Schubert, Franz: Streichquartett d-moll D 810 - Der Tod und das Mädchen

  • Beim Restaurieren der schwarzen a..... Löcher habe ich den Thread zu Franz Schuberts Streichquartett d-moll D 810 - Der Tod und das Mädchen mt der Suchfunktion des Forums ermittelt - und war schockiert. Warum? 30 Beiträge für eines der bedeutendsten Kammermusikwerke, die jemals komponiert wurden. Beschämend, kann ich da nur sagen.


    Ich liste weitere, neuere Aufnahmen auf, die ich in meiner Sammlung auf den Regalen habe, um diesem Thread neues Leben einzuhauchen. (Weil ich im Moment keine Musik höre, lasse ich eingehendere Kommentare sein. Dazu müsste ich die Aufnahmen in den Player legen, wozu ich keine Lust verspüre. Freude an Musik habe ich im gegenwärtigen Zeitpunkt des barbarischen Weltgeschehens keine.)


    Das französische Quatuor Arod, 2013 sich formiert, hat beim Label Erato 2020 diese Interpretation des Streichquartettes d-Moll D 810 herausgebracht. Das Streichquartett Nr. 4 C-Dur D 46 und der Quartettsatz c-moll D 703 sind auch auf der Scheibe.



    Ein Abstecher über den Ärmelkanal zum Navarra String Quartett, 2002 gegründet und ihrer soliden Interpretation des schubertschen 14. Streichquartettes. Hier besticht die CD aus dem Jahr 2019 mit der Zusammenstellung verschiedenster Werke für Streichquartett, die alle um Leben und Tod kreisen und nach dem Meisterwerk Franz Schuberts entstanden sind:

    Joaquin Turina: La Oracion del Torero op. 34, György Kurtag: Ligatura Y, Arioso interotto aus Officium breve in memoriam Andreae Szervanszky, Giacomo Puccini: Crisantemi, Leos Janacek: Streichquartett Nr. 1 "Kreuzersonate"




    Das Signum Quartett, seit 1994 in Köln zusammen, hat 2019 das 14. Streichquartett Schuberts d-Moll D 810 zusammen mit Bearbeitungen schubertscher Lieder für Streichquartett, die Xandi van Dijk, der Bratschist des Ensembles, für Streichquartett arrangiert hat, eingespielt. Als weiteres Werk aus Schuberts Feder ist das Streichquartett Nr. 6 D-Dur D 74 enthalten. Das Label Pentatone hat mit einer Spielzeit von 79 min 20s die CD vollgepackt.




    2012 fanden die vier Streicher aus Berlin, sie wollen als Streichquartett sich der Öffentlichkeit präsentieren. Die Musiker spielen auswendig und stehend um den sitzenden Cellisten gruppiert. Auf You tube kann man sich davon überzeugen. 2016 haben sie in Genf den ersten Preis beim International Music Competition erhalten. Das Vision Streichquartett hat Schuberts Gipfelwerk der Streichquartett Literatur mit Felix Mendelssohns letztem Streichquartett Nr. 6 f-moll op. 80 gekoppelt, das er nach dem Tod seiner Schwester Fanny komponiert hatte. Thematisch zum Thema Tod passt daher diese Zusammenstellung. Ihre schön gestaltete Homepage spricht ein junges Publikum an: https://www.visionstringquartet.com/bio/




    Das Chiaroscuro-Quartett hat den Mittelpunkt in London, setzt sich aus Musikern und Musikerinnen aus Russland, Spanien, Schweden und Frankreich zusammen. Seit 2005 sind sie zusammen und sind der historisch informierten Aufführungspraxis verpflichtet. Selbstverständlich spielt man auf Darmsaiten, was der Aufnahme etwas Zerbrechliches verleiht. Beigesellt ist das Streichquartett Nr. 9 g-Moll op. posth. D 173. Das Label BIS hat es im Format SACD herausgegeben. Von den unzähligen Aufnahmen, die ich besitze, ist es eine der differenziertesten Interpretationen und mir am liebsten.




