Dietrich Fischer Dieskau - eine Referenz

  • Lieber Fiesco, schaust Du bitte nochmal hier. Diese Platte meinte ich, und darauf bezog sich dann Josephs Antwort.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Na ja, lieber Fiesco, ich meinte eigentlich die ehemalige LP mit Orchesterbegleitung durch das BR-Symphonieorchester unter Sawallisch.


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    Auf die bezog sich auch das Zitat. Hier z. B. bekommt man das Album als Download.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ja ja, ich habe halt mal wieder nur die Hälfte gelesen, aber zu meiner Verteidigung :!:es ging ja um die Orfeo Box und Joseph II postete dazwischen ^^!


    Also nix für ungut, allerdings habe ich das Cover aber auch schon gesehen mit dem Warner Label Zeichen! :!::!::!:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Also nix für ungut, allerdings habe ich das Cover aber auch schon gesehen mit dem Warner Label Zeichen! :!::!::!:

    Du hast ganz richtig gesehen, lieber Fiesco. Ich kenne das Cover mit dem Warner-Logo auch. Es ist Teil des Download-Angebots. Auf Nachfrage wurde mir das auch so bestätigt. Ist wie's ist!

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    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Eher als Kuriosum mitgenommen hatte ich FiDi mit Liedern von Hanns Eisler aus der Exilzeit, überwiegend aus dem Hollywood-Songbook, gleichfalls mit Aribert Reimann am Klavier. Das konnte ich mir nun gar nicht gelingend vorstellen.
    Diese wunderschönen Lieder, obwohl teilweise frei "atonal" oder auch zwölftönig, bekommt FiDi zu meiner großen Überrachung aber doch ganz vorzüglich hin. Seine gute Textverständlichkeit kommt diesen Liedern mit ihren bei aller musikalischen Schönheit auch textlichen Bitterkeit sehr zu gute. Betonungen finde ich hier zumindest meistens klug gesetzt. Das Manirierte, obwohl er sich hier noch relativ zurückhält, und Deklamatorische wirkt hier eher "episch" im Sinne des Brechtschen Verfremdungseffekts, ob nun bewußt so intendiert oder nicht, und verhindert, das sein an sich ja sehr schöner, heller Bariton diese Lieder mit ihren bitteren Texten zu schön macht.

    Ein drolliger Zufall: nachdem ich vor Minuten in einem anderen Thread von meinem Konzerterlebnis mit Dietrich Fischer-Dieskau/Aribert Reimann und dem "Hollywood Liederbuch" erzählte, stoße ich auf diesen Beitrag.

  • Dietrich Fischer-Dieskau singt das Schubert Lied Die Sterne D. D.939 (op. 96 No. 1) begleitet von Svatoslaw Richter. Eine Aufnahme aus dem Jahr 1978.


    Man schaue in das Gesicht des Liedinterpreten. Wie der Liedtext durchlebt wird, ist grosse Kunst. Chapeau.


    Gedicht von Karl Gottfried Ritter von Leitner (1800-1890)


    Die Sterne


    Wie blitzen

    Die Sterne

    So hell durch die Nacht!

    Bin oft schon

    Darüber

    Vom Schlummer erwacht.


    Doch schelt' ich

    Die lichten

    Gebilde d'rum nicht,

    Sie üben

    Im Stillen

    Manch heilsame Pflicht.


    Sie wallen

    Hoch oben

    In Engelgestalt,

    [Und]1 leuchten

    Dem Pilger

    Durch Heiden und Wald.


    Sie schweben

    Als Bothen

    Der Liebe umher,

    Und tragen

    Oft Küsse

    Weit über das Meer.


    Sie blicken

    Dem Dulder

    Recht mild in's Gesicht,

    Und säumen

    Die Thränen

    Mit silbernem Licht.


    [Sie]2 weisen

    Von Gräbern

    Gar tröstlich und hold

    Uns hinter

    Das Blaue

    Mit Fingern von Gold.


    So sey denn

    Gesegnet

    Du strahlige Schar!

    Und leuchte

    Mir lange

    Noch freundlich und klar.


    Und wenn ich

    Einst liebe,

    Seyd hold dem Verein,

    Und euer

    Geflimmer

    Laßt Segen uns seyn.



    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Zu Fischer-Dieskaus angeblichem "Manierismus"

    "Dieser Sänger war stets auf der Suche nach Vollkommenheit und Vollendung"

    Für mich stellt sich zu dieser Aussage die Frage, resultiert daraus die für mich manchmal unerträgliche manieristische Ausprägung bei der Interpretation seines Liedgesanges, hauptsächlich des späteren!


