Théodore Gouvy - eine Entdeckung wert!

  • Ein herzliches hallo an alle,


    nachdem ich gesehen habe, daß in diesem Forum anscheinend noch nie der Name Gouvy gefallen ist, möchte ich nun ein wenig diesen Komponisten vorstellen.


    Théodore Gouvy lebte von 1819 bis 1898. Seine Heimat war Lothringen. Zunächst studierte er Jura und wandte sich dann einem musikalischen Studium zu. Er hat insgesamt 160 eingetragene Werke in seinem Werkverzeichnis.


    Er verstand sich selber vorallem als Pianist, und dementsprechend finden sich viele Klavierwerke. Ein betrachtlicher Teil davon ist Musik für 4 Hände und Musik für 2 Klaviere. Aber er schrieb auch viel Kammermusik, Symphonisches und einige vokale Werke.


    Sein Stil ist sehr in der Tradition eines Mendelssohn's, Schumann's und Saint-Saens' am stehen, und gerade diese konservative Einstellung macht ihn mir sympathisch. Ohne sich verbiegen zu wollen ist er zu seiner Zeit seinen musikalischen Weg gegangen, ein Weg der uns Werke schenkte, die sich auszeichnen durch Kantabilität, Einfallsreichtum, sensible Ausformung und großes instrumentales Einfühlungsvermögen.


    Beispiele möchte ich von Werken bringen, die ich näher kenne, nämlich aus dem Bereich Kammermusik.


    Eine sehr lohnenswerte Einspielung seiner Werke für Violine und Klavier (Reihe "mémoire musicale de la lorraine"):



    Darauf enthalten:
    Sonate g-moll, Opus 61 (ausgewogen, melodiös und bewegend direkt, nie dick auftragend)
    Duette Opus 34
    Duette Opus 50
    Die Duette enthalten charakterstückhafte Nummern. Sehr abwechslungsreich.
    Die Interpreten sind Francois-Joel Thiollier (Klavier) und Jean-Pierre Wallez (Geige), die ausgezeichnet musizieren.


    Eine Einspielung einer Auswahl von seinen Werken für 4 Händen (Sony):



    Das Klavierduo Tal und Groethuysen hat drei Sonaten, nämlich op. 36, 49 und 51 (d-moll, c-moll und F-Dur), sowie kleinere Einzelstücke aufgenommen. Literatur für 4 Hände vom Feinsten! Dieses Klavierduo, das ich sehr schätze, setzt sich sehr für Gouvy ein. Ich hab beide neulich in einem Konzert spielen gehört, und auch dort haben sie in einer Zugabe ein Gouvy-Stück gebracht.


    Und nun noch eine Empfehlung einer Einspielung seiner Klaviertrios mit dem Münchner Klaviertrio (Orfeo):



    Enthalten sind das 2. und 3. Klaviertrio (op.18 und 19) a-moll und B-Dur. Auch hier zeigt sich ein wohldurchformter Trio-Satz.


    Gouvy's Musik ist eingängig und voller Ideen. Man hörte seine Freude am Komponieren.


    Wer kennt weitere Werke, oder auch schon die genannten?


    Auf alle Meinungen und Anregungen freut sich


    Daniel. :hello:


  • CD1 Le Requiem - Cantate ´´Le Printemps´´ réf K617046
    CD2 Stabat Mater - Cantate Egill réf K617067
    CD3 La Musique de Chambre - Feuillets intimes de Homboug-Haut réf K617054


    Exzellente Aufnahmen!


    D. U.

  • Mensch Daniel, das hast Du aber ein Bombenthema gebracht.


    Als sein Hauptwerk bezeichne ich das Opus 85. Es ist die Oper "Electre". Formell lautet die Bezeichnung: Scéne dramatique pour solistes, choeur et orchestre. Das Werk hat eine Dauer von 100 Minuten, man muss sich allerdings sehr vertiefen. Es liegt der CD ein umfangreiches opulentes Büchlein bei, mit ausführlicher Analyse und Libretto auch in deutscher Sprache. Das lothringische Label K617 erfüllt eine patriotische Aufgabe und konnte Francoise Pollet für die Titelpartie gewinnen. Den Egisthe singt Marcel Vanaud, Michael Myers den Orest, und Cécile Eloir die Clytemnestre. Chor und Orchester kommen aus Nancy. Es dirigiert Pierre Cao. Es ist eine neue Einspielung und ohne Probleme zu beschaffen.