    Eine Interpretation, von der ich träume, ist am Verbier Festival live 2008 entstanden. Es spielte das Quatour Ebène in ihrer Gründungsformation. Ich habe sie am Fernsehen gesehen und bedaure, dass nur der zweite Variationen-Satz auf einer längst vergriffenen DVD käuflich zu erwerben war. Auf You Tube habe ich leider keinen Beitrag gefunden.




    Super preiswert ist diese Gesamtaufnahme der schubertschen Streichquartette, die das in München beheimatete Streichquartett Diogenes beim Label Brilliant Classics herausgegeben hat. Da ist das Streichquartett Nr. 14 selbstverständlich auch enthalten. Das Vorwort hat der Produzent geschrieben, dem diese Musik ein Herzensanliegen ist. Die Musiker des Diogenes Streichquartettes haben sich Zeit gelassen und über vier Jahre für die Erarbeitung der Interpretationen aufgewendet.


    Übrigens: Man nimmt an, dass das für den Cover ausgewählte Gemälde ein unlängst entdecktes Jugend-Portrait des Komponisten zeigen soll. Wenn man so will, hat Franz Schubert nicht das letzte Wort, aber in diesem Beitrag den letzten Blick.


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    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Dass ich mich in der Tiefe für Schuberts Streichquartettschaffen interessiere, ist verhältnismäßig neu. Es ist einigen Aktivitäten hier im Forum zu verdanken. "Der Tod und das Mädchen" ist allerdings ein "Bestseller", der schon lange in diversen Einspielungen in meinen Regalen steht. Im Rahmen meines neu erwachten Interesses besorgte ich mir die recht neue "Gesamteinspielung" der Quartette durch das Quatuor Modigliani. Eine recht moderne, analytische, aber trotzdem sehr packende Aufnahme von überragender akustiktechnischer Qualität



    Es enthält natürlich auch das d-Moll Quartett..... (Für Streamingfreunde: Die gibt es in 24 Bit 192 kHz, was zumindest in meinen Ohren die CD schlägt)


    Wer sich für Zusammenhänge des d-Moll Quartettes von Schubert mit dem ersten Streichquartett von Aaron Jay Kernis interessiert, der sei auf das folgende Album verwiesen


  • Ich habe mir gestern die Aufnahme mit dem Signum Quartett bestellt,


    Pentatone hat ja immer eine überragende Aufnahmequalität.


    Kalli

  • Die Partitur im Urtext des 14. Streichquartettes D 810 erhält man in einer preisgünstigen Studienpartitur des Verlages Henle.


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    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Wenn man nicht aufpasst und die falsche CD bestellt.......der Altersheimer hat wieder zugeschlagen......aber ich erfreue mich sehr daran :


    Die richtige dann heute auch noch bestellt.....


    Schönes Wochenende !


    Kalli

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  • Zum "Spätwerk" des Franz Peter Schubert (1798-1828) gehört das Streichquartett D. 810 "Der Tod und das Mädchen". Mit 24 Jahren hat er es komponiert. Ich bin jedes Mal von den Socken, höre ich die Streichquartett-Werke, die in dieser Zeit bis zu seinem allzu frühen Tod entstanden sind. Vergleicht man die Kompositionen seines Idols Ludwig van Beethoven, die jener in seinen jungen Jahren 1794 zu Papier brachte, wird einem bewusst, welchen Rang Schubert in der Musikgeschichte einnimmt.


    Das Aviv Quartett aus Israel, 1997 gegründet, veröffentlichte 2021 das 14. Streichquartett D. 810 zusammen mit dem 15. Streichquartett G-Dur D. 887 auf einer Doppel-CD beim Label Aparte.