    Zitat aus diesem von Stimmenliebhaber dankenswerterweise per Link zugänglich gemachten Presse-Artikel:

    Volkmar Fischer:

    "Fangen wir mit einem der populärsten Lieder aus wahrscheinlich dem berühmtesten Zyklen überhaupt an: "Der Lindenbaum" aus der "Winterreise". Schubert komponiert es vom Duktus her wie ein einfaches Volkslied. Aber mit der Schlichtheit hat’s Fischer-Dieskau offenbar nicht so. Er neigt dazu, das eigentlich Unkomplizierte zu verkünsteln und zelebriert dadurch seine eigene Kunstfertigkeit. Wenn ich das höre, leide ich darunter, wie er dieses fragile musikalische Gebilde interpretatorisch fest umklammert. Das tut dem Lied nicht gut, das auf jede noch so kleine Überbetonung wie eine Mimose reagiert. Anders gesagt: Die von Schubert angestrebte Rührung stellt sich bei mir nicht ein."


    "Manierismus"? "Verkünstelte Interpretation"?

    Ein Vorwurf, der dem Liedinterpreten Fischer-Dieskau anhaftet wie eine Klette. Er ist problematisch, weil dabei, wird er in allgemein-plakativer Weise erhoben, zu wenig bedacht wird, dass es sich bei der Melodik des Kunstliedes nicht um ein volksliedhaftes kompositorisches Produkt handelt, sondern um ein artifzielles, eines, das die prosodischen Gegebenheiten des lyrischen Textes, seine spezifische Semantik und den Gehalt seiner Metaphorik reflektiert. Ganz bezeichnend dafür sind die oben zitierten Aussagen von Volkmar Fischer, der ganz offensichtlich nicht gesehen hat, dass Schubert beim "Lindenbaum" die Melodik volksliedhaft angelegt hat, weil sich der Protagonist hier der Imagination vergangener Zeiten hingibt, in denen es für ihn noch so etwas wie heimatliches Zuhause gab, - etwas, das er längst verloren hat, wie sich noch in diesem Lied auf geradezu schroffe Weise manifestiert. Jeder Interpret muss diese Melodik bei aller ihrer scheinbar schlichten Volksliedhaftigkeit im Bewusstsein dieses Sachverhalts vortragen, wenn er Schuberts kompositorischer Intention gerecht werden will.


    Aber hören wir doch vielleicht mal dieses Lied:

    Franz Schubert, "Der Jüngling an der Quelle", D 300


    Leise, rieselnder Quell, ihr wallenden, flispernden Pappeln,
    Euer Schlummergeräusch wecket die Liebe nur auf.
    Linderung sucht' ich bei euch, und sie zu vergessen, die Spröde;
    Ach! und Blätter und Bach seufzen, Geliebte, dir nach.


    "Pappeln", - dieses Wort kann vielerlei Assoziationen auslösen, Bilder und Gefühle evozieren. Wenn sie "flispern", im Einklang mit dem "rieselnden Quell", wenn sie als "Schlummergeräusch" beim einsam Rastenden Erinnerungen an vergangenes Liebesglück wecken, wie das in dem Gedicht "Der Jüngling an der Quelle" des Poeten Johann Gaudenz von Salis geschieht, dann entsteht die Impression einer heiteren Idylle, weit weg von aller Erdenschwere.

    Ganz ernst nehmen darf man das nicht. Es ist keine große Poesie. Allenfalls einen poetischen Gegenentwurf zur alltäglichen Tristesse der realen Welt kann man darin sehen, - wenn man dem Gedicht wohl will. Schubert, der es in ein zauberisch heiteres Lied verwandelt hat, wusste das. Das schwerelose Auf und Ab der Klaviertöne, das sich über der Quinte entfaltet, macht das schon im Vorspiel hörbar.

    Heinrich Schlusnus entfaltete ehedem bei der Interpretation dieses Liedes die ganze Pracht seines wohlklingenden Baritons.



    Schwerfällig wirkt das alles. Von flispernden Pappeln nichts zu hören, für die leisen Töne eines rieselnden Quells ist er viel zu laut, und wenn das "Ach" auftaucht, mit dem "Blätter und Bach" der Geliebten "nachseufzen", verfällt der Sänger in einen fast schmetternden Ariengestus. Was der Text sagt, scheint ihm hier, wie überhaupt bei seiner ganzen Interpretation, völlig entgangen zu sein. Er misst ihm jedenfalls keine Bedeutung bei.

    Wie anders Fischer-Dieskau!



