Beethoven - Die Klaviersonaten


  • Ich liebe vor allem El Bachas Ravel-CD. Auch bei Beethoven ist das alles dahinfließende Musik; eine alternative Interpretationsansicht für jene, denens gefällt. Ich persönlich würder da eher auf Till Fellner warten.
    :hello:

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Die Nikolayeva Box hatte der Kölner Saturn (Hansaring) von 100 Euro auf 20 Euro heruntergesetzt und dann in die Grabbelkiste gelegt,vielleicht weil es das letzte Exemplar war(ich habe jedenfalls keine weiteren Boxen im Regal gesehen).
    Dann war ich gestern wohl zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe zugegriffen.
    Vielleicht bringt Melodya,nachdem das Label reaktiviert wurde, bald eine Neuauflage heraus?
    Wie dem auch sei,ich bin zufrieden mit der Box.

    mfG
    Michael

  • Rudolf Buchbinder hat in der Saison 2010/11 in sieben Konzerten in Dresden alle Klaviersonaten gespielt, zu hören auf diesen 9 CDs:


    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Interessant wäre zu wissen, lieber Melot, was du von diesen Aufnahmen hältst, zumal ich mich mit dem Gedanken trage, diese Box anzuschaffen, da ich auf dem klavierfestival Ruhr Buchbinder schon verschiedentlich mit ausgezeichneten Beethoven-Interpretationen erlebt habe.


    Liebe Grüße


    Willi ?(

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo Willi!

    Ich habe Buchbinder in den letzten Jahren auch mehrfach im Konzert erlebt. Von Beethoven gab es dabei op. 2 nr. 1 und 3, op. 13 und op. 57. Phänomenal! Auch wenn ich die Sonaten schon wer weiß wie oft gehört habe, bei seinen Interpretationen entdecke ich immer wieder Neues.

    Gestern ist bei mir die Buchbinder-Box eingetroffen. Die Sonaten hat er alle in sieben Konzerten eingespielt, natürlich frei zusammengestellt. Auf den 9 CDs sind sie alle in der richtigen Reihenfolge verteilt.

    Ich habe natürlich erst kurz hineinhören können, aber soviel kann ich schon sagen: Der Klavierklang ist sehr gut eingefangen. Man wähnt sich in der ersten Reihe oder neben ihm. Das Publikum ist sehr diszipliniert; man hört es so gut wie gar nicht.

    Buchbinder selbst hat für das Beiheft einen Text verfasst, darüber wie er sich Beethoven näherte, wie aus genauem Studium der Quellen die wahre Freiheit der Interpretation erwächst, warum er die Sonaten dieses Mal live einspielt. Joachim Kaiser steuert ebenfalls noch einen Text bei, mehr über Buchbinder und sein Spiel.

    Uneingeschränkte Kaufempfehlung!

    Noch eine Neuigkeit: 2 DVDs mit insgesamt acht Sonaten, interpretiert von Claudio Arrau.



    Meinen Lieblingspianisten habe ich leider nie spielen sehen. Umso willkommener sind die Mitschnitte von Bonner Beethoven-Festen aus den Jahren 1970 und 1977. Da war Arrau zwar schon 67 bzw. 74 Jahre alt. Aber wer Arrau kennt, weiß, dass das gerade bei ihm nichts zu bedeuten hat. Es waren genau die Jahre, in denen er für Philips die großen Zyklen von Brahms, Liszt und Schumann eingespielt hat.

    Auf der ersten DVD (1977) sind die Sonaten op. 53, op. 2 Nr. 3 und op. 111 zu hören, auf der zweiten (1970) die Sonaten op. 27 Nr. 1, op. 109, op. 57, op. 27 Nr. 2 und op. 81a.

    Grüße,

    Rainer

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  • Ist dir diese Box bekannt, lieber Rainer? Ich habe sie seit etlichen Jahren in meiner Sammlung, und sie gehört meines Erachtens zu den ganz großen Gesamtaufnahmen der Klaviersonaten.