    Es kam seit der Gründung zu einigen Wechseln. In dieser aktuellen Besetzung spielen die Musiker seit 2015. Die Wikipedia-Seite listet die Wechsel auf: https://en.wikipedia.org/wiki/Aviv_String_Quartet


    Die Homepage informiert über die Konzerttätigkeit des Ensembles.


    http://www.avivquartet.com/en/


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  • Das Werk wurde 1824 komponiert, als Schubert 27 war (er wurde nicht 1800 geboren, wobei ich diesen Fehler schon mehrfach gesehen habe, bis hin zum Tod mit 28 statt fast 32). Beethoven schrieb in diesem Alter die "Pathetique"-Sonate, die mir gar nicht mal so verschieden von dem d-moll-Quartett im Rahmen der jeweiligen Entwicklung der Komponisten scheint.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Das Artemis-Quartett hat die Trias der drei letzten Streichquartette 2011 eingespielt, während sie sich mit den beethovenschen Werken beschäftigt hatten.


    Aus der Produktinformation


    „Sie (Die Beschäftigung) gab uns neue Perspektiven für jedes andere Werk, das wir spielten", sagt der Artemis-Cellist Eckart Runge. „Wir haben erkannt, dass es in den Schubert-Quartetten einen fast beängstigenden Modernismus gibt, der sich stark vom Modernismus Beethovens unterscheidet.“

    „Es ist ein Klischee – aber wie kann ein 30-Jähriger eine solche Musik voller Todesnähe schreiben?"


    Gegenwärtig in einer Preisaktion des Werbepartners.


    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.




  • Die Gesamtaufnahme der schubertschen Streichquartette des Auryn-Quartettes, (entstanden zwischen 195-1997, herausgegeben 2009 vom Label cpo), gibt es immer noch beim Werbepartner.


    Zum Streichquartett d-Moll ist diese Pressestimme in der Produktinformation vermerkt:


    Die vier Musiker spielen im absoluten Grenzbereich: was das Tempo angeht, die Phrasierung und nicht zuletzt die Klanglichkeit. Bar jeder Sinnlichkeit ist diese Interpretation. Die Nerven liegen blank, die Melodienbögen werden in Fetzen gerissen. Die sprichwörtliche Todesangst (bei ›Der Tod und das Mädchen‹ ) treibt diese Musik zu einem letzten Aufbäumen an. So drastisch, so schonungslos und expressiv wird die literarische Vorlage von Matthias Claudius selten umgesetzt. WDR v. 12.6.97

    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Das "erotisch-schaurige" Thema "der Tod und das Mädchen" (ich finds nur schaurig) hat Die Kunstwelt seit dem 16. Jahrhundert fasziniert, sowohl in Der Malerei als auch in der bildenenden Kunst - Bis ins 20. Jahrhundert.


    Es ist vielleicht hilfreich wenn man das zugrundeliegende Schubert Lied gleichen Namens kennt, dessen Melodie im 2. Satz (aber auch in anderen Sätzen -dort indes teilweise versteckt) zitiert wird.

    Über die Herkunft des Textes haben weiter vorne im Thread schon andere geschrieben. Schubert hat um 1824 die Komposition von Streichquartetten wieder aufgenommen - mit dem Ziel - sich auf diese Weise - hin zur großen Sinfonie zu entwickeln. (brieflich belegt) Obwohl die offizielle Uraufführung est 1833 erfolgte wurde das Quartett bereit inoffiziell mit Erfolg gespielt, wie Hanslick berichtet.