    Die Pollet ist voll in ihrem Element. Warmtimbriert und hochkarätig hat die Stimme in der Höhe eine unwahrscheinliche Leuchtkraft. Wenn die Pollet loslegt, ist das ganze Zimmer eine Aurora borealis. In der Höhe gleicht sie der Eaglen, in Tiefe und Mittellage ist die Pollet besser. In Übereinstimmung mit ihrer Figur volles Kaliber. Sehr schöne Fotos eines geschickten Fotografen rücken die französische Primadonne in das ihr gebührende Licht.


    Um mehr zum Werk sagen zu können, muss ich mich in Musik und Text erneut gründlich vertiefen.


    Ich glaube es gibt ziehmlich viel Musik von Gouvy auf dem Markt, vor allem Lieder. Er muss kein Unbekannter bleiben. Geboren ist er in der Nähe von Saarbrücken, was wohl zur damaligen Zeit zu Frankreich gehört haben muss. Häufig ist er in die deutschen Musikzentren gereist,
    um seinen Erstaufführungen beizuwohnen.


    Gruss
    Engelbert

  • Nun ist es wohl an der Zeit diesen Thread mal wieder aufleben zu lassen. Als Anlass hierzu nehme ich das Vol. 1 von cpo mit den Sinfonien von Gouvy:



    Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern
    Jacques Mercier



    darauf enthalten:


    Sinfonie Nr. 3 C-Dur op. 20


    I Allegro
    II Larghetto con moto
    III Scherzo. Allegro Vivace
    IV Finale. Allegro assai



    Sinfonie Nr. 5 B-Dur op. 30


    I Allegro
    II Minuetto
    III Larghetto cantabile
    IV Rondo. Allegretto

  • Mag dieser Thread ein "allgemeiner" bleiben - denn in den nächsten Tagen beginne ich mit einem Spezialthread über seine Sinfonien - die anderen Bereich werden dann gesichtet und entweder hier oder ebenfalls in Spezialthreads abgehandelt.
    Vielleicht will der eine oder andere sich mit Aufnahmen einiger Sinfonien von Gouvy eindecken - sie sind bei jpc sehr preiswert zu haben,


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Inzwischen habe ich Gouvys Sinfonie Nr 1 gehört - von der ich ziemlich angetan bin und auch ein wenig über den Komponisten nachgelesen-Letzteres ist sehr schwierig, denn es scheint eine Verschwörung aller Musiklexika und Konzertführer gegen ihn im Gange zu sein. Sowohl er, als auch seine Werke werden einfacht totgeschwiegen, Die Vielgerühmte Brockhaus Enzyklopädioe macht hier keine Ausnahme.
    AHA - Schon wieder eine Ausgrabung eines zweit- oder drittklassigen Komponisten, die hochgejibelt wird ?
    MITNICHTEN !! Gouvy war zu Lebzeiten einer der meistgespieltesten Komponisten, wenngleich dienicht eindeutig zu klärende Nationalitäöt eine nichjt nunerhebliche Rolle spielen dürfe. Die Familie war französich - indes wurde duch den Wiener Kongress der Geburtsort Gouvys Preussen zugesprochen. Deshalb wurde er auch in Frankreich nich zum Studium an der Akademie zugelassen. Er konnte sich aber glücklicherweise Privatstunden leisten. So pendelte er zwischen zwei Kulturen - hatte aber Freunde auf beiden Seiten. Dazu später mehr in diesem Thread, der zu meiner Freude doch auch in Zukunft recht nützlich sein wird - nämlich um Licht in Gouvys eigenartig verlaufend Karriere zu bringen.
    Fürs erste - vor dem Start meines Treads über seine Sinfonien - ist es mir wichtig, festzuhalten, daß es sich bei Gouvy um einen ERSTKLASSIGEN Komponisten handelt, der zu Lebzeiten zeitweise ausserordentlich erfolgreich war, und NICHT um eine Randerscheinung der Musikgeschichte, deren Sinfonien allenfalls für ein paar musikhistorisch interessierte Musikfreunde von Interesse sein mögen.
    Hector Berlioz schrieb über Gouvy:


    Zitat

    „Dass ein Musiker vom Rang des Herrn Gouvy in Paris noch so wenig bekannt ist, während Schwärme von Mücken das Publikum mit ihrem hartnäckigen Gesumm belästigen, das muss die naiven Geister verblüffen und empören, die noch an den Verstand und die Gerechtigkeit unserer musikalischen Sitten glauben."


    Dies nur als Vorbereitung für den in Bälde zu startenden Thread über die Sinfonien von Louis Théodore Gouvy.