    Viele Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich habe gerade, lieber Rainer, im Auto die Appassionata aus nebenstehender Box gehört. Die Aufnahme ist von 1960, damals war Arrau 57, im Gegensatz zu der Aufnahme aus der o.a. Heritage-Box, da ist er schon 83. Dementsprechend ist die 60er-Aufnahme etwas schneller, aber die Zeitrelationen der Sätze untereinander stimmen nach wie vor, auch nach einem Abstand von 26 Jahren, aber die dynamische Ausgestaltung ist in dieser Aufnahme noch prägnanter, ganz nahe bei Swjatoslaw Richter, das Andante con moto ganz betörend gespielt.

    Diese Box hat nur einen Fehler, dass in ihr nicht alle Beethovensonaten aus jener Zeit enthalten sind, sondern nur. die Nummern 7, 21, 22, 23, 24, 26, 28, 31 und 32.


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Aus gegebenem Anlass seine hier auch die Aufnahmen von Markus Schirmer erwähnt, die ich für hervorragend halte.
    Daß er zwar im Konzertleben eine hervorragende Reputation und ausgezeichntete Kritiken hat, in der Sammlerszene jedoch nicht ganz so bekannt ist, liegt meiner Meinung nach an der eher zurückhaltenden Veröffentlichungsapolitik des Labels TACET, bei dem Markus aufnimmt. Aber nun ist die dritte Beethoven-Klaviersonaten-CD erschienen und man kann darauf hoffen daß noch weitere CDs folgen werden - inwieweit eine Gesamtaufnahme angestrebe ist ist hier von sekundärer Bedeutung..


    In geradezu idealer Harmonie bekommt man hier eine sehr persönliche und ausgeglichene Interpretation, den betörenden Klang eines Fazioli, und die hervorragende Tontechnik des Labels TACET, meist von Firmenchef Andreas Spreer selbst verantwortet.



    mit freundlichen Grüßen
    aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Hallo lieber Willi!


    Natürlich kenne ich die Box. ;-) Das ist aber auch die einzige aus der Heritage-Serie, die ich mir noch unbedingt zulegen musste. Die digital aufgenommenen Sonaten hatte ich mir seinerzeit nicht gekauft, da ich schon seinen früheren Sonaten-Zyklus, aufgenommen 1962 - 1966, besaß. Ich muss zugeben, dass ich den älteren Aufnahmen persönlich auch den Vorzug gebe. Leider fehlen bei dem neuen Zyklus auch die Mondschein- sowie die Hammerklaviersonate.


    Im Moment scheinen die älteren Aufnahmen gar nicht erhältlich. Ich musste schon etwas suchen:


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    Die - optisch viel ansprechendere - Arrau-Edition von Philips ist 1991 erschienen, wohl noch vor seinem Tod. Sie umfasste alle Soloklavier-Einspielungen. Eine Arrau-Collection brachte auf den ersten 10 CDs noch alle Konzert-Aufnahmen. Die Heritage-Serie fasste die beiden Editionen zusammen, tauschte dann aber bei Beethoven die Aufnahmen aus.


    Die EMI-Box habe ich mir auch vor ein paar Monaten gekauft: Sie brachte noch einmal ein paar bislang unveröffentlichte Aufnahmen (Schubert), enthält aber - wie Du schon sagst - nicht alle Beethoven-Sonaten aus dieser Zeit. Es fehlen die Sonaten Nr. 14 und 18, die es mal auf einer Beethoven-Edition von EMI anlässlich seines Todes 1991 gab. (Seine einzige Mendelssohn-Aufnahme, das Andante und Rondo capriccioso hätte jedenfalls noch locker draufgepasst.)


    Die frühesten Beethoven-Sonatenaufnahmen Arraus finden sich, wenn es Dich interessiert, auf einer CD „Claudio Arrau in Germany“, erschienen bei Music and Arts, die ich im Moment aber nicht bei den Werbepartnern finden kann. Es sind Radioaufnahmen von 1938: er spielt die Sonaten 3 und 7, nach den Zeiten zu urteilen in den Ecksätzen deutlich schneller als später. Mitenthalten ist da auch Haydns Andante con variazioni, ein Komponist, von dem er später - leider - nie mehr etwas gespielt hat.


