Paul BÜTTNER - ein Spätromantiker ?

  • Paul BÜTTNER: Sinfonie Nr 2 in G-dur


    Paul Büttner (1870-1943) ist ein Sonderfall. Die meisten seiner Werke entstanden im 20. Jahrhundert- oder kurz davor, aber sie tragen unverkennbar den Keim der Vergangenheit in sich.

    Eigentlich ist es ein (halber) Zufall, daß dieser Thread heute hier entsteht. Unser Mitglied "Joseph II" hörte heute ein Werk von ihm und erwähnte es im Thread: Was hört ihr gerade jetzt? (Klassik 2025)

    Da erinnerte ich mich, daß ich vor kurzem eine cpo -CD dieses Komponisten erworben - aber noch nicht gehört habe. Irgendwie kam mir auch das Cover der Sterling CD bekannt vor - Allerdings fand ich bei der ersten Suche diese (vermutlich) in meinem Besitz befindliche CD nicht.

    Also hören wir mal die Sinfonie Nr 2: Sie entstand 1902 musste aber auf ihre Uraufführung - ebenso wie die erste (von 1899) viele Jahre warten. Der Auslöser kam nach der erfolgreichen Uraufführung der Sinfonie Nr 3:

    In kurzer Folge wurden die 1. Sinfonie im Jänner 1916 in Breslau und die 2. im Februar des gleichen Jahres in Dresden uraufgeführt und bekamen vorzügliche Kritiken. Die Kritik beschrieb diese Sinfonie als ein Füllhorn anmutiger, hüpfender und schwebender Melodien. Gelobt wurden auch die lichte Zartheit und die prickelnde Rhytmik (Text gekürzt)

    In den diversen Beschreibungen wird Büttner mit Mahler Richard Strauss und Bruckner verglichen. Glücklicherweise stimmt IMO nichts wirklich davon. Er war IMO ein Spätklassiker mit romantischen Einschüben, stellenweise kann man sogar Beethoven durchhören. Wenn ICH etwas auszusetzen hätte, dann wäre es die Vielfalt an melodischen Einfällen und der ständige Wechsel an Stimmungen - aber nach eine Weile des Hörens habe ich das sogar als Vorteil gesehen.

    Bei youtube wurde bei einem Klangbeispiel zur Vierten bedauert, daß dieser hervorragende Komponist so in Vergessenheit geraten ist.

    Aber die Veröffentlichung der 2. (samt einiger "Nebenwerke") durch cpo lässt hoffen. Wenn die mal einen Komponisten für sich entdeckt haben, dann lassen sie ihn nimmer los. Wobei zu sagen ist, daß das Ouevre Büttners nicht allzu groß ist. Immerhin gibt es 4 Sinfonien von denen 2 bereits auf CD erhältlich sind.

    Inzwischen habe ich auch mein Exemplar der 4. gefunden (STERLING) - und mehr als das - im Thread

    Mainstream verboten - Die alternativen Sinfonien der Taminoaner 2011

    habe ich am 20. April 2016 einen kurzen Beitrag über die 4 Sinfonie verfasst, den ich noch heute hier als Duplikat - eventuell mit Nachbemerkung - hier in Folge einstellen werde

    Büttner ist eine veritable Wiederentdeckung auf höchstem Niveau. Dass sie so spät stattfindet ist unverständlich


    Es gibt einen Clip dieser Aufnahme bei youtube, in unterirdischer Tonqualität (übersteuert und schrill) den ich nicht verlinke, weil er eher abschreckend als einladend wirkt.

    Die CD verfügt indes über eine überragende Tonqualität.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Paul BÜTTNER: Sinfonie Nr 4 in h-moll


    Hier nun das Duplikat eines Beitrag s aus einem anderen Thread vom 20. April 2016:

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    Manchmal bin ich schon ein wenig verzweifelt. Da hört man eine Sinfonie eines unbekannten Komponisten via youtube und ist begeistert. Bei näherer Recherche findet man dann heraus, daß dieser Komponist im Laufe seines Lebens VIER Sinfonien geschrieben hat. Lediglich EINE davon ist auf CD erhältlich, nämlich die Vierte.