    Allein schon das heitere Timbre seiner Stimme macht deutlich, dass er den Geist dieses lyrischen Textes begriffen hat. Der Ton auf "Quell" wird so lange wie möglich ausgehalten, und bei den flispernden Pappeln stoßen die "P"s hörbar zusammen und purzeln beinahe übereinander.
    Bei "Linderung" darf sich der sonore Konsonant ausleben, und das "ach" schält sich wie beiläufig aus einem großen gesanglichen Bogen heraus, der in "die Spröde" seinen Gipfel erreicht.

    Ja, man kann Anstoß daran nehmen, dass er die "P"s der Pappeln in der Artikulation fast purzeln lässt. Manierismus kann man das nennen. Aber wenn man das tut, hat man vom Geist dieses Schubertliedes nichts begriffen.
    Man hat nicht begriffen, dass sich sein Zauber erst dann entfaltet und nur dann davor bewahrt werden kann, in schieren Kitsch abzugleiten, wenn man die flispernden Pappeln und all das, was hier sonst noch so rieselt und nachseufzt, nicht ganz ernst nimmt.
    So wie jede Idylle nicht ernst genommen werden darf, damit sie sein kann, was sie sein will:
    Raum für die kontrafaktische Macht der künstlerischen Phantasie.

    Manierismus?
    Nein! Ganz großer, gescheiter und gesanglich perfekt gestalteter Liedgesang. "Gescheit", weil er, wie ganz deutlich zu vernehmen ist, aus einer gründlichen reflexiven Auseinandersetzung mit der Liedmusik und dem ihr zugrundeliegenden lyrischen Text hervorgegangen ist und infolgedessen deren kompositorisch intendierte Aussage vollinhaltlich zu erfassen und zum Ausdruck zu bringen vermag.


    Allerdings:

    Dass Dietrich Fischer-Dieskau im Alter das wachsende Defizit an stimmlichem Material mehr und mehr durch den oft unangemessen hohen Einsatz deklamatorischer Mittel zu kompensieren versuchte, was ihm wohl bewusst gewesen sein dürfte, das ist ein anderes Kapitel.

  • Ja, man kann Anstoß daran nehmen, dass er die "P"s der Pappeln in der Artikulation fast purzeln lässt. Manierismus kann man das nennen.


    Manierismus?
    Nein! Ganz großer, gescheiter und gesanglich perfekt gestalteter Liedgesang.

    Lieber "Helmut Hofmann",


    ich bin hier ganz bei dir. Ich nehme auch keinen Anstoß daran, dass Konsonanten, die im Text nun mal drin sind und auch einen wichtigen Anteil des Reizes des Verses ausmachen, hörbar und erlebbar werden. Vielmehr nehme ich Anstoß daran, wenn das nicht geschieht, sondern drübergesungen wird, als würde es diese reizvolle Konsonanntenhäufung (wie etwa bei "Pappeln") gar nicht geben.

    Insofern danke ich dir sehr für diesen deinen Beitrag.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • "Manierismus"? "Verkünstelte Interpretation"?

    Ein Vorwurf, der dem Liedinterpreten Fischer-Dieskau anhaftet wie eine Klette. Er ist problematisch, weil dabei, wird er in allgemein-plakativer Weise erhoben, zu wenig bedacht wird, dass es sich bei der Melodik des Kunstliedes nicht um ein volksliedhaftes kompositorisches Produkt handelt, sondern um ein artifzielles, eines, das die prosodischen Gegebenheiten des lyrischen Textes, seine spezifische Semantik und den Gehalt seiner Metaphorik reflektiert.

    So ein Vorwurf, lieber Helmut, wird ja bekanntlich nicht nur gegen Fischer-Dieskau gebetmühlenartig erhoben. Er zeugt von der Unfälhigkeit, das Wesen dieses Sängers, ja das Wesen interpretierender Kunst überhaupt zu erfassen. Auch Elisabeth Schwarzkopf, mit der Fischer-Dieskau oft und ideal zusammenarbeitete, sah sich ein Leben lang davon verfolgt. Diese Zusammenarbeit war auch deshalb künstlerisch so ertragreich, weil sich beide Künstler in der Art und Weise, Lieder zu gestalten, so ähnlich waren. Was beide unter die Finger bekamen, erhoben sie zur Kunst. Da spricht ja nicht gegen andere Sänger, die auch andere Wege gingen und dabei sehr erfolgreich waren und sind. Indem man die Schwarzkopf - ich bleibe mal bei ihr - ständig des Manierismus bezichtigte, erwartete man von ihr nichts anderes als die Preisgabe der Unverwechselbarkeit ihres Stils. Das st so etwa das Schlimmste, was man einem Künstler antun kann. Darauf angesprochen, entgegnete sie mit der ihr eigenen Schlagfertigkeit: "Ach wissen sie, das schreibt einer vom anderen ab." Wie Recht sie doch hatte.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Die Vorwürfe an Fischer-Dieskaus Vortragsstil war für viele Kritiker wohl oft nur Deckmantel oder Vorwand, weil sie dessen angebliche oder tatsächliche menschliche Unnahbarkeit ablehn(t)en.


