Gänsehautstellen

  • "Schalltrichter in die Höhe! - Die Hörner müssen die Trompeten übertönen..."

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • "Von hier an (und zwar ja nicht 4 Takte vorher) bis zum Schluss ist es empfehlenswerth die Hörner so lange zu verstärken, bis der hymnenartige, alles übertönende Choral die nöthige Klangfülle erreicht hat. Alle Hornisten stehen auf, um die möglichst grösste Schallkraft zu erzielen."


    Es sind 7 Hörner (4+3) plus "Hörnerverstärkung", die unter der 2. Hornstimme in einem eigenen System notiert ist.


    Vier Takte vorher: "Die Holzinstrumente Schalltr. in die Höhe."
    :thumbsup:

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Die Frage, warum Musik Gänsehaut hervorrufen kann, sollte in aller Bescheidentheit zunächst auf die Frage reduziert werden, warum Musik überhaupt Emotionen auslösen kann. Denn schon mit dieser Frage zeigten sich die Wissenschaftler der letzten 50 Jahre restlos überfordert. Daran ändert auch nichts, wenn sich "Musikforscher" aus Psychologie und Neurologie als "Entdecker der emotionalen Sprache Musik" feiern lassen und es Magazine gibt, die solche werbewirksamen Verkündigungen auch noch abdrucken.


    Der Grund dafür, dass Wissenschaftler der emotionalen Wirkung von Musik so lange nicht die Schliche kamen, ist meiner Meinung nach der, dass man bereits im Ansatz einer schwerwiegenden Täuschung unterlag: Denn Musik kann überhaupt keine Emotionen vermitteln. Wie sollte sie auch? Vielmehr vermittelt Musik etwas anderes, nämlich Willensvorgänge. Das hat übrigens schon der Gründer der Musikpsychologie, Ernst Kurth, vor über 80 Jahren gesagt.


    Da die Nachwelt aber wenig mit Ernst Kurth anfangen konnte, geriet dieser zunehmend in Vergessenheit. An dieser Stelle setzt die sogenannte Strebetendenz-Theorie an, die die musikalische Vermittlung von Willensvorgängen neu aufgreift und auf einer nachvollziehbaren Basis wiedergibt. So sagt die Strebetendendenz-Theorie, dass Musik konkret beschreibbare Willensvorgänge vermittelt, mit denen sich der Musikhörer identifiziert. Durch diese Identifikation erscheinen die Willensvorgänge dann als von Emotionen gefärbt. Etwas im Prinzip Ähnliches beobachten wir, wenn sich ein Kinobesucher mit der Lieblingsfigur eines Films identifiziert und dabei Emotionen empfindet.


    Anhand dieses Prinzips kann die Strebetendenz-Theorie erklären, wieso bestimmte Harmonien im Menschen bestimmte Emotionen auslösen können. So läßt sich auch erklären, wieso Moll häufig als traurig empfunden wird. Da eine tiefergehende Beschreibung dieses Prinzips den Rahmen dieses Beitrags jedoch übersteigen würde, möchte ich an dieser Stelle auf den fünfteiligen Artikel "Warum klingt Moll traurg? Die Strebetendenz-Theorie erklärt das Gefühl in der Musik" verweisen, der vergangene Woche im Onlinemagazin "music heute" publiziert wurde und unter folgendem Link kostenlos heruntergeladen werden kann: http://www.musik-heute.de/tags/strebetendenz-theorie/


    Bernd Willimek

  • Zitat

    Accuphan: Anmerkung in der Partitur...

    Ich hatte dieses schöne Gefühl noch vor einiger Zeit in der Kölner Philharmonie, als Marhus Stenz in der Kölner Philharmonie in genau dieser beeindruckenden Art und Weise die Coda so spielen ließ.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ähnliche Stellen und Spielweisen gibt es auch in der populären Blasmusik. Ich persönlich habe mich an ein Erlebnis aus meiner "Jungerwachsenenzeit" erinnert, als ich auf einem Volksfest in Bayern eine Blaskapelle dirigieren durfte. Ich hatte mir den Erzherzog-Albrecht-Marsch ausgesucht, den ich Ton für Ton kannte und unzählige Male (während meiner Volksmusik-Zeit) gehört hatte. Dort ist eine solche Stelle in den Trompeten -- Gänsehaut pur, vor allem auch bei mir, als die Trompeter tatsächlich auch alle aufstanden und "Schalltrichter nach oben" bliesen, was das Zeug hielt.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Entschuldigung und ja, ja..., ich weiß, es gehört nicht hierher.
    Der Fußballverein "Dynamo Dresden" feierte jetzt sein 60 - jähriges Bestehen. Anläßlich dieses Ereignisses haben Fans in einer 4- minütigen Aktion eine Choreografie ausgerollt. Alles jubelt und klatscht und wenn dazu von fast 30.000 begeisterten friedlichen (!!!) Fans im Stadion
    die Dynamo- Hymne "Wir sind der zwölfte Mann" gesungen wird, das ist Gänsehaut pur!