    Liebe Grüße


    Rainer

  • Hallo Rainer,


    es ist ein Trauerspiel und grenzt an einen Skandal, wie stiefmütterlich der große und verehrungswürdige Claudio Arrau von seinen ehemaligen Plattenfirmen behandelt wird. Ich bin sehr glücklich, daß ich ihn 3 oder 4 mal im Konzert noch habe erleben dürfen - mit Beethoven, Liszt, Chopin und Debussy, wie ich mich erinnern kann. Die EMI mit ihrer Veröffentlichungspolitik ist ein Ärgernis, da denkt ma als Sammler, man hat seine Aufnahmen komplett, denkste! Das ist zum Haareraufen! :evil: Von den Beethoven-Sonaten befindet sich die helle Philips-Box in meiner Sammlung. Es gab danach auch noch mal eine schwarze, welche zusätzlich die 5 Klavierkonzerte enthielt. Philips-France brachte dann später die weißen Papp-Boxen heraus, die Heritage-Serie, veröffentliche dabei Arraus letzten Aufnahmen der Beethoven-Sonaten. Zu Deiner Information: Die Hammerklaviersonate hat er nicht noch einmal aufgenommen, es ist also in der Heritage-Box dieselbe alte Aufnahme enthalten, die sich in den beiden älteren Philips-Ausgaben auch befindet!


    Beste Grüße
    Holger

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  • Interessant wäre zu wissen, lieber Melot, was du von diesen Aufnahmen hältst, zumal ich mich mit dem Gedanken trage, diese Box anzuschaffen, da ich auf dem klavierfestival Ruhr Buchbinder schon verschiedentlich mit ausgezeichneten Beethoven-Interpretationen erlebt habe.


    Liebe Grüße


    Willi ?(


    Lieber Willi,


    die neuen Buchbinder-Aufnahmen kenne ich noch nicht, daher die Kargheit meines Beitrages. Ich bin auf Kommentare der ersten Hörer neugierig.


    Eine Gesamtaufnahme aus den frühen Achtzigerjahren (?), die ich ebenfalls nicht kenne, ist für über 500 Euro erhältlich:



    Liebe Grüße
    Melot

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

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    Zum Vergleichen gibt es diese schon sehr günstig. Leider die GA nur zu horrendem Preis.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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    Zum Vergleichen gibt es diese schon sehr günstig. Leider die GA nur zu horrendem Preis.


    LG, Bernward


    Die neue Gesamtaufnahme - Live-Aufnahmen aus sieben Klavierabenden - kann ich nur empfehlen, und sie ist nicht teuer. Ich bin richtig glücklich damit.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Sagitt meint:


    Und im Gegensatz zur älteren ist sie wirklich interssant. Ich fand die erste Aufnahme von Buchbinder nur zum Weghören. Er produzierte ja Massen von Klaviermusik. Der gesamte Dies und der gesamte Das. Schlicht langweilig.


    Das ist beim neuen Zyklus nun wirklich anders. Ich war froh, mein Vor-Urteil überwinden zu können.

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  • Und im Gegensatz zur älteren ist sie wirklich interssant. Ich fand die erste Aufnahme von Buchbinder nur zum Weghören. Er produzierte ja Massen von Klaviermusik. Der gesamte Dies und der gesamte Das. Schlicht langweilig.


    Das ist beim neuen Zyklus nun wirklich anders. Ich war froh, mein Vor-Urteil überwinden zu können.