    Der verehrte Künstler soll eben für seine Fans nicht nur durch seine Darbietung begeistern, sondern möglichst privat auch noch den umgänglichen Kumpeltypen geben, mit dem man nach dem Konzert noch nett ein Schwätzchen hält, vielleicht ein paar kleine Scherze macht und persönlich gewidmete Autogramme erhält. Für diese Art Fans gehören eben beide Qualitäten zusammen.


    Ein Slezak oder Wunderlich, der nach der Vorstellung noch im nächstgelegenen Weinlokal zur Freude der anwesenden Gäste Heurigenlieder und Arien schmettert, kann man sich sicherlich problemlos vorstellen. Bei einem Fischer-Dieskau undenkbar. Der Herr Professor ließ sich wohl lieber immer gleich nach getaner Arbeit von seinem Chauffeur im klimatisierten Mercedes in seine Villa oder ins Hotel fahren.


    Will sagen: Der vielfach erhobene und übernommene Vorwurf des Manierismus dieses Künstlers liegt möglicherweise mehr in seiner Persönlichkeit als Menschentypus begründet, weniger streng fachlich gesehen in seinem Gesangsstil.

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Es ist nicht Dietrich Fischer-Dieskau anzulasten, dass in Sachen Lied seine Präsenz in den Schallplattenkatalogen über Jahrzehnte erdrückend war. Hermann Prey folgte deutlich abgeschlagen, ein Gérard Souzay bei Phillips war im Wettbewerb mit dem DG-Star chancenlos. Noch schlechter erging es beispielsweise Barry McDaniel: dessen wunderbare "Winterreise", 1972 mit Aribert Reimann am Klavier aufgenommen, brachte Columbia gar nicht erst auf den Markt.

  • So ein Vorwurf, lieber Helmut, wird ja bekanntlich nicht nur gegen Fischer-Dieskau gebetmühlenartig erhoben. Er zeugt von der Unfälhigkeit, das Wesen dieses Sängers, ja das Wesen interpretierender Kunst überhaupt zu erfassen. Auch Elisabeth Schwarzkopf, mit der Fischer-Dieskau oft und ideal zusammenarbeitete, sah sich ein Leben lang davon verfolgt. Diese Zusammenarbeit war auch deshalb künstlerisch so ertragreich, weil sich beide Künstler in der Art und Weise, Lieder zu gestalten, so ähnlich waren. Was beide unter die Finger bekamen, erhoben sie zur Kunst. Da spricht ja nicht gegen andere Sänger, die auch andere Wege gingen und dabei sehr erfolgreich waren und sind. Indem man die Schwarzkopf - ich bleibe mal bei ihr - ständig des Manierismus bezichtigte, erwartete man von ihr nichts anderes als die Preisgabe der Unverwechselbarkeit ihres Stils. Das st so etwa das Schlimmste, was man einem Künstler antun kann. Darauf angesprochen, entgegnete sie mit der ihr eigenen Schlagfertigkeit: "Ach wissen sie, das schreibt einer vom anderen ab." Wie Recht sie doch hatte.

    Es wird dich nicht überraschen, dass ich deine Meinung nicht teile, dass man Fischer-Dieskau und Schwarzkopf so sehr in einen Topf schmeißen kann, wie du es hier tust. Fischer-Dieskau singt zum beispiel in der Regel immer die vorgeschriebenen Vokale, was - jenseits von allen fragen der Konsonantenbehandlung - sehr zu seiner allgemein anerkannten Textverständlichkeit beitrrägt. Es gibt also schon Unterschiede zwischen beiden.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ein Slezak oder Wunderlich, der nach der Vorstellung noch im nächstgelegenen Weinlokal zur Freude der anwesenden Gäste Heurigenlieder und Arien schmettert, kann man sich sicherlich problemlos vorstellen. Bei einem Fischer-Dieskau undenkbar. Der Herr Professor ließ sich wohl lieber immer gleich nach getaner Arbeit von seinem Chauffeur im klimatisierten Mercedes in seine Villa oder ins Hotel fahren.

    Da kann ich den Herrn Professor persönlich gut verstehen, sollte er es denn tatsächlich so gehandhabt haben.


    Ich hörte von Fischer-Dieskau vor Jahren mal ungemein gewinnbringende Aussagen und Deutungen zu Wagners Meistersingern. Allein sein Vortragsstil war eine Meisterleistung in Sachen Rhetorik. Leider ist mir nicht mehr erinnerlich, in welchem Zusammenhang das aufgezeichnet wurde. Es war meiner Erinnerung nach aber wohl nach 2000. Ich meine, es war dergestalt, dass es immer abwechselnd Orchester-/Chorpassagen und dann seine Anmerkungen dazu gab. Ist da jemandem etwas bekannt, was das gewesen sein könnte und ob das auf CD herausgekommen ist? Das würde ich zu gerne nochmal komplett hören.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Da kann ich den Herrn Professor persönlich gut verstehen, sollte er es denn tatsächlich so gehandhabt haben.

    Professionell gesehen ist es natürlich absolut korrekt, alles zu tun, um die Stimme zu schonen, sich z.B. nicht zu erkälten, allgemein alles nur Mögliche sicherzustellen, um nicht krank zu werden usw.. Wenn die Termine teilweise über Jahre hinaus im voraus gebucht sind und feststehen, muss man als Profi diszipliniert leben. Aber wir kommen ein wenig von Thema "Manierismus in der Vortragsweise" weg, daher soll dies dazu reichen.

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Es wird dich nicht überraschen, dass ich deine Meinung nicht teile, dass man Fischer-Dieskau und Schwarzkopf so sehr in einen Topf schmeißen kann, wie du es hier tust. Fischer-Dieskau singt zum beispiel in der Regel immer die vorgeschriebenen Vokale, was - jenseits von allen fragen der Konsonantenbehandlung - sehr zu seiner allgemein anerkannten Textverständlichkeit beitrrägt. Es gibt also schon Unterschiede zwischen beiden.

    Es genügt natürlich nicht, sich drei Schnipsel bei YouTube anzuhören, um daraus endgültige Schlüsse ziehen zu wollen. Die Beschäftigung mit der Schwarzkopf und ihrer Kunst braucht schon etwas mehr Zeit und vor allem bessere Quellen. Und gewiss gibt es deutliche Unterschiede zwischen der Sängerin und Fischer-Dieskau. Sie war eine Frau, er ein Mann. ;)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Es genügt natürlich nicht, sich drei Schnipsel bei YouTube anzuhöre, um daraus endgültige Schlüsse ziehen zu wollen. Die Beschäftigung mit der Schwarzkopf und ihrer Kunst braucht schoin etwas mehr und vor allem bessere Quellen. Und gewiss gibt es deutliche Unterschiede zwischen der Sängerin und Fischer-Dieskau. Sie war eine Frau, er ein Mann.

    Nun bleibe mal sachlich und mach dich nicht lächerlich! Ich habe genug Aufnahmen, auch Gesamtaufnahmen dieser Dame in unterschiedlichsten Rollen gehört, um mir ein fundiertes Urteil bilden zu können. Und ich bin nun wahrlich nicht der Einzige, der mit ihren Vokalverfärbungen Probleme hat.

    Aber wenn du sogar begreifst, dass sie eine Frau und er ein Mann war, wirst du vielleicht sogar noch merken, dass diese Rubrik dem Mann und nicht der Frau gewidmet ist.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die neue Charmeoffensive, die Du in Deinem Rollenspiel verströmst, reicht offenbar nicht bis hierher.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Was macht denn Elisabeth Schwarzkopf hier im Revier des Dietrich Fischer-Dieskau, und warum löst die Dame derartigen Wirbel aus?

  • Sehr hübsch und zutreffend schreibt das allseits bekannte online-Lexikon zum Begriff "maniriert": "Haltung oder Sprechweise, die als gekünstelt, geziert, pathetisch oder schwüstig empfunden wird" - Unterstreichung von mir. Es liegt im Auge des Betrachters, hier wohl richtiger "im Ohr des Hörers"...


    ^^

  • Was macht denn Elisabeth Schwarzkopf hier im Revier des Dietrich Fischer-Dieskau, und warum löst die Dame derartigen Wirbel aus?