    Dynamische Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Das was Chrissy da beschreibt ist übrigens ein Phänomen, das ich noch nie irgendwo erwähnt fand. Nämlich, dass sich riesige Chöre in Fussballstadien zusammenfinden. Das ist ja nicht nur Gegröle, denn diese Menschenmassen, oft mehr als 30.oo0 üben ja regelmäßig! Außerdem singen sie in vielen Fällen viele Jahre miteinander. Ich habe schon Fangruppierungen erlebt (St. Pauli z.B.), deren Gesang wirklich schön war und auch sehr wohl kompliziertere (nicht komplizierte, ich weiß) Melodien umfasste.
    Ein wirklich bemerkenswertes Erlebnis.


    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Die Strebetendenz-Theorie erklärt das Gefühl in der Musik" verweisen, der vergangene Woche im Onlinemagazin "music heute" publiziert wurde und unter folgendem Link kostenlos heruntergeladen werden kann: http://www.musik-heute.de/tags/strebetendenz-theorie/


    Hallo,


    ich habe mir die Seite unter "Meine Favoriten" eingestellt - ich komme darauf zurück - es wird "etwas" dauern, es ist keine leichte Kost für mich, aber schon vorab danke für den Link.


    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Die wirkmächtigste Gänsehautstelle in der mir bekannten Musik ist immer noch Takt 19 im „Andante cantabile“ von Mozarts „Jupiter“-Sinfonie. Hier hängt es natürlich sehr davon ab, ob dieser unvermittelte c-Moll-Wechsel unter sturer Beibehaltung des Tempos als einfache „Eintrübung“ gegeben wird (was derart einfallslos wirkt, dass der jeweilige Maestro diese Sternstunde der Symphonik besser erst gar nicht angefasst hätte), oder, wenn es mit einem gekonnten Ritardando wie die plötzliche Präsenz einer Gottheit im Raum wirkt („Ist er es, Jupiter?“) Dann stellt sich bei mir jedesmal Gänsehaut ein. An sich sind meine Favoriten für diese Sinfonie Bernstein und Szell, aber diese Stelle hat tatsächlich klangzauberisch Karajan am besten umgesetzt.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



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  • Eine Stelle mit Gänsehautgarantie ist für mich

    Denn einer nur freie die Braut,

    der freier als ich, der Gott!


    aus Wotans Abschied in "Die Walküre". Vielleicht meine liebste Stelle im gesamten "Ring". Die Machtlosigkeit des allmächtigen Göttervaters. Das muss natürlich auch überzeugend dargeboten werden. Die Verzweiflung ob dieser Erkenntnis muss der Wotan-Sänger glaubhaft herüberbringen können. Aus dem Stegreif gesprochen, haben das m. E. vorzüglich hingekriegt u. a. Wilhelm Rode, Josef Herrmann, Ludwig Hofmann, Joel Berglund und Sigurd Björling. Nun bin ich zeitlich sehr weit zurückgegangen, fürwahr.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Danke für den Fingerzeig, lieber Joseph II.

    Ich bin noch dabei, mir in den „Ring“ meine Schneisen zu schlagen...

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Ich habe in meinem Beitrag "Supernovae" einige Stellen genannt, stellvertretend diese hier:

    -Mahler 10., im ersten Satz, der Ausbruch (der nachkomponiert wurde)

    -Bartok, Herzog Blaubarts Burg, die 5. Tür

    -Don Giovanni, Die Komtur-Szene

    -Die Sache Makropulos, die Schlussszene

    -Aus einem Totenhaus, die Erzählung des Schischkow

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Einen magischen Moment gibt es für mich in Debussys La Mer.

    Und zwar im dritten Satz "Dialogue du vent et de la mer", ungefähr in der Mitte des Satzes, in der Partitur wird angemerkt "Plus calme est très expressif".

    Ein Klangteppich aus Streichern, Harfen und Horn bereiten, im wunderschönstem Piano, genau diesen einen magischen Moment mit Einsatz der Soloflöte und Oboe vor. Traumhaft.


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  • Ich finde, in Debussys Musik gibt es einige Gänsehautmomente, pure Klangalchemie - auch in seiner Klaviermusik, wenn er unvermittelt Licht oder Wärme in den Tonfluss hinein gibt.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Für mich existieren sehr unterschiedliche Gänsehautstellen.

    Ein überwältigender Moment wäre Mahlers zweite Sinfonie, erster Satz, zweiter Teil des Themas mit dem Höhepunkt in c-moll. Eine meiner liebsten Einspielungen hier ist diejenige von Rafael Kubelik, vielleicht, weil er die dem Werk ohnehin innewohnende Dramatik nicht überdramatisiert.