    Die Rede ist hier vom deutschen Komponisten Paul Büttner (1870-1943), der heute weder in einem Konzertführer noch in meinem vierbändigem Musiklexikon auch nur Erwähnung findet. Laut Booklet war der sozialdemokratisch engagierte Büttner - ein Draeseke-Schüler - erfolgreich, bis ihn die Machthaber aus allen seinen Posten entfernten.

    Ich hoffe dereinst auf eine Büttner Renaissance - zumindest der 4 Sinfonien. (Der Werkkatalog bei Wikipedia ist auffallend klein, ich vermute, daß er unkomplett ist) Dann werde ich dem Komponisten einen eigenen Thread widmen. Für heute möchte ich nur festhalten, dass es sich bei Büttner Sinfonie Nr 4 in h.moll um ein beeindruckendes mächtiges Werk handelt, das über eine interessante Instrumentation verfügt und auch einige besonders hörerfreundliche Passagen aufweist, selbst dann, wenn Anspielungen auf den Krieg - die Sinfonie entstand 1918 - nicht zu überhören sind. Persönlich wurde ich stellenweise, bei den Passagen wo die Klangmassen einen förmlich erdrücken wollten an Richard Wagners Musik zum "Fliegenden Holländer" erinnert...

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    Hier löse ich mein Versprechen ein. sobald es an der Zeit ist, einen eigenen Thread über Büttner zu eröffnen. Vielleicht ein bisschen (zu?) früh, aber besser als zu spät oder gar nicht.

    Die Vierte gibt es derzeit nur auf dem Gebrauchtmarkt. Aber ich bin überzeugt, daß uns cpo in absehbarer Zeit (was immer das sein mag)mit einer Neuaufnahme erfreuen wird.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Die abgebildete "Sterling" CD hörte ich ebenfalls- vor fast exakt zwei Monaten. Sie schien mir gefallen zu haben (was mich angesichts Alfreds Beschreibung nicht wundert), denn ich widmete Paul Büttner einen eigenen Ordner beim Streamingdienst meines Vertrauens und markierte die im ersten Beitrag gezeigte cpo-Produktion.


    Also nehme ich diesen neuen Thread zum Anlass, die 4. Sinfonie wieder einmal zu hören, um mich dann der 2. zu widmen und hier vielleicht/hoffentlich etwas substanzielles beizutragen...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich kopiere meinen Beitrag (leicht modifiziert) auch in diesen dankenswerterweise neueröffneten Thread, wo er viel besser hineinpasst:


    Paul Büttner

    Heroische Ouvertüre C-Dur*

    Sinfonie Nr. 4 h-Moll**


    Berliner Rundfunk-Sinfonie-Orchester

    Dirigent: Hans-Peter Frank*; Gerhard Pflüger**


    Aufnahme: Funkhaus Nalepastraße, Berlin, 26. Juni 1965**; Berlin, 1974*







    Das schwedische Label Sterling hat hier zwei alte Produktionen des DDR-Rundfunks auf CD herausgebracht. Sehr guter Stereoklang. Zumindest die Sinfonie schaffte es seinerzeit auf LP (allerdings nur in Mono).


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    Paul Büttners (1870-1943) Vita ist spannend und nicht frei von Tragik. Als überzeugter Sozialdemokrat verlor er 1933 seine Ämter und starb zehn Jahre danach verbittert in innerer Emigration. Seine jüdische Ehefrau Eva Büttner (1886-1969), die zwischen 1922 und 1926 für die SPD im Sächsischen Landtag saß und nach dem Tode ihres Mannes quasi endgültig vogelfrei war, überlebte Krieg und Holocaust nur durch glückliche Umstände. In der nachfolgenden DDR wurde Büttners Musik, gewiss auch aus ideologischen Gründen, gepflegt. Er war einer der letzten Romantiker in der Tradition von Bruckner, Brahms und Draeseke. Die 4. Sinfonie gilt als sein Hauptwerk. Das choralähnliche Thema am Schluss wurde in einer Konzerteinführung von 1956 als Reminiszenz an Luther gedeutet: "[...] wie die erhabene Verkörperung der Idee des Volksganzen zu überwältigender innerer und äußerer Erfüllung [...] in einem ergreifenden Verschweben, an Beethovens Anspruch gemahnend: 'Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie'." Auch mich hat seine Vierte angesprochen. Die Zweite gibt es mittlerweile bei cpo. Nun sind noch gut klingende Aufnahmen seiner 1. und 3. Sinfonie ausständig.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • In der nachfolgenden DDR wurde Büttners Musik, gewiss auch aus ideologischen Gründen, gepflegt.