    Guten Morgen an diesem Pfingstsonntag, das ist leicht zu beantworten. Fischer-Dieskau und die Schwarzkopf pflegten über einen längeren Zeitraum eine intensive künstlerische Partnerschaft, die viele Spuren hinterlassen hat in Form von wichtigen Platteneinspielungen. Beide waren vom Glauben ergriffen, dass man im Studio - im Gegensatz zu nicht so unberechenbaren Konzert- oder Bühnenaufführungen - Vollkommenheit erzielen kann. Eine Vollkommenheit, wie sie beiden Künstlern, die das 20. Jahrhundert in seiner zweiten Hälfte musikalisch entscheiden geprägt haben, vorschwebte. Dieses Konzept wirkt heutzutage altmodisch und offenbar nur schwer nachvollziehbar. Es ist auch - das räume ich gern ein - durch und durch bürgerlich, luxuriös und elitär. Wer also über Fischer-Dieskau nachdenkt, der kommt früher oder später auch zwangsläufig auf die Schwarzkopf. Sie lässt sich nicht ausklammern. Dafür gibt es viele andere Beispiele in der Musik. Also muss sie auch in diesem Thread ihre Rolle spielen.


    Und warum löst die Dame - wie Du sie nennst, und die sie in der Tat gewesen ist - derartigen Wirbel aus? Das ist eine lange Geschichte - auch hier im Forum. Du wirst immer mal wieder darauf stoßen. Ihr wird schwer verübelt, dass sie sich als junges Ding, das nur eines wollte - singen - auf die Nazis einließ. Wenn ich manche Stellungnahmen lese, hätte sie in die Emigration gehen müssen, wenigsten aber in den Widerstand. Darüber kann ich nicht richten. Ich bin unter geborgenen, behüteten und klaren Verhältnissen aufgewachsen, die eine solche schwere Entscheidung nicht abverlangten. Die andere kritische Flanke ist die Art ihres Singens. Im schlimmsten Fall wird beides - zumindest unausgesprochen - miteinander vermischt. Für einige Musikenthusiasten gehört es offensichtlich zum guten Ton, gegen die Schwarzkopf zu sein. Sie ist da kein Einzelfall.

    Sehr hübsch und zutreffend schreibt das allseits bekannte online-Lexikon zum Begriff "maniriert": "Haltung oder Sprechweise, die als gekünstelt, geziert, pathetisch oder schwüstig empfunden wird" - Unterstreichung von mir. Es liegt im Auge des Betrachters, hier wohl richtiger "im Ohr des Hörers"...

    Manierismus und das sich daraus ableitende "mariniert" hat durch die Jahrhunderte eine starke Veränderung der Begrifflichkeit erfahren. Heute würde ich - bezogen auf den Gesang - von einer Art Kampfbegriff sprechen, der gern zugespitzt angewendet wird, um missliebige Sänger zu diskreditieren. Dabei ist doch schon der Gesang an sich die künstlichste, gezierteste und pathetischste Sache, die man sich vorstellen kann. Kein Mensch singt von Natur aus, um sich mitzuteilen. ;)


    Es gibt vieles, was sich im Detail an Fischer-Dieskau und Schwarzkopf kritisieren lässt. Manches klingt wirklich schräg und ist nur schwer verdaulich. Beide sind für mich keine Götter, neben denen man keine anderen Götter haben darf. Ihre unnachahmliche Entschlossenheit aber, Kunst in Vollendung machen zu wollen und der Kunst bis hin zur Erbarmungslosigkeit zu dienen, die steht für mich außerhalb jeder Kritik. Ich bin ihnen sehr, sehr dankbar. Sie haben meine Maßstäbe gesetzt. Fischer-Dieskau in jüngster Zeit wieder mehr (das geht auch auf Helmut Hofmann und seine Liedanalysen zurück) als es die Schwarzkopf seit jeher tat.

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  • Und warum löst die Dame - wie Du sie nennet, und die sie in der Tat gewesen ist - derartigen Wirbel aus? Das ist eine lange Geschichte - auch hier im Forum. Du wirst immer mal wieder darauf stoßen. Ihr wird schwer verübelt, dass sie sich als junges Ding, das nur eines wollte - singen - auf die Nazis einließ.

    Jetzt machst du genau das gleiche Bequeme, das Alfred immer macht, wenn Böhm oder Karajan künstlerisch kritisiert werden: Jede künstlerische Kritik wird mit dem Hinweis auf das Nazi-Thema zu entkräften versucht. Dem ist aber nicht so, es gibt genug künstlerische Kritik, die damit gar nichts zu tun hat!


    Es gibt vieles, was sich im Detail an Fischer-Dieskau und Schwarzkopf kritisieren lässt.