    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Daniel!
    Bisher habe ich noch keine Musik von Gouvy bewusst gehört!
    Ich besitze allerdings eine Oper von ihm!
    Sie wurde vor kurzem im Rundfunk übertragen und da habe ich sie mir mitgeschnitten:


    Louis Théodore Gouvy
    DER CID

    Rodrigo: Hans-Georg Priese
    Diego: Hiroshi Matsui
    Ximene: Christa Ratzenböck
    Elvira: Elizabeth Wiles
    Gormas: Olafur Sigurdarson
    König: Guido Baehr
    Alonzo: Algirdas Drevinskas
    Erster Maurenkönig: Tereza Andrasi
    Zweiter Maurenkönig: Chang-Kyu Lim
    Dritter Maurenkönig: Jirí Sulženko
    Opernchor des Saarländischen Staatstheaters
    Orchester des Saarländischen Staatstheaters Saarbrücken
    Leitung: Arthur Fagen
    Saarbrücken 2011


    Bisher bin ich aber noch nicht dazu gekommen, sie mir in Ruhe anzuhören.
    Ich wollte mir erst mal vom Staatstheater Saarbrücken das Programmheft der damaligen Aufführung besorgen.
    Der erste Eindruck durch zufälliges Hineinhören hat mich durchaus neugierig gemacht!
    Ich melde mich ganz sicher mit einem eingehenderen Bericht wieder!


    Beste Grüße
    Caruso41


    clck 4500

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • 51qOnSj18nL._SS160_.jpgEntgegen meiner Ankündigung vor 5 Jahren habe ich zwar den SINFONIEN einen eigenen Thread spendiert, aber der Rest seines Schaffens bkeit - zumindest vorübergehend hier. Der Grund ist, daß wir und damals VOR dem 200. Geburtstag (2019) Gouvys befanden und ich in meiner fast sprichwörtlichen Naivität und ebensolchem positiven Denken angenommen hatte es würde nun eine Welle an Aufnahmen gouvus geben - aber nichts ist geschehen. Das verstehe ich bei der Qualität und der Eingänmgigkeit der mir bislang gehörten Werke nicht. Eine deitsch-französische "Theodore Gouvy Gesellschaft" hatte hohe Ziele - siehe Link

    http://theodore-gouvy.com/

    aber die letzte Ankündigung für ein Konzert stammt von 2017 !!!


    Ich habe heute das Klaviertrio Nr 2 von der gezeigten CD gehört (sie wurde schon weiter oben einmal empfohlen), die es aber nur noch antiquarisch bei Amazon gibt.

    Das Trio Nr 2 ist ein farbenpräftiges vielseitiges Stück, wo eigentlich (fast) alles enthalten ist: Klangschönkeit, eleganter Salonmusikklang, aber auch feurige Stellen, hingetupfte Leichtigkeit und eine gewisse Vertrautheit. Was fehlt sind "Brüche", "harsche Stellen" und "dramatisch aufgewühlte Passagen"

    Es ist nicht, wie oft geschrieben, Musik eines Komponisten der zweiten oder dritten Reihe, sondern die Musik eines "Grandseigneurs", der nicht von seinen Kompositionen leben musste- Dennoch hat ihndie jahrelange Mißachtung seiner Kompositionen getroffen, so daß er 1875 den ihm zugerdachten PRIX CHARTIER für das beste Streichquartett ablehnte. Seit Ende der 60er Jahre war er anerkannt und wurde mit diversen Ehrungen bedacht. Aber nach seinem Ableben geriet er wieder in Vergessenheit...

    Er selbst fühlte sich als Franzose (der aber perfekt Deutsch sprach) , war in Deutschald eher anerkannt als in Frankreich, wobei das in gewisser Weise ein Wechselbad war.....


    mfg aus Wien

    Alfred



    siehe auch_

    Louis Théodore Gouvy: Die Sinfonien - Werke von deutschem Ernst und französischer Elegance

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Werkverzeichnis THÉODORE GOUVY


    Kompositionern für Orchester

    Symphony No. 1 in E major, Op. 9 (1845)

    Serenade for strings, Op.11

    Symphony No. 2 in F major, Op. 12 (1848)

    Le Giaour Overture, Op.14

    Symphony No. 3 in C major, Op. 20 (1850) (premiered by 1854 in Leipzig)

    Symphony No. 4 in D minor, Op. 25 (1855) (premiered 1856 at Gürzenich)

    Symphony No. 5 in B major, Op. 30 (pub.1868)

    Symphonie brève; variations et rondo pour orchestre in G minor, Op. 58 (1855?)