    Da ist etwas dran, wenngleich ich selbst mich nicht daran erinnere, je eines seiner Werke in einem Konzert gehört zu haben. Weder in Ost-Berlin, Leipzig, noch in Dresden, wo er geboren wurde, starb und begraben liegt. In einem zweibändigen "Konzertbuch" des Henschelverlages, das von Karl Schönewolf herausgegeben wurde und in der DDR als eine Art Standardwerk galt, wird Büttner auf einer Seite betont sachlich abgehandelt. Gleich im ersten Satz heißt es, dass er sich "durch seine schöpferische Tätigkeit in der Arbeiterbewegung besondere Verdienste" erworben habe. Konkret wird auf die "Heroische Ouvertüre" verwiesen, die bei cpo mit der 2. Sinfonie gekoppelt ist. Die ist ganz nach meinem Geschmack, zumal sie gegen Schluss Webers Lied von Lützows wilder Jagd wirkungsvoll aufgreift. Es gehört zum Zyklus "Leyer und Schwerdt" nach Gedichten von Theodor Körner aus den Befreiungskriegen, mit dem sich der Komponist nicht nur Freunde machte. In originaler Gänze existuiert dieser Zyklus nach meinen Recherchen nur in einer einzigen Aufnahmen, die 1986 beim DDR-Rundfunk unter Dietrich Knothe entstand. Aber das ist schon ein anderes Thema.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • In einem zweibändigen "Konzertbuch" des Henschelverlages, das von Karl Schönewolf herausgegeben wurde und in der DDR als eine Art Standardwerk galt, wird Büttner auf einer Seite betont sachlich abgehandelt.

    Betont sachlich abgehandelt - Fast wörtlich kam mir gestern dieser Satz in den Sinn als ich im Propyläen Musiklexikon (Ende der 80er Jahre) nachgelesen habe. Im vordergrund steht der "Musikerzieher", der dann so nebenbei noch komponiert hat......

    Irgendwie und irgendwo scheint er sich Feinde gemacht zu haben........


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Meine Vermutung geht dahin, dass sich die Büttner-Pflege in der DDR auf die 1950er und 60er Jahre konzentrierte. In den Tiefen des Forums werden Rundfunkproduktionen auch der 2. und 3. Sinfonie unter demselben Gerhard Pflüger erwähnt. Außerdem soll eine Aufnahme der Dritten unter Heinz Rögner existieren. Genaueres kann ich derzeit nicht beisteuern, da müsste man wohl eine Rechercheanfrage beim DRA tätigen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Ich habe mir die "heroische Ouvertüre und die 4. Sinfonie inzwischen angehört und komme zu einem zwiespältigen Ergebnis.


    Die Ouvertüre gefällt mir sehr gut. Paul Büttners Tonsprache ist eindeutig spätromantisch, mit Verwendung von "viel Blech", was ich sehr mag. Das motivische Material ist eingängig, größtenteils triumphal, "heroisch" eben.


    Bei der 4. Sinfonie hingegen fehlt mir ein "roter Faden". Zu häufig reiht mir Büttner ein musikalisches Motiv an das nächste, es findet aber keine Verarbeitung oder Wiederholung der Motive statt, so dass es keinen Wiederkennungswert gibt.


    Alfred erwähnte Anklänge an den "Fliegenden Holländer". Ja, die habe ich auch im Finalsatz gehört, dann auch Motive, die mich an die "Walküre" erinnerten, und zum Schluss der Sinfonie ist man dann bei "Isoldes Liebestod" angelangt. Im 2. Satz gibt es einen kurzen Ausflug zum Scherzo von Beethovens 9. Sinfonie.