    Wesentlich intimer, aber noch weniger Gänsehaut erzeugend, ist der Beginn des Trios op. 100 - Andante con moto von Franz Schubert. Hier ist es der Celloklang, der über schlichten Klavierbegleitung einsetzt. Unter anderem das Trio Wanderer hat dies berückend zur Geltung gebracht.


    abendliche Grüße

    JLang



    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Gerade in dieser eindrucksvollen "Jenufa"-Übertragung besonders stark empfunden: Wenn sich Jenufa im Gebet in ihre "Phantasie" hineinsteigert und, das Ganze plötzlich abbricht und sie (auf Deutsch) singt: "Wo bin ich?" (Oder eben wie heute in Originalsprache, aber ich war wieder sehr gepackt - nicht nur von dieser Stelle, aber von dieser wieder ganz besonders.)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Bewußt lasse ich Wagner aus und nenne:


    • die Freischütz-Ouvertüre, wenn sich die Klarinette wie eine Lerche über das Orchester erhebt
    • den Moment, in dem der Schwertrichter Heliane als die Angeklagte erkennt
    • den Kuß in der Straussens Daphne

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Der von mir so heiß und innig geliebte 3. Akt "Tannhäuser" hält für mich stets zwei lichte Gänsehautmomente bereit:


    1. Schon im Vorspiel zum 3. Akt, nach dem großen Zusammenbruch am Ende des Höhepunkt, quasi die antizipierte Papst-Szene, wenn dann, nach dieser totalen Zerstörung, die Geigen ganz zart und leise Motiv wiederaufnahmen, bevor die Solo-Flöte übernimmt, das einsame, traurige Individuum. Da bin ich schon ergriffen, bevor der Vorhang überhaupt aufgeht.


    2. In Wolframs Szene und Lied an den Abendstern nach "bangt", wenn sich die Dunkelheit plötzlich aufhellt und der lieblichste Stern scheint. Dieser überirdische Einbruch von Licht und Wärme in die bis dahine herrschende Dunkelheit und Kälte ergreift mich total.


    Im eingestellten Mitschnitt einer Vorstellung, die ich selbst live miterlebt habe, erklingt die erste Stelle bei 2:10:27 (der Übergang beginnt spätestens bei 2:10:00). Die zweite Stelle erklingt ab 2:30:08, es singt der Wolfram meines Lebens, Siegfried Lorenz.


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Gestern Abend ist mir wieder bewusst geworden, dass ich kaum eine Oper kenne, in der die 'Gänsehautstellen' so dicht komponiert sind, wie in JENUFA.
    Sollte ich eine herausheben?

    Vielleicht im zweiten Akt. Die Küsterin hat Stewa nicht überzeugen können, sein Kind anzuschauen und endlich doch Jenufa zu heiraten, um sie und die ganze Familie vor Schande zu bewahren.
    Die Küsterin ist allein mit ihrer Verzweiflung und schreit dem wegstürzenden Stewa hinterher. Zugleich klagt Jenufa im Schlaf ("Mütterchen, ach ein Stein, ein Stein fällt, fällt auf mich herunter"). In dem Takt, in dem beide Frauen wenige Töne gleichzeitig (in hoher Lage und forte) singen, jagt mir jedes Mal eine ganze Welle von Gänsehäuten herunter. Das war schon bei der erste Jenufa mit Trötschel/Dalis so und hat sich in jeder Aufführung wiederholt.

    Aber - wie gesagt - solche Stellen gibt es viele in der 'Jenufa'!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Aber - wie gesagt - solche Stellen gibt es viele in der 'Jenufa'!

    Ja, lieber "Caruso41", da hast du völlig Recht! Eine andere habe ich ja, angeregt durch diese wirklich lohnende Opernübertragung, oben schon genannt, aber die von dir beschriebene ist zweifellos auch eine und es gibt deren in der Tat gleich einige, etwa auch der Wiederbeginn am Schluss des 3. Aktes, wenn die Küsteirn abgegangen ist und ace und Jenufa allein bleiben.

    Ich habe den gestrigen Abend sehr genossen und erwäge, mir schon bald das Ganze nochmal in der Mediathek zu gönnen - und dann natürlich auch live, sobald das wieder möglich ist, denn nur so kann man die Raumwirkung einer Inszenierung, abr auch von Stimmen beurteilen. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber!