    Jeanne d'Arc (Concert Overture) (1858)

    Fantaisie symphonique in G minor, Op. 69 (1879)

    Sinfonietta in D major, Op. 80 (1885)

    Symphony No. 6 in G minor, Op. 87 (1889-1892)

    Paraphrases symphoniques, Op. 89 (1886)

    Le Festival Overture

    4 Pieces for String Orchestra

    Swedish Dance (tirée de l'Otteto), Op. 7

    Tragic March for organ and orchestra

    Variations for Orchestra on Theme of Scandinavia

    Fantasie Pastorale for violin and orchestra

    Hymne et marche triomphale


    Kammermusik

    Piano Trio No1 Op8 (1844)

    Piano Trio No2 Op18 (1847)

    String Quartet in E minor (1848)

    String Quartet in D major (1848)

    String Quartet in A minor (1848)

    String Quartet in B major (1855)

    Piano Trio No3 Op19 (1855)

    String Quartet No1 in B major Op16-1 (1857)

    String Quartet No2 Op16-2 (1857)

    Piano Trio No4 Op22 (1858)

    Decameron, 10 Pieces for cello and piano Op28 (1860)

    Piano Trio No5 Op33 (1860)

    Piano Quintet in A major Op24 (ca.1850)

    Serenade(Piano Quartet) Op31 (1865)

    Duets for violin and piano Op34

    Duets for violin and piano, Op50

    String Quintet in E minor (1869)

    String Quintet No1 in G major Op55 (1870)

    String Quintet in B minor (1871)

    String Quintet in B major (1872)

    String Quartet No3 Op56 No. 1 (1872)

    String Quartet No4 Op56 No. 2 (1873)

    Sonata for Violin and Piano in G minor Op61 (1873)

    String Quintet in D minor (1873) (first version)

    6 Duets for Cello and Piano (1872-1876)

    String Quartet No5 Op68 (1874)

    Sonata in G for clarinet and piano Op67 (1875)

    Impromptu for Cello and Quartet (1878)

    String Quintet in D minor, 2nd version (1879)

    Octet No1 Op71 (1879)

    String Quintet in A minor (1880)

    Le Nonetto (1883)

    Octet No2 in G minor (1884)

    Sérénade vénitienne in E minor for viola and piano (1875)

    String Quartet in G minor (1886)

    Septuor(Septet) inedit dedicated to Paul Taffanel (1887)

    String Quartet in G major (reconstructionPierre Thilloy) (1888)

    Petite Suite Gauloise Op90 (1888)


    Piano

    2 Studies for piano Op1 (1842)

    20 Sérénades for piano (1855)

    Divertissement for 2 pianos

    Sonata for Piano Op29

    Sonata in D minor for piano 4 hands Op36

    Sonata in C minor for piano 4 hands Op49 (1869)

    Sonata in F major for piano 4 hands Op51 (1869)

    Variations on a French Theme for piano 4 hands Op57

    6 Morceaux for piano 4 hands Op59

    Fantaisie in G minor for piano 4 hands op. 69 (1879)

    Scherzo and Aubade for piano 4 hands Op77

    Ghribizzi Op83


    Werke für Chor

    12 Choral Works for Men's voices Op23 (1860)

    Requiem Op70 (1874)

    Stabat Mater Op65 (1875)

    La Religieuse (1875)

    Asléga (1876)

    Le Calvaire (1877)

    Missa Brevis Op72 (1882)

    Spring (Frühlings Erwachen) Op73 (1878)

    Oedipus in Colonna Op75 (1880)

    Iphigénie en Tauride Op76 (1883)

    Elektra Op85 (1886)

    Egille Op86 (1886)

    Polyxéne Op88 (1894)

    Golgotha

    Le dernier Hymne d'Ossian

    Didon


    Opern

    Le Cid

    Fortunato (Mateo Falcone)


    Lieder

    Gondoliera Op2 (1842)

    Songs after Moritz Hartmann Op21 (1857)

    20 German Poems Op26

    40 Poèmes de Ronsard Op37, Op.41, Op.42, Op.44 (1876)

    Songs and Sonnets by Desportes Op45 (1867)

    La pléiade francaise Op48 (1876)

    Que dites-vous, que faites-vous, mignonne? (1866)

    Regrets (1866)

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Théodore Gouvy hat ja eine Menge an Streichquartetten geschrieben. Ich war leider nicht in der Lage auch nur eine Aufnahme davon zu finden. Kann da jemand helfen?

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