mit einer Art Intrada für die vier Solisten, die dann vom gesamten Orchester übernommen wird. Die Solisten liefern sich im restlichen Satz einen lebhaften Dialog, der immer wieder vom Orchester unterbrochen wird. Das Orchester bringt den Satz schlussendlich zu Ende.


    Der langsame Satz beginnt mit Akkorden im Orchester, die von den Solisten etwas zögerlich beantwortet werden. Es folgt eine eher seltsame Passage von nur Harmonie indem die Solisten fortlaufend gebrochen Akkorde spielen. Das Orchester bringt dem Satz zu Ende mit den Akkorden vom Anfang.


    Das Finale in 3/4 Takt hat einen etwas tänzerischen Charakter. Auch hier gibt es „viel Harmonie ohne Melodie“, die Solisten bringen aber dann doch mehr Bewegung in die Musik mit virtuosen Passagen. Das Konzert endet mi vollem Orchester.

    LG aus Wien.:hello:

  • Antonio Vivaldi (1678 - 1741): L'Estro armonico, 12 Konzerte, Op. 3 (vollständig)



    Konzert für 4 Violinen und Violoncello in D-Dur, Op. 3 Nr. 1, RV 549:

    0:00:00 I. Allegro

    0:03:00 II. Largo e spiccato

    0:05:25 III. Allegro

    Rinaldo Alessandrini, Concerto Italiano, Andrea Rognoni, Stefano Barneschi, Boris Begelman, Elisa Citterio


    Konzert für 2 Violinen und Violoncello in g-Moll, Op. 3 Nr. 2, RV 578:

    0:07:49 I. Adagio e spiccato

    0:09:22 II. Allegro

    0:11:38 III. Larghetto

    0:14:14 IV. Allegro Rinaldo Alessandrini, Concerto Italiano, Stefano Barneschi, Boris Begelman


    Violinkonzert in G-Dur, Op. 3 Nr. 3, RV 310: 0:16:38 I. Allegro

    0:18:51 II. Largo

    0:20:47 III. Allegro

    Rinaldo Alessandrini, Concerto Italiano, Stefano Barneschi


    Konzert für 4 Violinen in e-Moll, Op. 3 Nr. 4, RV 550: 0:23:06 I. Andante

    0:25:11 II. Allegro assai

    0:27:24 III. Adagio

    0:28:07 IV. Allegro

    Rinaldo Alessandrini, Concerto Italiano, Stefano Barneschi, Boris Begelman, Elisa Citterio, Andrea Rognoni


    Konzert für 2 Violinen in A-Dur, Op. 3 Nr. 5, RV 519: 0:30:10 I. Allegro 0:33:03 II. Largo

    0:34:55 III. Allegro

    Rinaldo Alessandrini, Concerto Italiano, Stefano Barneschi, Andrea Rognoni


    Violinkonzert in a-Moll, Op. 3 Nr. 6, RV 356: 0:37:31 I. Allegro

    0:40:26 II. Largo

    0:43:06 III. Allegro

    Rinaldo Alessandrini, Concerto Italiano, Andrea Rognoni


    Konzert für 4 Violinen und Cello in F-Dur, Op. 3 Nr. 7, RV 567: 0:45:29 I. Andante

    0:48:46 II. Adagio

    0:50:20 III. Allegro

    0:52:47 IV. Adagio

    0:53:48 V. Allegro

    Rinaldo Alessandrini, Concerto Italiano, Elisa Citterio, Andrea Rognoni, Stefano Barneschi, Boris Begelman


    Konzert für 2 Violinen in a-Moll, Op. 3 Nr. 8, RV 522: 0:55:15 I. Allegro 0:58:30 II. Larghetto e spiritoso

    1:02:01 III. Allegro

    Rinaldo Alessandrini, Concerto Italiano, Elisa Citterio, Andrea Rognoni


    Violinkonzert in D-Dur, Op. 3 Nr. 9, RV 230: 1:05:05 I. Allegro

    1:07:12 II. Larghetto

    1:10:34 III. Allegro

    Rinaldo Alessandrini, Concerto Italiano, Boris Begelman


    Konzert für 4 Violinen und Violoncello in h-Moll, Op. 3 Nr. 10, RV 580: 1:12:44 I. Allegro

    1:16:22 II. Largo - Larghetto - Adagio - Largo

    1:18:29 III. Allegro

    Rinaldo Alessandrini, Concerto Italiano, Boris Begelman, Elisa Citterio, Andrea Rognoni, Stefano Barneschi


    Konzert für 2 Violinen und Violoncello in d-Moll, Op. 3 Nr. 11, RV 565: 1:21:42 I. Allegro

    1:22:27 II. Adagio e spiccato

    1:25:28 III. Allegro

    1:27:43 IV. Largo e spiccato - Allegro

    Rinaldo Alessandrini, Concerto Italiano, Boris Begelman, Elisa Citterio, Andrea Rognoni, Stefano Barneschi


    Violinkonzert in E-Dur, Op. 3 Nr. 12, RV 265:

    1:30:09 I. Allegro

    1:33:46 II. Largo e molto acuto

    1:37:41 III. Allegro

    Rinaldo Alessandrini, Concerto Italiano, Elisa Citterio

    "Ὁ βίος βραχύς, ἡ δὲ τέχνη μακρή, ὁ δὲ καιρὸς ὀξύς, ἡ δὲ πεῖρα σφαλερή, ἡ δὲ κρίσις χαλεπή." Ἱπποκράτης