    Ich verwahre mich nach wie vor gegen die Gleichsetzung Schwarzkopf - Fischer-Dieskau, die du hier in seiner Rubrik betreibst. Herr Fischer-Dieskau hätte ohne seine Ehen genau dieselbe bedeutende künstlerische Karriere gemacht wie mit diesen Ehepartnern. Das ist ein Unterschied. Herr Fischer-Dieskau strebte auch nicht nur nach künstlerischer Perfektion und dem idealen Klang, sondern auch nach Glaubwürdigkeit auf der Bühne - wie man bei vielen Bühnenmitschnitten erleben kann (Video z.B. "Don Giovanni" aus der DOB, aber auch viel Audio). Und nicht zuletzt hatte Herr Fischer-Dieskau dutzende bedeutende künstlerische Partnerschaften - die mit Frau Schwarzkopf war zwar wichtig, aber nur eine unter vielen, man kann ihn redlicherweise nicht darauf redutzieren. Die Assoziation, dass Fischer-Dieskau das künstlerische Pendant zu Elisabeth Schwarzkopf war, eine "männliche Elisabeth Schwarzkopf" sozusagen, ist m.E. eine unzulässige künstlerische Reduktion, die ihm nicht gerecht wird (trotz aller gemeinsamen künstlerischen Parallelen, die es zweifellos auch gab, aber eben nicht nur).

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Ich bin ihnen sehr, sehr dankbar. Sie haben meine Maßstäbe gesetzt.

    Rheingold1876 Deine berührende Liebeserklärung allein lohnt, dass Elisabeth Schwarzkopf hier vorbei kam. Unseren "Hausgöttern", meist Künstler, die uns "wachküssten", bleiben wir ein Leben lang verbunden. Dietrich Fischer-Dieskau, mit seiner ungewöhnlich langen Karriere und der beeindruckenden Breite seines Schaffens, genießt posthum bis heute die Dankbarkeit vieler Menschen.


    Ich bin ich froh, dass die Helden meiner frühen Jahre dem natürlichen Prozess des Vergehens unterworfen sind. "Unvergänglich-Unvergessen" hieß eine Schallplattenserie, ein Anachronismus. Tonkunst ist zeitgebunden und verklingt.


  • Von gegenseitiger Achtung und gegenseitigem Respekt getragen war das bereits erwähnte enge künstlerische Zusammenwirken von Dietrich Fischer-Dieskau mit seiner Kollegin Elisabeth Schwarzkopf - und umgekehrt. Beide sind sich mehrfach im Aufnahmestudio begegnet. Die Ausbeute ist von außerordentlich hohem Niveau. Sie soll hier sichtbar werden. Besonders die Liederbücher von Hugo Wolf und die Volkslieder von Johannes Brahms, bei denen Gerald Moore am Flügel waltete, sind von beispielloser Delikatesse. Sie sind ein ganz wichtiger Beitrag zur Wolf-Pflege gewesen und als solcher bis heute allgemein anerkannt. Seit ihrem Entstehen in den 1960er Jahren sind sie nie vom Markt verschwunden gewesen. Am 20. Februar 1967 haben sich die Schwarzkopf und Fischer-Dieskau mit Victoria de los Angeles in London zusammengetan, um ihren Pianisten Gerald Moore zu feiern. Fischer-Dieskau trug u.a. Lieder von Schubert vor. Sie sind auch mit Mozart gemeinsam zu hören. Das denkwürdige Konzert wurde mitgeschnitten und später in einem prächtigen Album, welches das originale Programmheft enthielt, veröffentlicht. Zwischenzeitlich gab es einen CD-Umschnitt, bei dem lediglich die Liedgruppen berücksichtigt wurden - und die auch nicht komplett. Erst in der großen Schwarzkopf-Edition von Warner findet sich endlich wieder das komplette Angebot mit der Ansprache von Moore.


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Über die gesanglichen Leistungen Elisabeth Schwarzkopfs - speziell die im Bereich Liedinterpretation - hat sich Fischer-Dieskau, vornehm wie er in seinem ganzen Wesen war, nicht geäußert. Das tat er über keinen einzigen seiner Kollegen und Kolleginnen.

    Die folgende Äußerung ist aber durchaus bemerkenswert, weil sie etwas über die von Rheingold angesprochene Zusammenarbeit zwischen beiden aussagt:


    "Mit Elisabeth bestritt ich den ersten Liederabend in der neu erbauten Royal Festival Hall. Auch das >Italienische Liederbuch< beim Debüt-Konzert in der New Yorker Carnegie Hall genoß ich mit ihr. Sie sprach eine bewegende Eloge, als sie mich bei der Berufung in den Orden >Pour le mérite< zu begrüßen hatte. Und sie fehlt in keinem meiner Liederabende, die von Zürich aus zu erreichen sind.