    Buchbinder spielte in den 80ern den gesamten Beethoven live in Wien, was von Ö1 übertragen wurde. Das hat mich nicht im geringsten angesprochen und ich machte daraufhin einen Bogen um ihn. Vor einigen Jahren wurde die Übung wiederholt und mit dem nach ca. 20 Jahren runderneuerten Beethoven konnte ich mich ungleich besser anfreunden, ohne dass er jedoch deswegen in die Gruppe meiner bevorzugten Beethoven-Interpreten aufgenommen worden wäre. Sein Mozart ist jetzt jedoch ganz große Klasse!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich besitze aus den älteren Teldec-Aufnahmen eine CD mit Klavierstücken (1977 eingespielt) sowie die Diabelli-Variationen (einschließlich den Beiträgen anderer Komponisten). Besonders bei der CD mit den Kleinigkeiten ist mir ein harter trockener Ton und eine ruppige Spielweise aufgefallen. Das mag auch an der Tontechnik liegen, für einige Einspielungen Guldas gilt ähnliches.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Konkretes Beispiel?


    Es gilt nicht für den Amadeo-Beethovenzyklus.
    Aber in recht extremer Weise für die Diabelli-Variationen und für das Wohltemperierte Klavier, die anscheinend auf "Jazz-Art" mit dem Mikrophon praktisch im Flügel aufgenommen wurden: knochentrocken, kein Raum.
    Ich mag das ja sogar ganz gern, aber ich kann verstehen, wenn es manchen stört.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Welch ein pianistische Leistung, wie er im Alter von 84 Jahren noch die beiden Sonaten op. 14 und die Sonate op. 22 gestaltete oder mit 85 Jahren (1969) z.B. noch die Sonate Nr. 16 G-dur op. 31 Nr. 1, um nur einige zu nennen.


    Vielleicht muss ich Pollini ins hohe Alter begleiten, um nachvollziehen zu können, was an solch gerontologisch beachtlichen, musikalisch in meinen Ohren schlicht oft nicht mehr wirklich hörenswerten Leistungen fasziniert.
    Für Arrau, Backhaus, Kempff, Gieseking & Co. bin ich schlicht viel zu jung, außerdem habe ich, das sehe man mir bitte nach, auch wenn ich damit den einen oder anderen Schatz ignorieren werde, gewisse Ansprüche an die Klangqualität. Ich bin schließlich kein Musikarchäologe oder -historiker.


    Die überschaubaren Begegnungen mit den "großen Alten" waren nie so gut, dass ich mich je für eine Aufnahme entschieden hätte. Sofern ich mal jemanden kennenlerne, der von den vielen hier genannten Aufnahmen welche hat, höre ich gerne aufmerksam hinein. Doch das ehrfürchtige Hören tattrig-vergriffener Klavierwerke blieb mir bisher fremd.


    // ACHTUNG, ACHTUNG - ein Zwischenruf für Schnellgekränkte und Beleidigungsopfer: dies ist nicht ernsthaft böse gemeint, soll die Lebensleistungen der Genannten und Anderer nicht in Frage stellen, ist aber augenzwinkernd genauso "böse" gemeint, wie ich es geschrieben habe. Ggf. die Lektüre hier unterbrechen... - Ende Zwischenruf //



    Aber alles Reden hilft nicht: wenn Sviatoslav Richter den ganzen Zyklus vorgelegt hätte, brauchten iwr nicht über den Besten zu diskutieren.


    Das sehe ich nach nur einem Live-Erlebnis ganz anders: Frankfurt, Alte Oper, Mozartsaal (! - der Raum war das Beste am Abend!) - ein miserabel intonierter Yamaha-Flügel - ein miserabler Pianist. Die letzten drei Beethoven-Sonaten wurden leider, leider nicht auf höchstem Niveau, sondern auf höchst peinliche Weise heruntergespielt.