    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



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  • Ich bin heute -bei oberflächlicher Recherche draufgekommen - und war überrascht - wie viele Aufnahmen des Werkes ich an sich habe, ich hatte nichjt mit so vielen gerechnet. Das liegt daran, daß ich einige Gesamtaufnahmen von Streichquartetten Schuberts besitze. Die -und das ist (m)ein Fehler in Sachen Gesamtaufnahme Boxen - nur selten geöffnet werden, weil mir die Suche zu aufwändig ist - und vor allem die Rücksortierung in die Box. Dasdurch kam für meine heutige Hörsitzung eine Aufnahme mit dem - nicht mehr existierenden "Brandis Quartett" zum Zuge. Die Aufnahme auf "BRILLANT" in Lizenz vom "NIMBUS" ist gestrichen, wurde aber vom Lizenzgeber wieder veröffentlicht und ist noch heute verfügbar. und zwar entwieder im Rahmen eines 3 CD Sets, wo auf der 3. CD noch das Quintett D 956 enthalten ist (Pos 2. für 19,99) - oder aber als einfach-CD (Pos 3 für 14,99) mit dem Quartett "Rosamunde" D804 als zweites Quartett.

    Mir fehlt - mangels durchgeführten Hörsitzungen mit Vergleichen die Hörerfahrung zu diesem Stück. Lediglich vor knap 20 Jahren - in Beitrag 2 dieses Thread schrieb ich am 16. Oktober 2004 über die "Kodaly Aufnahme von "NAXOS"

    Zitat

    Aber alles in allem scheint es eher eine nicht allzu schroffe Deutung zu sein, eher melancholisch milde als verzweifelt aufbrausend.

    Eine Überprüfung wäre anzuraten. Tatsache ist, daß diese Aufnahme , wie etliche Naxos Streichquartett aufnahmen dieser Zeit - vermutlich aus Kostengründen - in einer Kirche gemacht wurden - was etwas Hall bringt . Das muß man mögen - ich mag es nicht. Die BRANDIS-QUARTETT Aufnahme ist eher trocken - sehr natürlich und dynamisch - und hat IMO BISS, ohne die "schönen " stellen zu vernachlässigen. Die Musiker scheinen sich (bei mir) im Abhörraum zu zu befinden - und ich empfand das Ergebnis als sehr gut. 'Vergleiche werden in absehbarer Zeit folgen.


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • #14 ist mir vielleicht das liebste Streichquartett überhaupt - die melancholische Dramatik des Stückes, insbesondere des 2. Satzes raubt mir regelmäßig den Verstand. Es ist für mich ein Werk, so groß wie Bruckners 8. - nur eben im kleinen. Ach - eigentlich gilt das soeben geschriebene für Schuberts 12-14.


    Meine liebsten Aufnahmen:


    1. Vienna String Quartet


    2. Amadeus Quartet.


    3. Hagen Quartett .


    4. Alban Berg Quartett

    „Puccini ist der Verdi des kleinen Mannes, und Lehár ist dem kleinen Mann sein Puccini.“

  • 2. Amadeus Quartet.

    Es gibt eine Aufnahme mit dem Amadeus Quartett aus dem Jahre 1982. Vielleicht meinst Du die?


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    Ich sehe noch eine Aufnahme des Amadeus Quartettes aus dem Jahre 1959. Sie ist noch zu haben auf der Scheibe mit dem Forellenquintett mit Emils Gilels


  • Ich habe soeben die gezeigte Aufnahme mit dem Artemis Quartett gehört

    Ich war eigentlich erschrocken über die Radikalität der Interpretation. Hier wird Ausdruck über Musik gestellt, höchste Dynamik und Intensität.

    Das ist der "deutsche" Geschmack. Kririken zeigen immer wieder was die Deutschen (Kritiker) lieben

    Ich hab mir im Gegenzug dazu auszugsweise die Aufnahme mit dem Amadeus-Quartett angehört. Sie ist ebenfalls recht forsch (auf jedenfall forscher als ich sie in Erinnerung hatte) was natürlich auch ein Vorgabe de Werkes qan sich ist. Allerdings - man bemerkt es erst nach mehreren Minuten des Hörens, ist hier auch dem Schönen Klang Tribut gezollt worden. Der Spagat ist IMO gelungen

    Wenn die Interpreten des Artemis Quartetts schreiben, sie hätte eine unbeschreibliche Modernität entdeckt, dann würde ich das bedingt bejahen.