    Ich meine, daß Elisabeth und ich unser Teil dazu beigetragen haben, dem Lied auch nach 1945 seine Weltgeltung zu erhalten." ("Nachklang", Stuttgart 1987, S.266)

  • Ich bin ich froh, dass die Helden meiner frühen Jahre dem natürlichen Prozess des Vergehens unterworfen sind.

    Wie das?, - lieber udohasso?


    Die Erfahrung von Vergänglichkeit als etwas, das "froh" stimmt?

    Das wäre nur verständlich und nachvollziehbar, wenn diese Äußerung aus einer Haltung erfolgt, die das Wesen menschlicher Existenz als ein "Sein zum Tode" versteht. Dann stellte sie ein ausdrückliches Bekenntnis dazu dar.


    Aber:

    So sehr das als allgemeine individuelle Grundhaltung sehr wohl seine Berechtigung haben mag, - im Hinblick auf musikalische Kunst und ihre Realisierung dürfte diese Haltung zumindest problematisch sein. Musik ist klanglich konkretisierte und strukturierte Zeit. Also solche ist sie wesenhaft vergänglich, und im Akt ihrer Rezeption kann sich eben gerade deshalb so etwas wie Beglückung einstellen: Das im Augenblick sich ereignende Erlebnis erfüllter Zeitlichkeit, die ansonsten eine wesenhaft leere ist.


    Das gilt für den Rezipienten. Für den diese Musik realisierenden Künstler, vom Musiker im Orchester über den Dirigenten bis zum gesanglichen Interpreten, dürfte sich die Sache anders darstellen: Als durchaus ambivalente Erfahrung nämlich. Beglückung wie beim Rezipienten unten im Zuhörerraum, zugleich aber eine - zumindest nachträglich sich einstellende - andere Erfahrung von Vergänglichkeit. Denn beim ausübenden Künstler ist das keine rein rezeptive, sondern ihn oder sie unmittelbar personal betreffende. Sie stellt gelebtes Leben dar, das als erloschen erfahren wird, wenn der letzte Ton verklungen ist, und das sich nur noch von der Hoffnung speisen kann, dass ein wenig von dem im Rezipienten weiterlebt, was man gerade mit Herzblut geschaffen hat.


    Für junge Künstler mag das eine verkraftbare Erfahrung sein, kann sich doch eine permanente Verdrängung durch das immer wiederkehrende Erlebnis des Musizierens ereignen. Mit dem Altern aber dürfte es für viele zu einem wachsenden Problem werden, das von hoher existenzieller Relevanz ist.

    Dietrich Fischer-Dieskau - um zum Gegenstand dieses Threads zu kommen - sah sich ihm auch mehr und mehr ausgesetzt, wie sich in vielen von ihm getätigten Äußerungen gezeigt hat. Die letzten, die einen Bezug dazu hatten, klangen tief pessimistisch. Er vertrat zwar in offiziellen Interviews, etwa den in Buchform publizierten Gesprächen mit Eleonore Büning ("Musik im Gespräch", Berlin 2003), wacker die Auffassung, dass klassische Musik eine Zukunft habe, hinsichtlich des zeitlichen Bestands, den sein eigener Beitrag dazu haben könnte, machte er sich aber nicht viel Hoffnung.


    Eine Äußerung wie diese ist symptomatisch für die Haltung, zu der er in dieser Frage schließlich fand:

    "Es wird sich irgendwann in der Zukunft zeigen, ob diese Dinge noch einen Wert haben oder nicht. Wenn ja, umso besser. Wenn nicht, habe ich mit Kartoffeln gehandelt."

  • Über die gesanglichen Leistungen Elisabeth Schwarzkopfs - speziell die im Bereich Liedinterpretation - hat sich Fischer-Dieskau, vornehm wie er in seinem ganzen Wesen war, nicht geäußert.

    Eine bemerkenswerte Äußerung über Frau Schwarzkopf tätigt er hier aber doch, mit einem konkreten Hinweis, mit sehr ihr Erfolg mit den damaligen Umständen zusammenhing:



    Ich habe mir diese Sendung gestern Abend komplett angesehen und muss leider sagen, dass es sympathischere Sendungen und auch Interviews mit Fischer-Dieskau gibt als dieses, wo er, relativ nah am Gesangskarrienende dran, offenbar doch einiges zu kompensieren hatte. In späteren gesprächen wirkte er weit abgeklärter und auch mher mit sich im Reinen, hier wirkt er irgendwie nervös und beinahe so, als wenn er allen beweisen müsse, was er (immer noch) für ein toller Hecht ist. Wie gesagt: In anderen aufgezeichneten Begegnungen finde ich ihn sympathischer als hier.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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