    Die nach dem Konzert neben mir weinenden weiblichen Mumien versicherten sich gegenseitig, dass sie Swjatoslaw seit dem Konzert in Moskau oder Blablapetrowsk 1954 (?? so ähnlich jedenfalls) nicht mehr so schön spielen gehört hätten, Beethoven wäre nie besser gespielt worden.... Und ich ärgerte mich wirklich, wirklich sehr über das gerade erlebte. Von einer solchen Legende (zu solch einem Preis, nebenbei erwähnt). Die Krone der Unverschämtheit setzte S.R. himself dem ganzen dann auf, als er im Vorraum des Künstlereingangs mit seiner Frau erschien und ihr zuraunte, dass "standing ovations wohl das Mindeste" gewesen wären... Ein Autogramm hatte der griesgrämige Knochenkopf zuvor schon mit eisigem Blick verweigert. Jetzt war ich kurz davor, diesem ********* vor die Füße zu spucken.


    DAS vergesse ich NIE! S.R. mag so groß gewesen sein wie auch immer. Sein Beethoven-Spiel ist mit dem Erlebnis von ihm selbst vernichtet. Mir wurscht, mag ja sein, dass sowas sonst niemand hier erlebt hat.


    Am Rande: eine distanzlose Redakteurin der FAZ (die kleine Frau, die heute gerne mal auf SWR2 aus dem Radio spricht...) schrieb damals vom "Zauber des Swjatoslaw", in Anlehnung an einen Kinofilm, in den sie den Pianisten begleitet hatte.
    Und dann die Mätzchen mit Leseleuchte, Noten und so. Voll panne...


    Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine!
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

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  • Und ein guter Junger wurde vor ein paar Jahren hier schon erwähnt. Bei dieser Gelegenheit möchte ich ihn mit Bild zeigen:


    Gutes und kritisches wurde schon gesagt. Das Gute teile ich sofort, das Kritische eventuell teilweise, zumal ich den Zyklus dazu auch mal wieder hören müsste. Mag es auch sein, dass in den Spitzen eine gewisse Unbändigkeit fehlt, so ist die GA insgesamt doch ohne Fehl und Tadel - eine gute, schöne Sache, wie ich höre.
    Es mag Einbildung sein, wenn man um den berühmten, hier auch schon oft gelobten Lehrer weiß, und doch wage ich zu sagen, dass man die anspruchsvolle Brendelsche Schule hören kann. Es ist zumindest keine oberflächliche, hingehudelte Sache, sondern mit Zeit und Ernsthaftigkeit gemacht. Als Ergänzung gut, als Einzel-Zyklus sehr empfehlenswert.


    Beste Grüße
    Accuphan



    PS: zu den "großen Alten": "Gilels war mein erster Beethoven", könnte ich kalauern; der unvollständige Zyklus der DGG. Das ist ganz wunderbar gemacht und immer noch wertvoll. Ihn und Pollini hatte ich im Ohr, als ich einst in der Alten Oper aus der zweiten Reihe dem S.R. in die Henle-Noten glotzte, die ich in- und auswendig kannte...

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Dann bin ich mal auf das Echo auf dein Posting gespannt, lieber Accuphan.


    Viele Grüße


    Willi ?(?(

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Dann bin ich mal auf das Echo auf dein Posting gespannt, lieber Accuphan.


    Hallo lieber Willi, das bin ich allerdings auch! :huh:;)


    [hier käme dann der "duck-und-weg"-Smiley]

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Bei Paul Lewis stimme ich dir zu, lieber Accuphan. Ich habe ihn schon live auf dem Klavierfestival Ruhr erlebt und habe die nebenstehende Dreier-CD mit den vortrefflich gespielten Sonaten Nr. 8, 9, 10, 11, 21, 24, 25, 27, 28 und 29 in meiner Sammlung.


    Viele Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zugegeben, der Umgan mit den Alten mag ein wenig schwierig sein (für mich insofern nicht, als Kempf und Backhaus zur Zeit meiner musikalischen Sozialisation nicht als Musiker von gestern galten, Kempf lebte noch und nahm auch noch auf, Backhaus war noch nicht lange verstorben). Erstaunlierweise hat der alte Backhaus seinen Beethoven durchaus nicht vertattert, auch bei seinem letzten Konzert in Ossiach nicht, und das 86-jährige Pianisten ihre eigenen, gut dreissig Jahre zurückliegenden Leistungen toppen können, durfte ich vor einer Woche in Amsterdam erleben, wo Aldo Ciccolini Liszts Harmonie poétiques et réligieuses im Concertgebou spielte.


    Richter habe ich auch noch erlebt, 1993 muss das gewesen sein. Er hatte sich gerade nach schwerer Krankheit berappelt (er hatte wohl massive Herzproblem und ist in Bonn operiert worden), residierte auf Einladung von Gönnern am Rolandseck und spielte Bachs englische Suiten in der Kölner Philharmonie, war nachdenklich, in sich gekehrt, gleichwohl charmant zu seinem Publikum. Auch hier hatte ich nicht das gefühl, dass er von seiner Kraft was eingebüßt hatte. Aber Künstler sind manchmal ziemlich schlecht drauf.


    Richters Beethoven kenne ich nicht, Backhaus ist in seiner nüchternen, sachlichen Art Referenz; die durchwachsene Tonqualität der Aufnahmen, die eigentlich nicht als Zyklus gedacht waren und teilweise noch aus der mono-Ära stammen schreckt mich persönlich nicht, wohl auch eine Generationsfrage. Aber wenn das so ist bei Dir, dann wird die wohl auch der Beethoven von Yves Nat und der von Raymond Trouard entgehen.


    Von den jüngeren würde mich der Zyklus von Gerhard Oppitz interessieren, ebenfalls die von Abdel Ramah el Bacha und von Georges Pludermacher.


    Um nochmal auf dne Gegensatz älter-jünger zurückzukommen: Backhaus scheint mir in der Gruppe der zeitloseste zu sein, spielt ganz ohne Pathos und er lünkert auch nicht in jede Ecke des Notentextes, ob sich da nicht doch irgendetwas unerhörtes herausdeuten ließe. Vielleicht gibst Du ihm nochmal 'ne Chance.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • JRs Aussagen zur Aufnahmetechnik bei Gulda kann ich bestätigen. Ich denke, dass Gulda, wenn er sich durchsetzen konnte, es so unnatürlich direkt mikrofoniert haben wollte. Schade für all die Fälle, in denen er sich durchsetzen konnte, aus meiner Sicht.
    Sein Spiel ist so klar, so transparent, dass diese Massnahme nicht nötig gewesen wäre. Die singende Qualität eines Flügels wird durch so eine Art der Aufnahmetechnik m.E. stark beeinträchtigt.


    Ich habe mir verschiedene Einspielungen angehört, besitze aber bisher nur Einzelaufnahmen.


    Für mich gibt es von den Spitzenaufnahmen zwei bis drei, die ich wirklich gerne hätte:


    1. Gulda
    2. Brendel ( vielleicht sogar Brendel 2 und nicht Brendel 3, je nach Sonate)
    3. Lewis



    Gulda und Lewis stellen für mich zwei Eckpunkte von legitimen Sichtweisen dieser Musik dar.
    Die Vorteile der Gulda-Aufnahmen sind ja auch schon genannt worden:


    Sehr fest im Timing, transparentes, leuchtendes Spiel, gradlinig, dramatisch, sehr männlich, Beethoven als Sturm- und Drangkomponist bei klarer, klassischer Balance der Parameter, sehr überzeugend beim Mitlesen der Noten weil er die Vortragsangaben genau umsetzt.


    Lewis hingegen beleuchtet die Musik aus einem weichen, eher mild-lyrischen, romantischen Blickwinkel, ohne agogisch oder dynamisch irgendwelche unangemessenen und aufgesetzten "Sperenzien" zu machen. Sein Spiel wirkt auf mich sehr poetisch und vor allem singend, wozu auch der entsprechend intonierte Flügel seinen Beitrag leistet: Weiche Anschlagsgeräusche, langes, singendes Ausklingen der Noten. Man höre sich seinen Anfang der Nr. 8 c-moll op. 13 an: Da nimmt er sich viel Zeit, um den Akkord lange klingen zu lassen, behält aber den Zusammenhang und ändert nicht -wie es z.B. Hewitt aus meiner Sicht fehlerhaft macht- den rhythmischen Abstand zwischen den ersten und den zweiten punktierten Noten, wodurch sich sein gut ausgebildetes Bewusstsein für solche Dinge wie Geschmack und "Anstand" (mein Klavierlehrer gebrauchte diesen Begriff bei unseren Diskussionen über Interpretationen gerne...) erkennen lässt.
    Ich höre da viel von dem, was ich als "erlesenen Klavierton" bezeichnen möchte.


    Mittlerweile bin ich so weit, dass ich für mich beide Gesamtaufnahmen auf jeden Fall meine haben zu müssen.
    Ihre sehr verschiedenartigen Interpretationsansätze beleuchten sozusagen unterschiedliche Seiten ein und derselben Medaille, wobei die Realisation für mich in beiden Fällen als ausserordentlich gelungen angesehen werden muss.


    :hello:


    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Man hört teilweise, dass F.G. ein Jazzer war (in Frankfurt spricht man es "Jatzer"), hin- und mitreißend in der Arietta, L'istesso tempo, der 12/32stel-Teil: Jazz pur! Das finde ich immer ganz großartig - swinging Luddi! :)

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Man hätte bei dieser Variation denken können, lieber Accuphan, Beethoven hätte den "Boogie Woogie" kreiert, und er sei nicht erst im 20. Jahrhundert entstanden. Für mich hat diese Variation mit am schönsten Alfredo Perl gespielt in seiner GA bei ARTE NOVA, heute bei Oehms zu haben:


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich sehe Richter bei Beethoven ebenfalls nicht als immer herausragend, auch wenn ich kein Konzerterlebnis hatte. Zum einen sind die meisten der erhältlichen Einspielungen klanglich nicht besonders gut, egal ob live oder Studio, vieles klingt ziemlich hart "gekloppt", das aber nur am Rande.


    Zum andern ist Humor m.E. Richters Sache nicht recht gewesen (ebensowenig Gilels'), was bei einigen der frühen Sonaten für mich zu wuchtig-grimmige Resultate hat. op.2,1 ist mir z.B. deutlich zu gewichtig. Dann gibt es einige Marotten, so ein m.E. absurd langsames Tempo im 2. Satz von op.110, was den bizarren Humor des Satzes zerstört.
    Von den Sonaten, die ich mit Richter gehört habe, habe ich op.31,2 (EMI), Appassionata (RCA oder Melodiya) und evtl. noch die Pathetique und op.90 als besonders beeindruckend in Erinnerung. op.2,3 oder op.7 sind auch sehr gut, wirken aber, evtl. durch die Aufnahmetechnik, ziemlich/zu brutal, s.o.
    Sein op.110 fand ich wie gesagt, eher seltsam, die anderen späten habe ich nur in der Brilliant Box live und noch nicht recht gehört.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Ich besitze aus den älteren Teldec-Aufnahmen eine CD mit Klavierstücken (1977 eingespielt), (einschließlich den
    Beiträgen anderer Komponisten)
    .sowie die Diabelli-Variationen (einschließlich den Beiträgen anderer Komponisten). Besonders bei der CD mit den Kleinigkeiten ist mir ein harter trockener Ton und eine ruppige Spielweise aufgefallen. Das mag auch an der Tontechnik liegen,

    Ich denke, bei den Diabeli-Variationen liegts tatsächlich an der Spielweise Buchbinders. Ich habe einen Mitschnitt aus Budapest vom 05.06.79. Nie zuvor habe ich die D-var. in solch aggressiven und harten Spielweise mir reingezogen.
    Diese einseitige Heransgehensweise ist atemberaubend in ihrem Extrem ...


    Der Mitschnitt aus Berlin vom 29.03.11 geriet nicht minder spannend, mit höchster Intensität. Er besticht in diesem Falle durch grandiose Durchhörbarkeit, z.B. die 32. Variation (eine Fuge, Allegro) hatte ich bislang nicht nicht in so großer Deutlichkeit erlebt...
    :hello:

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