    Sie haben einen Aspekt des Werkes entdeckt und betonen ihn. Und das hört man. Ich sage das wertfrei, denn es wird sicher einem Menge Leute zum Jubeln bringen. Wie immer man zur Aufnahme steht: Beeindruckend ist sie in jedem Fall.


    Das Artemis Quartett ist inzwischen offenbar Geschichte. Es war von einer Pause auf unbestimmte Zeit die Rede, aber das war 2021.

    In Wahrheit war zu diesem Zeitpunkt das Quartett bereits tot, weil KEIN EINZIGES Gründungsmitglied mehr dabei war.

    Es war ferner angekündigt MIT NEUER BESETZUNG weiterzumachen. Da fragt man sich ob es nicht ehrlicher wäre der neuen Besetzung auch einen

    neuen Namen zu geben. Quartett-Ensembeles haben einen ganz bestimmten Klang, vielleicht mögen sie EINEN Mitspieler auswechseln ohne dass der Unterschied hörbar wird. aber wenn ALLE weg sind, dann ist das schon arg. Das hat nichts mit der Qualität des Spiels zu tun, sondern mit den Temperamenten der Spieler.


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Ich war eigentlich erschrocken über die Radikalität der Interpretation. Hier wird Ausdruck über Musik gestellt, höchste Dynamik und Intensität.

    ...

    Ich hab mir im Gegenzug dazu auszugsweise die Aufnahme mit dem Amadeus-Quartett angehört. Sie ist ebenfalls recht forsch (auf jedenfall forscher als ich sie in Erinnerung hatte) was natürlich auch ein Vorgabe de Werkes qan sich ist. Allerdings - man bemerkt es erst nach mehreren Minuten des Hörens, ist hier auch dem Schönen Klang Tribut gezollt worden. Der Spagat ist IMO gelungen

    Wenn die Interpreten des Artemis Quartetts schreiben, sie hätte eine unbeschreibliche Modernität entdeckt, dann würde ich das bedingt bejahen.

    Sie haben einen Aspekt des Werkes entdeckt und betonen ihn. Und das hört man. Ich sage das wertfrei, denn es wird sicher einem Menge Leute zum Jubeln bringen. Wie immer man zur Aufnahme steht: Beeindruckend ist sie in jedem Fall.


    Die interessante Frage ist doch, ob moderne Quartette wie das ARTEMIS Quartet da etwas spielen, was nicht in den Noten steht, oder ob sie es unverhältnismäßig gewichten. Dein Bezug ist das Amadeus-Quartet. Ich konnte mit deren spröden und wenig beweglichen Klang nie etwas anfangen. Dabei bin auch eher über ältere Formationen sozialisiert worden, aber bei mir waren es das Juilliard- oder das spielfreudige Guarneri-Quartet, die beiden im Ton viel geschmeidiger und - vor allem die Juilliards - auch leuchtender sind.


    Und wenn man diese Aufnahmen nun vergleicht, dann wird man meines Erachtens feststellen, dass das Artemis-Quartet so radikal gar nicht ist, wie von Dir dargestellt. Eine gute Gelegenheiten zu vergleichen sind die wunderbaren Aufnahmen der Guarneris, die gerade wiederveröffntlicht worden sind. Den Schubert müsste ich mir daraufhin einmal anhören. Aber ich habe die Juilliards und Guarneris deutlich klangschöner in Erinnerung als das Amadeus-Quartet! Übrigens ist schon die Aufnahme des hier bereits erwähnten Busch-Quartets maximal ausdrucksstark, das kann man also den modernen Formationen kaum vorhalten.


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  • Lieber Christian

    VIELN Dank für deine anregende Antwort.