    Weiterhin schrieb Alfred in seinem ersten Beitrag: " Wenn ICH etwas auszusetzen hätte, dann wäre es die Vielfalt an melodischen Einfällen und der ständige Wechsel an Stimmungen". So empfand ich es auch, und beides ist es, was mich den positiven Rezensionen Werbepartner nur bedingt folgen lässt.


    Nichtsdestotrotz werde ich mir die 2. Sinfonie demnächst zu Gemüte führen.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Paul BÜTTNER: Heroische Ouvertüre in C-dur


    Die "Heroische Ouvertüre" ist vermutlich 1925 entstanden, uraufgeführt wurde sie 1927 in Dresden.

    Ein Kritiker schrieb damals:

    "Die Uraufführung zeigte in jedem Takt die Handschrift des Dresdner Meisters. Ales ist mit sicherem Können geformt, aus vollem Herzen empfunden, und mit großer orchestraler Klangpracht hingestellt"

    Orchestrale Klangpracht ! Daran mangelt es hier nicht - Sie ist in Fülle vorhanden.

    Wie sollte man das Werk beschreiben - Ohne epigonal zu sein, erinnert mich das Stück (je nach Passage) an Richard Wagner, weberische Romantik, eine Stelle aus Schuberts Großer C-Dur Sinfonie, die Tonsprche von Raff, und sogar an Beethovens Ouvertüre zu "Egmont". Es gibt einerseits viel "Blech" aber auch viel Rartes als Gegenpol. Gegen Ende des Stückes findet sich ein Zitat mit leichter Variation von "Lützows wilder Verwegener Jagd" Hatte ich zuerst noch gezögert ob ich Weber als stilistische Ähnlichkeit angeben sollte, so wurde das jetzt bestätigt, denn letztgenannte Melodie - was ich nicht wusste - und soeben recherchiert habe - stammt von ihm.

    Seinen Lehrer Draesecke konnte ich allerdings nirgends heraushören

    Die Overtüre wurde zweimal auf Tonträger festgehalten, die STERLING CD (1974) ist indes gestrichen...


    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 302

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Paul BÜTTNER: Präludium, Fuge und Epilog - Eine Vision


    Der Titel klingt eher akademisch und spröde, als zum Anhören verlockend. Noch schlimmer - finde ich - war der ursrpüngliiche Titel:

    Sinfonische Phantasie - Der Krieg

    Solche "Füller" auf CDs höre ich in der Regel gar nicht erst an. Oft sind es bedeutungslose langweilige Stücke,

    Aber einerseits haben mich die beiden Sinfonien (2. und 4.), die ich gehört hatte, begeistert,

    andrerseit fand ich im Booklet einen Hinweis, daß die 4. Sinfonie (1918) sie letzte in Büttners Schaffen war, er aber einie Sinfonische Dichtungen späteren Datums von Format hinterlasen habe, die den Sinfonien in nichts nachstünden. Und in der Tat, der Bookletautor hat recht.

    Das Werk ist einsätzig - aber in drei Etappen geteilt - wkie schon der Titel andeutet.

    Wie schon bei den Sinfonien war ich begeistert, und wieder erinnerte ich mich an die Puvertüre von Beethovens Egmont.

    Büttner schafft den Spagat zwischen dramatisch und eindrucksvoll und Schönheits des Klanges

    An keiner Stelle des Werkes iofert er den Schönen Klang dem dramatischen Ausdruc - der dennoch vorhanden ist. Das Werk wurde 1923 in Dresden unter Fritz Busch uraufgeführt und obwohl die Aufführung bejubelt wurde gab es nachher nur vereinzelt Aufführungen in anderen Städten. In der DDR wurde das Werk von der Staatskapelle Dresden unter Keilberth erfolgreich aufgeführt.

    Wollen wir hoffen, daß cpo uns die Sinfonien Nr 1 und 3 ebenfalls zugänglich macht...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



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