    Ich habe den gestrigen Abend sehr genossen und erwäge, mir schon bald das Ganze nochmal in der Mediathek zu gönnen - und dann natürlich auch live, sobald das wieder möglich ist, denn nur so kann man die Raumwirkung einer Inszenierung, abr auch von Stimmen beurteilen. :hello:

    Ich habe überlegt, ob ich die TV- oder Hörfunkübertragung der Jenufa einschalten soll. Habe mich dann für TV entschieden und habe es eigentlich nicht bereut. Es war in der Tat ein sehr packender Abend! Ich habe ihn über die Stereoanlage gehört. Wie Rattle Bühne, Orchester und Chor zusammengehalten hat, war schon eindrucksvoll. Die Instrumentierungsretuschen haben letztlich nicht ernsthaft gestört haben. Ich fand zwar Netopil in Amsterdam noch überzeugender, vor allem weil er rhythmisch präziser und prägnanter war. Aber das war bei dem Arrangement unter Corona-Bedingungen für Rattle auch kaum zu erreichen. Die vielen Gänsehautstellen der Oper hat er auf jeden Fall eindrücklich gebracht.

    Die Sängerleistungen fand ich stark! Nun bin ich gespannt auf den Eindruck, wenn ich mir die Hörfunkübertragung anhöre und die Szene nicht mehr sehe.


    Beste Grüße

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Für mich eine der (potenziellen) Gänsehautstellen sind in Schuberts Großer C-Dur-Symphonie im Finalsatz jene Diminuendo-Momente, wo sich die Musik aus der Bewegung ins zunehmend Leise und wie in die Ferne hinein verabschiedet bis ins fast Unhörbare, gleichsam wie eine Reisegesellschaft, die einem sich entfernend zuwinkt. Für mich ein wahrhaft Eichendorffscher Moment.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Wie schön - der Vergleich mit Eichendorff! Wäre mir nicht eingefallen, obwohl Eichendorff einer meiner Lieblingsdichter ist, aber genauso ist es, wie du es formulierst, hasiewicz.

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  • Doch - ein schöner Vergleich. Ich assoziiere Eichendorff oft mit den Bildern von Caspar David Friedrich, was auf der Hand liegt aus verschiedenen Gründen.


    Und die Schubert-Neunte höre ich mir dann wohl mal wieder an - vielleicht mit Harnoncourt:


    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Vor 10 Jahren schrieb ich:


    "Sekundenlange Stille - Franz Schubert, Takt 250, die Generalpause im zweiten Satz der 9. Sinfonie "Die Große" D. 944 zwischen dem Orchestertutti im dreifachen fff und dem pp Pizzicato der Streicher."


    Es ist immer noch so.


    Bei Schubert gibt es für mich weitere Gänsehautstellen. Aus dem Zyklus Schwanengesang:

    im 12. Lied "Am Meer" p, pp und ppp Stellen zu Hauf. Cresendo- und decrecendo -Bögen. Akzente >


    Jede Note ist vom Komponisten wohl gesetzt.


    Dietrich Fischer Dieskau singt. Der Pianist ist nicht angegeben.


    Anmerkung: Das Original steht in C, die mitlaufende Partitur ist in A. Es kommt mir vor, der Sänger hat ein B-Dur gewählt. Ich habe kein Klavier zur Verfügung, um es zu überprüfen.



    Aus dem gleichen Zyklus noch ein Beispiel: Das 9. Lied: Ihr Bild.


    Es beginnt in pp und endet im f der Begleitstimme. Crecendo- und Decrescendo- Bögen


    "Um ihre Lippen zog sich" - Was da musikalisch geschieht, ist eine Gänsehautstelle mehr.





    Wem Fischer-Dieskau nicht zusagen sollte, ein anderer Sänger mit ebenfalls aussergewöhnlicher Interpretation:

    Hans Hotter singt. Gerald Moore begleitet den Sänger. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1954.


    9. Ihr Bild bei 28 min 57 s.

    12. Am Meer bei 36 min 33 s



    Hier zwei Links zur Erstausgabe aus dem Jahr 1829.


    9. Ihr Bild


    https://commons.wikimedia.org/…engesang_Bd.2.pdf&page=20



    12. Am Meer


    https://commons.wikimedia.org/…engesang_Bd.2.pdf&page=34



    Weiss jemand, wo das Autograph der Partitur aufbewahrt wird?

    .



    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir dieselbe Stelle meinen, aber ich denke schon: meine Gänsehautstelle in dieser Sinfonie ist in jenam zweiten Satz der zweifacher Verzweiflungsschrei (mit entsprechender Steugerung davor) und die lange Generalpause danach.


    In dieser Aufnahme im Bereich 08:55 bis 09:10:



    Ist jetzt vielleicht nicht die absolute Top-Aufnahme, aber in diesem Video war der zweite Satz halt separiert.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber


    Es ist genau diese Stelle, wie du schreibst. Für mich ist es diese Generalpause vor dem dreifachen fff, die absolute Stille.


    Bei 24 min 00 s beginnt es, die Generalpause ist bei 25 min 00 s. In der Aufnahme mit Sawallisch kann man die Entwicklung in der Partitur verfolgen.



    LG moderato

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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928