    Mein Vorliebe für das Amadeus Quartett ist zuzusagen auf Prägung zurückzuführen, meine Lehrzeit als Buch- und Musikalienhändler verbrachte ich bei Donauland (damals noch bertelsmannfrei und rein österreichisch) und ich war (auf eignen Wunsch) immer in der Schallplattenabteilung tätig. Dort war es möglich den ganzen Tag über Musik nach eigener Wahl zu spielen - niemand redete mir was drein. Allerdings war unser angebor damals zu 90% auf Lizenzausgaben der Deutschen Grammophon bescgränkt. Und so hörte ich damals fast ausschliesslich das Amadeus Quartett. Auch meine private LP-Sammlung begann so - Zum einen waren die Platten bei Donauland - da Club - sowieso billiger - zum anderen bekam ich Personalrabatt. "Meine" "Interpreten" waren also auf DGG beschränkt. Später, als ich im freien Handel kaufte wirkte das einerseits noch nach - andrerseits mied ich amerikanische Plattenfirmungen, wegen derer "Pressqualität". Die waren da nicht heikel - ich aber schon. Das Knistern durch Staubeinschlüsse, das Rauschen der amerikanischen AMPEX Bänder machte mich wahnsinnig.....

    Ich werde mir aber (in meiner Sammlung steht viel herum) aber einige Vergleichsaufnahmen anhören.

    Das Amadeus Quartett hab ich übrigens nie als spröde empfunden, eher sehr analytisch und wenig räumlich im Klang ....

    Ist aber eher ein Problem der DGG Aufnahmetechnik dieser Tage und wirde beim Transfer auf CD etwas abgemildert...


    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Ich habe über das Amadeus Quartet die Haydn-Quartette kennengelernt und das hat mich dann lange davon abgehalten, mich weiter damit zu beschäftigen. Spröde ist vielleicht nicht das treffende Wort, aber ihnen geht meines Erachtens eine Klangsinnlichkeit ab, die für mich bei einem Quartet wichtig ist. Übrigens gibt es auch von den Alban Bergs eine irre expressive Live-Aufnahme von D. 810. Die haben ja einen starken Bezug zu Wien gehabt, vielleicht erleichtert Dir das den Zugang? Jedenfalls spielt nicht erst das Artemis Quartet so extrem.


    Ich finde übrigens auch, dass ein Gleichgewicht bei diesen Werken unabdingbar ist, deshalb gefallen mir hier die genannten amerikanischen Ensembles so gut. Sie sind sinnlicher und schöner im Klang, aber natürlich auch anaylatisch voll auf der Höhe.


    Viele Grüße nach Wien!


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  • An Aufnahmen des 14. Streichquartettes Der Tod und das Mädchen Op. posthum D. 810 herrscht kein Mangel.

    Das Publikum liebt es, die Interpreten ebenso.

    Eine Übersättigung des Marktes wird von den Marketingverantwortlichen nicht gefürchtet.

    Die Kopplung mit einer anderen aus der Streichquartett-Literatur ist ein Unterscheidungsmerkmal, das den Käufer zum Erwerb überzeugen soll.


    Beim Label Berlin Classics erschien die Interpretation des Goldmund-Quartetts.


    plus: Lied-Transkriptionen für Streichquartett: Erkönig D. 328; Der Tod und das Mädchen D. 531; Frühlingstraum D. 911 Nr. 11; Ständchen D. 957 Nr. 4; Ave Maria D. 839 Nr. 6




    Das aus Belgien stammende Taurus Quartett hat beim Label etcetera veröffentlicht.


    plus: Leos Janacek: Streichquartett Nr. 1 "Kreutzer-Sonate"




    Die Fassung von Gustav Mahler für Streichorchester hat das Label Naxos mit den Interpreten LGT Young Soloists und Alexander Gilman veröffentlicht.


    plus: Airat Ichmouratov: Concerto grosso Nr. 3 op. 68 "Liechtenstein"




    Das Label CAvi hat das Potential des Asasello Quartetts für eine Einspielung genutzt.


    plus: Alfred Schnittke: Streichquartett Nr. 3 (Live-Aufnahme)




    Das Label Onyx hat auf das Quartett Ehnes gesetzt.


    plus: Jean Sibelius: Streichquartett d-moll op. 56 "Intimate Voices"




    Noch eine weitere Perle hat das Label Cypres auf die Kette der Aufnahmen des 14. Streichquartettes hinzugefügt.

    Albane Carrière (Mezzo-Sopran), Quatuor Alfama


    plus: Bearbeitungen mit Singstimme Schubert / Fafchamps: Erster Verlust; Dass sie hier gewesen; Gretchen am Spinnrade; Du bist die Ruh; Abendstern; Nur wer die Sehnsucht kennt; Wandrers Nachtlied




    Das Sacconi Quartetto hat ihren Beitrag beim Label Orchid eingespielt.


    plus: Ludwig van Beethoven: Streichquartett Nr. 14 cis-moll op. 131




    Sind die Interpreten der bisher genannten CDs jung und am Anfang ihrer Karriere fanden sich die Mitglieder des russischen Kopelman Quartetts nach 25 Jahren Dienst als Kammermusiker zusammen. Die Aufnahme erschien 1996 beim Label Nimbus und wurde 2017 wiederveröffentlicht.


    plus: Peter Tschaikowsky: Streichquartett Nr. 3




    Das Novus Quartett überzeugte das Label Aparte eine weitere Aufnahme zu veröffentlichen.


    plus: Alban Berg: Lyrische Suite




    Das Sarastro Quartett hat eine interessante Kopplung beim Label Gallo herausgegeben.


    plus:

    Franz Schubert: Quartettsatz D. 703

    Alfred Felder: Streichquartett "Fremd bin ich eingezogen" (Variationen über das Lied Gute Nacht aus der Winterreise von Franz Schubert)


    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Ich habe jetzt seit langem mal wieder in die von Alfred als zu extrem und wenig wienerisch eingestufte Artemis-Aufnahme reingehört. Zunächst fällt auf, dass sie für den ersten Satz 15 Minuten brauchen, andere Quartette hingegen zumeist um die 11 Minuten. Allerdings spielen sie die vorgeschriebene WH der Exposition (die Guarneris lassen sie bspw. weg). Der Klang ist ungemein gut abgebildet, besser kann man das nicht aufnehmen, finde ich. Das Spiel betont gleich zu Beginn die Dissonanzen, ist aber durchaus klangschön, sonor und kraftvoll - und von einer schier unglaublichen Dynamik! Ich bewundere auch sehr die präzise Gestaltung der Themen, da ist alles ausgeleuchtet. Ein Stück, das den Tod im Titel hat, muss abgründig sein, das ist ihm eingeschrieben. Auch beim Amadeus Q. ist alles da, aber ich finde die Themen von ihrem Charakter nicht so prägnant erfasst. Und klanglich sind es doch Welten.

  • Im November des letzten Jahres erschien noch eine Neueinspielung mit dem Kuss-Quartett, zu meiner Überraschung beim Werbepartner erhältlich


    Das Kuss Quartett kombiniert das Werk mit zwei zeitgenössischen Werken, wovon im ersten noch eine Blockflöte zum Erklingen kommt. Wie kaum anders zu erwarten, wird auch hier sehr dynamisch gespielt. Der Klang ist etwas dünner als normalerweise gewohnt. Das ist mir schon bei den Beethoven-Einspielungen des Ensembles aufgefallen (auf den Stradivaris). Trotzdem kaum vergleichbar mit den Artemisen ...

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  • Ich habe soeben die gezeigte Aufnahme mit dem Artemis Quartett gehört

    Ich war eigentlich erschrocken über die Radikalität der Interpretation.


    Es ist ja auch ein radikales Stück. ;)


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler